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stächen, sondern auch Gegenden, wo der Boden entweder ganz steinigt
oder mit grauem und gelbem Flugsande bedeckt war, in dem höchstens
Kiefernwälder und dürres Heidekraut genügende Nahrung sanden. Den
Wanderer faßte ein Schrecken, wenn ihn der Weg durch diese Landschaft
führte, wo der Fuß bei jedem Schritte tief einsank in den feinen, vom
Winde leicht hin und her gewehten Sand, wo der Wagen sich mühsam
fortschleppte und nur struppige Kiefern hier und da etwas Schatten ge-
währten.
3. Wie sieht es jetzt hier aus?
Jetzt ist der größte Teil der Provinz Brandenburg ein sorgfältig
angebautes und fruchtbares Land*) mit volkreichen Städten, schmucken
Dörfern und schönen Schlössern.
a. Der größte Teil des Sumpf- und Moorlandes ist ver-
schwnnden. So hat man z. B. einen an der Oder gelegenen Landstrich
(Oderbruch genannt — Zeigen!) durch mühsame Arbeit in eine frucht-
bare Gegeud umgewandelt. Wo früher nur undurchdringlicher Wald,
Schlamm, Schilf, Binsen und trübes Wasser zu fiudeu waren, da breiten
sich jetzt schöne Getreidefelder aus und Wiesen, in deren fettem Grase
schmücke Viehherden weiden. In der Nähe der Stadt freilich, wo einst
der große Kurfürst die Schweden besiegte (Fehrbellin), giebt es noch heute
ausgedehnte Moorflächen. Aber auch diese liegen nicht unbenutzt da.
Man sticht sleißig Torf und versendet jährlich viele Millionen Torsziegel
als billiges Brennmaterial in die umliegenden Städte, insbesondere nach
Berlin.
b. Ein großer Teil der öden Sandflächen ist in frucht-
bares Ackerland verwandelt worden, in dem Roggen, Weizen und
zarte, überaus wohlschmeckende Rüben gedeihen.**) Es giebt nur noch
wenige bewohnte Orte, wo das Auge keinen Wald, kein Flüßchen, keine
grüne Wiese erblickt, wo auf der die Sonnenstrahlen blendend zurück-
strahlenden Saudfläche uur armselige, zerstreut aufsprossende Getreidehalme
und in den Gärten nur spärliche Pslaumeu und Sauerkirschen zu finden sind.
e. Viele der kleinen Orte der Mark sind jetzt zu großen
und gewerbreichen Städten herangewachsen. Dies gilt zunächst
von der Stadt, die der gesamten Provinz den Namen gegeben hat. Nenne
und zeige sie! < Brandenburg an der Havel.) Diese Stadt ist uns aus
der Geschichte her wohlbekannt! Inwiefern? (Hier lag einst die Burg
der räuberischen Wenden, die oft zur Zeit Heinrichs die Elbe überschritten,
im alten Sachsenlande einfielen, um zu plündern und zu morden, bis
Heinrich I. sie aus dem Eise besiegte und ihre Burg eroberte und ver-
brannte.) Auch die Stadt, die östlich von Brandenburg liegt, war einst
*) 46% Ackerland, 32% Wald, 14% Wiese, 8% Seen und unbebautes
Land. (Schreyer.)
**) „Die Teltower Rübe, die Ananas im Rübengeschlecht."
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— 24 —
Hierher bringen die Landleute ihr Getreide, die Viehzüchter ihre Rinder,
Schweine und Pferde zum Verkauf. Hier wird auch die Wolle der zahl-
reichen Schafherden*) verhandelt. Endlich ist auch die Bildung der
Bewohner vielfach besser geworden. Seitdem alle Kinder zur Schule
gehen müssen, trifft man nur selten noch Leute, die vom Lesen und Schreiben
gar nichts verstehen. — Wiedergabe.
Zur sachlichen Besprechung.
1. Woher kam es, daß Posen sich früher in einem so traurigen
Zustande befand? In Polen hat es lange, lange Jahre an Ordnung
und Gerechtigkeit gefehlt. Die Könige lebten meist, wie z. B. der uns
bekannte August der Starke, herrlich und in Freuden, veranstalteten kost-
spielige Feste, große Jagden, bauten prächtige Paläste u. s. w., aber be-
kümmerten sich nicht um das Wohl des Landes. Auch der Adel lebte
in Saus und Braus. Er machte sich kein Gewissen daraus, die Staats-
kassen zu bestehlen, die Bauern mit schweren Abgaben zu bedrücken, bei
den Juden hohe Summen auf Wucherzinsen zu borgen und das gestohlene,
erpreßte oder geborgte Geld dann im Spiel oder bei großen Festen sinn-
los zu verthun. Die Bauern mußten für die Adeligen umsonst arbeiten
und wurden fast wie Vieh behandelt. Niemand kümmerte sich darum,
ob ihre Kinder lesen und schreiben lernten, ob sie nach der Arbeit, die
sie für den Gutsherrn leisten mußten, noch Zeit hatten, ihr eigenes Feld
zu bestellen, oder ihre baufällige Hütte auszubessern. Der Reichstag,
der des Landes Wohlfahrt beraten und förderu sollte, war völlig zweck-
los. Seine Glieder wurden sast niemals untereinander einig. Jeder
wollte etwas anderes. Gar oft kam es vor, daß sich die vornehmen
Herren, die den Reichstag bildeten, gegenseitig die Köpse zerschlugen.
In 110 Jahren fanden 55 Reichstage statt. 48 davon endeten mit
Prügelei oder argem Tumult. Recht und Gesetz gab es nirgends im
Lande. Die Richter beugten das Recht und nahmen Geschenke an. Die
Edelleute konnten höchstens Geldstrafen erhalten. Es kam vor, daß ein
Edelmann, der einen Bauer erschlagen hatte, mit 10 Mk. bestraft wurde.
2. Woher kommt es, daß die Provinz Posen sich in den
letzten hundert Jahren so zu ihrem Vorteil verändert hat? Der
bedeutende Umschwung, den wir kennen gelernt haben, erklärt sich a. aus
der Fürsorge der preußischen Fürsten. Besonders hat Friedrich Ii.
viel für Posen gethan. Er ließ nicht allein die sumpfigen Niederungen
an der Warthe und Netze austrocknen und in fruchtbares Ackerland ver-
wandeln, sondern sorgte auch in wirklich väterlicher Weise sür die Städte.
So ließ er z. B. den Bromberger Kanal (Zeige!) graben und verband
so die Weichsel und die Oder. — Weise nach, inwiefern der Kanal wirk-
lich diesen Zweck erfüllt! (Weichsel — Brahe — Kanal — Oder.) Weise
nach, inwiefern der Kanal für Bromberg große Vorteile bietet! — Die
*) Die Provinz Posen hat über zwei Millionen Schafe aufzuweisen.
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Ii Friedrich
— 76 —
Theater, dem Museum — hinter dem Theater der
Schwanenteich, umgeben von schattigen Promenaden (Linden!)
mit Ruhebänken,
b. Sie ist umgeben von grünem Laubwalde (Rosenthal!), von
fruchtbaren Feldern, (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer,
Rübsen u. f. w.), von grünen Wiesen (Schlüsselblumen im
Frühlinge in großer Menge) und wohlgepflegten Gärten
(Kohlgärten!).
2. Leipzig ist eine große Handelsstadt. Viele Leute be-
suchen sie, um zu kaufen oder zu verkaufen. Besonders wird
mit Ranchwaren (Leder, Pelzwaren) und Büchern gehandelt.
Diese Bücher werden meist in Leipzig selbst hergestellt: Ver-
fasser, Setzer, Buchbiuder, Buchhändler. — Unser Lesebuch
stammt aus Leipzig!)
Ausführlich werde geschildert:
a. Das tägliche Leben in Leipzig. (Kausläden mit großen
Niederlagen. — Droschken, Pferdebahn, Schubkarren und
Rollwagen mit Kisten und Ballen. — Güterzüge.)
b. Das Leben zur Zeit der Messe. In Leipzig finden
alljährlich zu Ostern und zu Michaelis (Also?) große
Messen (Jahrmärkten ähnlich!) statt. Schon wochenlang
vorher rasseln die schweren Rollwagen von den Bahnhöfen
zur inneren Stadt, hochbeladen mit Kisten, Ballen und
Fässern. Giebt es doch mehr als 209000 Centner Meß-
guter, die aus allen Ländern der Welt, zum großen Teile
aber auch aus Sachsen selbst, anlangen, an Ort und
Stelle zu bringen. Da haben die Rollknechte, Aufläder
Packer und Markthelser tüchtg zu thun. Alles, was der
Gewerbfleiß des Menschen schafft, ist aus der Messe zu
finden, das feinste Seidenzeug wie der geringste Kattun,
die zarteste Spitze wie die gröbste Leinwand, außerdem
Spielwaren, Porzellan, Gläser, Geschirre — kurz alles,
was das Menschenherz begehrt. Tie größte Rolle spielen
aber die Tuche, die Rauchwaren und das Leder. Dazu
haben unzählige Tiere ihre Wolle, ihren Pelz und ihre
Haare hergeben müssen, vom heimischen Schafe bis zum
fernen Kamele, vom heimischen Kaninchen bis zum russischen
Zobel, vom heimischen Zicklein bis zum amerikanischen
Büffel. Wer noch nie eine Messe sah, kann sich keine
Vorstellung von der Menge der Waren machen.
Die erste Woche ist dem Großhandel gewidmet. Da
füllen sich die Straßen, Höse und Durchgänge der Häuser
mit Menschen; jeder Winkel wird mit Waren besetzt;
überall hängen fremde Firmen. Mancher Leipziger Kauf-
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reichsten Handelsherren in Flandern und den Städten der Hansa. Natur-
lich trieben sie auch demgemäß vielen Luxus. Einer aber unter ihnen,
ein gewisser Dietbold, der von Antwerpen nach Köln übersiedelt war,
übertraf sie alle an Reichtum und Schwelgerei. Leider verdankte Diet-
bold sein Vermögen nicht nur seinem Fleiße, sondern er hatte viel Geld
durch Wucher erworben. An seinem Reichtums hingen zahlreiche Thränen,
ja das Volk erzählte sogar, der Erwerb des Geldes sei nicht ohne Blut
abgegangen, wie denn der genannte Handelsherr kein unrechtes Mittel
scheute, um Geld zu erwerben.
Einst richtete Dietbold das Hochzeitsfest seiner einzigen Tochter aus,
und zwar mit einem solchen Prunk, daß alle Gäste darin übereinstimmten,
in Köln niemals etwas Ähnliches gesehen zu haben. Das Gastmahl
brachte die feinsten und kostbarsten Gerichte, die man ans allen Erdteilen
mit ungeheuren Kosten hatte erlangen können. Und die Getränke be-
standen ans den ausgesuchtesten Weinen. Schon nahte sich das Mahl
seinem Ende, da öffnete sich die Thüre des Saales und unter die über-
mütige Gesellschaft trat ein finsterer Mönch in der schwarzen Kutte eines
Karthäusers, er schritt auf dem Hausherrn zu und sprach mit dumpfer
Stimme: »memento mori« („Gedenke, daß du sterben mußt!") Schauer
überlief die Gäste, während der Bräutigam, der die Erscheinung des
Mönchs für eiuen schlechtgewählten Scherz hielt, ihm einen Becher reichte
und ihn aufforderte, mit ihm zu trinken. Der fremde Gast that dies
auch, aber er wiederholte seinen Spruch. Als der Brautvater Mut faßte
und mit ihm wirklich anstoßen wollte, da wies er ihn zurück mit den
schrecklichen Worten:
„Ich trinke nicht mit dir, dein Becher ist mit Blut gefüllt!"
Vor Schreck über diese Worte ließ Dietbold den Becher fallen —
da sahen die entsetzten Gäste, wie ans demselben rotes Blut über das
weiße Tischtuch hinab aus den Boden floß. Der Mönch führte gleichzeitig
drohend hinzn, der Reiche werde bald ärmer sein als der ärmste Bettler
in Köln, denn das Maaß seiner Sünde sei voll. Nun ergriff den Kauf-
Herrn fürchterliche Wut, er rief laut aus:
„Eher kriechen die gesottenen Krebse dort aus der Schüssel, ehe
meine Habe zu Grunde geht!"
Nach diesen Worten befahl er seiner Dienerschaft, den Frechen hinaus-
zuwerfen; ehe dieselben sich aber an den Fremden vergreifen konnten, er-
schütterte ein Donnerschlag das Haus in seinen Grundmauern, Blitze
fuhren durch die Fenster, die rotgesottenen Krebse krochen aus den
Schüsseln, auf denen sie ausgetragen waren, über den Tisch, und der
Mönch, auf den der Kaufherr mit gezücktem Schwerte losstürzte, ver-
schwand in der Erde. Plötzlich kamen Flammen aus allen Ecken des
Saales heraus. Brautpaar und Gäste hatten genug zu thun, ihr Leben
zu retten, alles; das Haus und die gefüllten Speicher, waren mit Tages-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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seit Wallensteins Rücktritt schlecht geführt, nicht bezahlt und elend ver-
pflegt wurden, leisteten keinen bedeutenden Widerstand.
3. Auf welche Weise kam Pommern an die Hohenzollern?
Uns ist aus der Geschichte her bekannt, daß Pommern nicht auf
einmal, sondern erst nach und nach an die Hohenzollern gekommen ist.
Ein Teil, der kleinere, gelangte schon durch den Frieden zu Osnabrück
und Münster (1648) an Brandenburg. Den größereu Teil, nämlich
Vorpommern mit Usedom und Wollin und auch Stettin kaufte Preußens
König, Friedrich Wilhelm I., den Schweden für 2 Millionen Thaler ab.
4. Hat denn Pommern einen Wert für Prenszen?
Die Antwort auf diese Frage wird in gemeinsamer Arbeit gefunden.
Sie lautet mit den von dem Lehrer gegebenen Ergänzungen ungefähr so:
Pommern war es wert, daß die Hohenzollern es zu erlangen
suchten, denn
1. Pommern hat eine bedeutungsvolle Lage. „Ein Blick
auf die Karte zeigt ja, daß Pommern den mittleren Teil der Ostseeküste
förmlich umklammert. Es umschlingt den Rand des Meeres wie ein
langes Band, das Wasser und Land verknüpfen möchte." Wer also
Pommern besitzt, hat einen großen Teil der Ostseeküste in seiner Gewalt.
Er kann nicht nur das Landen feindlicher Schiffe (Schweden, Dänemark)
verhindern und so das Land vor feindlichem Einfall schützen, sondern
auch bequem mit seinen eigenen Schiffen hinaus in die Ferne fahren,
Waren nach fremden Ländern bringen u. s. w. So lange Pommern in
den Händen der Schweden war, war unser Vaterland nie vor einem
Einfall der Schweden sicher (Einfall der Schweden 1675 von Pommern
aus!), so lange ging auch der Transport der Waren auf der Oder nicht
glatt und ruhig von statten.
2. Pommern besitzt eine Menge wichtiger blühender Städte.
Zu ihnen gehört zunächst Stettin an der Odermündung. Beschreibe
diese Mündung näher! (Die Oder mündet ins Haff. Aus diesem fließt
sie in drei Ausgängen: Peene, Swine und Divenow ins offene Meer.)
Stettin ist eine bedeutende Seehandelsstadt, „da allein hierher Seeschiffe
aus der Ostsee so weit in das Land hineinfahren können, die Oder
billige Weiterfracht gewährt und kein Hafen so nahe an Berlin liegt."
(Kirchhoff.) Im Stettiner Hafen fahren jährlich mehrere Tausend See-
schiffe ein und aus. Die ankommenden Schiffe bringen Kohlen und
Petroleum, Heringe und Getreide. Die abfahrenden tragen besonders
Holz und Spiritus hinaus in fremde Länder. Weiter liegt in Pommern
das geschichtlich merkwürdige Stralsund. Die Mauern dieser Stadt
bestürmte einst Wallenstein vergeblich,*) da Stralsund nicht allein durch
eine tapfere Besatzung, sondern auch durch eine sehr günstige Lage geschützt
*) Noch heute findet jährlich am 24. Juli ein Volksfest statt zur Erinnerung
an den Abzug des kaiserlichen Heeres.
Tisch endorf, Deutschland. 2. Abt. 2. Aufl. 2
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Extrahierte Personennamen: Wallensteins_Rücktritt Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Kirchhoff
Extrahierte Ortsnamen: Pommern Brandenburg Wollin Stettin Schweden Pommern Schweden Schweden Schweden Schweden Pommern Stettin Ostsee Berlin Pommern Stralsund Stralsund Deutschland
Siebente methodische Einheit.
A. klarhcits stufe.
Die Verfassung des deutschen Reichs.
3ifl: Wir reden heute davon, wie Kaiser Wilhelm den
Bundesstaat Deutschland ähnlich regiert, wie König Albert
unser Vaterland.
Dorberntnng: Sie stellt zunächst fest, warum Deutschland die Be-
zeichnuug „Bundesstaat" führt, greift dann zurück auf das, was die
Vaterlandskunde bot (Vergl die ausführlichen Darlegungen im 1. Bändchen
des Präparationswerkes S. 102 ff.), reproduziert, klärt und ordnet
unter steter Beziehung auf konkrete Fälle den diesbezüglichen Stoff im
Anschluß an drei Fragen.
1. Was hat König Albert zu thuu? (Verkündigung und Voll-
zng der Gesetze, Ernennung der Staatsbeamten, Verleihung von Würden
und Auszeichnungen, Begnadigungsrecht, Oberbefehl über das sächsische
Heer u. s. w.)
2. Wer unterstützt den König Albert bei seiner Arbeit?
(Landtag — Minister.)
'S. Woher kommt das Geld, welches nötig ist, um die Be-
amten zu bezahlen, Eisenbahnen und Straßen zu unterhalten
u. s. w.? (Ertrag der Staatseisenbahnen, Wälder, Bergwerke und Güter
— Zölle — Einkommensteuer.)
Darbietung: Sie stellt unter steter Beziehung auf die als Grund-
läge dienenden vaterländischen Verhältnisse sest:
I Was Kaiser Wilhelm Ii. zu thuu hat.
1. Er hat den Oberbefehl über die gesamte Land- und Seemacht
(Marine!) des Reiches.
2. Er hat die oberste Leitung der dem ganzen Reiche gemeinsamen
Verwaltungsangelegenheiten (Post- und Telegraphenwesen z. B.!)
3. Er ernennt die Reichsbeamten (Reichskanzler — Beamte am
Reichsgericht — Postbeamte!)
4. Er verkündet die Reichsgesetze (Arbeiterschutzgesetzgebung z. B.)
lmd überwacht deren Vollzug.
Tischendorf, Deutschland. 2. Abt. 2. Aufl. 9
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TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm König_Albert Dorberntnng König_Albert Albert Wilhelm Tischendorf
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland
— 130 —
5. Er hat das Recht, den Krieg zu erklären, wenn ein Angriff auf
das Reich (Landesgrenze) erfolgt.
6. Er hat das Recht, Bündnisfe und Verträge mit anderen Staaten
einzugehen. (Dreibund!)
Ii. Wer den Kaiser in der Regierung unterstützt.
1. Die Reichsbeamten. (Reichskanzler — Gesandte — Reichs-
gericht in Leipzig.)
2. Der Bundesrat. Er wird gebildet durch die Vertreter der
25 deutschen Staaten.*) Preußen sendet 17, Bayern 6, Württemberg
und Sachsen je 4, Baden und Hessen je 3, Mecklenburg-Schwerin und
Braunschweig je 2, die übrigen Staaten je 1 Vertreter. Der Bundes-
rat wirkt bei der Reichsgesetzgebung mit. Ohne Jeiite Zustimmung ist
kein Reichsgesetz giltig.
3. Der Reichstag. Er besteht aus den Vertretern des deutschen
Volkes. Auf je 100 000 Einwohner wird ein Reichstagsabgeordneter
gewählt. Jeder Deutsche, der das 25. Lebensjahr überschritten hat, darf
sich an der Wahl beteiligen. Aller fünf Jahre findet eine Reichstags-
wähl statt. Die Wahl geschieht durch Stimmzettel und ist geheim. Gegen-
wärtig giebt es über 400 Reichstagsabgeordnete. Diese versammeln sich
in Berlin zu gemeinsamer Beratung (Reichsgesetze, Zölle, Reichssteuern.)
Iii. Woher das Geld kommt, welches das Reich braucht
für Heer, Flotte u. f. w.
Es kommt
1. aus den Erträgen der Zölle,
2. aus deu Erträgen der Steuern (Salz, Branntwein!),
3. aus den Überschüssen des Post- und Telegraphenwesens,
4. aus den Beiträgen, die jeder einzelne Staat aus seiner
Kasse zu leisten hat.
Zur sachlichen Besprechung.
a. Zähle die Staaten auf, die den Buudesftaat Deutsch-
land bilden! (4 Königreiche, 6 Großherzogtümer, 5 Herzogtümer,
7 Fürstentümer und 3 sreie Städte.)
b. Warum entsendet Preußen mehr Vertreter in den
Bundesrat als die übrigen Staaten? (Größe!)
c. Woran erkennen wir, daß Post- und Telegraphenwesen
Reichsangelegenheiten sind? (Wappen mit der Überschrift „Kaiser-
liches Postamt" — Kaiseradler auf Briefmarken, z. B. auf Zehnpfennig-
marken — Kopf der Depefchenformulare!)
6. Was erkennst du daraus, daß uach dem Tode Wilhelmsi.
sein Sohu Friedrich Iii. und sodann sein Enkel Wilhelm Ii.
auf den Kaiserthron gelangte? (Die Kaiserwürde ist erblich im
Hohenzollerngeschlecht.)
*) Elsaß-Lothringen ist kein selbständiger Staat.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelmsi Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm
— 131 —
B. Vergleich.
Zur weiteren Klärung und Befestigung -des ^Stoffes werden nun
noch einmal das engere und das weitere Vaterland verglichen. Es wird
festgesetzt:
1. Beide haben ein Oberhaupt.
a. Das Oberhaupt des Reiches ^führt den Titel „Kaiser" —
Hohenzollern.
b. Das Oberhaupt des engeren Vaterlandes führt den Titel
„König" — Wettin.
2. In beiden kann das Oberhaupt nicht allein regieren. Z
a. Der Kaiser wird unterstützt durch den Bundesrat, den Reichs-
tag und die Reichsbeamten.
d. Unser König wird unterstützt durch den Landtag und die
Staatsbeamten.
3. Beide brauchen Geld, um Beamte zu bezahlen u. s. w,
Dieses Geld wird aufgebracht
a. beim Reiche durch Zölle, Steuern (Salz, Branntwein!),
Überschüsse des Post- und Telegraphenwesens und Beiträge
der Einzelstaaten.
b. bei unserem Vaterlande durch Besitzungen (Eisenbahnen,
Bergwerke, Wälder, Güter) und Steuern (Einkommensteuer!)
4. Beide habeu eine Volksvertretung.
a. Der Landtag wird vom sächsischen Volke gewählt, ver-
sammelt sich in Dresden und beschäftigt sich nur mit sächsischen
Angelegenheiten.
d. Der Reichstag wird vom gesamten deutschen Volke gewählt,
versammelt sich in Berlin und beschäftigt sich mit Reichs-
angelegenheiten.
5. Beide haben ein Wappen.
a. Das sächsische Wappen zeigt ein von zwei Löwen ge-
haltenes, mit der Krone geschmücktes Schild.
b. Das Reichswappen zeigt einen einköpfigen schwarzen Adler
mit rotem Schnabel und roten Füßen. Er hat den preußischen
Adler im Brustschild. Über dem Haupte des Adlers schwebt
die Kaiserkrone.
6. Beide haben eine Flagge.
a. Die sächsische Flagge zeigt die Farben weiß und grün.
b. Die Reichsflagge zeigt die Farben schwarz, weiß und rot.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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— 71 —
Zur sachlichen Besprechung.
Wie sind wohl die seltsamen Gebilde des Sandsteingebirges ent-
standen?*) — „Als noch ein großes Meer die Fluren Sachsens und
Böhmens mit seinem Spiegel bedeckte, schlugen sich in der ruhigen Flut
desselben die feinen Quarzkörnchen und weichen Thonteilchen nieder. Da
fügte sich in langer Arbeit Schicht aus Schicht, so daß sich endlich eine
gewaltige Platte auf dem Boden des Meeres bildete, die später trocken
aus dem Meere stieg, als die Flut sich verlief. Prüft ihr heute den
Bau der Felsen, ihr werdet die Schichten an denselben noch überall er-
kennen. Zerschlagt ihr aber einen Sandsteinblock, so findet ihr wohl anch
die Reste von Meerestierchen, die früher in den Schichten eingeschlossen
wurden. Später wurde die Sandsteinscholle von unterirdischen Kräften
gehoben und bei ihrer Hebung schon vielfach zerrissen. Gewaltige
Strömungen haben dann weiter nach der Hebung das Gebirge durchfurcht.
Sie rissen überall Schluchten und Gründe auf, schwemmten die weicheren
Teile der Platte weg und ließen nur die härteren Kronen stehen, die
nun wie Tafeln aus den ausgewaschenen Niederungen ragen. Aber auch
von ihnen wurden durch die wildtosenden Flnten manche Blöcke abge-
sprengt und manche Wände gelöst. Noch gegenwärtig setzen Wetter und
Wind das Werk der Zerstörung fort, nachdem längst schon die Wasser-
ströme der Elbe und ihrer Nebenflüsse sich in ihre Betten zurückgezogen
haben. Die Verwitterung meißelt noch heute Risse und Riesen in das
Gestein, Zinken und Zacken bröckeln von den Wänden und der Sand
rieselt unaufhörlich auf den Grnnd herab." (Schreper, Landeskunde.)
Aber anch der Mensch trägt dazu bei, daß das Aussehen des Ge-
birges sich verändert. Wodurch wohl? (Sandsteinbrüche. — Vgl. Teschen-
dorf, Das Königreich Sachsen S. 25.) — Zusammenfassung. 1
Schön sind weiter aber auch
d. Die Thäler des Erzgebirges, z. B. das Thal der
Zwickauer Mulde und das ihres Nebenflusses Zschopau.
Wenn man durch ein solches Flußthal wandert, so geht der
Weg hin an rasch fließendem Wasser, das nicht selten über
Steinblöcke schäumend und brausend hinwegstürzt, vorüber
an klappernden Mühlen und großen Fabriken, hindurch durch
freundliche Slädte und nette Dörfer. Von den bewaldeten
Höhen aber grüßen an vielen Orten altertümliche Schlösser
herab und erinnern uns an längst vergangene Zeiten.
Ein solches Schloß ist z. B. das Schloß Lichtenwalde am
Zschopanslnß. Dieses Schloß gehörte vor vielen hundert
Jahren dem Ritter Harras. Einst war er mit seinen
Knechten ausgezogen, um gegen feindliche Ritter zu kämpfen.
Doch das Glück war ihm nicht günstig. Seine Krieger
*) Kann in einfachen Volksschulen weggelassen werden!
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
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anbruch von der Feuersbrunst verzehrt. Von dem Kaufherrn und seinen
Gästen gab nichts mehr Kunde.
Jahre vergingen, die Brandstätte in der Brückenstraße blieb unauf-
gebaut, denn niemand wollte den Grund und Boden übernehmen, auf
dem sich so Fürchterliches zugetragen hatte. Die Tochter des Kauf-
Herrn war wenige Tage nach jenem Schreckenstage gestorben, ihren Vater
glaubte man von den Trümmern des eingestürzten Hauses erschlagen und
andere Erben hatten sich nicht eingefunden, überhaupt war auch nichts zu
erben, denn kurz nach dem schrecklichen Ereignisse hatten unvorhergesehene
Unglücksfälle alles Eigentum Dietmolds verzehrt.
Eines Abends erschien ein alter Mann bei dem in der Kirche zu
St. Columban im Beichtstuhle sitzenden Priester und bat diesen, ihm zu
folgen und einem Sterbenden die letzte Wegzehrung zu geben. Der
Priester machte sich auf den Weg und folgte seinem Führer bis in eine
am Ende der Stadt liegende ärmliche Hütte, in welcher er aus elendem
Lage einen Sterbenden antras. Dieser gestand, daß er der todtgeglanbte
Dietbold sei; er beichtete alle seine Sünden und teilte noch mit, daß er
durch seinen treuen alten Diener aus den Flammen gerettet und hier in
diese Hütte geschafft worden sei. Mit seinem Diener habe er späterhin
oft des Nachts die Brandstätte besucht und daselbst aus dem Schutte noch
ziemlich viel seiner Habe gerettet; diese möge jetzt der Priester aus seinen
Händen in Empfang nehmen und den größten Teil unter diejenigen ver-
teilen, die er in seinem Leben betrogen habe, zu welchem Zwecke er ihm
ein Verzeichnis von Namen einhändigte. Den Rest bestimmte er aber
dazu, daß Messen für sein Seelenheil gelesen werden sollten. Der Geist-
liche versprach feierlich, diese Wünsche zu erfüllen. Bald daranf starb
Dietbold reumütig; sein alter Diener trat in das Kloster, dem der Priester
angehörte.
An der Stelle, an welcher sonst das Haus des Reichen stand, ward
ein neues stattliches Gebäude errichtet und über der Thür desselben das
Standbild eines Greises angebracht, der zur Erinnerung an das Schicksal
Dietbolds in der Rechten einen großen Krebs hielt. Dieses Denkmal
befand sich bis zum Jahre 1817 in einer Spitzbogennische des ehemaligen
Nesselroder Hofes auf der Brückenstraße. Seit jener Zeit kam es weg,
weil es ganz verwittert war. Jetzt befindet es sich in dem sogenannten
Wallrasfiannm zu Köln. Nach Pfeil.
6. Der Schelm von Bergen.
Auf dem Römer zu Frankfurt am Main war Maskenball; es galt
der Krönungsfeier Karls des Großen. —
Hierzu waren in dem glänzend erhellten Saale viele Fürsten und
Ritter versammelt in ihren Prachtgewändern und in den verschiedensten
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Schicksal
Dietbolds Bergen Frankfurt Main Karls