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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 40

1900 - Leipzig : Spamer
40 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken. feiten der Mongolen, Tataren und Türken wurden die Russen schließlich vom Seehandel ganz abgeschnitten und verschwanden für uns überhaupt, da seit dem Falle Konstantinopels (1453) der gesamte pontische Handel erstorben war, besonders seit die Osmanen ihre Herrschaft am Schwarzen Meere immer weiter ausbreiteten. Es bedurfte neuer Anregungen, um Rußland mit Europa wieder in regelmäßige Verbindung zu bringen, und diese kamen aus einer Gegend, von der man sie am wenigsten vermutet hatte — aus dem äußersten Norden. Den Anstoß dazu, daß Rußland wieder aufs neue und zwar auf einem neuen Wege mit dem Westen Europas in Handelsverbindungen trat, gab ein deutscher Edelmann, Sigismund von Herberstein aus Wippach in Kärnten. Schon zu Ausgange des 15. Jahrhunderts hatten die deut- schen Kaiser Friedrich Iii. und Maximilian I. das Bedürfnis gefühlt, mit dem russischen Reiche, welches seit 1430 unter Iwan von der Oberherr- schast der Mongolen frei geworden war, in Verbindung zu treten. Sie hatten Gesandte an diesen Fürsten geschickt; auch der Erzherzog Sigismund sandte einen Tiroler, Michael Saups, 1492 nach Moskau, der über das russische Reich und die Länder bis zum Ob Erkundigungen einziehen sollte. Doch größere Bedeutung erlangten die Reisen des obengenannten Herber- stein. Zweimal verweilte er als kaiserlicher Gesandter, 1517 sowie 1526, am Hofe der moskowitifchen Großfürsten, wo er weitreichende Erkundigun- gen über Land und Leute des bis dahin noch wenig gekannten Rußlands einzog. Die Frucht seiner Studien war die erste neuere Karte des großen Reiches, auf der auch Teile Westasiens erscheinen und der Fluß Ob in dem See Kitais, welchen Herberstein seinem Namen nach als in China gelegen vermutet, entspringt. Deshalb versetzt er auch die chinesische Hauptstadt Peking oder Kumbalig ganz in dessen Nähe. Auf dieser Karte erscheint auch bereits das Weiße Meer als ein Arm des Nördlichen Eismeeres. Die Russen selbst wußten damals noch wenig vom Norden ihres Reiches, denn die Stadt Cholmogory an der Dwina war der nördlichste Ort, wo- hin sie des Pelzhandels wegen kamen. Doch erstreckten sich ihre Reisen schon bis zum Ob, sie zogen die Petschora aufwärts, überschritten die ura- tischen Höhen und stiegen ins Thal der Soswa, die in den Ob mündet, herab. Bis hierher hatten daher die russischen Großfürsten von Moskau aus gelegentlich ihre Herrschaft ausgedehnt. Damals waren die Versuche, eine nordwestliche Durchfahrt nach Indien zu sinden, gescheitert, und Herbersteins Karte, die im Oblause den direkten Weg nach Katai, d. h. China, zeigte, gab nun die Richtung an, aus welcher man vorgehen müffe. Also in nordöstlicher Richtung, längs der Küste Lapplands, wollte man vordringen, und das Volk, welches hier zuerst bahn- brechend auftrat, war das britische. England suchte neue Absatzwege für seine Erzeugnisse, die damals — in der Mitte des 16. Jahrhunderts — nur zu sehr gedrückten Preisen auf den europäischen Märkten anzubringen

2. Das Deutsche Reich - S. 228

1900 - Leipzig : Spamer
228 Erstes Kapitel. strömenden Angerapp und der Inst er; ist auf seinem ganzen Laufe schiffbar, nimmt links die Alle auf, entsendet zum Kurischen Haff die Deime und mündet 8 km unterhalb Königsberg in das Frische Haff. Zur Weichsel gehört der Abfluß des Roschesees, welcher in den Narew mündet, ferner die Drcwenz, welche in Ostpreußen aus dem gleichnamigen See entspringt. — Die Sorge mündet in den Dransenfee, welcher wiederum durch den Elbingfluß in das Frische Haff mündet. — Von den Seen gehören die meisten dem Regierungsbezirke Gumbinnen an, namentlich auch der Spirdiug- und Mauer- see. Mit beiden ist durch Wasserläufe der Löweutinfee verbunden. An Kanälen sind zu nennen: der große Friedrichsgraben, der Secken- burger Kanal, der König-Wilhelms-Kanal und das Oberländische Kanal- system. — Die besuchtesten Seebadeorte liegen auf der samländifchen Küste (Cranz, Neukuhren u. s. w.)> Die Ertragsfähigkeit des Bodens der Provinz ist sehr verschieden. Es ist ganz unfruchtbarer Dünensand und ebenso trauriger Moorboden vor- Händen, doch sindet sich in weiter Erstreckung auch fruchtbarer Thon-, Lehm- und mit Gips- und Kalkmergel gemischter Boden. Unfruchtbarer Dünensand ist nicht nur auf den beiden Nehrungen und an der Küste, sondern auch in den Kreisen Neidenburg, Ortelsburg und Johannisburg vor- Händen. Die größten Moorflächen enthalten das Labianer Moos (südöstlich vom Kurischen Haff) und das Plinismoos (im Kreise Pillkallen). Die größte Fruchtbar- keit zeigen hingegen die wiesenreichen Niederungen zu beiden Seiten der Memel, das Memeldelta und die Pregelniederuug. Namentlich die zuerst erwähnten Distrikte sind ausgezeichnet; man hat dieselben nicht nur durch starke Deiche gegen Überfchwem- mnngen geschützt, sondern auch durch zahlreiche Gräben ihre Entwässerung bewirkt. — Es finden sich in der Provinz (1883) Ackerland 51,4 Proz. (im Bezirke Gumbinnen 46,7 Proz.); Gartenland 0,4, Wiesen 12,7 (am meisten in Gumbinnen, 16,4 Proz'», Weiden 10,8, Holzungen 17,9 (am. meisten in Königsberg), Wasserstücke 3,4 (am meisten in Gumbinnen, 4,g Proz.), Ödland (Kalk-, Sand-, Lehmgruben, Sümpfe :e.) 0,2, Unland (ertraglose Grundstücke) 0,g (am meisten in Königsberg, nämlich 1,2 Proz.), Wege, Hof- und Baustellen 3,2 Proz. Nutzbare Mineralien sind wenig vorhanden. Am meisten finden sich Raseneisenstein, Torf und Bernstein. Braunkohlen sind gleichfalls, aber in geringer Menge, an der Ostseeküste auf- gefunden worden. Die erwähnten ausgedehnten Moorflächen liefern reichlichen Torf. Der aus fossilem Baumharze bestehende Bernstein wird entweder vom Meere an die Küste geschleudert oder durch Ausbaggerung, auch wohl durch Ausgrabungen in einer tertiären Schicht bläulichen Thons an der samländifchen Küste gewonnen. Das Klima der Provinz ist außerordeutlich rauh; lang und kalt ist der Winter, kurz der Sommer. Die Nachtfröste beginnen meist schon im Oktober und währen bis Ende Mai. Im November beginnen die Schneefälle; der Winter wechselt plötzlich zwischen strenger Kälte und Tauwetter; das Frühjahr ist kurz, kühl und feucht; der Sommer hat, besonders an der Küste, häufige Regentage und Nebel. Der Unterschied zwischen der größten Wärme und Kälte beträgt 25—30 °; die Durchschnittstemperatur in Königsberg 6—7°, in Arys unter 6° (1; die jährliche Regenmenge in Tilsit etwa 700, in Königsberg über 600, in Arys unter 600 mm. Die Vegetationszeit be- schränkt sich auf höchstens fünf Monate. Der Sprache nach ist die Mehrzahl der Bevölkerung deutsch, außerdeni sind Polen, Litauer und Kuren vorhanden. Deutsche gibt es 73,48 Proz. (wovon die Mebrzahl, 79,18 Proz., in Königs- berg). Polen 18,gc, Proz. (wovon die meisten, 21.,g Proz., in Gumbinnen), Litauer 8„, Proz. (wovon die meisten, 13,^ Proz., in Gumbinnen), Kuren nur 0,02 Proz. (besonders in Königsberg). Das deutsche Sprachgebiet liegt im Norden einer von Osterode über Lötzen nach der russischen Grenze gezogenen Linie, im Süden derselben

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 26

1884 - Leipzig : Spamer
26 Aus Schlesiens Vergangenheit. ^Utf"d)k|tfd)e Münzen. Wenn wir die Geschichte eines Landes und das Leben der Einwohner desselben kennen lernen wollen, so müssen wir uns auch mit den Münzen bekannt machen, die in dem Lande Geltung haben. Kennen wir die Münzen nicht, so werden wir uns oft über die in den Urkunden und Geschichtswerten erzählten Ereignisse falsche Vorstellungen machen. Wenn wir z. B. hören, daß Heinrich I. um das Jahr 1230 für ein Streitroß 23 Mark bezahlte und bei dieser Summe an die heute geltende deutsche Reichsmark denken, so irren wir uns; denn die Mark, die damals im Gebrauch war, galt ungefähr 38v2 jetzige Mark, so daß das Roß etwa 940 deutsche Reichsmark kostete. So interessant und wichtig die Kunde des Münzwesens älterer Zeit für alle Länder ist, so schwierig und mühselig ist das Studium der Münzen oft. Auch für Schlesien sind durchweg sichere Resultate trotz der größeren Bemühungen von ausgezeichneten Gelehrten noch nicht gewonnen. Viel hat sich der Professor der Geschichte an der Universität Breslau und Archivrat G. A. Stenzel mit dem schleichen Münzwesen in seiner Geschichte Schlesiens beschäftigt; nach ihm hat Dr. Tagmann unter Benutzung verschiedener wichtiger Urkunden Untersuchungen über denselben Gegenstand gemacht und ihn weiter gefördert. Uusre urkundlichen Nachrichten über die Gewinnung edler Metalle in Schlesien reichen nur bis in den Anfang des 13. Jahrhunderts zurück; denn erst im Jahre 1227 werden urkundlich die Goldgruben in Schlesien erwähnt. Daß aber damals das schlesische Bergwerksrecht bereits sich in gewissem Grade ausgebildet hatte, geht aus der Gründnngsnrkunde der Stadt Kulm hervor, in welcher im Jahre 1232 auf Kulm das Goldrecht, wie es in dem Lande des Herzogs von Schlesien war, übertragen wurde; denn der Entdecker des Goldes und der, auf dessen Grund und Boden es gefunden wurde, sollte dasselbe Recht wie dort haben. Auf Gewinnung des Goldes durch Waschen, was die Schlesier Seifen nannten, weisen verschiedene Ortsnamen mit der Endung „seifen" hin. Auch Münzen werden beim Beginn des 13. Jahrhunderts genannt, wie im Jahre 1203 bei der Gründung des Klosters Trebnitz; im Jahre 1204 wird die Münze in Breslau, 1222 die in Ujest erwähnt. Da Schlesien vor dem Jahre 1163 ein Teil Polens war, so gilt von Schlesien für die Zeit bis zu diesem Jahre alles, was aus Polen hierüber be- kannt ist. Die Polen hatten damals schon geprägte Münzen; denn im Jahre 1159 werden als Brückenzoll duo denarii poloniensis monetae genannt; und der Bischof Otto von Bamberg erhielt 1125 für seine Reise nach Pommern, wohin er sich zur Bekehrung der Heiden begab, von Herzog Boleslaw Hi. in Gnesen einheimisches Geld (monetam illius terrae). Bereits im Jahre 1054 wurden vom Herzog Kasimir von Polen dem Herzog Brzetislaw von Böhmen, wenn er ihm Breslau und einige andre Städte wieder herausgebe, als Tribut jährlich 30 Mark Gold und 500 Mark Silber bewilligt. Sogar schon im Jahre 1013 hatte Polen und mit ihm Schlesien jährlich an den päpstlichen Stuhl den Peterspfennig zu zahlen ver- sprochen, d. h. von jedem lebenden Haupte einen Pfennig nach Rom abzn- liefern (pro qnolibet humano capite unxim denarium currentis et usualis monetae illius patriae, berichtet Dithmar von Merseburg). Boleslaw von Polen beklagt sich dann brieflich bei dem Papste, daß es ihm wegen der

4. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 67

1858 - Leipzig : Spamer
Geschichte des Weinbaus. Weinlese. 67 eines lateinischen 8 hat, an das man die aus kleinen Blättern und einem großen Wickelblait bestehende Spitze der Rolle hängt, während der Arbeiter beim Um- drehen des Haspels den Wickel mit einem Handeisen glättet. Ungarn erzeugt gegen 400,000 Centner Tabak, von dem die Regierung 120,000 Centner für ihre Rechnung ankauft. Im Torontaler Comitate find 41 Pußten mit Tabak bebaut, im Szabolcser bauen 3o Ortschaften nur Tabak, und in 14 anderen Comitaten wird viel Tabak producirt. Die besten Rauch- sorten sind Lettinger, Verpeleier, Dvbrver, Ribaer, Palanker, Veger, Nagyfalver, Csetneker und Kospalinger, die besten Schnupftabake bringt Tolna, Fünfkirchen, Arad, Szegcdin unddöbrököz. Der ungarische Tabak ist wohlriechend und hat eine schöne Farbe, bleibt daher gewöhnlich auch ohne weitere Zubereitung. Den ame- rikanischen Tabak, welchen Joseph Ii. anpstanzen ließ, nennt man noch Kaiser- tabak. Die Hauptmarktplätzc des Tabaks sind Preßburg und Pest und die Haupt- fabriken in Debreezin, Fünfkirchen, Kaschau, Oedenburg, Szegedin, Ofen, Pest und Preßburg. Ein ganz anderes Bild des ungarischen Lebens bieten uns die zahlreichen Weinberge, die aus den 1% Millionen Joch Landes, die sie einnehmen, an 30 Millionen Eimer Wein liefern, der aber wie der Tabak noch mancher Ver- besserung durch sorgfältigere Behandlung fähig ist. Bekanntlich sind die Römer die Förderer des Weinbaues in Europa ge- wesen, und die Kreuzzüge trugen später zu seiner weitern Verbreitung bei. Frankreich ward dadurch das Hauptweinland nördlich der Alpen, von wo aus Karl der Große und die Hohenstaufen den Weinbau weiter nach Osten hin ver- breiteten; aber schon im 10. Jahrhundert verpflanzte man nach dem Elsaß unga- rische Weinreben. Denn in Ungarn ist der Weinbau uralt, obschon Bela lv. 1241 aus Italien und Morea, und Ludwig aus Italien Weinreben kommen ließen, der Tokaier Ausbruch erst seit 1650 berühmt ist, und der Tokaier Wein selbst gegen Ende des 15. Jahrhunderts zuerst genannt wird. Die Weinlese ist in Ungarn ein Nationalfest, denn nur in 6 Gespan- schasten ist kein Weinberg zu finden, in den übrigen dagegen hat jeder Bauer und Bürger seinen Weinberg oder wenigstens sein Weingärtchen. Ist die länd- liche Arbeit vollendet, so ziehen Bauer und Städter mit Weib und Kind hinaus auf den Weinberg, um etliche Wochen im Häuschen dort zu wohnen, bis alle Trauben abgelesen sind. Da jauchzt es vor Lust und Freude, da knallen Böller, Flinten und Pistolen, da ziehen heitere Gesellschaften unter Zigeunermusik mit dem Erntekränze heim, und selbst der Bettler erhält seinen Antheil an der Segensgabe der Weinhügel. Da rühmt der Ungar seinen Tokaier, der Deutsche seinen Rüster, der Walache seinen Menescher. Ein Beigeschmack von Zimmet macht den feurigen dunkelrothen Menescher kenntlich, der an Ausbruch 2500 Ei- mer liefert, das würzige Feuer und die balsamische Heilkraft den klaren gelb- grünen Tokaier, den in der Hegyallja auf 5 Quadratmeilen 21 Ortschaften pfle- gen, welche nahe an 1 Million Eimer gewinnen; da liefert das pester Comitat mit seinem rothen Ofener, dem weißen Steinbrucher u. a. 1% Million Eimer, das 5 *

5. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 72

1858 - Leipzig : Spamer
72 Steinkohlenlager. 50 Millionen Centner. Auch im neogroder Comitat, in Syrmien und unter den Ausläufern des Fruschka Gora stehen reiche Braunkohlengruben. Weniger bekannt als sein Tabak und Wein, sind Ungarns Steinkohlen, wie denn überhaupt Ungarn vor einem Jahrtausend bergmännisch viel mehr ausgebeutet zu sein scheint, da man in den alten Goldgruben von Gyvgy und Vöröspatak römische Wachstafeln fand, und eifrig betriebener Steinbrüche in Legenden aus der römischen Kaiserzeit gedacht wird. Von den Steinkohlen und ihrer Anwendung hatten die Römer freilich keine Ahnung; erst in neuester Zeit haben Untersuchungen ergeben, daß sich längs der Karpaten Steinkohlenftötze finden, die indessen nur von geringer Mächtigkeit zu sein scheinen. Solche Flötze stehen an der Tatra entlang bei Kaproneza, Sevar, Felsöbanya, bei Iglo und' Porratsch in der Zips. Auch entdeckte man im Banate und zwar im südöstlichen Kraschoer Comitat bei Orawitza ein Flötz von 6 Meilen Länge. Am mächtigsten tritt es bei Bortut auf. Indessen liefert Gerlics die beste Kohle. Zwischen Donau und Drave ziehen sich die Baranyaer Kohsenfelder 6—8 Meilen weit hin und gehen im Tolnaer Comitate in Braunkohle über. Die malerischen Hügel Mctschek bei Fünfkirchen tragen in ihren Ausläufern schönen weißen Wein, bergen aber in ihrem Schooße zugleich Steinkohlen, und bei Siklos findet man im harsanyer Berge vorsündstuthliche Vögel. Auch bei Ofen benutzt man zu Vörösvar eine Steinkohlengrube, wie denn in jenen Gegenden oft unter Sandstein oder zwischen Schichten von Grünstein und Schiefer Steinkohlen stehen. Welchen Einfluß diese Steinkohlenlager dereinst auf Ungarns industrielle Entwickelung haben werden, läßt sich wol ahnen, aber nicht voraussagen. Tokai. 4

6. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 62

1858 - Leipzig : Spamer
62 Land und Leute. Bodengestalt und die historischen Erinnerungen, denn bis zur Raab drang Karl der Große, die Mähren und in neuester Zeit die Franzosen vor. Das Land zwi- schen Oedenburg und Raab ist ganz eben und hat im Nordwesten das Rosalien-, Leithagebirge und die Preßburger Karpathenausläufer, im Südwcstcn die Bor- höhen der steirischen Alpen, im Südosten den Bakonyer Wald, und im Nordosten die Neutraer Bergzüge zur Grenze. Aecker und Weiden sind bedeckt mit Halmen und Herden, und der Getreide - und Viehhandel hat in Wieselburg und Oeden- burg seine großen Stapelplätze. Die Strecke zwischen Preßburg und Wieselburg heißt der Haidboden, die zwischen der kleinen und großen Raab die Raabau, zwischen ihr und dem Haidboden breitet sich der Hansag aus. Die Sommer pfle- gen so heiß zu sein, daß der Bauer sein Bett unter dem Vorsprung des Daches im Freien aufschlägt, und es gegen die Golfen durch ein dichtes Netz schützt, wel- ches an langen Fäden vom Balken herabhängt, wie er sich gegen die Ein- brüche des Wolfes auch durch gewaltige Dornbündel wahrt, die er als Wand um sein Gehöft aufthürmt. Zwischen den beliebten Lettinger Tabak pflanzt er Kar- toffeln, arbeitet fleißig, liebt aber auch bunten Sonntagsstaat: einen dicken Blu- menstrauß oder ein Bündel wollener und schwarzer Pfauenfedern auf dem Hute, einen bunten Brustlatz mit kleinen bunten Rosetten geschmückt und seine Frau putzt sich mit Bändern, Schleifen und Spitzen, die Hirten haben weiße Mäntel mit eingenähten rothen Blumen, drehen ihr schwarzes Haar in zwei dicke Zöpfe und lassen sic vor dem Ohre herabhängen. Zn der Kirche sitzen die Mädchen vorn, hinter ihnen die Frauen mit weißen Kopftüchern, und ganz hinten -knien die Männer, oder sitzen auf untergeschlagenen Beinen. Doch wir haben noch Vieles von Ungarn zu erzählen, besteigen daher den leichten Wagen und fahren über Pest wieder durch die Pußten, um die Weingegenden kennen zu lernen. Von Csarda zu Csarda setzen wir unsern Weg fort und sehen uns bald im rechten Tabaks - und Weinlande. Eine Csarda.

7. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 43

1858 - Leipzig : Spamer
Gewächsreichthum der Batschka. 43 nach der Donau hinüber, indem er die Teletskaner Platte zur rechten Hand behält. Der Begakanal im östlichen Theile des Banats dagegen ist eine 16 Mei- len lange Verbesserung des Begaflusses, dessen morastige Ufer der Schifffahrt hinderlich sein würden. In grader Linie führt er die Getreidekähne von Facset und Temesvar bis Becskerek, wie denn auch der Temeskanal die Temes verkürzt und der Berzavaer Kanal die Temes mit ihrem Zuflüsse, der Berzava, verbindet. Man geht damit um, baldigst im Banat Eisenbahnen anzulegen, den Laus der Theiß zu regeln und so unendlich viel fruchtbares Land für den Ackerbau zu gewinnen ; so sieht es einer großen Zukunft entge- gen. Leiten diese glücklichen Verhält- nisse Kolonien fleißiger Anbauer ins Land, wie dies bereits im vorigen Jahrhundert wiederholt geschehen ist, so wird die Wohlhabenheit des Lan- des noch mehr zunehmen, und das Banat die Kornkammer Europa's werden. Die Niederungen der Batschka, vor Zeiten der Tummelplatz blutiger Schlachten altrömischer und türki- scher Heere, umschließen mit ihrer getreidetragenden Stromebene ein nie- driges , wenig fruchtbares Plateau, auf welchem Roßheerden und Rinder weiden, und das man unter dem Namen Batschka nicht mit zu begrei- fen pflegt. Dagegen darf man die Niederungen, welche Theiß und Do- nau mit ihrem fetten Schlamme dün- gen, das Nilland der Monarchie nennen. Da wogen unabsehbar die hochhalmigen Weizenfelder in grü- nen oder gelbbraunen Wellen, da duftet es aromatisch von dem reifen- den Roggen, da ziehen sich Hanfäcker als dunkelgrüne Streifen zwischen Weinbergen und Obsthainen hin, blöken Schaf- herden drüben auf dem Anger, kriechen Kürbißranken mit gewaltigen Früchten beladen am Boden hin, und schaut des Maulbeerbaumes weiße Frucht verstohlen aus der Schattennacht der Blätter hervor. Behaglich breiten sich zwischen Wiesen und Gärten die reichen Dörfer der deutschen Bauern aus, welche mit Fleiß und Sorgfalt den fruchtbaren Boden benutzen und durch das ganze Kaiserthum wegen ihrer Wohlhabenheit, ihrer Treue, wie ihres Fleißes rühmlichst bekannt sind. Freundlich schimmern zwischen dem Grün der Pflaumen - und Apfelbäume die Serbische Posten.

8. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 41

1858 - Leipzig : Spamer
Schiffszieher-an der Donau. Bilder aus der serbischen Woiwodina und dem Temeser Banat. i. aul den gesegnetsten Ländern Europa's gehört das Banat. Hier ist üppige ^„^.Fruchtbarkeit gepaart mit überraschender Schönheit. Unabsehbare Hei- den wechseln mit üppigen Getreidefeldern, schilfige Moräste mit prachtvollen Laubwäldern, romantische Gebirgsthäler mit weiten Ebenen, und zu dieser Mannigfaltigkeit der Landschaften gesellen sich ver bunte Schmuck der verschie- denen Trachten und der abweichenden Physiognomien der Landesbewohner. Hier hausen blauäugige, gelbhaarige Deutsche in stattlichen Dörfern, im nächsten Ort liegen Walachen in langen Hemden und weiten Beinkleidern müßig vor den Thüren der Holzhäuser, wogegen draußen vor den weißen Wohnungen des näch- sten Dorfes stämmige Serben arbeiten, Bulgaren auf den Aeckern pflügen, oder schlanke Magyaren in sausendem Galopp auf klapperndem Wagen hinaus nach der Pußte jagen. Damit das Land aber neben dem Reichthum an irdischen Schätzen auch unter weisen Herrschern der höheren Güter nicht entbehre, gewann der Türken - und Franzosenbesteger Prinz Eugen bei Zenta einen seiner schösten Triumphe.

9. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 71

1858 - Leipzig : Spamer
Braun - und Steinkohlen. 71 bruch, so genannt nach dem Dorfe Menesch im Arader Comitat, wird wie der Tokaier behandelt, sieht dunkelroth aus und schmeckt nach Zimmet und Nelken. Den besten Tischwcin liefert das Dorf Neßmyhl in der komorner Gespanschaft, der aber 3 — 4 Jahre alt sein muß, und die besten ofener Rothweine wachsen von Poos Megyar bis Alt Teteny, bei Pest der treffliche weiße Steinbrecher. Die szekszarder Weine im tolnaer Comitat schmecken etwas nach Honig, der Vil- lanyer nach Erdbeeren; Erlau liefert sehr gute Tischweine, Neustadt! 2000 Eimer Burgunder, und die Rüster Weinlese fällt gar erst in den December, weshalb die Winzer an heißen Steinen sich von Zeit zu Zeit die Finger wärmen müssen. Der schöne Wein macht die Landesbewohner heiter, feurig und muthig, er- frischt die Herzen, und verleiht ihnen das Gefühl innern Wohlbehagens. Dem Kaufmann aber giebt er mancherlei Anlaß zur Thätigkeit, die, wenn sie von Glück begleitet ist, dem Lande Segen bringen wird, denn bereits haben die feuri- gen Ungarweine den Weg nach England und Amerika gefunden. Außer diesen kostbaren Erzeugnissen der Erdoberfläche enthalten die Gebirge nicht nur Steinsalz, Edelsteine und kostbare Metalle, wie wir dies später mittheilen werden, sondern auch große Steinkohlen- und Braunkohlenlager, welche für die Industrie Ungarns von unberechenbarem Einflüsse sein werden, weshalb wir ihrer hier besonders gedenken. Weil Ungarn, wie bereits bemerkt wurde, vor uralten Zeiten jedenfalls ein Seebecken gewesen ist, so liegt die Vermuthung nahe, daß sich in demselben viele Pflanzenreste ansammelten, welche nach und nach von den erdigen Niederschlägen bedeckt und durch den bekannten Proceß der Erhitzung in Kohlenlager verwandelt wurden. Erst in neuerer Zeit, in welcher unternehmende Gesellschaften die unter- irdischen Schätze, welche Ungarn an Brennstoffen besitzt, auszuschließen begonnen haben, und die Regierung solche Bestrebungen eifrig fördert, sind eine große Anzahl von Steinkohlen- und Braunkohlenlagern entdeckt worden. Zwar ist nur der kleinste Theil derselben in Betrieb genommen, und eine genauere Kenntniß von der Güte und den Lagerungsverhältnissen der Flötze noch nicht überall erlangt, aber der Anfang ist gemacht, und die Zukunft mag das Begonnene fortführen. Braunkohlenlager finden sich fast in jedem Comitat, in einigen sogar von großer Mächtigkeit. Denn z. B. im Biharer Comitat hat das Flötz 3 Klaftern Mächtigkeit, bei Szarkas ist es 12 Klaftern mächtig und 200 Klaftern lang. In anderen Comitaten findet man Steinkohlen und Braunkohlen neben einander, und mitunter sehr interessante Versteinerungen. Im graner Comitate liegen unter dem Sandstein und Jurakalk nicht nur Braunkohlen, sondern es kommen auch Pechkohlen und Steinkohlen vor; wogegen die Ausläufer des Vertesch- gebirges im komorner Comitat braune Pechkohlen, die Hügel nördlich von Vesprim Steinkohlen enthalten, und sich besonders in den Ausläufen des Bako- nyer Waldes zahlreiche Knochen - und Pflanzenreste, im Leithagebirge und öden- burger Comitat gute Braunkohlen finden. Im Brennberge bei Wandorf im letztgenannten Comitate hat das Flötz 13 Klaftern Mächtigkeit und enthält

10. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 93

1858 - Leipzig : Spamer
Handelsverkehr in Pest. 93 gesellschaften Pests, welche den Handel Ungarns im großartigsten Sinne auffassen und ihm bereits eine Bedeutung gegeben haben, welche noch vor 20 Jahren als Phantasterei und Schwindel belächelt wurde. Die Dampfschifffahrt^ - Gesellschaft ist das belebende Element des ungarischen Großhandels, denn ihre 150 Capitaine, ihre Agenten, ihre Reisenden, Schiffer und Beamten bilden eine wohlgegliederte Kette, welche Ungarn und die Nachbarländer an Pest kettet und eine Belebung des Verkehrs hervorgerufen hat, die in Europa zeithcr ungewöhnlich war. Im Jahre 1828 traten zwei Engländer, Andrews und Prichard, mit dem Plane hervor, ein Dampfschiff für den Donauverkehr und 100,000 Gulden Capital zu schaffen. Nicht ohne große Anstrengung gelang es, eine solche Summe zusammen- zubringen, die setzt für unbedeutend gehalten wird, so daß erst 1830 das erste Dampfschiff, Franz I., seine Probefahrt von Pest nach Wien halten konnte. Der patriotische Graf Szechenyi und der Banquier Sina, welcher auch für die pester Kettenbrücke das Capital vorschoß, nahmen die angeregte Idee warm cnif und vermehrten Schiffe und Capital, obschon gar Viele meinten, mit 2 Dampfern vermöge man alle Bedürfnisse des Donauverkehrs zu befriedigen. Es war indeß eine Bahn betreten, auf der man nicht mehr rückwärts konnte, weshalb nicht nur mit jedem Jahre der Schiffe und Capitalien mehr wurden, sondern auch die Geschäfte stiegen und großartigere Verhältnisse annahmen, so daß man nur nach Millionen rechnen durfte. Man dehnte die Schifffahrtsverbindungen bis Constan- tinopel und Kleinasien aus, bis man mit dem triester Lloyd eine Theilung vor- nehmen und sich auf die Donauschifffahrt beschränken konnte. Man legte Agen- turen und Faetoreien an, sonderte die.arten der Schiffe, erbaute die Werften, untersuchte die Theiß, Drau und Save, zog sie durch regelmäßige Schifffahrt in den Verkehr hinein, machte die Donau dadurch zur Haupthandelsstraße und Pest zum Centralplatz des Verkehrs. Außerdem sprengte man die Klippen und Riffe, welche die Schifffahrt gefährlich machten, brachte die Geldmittel auf 20 Millionen Gulden, die Zahl der größeren Schiffe auf ungefähr 512, neben denen gegen 350 andere Fahrzeuge im Dienste der Gesellschaft arbeiten, die 1% Million Passagiere und 7 Millionen Centn er Waare transportiren, dazu 200,000 Stück Vieh, 20 Millionen Gulden baares Geld, auch 3500 Schiffe aus 1000 Stunden Wegs schleppen und 4000 Menschen als Dienstpersonal beschäftigen. Es wurden 107 Agenturen errichtet, und da der Handelsverkehr noch immer im Steigen begriffen ist, so kann man noch keineswegs voraussehen, ob die Hülfsmittel ausreichen werden, um dem Bedürfnisse zu genügeu. Wie durch ein Wunder entwickelt sich an den Sümpfen der Donau ein Weltverkehr; wo Störche, Gänse und Möven hausten, ist eine glänzende Weltstadt am Rakosfelde entstanden; wo faule Wasser die Luft ru. verpesten pflegten, hat der Großhandel seine Cvmtors errichtet, die Theiß tg Strecken der Sau und Drau sind in den Weltverkehr hineingezogen, die walachischen Getreideebencn zugänglich, der Kaukasus und Smyrna in größere Nähe gerückt worden und jene uralte Handelsstraße wieder hergestellt, welche zur Zeit der Kreuzzüge der Haupthandelsweg Mittel - und Nordeuropa's war. Betrachten wir das Sckwesterpaar der Städte Pest und Ofen im Einzelnen !
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