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1. Der geographische Unterricht - S. 199

1879 - Grimma : Gensel
— 199 — Pußten Ungarn's. Wo eruptive Gesteine emporgedrungen, Gebirge gehoben oder auch nur Schichten stark aufgerichtet sind, da bilden diese fast stets Schwierigkeiten für den Verkehr. Sie können sich steigern bis zur beinahe völligen Ünwegfamkeit. Die Bewohner mancher Alpenthäler find durch solche Schwierigkeiten noch heute von allem Verkehr mit ihren Nachbarn abgeschlossen. Die vollkommensten aller Verkehrslinien, die Eisenbahnen, bewegen sich vorzugsweise auf nicht eruptivem Boden. Wo sie dennoch genöthigt waren, ihn zu überfchreiteu, da stießen sie meist auch auf besondre Schwierigkeiten, so bei Waldheim und Pristewitz in Sachsen, zwischen Tetschen und Lobositz in Böhmen u. s. w. Unter Umständen kann der geologische Bau selbst eine wesentliche Veranlassung zum Bau einer Bahn werden, insofern es zuweilen fehr wichtig ist, die Bodenschätze zweier Länder oder Gegenden mit einander zu verbinden und einander gegenseitig dienstbar zu machen. Schon mehrfach sind im Interesse einzelner Kohlengruben oder ganzer Kohlengebiete Bahnen gebaut worden, deren Veranlassung somit im geologischen Bau der Gegenden begründet war. Noch bleibt uns übrig darzulegen, wie auch die geistige Cnltur vom geologischen Bau des Bodens mancherlei Anregung und Förderung erhielt. Die Zusammensetzung der Erdrinde aus verschiedenen Gesteinen rief die Wissenschaften der Oryktognosie, Geognosie, Geologie, Paläontologie und insbesondre die Berg- und Hüttenwissenschaft in's Leben. Großes haben z. B. die Metallschätze des sächsischen Erzgebirges zu Tage gefördert. Nicht mit verschwenderischer Hand bietet dieses Gebirge seine Silberadern dar; die Lagerstätten müssen sogar verhältnißmäßig arm genannt werden. Aber die große Zahl der Erzgänge regte den Bergmann vielfach an, die kleinen Gaben mühsam dem Gebirge abzuringen, und es mußten alle Mittel bergmännischer Wissenschaft und Kunst aufgeboten werden, um unter solchen Umständen be- stehen zu können. Dadurch ward die bergmännische Intelligenz bedeutend gesteigert, Freiberg erwarb sich mit seiner Akademie einen bergmännischen Weltruf, und der mühsame Bergbau wurde überhaupt eine Pflanzschule und ein Vorbild für viele andre industrielle Thätigkeiteu im Erzgebirge. Die bildende Kunst ist mindestens in ihrem Ursprünge einigermaßen abhängig von den Gesteinen, die sich ihr darbieten. Hätten die Griechen in ihrem Lande und auf Kleiuasieu's Küsten nicht so schöne Marmore und Porphyre gefunden, fo würde ihre Bildhauerei nicht die Richtung genommen haben, die sie an die Spitze dieser Kunst setzte. So mußten im Gegentheil die Götzenbilder in Mexiko und Jukatan viel gröber ausfallen, weil die Mexikaner Trachyte dazu benutzten und kein so schönes Material als die Griechen fanden. Selbst die Götzenbilder der Buddhisten und andrer Reli- gionen Jndien's und Hinterindien's mögen theilweise ihren Charakter von den gebrauchten Plutonischen und vulkanischen Gesteinen bekommen haben. Wie verschieden die Baukunst in Mesopotamien, Aegypten, Indien, Griechenland und Italien ausgefallen ist, wurde schon oft anerkannt, weil im Enphrat- becken Thon, tertiärer Kalk, Alabaster, vulkanischer und Bimssteintuff zu Gebote standen, weil in Indien und Aegypten Granite und Plutonische Ge- bilde, sowie Sandsteine und Qnarzfelfen zu dem eigentümlichen Baustil oder selbst zu dem Aushauen von Tempeln im Fels Anlaß gaben- Der Gegen- satz zwischen der sogenannten cyclopischen Bauart und derjenigen der Römer und Griechen ruht theilweise auf ähnlichen Ursachen des vorhandenen Ma- teriales; denn die erste Bauart braucht Steine, die große polyedrische Qua-

2. Der geographische Unterricht - S. 54

1879 - Grimma : Gensel
— 54 — Charakter der Natur). Namentlich ist die letzte Monographie ungemein anziehend geschrieben. 2) C. Vogel, Naturbilder. Em Handbuch zur Belebung des geogra- phischen Unterrichts und für Gebildete überhaupt. Leipzig 1842. 3. Aufl. 1852. Erläutert die Randzeichnungen auf den Karten des Vogel'schen Schul- atlas, indem es das Naturleben in den verschiedenen Erdtheilen anschaulich und lebendig schildert. Von jedem Erdtheile werden nach einer allgemeinen Einleitung die Charakterpflanzen, Charakterthiere und der Mensch betrachtet. Vgl. ferner: Vogel, Geographische Landschastsbilder. Leipzig 1851. 3) A. Guyot, Grundzüge der vergleichenden Physikalischen Erdkunde in ihrer Beziehung zur Geschichte des Menschen. Frei bearbeitet von H. Birnbaum. Leipzig 1851. 2. Aufl. 1860. Neue Ausgabe 1873. Spörer wirft dem Werke Ungeheuerlichkeiten vor, Peschel nennt es eine Verwässerung Ritter'scher Ideen. Man muß zugeben, daß es oft aus dem Realen ins Ideale und Phantastische ausschweift, aber immerhin bleibt das Werk anziehend und anregend. 4) I. F. Schonw, Die Erde, die Pflanzen und der Mensch. Aus dem Däuischen von H. Zeise. Leipzig 1851. Naturschilderungen. Aus dem Dänischen von Zeise. 2. Aufl. Leipzig 1851. 5) Grundzüge der physischen Geographie, mit vielen speciellen Schilderungen und tabellarischen Zusammenstellungen. Nach den neuen englischen Werken von Hughes und Ansted. Angeordnet und bevorwortet von Reuschle. Stuttgart 1852. Beachtenswerth. Viel aus Guyot. 6) O. Peschel, Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde. Versuch einer Morphologie der Erdoberflüche. Zuerst im „Aus- land" seit 1866 veröffentlicht. Dann als besonderes Werk erschienen: Leipzig 1870. Eine Reihe classisch geschriebener Abhandlungen. Neben den weiter unten erwähnten Arbeiten Peschel's das Bedeutendste, was von der Ritter'schen Schule geleistet worden ist. Peschel schien am meisten dazu berufen zu fein, das von Ritter angefangene Werk weiter auszubauen. Die iuductive Methode anwendend, sucht er ideale Aehnlichkeiten (Homo- logieen) in der Natur auf, wie sie der Landkartenzeichner darstellt. Durch nähere Betrachtung der örtlichen Verbreitung derselben gelangt er schritt- weise zu immer schärferen Bestimmungen über die nothwendigen Bedingungen ihres Ursprungs. Die zu Tage geförderten Resultate bereichern die geo- graphische Wissenschaft mit neuen Erkenntnissen. Die Abhandlungen ver- breiten sich über folgende Gegenstände: 1) Fjordbildungen. 2) Der Ursprung der Inseln. 3) Prädestination der Inseln und ihrer Bewohner. 4) Geo- graphische Homologieen. 5) Die Abhängigkeit des Flächeninhalts der Fest- lande von der mittleren Tiefe der Weltmeere. 6) Das Aufsteigen der Gebirge an den Festlandsrändern. 7) Das Aufsteigen und Sinken _ der Küsten. 8) Die Verschiebungen der Welttheile seit den tertiären Zeiten. 9) Die Deltabildungen der Ströme. 10) Der Bau der Ströme in ihrem mittleren Lause. 11) Die Thalbildungen. 12) Wüsten, Steppen, Wälder. 7) Elis^e Reclus, la terre. Description des phenomenes de la vie du globe. Tom. I: Les continents. Paris 1868. Der zweite Band: „Oceane, Atmosphäre und Lebewelt" erschien 1869.

3. Der geographische Unterricht - S. 143

1879 - Grimma : Gensel
größerer wie kleinerer Art, ist daher nothwendig für den Fortschritt der Erd- künde. Aber dahin rechnen wir nicht den neugierigen Durchflug der gewöhn- lichen unwissenden Touristen, die voll Vornrtheile fast Alles nur halb sehen". — Auch Pütz begründete einen nicht unbedeutenden Theil des Inhaltes sei- nes „Lehrbuches der vergleichenden Erdbeschreibung" auf eigne, meistens mehrmalige Anschauungen, welche er auf feinen Wanderungen durch die be- deuteudsten Culturläuder Enropa's während vierunddreißig Jahren gesammelt hat. „Die Autopsie — so äußert er sich in der Vorrede des genannten Werkes — erleichtert nicht nur die Darstellung des Gesehenen selbst, sondern auch die klare Auffassung ähnlicher Erscheinungen". — Vgl. auch die An- fordernng, welchediesterweg x) an den Lehrer der Geographie stellt: „Vor allen Dingen verlange ich von einem Lehrer der Erdkunde, daß er nicht nur seine Heimath, sondern den Kreis, in welchem seine Schule liegt, und we- nigstens einen großen Theil seiner Provinz nicht im Schnellwagen oder auf einem Dampffchiffe, fouderu zu Fuße durchreifet, nicht blos in Wirthshäuferu übernachtet, sondern die Höhen erstiegen, die Thäler durchstrichen und die merkwürdigsten Punkte besucht habe. Wie todt ist doch der Unterricht über die lebendige Natur, von jenem Manne ertheilt, und wie lebendig die Dar- stellung von diesem Kenner für alle seine Schüler! Der Unterschied ist der: Jener spricht, was er dem Worte oder den Wörtern, aber nicht der Sache nach kennt; dieser kennt die Gegenstände aus eigener Anschauung, und darum erregt er in seinen Schülern ein treues Bild derselben, und er belebt da- durch ihren Sinn für die Natur. Das ist daher eine unerläßliche Eigenschaft eines Lehrers, daß er die Welt mit eigenen Augen gesehen und beobachtet habe". 3) Ganz besonders muß aber der Lehrer der Geographie auch seine Heimath studireu, nicht nur deshalb, weil er dann die geographischen Ver- Hältnisse der Heimath seinen Zöglingen um so anschaulicher vorführen kann — und das ist vor allen Dingen im erdkundlichen Unterrichte nothwendig — sondern ganz besonders auch darum, weil — „da die Oberfläche der Erde dem Studium der Erdkunde üb er all selbst als Denkmal vorliegt — in den Ver- hältniffen der Lokalitäten des heimathlichen Bodens zugleich die Verhältnisse der Lokalitäten des Ganzen liegen und die Erforschung jeder Lokalität der Erde vou Bedeutung für das Ganze ist. Die Natur ist in jedem Winkel der Erde ein Abglanz des Ganzen.2) In dem zerstörenden Gewitterbach kann man die Natur reißeuder Stromsysteme, an der Zertrümmerung einer kleinen Insel, wie Helgoland, die Küstennatur großer Continente und die Umwand- lung ihrer Gestadelinien studireu. In den Blätterdurchgängen einzelner Krystalle, in der Constrnction der zahllosen Urfelsblöcke, wie sie als Find- linge einer Vorzeit überall in den Landfeldern unserer Marken zerstreut liegen, kommt die Natur der Gebirgsschichten ganzer Alpensysteme und des skandi- navifchen Nordens, aus dem sie, durch Eisflnthen herbeigeführt, herstammen, zur Anschauung. Jede Bruunengrabuug liefert Beiträge zu einer Theorie der Erdrinde — die Eisenbahndnrchschnitte in weiten Ebenen sind durch Aufdeckung dieses obern Schichtenkleides der Erde schon in uusern Saal- und thüringischen Gegenden höchst lehrreich geworden. Im Bau des Grashalmes, der Biuseu und einheimischen Monokotylen lernt man die Construction der Fürsten der Wälder, der Palmen-Vegetation der Tropenländer, begreifen, in der Moos- 1) Diester weg, „Beschreibung der preußischen Rheinprovinz" Xii, — 2) v. Humboldt, Kosmos 89.

4. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. V

1881 - Leipzig : Spamer
Worwort. J&orool die Art der in diesem Bande geschilderten Landschaften, welche znmtheil, wie die hohe Venn und der Hunsrück, selten vom Fuße des Touristen gestreift werden, zum Theil aber, wie der Rheingau und die Stromtandschaft von Bingen bis Bonn, von einer wahren Flnt von Schriften geschildert wurden, machten die Auswahl des für die reifere Jugeud passenden und korretten Mate- rials zu einer besonders schwierigen Aufgabe. Der Herausgeber, seit Jahren vertraut mit den Schönheiten und den Denkmälern des Rheiuthales, mußte es sich zur Aufgabe machen, sowol aus der Fülle der ästhetischen, wie der geographisch-historischen Literatur, welche über die geschilderten Rheinlandschaften existirt, einerseits das Beste und Anziehendste, sowie andererseits das Feststehende herauszunehmen und zu einem möglichst harmonischen Ganzen zu verbinden. Er nahm dabei keinen Anstand, auf die besten Quellen des Mittelalters, wie sie im Auszug im „Rheinischen Antiqnarius" vorliegen, besonders bei den Schicksalen der einzelnen rheinischen Städte, zurück- zugehen. Ebenso benutzte er dankbar die Werke von Simrock und Horn, Heyl und Bädeker, und hielt es im Interesse des Unternehmens und der Autoren, aus den Spezialschristen von W. H. Riehl „Land und Leute", W. Hamm „Das Weinbuch", Dr. I. Baumgarten „Koblenz und seiue Umgebung", Rudolf Bleuke „Der Laacher See und seine vulkanische Umgebung" kleinere Originalpartien an geeigneter Stelle aufzunehmen. Auch die vorhandenen Sagen- und Gedicht- sammlungen wurden in passender Weise für die Darstellung verwendet. Bei der überreichen Literatur und vielen von der Forschung noch heiß umstrittenen Stelleu und Stätten kann es natürlich nicht fehlen, daß manche Angaben im vorliegenden Bande vorkommen werden, an welchen der oder jener Gelehrte auf rheinischem Gebiete Anstoß nehmen wird, manche Gegenstände, so z. B. die Art der Brückenkonstrnktion im fränkischen Mainz, wurden erst durch die Untersuchung der letzten Tage entschieden. Allein der Herausgeber sowie die geehrten Verfasser der einzelnen Abschnitte sind bemüht gewesen, im In- teresse der Sache nur eine Auswahl unter den besten ihnen zur Verfügung stehenden Quellen nach eigener Anschauung der Verhältnisse zu treffen, und ist hier und da ein kleiner Jrrthum untergelaufen, so möge hierfür die Ueberfülle des zu sortirenden Stoffes die entsprechende Entschuldigung bilden. Besondern Dauk ist der Herausgeber für freundliche Unterstützung bei Verabfaffung des Abschnittes über Mainz noch schuldig den Herren Domkapitulax

5. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 37

1881 - Leipzig : Spamer
Ursprung des Namens. 37 Hauptsächlich ein Mann hat mit Geschick und Glück dafür gearbeitet, daß der uralte Name wieder aufgefrischt wurde: Johann Isaak von Gerning, geboren 1767 in Frankfurt. Er war klassisch gebildet. Freund der Kunst und der Natur, eine Zeit lang Diplomat, Sammler (als solchen führt ihn Goethe Xxvi, 276 an), nicht gering zu schätzender Dichter. Er wohnte bald in Frankfurt, bald in Homburg, am liebsten in seinem „Tusculum" zu Kronberg. Er starb im Jahre 1837. Im Jahre 1800 schrieb er, ohne Beisetzung seines Namens, „Skizzen von Frankfurt am Main." Da spricht er von „des Rhein- gaues, Hochheims und Wickerts Hügeln, woran das Pyramidenförmige Tauuus- gebirge sich schließt"; und häufig kommt in diesem Werke der Name Taunus vor. Taeitus, sagt Gerning (nicht ganz richtig), habe den Feldberg schon Taunus genannt, aber späterhin habe die ganze Gebirgskette, die sich von Friedberg durch die Wetterau hinab an den Rhein ziehe, den Namen Taunus erhalten. — Wann war dieses „späterhin?" Die Geschichte von Taeitus an bis in das achtzehnte Jahrhundert sagt nichts davon. Vielmehr hat erst Gerning selbst den Namen wieder in das Gedächtniß gebracht. Er that dies noch mehr in späteren Schriften, von welchen eine („Die Heilquellen am Taunus", 1814) in Distichen abgefaßt ist. So kam durch Gerning der alte Name Taunus wieder in Aufnahme. Zwar vorerst hauptsächlich uur in Schriften. Namentlich die Geographen, die darauf bedacht waren, einem Gebirge — oder einem Landstriche, den sie sür gebirgig hielten — einen Gesammtnamen zu geben, griffen den Namen begierig auf. Sie begrenzten den Taunus durch Main (nebst Nidda), Rhein, Lahn und das Hügelland der Wetterau. So ist es heute in Lehrbüchern zu lesen. Und seit die Geographen auch auf die geologischen Verhältnisse Rücksicht nehmen, gilt der Taunus als das südöstliche Glied des rheinischen Schiefergebirges. Thon- schiefer, manchmal in Gneis übergehend, von mächtigen Qnarzitgängen durch- zogen, gegen die Lahn hin Granwacke mit Einlagerungen von Kalken, die den schönen Nassauer Marmor liefern, und durchbrochen von Grünstein und Basalt, bilden hauptsächlich das Gesteiu. Uebrigeus ist nicht der ganze so umgrenzte Landstrich Gebirgsland, sondern nur jene von Gerning bezeichnete „Gebirgskette" mit einigen Ausläufern nach Norden und Süden. Diese Kette zeigt sich am schönsten von der Gegend von Frankfurt aus. Von den höchsten, sanft abgerundeten Kuppen des Feldberges und Altkönigs senkt sie sich allmählich, aber nicht einförmig, sondern so, daß immer wieder Berggipfel emporsteigen, nach Osten und Westen. Der Taunus, vou hier aus gesehen, bietet eins der schönsten Bilder eines deutschen Mittelgebirges; Humboldt erinnerte sich seiner beim Anblicke eines südameri- kanischen Bergzuges. Nach Osten und Süden fällt dieser Hauptzug des Tauuus ziemlich steil in die Ebene ab. Nach Norden liegt, bis an die Lahn hin, ein Hügelland mit einzelnen höheren Bergen vor; in diesem strömen Flüßchen nach der Lahn oder, wie die Wisper nach dem Rheine hin; an ihren Ufern findet sich nur stellen- weise, z. B. an der Aar, der Weil, der Wisper, entschiedene Thalbildung. Von Rüdesheim bis Oberlahnstein hat der Rhein durch seinen Durchbruch dieses Hügelland von dem jenseitigen des Huusrücks geschieden; er hat tief eingeschnitten; schroff steigen von seinen Ufern die Schieferwände empor; am bekanntesten

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 347

1880 - Leipzig : Spamer
Gutenberg's Schicksale. 347 für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas- kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge- danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz, die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre 1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter- nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent- wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel, Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! — Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll- eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten. Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes verkündet: „dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder- Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht

7. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 132

1882 - Leipzig : Spamer
f 132 Berlin als Pflegestätte der Wissenschaft. kurfürstlichen Geheimen Rath, sondern, nach Gründung des neuen höchsten wissenschaftlichen Vereins des Landes, zum Präsidenten desselben ernannt. Später ward die Sozietät in vier Klassen getheilt, wobei der Name Akademie der Wissenschaften zum Vorzug kam, der sich seitdem auch andauernd behauptet hat. Zu Roß und zu Wagen, auch mit der Treckschute, die am Spree-Ufersaum durch Pferde gezogen ward, strömten die Gäste nach Liitzenburg, um sich in den: herrlichen neugeschaffenen Schloßgarten zu ergehen, dessen Entwurf der berühmte Gartenkünstler Le Nötre und dessen Ausführung der gleichfalls von Paris ver- schriebene Gärtner Godeau besorgt hatte. In dem reichen Zirkel der philoso- phischen Fürstin überstrahlte diese selbst alle die zahlreichen anwesenden Damen durch Geist und dnrch Anmuth der Erscheinung. Alle ihre Zeitgenossen stimmen überein, daß ihre Schönheit außerordentlich gewesen und Ehrfurcht und Be- wunderung geboten, der Ausdruck ihrer seelenvollen klaren Züge nur Zuneigung und Vertrauen eingeflößt habe. Der Ritter Toland, auf welchen Paladin ihrer Tafelrunde wir später zurückkommen werden, schrieb von ihr wörtlich: „Was ihre Person anlanget, so ist sie eben nicht so gar lang und schmal, sondern viel- mehr etwas stark von Leibe; ihre ganze Bildung ist überaus regulär und ihre Haut sehr weiß und lebhaft; sie hat blaue Augen und kohlschwarze Haare: sie hat sehr gerne schöne Damen um sich, wie denn ihr ganzes Frauenzimmer davon voll ist." Der Ceremouienmeister v. Besser hatte für den Festtag deutsche Verse gedichtet, die aber nicht sonderlich gefielen; sicherlich mit Recht, denn sie waren steis und gespreizt. Aber nicht deshalb mißfielen sie damals, sondern weil sie deutsche waren und man französischen Schäferspielen und mythologischen Tän- deleien in französischer Sprache nach dem Zeitgeschmack stets den Vorzug gab. Des- halb müssen die damaligen Bemühungen Besser's, ebenso des Dichters Canitz, die Muttersprache zur Geltung zu bringen, immerhin anerkannt werden. Leibniz hat uns von dem Feste einen französischen Bericht, aus dem wir Einiges ver- deutschen, hinterlassen. Es wurde der Jahrmarkt iu einem Dorfe in komischer Maskerade ausgeführt. Der Leiter des Ganzen war ein Herr v. Osten. In dem Dorfe waren allerhand Buden mit ihren Schildern ausgestellt, in denen man unentgeltlich Schinken, Würste, Ochsenzungen, Weine, Limonaden, Thee, Kaffee, Chokolade u. dergl. vertheilte. Der Markgraf Christian Ludwig. Herr von Obdam, Herr du Hamel u. A. saßen in den Buden. Herr v. Osten spielte den Wunderdoktor und hatte seine Harlekins und Hanswürste, unter welche sich der Markgraf Albrecht mischte. Der Doktor hatte auch Tausendkünstler, den Grafen Solms und Herrn v. Wassenaer, bei sich. Als Becherspieler zeichnete sich kein Geringerer als der Kurprinz selbst aus. Die Bude des Quacksalbers wurde von der Kurfürstin als Doktoriu ver- waltet. Herr Desaleurs spielte vortrefflich den Zahnbrecher. Bei der Er- öffnnng des Theaters erschien in feierlichem Aufzuge der Doktor auf einem künstlichen Elefanten, die Doktorin, getragen von ihren Leibtürken, auf einem Stuhl. Die erwähnten sonstigen Personen folgten hierauf; als dieser Zug vorbei war, kamen Hofdamen als Zigeunerinnen unter Ansühruug der Prin- zessin von Hohenzollern, um ein kleines Ballet aufzuführen, in welches sich Andere zum Tanzen hineinmengten. Dann kam der Astrolog mit Brille und Fernrohr. Diese Rolle hatte man Anfangs Leibniz zugedacht, man war aber

8. Bilder vom Niederrhein - S. 357

1882 - Leipzig : Spamer
Iserlohn. Das Felsenmeer bei Sundwig u. s. w. 357 Aas Jelsenmeer und die Katk- und ^ropfsteinhößten Bei £mtb- wig. Kkttsenstein. Walve. Ungefähr l1/* Stunde von Iserlohn entfernt liegt Sundwig, in dessen Nähe gleichfalls mehrere interessante Höhlen liegen. Die bedeutendste ist die „alte Höhle", welche jedoch nach der Entdeckung der Dechenhöhle, was feenhaften Zauber betrifft, überboten ward, dagegen für wissenschaftliche Forschungen immer noch eine reiche Fundgrube bietet. Auch hier sind verödete Kathedralen, in denen der Sage nach um Mitternacht die Todten zur Messe gehen und ihre blauen Wachslichter entzünden. Iserlohn an der Hardt von der Alexanderhöhe gesehen. Außer dieser zeigt man bei Sundwig noch drei andere, nämlich die Prin- zenhöhle, die Heinrichshöhle und den hohlen Stein oder das Zwergloch. Hier findet man noch stets Ueberreste fossiler Thierknochen. Interessant ist auch ein Besuch des Felsenmeers bei Sundwig, „einer Menge bizarrer Felsengestalten" in einer etwa halbstündigen Vertiefung, die jedoch mit Gestrüpp sehr verwachsen sind. Nach des bekannten Geologen N ö g g e - rath Ansicht verdanken sie ihre Entstehung einem uralten Bergbau, zum Zwecke, die das Kalkgestein durchfetzenden Eifenmaffen zu gewinnen. Im „Romantischen und malerischen Westfalen" lesen wir darüber wie folgt: „Man gewahrt in den zackigen Rissen und Brüchen, wo sie wie durch Beilschläge aus einander geklaubt sind, das Wirken einer mehr als titanenhaften Kraft, die man fönst nicht ohne helllautes, lärmendes Wesen sich denken kann. Es liegt etwas Unheimliches,
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