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1. Die vorchristliche Zeit - S. 73

1877 - Leipzig : Brandstetter
73 2. Als der Knabe im Hause des Kambyses anlangte und sich Zu erkennen gab, da war die Bewunderung und Freude seiner Eltern über alle Maßen. Sie hatten ihn schon längst todt geglaubt. Cyrus konnte nicht genug erzählen und sein drittes Wort war immer die Hirtenmutter, die er sehr lieb gewonnen hatte. Den Astyages verlangte es aber nach seinem Enkel und er ließ ihn und seine Mutter wieder zu sich an seinen Hof kommen. Der Knabe war in der strengen kriegerischen Lebensweise der Perser auserzogen und machte große Augen, als er beim Könige Alles so fein geputzt und geschmückt fand. Selbst der König auf seinem Throne hatte sich Lippen und Wangen, Stirn und Augenbrauen gefärbt. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „O was ich für einen schönen Großvater habe!" — „Ist er denn schöner als dein Vater?" fragte lächelnd die Mutter. „Unter den Persern," antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern der Großvater." Dem alten Könige gefiel diese Antwort; er beschenkte den Kleinen reichlich und dieser mußte bei Tische immer neben ihm sitzen. Hier wunderte er sich über die Menge Gerichte, mit welchen die Tische von oben bis unten besetzt wurden. „Großvater" — rief er — „du hast doch viele Mühe, satt zu werden, wenn du von dem Allen essen mußt!" Astyages lachte und sprach: „Jst's denn hier nicht besser als bei euck in Persien?" — „Ich weiß nicht," antwortete Cyrus, — „aber wir werden viel geschwinder und leichter satt. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach! was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis ihr so weit kommt!" Mit Erlaubniß des Großvaters vertheilte nun Cyrus die übrig gebliebenen Speisen unter die Diener und alle bekamen etwas, nur nicht Sakas, der Mundschenk und Liebling des Königs. „Warum bekommt denn dieser nichts," — fragte scherzend der König, — „er schenkt ja den Wein so geschickt ein?" „Das kann ich auch," — erwiederte rasch der Kleine, — „und trinke dir nicht zuvor den halben Becher aus!" Darauf nahm er den Becher, goß Wein hinein und reichte ihn ganz artig dem Könige. „Nun," - sprach der Großvater, „du mußt auch den Wein erst kosten." — „Das werde ich wohl lassen," antwortete der Kleine, — „denn es ist Gift darin, das habe ich neulich bei eurem Trinkgelage wohl bemerkt. Was war das für ein Lärm! Wie habt ihr durcheinander geschrien und gelacht! Die Sänger schrien sich die Kehlen heiser und Niemand konnte sie hören. So lange ihr saßet, prahltet ihr mit eurer Stärke; und als ihr aufstandet, konnte keiner gehen, ihr fielet über eure eignen Füße. Ihr wußtet nicht mehr, was ihr wäret, du, o König, nicht, daß du König, jene nicht, daß sie Unterthanen waren." — „Aber," sprach Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauschet er sich nie?" — „Nie." — „Und wie macht er es denn?" — „Er hört auf zu dürsten, sonst nichts." Wegen solcher und ähnlicher munterer Einfälle gewann Astyages seinen Enkel immer lieber. Er ließ ihn reiten, schenkte ihm die schönsten

2. Die vorchristliche Zeit - S. 81

1877 - Leipzig : Brandstetter
81 Diese und andere Handlungen der unsinnigsten Wuth hatten die Gemüther von ihm entfernt. Ein Meder benutzte dieses Mißvergnügen und bemächtigte sich unter dem Namen Smerdis, dessen Tod man verheimlicht hatte, des Thrones. Kambyses war entschlossen, nach Susa zu gehen, um den Betrüger zu bestrafen, als er beim Aufsteigen auf das Pferd sich mit seinem Säbel in der Hüfte verwundete. Er starb an dieser Wunde, ohne Kinder zu hinterlassen. Iii. Darius. Nach dem Tode des Kambyses herrschte der falsche Smerdis (Pseudo-Smerdis) sieben Monate lang und bewies gegen alle seine Unterthanen eine außerordentliche Milde, indem er ihnen auf drei Jahre alle Abgaben erließ und sie von jedem Kriegszuge besreiete. Doch erregte die strenge Zurückgezogenheit des Königs, der sich nirgends blicken ließ, den Verdacht des Otanes, eines angesehenen Persers. Dieser Verdacht wurde bald zur Gewißheit. Es hatte einst Cyrus dem Magier Smerdis wegen eines Vergehens die Ohren abschneiden lassen, das war dem Otanes nicht unbekannt. Nun war eine von den Töchtern des Otanes die Gemahlin des Smerdis und diese bestätigte die Vermuthung ihres Vaters, daß der König keine Ohren habe. Darauf thaten sich sieben vornehme Perser, die keinen Meder über sich dulden wollten, in einer Verschwörung zusammen, drangen eines Tages mit Dolchen bewaffnet in das königliche Schloß und stachen den falschen Smerdis nieder. Sie waren unschlüssig, ob sie dem Volke wieder einen König geben, oder die Herrschaft unter sich theilen sollten. D a r i u s, der Sohn des Hystaspes, stimmte für die Wahl eines Königs und seine Stimme drang durch. Sie verabredeten aber unter sich, daß Derjenige König werden sollte, dessen Pferd am andern Morgen, wenn sie vor die Stadt ritten, zuerst wiehern würde. Darius hatte einen klugen Stallmeister; dieser führte am Abend des Darius Pferd, einen Hengst, mit einer Stute zusammen an jenem Orte, wo die sieben sich einfinden wollten. Als nun der Morgen dämmerte , stiegen die Perser zu Pferde und ritten vor die Stadt; da wieherte des Darius Roß, das sich der Stute erinnerte. Zugleich aber kam auch Blitz und Donner aus heiterer Luft. Sogleich sprangen die Anderen von ihren Pferden'und begrüßten den Darius als ihren König. Die lange Abwesenheit des Kambyses und die Regierung des falschen Smerdis hatten vielen Unordnungen im Lande freien Lauf gelassen. Zuerst suchte Darius diese abzustellen. Dann theilte er das ganze Land in zwanzig Satrapien oder Statthalterschaften und bestimmte für jede die erforderlichen Abgaben. Bald aber rief ihn eine große Empörung in Grube, Geschichtsbilder. 1. 6

3. Die vorchristliche Zeit - S. 74

1877 - Leipzig : Brandstetter
74 Reitpferde, nahm ihn mit sich auf die Jagd und machte ihm allerlei Kurzweil, um ihn recht an sich zu feffeln. Harpagus freute sich auch über den Jüngling, aber aus einem andern Grunde als Astyages. 3. Cyrus kehrte wieder nach Persien zurück und galt bald für den angesehensten und rüstigsten Mann im ganzen Lande. Harpagus schickte ihm heimlich allerlei Geschenke, um ihn für sich zu gewinnen. Eines Tages schickte er ihm einen Hasen. „Du möchtest ihn," sagte der Bote, „aufschneiden, wenn Keiner es sieht." Cyrus that das und fand zu seinem Erstaunen im Bauche einen Brief, worin ihn Harpagus ermunterte, die Perser zum Abfalle von der medischen Herrschaft zu bewegen und dann seinen tyrannischen Großvater selbst mit Krieg zu überziehen. Der Vorschlag gefiel dem thatenlustigen Manne. Mit dem Brief in der Hand trat er unter das versammelte Volk und sprach: „Kraft dieses Briefes hat mich Astyages zu eurem Anführer ernannt und ich befehle euch nun, daß Jeder morgen früh mit einer Sichel erscheine." Die Perser thaten, wie ihr Anführer ihnen befohlen. Den ganzen Tag mußten sie die schwerste Arbeit verrichten, ein wüstes Dornfeld reinigen und umarbeiten. Am Abend dieses arbeitsvollen Tages befahl ihnen Cyrus, am andern Morgen abermals zu erscheinen, aber wohl geschmückt. Als die Menge versammelt war, lud er sie ein, im weichen Grase sich zu lagern. Nun wurden Früchte und Wein und Schlachtvieh herbeigeschleppt, man kochte und bratete, Alles war froh und schmauste nach Herzenslust. „Nun, liebe Landsleute," sprach Cyrus, — „welcher Tag gefällt euch besser, der gestrige oder der heutige?" „Wie du doch fragst," riefen Alle verwundert, — „gestern waren wir ja Sklaven und heute sind wir Herren!" — „Und solche Herren werdet ihr immer sein," fuhr Cyrus fort, „wenn ihr das Joch der Meder abwerft; Sklaven aber wie gestern, so lange der Wütherich Astyages euer Herr ist. Wohlan denn, folget mir und ihr werdet frei sein!" Die Perser waren schon längst über den harten Druck der Meder empört, darum war ihnen der Antrag des Cyrus willkommen. Sie sagten sich von Astyages los und riefen den Cyrus zu ihrem Könige aus. Sobald Astyages hiervon Kunde erhielt, sendete er ein Heer aus gegen die Empörer und den Harpagus stellte er an die Spitze. Für diesen war jetzt die Zeit der Rache gekommen; er ging mit dem ganzen Heere zum Cyrus über. Da gerieth der König in Wuth und ließ alle Traum-deuter kreuzigen. Er selbst aber zog nun mit einem zweiten Heere gegen Cyrus. Bei Pasargadä (Persepolis), dem uralten Sitze persischer Fürsten, kam es zum Treffen; Astyages wurde geschlagen und gefangen. Cyrus behandelte seinen Großvater mit schuldiger Liebe und behielt ihn bei sich bis zu dessen Tode. So war Cyrus Herr von Medien. Die umliegenden Völker, namentlich die Armenier, welche den Medern Tribut bezahlt hatten, glaubten ihn dem Cyrus, einem Perser, verweigern

4. Die vorchristliche Zeit - S. 171

1877 - Leipzig : Brandstetter
171 in welche alle Unreinigkeiten aus den Straßen und Wohnhäusern abflössen und dann in die Tiber geleitet wurden. Man muß sich aber diese Kanäle nicht eng und niedrig denken, sondern als große, weite Gewölbe von so fester Bauart, daß sie noch Jahrhunderte nachher die schwersten Thürme trugen. Für öffentliche Kampfspiele und Leibesübungen wurde ein großer Platz angelegt, der Circus maximus genannt. Ringsumher gingen in immer steigender Erhebung Bänke, die nach den Kurien vertheilt waren: der Umfang war so groß, daß der Circus 150,000, nach Einigen sogar 250,000 Menschen zu fassen vermochte. Endlich legte der baulustige König noch den Grund zu dem berühmten Kapitol, der mächtigen Tempelburg des Jupiter auf dem kapitolinischen Hügel. 3. Wie Tarquittlns endet. Die Söhne des Ankus Martius konnten es nicht vergessen, daß sie vom Tarquinius um den väterlichen Thron betrogen worden waren. Der König hielt sie absichtlich von allen Regierungsgeschäften fern, und ging damit um, seinen Schwiegersohn Servius Tullius zu seinem Nachfolger wählen zu lassen. Da trachteten die beiden Brüder thut nach dem Leben. Sie gewannen zwei Hirten, die mußten, mit ihren Holzäxten bewaffnet, in die Wohnung des Königs eindringen und großen Zank und Lärm erheben. Es war damals noch Sitte, daß die Könige in Person das Richteramt übten, und so kam denn auch der alte Tarquinius aus seinem Hause, um den Streit zu schlichten. Während er aber der erdichteten Erzählung des Einen zuhört, schleicht sich der andere hinter ihn und schlägt ihn mit seiner Axt zu Boden. Dann flohen beide Hirten davon. Servius Tullius. 1. Servius war in Rout geboren, wo seine Mutter als Gefangene und Sklavin in das Haus des Tarquinius gekommen war. Als Servius noch ein Kind war, brannte ihm einst, erzählt die Sage, das Haupthaar wie in hellen Flammen, ohne daß das Feuer die Haare verzehrte. Die Gemahlin des Tarquinius, die Königin Tanaquil, welche in etruskischer Weisheit wohlbewandert war, erklärte dies Wunder als ein Zeichen der Götter von der künftigen Größe des Knaben. Auf ihren Rath wurde nun Servius wie ein Königssohn für die höchsten Würden erzogen. Er zeichnete sich bald durch Geist und Tapferkeit vor Allen aus; Tanaquil und Tarquinius gaben ihm ihre Tochter zur Frau und bald auch Antheil an der Regierung. Das Volk ehrte diesen glücklichen und würdigen Emporkömmling und darauf battete Tanaquil die Hoffnung, den geliebten Schwiegersohn einst als König von Rom zu sehen. Als nun Tarquinius ermordet war, du

5. Die vorchristliche Zeit - S. 228

1877 - Leipzig : Brandstetter
228 Kleopatra lebe noch. Er bat, daß man ihn zu ihr bringen möchte. Man that es und nach langen Zuckungen starb er zu ihren Füßen. Oktavianus zog als Sieger in die Hauptstadt Aegyptens, Alexandrien, ein, er ließ den Antonius prächtig begraben und stellte sich gar freundlich gegen Kleopatra, daß sie seine Absicht nicht merken sollte; denn er hatte vor, sie an seinem Triumphwagen gefesselt in Rom mit aufzuführen. Doch sie errieth seine Gedanken und kam ihm durch schnellen Selbstmord zuvor; man sagte, sie habe ein paar giftige Schlangen sich in die Brust beißen lassen. Darauf sandte sie einen Brief an Oktavianus, worin sie ihn bat, daß er sie bei Antonius begraben lassen möchte. Er hielt dies für eine List, schickte sogleich Leute aus ihr Zimmer, aber diese fanden sie bereits todt in ihrem königlichen Schmucke auf dem Ruhebett liegend. 5. Aegypten war nun eine Beute des Siegers und ihm gehorchte fast der ganze bekannte Erdkreis. Art dem Titel „König" lag ihm nichts; es war ihm der Name „Imperator", erster und einziger Feldherr aller Heere, genug; das Volk gab ihm aber den schmeichelhaften Beinamen „Augustus", der Erhabene, Ehrwürdige. Er war ein Enkel der Schwester des ermordeten Cäsar, welcher ihn an Kürdesstatt angenommen hatte, und da auch seine nächsten Nachfolger zu dieser Familie gehörten, wurde der Name „Cäsar" (woraus unser Kaiser entstanden ist) die Bezeichnung für das oberste Haupt des Staates. Augustus war klug genug, dem Volke den Schein der Republik zu lassen, er ließ wieder Konsuln wählen, übertrug dem Senate mancherlei Geschäfte, ja sogar Volkstribunen wurden noch vom Volke erwählt. Aber die Wahl fiel natürlich immer auf Solche, welche dem Imperator ergeben waren, und der Senat mußte zu Allem „ja" sagen. Augustus regierte unumschränkt, aber doch waren die meisten Bürger froh, daß endlich wieder Ruhe und Ordnung im Reiche herrschte, denn sie sahen, daß für Rom keine andere Rettung sei, als in dem kräftigen Regiment Eines Mannes. Augustus stellte sich zuweilen, als wollte er die Herrschaft niederlegen; dann bat ihn das Volk dringend, er möchte doch die Obergewalt wieder übernehmen. Allmählich änderte sich die Republik um in eine Monarchie (Alleinherrschaft); die Heere wurden stehend, die Beamten erhielten feste Besoldungen und wurden so an die bestehende Regierung gebunden. Augustus vereinigte endlich die wichtigsten Stellen des Staates in seiner eigenen Person und seine Unterthanen waren es zufrieden. 6. Doch die Macht hilft nicht immer zum Glücklichsein. Augustus, der dem gewaltigen römischen Reiche vom Tajo bis zum Euphrat, von den Sandwüsten Afrika's bis zur Themse im nördlichen Britannien gebot, konnte sich keine Ruhe in seinem eigenen Hause gewinnen. Er hatte zu einer dritten Gemahlin eine sehr böse Frau, die Livia, genommen.

6. Das Mittelalter - S. 70

1877 - Leipzig : Brandstetter
70 Sobald Alboin diese Worte seines Vaters vernommen hatte, nahm er nur vierzig Jünglinge mit sich und ging zu Thorisind, dem Könige der Gepiden, mit welchem er kurz zuvor noch Krieg geführt hatte. Er sagte dem Könige, weshalb er gekommen wäre. Thorisind nahm ihn gütig und freundlich auf, lud ihn zu seinem Gastmahle ein und setzte ihn an seine Seite rechter Hand, wo früher sein Sohn Thorismund gesessen hatte. Während der Vorbereitungen zum Mahle dachte Thorisind an den Tod seines Sohnes, an dessen Stelle nun der Mörder desselben saß. Er seufzte üef auf und der Schmerz entriß ihm diese Worte: „Das ist mir ein lieber Platz; aber der Mann, der jetzt aus ihm sitzt, hat mir viel Leid gethan!" Durch diese Worte des Königs ward ein anderer seiner Söhne erregt und fing an, die Longobarden zu reizen, indem er behauptete, daß die Longobarden Stuten glichen, deren Füße bis an die Schienbeine weiß seien; die Longobarden pflegten nämlich das untere Bein mit weißen Binden zu umhüllen. Dann sagte er: „Die Stuten, denen ihr gleicht, haben einen üblen Geruch." Da sprach einer der Longobarden zu ihm: „Geh' doch auf das Aasfeld, und dort wirst du ohne Zweifel erfahren können, wie kräftig diejenigen, welche du Stuten nennst, hinten ausschlagen. Dort wirft du die Gebeine deines Bruders zerstreut finden, wie die Gebeine eines schlechten Gespannes mitten auf der Wüste." Als das die Gepiden hörten, konnten sie ihren Zorn nicht mehr verhehlen, sondern wollten fofort Rache nehmen an ihrem Beleidiger. Auch die Longobarden hatten schon ihre Hand an den Schwertern. Da erhob sich der König vom Tische, trat mitten dazwischen und gebot den Seinen Stille, indem er drohte, daß derjenige den Tod erleiden sollte, der zuerst den Kampf beginnen würde; „denn," — so sprach er — „ein solcher Sieg kann Gott nicht wohlgefällig sein, wenn man den Feind tödtet im eigenen Hause." Als so der Streit beigelegt war, setzten sie das Gastmahl fort mit fröhlichem Sinn. Thorisind aber nahm die Waffen seines Sohnes Thorismund, und übergab sie dem Alboin und entließ ihn dann in Frieden zu seinem Vater. Sobald Alboin zu seinem Vater zurückgekehrt war, ward er dessen Tischgenoß und erzählte ihm Alles, was bei dem Könige der Gepiden sich zugetragen hatte. Da verwunderten sich Alle, welche dabei waren, und lobten die Kühnheit des Alboin, aber nicht weniger rühmten sie die Redlichkeit und Treue des Königs der Gepiden. 2. Albom zieht nach Italien. Nachdem Alboin König geworden war, überwand er das Volk der Heruler und auch das der Gepiden; K uni mund, den Gepidenkönig, erschlug er in einer Schlacht; aus seinem Schädel ließ er sich nach alter Sitte einen Trinkbecher machen, v aber die Tochter des Königs, die schöne Rofamunde, nahm er zum Weibe. Bald führte ihn das Schicksal noch auf ein weit größeres Feld für kühne Thaten. Der tapfere Narfes war nämlich, zum Lohn für feine treuen Dienste, vom Hofe zu Konftantinopel abgefetzt worden, und die Kaiserin spottete feiner noch gar: „Bist doch

7. Das Mittelalter - S. 13

1877 - Leipzig : Brandstetter
Zweiter Abschnitt. Die römischen Kaiser und das Christenthum. Tiberius und Nero. Tiberius (38 n. Chr.). L Dem Tiberius, welcher schon zu Augustus' Lebzeiten an der Spitze der Geschäfte sich befunden hatte, wurde es leicht, die Negierung an sich zu reißen, zumal da die kaiserliche Leibwache der Prätorianer auf seiner Seite war. Kaum sah er, daß der Senat und das Volk sich vor ihm demüthigten, so spielte er eine sonderbare Komödie. Er stellte sich nämlich, als wollte er die Regierung nicht übernehmen. Nur Augustus, sagte er, sei im Stande gewesen, ein so großes Reich zu leiten; seine Schultern seien für solch' eine Last zu schwach, man sollte einen Würdigeren wählen. Und doch würde es demjenigen Senator übel ergangen sein, der diese Erklärung für baare Münze genommen hätte. Das merkten auch Alle sehr wohl und baten daher inständigst, doch den Senat nicht durch seine Weigerung unglücklich zu machen. Aber er trieb das lächerliche Spiel noch lange fort. Je mehr der Senat bat, flehete, weinte und fußfällig die Arme nach ihm ausstreckte, desto mehr Abscheu heuchelte Tiberius vor der Regierung. Endlich — endlich stellte er sich von so vielen Bitten überwunden, erklärte aber, nur für einige Zeit wolle er das schwere Amt übernehmen. Dabei hatte er sich genau Die gemerkt, die ihn nicht ernstlich gebeten oder es sich gar hatten merken lassen, daß sie ihn nicht gern zum Kaiser haben wollten; diese sparte er für seine Rache auf. Denn schon in den letzten Jahren des Augustus war ein schreckliches Gesetz gegeben worden, das der beleidigten Majestät, nach welchem Jeder, der über den Kaiser oder seine Regierung schlecht oder unehrerbietig spräche, zur Rechenschaft gezogen und nach Umständen mit dem Tode bestraft werden sollte. Von dem Vermögen des Angeklagten bekam der Ankläger einen Theil, und da läßt sich denken, zu welchen Schändlichkeiten jenes Gesetz Veranlassung gab. Manche nichtswürdige Menschen machten sich ein eigentliches Geschäft daraus, Andere anzugeben, die oft nichts weiter gethan hatten, als verdrießlich eine Viu>

8. Bd. 1 - S. 147

1885 - Leipzig : Brandstetter
147 Penelope, daß sie ihr sage, wie Odysseus die Freier erschlagen habe. Euryklea fand die Königin schlafend und weckte sie mit den Worten: „Wach auf, o Königin, daß du mit eigenen Augen sehest, wie sich erfüllt hat, worauf du täglich geharret. Odysseus ist heim- gekehrt und schon lange mit dir unter einem Dache. Die Freier aber liegen alle von seiner Hand erschlagen in dem Saale." So jubelte die Schaffnerin, Penelope aber mochte ihr nicht glauben, und hielt ihre Worte für einen übel angebrachten Scherz. Das Glück, aus das sie so lange gehofft hatte, war so plötzlich einge- treten, daß sie es nicht fassen konnte. Als darauf die Schaffnerin weiter erzählte, wie Telemach schon länger um des Vaters Heimkehr gewußt habe, wie sie selbst beim Fußwaschen an der Narbe den Fremdlings als ihren heimge- kehrten Herrn erkannt habe, wie sie aber nicht habe reden dürfen, bis des Königs Rachewerk zu Ende geführt gewesen sei, da machte sich Penelope auf, um zum Saale hinabzugehen und selbst zu sehen, was ihr verkündet wurde. Sie kam in den Saal, aber sie wußte nicht, was sie thun sollte, ob sie dem Fremdling, von dem ihr gesagt war, daß er ihr Gemahl sei, in die Arme sinken und ihm Haupt und Hände küssen sollte. Es war ihr alles zu schnell gekommen. Stumm setzte sie sich dem Gemahl gegenüber, sie fand keine Worte, ihn anzureden; bald schien er ihr so fremd, bald so bekannt. Und ob auch Tele- mach ihr zuredete, dem Gatten freundlich zu begegnen, sie konnte ihre Scheu nicht überwinden und glaubte, sie müsse erst noch ein untrügliches Zeichen erhalten, daß sie nicht von einem listigen Be- trüger hintergangen sei. Da fiel ihr etwas ein, wovon nur sie und Odysseus wußten. Daran wollte sie die Wahrheit erkennen. Darum befahl sie den Mägden, daß sie des Odysseus Bett, das noch stehe, wie er es vor zwanzig Jahren verlassen, in eine andere Kammer brächten. Als Odysseus das hörte, wandte er sich schnell zur Gattin und sprach: „Wer kann anders stellen das Bett? das könnte ja schwer- lich auch der geschickteste Mann; denn gar ein seltsames Geheimnis ist an dem künstlichen Bett. Ist es nicht gezimmert auf dem Stumpfe eines Olbaumes, der einst weitschatlend im Gehege stand, und um den herum ich das Gemach baute? Habe ich nicht selbst den Stamm, nachdem ich die Krone desselben gekappt hatte, künst- lich gezimmert und ausgemeiselt und dem Bette zum Fuße gebildet? Und müßte darum nicht, wer das Bett verrücken wollte, den Baum- stumpf mit seinen Wurzeln ausreißen?" So sprach Odysseus, und sofort flohen alle Zweifel aus dem Herzen der Königin. Vor Freude zitternd umschlang sie weinend den lange Entbehrten mit ihren Armen, und unter heißen Küssen 10*

9. Bd. 1 - S. 49

1885 - Leipzig : Brandstetter
49 Darauf zogen Jason und Medea nach Korinth, wo sie bei dem Könige Kreon gastliche Aufnahme fanden. Zehn Jahre lebten sie daselbst in herzlicher Eintracht und genossen der Freuden, die ihnen ihre beiden Söhne bereiteten. Der König Kreon hatte aber eine Tochter, Kreusa mit Namen. Die war von lieblicher Gestalt und holdselig in ihren Sitten. Zu ihr entbrannte Jasons Herz in Liebe, und er gedachte, sich mit ihr zu vermählen, weil er dann zugleich hoffen durfte, das Königreich Kreons zu erben, der keinen Sohn hatte. Als Medea das erfuhr, irrte sie verzweifelnd in dem Palaste umher und rief: „Wehe mir! Möchte die Flamme des Himmels auf mein Haupt herniederzucken! Was soll ich länger leben? O Vater, den ich schimpflich verlassen, o Bruder, den ich grausam gemordet und dessen Blut nun über mich kommt! Aber nicht an meinem Gatten Jason war es, mich zu strafen, denn für ihn habe ich gesündigt." So rief sie in ihrem Jammer. Da begegnete ihr Kreon und befahl ihr, mit ihren Kindern die Stadt zu verlassen. Alle Bitten Medeas vermochten nicht, den Sinn des Königs zu ändern, und so bat sie endlich nur um einen einzigen Tag Aufschub, um einen Weg zur Flucht und ein Asyl für ihre Kinder zu wählen. So sehr aber hatte die Leidenschaft ihre Seele verblendet, daß sie nur darüber nachdachte, wie sie an dem ihr noch gewährten Tage Rache nehmen könnte an denen, die sie einst so sehr geliebt hatte und die sie nun so sehr haßte. Sie stellte sich ruhig und in ihr Schicksal ergeben, ging zu Jason und bat ihn, daß er wenigstens die Kinder bei sich behalte und nur sie allein ziehen lasse. „Damit aber", sprach sie, „die neue Gattin und ihr Vater dieses dulden, will ich das Herz der jungen Königstochter für die Kinder zu gewinnen suchen. Aus meiner Vorratskammer will ich goldene Gewänder holen, die sollen die Kinder Kreusa zum Brautgeschenk bringen." Jason war es zufrieden, und Medea holte ein Gewand und ein Diadem, daß es die Kinder der Braut überbrächten. Die Zau- berkräfte Medeas aber, die einst Jasons Glück begründet hatten, sollten es jetzt auch vernichten. Gewand und Diadem waren mit unheilbringenden Zaubersäften getränkt. Kreusa nahm erfreut die Geschenke an und versprach, die Kin- der bei sich zu behalten. Als sie aber das Gewand anlegte und das Diadem sich aufs Haupt setzte, züngelten plötzlich leuchtende Flammen an ihr empor. Auf Kreusas Geschrei und auf ihrer Dienerinnen Wehklagen eilte alsbald der König Kreon herbei, und als er sich verzweiflungsvoll neben seiner Tochter niederwarf, er- griffen die giftigen Flammen auch ihn und endeten sein Leben. Richter, Götter und Helden, 7. 4

10. Bd. 3 - S. 49

1899 - Leipzig Leipzig : Brandstetter
49 sein Antlitz. Kraftlos sank er auf den Rasen nieder, und sein rotes Blut färbte die bunten Blumen. Konnte er seinen Tod auch nicht mehr an dem ungetreuen Hagen rächen, so rief er diesem und dem Könige doch noch nach: „Weh euch, ihr bösen Feiglinge! Habe ich das um euch verdient? Immer war ich euch treu gesinnt und — jetzt soll ich darum sterben? Mit solcher That habt ihr eure ganze Verwandtschaft geschändet. Ihr selbst seid nicht mehr wert, daß man euch Recken heiße, und eure Kinder noch werden dieser Schande teilhaftig sein." Auf die Nachricht von Siegfrieds Verwundung liefen bald alle Genossen der Jagd herbei. Was gab es da für Jammer und Herzeleid! Mancher nannte diesen Tag den schlimmsten seines Lebens, und wer irgend noch einen Rest von Treue in seinem Herzen barg, wendete sich mit Abscheu von solcher That. Auch König Günther beklagte Siegfrieds Tod. Ihm aber entgegnete Siegfried: „Es ist nicht not, daß der den Schaden beweine, der ihn selbst angerichtet hat. Darum wäre es besser, du ließest dein Weinen, damit man dich nicht auch noch um deine heuchlerischen Thränen tadeln müßte." Und Hagen sprach zu dem Könige: „Warum wollt ihr weinen und klagen? Ihr solltet euch mit mir freueu, daß all unsere Sorge und unser Leid nun ein Ende hat. Deren werden nun gar wenige auf der Erde sein, die sich ungestraft mit uns messen dürften, und ich preise mich glücklich, daß ich es bin, der Siegfrieds Herrlichkeit ein Ende gemacht hat." „Ihr habt gut rühmen," sprach Siegfried darauf; „hätte ich eueru feigen Mordanschlag nur ahnen können, so wollte ich mein Leben wohl vor euch behalten haben. Mich bekümmert aber jetzt nichts so sehr, als mein holdes Weib Kriemhild und mein lieber Sohn. Ach, mein Sohn, dir wird man nun immer nachsagen, daß es in deiner Familie treulose Meuchelmörder giebt! O, wärest du lieber nicht geboren!" Dann wendete sich Siegfried wieder zu dem Könige Günther und sprach: „Wollt ihr, edler König, noch gegen jemand Treue auf dieser Welt beweisen, so lasset euch in Gnaden mein holdes Weib befohlen sein. Gedenket daran, daß sie eure Schwester ist. Bei aller Fürsten Tugenden beschwöre ich euch, daß ihr sie nicht verlaßt. Wie wird 'sie meiner harren, die mich doch nur als Leiche wiedersehen soll! Wie werden auch mein Vater und meine Helden meiner Rückkunft warten! Wehe, wehe! Nie ist einem Weibe an ihrem Trauten größeres Leid geschehen, als Kriemhilden. Aber euch wird mein Tod noch reuen; glaubt mir, in mir habt ihr euch selbst erschlagen." In Schmerzen wand sich der Held bei diesen Worten am Erd- boden. Blutrot wurden der grüne Rasen und die bunten Blumen. Endlich brachen die leuchtenden Augen, und der Held war nicht mehr. Richter, Götter und Helden, Iii. 4
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