Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
491 Zweites Kapitel.
doch trat nach dessen Tode eine neue Teilung ein (Altenburger Vertrag); durch
dieselbe entstand auch eine altenbnrgische Linie. Nach Erlöschen derselben
(1672) wurde dieses Gebiet mit Sachsen-Gotha verbunden und nach dem Aus-
sterben der dortigen Fürsten (1825) übernahm Herzog Friedrich von Hildburg-
hausen an Stelle seiner bisherigen Besitzungen das jetzige Gebiet des Herzogtums.
Nachdem schon unter den Enkeln Johann Friedrichs sich eine altenbnrgische
Linie gebildet hatte, aber wieder ausgestorben war, entstand durch den Vertrag von
Altenburg (1610) aufs neue eine solche. Im Jahre 1672 erbte Ernst der Fromme,
Sohn Johanns von Weimar, das Land, welches hinfort Gotha und Altenburg um-
faßte und sich später durch Eisenberg, Ronneburg, Roda, Kamburg und Sulza ver-
größerte. Der letzte Herzog von Gotha-Altenbnrg war Friedrich Iv. (gest. 1825).
Die vorhandenen Erben (Weimar, Koburg, Meiningen und Hildburghausen) ver-
ständigten, sich dahin, daß sür den bisherigen Herzog Friedrich von Hildburghausen
die fünf Ämter Altenburg, Ronneburg, Eifenberg, Roda und Orlamünde zu einem
Herzogtum zusammengelegt wurden, welches den Namen Herzogtum Sachsen-Alten-
bürg erhielt, wofür derselbe auf sein bisheriges Land verzichtete. Dieser Fürst gab
seinem Lande am 29. April 1831 eine Verfassung und trat am 1. Jan. 1834 dem
Zollverein bei. Sein Nachfolger Joseph löste die Frondienste ab und begann die
Regulierung des Grundsteuer- und Hypothekenwesens. Durch die revolutionäre Be-
wegung von 1848 wurde er zur Abdankung gezwungen; ihm folgte sein Bruder
Georg, dessen Sohn Georg (seit 1853) die Wohlfahrt des Landes vielfach gefördert
hat und dem Norddeutschen Bunde, bez. Deutschen Reiche beigetreten ist. Seit 1871
gehören 2/s des Dominialvermögens dem Herzoge, 1/a dem Lande; dafür hat der
Herzog auf eine Zivilliste verzichtet.
Der Ostkreis besteht aus einem wellenförmigen, nach Westen etwas an-
steigenden Gebiete, in welchem man die letzten Ausläufer des sächsischen Erz-
gebirges erkennen kann; der Westkreis enthält einen Teil des Saalethales und
das nördliche Stück des sogenannten Osterlandes, einer ziemlich bergigen Land-
schast, welche sich gegen Nordwesten an das Elstergebirge anschließt.
Der Untergrund des Ostkreises wird von Porphyr, Thonschiefer oder Bunt-
sandstein, hin und wieder auch von Grauwacke und Grünstein gebildet, die nicht
selten zu Tage treten. Auf dem Buntsandstein lagert im nördlichen Distrikt des
Ostkreises Braunkohle von gewaltiger Mächtigkeit; in der Altenbnrger Gegend findet
sich auch Zechstein, der vorzüglichen Ätzkulk liefert. Der bezeichnete Untergrund ist
von mächtigen Lehmschichten bedeckt, die einen fruchtbaren Ackerboden bilden. Der
höchste Punkt des Ostkrcises ist 372 in hoch (bei Ronneburg». In dem bergigen West-
kreise findet sich gegen Osten Kies- und Sandboden, im Westen vorherrschend Gips-
und Kalkstein, sowie roter, eisenschüssiger Sandstein. Im ganzen ist hier die Frucht-
barkeit nicht bedeutend; der höchste Punkt ist nordwestlich von Orlamünde (beim
Rittergute Spaal, 513 m).
Bewässert wird das Land von der Saale und deren Zuflüssen.
Im Ostkreise fließt die Pleiße mit der Wiera und Sprotta, sowie die Schnauder,
ein Zufluß der Weißen Elster; im Westkreis findet sich die Saale, welche die Orla
aufnimmt, die Roda und Wethau, auf ganz kurze Strecke (an der Grenze) auch die
Weiße Elster. Größere Teiche sind im Oftkreise vorhanden; im Westkreise befindet
sich ein See bei Hainspitz.
Bereits ist angedeutet worden, daß der Boden des Ostkreises sehr fruchtbar,
der des Westkreises dagegen weniger ergiebig ist; in jenem wird daher ein sehr
erheblicher Ackerbau betrieben, während iu diesem ausgedehnte Wälder vor-
handen sind.
Im Jahre 1883 nahmen ein: Acker-, Garten- und Weinland 77361, Wiesen
11119, Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 3173, Forsten und Holzungen 36652,
Haus- und Hofräume, Wege und Gewässer 1011 ha. Sehr bedeutend ist sonach das
Ackerland (58,B Proz. gegen 18,7 des Reiches), auch der Waldstand ist etwas höher
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Hildburg- Friedrich Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Ernst Johanns_von_Weimar Johanns Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_von_Hildburghausen Friedrich Jan Joseph Georg Georg_( Rittergute_Spaal
Emporsteigen Brandenburg-Preuens.
39
der lteste Sohn erben sollte, und bestimmte, da die frnkischen Lande hchstens unter zwei Shne geteilt werden drsten. Er und sein Sohn 3of)ann Johann (Cicero benannt), der schon fr ihn als Statthalter regierte. Ersuchten der ewigen Finanznot ihrer srstlichen Kasse durch bessere Ordnung der Ausgaben und Einnahmen. Aufstellung eines jhrlichen Staatshaus-haltplanes, strengere Handhabung des Zollwefens und dergl. abzuhelfen. Die Hauptursache des Geldmangels, das kostspielige Hosleben mit seinen Turnieren und Fehden, ward nicht gehoben. Albrecht tadelte, obgleich selbst schuldig, darob seinen Sohn und mibilligte es, da er wegen eines bloen Zollstreites mit den altmrkischen Stnden in die Landbede", die fr den Krieg unerlliche direkte Vermgenssteuer, griff". Johann aber zwang mit Gewalt die altmrkischen Städte zur Entrichtung der Steuer ^trag zu aus Bier (Bierzinfe, Ziese). Im Vertrag zu Pyritz (1493) erwarb er Don Pommern die Anerkennung seines Erbsolgerechtes ans dieses Gmnitz Herzogtum gegen Verzicht auf die brandenburgische Lehenshoheit. Den 1529. Plan der Grndung einer Universitt zu Frankfurt ct. d. O. brachte sein ^oad)im L Sohn Joachim I. (Nestor), der im Alter von 15 Jahren die Regierung Nestor bernahm, zur Ausfhrung (1506). Krftig schritt der junge Fürst gegen 14"-1535-den gewaltttigen, immer noch zu berfall und Plnderung neigenden Landadel ein und begrndete die Handhabung eines gemeinen, fr alle Stnde geltenden Privatrechts durch die. Neuordnung des Kammer-gerichts. als obersten Gerichtshofs, der nach dem rmischen Recht urteilte (1516). Trotz dieser Strkung der landesherrlichen Gewalt gewannen in der Folge die Stnde wieder in der Verwaltung bedeutenden Einflu wegen der finanziellen Verlegenheiten der Fürsten. Mit seinem Bruder, dem Erzbischos von Magdeburg und Kurfrsten von Mainz, trug er eine gewifse Schuld an dem unwrdigen Handel, der sich an die Besetzung des Mainzer Stuhls knpfte, der Verwendung von Ablageldern zur Entrichtung der Besttigungsgebhren. Ein entschiedener Gegner der kirchlichen Neuerungen, konnte er doch das Eindringen der resormatorischen Ideen in sein Land und seine eigene Familie nicht verhindern. Die - lutherisch gesinnte Kurfrstin Elisabeth entwich heimlich nach Sachsen.
su. Rckblick auf die Geicfiichte des Ordenslandes Preufjen.
Die ersten Glaubensboten, welche den heidnischen Preußen das Christen-tum verkndeten, wurden auch die ersten Blutzeugen der Heilslehre in deren Landen, der Hl Bischos Adalbert von Prag (f 997) und Bruno von Querfurt (f 1009), dessen Andenken der Name der Stadt Braunsberg x erhlt. Alle friedlichen Bekehrungsversuche fruchteten wenig oder nichts;
da rief der Herzog Konrad von Mafovien gegen die Einflle der Preußen in sein Land' den deutschen Orden zu Hilfe, dessen Hochmeister Her- Mens mann von Salza, der Freund des Kaisers Friedrich Il, hundert Ritter ^ei\x6en unter Hermann Balk als Landmeister mit dem Kampf gegen die Wider-1230 bis spenstlgen sandte (1226). Der Orden besetzte das Knlmerland, eroberte 1283.
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Extrahierte Personennamen: Johann_(Cicero Johann Albrecht Johann Elisabeth Bruno_von_Querfurt Konrad_von_Mafovien Konrad Salza Friedrich_Il Friedrich Hermann_Balk
Emporsteigen Brandenburg-Preuens.
45
Kreis Schwiebus (jetzt zu der Provinz Brandenburg gehrig), den jedoch sein Sohn Friedrich Iii. auf Grund eines geheimen Abkommens 1695 zurckgab, sowie die Anwartschaft auf Ostfriesland. Bei der Erstrmung der Festung Ofen wirkten die Brandenburger wacker mit (1686).
Friedrich Wilhelm legte den Grund zur Gre des brandenbur-gischen Hauses durch seine zielbewute uere Politik; er wies seinen Nachfolgern den Weg. den sie zu wandeln hatten, wenn sie den begon-neuen Bau eines mchtigen Staates der Vollendung entgegenshren wollten;
er verlieh ihm auch die erforderliche innere Strke.
39. Innere Politik. Es war keineswegs ein zusammenhngen-des Gebiet, keiu einheitliches Staatsgebilde, welches der Kursrst und Landstnde Herzog unter seiner Herrschaft hatte, sondern ein kleines Abbild des viel- "Arsten" gliedrigen Krpers des hl. rmischen Reiches, eine sast nur durch die willen. Person des Fürsten zusammengehaltene knstliche Fguug einzelner, weit anseinanderliegender Territorien, deren jedes besondere Rechte und Gesetze besa. Mit scharfem Auge wachten die Landstnde der Einzelherrschaften darber, da ihre Gerechtsame ungeschmlert blieben, und bekmmerten sich nicht um das Wohl und Wehe der brigen Glieder des Staatskrpers,
'dessen Haupt von deren guten Willen abhngig war. sobald Geldmittel gefordert wurden, und dieser bedurfte der Landesherr fr die Kriege, fr das stehende Heer, fr feine im Geiste der Zeit prunkvolle Hofhaltung.
die im Vergleich zu dem Auftreten anderer Fürsten und ihrer Gesandten noch bescheiden schien. Bevor eine wirkliche Staatseinheit begrndet werden konnte, mute die frstliche Autoritt das bergewicht der den stndischen Sondergeist gewinnen. Mit eiserner Willenskraft und selbst mit Gewalt brach der Landesherr den Widerstand zuerst in Cleve (1661), dann in der Mark, zuletzt in Preußen, wo die Stnde die Huldigung verweigerte, wenn nicht die drckenden Steuern aufgehoben wrden. Den Wortfhrer der auf ihr Recht pochenden Knigsberger. den Schppenmeister Hieronymus Roth (Rode), setzte er fest (1662) und hielt den Verteidiger der brgerlichen Rechte, der sich auch durch den Kerker nicht beugen lie, bis zu dessen Tod tu Haft. Als die der den Druck des Absolutismus- mivergngten Stnde sich bei dem frheren Lehensherrn beschwerten, lie Friedrich Wilhelm das Haupt der Unzu-friedenen. den schon einmal wegen seines gefhrlichen Auftretens ver-urteilten, dann begnadigten Obersten von Kalckstein. unter Verletzung des Vlkerrechts in Warschau entfhren und als Hochverrter hinrichten (1672). Der Akt absolutistischer Willkr schchterte die Widerspenstigen ein, die brigens der Form nach das Steuerbewilligungsrecht behielten.^""' Auer der Kontribution (der Grundsteuer) und der Kopssteuer erhob der Fürst zur Deckung der wachsenden Ausgaben, namentlich fr das Heer, die indirekte Verbrauchssteuer auf die wichtigsten Lebensmittel, die Akzise, und fhrte Monopole auf Salz und Mhlsteine ein. ja er schreckte in der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Hieronymus_Roth Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Kalckstein
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Als er das merkte, riß er sich sofort von ihnen los mit den entrüsteten Worten: „Ich weiß, was ich meinem Lande, meinen Eltern und mir selbst schuldig bin." Er sloh in das Lager der holländischen Truppen vor der Stadt Breda zum Prinzen von Oranien, der, erfreut über die große Willensstärke des Jünglings, ihm zurief: „Eure Flucht beweist mehr Heldenmut, als wenn ich Breda eroberte; wer schon so früh sich selbst zu überwinden weiß, dem wird auch Größeres gelingen."
Mit dem Prinzen von Oranien sollte Friedrich Wilhelm später in ein noch innigeres Verhältnis treten, indem er sich mit seiner Tochter Luise Henriette vermählte. Mit ihr verlebte er eine Reihe der glücklichsten Jahre. Sie nahm Anteil an seinen Regierungsgeschäften und begleitete ihn auf feinen Reifen, selbst in den Krieg. Besonders aber war sie eine vortreffliche Mutter ihrer Kinder, die sie in Gottesfurcht und Frömmigkeit erzog. Leider wurde diese edle Frau ihrem Gemahle schon im Jahre 1 667 durch einen vorzeitigen Tod entrissen.
11). Tie ersten Regierungsjahre Friedrich Wilhelms und seine Sorge für das Heerwesen.
Im Jahre 1640 starb der Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg. Mit 20 Jahren trat sein Sohn Friedrich Wilhelm die
Regierung an. Seine Erbländer bestanden aus dem Kurfürstentum Brandenburg, das ungefähr der heutigen Provinz Brandenburg entspricht, dem Herzogtum Kleve am Niederrhein, der Grafschaft Mark im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg und der Grafschaft Ravensberg in dem heutigen Regierungsbezirk Minden. Diese Länder gehörten zum deutschen Reiche, standen also auch unter dem deutschen Kaiser. Außerdem besaß der Kurfürst das Herzogtum Preußen, die heutige Provinz Ostpreußen. Dieses Land gehörte nicht zum deutscheu
Reiche, sondern unterstand dem Könige von Polen, der es dem
Kurfürsten von Brandenburg als Lehen gegeben hatte, d. H. dieser
regierte es unter der Oberhoheit des polnischen Königs.
Unter den schwierigsten Verhältnissen trat der junge Fürst die Regierung seiner Länder an. Aber er war gerade der Mann dazu, alle Schwierigkeiten zu überwinden, er schien so recht zum Herrscher geboren. Er war von hoher, kräftiger Gestalt, sein Haupt war von dunklen, reichen Locken umrahmt, fein scharfes und feuriges Auge wußte allen Hochachtung abzugewinnen und Gehorsam zu erzwingen. Er besaß hervorragende
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Extrahierte Ortsnamen: Breda Breda Brandenburg Niederrhein Arnsberg Minden Polen Brandenburg
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Georg Wilhelm, der letzte Sproß des Hauses der Piasten im Briege. 287
gute Ordnung in Essen, Trinken, Schlafen, Wachen, Ruhe, Bewegung, Liebe
und Furcht des Schöpsers im ganzen Leben. Unter den Augen und der Obhut
eines Lehrers, der sich bemühte, alle diese Tugenden seinem Zögling zu eigen
zu machen, hatte Georg Wilhelm das vierzehnte Jahr, mit welchem er sür
mündig erklärt wurde, erreicht.
Als der Prinz 14^ Jahre alt war, ein Jüngling von blühender Gesichts-
färbe, blondgelocktem Haar, das bis auf die Schultern herabfiel, großer, kräf-
tiger Gestalt, reiste er auf Wunsch der Landstände zur Huldigung nach Wien.
Sobald er dort am 19. Februar 1675 angekommen war, meldete er bei Hofe
seine Absicht, und der Kaiser bestimmte den Tag der Audienz und Huldigung.
Georg Wilhelm legte vor dem Throne mit eignem Munde den Huldigungseid
ab und hielt mit größter Geistesgegenwart einen von ihm selbst verfaßten Vor-
trag, über welchen der Kaiser und die anwesenden Staatsmänner sehr günstig
urteilten. Der spanische Botschafter sagte damals von dem Brieger Fürsten,
die Christenheit habe keinen Fürsten von so geringem Alter und so vieler Fähig-
keit, und Lohenstein erzählt, die ganze Stadt Wien und der Hof habe von nichts
als dem jungen Piasten gesprochen.
Nach beendigter Huldigung kehrte der Fürst nach Brieg zurück. Die Land-
stände, gegen 500 Mann zu Roß, kamen ihm entgegen und führten ihn ins
Schloß unter Lösung der Kanonen, während Bürgerschaft und die Kompanien
geworbener Soldaten mit fliegenden Fahnen im Gewehr standen. Dann leisteten
die Stände den Eid der Treue. Die Freude in dem ganzen Fürstentum war
groß. Auch die Stände von Wohlau und Liegnitz huldigten dem jugendlichen
Fürsten mit großer Freude und erwarteten eine thaten- und segensreiche Regierung.
Im September hielt Georg Wilhelm in Liegnitz einen Landtag ab, ging
von dort nach Breslau und kehrte nach Brieg zurück, um eine Hirschjagd zu
beginnen. Hier hatte er am 15. November bei rauher Witterung in den Wäl-
dern der rechten Oderseite sich erkältet und trat, um sich zu erwärmen, in ein
Bauernhaus, in welchem zu seinem Unglück die Kinder an den Blattern krank
lagen. Der Fürst wurde in Fieberschauern zu Wagen nach Brieg gebracht.
Die Ärzte waren sehr sorgfältig, aber kein Mittel besiegte das heftige Fieber.
Die Kinderpocken zeigten sich bald auf dem ganzen Körper, verschwanden jedoch
wieder und warfen sich aufs Innere. Der Kranke litt mit größter Sanftmut
die brennendsten Schmerzen und zeigte festes Vertrauen auf Gott und die Hoff-
rtuug auf ewiges Leben. Am 21. November war er eine Leiche. Mit ihm
erlosch der piastische Stamm in Schlesien, wie ein Licht, das im Verlöschen
noch einmal hell aufflackert.
Aus dem Briefe, den der Fürst eigenhändig während seiner Krankheit an
den Kaiser geschrieben hat, mögen nur wenige Worte hier Platz finden, damit
sie uns einen Beweis geben, wie berechtigt die Erwartungen der Schlesier von
den Talenten des letzten Piasten waren; er schrieb: „Allergnädigster Kaiser,
König und Herr! Ich bin zwar der Hoffnung und des Vorsatzes gewesen, Ew.
Majestät und dero glorwürdigstem Erzhause noch durch langwierige treue
Dienste mich wohlgefällig zu machen und dies, was ich bei meiner Jugend
annoch nicht zu thuu vermocht, mit zunehmendem Alter in desto vollkommener
Devotion derselben darzustellen. Es scheint aber, daß bei jetziger meiner Un-
päßlichkeit der Allerhöchste seinem nnerforschlichen Gutbefinden nach dieses durch
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Extrahierte Personennamen: Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Brieger Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Brieg Liegnitz Liegnitz Breslau Brieg Brieg Schlesien
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Burg Kynsberg am Schlesierthale. 185
des Königs von Böhmen Ferdinand I. (später deutscher Kaiser) im Jahre 1545
gegen Erlegung des Pfandschillings an Matthias von Log au überging. Diesem
gemeinnützigen Manne spenden seine Zeitgenossen großes und wohlverdientes Lob;
er hat zur Verschönerung der Kynsburg manches beigetragen. Der Kaiser ehrte
diesen vortrefflichen Mann, trug ihm die ehrenvollsten Geschäfte auf, deren er
sich jederzeit zur Zufriedenheit seines Fürsten erledigte. Logan vermehrte und
verbesserte seine Güter, ohne daß ihm von irgend welcher Seite Habsucht oder
schmutziger Geiz zum Vorwurfe gemacht worden wäre.
Die Kynsburg. Nach Zeichnung von G. Täub er t.
Noch während er lebte, ernannte er seinen zweiten Sohn Matthias zum
Erben der Kynsburg. Dieser jüngere Matthias von Logau, ein Mann von
bedeutendem Vermögen, reichlich ausgestattet mit körperlichen und geistigen Vor-
zügen, befördert und empfohlen durch die Vorzüge seines Vaters, gelangte bald
zu hohem Ruhme und Ansehen. Er wurde 1566 Landeshauptmann der Fürsten-
tümer Schweidnitz und Jauer, 1570 Kammerpräsident und kaufte mit seinen
Brüdern die Fürstentümer Frankenstein und Münsterberg sür 180 000 Gulden,
eine Summe, die auf den damaligen Reichtum der Familien schließen läßt.
Allein die Ritter der beiden Fürstentümer wollten sich nicht zum Vasallentum
unter einem einfachen Edelmanns bequemen und bohrten so lange, bis endlich
Kaiser Maximilian Ii. die Fürstentümer an sich kaufte. Aber Matthias von
Logau war darum, daß ihn die Ritter nicht zum Herrn haben mochten, nicht
weniger angesehen als srüher; ja, sein Einfluß und seine Bedeutung stieg so
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_I. Matthias Matthias Matthias_von_Logau Maximilian_Ii Maximilian Matthias_von
Logau
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Tod des Kurfürsten Moritz in der Schlacht bei Sievershausen. 289
Absicht des Feindes, ihn zu umgehen, durch voraneilende Bauern aus Pattensen
unterrichtet, hatte sein Heer in weithin sich streckende Linie gestellt. Feld-
schlangen und Donnerbüchsen verschiedener Größe standen auf den Flügeln.
Am sogenannten Vogelherde traf er mit dem Feinde zusammen, der den Wind
und eine kleine Anhöhe für sich hatte, auch das Heer der Verbündeten an Fuß-
Volk überwog, dagegen an Reiterei nachstand. '
Bald nachdem die Geschütze zu spielen angefangen, rückten die „Vorwarten"
aufeinander, so nahe, „daß sie das Weiße in den Augen sehen konnten".
Kurfürst Moritz fällt bei Elvershausen.
Die ersten vier Heerhaufen markgräflicher Reiter führte Klaus Barner, Herzog
Heinrichs geschworener Feind. Gegen diese sprengten die Prinzen Philipp
Magnus und Karl Viktor mit ihren Reitern. „Die zwei jungen Fürsten von
Braunschweig", sagt ein Augenzeuge, „sind vor ihre Reiter vorausgerückt und
auch bald zu Boden gegangen, wo sie ihr Blut ritterlich verstürzt." Beide
Brüder fielen schnell hintereinander. Als dem greisen Vater die Kunde kam,
daß sein Philipp geblieben, sagte er, den Schmerz überwindend: „Gut, so muß
man dem Jungen das Gelbe vom Schnabel wischen;" als er aber die Todes-
Nachricht über Karl Viktor erhielt, brach auf kurze Zeit seine Kraft. Weinend
rief er aus: „Das ist fast zu viel."
Der durch die jungen Herzöge eingeleitete Kamps ward bald allgemein.
Furchtbar wüteten die Scharen des Markgrafen, durch den donnernden Schlachtruf
ihres kühnen Führers angefeuert, in den Reihen der Sachsen und Brauuschweiger,
während von den Verbündeten, deren Schlachtordnung breiter als die des
Deutsches Land und Volk. X. Ig
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Klaus_Barner Heinrichs Heinrichs Philipp
Magnus Philipp Magnus Karl_Viktor Karl Viktor Philipp Philipp Karl_Viktor Karl Viktor Kamps
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Königsberg als Festung. 47 5
Tode des Großen Kurfürsten schliefen allerdings diese Versuche, für Preußen
Kolonialbesitz zu erringen, sehr bald wieder ein — um erst seit kurzem, und
zwar ziemlich in derselben Gegend, hoffen wir mit nachhaltigerem Erfolge,
wieder aufgenommen zu werden. _
Königsberg als Festung- Schon zur Zeit des Großen Kurfürsten wurde
am linken'pregelufer zum Schutze der Einfahrt in den Fluß, wohl auch
in der Absicht, die widerspenstige Stadt im Zaume zu halten, die kleine Feste
Friedrichsburg gegründet, die freilich jetzt gegenüber den so sehr gesteigerten
Mitteln der Belagerungskunst wohl schwerlich widerstandsfähig sich zeigen würde.
Die neue Börse.
Auch die zur Zeit des Siebenjährigen Krieges mit großen Kosten ausgeführte
Umwallung der ganzen weitläufigen Stadt war für eine Verteidigung derselben
völlig wertlos, gewährte aber später, mit Baumpflanzungen eingefaßt, einen an-
genehmen Spaziergang um die Stadt. Dagegen wurde seit 1843 auf Verord-
nnng Friedrich Wilhelms Iv. durch Anlage von zwölf, nach den jetzigen Be-
dürfniffen der Belagerungskunst erbauten Forts Königsberg zu einem Waffenplatz
ersten Ranges erhoben und damit einem tiefgefühlten Bedürfnis abgeholfen, da
Preußens Ostgrenze, wohl infolge des unbegrenzten Vertrauens, das Friedrich
Wilhelm Iii. in die Freundschaft seines ihm durch alte Waffenbrüderschaft ver-
bündeten Nachbars setzte, bis dahin fast gänzlich nnbeschützt war. Die Besatzung
während des Friedens beträgt 6680 Mann.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Königsberg Königsberg Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Forts_Königsberg Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
44: Der Bodensee und seine Ufer.
Aber die Theilnng des Landes brachte nach dem Tode des Kaisers
über die Marken neues Unheil. Es folgte Verpfändung auf Verpfändung;
förmliche Anarchie riß ein. Von Tag zu Tag, sagt eine Urkunde des
Havelberger Bischofs, wachsen die Fehden und Raubzüge, die Dörfer liegext
niedergebrannt, die Felder verwüstet, die Menschen verlassen nackt und
hülflos ihre Wohnungen; auf heimlichen Wegeu müssen die Geistlichen
ihrem Berufe nachgehen^). So war der Zustand der Marken, als Sigis-
mund den Gedanken faßte, die Marken den Hohenzollern zu übergebeu.
Wegen Weuzel, welcher auch Ansprüche auf die Marken hatte, mnßte
er behutsam vorgehen. Er ernannte daher den Burggrafen zuerst zum
Laudesverweser und Laudeshauptmann. Dies geschah in der Ueberein-
stimmung mit Wenzel in der denkwürdigen Urkunde vom 8. Jnli 1411.
Er müsse, sagt der König, zu der Bürde seiner Königreiche und zu derjenigen
eines Vorstandes des heiligen römischen Reiches sich Helfer und Mitträger
sucheu, damit so seine Sorge und Bürde in etwas erleichtert würde und er
sich mit seinem Fleiß desto nützlicher dem Reich und seineu anderen Ländern
zuweudeu könne. Außerdem verschrieb er ihm 100,000 Goldgnlden ans
die Markeu, um die vielen Verpfändungen von markgräflichen Schlössern
wieder rückgängig zu macheu, und verlieh ihm außerdem die Erblichkeit
der Hauptmauuschast.
Friedrich stellte in kurzer Zeit, ebeu so sehr durch Klugheit und Mäßigung,
als dnrch energisches Einschreiten gegen das trotzige Ranbritterthnm, die
Ordnung und das kaiserliche Ansehen im Laude her. „So guten Frieden",
sagt die Magdeburger Chronik, „hatte der Markgraf dem Lande verschafft,
daß man es als eine besondere Schickung und Gunst des Allmächtigeu pries."
Der Burggraf widmete sich bald uachher wieder deu Reichsgeschäfteu.
Die Lösung der kirchlichen Frage drängte, das Konzil in Konstanz trat
zusammen. Auch hier leistete der Markgraf, wie fchou berührt worden,
Sigismund wesentliche Dienste. Hier war es denn, wo der Kaiser noch
einen Schritt weiter ging und ihm „mit gntem Rath der Mehrzahl der
Kurfürsten, auch viel anderer Fürsten, Grafen, Edlen und Getreueu, die
Mark Brandenburg mit der Kur- und Erzkämmererwürde erblich mit dem
Vorbehalt der Wiederlösung übertrug." Die Urkunde ist vom 30. April
1415 datirt und wurde vollzogen unmittelbar unter dem Eindruck der
Bäudiguug des widerspenstigen Herzogs von Oesterreich. Unter den Motiven
der Uebertraguug ist in der Urkunde angeführt: „es geschehe zum allgemeinen
Nutzen, und um die Zahl der Kurstimmen nicht zu mindern, da er,
Sigismund, zugleich König und Kurfürst von Brandenburg sei; der Burg-
graf habe zugleich durch seine Vernunft und mit seiner Macht, Arbeit und
Wagniß, mit Aufwand eigener Mittel die Marken so trefflich geordnet, so
allen Frevel, Gewalt und Räuberei gezähmt, daß man das Beste von ihm
hoffen könne."
*) Droysen, Gesä >chte der preußischen Politik I. 2. Auflage. 1863.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Sigismund Sigismund
Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
314 Die Havel und das Havelland.
die „schöne Gießerin", eine der Geliebten Kurfürst Joachim's Ii. Als aber
dessen strenger, sparsamer Sohn, Herr Hans George, zur Regierung kam, mußte
sie das seidene Gewand ablegen und die düsteren Gewölbe des Jnliusthurmes
beziehen. Sie hat dieselben bis zu ihrem Tode nicht mehr verlassen.
In der Befestigung der Stadt Spandau haben wir noch einen andern
Punkt von hervorragender historischer Wichtigkeit aufzusuchen. Das Brückenthor
der Citadelle wird jetzt von einem mächtigen runden Thorbogen gebildet, über
welchem sich das knrbrandenburgische Wappen in prächtiger Gestalt befindet. An-
statt dieser Baulichkeit beschirmte im Jahre 1443 wahrscheinlich ein festes
gothisches Thorhaus die Einfahrt, lieber der Spitzbogeupforte befand sich ein
kleines Stüblein. Dort erschienen in den Septembertagen des genannten Jahres
trauernd und zornig die aufrührerischen Bürger der Schwesterstädte Berlin und
Kölln. Kurfürst Friedrich der Eiserne stand in dem Stüblein zu Haupt des
eicheuen Tisches auf deu Schwertgrifs gelehnt; seine Räthe umgaben ihn, Herr
Friedrich Sesselmann, der Bischos zu Lelms, Herr Ulrich Zeuschel, der Küchen-
meister, Herr Peter von Knobelsdorf, der Vogt zu Spandau. Die Herren
aber, die nach einander vortraten und Leib und Leben übergaben, waren die
Patrizier der Spreestädte, die Blankenfelde, Achen, Wins, Schaum u. a. m.
Düster erklaugen ihre Antworten auf die Fragen der kurfürstlichen Räthe, und
ein Auflodern der Rachsucht begleitete wol jenen harten Spruch, der ihre
Häupter, Herrn Bernd Ryke vor Allen, ins Elend verwies. Denn diesen im
Rathsdienste ergrauten Häuptern war die Fremde „das Elend!" Der Eisenzahn
aber hatte ein Verständniß für das Mannesbewußtsein, das sich im Besitze des
ererbten Rechtes gegen ihn aufgelehnt hatte; und wie die Vernrtheilten jetzt aus
seiner Hand das Leben als Gnadengeschenk erhielten, so nahmen sie gar bald
aus derselben auch ihren altbürgerlichen Reichthum zurück. Nur einer fiel von
Mörderhand im Auslände, Herr Bernhard Ryke, der Altbürgermeister von Berlin.
Beinahe hundert Jahre wareu verflossen seit der Zeit. Da öffnete sich
das Pförtlein neben dem Thore zu Spandau einer unglücklichen Fürstin, welche
nach langen herben Leiden in ihr Eigenthum zurückkehrte: im August 1545
nahm die Kurfürstin Elisabeth, die Wittwe Joachims I., Besitz von ihrem
Witthnme Spandau. Als damals der Zug über die Brücke ging, da fielen
schmerzlich die Blicke der alternden Dame in der Sänfte auf die grauen Wellen
der Spree, welche sich hier gerade mit den blauen Wassern der Havel mischen.
Das Antlitz der Fürstin verdüsterte sich. Vielleicht dachte die hohe Frau an
jenen unglücklichen Pa. März des Jahres 1528. Eine stürmische, regnerische
Frühjahrsnacht war's gewesen; und als die Glocke aus dem Kloster der Domini-
kaner die zwölfte Stuude schlug, waren zwei Frauen und ein Junker in dichter
Vermummung aus der Wasserpforte des kurfürstlichen Schlosses zu Kölln an
der Spree getreten: die Kurfürstin selbst, Ursula von Zedtwitz und Joachim
von Götz. Sie flohen in die Fremde vor dem Zorne Joachim's I., der mit
eiserner Hand die neue Lehre niederzwang. Lautlos glitt der Nachen über die
dunkle Spree; drüben aber am andern Ufer warteten die Reiter Ehristierns von
Dänemark, des Bruders der Kurfürstin, mit windschnellen Pferden, welche die
Entwichenen gar bald auf sächsisches Gebiet brachten.
Das war nun siebzehn Jahre her! Wie hätte da die Fürstin sich freuen
müssen, daß sie wieder „zu Lande kam", daß sie die Stätten wiedersehen durfte,
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Hans_George Friedrich_der_Eiserne Friedrich Friedrich_Sesselmann Friedrich Ulrich_Zeuschel Peter_von_Knobelsdorf Bernd_Ryke Bernhard_Ryke August Elisabeth Joachims_I. Ursula_von_Zedtwitz Joachim
von_Götz Ehristierns_von
Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Spandau Berlin Spandau Berlin Spandau Spandau Domini-