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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 169

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169 daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg- züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.) dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er- reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu- wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo- sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 72

1900 - Leipzig : Spamer
72 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. nicht so streng wie heute war, und jedes Schiff sowohl dem Handel diente als auch für das Gefecht bereit sein mußte. Die Bemannung belief sich auf 1300 Köpfe. Haben wir bisher die Holländer und besonders die Ostindische Handelsgesellschaft in ihren kriegerischen Unternehmungen betrachtet, so wollen wir jetzt einen Blick aus den Fortgang ihrer Handelsunternehmungen werfen. Es läßt sich denken, daß, je mehr die politische Macht der Nieder- länder stieg, und je mehr es ihnen gelang, die übrigen Seemächte aus dem indischen Archipel zu verdrängen, der Gewinn aus dem Handel mit Indien sich mehrte. Den Gewürzhandel der Molukken rissen sie allmählich ganz an sich und setzten allein die Preise für die Nelken und Muskatnüsse fest. Hierbei Versuhren sie freilich aus gewaltsame Weise, nicht nur gegen die Menschen, sondern auch gegen die zeugende Kraft der Natur. Sie setzen nämlich fest, daß der Muskatbaum nur auf der Insel Banda, die Nelken nur auf Amboiua gepflanzt werden dürsten, während auf den übrigen Molukken sowie in andern Teilen des Archipels alle Nelken- und Muskat- bäume ausgerottet werden mußten. Im Jahre 1683 war dies streng angeordnet worden. Aber die Natur hat den Bemühungen der engherzigen Kaufleute getrotzt, und deren jährliche Züge durch die Inseln, auf denen sie den Anbau der Gewürze nicht dulden wollten, haben doch nicht ver- hindern können, daß Vögel die Nüsse verschluckt und in andern Gegenden, wohin die vertilgenden Holländer nicht gelangen konnten, wieder unverdaut von sich gegeben und auf diese Weise die Verbreitung befördert haben. Seit dem Jahre 1830 ist übrigens der Anbau der Gewürze vollständig freigegeben worden. Bis zu Ende des 17. Jahrhunderts führte die Ostindische Handels- kompanie ihre Unternehmungen mit vielem Glücke aus. Den Aktionären wurden alljährlich bedeutende Dividenden ausbezahlt, welche 15 bis 20 Prozent betrugen, ja bisweilen bis zu 50 Prozent stiegen. Im Jahre 1633 brachten fünf Schiffe eine Ladung aus dem indischen Archipel, welche auf dem Markte zu Amsterdam für zwei Millionen verkauft wurde, während der Einkaufspreis sich nur auf 600 000 Gulden belief. Ähnliche gewinnbringende Ladungen kamen häufig an. Im Jahre 1697 kam eine Ladung Waren aus Ostindien, deren Einkaufspreis fünf Millionen betrug und die für nicht weniger als zwanzig Millionen losgeschlagen wurde. — Mit dem Abschluß des 17. Jahrhunderts hatte aber auch die Ostindische Handelskompanie ihre höchste Blüte erreicht und ging von jener Zeit an allmählich dem Verfall entgegen. Um jedoch ihren Kredit aufrecht zu er- halten, entrichtete sie ihren Aktionären alljährlich noch dieselben Dividenden, wie zur Zeit ihres finanziellen Glanzes, wodurch ein Ausfall entstand, der sich von Jahr zu Jahr vergrößerte, so daß derselbe gegen Ende des 18. Jahrhunderts etwa 135 Millionen betrug. Um diese Zeit wurde die zwei Jahrhunderte alte Gesellschaft aufgelöst.

3. Das Deutsche Reich - S. 173

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 173 Platze für diese Art des Börsengeschäfts emporgeschwungen, eine Tendenz, ans welcher nicht mit Unrecht eine große Gefahr für den deutschen National- Wohlstand hergeleitet wird. 1) Der Börsensteuer unterliegen mit 5 vom Tausend (50 Pfennig pro 100 Mark): a) inländische Aktien und Aktienanteilscheine sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf diese Wertpapiere, b) ausländische Aktien und Aktienanteilscheine, wenn sie innerhalb des Bundesgebietes ausgehändigt, veräußert, verpfändet oder wenn daselbst andre Geschäfte unter Lebenden damit gemacht oder Zahlungen darauf geleistet werden, unter der gleichen Voraussetzung auch Jnterimsscheine über Einzahlungen auf diese Wertpapiere. 2) Mit 2 vom Tausend (20 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig: a) inländische für den Handelsverkehr bestimmte Renten- und Schuldverschreibungen (sofern sie nicht unter Nr. 3 fallen) sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf diese Wertpapiere, b) Renten und Schuldverschreibungen ausländischer Staaten, Korporationen, Aktiengesellschaften oder industrieller Unternehmungen und sonstige für den Handelsverkehr bestimmte ausländische Renten und Schuldverschreibungen sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen aus diese Wertpapiere — unter den Vor- aussetzungen wie unter 1. 3) Mit 1 vom Tausend (10 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig in- ländische auf den Inhaber lautende und auf Grund staatlicher Genehmigung aus- gegebene Renten- und Schuldverschreibungen der Kommunalverbände und Kommu- uen, der Korporationen ländlicher oder städtischer Grundbesitzer, der Grundkredit- und Hypothekenbanken oder der Transportgesellschaften sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf Papiere. 4) Mit Vio vom Tausend in Abstufungen von je vollen 2000 Mark, bei Ge- schästen im Werte von über 10000 Mark, in Abstufungen von je vollen 10000 Mark werden besteuert 1) Kauf- und Anschaffungsgefchäfte über ausländische Banknoten, ausländisches Papiergeld, ausländische Geldsortcn, 2) Wertpapiere der unter Nr. 1, 2 und 3 bezeichneten Art. — Mit 2/10 vom Tausend sind steuerpflichtig Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte, welche unter Zugrundelegung von Usancen einer Börse geschlossen werden (Loko-, Zeit-, Fix-, Termin-, Prämien- ?c. Geschäfte). 5) Mit 5 vom Hundert find steuerpflichtig, Lose öffentlicher Lotterien sowie Ausweise über Spieleinlagen bei öffentlich veranstalteten Ausspielungen von Geld- oder andern Gewinnen. — Bei allen fünf Fällen finden sich gewisse Befreiungen. § 29. Das Versicherung^, Sparkassen- und Genossenschaftswesen. Das Streben, der Not dadurch zu begegnen, daß man in günstigen Zeiten Vorsorge trifft, findet sich nicht bei allen Menschen in gleicher Weise, daher es eine Aufgabe des Gemeinwohls ist, dasselbe zu fördern und zu unter- stützen sowie uameutlich auch dafür zu sorgen, daß die Hilse zur gebotenen Zeit verfügbar sei. Dadurch entstanden schon ziemlich früh, vielleicht zuerst in Spanien (vor Mitte des 10. Jahrhunderts), 1) die Versicherungsgesellschaften. In einer den Bedürfnissen ent- sprechenden Ausbreitung gehören dieselben erst der Nenzeit an. Die erste Lebensversicherung in Deutschland trat 1806 in Hamburg ins Leben; nachdem dieselbe wegen Ungunst der Zeiten hatte eingehen müssen, begann mit deni Entstehen der Lebensversicherungsgesellschaft in Gotha (1827) eine Zeit groß- artiger Eutwickeluug. In ganz Europa gab es bis zum Jahre 1800 nur 20 Asseknranzanstalten; seitdem verbreiteten sich diese wohlthätigen Anstalten in immer steigendem Verhältnisse über die europäischen Kulturländer. 1883 gab es in Europa etwa 101 Staatsanstalten, 3308 Lokalversicherungsvereine und 1152 Privatversicherungsgesellschaften. Von den letzteren entfallen auf Deutsch-

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 394

1887 - Berlin : Dümmler
394 Central-Afrika und die Negerbevölkerung. Die Kulturbemimg der Neger. Vom Herausgeber. In dem letzten Jahrzehnt ist die Negerbevölkerung Afrikas von zahlreichen Forschungsreisenden und Missionaren so eingehend studiert worden, daß das höchst ungünstige Urteil mancher Ethnographen sich wesentlich geändert hat; namentlich wird keiner mehr alle Neger- Völker über einen Kamm scheeren und allgemeine absprechende Mei- nungen wie die Franklin's: „Der Neger ist ein Tier, welches mög- lichst viel ißt und möglichst wenig arbeitet," unterschreiben wollen. Als Carus 1849 die bis dahin angestellten Studien zusammenfaßte*), kam er zu dem Ergebnis: „Der typische Kopfbau des Negers zeigt ein weniger entwickeltes Vorderhaupt, aber ein ausgebildetes Mittel- Haupt bei einem gewöhnlich fehr stark ausgebauten Hinterhaupt. Zieht man die Lehren von der Grundbedeutung dieser Kopfgegenden zu Rate, so erhält man den Begriff eines Seelenlebens mit niederer Befähigung zu hoher Intelligenz, aber bei viel Gemütlichkeit mit starkem Begehren und kräftigem Wollen. — Die Möglichkeit zu einem wenn auch etwas materiellen, aber doch immer echt mensch- lichem Lebensglück." — Bekanntlich ist die Negerrepublik Liberia, die der Geograph Ritter 1853 als einen „Lichtpunkt" bezeichnete, zum größten Teile in die alte afrikanische Barbarei zurückgefallen; doch zeigen sich auch hier unter allen Mißständen Anfänge einer bessern Gesittung und eines Rechtsbewußtseins, welches diese Neger, im Laufe eines dazu jedenfalls nötigen längeren Zeitraumes, der europäischen Kulturstufe näher zu bringen verspricht. Zu den Negern, die sich durch Talente und Kenntnisse oder durch literarische Leistungen ausgezeichnet haben, gehören noch der Negerbischof Dr. Crowther, die Naturforscher Ferguson und Lead- betters, der Autodidakt Ellis, ein Schmied aus Alabama, der Latein, Griechisch und Hebräisch gelernt hatte. Bekannt ist der Schauspieler Jra Aldridge. Die Civilisationssähigkeit der Neger ist nach den Stämmen derselben äußerst verschieden. Rohlss stellt z. B. die Neger von Lagos sehr hoch: er fand dort eine schwarze Salondame, welche die schwierigsten Stücke von Beethoven und Mozart meister- *) 6. G. Carus, Über die ungleiche Befähigung der verschiedenen Menschheitsstämmen für höhere geistige Eutwickelung. Leipzig 1849.

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 430

1887 - Berlin : Dümmler
430 Deutsch-Südwestafrika. ungünstigsten Jahren die Fieber indamara- und Namaqualand nur an ganz beschränkten Stellen finden. Es ist eben in Südafrika ein weites, verhältnismäßig sehr sicheres Terrain gegeben, von dem ans neuen Unternehmungen in das Innere Afrikas hinein nach allen Seiten hin die Wege offen stehen. Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Völker Südafrikas, so bemerken wir wiederum, wie sich die kriegerischen Bantnnationen, wie die Zulu, die Matebele, eben auch wieder nach dem Osten hin- gezogen haben, und wie alle Unternehmungen von der Südostküste her immer wieder Gefahr laufen, durch die politischen Bewegungen dieser unruhigen Völker gestört zu werden. Jeder Reisende ist dort nur zu sehr von den jedesmaligen Launen eines einzelnen Hänpt- lings abhängig, so daß im Handumdrehen alles immer wieder von neuem in Frage gestellt wird. In Südwestafrika dagegen begegnen wir zunächst und bis an den Zambefi heran nur friedliebenden Na- tionen mit patriarchalischen Sitten, Völkern, die sich einer ziemlichen Unabhängigkeit erfreuen und unter welchen auch der Fremde sich ebenfalls leicht eine ziemliche Unabhängigkeit verschaffen kann. Allem dem gegenüber kann es also nur wenig ins Gewicht fallen, daß an den Häfen selbst nur sehr schlechtes Trinkwasser zu haben ist. Gerade dieses würde sich überall ohne große Schwierig- keit beschaffen lassen und mit jeder Meile, mit welcher der Reisende sich von der Küste entfernt, steigern sich hier nicht die Schwierig- keiten, sondern es wird ihm immer leichter, je weiter er vordringt. Und nun weise ich noch einmal zum Schlüsse darauf zurück, wie gerade hier in Südwestafrika durch die deutschen Missionare be- reits so viel vorgearbeitet ist, daß ein deutscher Reisender unge- hindert bis an den Zambesi vordringen kann. Das Einzige, was zu fürchten, ist, daß eine fremde Macht auch auf diese Küste Beschlag legt, um auch hier zu ernten, was nicht von ihr gesäet ist. Mit den afrikanischen Schwierigkeiten wird gerade von dieser Seite her am ehesten fertig zu werden fein. (Diese Befürchtung des um die Kolonialfache fo hochverdienten Mannes hat sich glücklicherweise nicht verwirklicht, denn die Küste und das Hinterland stehen jetzt unter Kaiserlichem Schutze.) C. G. Büttner. (Ausland 1883.)

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 301

1887 - Berlin : Dümmler
Abeokuta. 301 bezahlte Pflegerin, das ist ihm etwas ganz Fremdartiges. Man darf sich nicht verhehlen, daß eine völlige Umänderung solcher Grundelemente des socialen Lebens sich nicht in einigen Jahrzehnten bewirken läßt. Mancher schwarze Christ versucht es, der Forderung der christlichen Sittenlehre zu folgen. Er sieht vielleicht auch an dem Pastor den Segen eines christlichen Familienlebens und hat den guten Vorsatz, dem Vorbilde zu folgen. Da kommen die Ver- suchungen: Gespött oder gutes Zureden von heidnischen Verwandten. Es kommen Zeiten, wo die eine Frau den freilich ziemlich einfachen Haushalt nicht gut besorgen kann; der Mann wird verstimmt, weil er nicht seine Bequemlichkeit hat. Er sängt an zu grübeln und nimmt ein zweites Weib, wobei er sich durch die heilige Schrift ge- deckt glaubt. Den Christenglauben will er nicht verleugnen und zu den eitlen Götzen nicht zurückkehren. Er meint, es könne doch nichts schaden, zwei christliche Frauen zu haben. Es kommt vor die Ältesten der Gemeinde; die Ermahnung fruchtet nichts — und er wird aus- geschlossen vom heil. Abendmahl. So ist es mit Hunderten in Abeokuta gegangen. Aber bis jetzt ist die Kirchenzucht aufrecht er- halten worden. Der Schaden, den wir soeben berührt, ist gewiß schwer. Aber daß die Gemeinde trotz ihrer langen Isolierung einen Kern in sich bewahrt hat, welcher die Aufrechterhaltung der Kirchenzucht ermög- licht, ist ein erfreuliches Zeichen von der Echtheit des christlichen Lebens, mag auch an ihrer Peripherie der Schaden eine sehr be- dauerliche Ausdehnung erreicht haben. Ein anderer, in der Christengemeinde zu Abeokuta tief einge- wurzelter Schade ist das Sklavenhalten. Auch hier stehen wir einer socialen Institution gegenüber, deren Beseitigung dem Neger ganz unmöglich erscheint. Der Begriff der freien Arbeit ist ihm ganz fremd. Arbeiter für Lohn findet er nicht. Wer frei ist, arbeitet höchstens für sich, soviel die Not des Lebens erfordert. So ent- schuldigen sich denn auch jene Christen, die Sklaven kauften, um ihre Plantagen bearbeiten zu lassen: sie konnten keine anderen Ar- beiter finden. Neuerdings ist jedoch von der Missionsgesellschaft der Kampf gegen die Sklaverei wieder energisch aufgenommen worden. Ein weiterer Schaden ist der Gebrauch europäischer Spirituosen, deren Import seit 1877 ganz außerordentlich gestiegen ist, zum Teil auch bei den Mitgliedern der Gemeinde recht nachteilig wirkt. Man

7. Volkswirtschaftliche Ergänzungen zum Lehrstoffe der Volksschule - S. 218

1888 - Berlin : Dümmler
218 D. Rechnen. Die Banken besonders stark im Ausplündern der Tempel. Daraus erklärt sich Im Altertume. unerhörte Reichtum so vieler Römer, aber auch das Sinken des Volkes und Staates. Das gläubige Altertum hatte noch einen zweiten Grund, gerade den Tempeln auch Privatvermögen anzuvertrauen. Der Münzfuß loar außerordentlich schwankend, ja öfters wurden die Münzen gar nicht unter staatlicher Aufsicht angefertigt. Im Handel von Volk zu Volk waren, um Betrügereien aus dem Wege zu gehen, Barren als Geld gebräuchlich. Die schwierige Kunst, die Barren zu wiegen und aus ihren Feingehalt zu prüfen, verstanden in der alten Zeit vorzugsweise die Priester, weil sie überhaupt die Gebildeten des be- treffenden Volkes waren. Ihr seht daraus, daß Handel und Reli- gion, ja auch Medicin in einer Hand lagen (Christus zu den zehn Aussätzigen: „Gehet hin und zeiget euch den Priestern"). Als Tempelberaubungen öfters vorkamen, flüchtete der bedrängte Privatmann fein Vermögen in das sichere Gewölbe des Goldschmieds, bekam bei ihm auch Darlehen gegen Faustpfänder. Viele vergruben auch ihre Schätze in Zeiten der Not. (Der sagenhafte Nibelungen- fchatz im Rheine.) „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln, die die Motten und der Rost fressen, und wo die Diebe nachgraben". Bei der allgemeinen Rechtsunsicherheit war es wenig Sitte, Gelder auf Zinsen auszuleihen. Cicero nahm von feinen Schuldnern 12% Zinsen, während zu seiner Zeit bis 48% üblich waren. So viel nahm z. B. Brutus, einer der Mörder Cäsars. — Am frühesten hat sich das Bank- wesen in China entwickelt. Von dort haben wir in Sammlungen Münzen aus Blei und Zink, welche etwa 2500 v. Chr. geprägt worden sind. Ebenso früh hat dort nach einem 1865 erschienenen Berichte des französischen Konsuls zu Ningpo (Karte!) auch das Bankwesen bestanden. Im Mittelalter. b. In Europa hat sich ein eigentliches Bankwesen erst in: Mittel- alter entwickelt und zwar zuerst in Italien zur Zeit der Kreuzzüge (1096—1291). Die größeren italienischen Handelsstädte (Florenz, Genna, Venedig, Pavia, Rom rc.) hatten während der Kreuzzüge die Aufgabe, die Ueberfahrt der Pilger gegen hohe Bezahlung nach Palästina zu besorgen. Sie versorgten die Kreuzfahrer mit Lebens- mitteln, holten heilige Erde ans Palästina (als Rückfracht), Sand zur Glasbereitung von den Ufern des Belus, brachten auch die Er- zeugnisse des fernen Indien in das Abendland. Die italienische Handelsblüte sank mit der Entdeckung Amerikas. Wann? Weshalb? Zu diesem lebhaften Handel war natürlich viel Bargeld nötig. Der

8. Volkswirtschaftliche Ergänzungen zum Lehrstoffe der Volksschule - S. 172

1888 - Berlin : Dümmler
172 D. Rechnen. Entstehung und Geschäftsfreunden, so daß er in Zukunft für niedrigere Preise gutes ^Kapitcnes^b Rohmaterial in erwünschter Menge beziehen kann. Natürlich liefert er dann auch gute Ware, zieht also Käufer an sich. Viel schwie- riger wird es dem mittellosen Bäcker, sich vorwärts zu bringen, weil ihm alle die genannten Vorbedingungen fehlen. Der mit Ka- pital arbeitende Bäcker erzielt bei verminderter Anstrengung gleiche oder bei gleicher Anstrengung größere Ergebnisse als der ärmere. Im allgemeinen kann man sagen, daß das Kapital die eigentlich treibende Kraft im Wirtschaftsleben ist. Bedingung der c. Ansammlungen von Gütervorräten setzen eine gewisse geistige Ansammlung. voraus, vor allem Ordnungssinn, Voraussicht, Selbstbeherr- schung. Der überlegende Schüler unter euch wird sich bei Zeiten sagen: „Wenn du dereinst ehrlich durch die Welt kommen willst, mußt du sparen". Er wird bei dieser Voraussicht sich eines ordent- lichen Lebenswandels befleißigen, wird öfters Selbstbeherrschung an sich üben müssen, sich u. a. scheuen, kostspielige Gewohnheiten (putzen, trinken, rauchen, spielen) einreißen zu lassen. Vom Segen des Sparens sprach ich beim 7. Gebote, vom Sparsinne beim l. Artikel. Barbarischen Völkern fehlt der für Kapitalerzeugnng notwendige Sparsinn. Sie besitzen darum wenig Kapital. So brachte z. B. den Engländern ihr Sieg über die Zulus 1879 sehr geringen Gewinn. Ihr König sandte ihnen als Entschädigung für den Krieg — einen prächtigen Elefantenzahn. Der Zulu besitzt eben weiter nichts als Viehherden, und diese waren ihm 1879 durch den Krieg verloren gegangen. Mit zunehmender Bildung steigt der Kapitalisierungstrieb, weil man da mehr an die Zukunft denkt. Das läßt sich bei uns auch sehr deutlich an verschiedenen Ständen beob- achten. In guten Zeiten denken nicht alle ans Sparen. Bei Rechtsunsicherheit (schwacher Regierung) verarmt allmählich ein reiches, blühendes Land (Türkei). Darum haben alle bedeutenden Regenten eine tüchtige Rechtspflege sehr hoch gehalten (Karolina, Gerichtsordnung von Karl V., das allgemeine Landrecht von Friedrich dem Großen). Bei politisch ruhigen Zeiten ist dem Bürger ja auch Gelegenheit geboten, durch Ansammlung von Kapitalien sein und der Seinigen Los zu verbessern. Der Wohlhabende ist imstande, seine Kinder besser ausbilden lassen zu können. Er sorgt dadurch mehr und sicherer für sie, als durch bloße Hinterlassung von Kapi- talien. — Bei Staatsbankerotten (Österreich 1809, die Türkei, auch Ägypten), Krieg und Aufruhr erlischt sofort die Sparlust.

9. Volkswirtschaftliche Ergänzungen zum Lehrstoffe der Volksschule - S. 184

1888 - Berlin : Dümmler
184 D. Rechnen. Hohe Staats- zinsen. Zinsverbote. à. Die Türkei zeigt uns einen wirtschaftlich und politisch sinken- den Staat. Die fortwährenden Kriege, die allgemeine Faulheit und das Ausraubungssystem der herrschenden Muhamedaner haben die einst blühende Balkanhalbinsel teilweise in ein armes Land verwandelt. Was ist aus dem Lande, da „Milch und Honig fließt", aus Palästina unter der Türkenherrschaft geworden? Ein sonnenverbrannter, wüster, wasserloser und ruinenreicher Steinhaufen. Hohe Staatszinsen sind in unseren T agen fast immer ein bedenkliches Zeichen. Hast du dir später einige hundert oder tausend Mark erspart, so sei vorsichtig in der Anlage derselben! Laß dich nicht blenden durch hohen Zinsfuß! Bedenke, daß deine Arbeit in dem Gelde steckt, dein Schweiß und deine Entbehrungen daran kleben. Diese sind wahrlich zu schade dazu, daß Faullenzer fremder Länder davon herrlich und in Freuden leben. Ähnliches gilt auch von all und jeder Aktienunternehmung. Vorsicht ist auch hier Mutter der Weis- heit. „Prüfet alles und das beste behaltet", sagt einmal der Apostel Paulus. Das gilt auch aus wirtschaftlichem Gebiete bei Kapital- anlagen. 6. a. In dem Kapitel: „Zustand der Naturvölker" habe ich mit euch die Anfänge wirtschaftlicher Kultur besprochen. Ans 5a. dieses Kapitels habt ihr gelernt, daß von Kapitalzins ans niedrigster Kultur- stufe so gut wie gar nicht die Rede sein kann. 5 b zeigt, daß beim Anfange wirtschaftlicher Kultur ein ungewöhnlich hoher Zinsfuß üblich ist. Das Altertum hatte eine falsche Ansicht über das Wesen der Herstellung von Wirtschaftsgütern (Arbeit, Kapital und Ver- einigung), wußte nicht, daß auch fremdes Kapital in den Händen unternehmender, geschickter Leute bedeutend zur Vermehrung beiträgt. Diese Leute sind dann sehr wohl in der Lage, für die Benutzung des fremden Kapitales eine mäßige Entschädigung zu zahlen. Da die Alten diese Hauptaufgabe des Kapitals nicht kannten, so er- blickten sie im Leihen eine gefährliche Versuchung zum wirtschaftlichen Herunterkommen des Einzelnen und im Zinsennehmen etwas Un- edles, sittlich Unerlaubtes. Die Religionsbücher vieler alten Völker verbieten das Zinsennehmen. 5. Mos. 23, 19—20 heißt es: „Du sollst an deinem Bruder (Israeliten) nicht wuchern, weder mit Geld noch mit Speise, noch mit allem, damit man wuchern kann. An den Fremden magst du wuchern." Den Muhamedanern verbietet der Koran gegenwärtig noch das Zinsennehmen. Doch giebt es gerade in muhamedanischen Ländern den unverschämtesten Wucher. Der

10. Volkswirtschaftliche Ergänzungen zum Lehrstoffe der Volksschule - S. 167

1888 - Berlin : Dümmler
Iv. Der Preis und seine Geschichte. 167 sich tagtäglich. In alten Zeiten stand Silber zu Gold wie 1: 13,5 Vorzüge der „ . . 476 n. Chr. . . . 1 : 14,5 . . . jetzt 1 : 19,5. Da die deutsche ebien Metalle.- Reichsbank das Pfand Gold für 1392 Jt kauft, so kostet ein Pfund Silber etwa 74 Jt, vor 20 Jahren 90 Jt, wie ihr auf jedem Thaler lesen könnt. An 30 eingezogenen Thalern verliert das deutsche Reich 16 Jt. oder fast 18 pct. Das ist der Grund, weshalb die Thaler noch nicht eingezogen sind. Wie erklärst du die Silberentwertung? (Es sind neue Bergwerke erschlossen: Montana, Revada-skarte^, auch wird weniger gebraucht.) b. Über den Preis der Edelmetalle im Altertume weiß Preisgerichte: ich euch wenig zu sagen, da wir nur selten Angaben in den Ge- stalle" schichtsbüchern der Alten finden. Palästina muß zu Salomos Zeit außerordentlich reich daran gewesen sein, da seine jährliche Geld- einnahme 666 Talente, d. s. 2 000 000 Jt., betrug. Griechenland Im Altertume, war zu derselben Zeit noch sehr arm an edlen Metallen. Die meisten Schätze besaßen im Altertume die Perser. Die kaiserlichen Lustschlösser, welche Alexander der Große eroberte, waren mit silbernen Platten gedeckt, die Säulen mit Gold- und Silberplatten benagelt. Die jährlichen Einkünfte der Perserkönige betrugen etwa 108 000 000 Jt. Sie wurden in Barren verwandelt und so im Schatze niedergelegt. Daher machten die Macedonier ungeheure Beute. Sie betrug etwa 20 mal die jährlichen Einkünfte. Das sind 2 160 000 000 Jt. Dadurch sank der Goldwert, weil die Sol- daten, wie wir sagen würden, das Gold unter die Leute brachten, so daß es nicht mehr selten war. Eine ähnliche bedeutende Preis- schwankung zeigte sich unter der Regierungszeit Konstantins des Großen (st 337 n. Chr.). Da unter ihin das Christentum die herrschende Religion wurde, wanderten die Kleinodien der heidnischen Tempel meist in die Münze. Im Mittelalter wurden die Edelmetalle seltener und darum Im Mittelalter, teurer, lveil die alten Minen entweder nicht mehr abbauwürdig waren oder auch in den Stürmen der Völkerwanderung verschüttet wurden. Eine förmliche Umwälzung entstand in den Preisen der Edelmetalle durch die Entdeckung Amerikas. Die amerikanischen Erze sind nicht besonders reichhaltig an Metall, aber ihre Adern von ungewöhnlicher Stärke. In Peru und Mexico giebt es Silber- adern, die 10—123 m Stärke besitzen (in Freiberg 0,1—0,2 m). Darum braucht man (nach Humboldt) zur Gewinnung eines Centners Silber in den genannten Ländern 11 mal weniger Arbeiter als in
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