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1. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
74 Sachsen- und Franken-Kaiser. Aber mit Ausnahme der Sachsen erkannte niemand Rudolf an; am Abend seines Kronungstages mußte er aus Mainz flüchten. In Hellem Zorn kehrte Heinrich zurück; wie die Lombarden stellten sich die Schwaben, Bayern, Franken aus seine Seite; selbst Kaufleute traten in sein Heer ein, und Rudolf verblutete schließlich in der Feldschlacht. Inzwischen führte der Röntg einen Eegenpapst nach Rom und ließ sich von ihm in der Peterskirche krönen. Gregor schloß er ein in der Engelsburg, dem alten Grabmal Hadrians; der Normannenherzog Robert Guiscard rettete ihn in das unteritalische Land, mit 1075 dem ihn der Papst belehnt hatte. Dort starb Gregor zu Salerno, nachdem er alle Gebannten gelöst hatte bis auf Heinrich und den Eegenpapst. „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; darum sterbe ich in der Verbannung," soll er gesprochen haben. 6. Daheim wütete allerorten der Bürgerkrieg. In Schwaben spannten die Bauern einander selbst vor den Pflug, weil sie keine Zugtiere mehr hatten. Aber Kaiser Heinrich gewann durch Milde und rastlose Bemühungen immer mehr Große; er schützte und förderte durch seinen Gottesfrieden die Bauern und namentlich die aufblühenden Städte, Gewalttat züchtigte er mitunter nach der grausamen Sitte der Zeit durch Stäupen, Abschlagen der Hand. Heinrichs ältester Sohn Konrad hatte sich zum Kummer des Vaters von der päpstlichen Partei zum König von Italien krönen lassen: er verzichtete auf die Investitur und erkannte den Papst als seinen Lehnsherrn an. Als er im Aufruhr reuevoll verdorben war, reizten die Ritter, die nicht mehr auf Raub ausreiten konnten mit Scharlachmantel und goldenen Sporen, den zweiten, Heinrich, zur Empörung. * 7. *Der junge Heinrich mochte besorgen, sein Erbrecht zu verlieren, falls sein Vater durch eine Fürstenverschwörung gestürzt würde. Er stützte sich auf die Sachsen und den Papst, dem er Deutsch-□ land wieder zuführen wollte. □ Durch erheuchelte Reue verleitete er den unglücklichen Vater, sein Heer zu entlassen, nahm ihn auf der Burg Böckelheim bei Ingelheim gefangen und zwang ihn zur Abdankung. Nun aber rüsteten die Städte am Unterrhein für den alten Kaiser; er widerrief seine Abdankung, war aber so arm, daß er sein Reitzeug gegen Brot versetzen mußte. Da starb der früh gealterte Herrscher in Lüttich, auf fremder Erde, wie Gregor, und im Kirchenbann.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 93

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Friedrich Ii. Das Zwischenreich. V 7<—Vi li. 93 Reich zurückerobern wollte, geriet nach siegreicher Schlacht in die Hände seines tückischen Feindes. Der letzte Hohenstaufe endete mit seinem Freunde Friedrich von Baden in Neapel durch das Beil des 1268 Henkers; zur Hinrichtung nutzte jede Ortschaft des Landes Abordnungen senden. Papst Bonifaz Viii. aber starb nach herber Demütigung durch die Großen Roms und den Franzosenkönig Philipp Iv. Seine Nachfolger mußten in Avignon ihren Sitz aufschlagen und der französischen Politik dienen, während Rom verfiel. 7. In Deutschland herrschte die ärgste Verwirrung. Mongolenhorden hieben die schlesische Ritterschaft bei Wahlstatt an der Hatzbach zusammen. Kein deutscher Fürst wollte die Krone annehmen. Zwei Fremde führten den Königstitel. Während dieses Zwischenreiches (Interregnum) fielen die Außenteile des Reiches, die Lombardei, Burgund, Flandern allmählich ab. Im Innern störten die Ritter straflos den Landfrieden. Auf ihren Burgen und Maut-Türmen erpreßten sie Zoll und Geleitsgeld oder lauerten im Busch aus den Kaufmann, nahmen ihm „aus dem Stegreif" seine Wagen, dem Bauer sein Gespann und ängsteten den Beraubten hohes Lösegeld ab, das sie dann bei schwelgerischen Gelagen in Schnabelschuhen und im geschlitzten Schellenwams verpraßten. Das Reich führte keine Kriege mehr. Die Fürsten schlossen nach Belieben Verträge und führten Krieg, selbst gegen andere Glieder des Reiches. * *In dieser schrecklichen „kaiserlosen" Zeit hat das deutsche Volk aber noch lange auf die Wiederkehr Kaiser Friedrichs Ii. gehofft, an dessen frühen Tod es nicht glauben wollte. Erft die spätere Sage hat an seine Stelle seinen Großvater gesetzt, den Rotbart, der im Kyff-□ Häuser schlafe, wie Karl der Große im Untersberg bei Salzburg. □ Vi. Fürsten und Städte. 1. Die ersten Habsburger und ihre Gegner. 1. Angesichts der Not des Zwischenreiches erklärte der Papst den Fürsten, er werde einen König einsetzen, wenn sie es nicht täten. Da traten die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Pfalzgras bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg mit dem Herzog von Bayern in Frankfurt am Main zusammen und wählten den oberrheinischen Grafen Rudolf von Habsburg zum König.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 125

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Buchdruckerkunst. Vii 33—44. 125 In Straßburg arbeitete er als Goldschmied und unterwies einige Freunde im Schleifen von Halbedelsteinen und in der Anfertigung gläserner Handspiegel, die sie bei einer Wallfahrt nach Aachen verkaufen wollten. 3. Seine große Erfindung hat Gutenberg anscheinend schon in Straßburg gemacht, aber erst nach seiner Rückkehr in die Vaterstadt ausgeführt. Er stellte die Buchstabenformen, Lettern, einzeln aus 1440 Erz her, so daß man sie nach Belieben zusammensetzen konnte. Zur Herstellung haltbarer Lettern, der Presse, der Druckerschwärze, zur Anschaffung des Papiers und zur Bestreitung der Arbeitslöhne schoß ihm der Mainzer Bürger Johann Fust 800 Gulden vor, die er mit sechs vom Hundert zu verzinsen hatte; die Druckerei sollte als Unterpfand dienen. * *Ein halbes Jahrhundert vorher hatte der Nürnberger Patrizier Ulmann Stromer die erste deutsche Papierfabrik gegründet: einen der nun aufkommenden Großbetriebe, an dem sich zahlreiche Kaufleute durch Einlagen beteiligten. Auch Gutenberg mußte mit fremdem D Kapital arbeiten und ging daran zugrunde. □ Noch ein zweites Darlehen von gleichem Betrage mußte Gutenberg bei Fust aufnehmen. Nach einigen Jahren verlangte Fust die ganze Schuld samt Zinsen zurück, über 2000 Gulden, und das Gericht sprach die Druckerei dem Gläubiger zu, der sie nun mit seinem Schwiegersohn Peter Schösser von Gernsheim weiter betrieb. Gutenberg wurde in das kurfürstliche Hofgesinde aufgenommen. Er erhielt jährlich ein Kleid wie die Edeln, zwanzig Malter Korn und zwei Fuder Wein. Der Mainzer Dr. Humen) gab ihm die Mittel zur Fortführung seines Geschäftes. Aber er starb bald in Mainz und wurde in der Franziskanerkirche beigesetzt. Die Grabstätte ist mit der Kirche verschwunden. * *4. Erzbischof Diether von Mainz sträubte sich gegen schwere Geldforderungen der Kurie und Eingriffe in seine Befugnisse. Der Papst setzte ihn ab und ernannte einen gefügigeren Nachfolger. So entbrannte ein schwerer Krieg. Der mit Diether verbündete Pfalzgraf Friedrich bei Rhein, „der böse Fritz", überraschte die gegnerischen Fürsten, die sein Land verwüsteten, führte sie auf sein Schloß zu Heidelberg und züchtigte sie nach der Sage (G. Schwab) durch ein Mahl ohne Brot. Der neue Erzbischof jedoch, Graf Adolf von Nassau, überfiel Mainz bei Nacht. Diether entkam; aber 400 Bürger

4. Geschichte des Mittelalters - S. 34

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
34 Die Franzenkaiser. zu nehmen; als der König von Frankreich bei einer Zusammenkunft ihn unredlicher Gesinnung beschuldigte und Lothringen verlangte, warf er ihm den Fehdehandschuh hin: in der Nacht entwich der Franzose. Wie seine Mutter Gisela war Heinrich von tiefer Frmmigkeit beseelt. Er kasteite sich wie ein Mnch und sammelte eifrig Reliquien. Nach glcklicher Schlacht sank er im Berhemde barfu vor einem Stck des heiligen Kreuzes nieder zum Gebet; das Heer folgte seinem Beispiel: ,,alle verziehen allen"; nach der Rckkehr ging er in Regens-brg barfu und im Bergewand von Kirche zu Kirche und legte auf jedem Altar ein neues Tuch nieder. In Frankreich verboten damals die Bischfe bei Strafe einer Pilgerfahrt nach Jerusalem die Fehden an den durch Christi Leiden und Auferstehung geheiligten Wochentagen, vom Mittwoch abends bis Montag frh, und in der Advents- und Fastenzeit. König Heinrich verkndete in Konstanz von der Kanzel den Gottesfrie-den": er verzeihe allen Feinden; und nach seinem Wunsch und Vor--bild standen die Groen ab von Kampf und Blutrache aber nur auf kurze Zeit. 3. Drei Ppste stritten um den Stuhl Petri. Da eilte der König mit Heeresmacht der die Alpen und lie alle drei absetzen. Ein deutscher Bischof wurde Papst und krnte seinen jungen Herrn am Weihnachtsfeste zum Kaiser. Kaiser Konrad Ii. hatte von neu eingesetzten Bischfen eine Art Abgabe erhoben. Diese Steuer lehnte Heinrich ab. Er bestritt die Kosten seines Hofhaltes mit den Ertrgen seiner Silberbergwerke im Harz; damals kam allmhlich das bare Geld in Gebrauch. 4. Im Harz baute er sich feste Pfalzen, um die widerstrebenden Sachsen im Zaum zu halten. Goslar mit seinen wildreichen Forsten wurde sein Lieblingssitz. Aus der Burg Bodfeld starb er, noch nicht vierzigjhrig, in den Armen Papst Viktors Ii., des vierten Deutschen, den er auf den Heiligen Stuhl erhoben hatte. 6. Heinrich Iv. und Gregor Vii. 1. Heinrich Iii. hatte die Groen mit Mhe niedergehalten. Jetzt verschworen sie sich gegen die unentschlossene Kaiserin-Witwe Agnes; der harte Erzbischof Anno von Kln entfhrte der Mutter den zwlfjhrigen Heinrich Iv. in Kaiserswerth und brachte so seine

5. Geschichte des Mittelalters - S. 36

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
36 Die Frankenkaiser. Die Staufer. nebst seinem Shnchen Konrad begleitet, der den Mont Cenis. Er-schreckt flchtete sich der Papst in die Feste Canossa bei Reggio, ent-schlssen, den König nicht vorzulassen. Allein Heinrich stand drei Januartage hindurch im Berhemde barfu im Schlohof; am 1077 vierten hob Gregor den Bann auf und reichte dem weinenden König das Abendmahl. Dennoch hoben die schuldbewuten Fürsten seinen Schwager Rudolf von Schwaben auf den Thron. Aber nur die Sachsen er-kannten ihn an; am Abend seines Krnungstages mute er aus Mainz flchten. In Hellem Zorn kehrte Heinrich zurck; wie die Lombarden stellten sich die Schwaben, Bayern, Franken auf seine Seite; selbst Kailfleute traten in sein Heer ein, und Rudolf verblutete schlielich in der Feldschlacht. Inzwischen fhrte der König einen Gegenpapst nach Rom und lie sich von ihm in der Peterskirche krnen. Gregor schlo er ein in der Engelsburg, dem alten Grabmal Hadrians; der Normannen-herzog Robert Guiscard rettete ihn in das unteritalische Land, mit dem ihn der Papst belehnt hatte. Dort starb Gregor zu Salerno, nachdem er alle Gebannten gelst hatte bis auf Heinrich und den Gegenpapst. Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehat; darum sterbe ich in der Verbannung," soll er gesprochen haben. 4. Daheim wtete allerorten der Brgerkrieg. In Schwaben spannten die Bauern einander selbst vor den Pflug, weil sie keine Zugtiere mehr hatten. Aber Kaiser Heinrich gewann durch Milde und rastlose Bemhungen immer mehr Groe; er schtzte und frderte durch seinen Gottesfrieden die Bauern und namentlich die aufblhenden Städte; Gewalttat zchtigte er mitunter nach der grausamen Sitte der Zeit durch Stupen, Abschlagen der Hand. Heinrichs ltester Sohn Konrad war im Aufruhr reuevoll verdorben; jetzt reizten die Ritter, die nicht mehr auf Raub ausreiten konnten mit Scharlachmantel und goldenen Sporen, den zweiten, Heinrich, zur Emprung. Durch erheuchelte Reue verleitete er den Vater, sein Heer zu entlassen, nahm ihn auf der Burg Hckelheim bei Ingelheim gefangen und zwang ihn zur Abdankung. Nun aber rsteten die Städte am Unterrhein fr den alten Kaiser; er widerrief seine Abdankung, war aber so arm, da er sein Reitzeug gegen Brot versetzen mute. Unter kriegerischen Entwrfen und Rstungen starb der vielgeprfte Herrscher in Lttich.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 46

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
46 Fürsten und Städte. Papst Bonifaz Viil aber starb nach herber Demtigung durch die Groen Roms und den Franzosenknig Philipp Iv. Seine Nachfolger mutzten in Avignon ihren Sitz aufschlagen und der fran-zsischen Politik dienen, während Rom verfiel. 5. In Deutschland herrschte die rgste Verwirrung. Mongolen-Horden hieben die schleiche Ritterschaft bei Wahlstatt an der Hatzbach zusammen. Kein deutscher Fürst wollte die Krone an-nehmen. Zwei Fremde fhrten den Knigstitel. Whrend dieses Zwischenreiches (Interregnum) fielen die Auenteile des Reiches, die Lombardei, Burgund, Flandern allmhlich ab. Im Innern strten die Ritter straflos den Landfrieden. Auf ihren Burgen und Maut-Trmen erpreten sie Zoll und Geleitsgeld oder lauer-ten im Busch auf den Kaufmann, nahmen ihm aus dem Stegreif" seine Wagen, dem Bauer sein Gespann und ngsteten den Beraubten hohes Lsegeld ab, das sie dann bei schwelgerischen Ee-lagen in Schnabelschuhen und im geschlitzten Schellenwams verpraten. Das Reich fhrte keine Kriege mehr. Die Fürsten schlssen nach Belieben Vertrge und fhrten Krieg, selbst gegen andere Glieder des Reiches. Vi. Fürsten und Städte. 1. Die ersten Habsburger und ihre Gegner. 1273 1. Auf das Drngen des Papstes whlten endlich die sieben mchtigsten Fürsten (die Erzbischfe von Mainz, Kln und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der Herzog von Bayern) den schon bejahrten Rudolf von Habsburg, einen oberrheinischen Grafen, zum König. Aber auch er vermochte die Auflsung des Reiches nicht zu hemmen. Alle Macht lag in den Hnden der Fürsten. Das Reich hatte keinen Grundbesitz und fast keine Einknfte. Die Fehde galt immer noch als ein Rechtsmittel. Rudolf soll in Breisach geboren sein; Friedrich Ii. hatte ihn aus der Taufe gehoben. Ein schlichter, leutseliger Herr von hohem Wuchs, mit einer Adlernase im bartlosen Gesicht, demtigte er den hochfahrenden Bhmenknig Ottokar, der auf dem Marchfeld fiel; sterreich und Steiermark, die er Ottokars Sohn abnahm, wurden der Kern des sterreichischen Staates. An der Spitze eines

7. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 107

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Der Verfall d. mittelalterl. .Hierarchie u. d. Reformbestrebungen usw. 107 Papste untertan zu sein. Aber es fehlte Bonifaz völlig an der Macht, diese Ansprüche zu verwirklichen. Die Androhung des Bannes blieb erfolglos Philipp gegenüber, durch dessen Regierung „der scharfe Luftzug der modernen Zeit weht" (Ranke). Auch auf die französische Bevölkerung machte das Vorgehen des Papstes gegen den König keinen Eindruck. Französische Ritter nahmen unter Führung des königlichen Kanzlers Bonifaz in Anagni gefangen; von den Bürgern der Stadt befreit, starb er kurze Zeit darauf, ohne die erlittene Anbill vergolten zu haben. Philipp gelang es nunmehr, die Wahl eines französischen Erzbischofs zum Papste durchzusetzen, der unter dem Einflüsse des Königs dauernd in Frankreich blieb- Von 1309—1378 war Avignon der Sitz der Kurie, die jetzt im Dienste der französischen Politik stand. Den im Süden des Reiches begüterten Templern wurde z. B. auf Befehl Philipps der Prozeß wegen Ketzerei gemacht, und die weiten Besitzungen des Ordens verfielen der Krone. Durch die Übersiedelung nach Frankreich gingen den Päpsten die Einkünfte aus dem Kirchenstaate größtenteils verloren. Sie suchten nun Ersatz dafür durch eine weitgehende Besteuerung des Klerus und auch der Laien. So flössen neben dem Peterspfennig bei jeder Gnadenbewilligung hohe Gebühren in die päpstliche Kasse. Die scharfe und bis ins einzelne gehende kirchliche Gesetzgebung in Ehe-und Fastenangelegenheiten machte häufige Befreiungen auf dem Wege der päpstlichen Gnade („Dispense") nötig, deren Erlangung von der Zahlung außerordentlich hoher Sporteln abhing. Dazu kamen die vielfachen Ablässe und seit 1300 besonders der Iubelablaß, um neben zahlreichen Geschenken der Gläubigen die Kassen in Avignon zu füllen. Vor allem wurden aber die Klöster und die Weltgeistlichkeit zu hohen Zahlungen verpflichtet. Bischöfe und Äbte mußten für ihre Be-Bestätigung, Erzbischöfe für die Verleihung des „Palliums"1 hohe Summen zahlen; von einer neuverliehenen Pfründe mußten die „Annaten", der Betrag einer Iahreseinnahme, abgeliefert werden. Falls der Inhaber eines geistlichen Amtes innerhalb bestimmter Monate oder auf der Romreise starb, beanspruchte der Äeilige Stuhl das Recht der Wiederbesetzung, unbekümmert um die Rechte der sonst Wahlberechtigten („reservierte Fälle"). Auch bei solchen Gelegenheiten kam die päpstliche Kasse nicht zu kurz. Es wurden sogar Anwartschaften auf Pfründen in allen Ländern Europas verliehen, 1 Das Pallium, das Abzeichen der erzbischöflichen Würde, war ein Streifen von wollenem Tuch, der über die Schultern gehängt wurde. Seine Verleihung bedeutete die päpstliche Anerkennung.

8. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 80

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
80 V. Das Kaisertum der Äohenftaufen. Es gelang Friedrich jedoch, die Erfüllung dieses Vertrages hinauszuschieben. Za, er konnte sogar seinen jugendlichen Sohn nach Deutschland kommen und ihn auch hier zu seinem Nachfolger wählen lassen. Obwohl Friedrichs Vorgehen Innocenz' Bestrebungen völlig widersprach, tat sein Nachfolger keine Schritte dagegen. Um so mehr lag ihm der Kreuzzug am Äerzen, dessen Ausführung Friedrich gelobt hatte. Für diese Fahrt bildete das sizilische Königreich eine weit bessere Grundlage als Deutschland. Ehe sich der König jedoch auf einen Kampf gegen die Ungläubigen einlassen konnte, mußte er auch in seinem normannischen Reiche die Stellung der Krone neu befestigen, die seit dem Tode Heinrichs Vi. erst unter der langen vormundfchaftlichen Regierung, sodann während seiner eigenen Abwesenheit durch die großen Lehnsbarone arg geschwächt worden war. Er setzte in Deutschland eine Regentschaft für den unmündigen Sohn ein und begab sich 1220 wieder nach Italien. Nach seiner Kaiserkrönung hub die Reformtätigkeit in Sizilien an. Alle seit 1189 erfolgten Vergebungen von Krongut wurden für ungültig erklärt, so daß der König wieder in den Besitz großer Mittel gelangte. Die bereits weit fortgeschrittene Geldwirtschaft machte es möglich, durch die Erträgnisse direkter und indirekter Steuern die Mittel für die Einrichtung eines straffen Beamtenstaates zu gewinnen, der an die Stelle des lockeren Lehnsstaates trat. Auch konnte der Kaiser eine starke Truppe von sarazenischen Söldnern halten, die ihn von dem guten Willen der großen Vasallen unabhängig machte. Für Frieden und Ruhe im Lande sorgten landesherrliche Rechtsprechung und Polizei; das Fehderecht der Barone wurde fast völlig beseitigt. Friedrichs Streben, das uns ganz neuzeitlich anmutet, ging auf ein absolutes Königtum hin, und zum guten Teil hat er dies Ziel auch erreicht. Natürlich mußte er im Lande erst manchen Widerstand brechen und den Bestand seiner Neuordnung einigermaßen sichern, ehe er an die Ausführung des Kreuzzuges denken konnte. Im Jahre 1227 fand ein Wechsel auf dem Stuhle Petri statt. Der neue Papst Gregor Ix. verlangte dringend die Einlösung des gegebenen Versprechens. Friedrich trat auch noch in demselben Jahre die Kreuzfahrt an; doch eine im Äeer ausbrechende Seuche nötigte ihn zur Umkehr. Der greise Papst wollte in dieser Begründung einen leeren Vorwand erblicken und belegte den Kaiser mit dem Banne. Trotzdem unternahm Friedrich im nächsten Jahre den Kreuzzug, und obwohl die geistlichen Gewalten dem Gebannten mannigfache Schwierigkeiten bereiteten, erwirkte er durch Vertrag mit dem ägyptischen Sultan den Besitz der heiligen Stätten und freie Zugangsstraßen von den Küstenplätzen des Königreichs Jerusalem zur Äauptstadt.

9. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 63

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Der Verfall d. mittelalterl. Hierarchie u. d. Reformbestrebungen usw. 63 Papste untertan zu sein. Aber es fehlte Bonifaz völlig an der Macht, diese Ansprüche zu verwirklichen. Die Androhung des Bannes blieb erfolglos Philipp gegenüber, durch dessen Regierung „der scharfe Luftzug der modernen Zeit weht" (Ranke). Auch auf die französische Bevölkerung machte das Vorgehen des Papstes gegen den König keinen Eindruck. Französische Ritter nahmen unter Führung des königlichen Kanzlers Bonifaz in Anagni gefangen; von den Bürgern der Stadt befreit, starb er kurze Zeit darauf, ohne die erlittene Unbill vergolten zu haben. Philipp gelang es nunmehr, die Wahl eines französischen Erzbischofs zum Papste durchzusehen, der unter dem Einflüsse des Königs dauernd in Frankreich blieb- Von 1309—1378 war Avignon der Sitz der Kurie, die jetzt im Dienste der französischen Politik stand. Den im Süden des Reiches begüterten Templern wurde z. B. auf Befehl Philipps der Prozeß wegen Ketzerei gemacht, und die weiten Besitzungen des Ordens verfielen der Krone. Durch die Übersiedelung nach Frankreich gingen den Päpsten die Einkünfte aus dem Kirchenstaate größtenteils verloren. Sie suchten nun Ersatz dafür durch eine weitgehende Besteuerung des Klerus und auch der Laien. So flössen neben dem Peterspfennig bei jeder Gnadenbewilligung hohe Gebühren in die päpstliche Kasse. Die scharfe und bis ins einzelne gehende kirchliche Gesetzgebung in Ehe-und Fastenangelegenheiten machte häufige Befreiungen auf dem Wege der päpstlichen Gnade („Dispense") nötig, deren Erlangung von der Zahlung außerordentlich hoher Sporteln abhing. Dazu kamen die vielfachen Ablässe und seit 1300 besonders der Iubelablaß, um neben zahlreichen Geschenken der Gläubigen die Kassen in Avignon zu füllen. Vor allem wurden aber die Klöster und die Weltgeistlichkeit zu hohen Zahlungen verpflichtet. Bischöfe und Äbte mußten für ihre Be-Bestätigung, Erzbischöse für die Verleihung des „Palliums'1 hohe Summen zahlen; von einer neuverliehenen Pfründe mußten die „Annaten", der Bettag einer Iahreseinnahme, abgeliefert werden. Falls der Inhaber eines geistlichen Amtes innerhalb bestimmter Monate oder auf der Romreise starb, beanspruchte der Heilige Stuhl das Recht der Wiederbesetzung, unbekümmert um die Rechte der sonst Wahlberechtigten („reservierte Fälle"). Auch bei solchen Gelegenheiten kam die päpstliche Kasse nicht zu kurz. Es wurden sogar Anwartschaften auf Pfründen in allen Ländern Europas verliehen, 1 Das Pallium, das Abzeichen der erzbischöflichen Würde, war ein Streifen von wollenem Tuch, der über die Schultern gehängt wurde. Seine Verleihung bedeutete die päpstliche Anerkennung.

10. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 20

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
20. Der treue Leo. (Wahre Begebenheit vom Dezember 1891.) Dora Schiatter. „Leo, Leo, laß mich leben; Leo, du erstickst mich," so rief der kleine Hans vergeblich einem mächtigen Bernhardiner in die gelblichen Ohren. Vergeblich — immer wieder legte dieser seine mächtigen Tatzen auf die Achsel des Jungen. Endlich hatte er seine Freude genugsam gezeigt und ließ sich nun schwanzwedelnd den breiten Rücken klopfen von der kleinen Hand. „Ja, bist ein Guter, ein Braver, gelt, der Morgen ist dir lang geworden ohne mich. Aber jetzt komm!“ Damit setzten sich die beiden in Galopp und erreichten in großen Sätzen die väterliche Mühle, die am klaren, sprudelnden Bergbach abseits vom Dorfe lag. Jeden Morgen nach elf Uhr wiederholte sich die Begrüßungs- szene seit dem Frühling, da Hans seinen Schulsack schnallen und abwandern mußte zum regelmäßigen Lernen. Da hatte Leo winselnd und heulend seinen Spielkameraden auf die Landstraße begleitet, und lange hatte er gebraucht, bis er begriffen, er dürfe nicht weiter mitgehen. Kamen die beiden atemlos an der Mühle an, dann setzte sich Leo auf die Steinplatten vor dem Hause und wartete, bis Hans wieder zurückkam von drinnen. Daß es nicht lange dauerte, wußte er. Hans hatte bei der gütigen Mutter ein Stück Brot geholt. „Laß mich doch, Leo, brauchst nicht so zu stoßen, es ist ja dein, aber warf doch" — damit legte Hans seine Hand schützend auf die Hosentasche, um sein erbeutetes Stück vor der zudringlich stoßenden Nase Leos zu schützen. Dann rannte er nach einem Lattenzaun, schwang sich hinauf, um in etwas gesicherter Höhe sein Brot zu verschmausen. Leo setzte sich vor ihn hin und verfolgte mit rotleuchtenden Augen jeden Bissen, der im Munde des Knaben verschwand. Aber mancher flog im Bogen in seinen Rachen, den er geschickt öffnete. Manchmal hielt ihm Hans den Brocken lange an die Nase und ließ ihn schließlich in den eignen Mund spazieren. Dann klopfte Leo mit dem Schwänze auf den Boden, daß es schallte, als wollte er sagen: „Weil du's bist, lasse ich mir das gefallen, sonst würde ich schnappen. Aber wir beide verstehen Spaß."
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