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Milo, und ihre bewaffneten Rotten bekämpften sich mrf den Straßen
der Stadt. Diese Unordnungen verhinderten die Wahlen und als im
Anfang des Jahres 52 ein Jnterrer oder Zwischenregent ernannt werden
sollte, verbot ein Tribun auch dieses. Noch größere Unruhen ver-
ursachte des Clodius Ermordung. Am 20. Januar fuhr Milo
mit seiner Gattin und einem Freunde in Amtsgeschäften von Rom nach
Lanuvium, von einigen hundert bewaffneten Sklaven und Fechtern be-
gleitet. Bei Bovilla ans der Appischen Straße begegnete diesem Zuge
Clodius zu Pferde mit dreißig bewaffneten Sklaven. Ohne Storung
zogen anfangs beide vorüber, als ein Fechter Milo's mit des Clodius
Bedienten Handel anfing. So entspann sich ein Gefecht, in welchem
Clodius selbst verwundet wurde. Man trug ihn in ein Gasthaus zu
Bovilla. Milo reizte aber seine Leute, ihren Vortheil zu verfolgen;
sie brachen in das Gasthaus ein, rissen den Clodius heraus, tödteten
ihn und ließen ihn, da seine Anhänger verjagt waren, auf der Straße
liegen. Ein Senator, Sertus Tedius, der zufällig vorüber fuhr,
legte den Körper auf seinen Wagen und ließ ihn nach Rom fahren.
Vor den Augen der Menge wurde der mit Blut und Wunden bedeckte
Leichnam nach des Clodius Wohnung gebracht und im Vorhofe nieder-
gesetzt, wo die Wittwe mit Wehklagen dem sich hinzudrängenden Volke
die Wunden ihres Gatten zeigte und dasselbe zur Wuth gegen die
Mörder entstammte.
(Siehe die Abbildung N- 64.)
Am folgenden Tage ließen einige Tribunen den nackten Leichnam
auf das Forum bringen, Sertus Clodius, des Ermordeten Vetter,
ttug ihn selbst in die Hostilische Kurie und zeigte ihn den daselbst ver-
sammelten Senatoren, der Pöbel folgte ihm in das Haus und warf
alle Sitze, Pulte und Papiere hinaus auf einen Haufen zusammen,
den Leichnam darauf und zündete alles an. Das Feuer ergriff bald
die Kurie und verbreitete sich über viele anstoßende Gebäude. Darauf
zogen die erhitzten Mordbrenner gegen Milo's Haus, das aber eilig befestigt
und mit Bogenschützen besetzt worden war. Noch einige Tage fuhr
der bewaffnete Pöbel, mit Sklaven und Fechtern vermischt, fort, gegen
das Eigenthum der Milonianischen Parthei zu wüthen. Um diesen
blutigen gesetzlosen Auftritten ein Ende zu machen, wurde Pompejus,
der schlau diese unruhigen Zeiten zur Vergrößerung seiner Macht be-
nutzte, am 26. Februar zum alleinigen Consul ernannt, weil man
die höchste Gewalt einem Dictator zu übergeben sich scheute. Nachdem
er die Gesetze gegen Gcwaltthätigkeit^ und Bestechung geschärft hatte
(leges de vi, de ambitu), begann der Proceß gegen Milo, den die
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lassen, welche er alle mit eben so vielen Wurfspießen erlegte. Laufen-
den Straußen schoß er den Kopf so ab, als ob er abgehauen war,
wozu er Geschosse mit sichelförmigem Ende hatte. Endlich ging er in
seiner Raserei so weit, daß er, wie ein gemeiner Fechter, unbekleidet
im Schaugebäude auftrat und im Zweikampf sich sehen ließ, wobei
er natürlich leicht über seinen Gegner Meister ward, da sich alle von
ihm besiegen ließen, indem sie in ihm nicht den Fechter, sondern den
Kaiser sahen. Das Volk betrachtete aber mit Unwillen diese Entehrung
der kaiserlichen Würde. Die Regierungsgeschäfte überließ er seinen
Günstlingen, dem Gardeprafecten Perennis, der im Streben nach
der Herrschaft im I. 186 seinen Kopf verlor; dann dem Freigelassenen
Klean der, der aus Habsucht und Herrschsucht eine künstliche Theue-
rung in dem von einer Pest schrecklich heimgesuchten Rom veranlaßte,
wobei es in der Stadt zwischen dem Volke und der kaiserlichen Reiterei
zu einem Gefecht kam, bis endlich Kleander enthauptet und die Ruhe
wieder hergestellt ward, im I. 189. Des Kaisers Argwohn und
Grausamkeit war besonders durch die Verschwörungen seiner Schwester
Lucilla und des Perennis, und durch den Mordversuch eines jungen
Senators gereizt worden, der am dunkeln Eingänge des Theaters sick-
plötzlich mit gezücktem Dolche auf Commodus stürzte und laut schrie:
» Dies sendet dir der Senat. « Er büßte aber auf der Stelle mit dem
Leben seine Unbesonnenheit. Die schuldigen Mitverschworenen und Ver-
dächtigen wurden schonungslos getödtet, auch seine Schwester, seine
Gemahlin Crispina und der große Rechtsgelehrte Salvius Julianus
und viele andere edle Männer hingerichtet.
Zu Ende des I. 192 faßte der Kaiser den tollen Entschluß, in
der Kaserne der öffentlichen Fechter zu wohnen. Vergebens riethen ihm
seine Freunde und seine Geliebte Marcia davon ab. Im Zorn schrieb
er auf eine Tafel die Namen derer auf, welche für die nächste Nacht
zur Ermordung bestimmt waren. Durch einen Lieblingsknaben des
Commodus kam diese Mordliste in die Hände der Marcia, die nebst
dem Gardeobersten Eclectus und dem Oberkämmerer Lätus oben an
stand. Diese beschlossen nun sogleich des Kaisers Vergiftung. Marcia
reichte ihm einen vergifteten Trank, der ihn aber nur betäubte und zu
starkem Erbrechen reizte, daher ließen ihn die Verschworenen, ihrer
eignen Sicherheit wegen, ohne Zögern erdrosseln, am 31. Dec. 192.
Der Senat befahl, den Namen des Tyrannen auf allen öffentlichen
Denkmälern zu vertilgen.
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würden befördert worden. Galba schickte ihn nach Unter-Germanien,
wo er sich bei dem zur Meuterei geneigten Heere in Köln durch seine
Nachsicht und Nachgiebigkeit bald beliebt machte. Nach Verlauf eines
Monats holten die Soldaten ihn plötzlich aus seinem Schlafgemache
und begrüßten ihn als Imperator. Da auch das Heer im oberu Ger-
manien beistimmte und die Nachricht von Galba's Ermordung eintraf,
so ließ er einen Theili seines Heeres schnell nach Italien gegen Otho
aufbrechen, er selbst zog langsamer nach. Als er das Schlachtfeld bei
Bedriacum besuchte, und einige aus seiner Umgebung vor dem Leichen-
geruche sich entsetzten, versicherte er, »daß der erschlagene Feind sehr
gut-rieche , aber noch besser der Bürger. " Den Dolch, womit sich
Otho getodtet hatte, schickte er nach Köln als ein Weihgeschenk in
den Tempel des Kriegsgortes. Nachdem er in Rom eingezogen war,
überließ er die Regierungsgeschafte Schauspielern, Wagenlenkern und
andern Günstlingen, wahrend er für die Herbeischaffung der kostbarsten
Leckerbissen aus den entferntesten Provinzen sorgte. In einigen Mo-
naten verpraßte er eine Summe von 22 oder gar 42 Mill. Thalern,
und richtete die vornehmsten Familien zu Grunde, wenn er sich bei
ihnen zu Gaste bat. Er pstegte drei oder viermal zu schmausen. Auf
das Frühstück (ssntaeulum) folgte das Mittagsessen (prandium), dann
die Hauptmahlzeit (eoena) um vier oder sechs Uhr Nachmittags, und
auf diese ließ er noch ein Nachtessen mit Trinkgelage (eomi88atio) fol-
gen. Ju einem jeden dieser täglichen Schmause lud er sich oft bei
einem andern vornehmen Römer ein, und jedem Wirthe kostete diese
Ehre wenigstens 10,000 Thaler! Sein Bruder gab ihm einen Em-
pfangsschmaus, wo 2o0o ausgesuchte Fische und 7000 Vögel aufge-
tischt wurden. Eine von dem Kaiser selbst erfundene Art Kuchen hieß
noch lange nachher Vitellianischer Kuchen. Den größten Schmaus ver-
anstaltete er bei der Einweihung einer Schüssel, die er wegen ihrer
ungeheuren Größe »den Schild Minerva's" nannte. Wahrend dieser
Schwelgereien in Rom empörten sich aber die Legionen an der Donau
und in Aegypten und Syrien, welche den Feldherrn Titus Flavius
Vespasianus, der damals Jerusalem belagerte, zum Imperator
ausriefen , zu Alerandria am 1. Juli 69. Dieser überließ nun seinem
Sohne Titus die Fortsetzung der Belagerung und rüstete sich in
Aegypten zum Kriege. Die paunonischen Legionen zogen unter Anto-
nius Primus zuerst nach Italien, schlugen die Vitellianer bei Betria-
cum und Cremona, eroberten und zerstörten diese Stadt, und rückten
gegen Rom, wo Vitellins sich anfangs mit Vespasians Bruder Sabi-
nus in Unterhandlungen eingelassen, dann aber das Kapitol erstürmt
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Extrahierte Personennamen: Galba Otho Otho Schmaus Titus_Flavius
Vespasianus Titus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Rom Donau Syrien Alerandria Italien Cremona Rom
T
, 47
truppen daraus verfertigt waren; eiserne führte erst Camillus ein. Als
Großgriechenland römisch geworden und durch den punischen Krieg die
Einfuhr des Kupfers aus Cyprus gehemmt war, so wurde alln^hlig das
Silber Courant, das schwere Kupfergeld aber in leichte Scheidemünze
verwandelt; der Werth wurde auf-z, zuletzt auf ^ des ursprünglichen
Gehalts herabgesetzt. Das As erhielt einen Werth von ungefähr sechs
Pfennigen, doch ist, aller Berechnungen ungeachtet, die genaue Bestimmung
noch nicht völlig ausgemittelt, wobei die Zeitalter und der veränderte
Metallgehalt der Münzen berücksichtigt werden müssen.
Um seine Herrschaft zu befestigen, vermahlte Servius seine Töchter
mit den Söhnen des Tarquinius Priscus: die bösartige und herrschsüch-
tige Tullia mit dem sanften Aruns, die jüngere Tullia mit dem
rankevollen Lucius Tarquinius. Die altere Tullia wurde aber bald
mit dem gleichgesinnten Lucius vertraut, tödtete ihre Schwester und ihren
eigenen Gemahl, und vermahlte sich mit ihrem Schwager. Der durch
Gram gebeugte König wollte die Königswürde niedcrlegen und eine ganz
republikanische Verfassung einführen. Um dies zu hindern, bildete Lucius
eine Verschwörung, erschien als König geschmückt in der Curie, setzte
sich auf den Thron, stürzte den greisen Servius, der ihn deshalb zur
Rede stellte, die Treppe hinunter und ließ den schon halb entseelten Greis
durch nachgeschickte Knechte ermorden. Tullia eilte sogleich in ihrem
Prachtwagen auf den Markt, begrüßte ihren Gemahl zuerst als König;
er aber gebot ihr dem Ausiaufe zu enteilen. In einer Gasse, die seitdem
die verruchte hieß (vieu8 ^eleratuch, lag die Leiche ihres Vaters. Der
Kutscher hielt bei diesem Anblick die Zügel an, aber die Rasende gebot,
über den Leichnam hiwegzufahren, so das der Wagen und sie selbst mit
dem Blute des Vaters besprützt wurde.
(Siehe die Abbildung Ix- 6.)
Nach einer andern Sage soll der König aus einem Gefechte zwischen
seinen und des Tarquinius Anhängern fliehend erschlagen worden seyn;
Tullia aber über die blutige Leiche gefahren seyn, als sie hinfuhr, um Besitz
vom Königshause zu nehmen. So starb Servius nach 44 jähriger Herr-
schaft im I. 534 v. Chr., ein tapferer, weiser und vom Volke geliebter
König. Daß wir in dieser ins Gräßliche ausgebildeten Dichtung keine
historische Wahrheit suchen dürfen, ist wohl nicht zu bezweifeln; so viel
ist aber gewiß, daß eine patricische Gegenrevolution die Anordnungen
des volksfreundlichen Königs zu vereiteln strebte und dazu eine gewalt-
same Thronveränderung unterstützte.
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Extrahierte Personennamen: Servius Lucius_Tarquinius Lucius Servius Tullia Servius
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mußte dabei Frohndienste leisten. So entstand der dreifache Tempel des
Jupiter, der Juno und der Minerva, den er mit ehernen Götter- und
Königsbildern schmückte. In den Kellergewölben verwahrte er die si-
tz yllirri sehen Bücher. Die Sibyllen waren Gottesratherinnen, be-
geisterte Frauen, welche der Gottheit Rathschlüsse verkündeten. Ihre
eigentliche Heimath ist der Orient. Aus Kleinasien war ein Sibyllen-
orakel nach der griechischen Pflanzstadt Kuma versetzt worden. Von
dort kam eine Sibylle nach Rom und bot dem Könige neun Rollen
solcher Orakelsprüche, die in griechischen Versen abgefaßt waren, um
hohen Preis an. Da diesen der König zu hoch fand, verbrannte sie
drei, und forderte für die sechs dasselbe. Als sie davon wieder drei
verbrannt hatte, kaufte der König die übrigen drei und übergab sie
der Obhut zweier Männer, die dann auf zehn, unter Sulla auf fünf-
zehn vermehrt wurden, um bei wichtigen Ereignissen diese Orakelbücher
zu befragen. Mit der Zeit wurden sie immer mehr vermehrt und ver-
fälscht, so daß die Christen in ihnen sogar die Prophezeiung von des
Messias Erscheinung fanden. Obgleich die sibyllinischen Bücher mehr-
mals verbrannten, so wurden den listigen Priestern doch jedesmal neue
geschrieben. Als ein Wunderzeichen, eine aus einer hölzernen Säule
hervorschlüpfende Schlange, das königliche Haus in Schrecken setzte,
so schickte der König seine Söhne Titus und Aruns nach Delphi, und
gab ihnen zum Begleiter seinen Schwestersohn Lucius Junius
Brutus mit, der sich absichtlich blödsinnig stellte, um dem Könige,
der seinen Bruder getödtet hatte, bei Gelegenheit zu schaden. Die
befragte Pythia antwortete, Roms Herrschaft werde der haben, der
zuerst seine Mutter küsse. Brutus, den Sinn des Orakels errathend,
siel wie zufällig stolpernd auf die Erde nieder und küßte sie als die
gemeinschaftliche Mutter. Die Tarquinier aber beeilten sich, in Rom
ihrer Mutter den ersten Kuß zu geben. Inzwischen war ein Krieg
gegen Ard ea, die Hauptstadt der Rutuler, ausgebrochen, weil sie dem
Könige den Gehorsam verweigerte. Im Lager vor der belagerten Stadt
stritten sich einst bei einem Gelage des Königs Söhne mit ihrem Vetter
C. Tarquinius Collatinus, der mit der tugendhaften Lucretia
in der Stadt Collatia vermählt war, um den Vorzug ihrer Frauen,
und beschlossen, diese durch einen unerwarteten Besuch zu überraschen.
In Rom fanden sie die königlichen Frauen bei üppigen Gastereien, in
Collatia aber die Lucretia unter ihren Mägden bei ihrer Wollarbeit.
Sertus Tarquinius, von der Lucretia Schönheit entbrannt, entehrte
sie gewaltsam. Die Tiefbetrübte ließ sogleich ihren Vater und Gatten,
der den Brutus mitbrachte, zu sich rufen, erzählte die ihr zugefügte
4
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I
2yz
preis losgeschlagen wurden. Deswegen fehlte es den Machthabern,
welche aus dem Erlös ihre Kriegskosten bestreiten wollten, an Gelde.
Sie hatten noch zweihundert Mill. Drachmen, über ein und achtzig
Millionen rhein. Gulden nothig, und diese mußten durch neue drückende
Auflagen aufgebracht werden, wozu auch die reichsten Frauen beisteuern
sollten. Da sie sich öffentlich diesem bis dahin unerhörten Befehle
in freimüthiger Rede widersetzten, so wurden von vierzehnhundert nur
vierhundert zur Bezahlung der Schatzung verurtheilt. Um unter diesem
allgemeinen Jammer dem Volke doch einige Freude zu verschaffen
hielten die neu erwählten Consuln des Jahres 42 v. Ehr., 712 n. R.
Plancus wegen eines Sieges in Gallien, und Lepidus über einige
spanische Völkerschaften einen Triumph, wobei „allen Männern und
Frauen im Namen der Götter befohlen ward, den Tag mit Opfern
und Schmausen zu feiern; wer dawider handelnd erfunden werde, solle
auf die Liste der Geachteten kommen. “ Die Soldaten ließen es nicht
an muthwilligen Spöttereien, die ihnen bei Triumphzügen erlaubt
waren, fehlen. Aus jenen Spottliedern hat sich noch der anzügliche
Vers erhalten:
De Germanis, non de Ga11i8 duo triumpliant Consules.
Heber (ermordete) Brüder, nicht über Gallier triumphiren beide Consuln.
Das Wortspiel liegt in Oermani, welches das Volk der Ger-
manen und zugleich leibliche Brüder bezeichnet, eine Anspielung auf
des Lepidus und Plancus Brudermord.
Wahrend dieser Begebenheiten in Rom war Brutus aus Mace-
donien nach Kleinasien übergegangen und hatte sich mit Caffius, der
aus Syrien herbeizog, in Smyrna über die Führung des Krieges be-
sprochen. Caffius eroberte hierauf Rhodus und erpreßte 8500 Talente;
Brutus unterwarf Lycien. Als hier die Bewohner der eroberten Stadt
Zkanthos in der Verzweiffung die Häuser anzündeten, und sich selbst
mit Weib und Kind tödteten, da ließ der menschlich gesinnte Brutus
allgemeine Freiheit und Schutz für alle Xanthier ausrufen, aber nur
150 Männer blieben am Leben. Hierauf vereinigten sich beide Feld-
herren zu Sardes in Lydien und zogen im I. 42 nach dem Hellespont,
um bei der heutigen Meerenge von Gallipoli nach Europa überzusetzen.
In einer finstern Nacht vor dem Aufbruche saß Brutus, der wenig
schlief, immer mit dringenden Geschäften überhäuft und gespannt auf
den Ausgang des Unternehmens, wach in seinem Zelte und las. Nur
eine kleine Lampe brannte, im Lager herrschte tiefe Stille. Da meinte
Brutus, in Gedanken versunken, daß Jemand in sein Zelt trete. Als
er nach dem Eingang hinsieht, erblickt er eine fürchterliche, riesenhaftige
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im Taumel der Trunkenheit von diesem Ausgebote der Soldaten horte,
eilte auf Zureden seiner Gemahlin, Tochter und Tischgenossen nach dem
pratorianischen Lager und versprach, mit seinem Reichthume prahlend,
jedem Prätorianer 3250 Drachmen oder 1300 Thaler. Den Stadt-
prafecten Sulpicianus aber, ver auch auf die Kaiserkrone bot, wiesen
die Soldaten zurück, weil sie ihm als des Pertinar Schwiegervater
nicht traneten, besorgt, er möchte dessen Mord rachen. Die Präto-
rianer öffneten aber nicht sogleich die Thore, sondern ließen über die
Mauer eine Leiter hinab, auf der Julianus in's feste Lager stieg, wo
man ihn als den neuen Herrn begrüßte. Da aber die Soldaten immer
noch einen Angriff des über diese Verhöhnung der Kaiserwürde aufge-
brachten Volkes fürchteten, so führten sie, in voller Rüstung, ihren
Kaiser in den Pallast; es wagte aber unterwegs Niemand dieser Ein-
führung sich zu widersetzen. »Damals begann, wie Herodian bemerkt,
die Verderbniß der Sitten unter den Kriegern: sie lernten eine uner-
sättliche und schändliche Habsucht, und gewöhnten sich, die Ehrfurcht
gegen ihre Obern hintanzusetzen. Denn daß ein so grausames Ver-
brechen des Kaisermords Niemand verfolgte, und Keiner anftrat, um
der unwürdigen Feilschung und dem Verkaufe des Kaiserthums sich zu
widersetzen, das war der Anfang und die Ursache ihres auch später
wiederholten, unziemlichen und ungehorsamen Benehmens, da ihre
Geldgier und Verachtung ihrer Herrscher immer höher bis zum Blut-
vergießen sich steigerte."
Julian setzte nach dem Antritt der Regierung sein Schwelgerleben
fort und machte sich eben so beim Volke verächtlich, wie bei den
Garden verhaßt, weil er den versprochenen Kaufpreis nicht auszahlte;
denn sein Vermögen reichte dazu nicht hin, und die kaiserliche Kasse
war durch des Commodus unsinnige Verschwendung geleert. Da die
auswärtigen Legionen einen so erbärmlichen Kaiser nicht anerkannten
und dasselbe Recht, wie die Garden, zu haben glaubten, so riefen
die syrischen Legionen ihren Befehlshaber C. Pescennius Niger zu
Antiochien, einen schon bejahrten, aber billig denkenden und bei den
vergnügungssüchtigen Syrern beliebten Mann, zum Kaiser aus. In
Britannien übertrugen die Soldaten ihrem Anführer Clodius Albinus
die kaiserliche Würde, und zu Carnuntum trat C. Septimius Se-
verus, ein geborener Afrikaner, ein rüstiger Geschäftsmann und mu-
thiger, in der Verstellungskunst geübter Feldherr von rauhen Sitten,
damals an der Spitze des illyrischen Heeres stehend, als Imperator
auf. Dieser eilte schnell nach Italien, um zuerst den Sitz der Herr-
schaft einzunehmen, während der vergnügungssüchtige Niger in An-
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Willkühr einzelner Imperatoren stieg bis zu einer unglaublichen Hohe,
und es laßt sich kaum begreifen, wie das römische Volk, das sich den
Herrn des Erdkreises nannte, die unsinnigen Launen und Grausamkeiten
eines Caligula, Nero, Vitellius, Domitian, Caracalla und Heliogabal
so lange gefallen ließ. Nur dadurch wird diese Erscheinung erklär-
bar, daß die Provinzen jenen Druck weniger fühlten und im Ganzen
sich besser befanden unter den kaiserlichen besoldeten Beamten als unter
den republikanischen; daß ferner die niedere Volksmenge in der Haupt-
stadt unter jenen grausamen Imperatoren, die zugleich Verschwender
und Freunde öffentlicher Lustbarkeiten waren, goldene Tage hatte, denn
Fleisch- Brod- und Weinspenden unterhielten den müßigen Pobel und
die Spiele des Circus zogen die Blicke hinweg von den Greuelscenen
der Tyrannei. Endlich waren auch die Prätorianer eine starke Stütze
des Despotismus, so lange sie gut bezahlt und beschenkt wurden.
Ihre Anmaßungen stiegen aber zuletzt so weit, daß sie Kaiser morde-
ten, einsetzten und das Reich verhandelten. Die zügellose militairische
Regierung unter einigen Kaisern des zweiten Jahrhunderts war der in
Algier ehemals gebräuchlichen nicht unähnlich, wo die souveraine Macht
in den Händen einer zuchtlosen Miliz war, welche nach Willkühr den
Dey ein- und absetzte. Die Grausamkeit einiger Kaiser traf mehr die
vornehmen Familien als die eigentliche Vürgerklaffe, daher diese ruhig
blieb, und Verschwörungen gegen das Leben der Kaiser nur von deren
nächsten Umgebungen oder von dem Militair ausgingen. Die bei uns
gewöhnliche Erbfolge war bei den Römern etwas Ungewöhnliches; der
Kaiser konnte seinen Nachfolger nur durch Adoption bestimmen, sonst
wurde er gewählt, entweder von den Soldaten und dann vom Senate
bestätigt, oder auch vom Senate zuerst ernannt und von dem Militair
angenommen, nur bei Tiberius, Caligula, Claudius und Nero fand
eine gewisse Erbfolge statt; die beliebtere Wahl betrachtete man als
einen Beweis der Freiheit, in der man noch zu leben wähnte.
Der schon oben erwähnte, durch die bürgerlichen Kriege herbeige-
führte Verfall des Ackerbau's in Italien hatte auf die volkreiche
Hauptstadt sehr nachtheilige Rückwirkungen, da sie leicht von Hungers-
uoth heimgesucht werden konnte, wenn die ägyptischen und afrikanischen
Getraideflotten ausblieben; daher Tacitus mit Unwillen bemerkt: >7 das
Leben des römischen Volkes hängt täglich von der Unsicherheit des
Meeres und der Witterung ab, und wenn nicht der Ueberfluß der
Provinzen den italischen Gutsbesitzern, ihren Sklaven und.aeckern zu
Hülfe käme, wie schlecht würden unsere Lusthaine und Landhäuser uns
sättigen! — Einst brachte man aus Italien den entfernten Legionen
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Caligula Domitian Caracalla Pobel Tiberius Caligula Claudius
Ali
nähme. Druck der Unterthanen und Veruntreuung der Officianten
waren nichts Ungewöhnliches. Außer den früher« Einkünften aus den
verpachteten Zöllen, aus den häufigen Confiscationen, aus dem Mo-
nopol der kaiserlichen Seiden- und Linnen-Manufakturen, aus den
Bergwerken, der Münze und andern Regalien kamen noch hinzu die
Indictio, eine stehende Grund- und Ertragssteuer, theils in Geld,
theils in Naturallieferungen, wozu alle 15 Jahre ein neues Kataster
verfertigt wmde, Cyclus indictionum, vom 1. Sept. 312 au gerech-
net; ferner die Collatio lustralis oder Chrysargyrum, eine alle vier
Jahre ausgeschriebene drückende Gewerbsteuer; das Aurum Corona-
rium , Kroneugeld, ein Ehrengeschenk der Städte beim Regierungsan-
tritt oder bei frohen Ereignissen in der kaiserlichen Familie eingefordert.
Der schon damals mächtige Klerus erhielt Steuerfreiheit und eigene
Gerichtsbarkeit. Die Truppen wurden zwar sehr vermindert, nur die
Zahl der kleiner gemachten Legionen zu 1500 Manu auf 132 und noch
einige hundert Cohorten und Reitergcschwader vermehrt, aber mau hielt
ganze Corps von Barbaren als Hülfsvölker im Solde. Die anfangs
bewilligten Subfi'dien wurden immer gesteigert und als jährliche Tri-
bute den Kaisern abgezwnngen.
Im Jahr 332 hatte Constantin noch einen Kampf mit den Go-
then zu bestehen, welche den Sarmaten das Land zwischen der Theiß
und Donau entrissen. Der Kaiser nahm sich der Verdrängten an und
gab 300,000 Sarmaten Wohnsitze in Pannonien, Thracien und Ma-
cedonien. Wahrend der Rüstungen zu einem Feldzuge gegen die Perser
übereilte ihn nach einer 30jährigen Herrschaft am 22. Mai 337 der
Tod in seinem Pallaste bei Nikomedien. Kurz vor seinem Ende ließ
er sich von dem arianischen Bischof Eusebius von Nikomedien, der
des Kaisers Leben beschrieben hat, taufen, um druck) dieses Entsündi-
gungsmittel sich zu reinigen von der vielfachen Blutschuld, die oft sein
Gewissen beunruhigen mochte. Er hatte nicht nur seinen Schwieger-
vater Marimianus, seinen Schwager Licinius und dessen schuldlosen
Sohn Licinianus, seinen Neffen, getodtet, auch seinen eigenen hoff-
nungsvollen, vom Volke geliebten Sohn Crispus aus der ersten Ehe
ließ er ohne Untersuchung aus Argwohn hinrichten und seine ihm ver-
dächtig gewordene Gemahlin Fausta in einem heißen Bade ersticken,
wahrend er im I. 326 zu Rom die Vicennalia oder das Jahresfest
ferner zwanzigjährigen Regierung feierte. So schändete Flavins Vale-
rius Constantinus, von christlichen Schmeichlern »der Große" ge-
nannt, sein im Einzelnen ruhmreiches Leben.
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Extrahierte Personennamen: Constantin Bischof_Eusebius_von_Nikomedien Crispus Constantinus
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wieder abfahren. Kaufleute, die nach Sardinien oder Libyen kommen,
sollen keinen gültigen Kauf schließen können, als im Beiseyn eines Ge-
richtsdieners und eines Schreibers. Was in deren Gegenwart verkauft
wird, für dessen Bezahlung soll dem Verkäufer der Staat haften.
Kommt ein Römer in das karthagische Gebiet auf Sicilien, so soll er
in allem gleiche Rechte (mit dem Karthager) haben. Die Karthager
sollen nicht beleidigen das Volk von Ardea, Antium, Aricia, Eirceji,
Terracina, noch ein anderes Volk der Latiner, das den Römern unter-
worfen ist. Auch sollen sie sich enthalten von den Städten der übrigen
Latiner, die den Römern nicht unterworfen find; nehmen sie dieselben
aber, so sollen sie den Römern dieselben unversehrt ausliefern. Sie
sollen kein Kastell in Latium anlegen, und wenn sie bewaffnet kommen,
keine Nacht im Lande bleiben."
Wir kehren zum Tarquinius zurück. Dieser fand neue Unterstützung
bei dem reichen und mächtigen Lars (König oder Fürst) Porsena in
Clusium. Ein etruskisches Heer drang bis in die Schanzen des Ja-
niculums und würde den über die Tiberbrücke fliehenden Römern nach-
geeilt seyn, wenn nicht Horatius Cocles die Brücke vertheidigt
hätte, bis sie hinter ihm abgebrochen war. Als sie zusammengestürzt
war, sprang er, selbst verwundet, in voller Rüstung in den Strom,
betend: »Vater Tiberinus, nimm diese Waffen und diesen Krieger in
deinen heiligen Strom gnädig auf und schütze ihn. " Glücklich schwamm
er an das jenseitige Ufer. Eine andere Sage läßt ihn aber in der
Tiber umkommen. Zur Belohnung erhielt Roms Retter so viel Land,
als er an einem Tage umpflügen konnte, und eine Statue, auch
reichte ihm jeder, als Hungersnoth in der von Porsena eingeschlossenen
Stadt einriß, etwas Speise.
In der Stadt verschworen sich aber dreihundert vornehme Jüng-
linge, den König zu ermorden. Den C. Mucius traf das Loos, den
ersten Versuch zu machen. Unerkannt kam er in das etruskische Lager
vor die Richterbühne des Porsena, erstach aber aus Unbekanntschaft
dessen Schreiber. Er wurde ergriffen und erklärte, daß der König noch
viele solcher Angriffe zu fürchten habe. Und als dieser ihm mit der
Feuermarter drohete, wenn er nicht sogleich die gegen sein Leben ge-
machten Anschläge entdecke, da streckte Mucius seine Rechte in das auf
einem Opferbecken lodernde Feuer. Diese Festigkeit rührte den König;
er entließ den kühnen Jüngling, der vom Verluste seiner rechten Hand
den Zunamen Scävola (Linkhand) erhielt. Porsena schloß Frieden
mit Rom, das sich ergeben mußte, unter harten Bedingungen: er un-
tersagte den Römern den Gebrauch des Eisens, ausgenommen zum
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