Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169
daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg-
züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese
zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls
als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich
große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die
Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich
zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren
bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der
Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.)
dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er-
reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre
Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu-
wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung
des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung
desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung
und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch
bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo-
sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer
füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
72 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
nicht so streng wie heute war, und jedes Schiff sowohl dem Handel diente
als auch für das Gefecht bereit sein mußte. Die Bemannung belief sich
auf 1300 Köpfe.
Haben wir bisher die Holländer und besonders die Ostindische
Handelsgesellschaft in ihren kriegerischen Unternehmungen betrachtet, so
wollen wir jetzt einen Blick aus den Fortgang ihrer Handelsunternehmungen
werfen. Es läßt sich denken, daß, je mehr die politische Macht der Nieder-
länder stieg, und je mehr es ihnen gelang, die übrigen Seemächte aus dem
indischen Archipel zu verdrängen, der Gewinn aus dem Handel mit Indien
sich mehrte. Den Gewürzhandel der Molukken rissen sie allmählich ganz
an sich und setzten allein die Preise für die Nelken und Muskatnüsse fest.
Hierbei Versuhren sie freilich aus gewaltsame Weise, nicht nur gegen die
Menschen, sondern auch gegen die zeugende Kraft der Natur. Sie setzen
nämlich fest, daß der Muskatbaum nur auf der Insel Banda, die Nelken
nur auf Amboiua gepflanzt werden dürsten, während auf den übrigen
Molukken sowie in andern Teilen des Archipels alle Nelken- und Muskat-
bäume ausgerottet werden mußten. Im Jahre 1683 war dies streng
angeordnet worden. Aber die Natur hat den Bemühungen der engherzigen
Kaufleute getrotzt, und deren jährliche Züge durch die Inseln, auf denen
sie den Anbau der Gewürze nicht dulden wollten, haben doch nicht ver-
hindern können, daß Vögel die Nüsse verschluckt und in andern Gegenden,
wohin die vertilgenden Holländer nicht gelangen konnten, wieder unverdaut
von sich gegeben und auf diese Weise die Verbreitung befördert haben.
Seit dem Jahre 1830 ist übrigens der Anbau der Gewürze vollständig
freigegeben worden.
Bis zu Ende des 17. Jahrhunderts führte die Ostindische Handels-
kompanie ihre Unternehmungen mit vielem Glücke aus. Den Aktionären
wurden alljährlich bedeutende Dividenden ausbezahlt, welche 15 bis 20
Prozent betrugen, ja bisweilen bis zu 50 Prozent stiegen. Im Jahre
1633 brachten fünf Schiffe eine Ladung aus dem indischen Archipel, welche
auf dem Markte zu Amsterdam für zwei Millionen verkauft wurde,
während der Einkaufspreis sich nur auf 600 000 Gulden belief. Ähnliche
gewinnbringende Ladungen kamen häufig an. Im Jahre 1697 kam eine
Ladung Waren aus Ostindien, deren Einkaufspreis fünf Millionen betrug
und die für nicht weniger als zwanzig Millionen losgeschlagen wurde. —
Mit dem Abschluß des 17. Jahrhunderts hatte aber auch die Ostindische
Handelskompanie ihre höchste Blüte erreicht und ging von jener Zeit an
allmählich dem Verfall entgegen. Um jedoch ihren Kredit aufrecht zu er-
halten, entrichtete sie ihren Aktionären alljährlich noch dieselben Dividenden,
wie zur Zeit ihres finanziellen Glanzes, wodurch ein Ausfall entstand,
der sich von Jahr zu Jahr vergrößerte, so daß derselbe gegen Ende des
18. Jahrhunderts etwa 135 Millionen betrug. Um diese Zeit wurde die
zwei Jahrhunderte alte Gesellschaft aufgelöst.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Indien Banda Amsterdam Ostindien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 173
Platze für diese Art des Börsengeschäfts emporgeschwungen, eine Tendenz,
ans welcher nicht mit Unrecht eine große Gefahr für den deutschen National-
Wohlstand hergeleitet wird.
1) Der Börsensteuer unterliegen mit 5 vom Tausend (50 Pfennig pro
100 Mark): a) inländische Aktien und Aktienanteilscheine sowie Jnterimsscheine über
Einzahlungen auf diese Wertpapiere, b) ausländische Aktien und Aktienanteilscheine,
wenn sie innerhalb des Bundesgebietes ausgehändigt, veräußert, verpfändet oder
wenn daselbst andre Geschäfte unter Lebenden damit gemacht oder Zahlungen
darauf geleistet werden, unter der gleichen Voraussetzung auch Jnterimsscheine über
Einzahlungen auf diese Wertpapiere.
2) Mit 2 vom Tausend (20 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig:
a) inländische für den Handelsverkehr bestimmte Renten- und Schuldverschreibungen
(sofern sie nicht unter Nr. 3 fallen) sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf
diese Wertpapiere, b) Renten und Schuldverschreibungen ausländischer Staaten,
Korporationen, Aktiengesellschaften oder industrieller Unternehmungen und sonstige
für den Handelsverkehr bestimmte ausländische Renten und Schuldverschreibungen
sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen aus diese Wertpapiere — unter den Vor-
aussetzungen wie unter 1.
3) Mit 1 vom Tausend (10 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig in-
ländische auf den Inhaber lautende und auf Grund staatlicher Genehmigung aus-
gegebene Renten- und Schuldverschreibungen der Kommunalverbände und Kommu-
uen, der Korporationen ländlicher oder städtischer Grundbesitzer, der Grundkredit-
und Hypothekenbanken oder der Transportgesellschaften sowie Jnterimsscheine über
Einzahlungen auf Papiere.
4) Mit Vio vom Tausend in Abstufungen von je vollen 2000 Mark, bei Ge-
schästen im Werte von über 10000 Mark, in Abstufungen von je vollen 10000 Mark
werden besteuert 1) Kauf- und Anschaffungsgefchäfte über ausländische Banknoten,
ausländisches Papiergeld, ausländische Geldsortcn, 2) Wertpapiere der unter Nr. 1,
2 und 3 bezeichneten Art. — Mit 2/10 vom Tausend sind steuerpflichtig Kauf- und
sonstige Anschaffungsgeschäfte, welche unter Zugrundelegung von Usancen einer
Börse geschlossen werden (Loko-, Zeit-, Fix-, Termin-, Prämien- ?c. Geschäfte).
5) Mit 5 vom Hundert find steuerpflichtig, Lose öffentlicher Lotterien sowie
Ausweise über Spieleinlagen bei öffentlich veranstalteten Ausspielungen von Geld-
oder andern Gewinnen. — Bei allen fünf Fällen finden sich gewisse Befreiungen.
§ 29. Das Versicherung^, Sparkassen- und Genossenschaftswesen.
Das Streben, der Not dadurch zu begegnen, daß man in günstigen
Zeiten Vorsorge trifft, findet sich nicht bei allen Menschen in gleicher Weise,
daher es eine Aufgabe des Gemeinwohls ist, dasselbe zu fördern und zu unter-
stützen sowie uameutlich auch dafür zu sorgen, daß die Hilse zur gebotenen
Zeit verfügbar sei. Dadurch entstanden schon ziemlich früh, vielleicht zuerst in
Spanien (vor Mitte des 10. Jahrhunderts),
1) die Versicherungsgesellschaften. In einer den Bedürfnissen ent-
sprechenden Ausbreitung gehören dieselben erst der Nenzeit an. Die erste
Lebensversicherung in Deutschland trat 1806 in Hamburg ins Leben; nachdem
dieselbe wegen Ungunst der Zeiten hatte eingehen müssen, begann mit deni
Entstehen der Lebensversicherungsgesellschaft in Gotha (1827) eine Zeit groß-
artiger Eutwickeluug. In ganz Europa gab es bis zum Jahre 1800 nur 20
Asseknranzanstalten; seitdem verbreiteten sich diese wohlthätigen Anstalten in
immer steigendem Verhältnisse über die europäischen Kulturländer. 1883 gab
es in Europa etwa 101 Staatsanstalten, 3308 Lokalversicherungsvereine und
1152 Privatversicherungsgesellschaften. Von den letzteren entfallen auf Deutsch-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Deutschland Hamburg Gotha Europa Europa
59
Ii
Später versuchten bte Römer, die Deutschen langsam an ihre Sitten und
ihre Herrschaft zu gewöhnen. Römische Kaufleute kamen ins Land, brachten schöne
Kleider, Waffen und goldene Geräte; dafür tauschten sie Felle der Tiere, Haare der
Mädchen und Frauen und den kostbaren Bernstein ein. Dann bauten sich die
Römer feste Burgen, Kaufleute und Handwerker ließen sich nieder, und römische
Städte entstanden in Deutschland. Junge deutsche Männer traten in das römische
Heer und erhielten reichen Sold und hohe Stellen. Wenn deutsche Stämme ein-
ander bekämpften, halfen die Römer einem Teile, um dann beide zu verderben.
So unterwarfen sie sich allmählich das Land zwischen Rhein und Elbe.
3. Don dem Kampf gegen Uarus. Als Statthalter dieser Provinz
setzten sie den stolzen und habsüchtigen Varus ein. Dieser suchte mit Gewalt
römische Sprache und Sitte in Deutschland einzuführen, trieb die Abgaben mit
großer Härte ein und ließ freie Deutsche geißeln und hinrichten. Dadurch
wurde große Unzufriedenheit unter den niederdeutschen Völkern erregt.
Niemand fühlte die Schmach des Volkes tiefer als Hermann, der
Sohn eines deutschen Fürsten aus dem Stamme der Cherusker. In seiner
Jugend hatte er in dem römischen Heere gedient und so die römische Kriegs«
kunst kennen gelernt, vom Kaiser Augustus sogar das römische Bürgerrecht
erhalten; dennoch haßte er die Römer und suchte ihre Herrschaft abzu-
schütteln.
Im Jahre 9 nach Christus erhielt Varus die Nachricht, daß die deutschen
Völkerstämme, die an der Weser wohnten, einen Aufstand gegen die Römer
unternommen hätten. Varus stand an der unteren Ems und zog mit seinem
Heere durch den Teutoburger Wald, um an den Ort des Aufstandes zu
gelangen. In den Schluchten und Engpässen des Teutoburger Waldes konnte
das römische Heer nur langsam vorrücken; durch lang anhaltenden Regen war
der sumpfige Boden unwegsam. Bogen und Pfeile waren unbrauchbar geworden.
Plötzlich stürmten von den umliegenden Anhöhen die Deutschen auf die er-
matteten Römer; von vorn, von den Seiten, vom Rücken wurden diese an-
gegriffen. Am dritten Tage endlich unterlagen die Römer vollständig. Nach
verzweifelter Gegenwehr wurde das ganze römische Heer vernichtet; Varus
stürzte sich in sein Schwert, um nicht lebendig in die Hände der Deutschen zu
fallen. Viele der gefangenen Römer wurden den Göttern geopfert, die übrigen
zu harter Knechtschaft verurteilt.
Als in Rom die Nachricht von der Niederlage im Teutoburger Walde
eintraf, gerieten die Römer in große Angst. Sie glaubten, die gefürchteten
Deutschen würden über die Alpen kommen und Italien verwüsten. Der Kaiser
Augustus rief händeringend aus: „Varus, gieb mir meine Legionen wieder!"
und ließ sich zum Zeichen der Trauer einige Monate Bart und Haare wachsen.
Die Deutschen aber begnügten sich, die römischen Festungen am Rhein, der
Weser und der Elbe zu zerstören und die Denkmäler römischer Herrschaft zu
vernichten.
3. Die Völkerwanderung. Attila.
1. Veranlassung.. Um das Jahr 375 nach Christus entstand unter den
deutschen Volksstämmen eine große Bewegung; viele Völker verließen ihre Wohn-
sitze und suchten neue auf. Diese Bewegung nennt man die Völkerwanderung.
Die Veranlassung zur Völkerwanderung gab ein Einfall der Hunnen.
Dieses wilde, häßliche Reitervolk kam aus Asien. Von früher Jugend gegen
Hitze und Kälte und gegen alle Beschwerden abgehärtet, schweiften die Hunnen
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Extrahierte Personennamen: Varus Hermann Augustus Christus Varus Varus Varus Augustus Augustus Attila Christus
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Deutschland Rom Italien Rhein Asien
Ii
70
nach der Kirche des heiligen Grabes, um Gott für seinen Beistand zu danken
(15. Juli 1099). Er wurde zum Könige von Jerusalem erwählt, doch be-
gnügte er sich mit dem Titel „Beschützer des heiligen Grabes", denn er sagte:
„Ich will mich nicht in der Stadt mit einer goldenen Krone schmücken, m
welcher der König der Könige eine Dornenkrone getragen hat."
4. Spätere Kreuzxüge. Leider wurde das heilige Land bald aufs neue von
den Ungläubigen erobert. Noch sechs Kreuzzüge wurden unternommen, dasselbe
aus der Gewalt der Ungläubigen zu befreien; aber Jerusalem blieb nicht hundert
Jahre in der Gewalt der Christen, dann fiel es wie die übrigen Teile des Landes
wieder den Türken zu, die es heute noch besitzen.
5. Folgen -er Krru;;üge. In den Kreuzzügen haben Millionen von
Menschen ihr Leben verloren und doch nicht das Ziel erreicht, nach dem sie strebten.
Dennoch sind die Kreuzzüge von großer Bedeutung. Sie sind ein Beweis für den
lebendigen religiösen Sinn jener Zeit, da Hunderttausende Gut und Leben für
eine heilige Sache opferten. Der Adel fand Gelegenheit, sein Verlangen nach
großen Kriegsthaten zu befriedigen. Dadurch, daß die Europäer viele Produkte
des Morgenlandes kennen lernten und sie nach der Heimat brachten, blühte der
Handel auf. Eine Folge dieses Handelsverkehrs war aber das Anwachsen der
Städte, die in jener Zeit reich und mächtig wurden. — Die Morgenländer besaßen
in vielen Dingen eine größere Bildung als die Abendländer; daher waren die
Kreuzzüge auch für die Wissenschaft vorteilhaft. Groß war auch der Einfluß auf
die Künste: in Musik, Dicht- und Baukunst gaben die Kreuzzüge neue Anregung.
Endlich trugen sie dazu bei, die Lage des Bauernstandes zu verbessern; denn jeder
Leibeigene, der das Kreuz nahm, wurde frei.
10. Kaiser Friedrich I. (Barbarossa), 1152—1190.
1. Abstammung. Östlich von Stuttgart liegt ein etwa 600 m hoher
Berg, der Hohenstaufen. Dort stand die Burg des edlen Geschlechts der
Hohenstaufen, das von dem Berge seinen Namen hat. Der bedeutendste der
Hohenstaufen ist Friedrich I.
2. Zeine Persönlichkeit. Als Friedrich I. 1152 zur Regierung kam,
war er 31 Jahre alt. Der Bau seines Körpers hatte das richtigste Eben-
maß, sein Gang war fest, seine Haltung würdevoll. Sein blaues Auge hatte
einen scharfen, durchdringenden Blick; sein Haar war blond, sein Bart spielte
ins Rötliche, weshalb ihn die Römer Barbarofla (Rotbart) nannten. Sein
Verstand war scharf, sein Gedächtnis treu; sein Wesen war einfach und heiter.
Wie einst Karl der Große, so wollte auch Friedrich I. Deutschlands Macht
und Ansehen in ganz Europa befestigen. Im deutschen Reiche galt bald des
Königs Macht allein; viele Kämpfe hatte er dagegen in Italien zu führen.
3. Kämpfe ln Italien. Unter den früheren Kaisern waren die Städte
in Oberitalien sehr mächtig und fast unabhängig geworden; Venedig und Genua
waren stark als Seemächte und reich durch den Handel; unter den Städten
des Binnenlandes war Mailand die mächtigste. Mailand bedrückte die Nach-
barstädte hart, und diese wandten sich schutzflehend an den Kaiser. Als nun
Friedrich die Mailänder als Kaiser und Herr ermahnte, verspotteten sie das
kaiserliche Handschreiben und beschimpften den kaiserlichen Boten. Friedrich
brach daher nach Italien auf. Nach langer Belagerung gelang es ihm, die
Stadt zu erobern. Die Bewohner mußten sich aus Gnade und Ungnade
ergeben.
In 100 Scharen geteilt, Stricke um den Hals, Asche auf dem Haupte und
Kreuze in den Händen, zog das Volk Mailands vor dem Kaiser vorbei, der auf
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Zeine_Persönlichkeit Friedrich_I. Römer_Barbarofla Karl_der_Große Karl Friedrich_I. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Kampf- gegen die ieiwden sprerten, Beftegt.fc'si hpm eroberten Gebiete eilten Ordensstaat. (Vergl. . 7.j ym^a^re 10^0 irui der Hochmeister Albrecht von Brandenburg zur lutherischen Lehre der und verwan-bette den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum. Der Orden besteht noch ttt
Lfterreid) fot spterer Reit gab es viele Unwrdige im Ritterstande.
Viele Ritter ^aren arm Vsahm t |e*, wie reich tocr und Im wurden: aber sie wollten nicht arbeiten. Daher wurden ste Rauber und schmten sich dessen so wenig, da bei ihnen der Spruch blich war.
Reiten und Rauben ist ferne Schande,
Das thun die Besten im Lande. ,
Sehr oft nahmen sie den Landleuten das Vieh von der Weide weg, und wenn die Hirten sich wehrten, wurden sie erschlagen. Wenn em Kaufmann mit ieinem Wagen voll Waren von einer Stadt zur andern zog, lauerten thm dte Raubritter auf, berfielen ihn und nahmen ihm die Waren weg. Ott Wwm sie den Kaufmann auf die Burg und warfen thn tn emenfmftern Keller^ ^ort muftie er bleiben, bis seine Angehrigen em hohes Losegeld Zahlten. Wenn zwei Ritter mit einander Streit bekamen, fhrten sie Krieg (Fehde) gegen eman . Dann drang oft der eine in die Drfer, die dem andern gehrten, zndete d e Huser an, schleppte das Vieh und die Vorrate weg und nahm die Bauern gefangen. So muten Brger und Bauern viel leiden.
Krftige Kaiser und Landessrsten schritten nnt Strenge gegen die Raubritter ein; sie duldeten auch nicht, da die Ritter ihre. trettwfetten mit -gemalt ausfochten, weil dadurch das Land sehr verwstet wurd^ Unter schwachen Fürsten aber nahm das Raubritterwesen wieder uberhan^ Ostmals ggen tne Brger einer oder mehrerer Städte aus und vertilgten die Raubnester. Alsenduch das Schiepulver allgemein in Gebrauch kam, schtzte die Rstung mcht mehr aeaen die Flintenkugeln, die dicken Mauern nicht mehr gegen dte Kanonenkugeln. Daher verlieen die meisten Ritter ihre Burgen und das Rittertum fand em Ende.
13. Brgerliches Leben im Mittelalter.
1. Entstehung der Städte. Schon die Rmer hatten Städte in Deutschland gebaut, z. B. Kln, Koblenz, Mainz, Straburg u.a. Zur Zeit der Volkerwanderung wurden viele rmische Niederlassungen verwstet, spater aber freiten sich Deutsche in den Trmmern an; allmhlich wurden aus den romischen Stdten
deutschere Städte entstanden dort, wo sich eine groe Kirche oder ein Kloster befand. Hierher kamen viele Wallfahrer; Gasthauser wurden gebaut, um sie ju beherbergen, Kaufleute lieen sich nieder, um ihre Waren zu verkaufen auch Handwerker siedelten sich an. Solche Städte waren oft der Sitz eines Bischofs
Viele Städte wurden unter Heinrich I.jum Schutze gegen dte Raubzuge der Ungarn und Slaven erbaut. Fast in jeder Gstadt befand sich eme Burg mit festen Mauern und Trmen; um diese siedelten sich Handwerker, Kaufleute, aber auch Ackerbauer an, die hier Schutz fanden. Nach der Burg heien die Bewohner der Städte Brger. .
2. Aussehen der Städte. Schon von weitem erkannte man eine Stadt an den zahlreichen Trmen, welche Kirchen, Klster, das Rathaus und die Mauern der Stadt zierten. Wall und Graben umschlossen dte Stadt; doppelte ^-hore, durch feste Trme geschtzt, fhrten hinein. Wchter hielten am Tage Umschau und meldeten durch Zeichen jede Gefahr oder das Herankommen reisender Kaufmanns-zge; in der Nacht machte die Wache die Runde, denn viele Rauber schauten begehrlich nach dem Reick)turne der Stadt.
In frherer Zeit waren die Wohnhaus unansehnlich, nur aus Fachwerk und mit Stroh oder Schindeln gedeckt; die Straen waren eng, so da oft Feuersbrunste entstanden, welche groe Teile der Stadt verwsteten. Erst nach den Kreuzzugen baute man stattliche Huser aus Steinen und versah sie mit mancherlei Zierat. Dte Straen waren lange Zeit ungepflastert, an abgelegenen Pltzen sah man auch tn groen Stdten Dnger auf der Strae liegen; denn die Burger weben damals noch viel Landbau. Um fo prachtvoller waren die Kirchen und Rathaufer.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Rauber Alsenduch Heinrich_I.jum Heinrich Rauber
Extrahierte Ortsnamen: Ritterstande Deutschland Koblenz Mainz Straburg Ungarn Reick
nach der Kirche des heiligen Grabes, um Gott fr seinen Beistand zu danken (15. Juli 1099). Er wurde zum Könige von Jerusalem erwhlt, doch be-gngte er sich mit dem Titel Beschtzer des heiligen Grabes", denn er sagte: Ich will mich nicht in der Stadt mit einer goldenen Krone schmcken, in welcher der König der Könige eine Dornenkrone getragen hat."
4. Sptere Kreuzzge Leider wurde das heilige Land bald aufs neue von den Unglubigen erobert. Noch sechs Kreuzzge wurden unternommen, dasselbe aus der Gewalt der Unglubigen zu befreien; aber Jerusalem blieb nicht hundert Jahre in der Gewalt der Christen, dann fiel es wie die brigen Teile des Landes wieder den Trken zu, die es heute noch besitzen.
5. Folgen der Kreuzzge. In den Kreuzzgen haben Millionen von Menschen ihr Leben, verloren und doch nicht das Ziel erreicht, nach dem sie strebten. Dennoch sind die Kreuzzge von groer Bedeutung. Sie sind ein Beweis fr den lebendigen religisen Sinn jener Zeit, da Hunderttausende Gut und Leben fr eine heilige Sache opferten. Der Adel fand Gelegenheit, sein Verlangen nach groen Kriegsthaten zu befriedigen. Dadurch, da die Europer viele Produkte des Morgenlandes kennen lernten und sie nach der Heimat brachten, blhte der
Sandel auf. _ Eine Folge dieses Handelsverkehrs war aber das Anwachsen der 'tdte, die in jener Zeit reich und mchtig wurden. Die Morgenlnder besaen in vielen Dingen eine grere Bildung als die Abendlnder; daher waren die Kreuzzge auch fr die Wissenschaft vorteilhaft. Gro war auch der Einflu auf die Knste: in Musik, Dicht- und Baukunst gaben die Kreuzzge neue Anregung. Endlich trugen sie dazu bei, die Lage des Bauernstandes zu verbessern; denn jeder Leibeigene, der das Kreuz nahm, wurde fret.
10. Kaiser Friedrich I. (Barbarossa), 11521190.
1. Abstammung. stlich von Stuttgart liegt ein etwa 600 m hoher Berg, der Hohenstaufen. Dort stand die Burg des edlen Geschlechts der Hohenstaufen, das von dem Berge feinen Namen hat. Der bedeutendste der Hohenstaufen ist Friedrich I.
2. Seine Persnlichkeit. Als Friedrich I. 1152 zur Regierung kam, war er 31 Jahre alt. Der Bau seines Krpers hatte das richtigste Eben-ma, sein Gang war fest, seine Haltung wrdevoll. Sein blaues Auge hatte einen scharfen, durchdringenden Blick; fein Haar war blond, sein Bart spielte ins Rtliche, weshalb ihn die Rmer Barbarossa (Rotbart) nannten. Sein Verstand war scharf, sein Gedchtnis treu; sein Wesen war einfach und heiter. Wie einst Karl der Groe, so wollte auch Friedrich I. Deutschlands Macht und Ansehen in ganz Europa befestigen. Im deutschen Reiche galt bald des Knigs Macht allein; viele Kmpfe hatte er dagegen in Italien zu führen.
3. Kmpfe in Italien. Unter den frheren Kaisern waren die Städte in Oberitalien sehr mchtig und fast unabhngig geworden; Venedig und Genua waren stark als Seemchte und reich durch den Handel; unter den Stdten des Binnenlandes war Mailand die mchtigste. Mailand bedrckte die Nach-barstdte hart, und diese wandten sich schutzflehend an den Kaiser. Als nun Friedrich die Mailnder als Kaiser und Herr ermahnte, verspotteten sie das kaiserliche Handschreiben und beschimpften den kaiserlichen Boten. Friedrich brach daher nach Italien auf. Nach lauger Belagerung gelang es ihm, die Stadt zu erobern. Die Bewohner muten sich auf Gnade und Ungnade ergeben.
In 100 Scharen geteilt, Stricke um den Hals, Asche auf dem Haupte und Kreuze in den Hnden, zog das Volk Mailands vor dem Kaiser vorbei, der auf
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Karl_der_Groe Karl Friedrich_I. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Femgericht. 365
Kaiser Friedrichs Hi. Später jedoch erwirkten sich sowol Fürsten wie Städte
Befreiung von der Verantwortlichkeit den Femgerichten gegenüber.
Anfangs besaßen die Freigerichte keine geschriebenen Gesetze. Um diesem
Mißstand abzuhelfen, traten im 15. und 16. Jahrhundert sogenannte General-
kapitel zusammen und erließen Vorschriften (Reformationen). Trotzdem kamen
noch Mißbräuche genug vor, meistens aus Habsucht der Richter und Schöffen,
da Strafsummen und Sporteln sehr hoch angesetzt waren. Durch den all-
gemeinen Landfrieden 1493 und die verbesserte Justizpflege ward die Gerichts-
barkeit der Freigerichte auf ein Minimum beschränkt.
Die Femlinde bei Dortmund.
Dennoch behaupteten sie sich bis in unser Jahrhundert (bis 1811). Noch in
den dreißiger Jahreu existirte wenigstens dem Namen nach ein Freigraf in Werl.
Trotz der späteren Ausschreitungen und Mißbräuche ist nicht zu leugnen, daß die
Femgerichte in ihrem Anfang und in der Blütezeit ein segensreiches Institut ge-
wesen sind, ein Institut unparteiischer Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person, ein
strenger Wächter der alten guten Sitten, ein unerbittlicher Richter über alle Ver-
brechen. Die Ehre war der Grundpfeiler, Gott, König und Recht der Wahlspruch.
Wie im Alterthum die unentrinnbaren Rachegeister, die Erinnyen, so ereilte die
heilige Feme den geheimen Verbrecher. Wie ein Blitzstrahl traf ihn der Fluch,
der Arm des Rächers. Zittern und Angst befiel ihn, erblickte er als Zeichen
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Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
218 Pommern.
bedeutende Meereseinbrüche stattfanden, das Meer auch bei uns größere Ver-
änderungen verursacht zu haben. Es soll sich in dieser Zeit das Nene Tief
gebildet haben; möglich ist, daß dasselbe mehreren auseinander folgenden Fluten
seine Entstehung oder seine Erweiterung verdankt; aber die Zeitangaben darüber
weichen voneinander ab, und daß auch die Sagenbildung bei solchen Begeben-
heiten nicht müßig gewesen ist, scheint daraus hervorzugehen, daß die Namen
zweier Kirchspiele, die damals untergegangen sein sollen, in gleichzeitigen glaub-
haften Schriftstücken gar nicht vorkommen.
Von dem zwar nicht hohen, aber steilen, von Regenschluchten zerrissenen
Diluvialufer von Barhöft, auf welchem wegen des gefährlichen Fahrwassers
eine Signalstation errichtet ist, erstreckt sich ein brackiges Binnengewässer unter
den Namen Grabow, Barther und Bodstedter Bodden etwa 20 km westlich
und dann als Saaler Bodden 20 km südwestlich. Das nur 3—5 m tiefe
Fahrwasser wird durch niedrige wiesenbedeckte Inseln und Halbinseln, welche
stetig an Ausdehnung zunehmen, sowie durch flache Schare und Haken, über
die man nicht selten waten kann, sehr beschränkt, so daß größere Schiffe von
den Orten Ribnitz, Damgarten und Barth, in denen lebhafter Schiffbau ge-
trieben wird, durch Prähme gehoben und so über die flachen Stellen des Fahr-
Wassers hinweggetragen werden müssen, um sie nach Stralsund zu bringen, wo
dann ihre Ausrüstung vollendet wird. Heute sind diese Binnengewässer von
dem Meere durch eine Halbinsel, den Dars, und eine Insel, Zingst, getrennt,
zwischen denen bis 1874 der Prerowstrom zum Meere führte. Beide bildeten
früher eine einzige Insel, welche bei Wustrow durch eine Straße, den Parnin,
vom Festlande getrennt wurde. Durch eine von Nordost kommende Sturmflut
aber wurde die Straße durch eingespülten Sand uusahrbar gemacht und da-
gegen der Prerowstrom gebildet. Der dem Festlande zunächst liegende Teil
des Dars ist teils Diluvium, teils älteres Alluvialgebilde, welches häufig mehr
oder minder mächtige Schichten von Ortstein, zuweilen auch Raseneisenerz ent-
hält, ist großenteils mit Kieserwaldungen bedeckt. Der nördliche Teil ist da-
gegen eine Neubildung des Meeres. Er wird von Dünenreihen durchzogen,
deren südliche, ältere, eine westliche, die nördlicheren, jüngeren, dagegen eine
nordwestliche Richtung haben. Zwischen ihren niedrigen, ebenfalls mit Kiefern
bestandenen Rücken ziehen sich langgestreckte, moorige, mit Elsbrüchern aus-
gefüllte Längsthäler hin, in deren breiterem westlichen, gegen das Meer durch
Dünen abgeschlossenen Ende Seen liegen, deren ältere auf losem Moor- und
Schlammuntergrnnde 1—3 m tiefes Wasser haben, während die jüngsten im
Sommer zum Teil austrocknen. Bis aus die neueste Zeit hat die Weiter-
bildung der nordwestlichen Spitze des Dars fortgedauert, indem die an der
Westküste stattfindende Dünenbildung sich im Laufe der Zeit immer weiter
nördlich in das Meer hineingeschoben hat. Eine früher vor derselben gelegene
Insel Rutt ist landfest geworden, fo daß von 1694—1840 die Nordspitze um
911m gewachsen ist. Heute hat sich abermals eine nordöstlich von der Spitze
der Dars, dem Darserort, eine kleine Sandinsel gebildet, welche von dem-
selben durch eine selbst für Boote nicht passierbare Straße getrennt ist und sich
allmählich zum Darserortriss verflacht; östlich von diesem liegt die Prerowbank,
so daß zwar kleinere Fahrzeuge zwischen beiden einsegeln und ankern können,
tiefer gehende Schiffe aber der Küste fern bleiben müssen. Zur Sicherung der
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Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
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454 Königsberg.
Ob außer den angeführten verderblichen geistigen Einflüssen noch körperliche
Gründe für die wenigstens zeitweise wohl unleugbar vorhandene geistige Um-
nachtung des unglücklichen Fürsten, ob namentlich darauf hinzielende Vergiftungs-
versuche vorlagen, wird sich kaum entscheiden lassen. Sehr bestimmte Angaben
von Zeitgenossen weisen darauf hin und wenigstens muß mit aller Entschieden-
heit behauptet werden, daß die herrschsüchtige Clique, in deren Händen er sich
befand, alles mögliche dazu that, ihn in diesem Zustande zu erhalten und eine
mögliche Heilung zu verhindern. Ein geschickter Arzt, Johann Fortunatns, den
Wilhelm Iv. von Kleve, dessen Tochter Marie Eleonore man dem jungen
Fürsten, wie schon die Schatten des Wahnsinns sich über seinen Geist zu senken
begonnen hatten, ein trauriges Opfer politischer Rücksichten, vermählt hatte,
nach Königsberg schickte und der sich mit großer Zuversicht zu seiner Heilung
anheischig machte, wurde sechs Wochen lang, da man sich von seiner Recht-
gläubigkeit doch nicht überzeugt hätte und nicht sicher wäre, ob die versprochene
Heilung auch mit der Hilfe Gottes unternommen werden und nicht ein Werk
des Teufels fein würde, gar nicht zu dem Fürsten gelassen, bis endlich das An-
dringen der Fürstin und der Bürgerschaft von Königsberg seine Zulassung er-
zwang. Der Erfolg der Kur war überraschend günstig, der junge Fürst er-
wachte wieder zur Teilnahme an den Freuden und Interessen des Lebens und
fand Behagen an Lustritten und dem ritterlichen Spiel des Ringstechens. Aber
nur um fo wütender eiferten die auf diesen Erfolg neidischen Königsberger
Ärzte, die Prediger, die Regimentsräte gegen ihn. Erstere bewiesen in einem
gelehrten Klagelibell, daß Fortunatus ein unwissender Landläufer ohne Kenntnis
der Kraft der Medikamente sei, der nur mit Hilse des Teufels den Fürsten ge-
sund machen wolle, die Prediger wiesen ihm ketzerische Meinungen nach, und die
Regimentsräte verfehlten nicht, trotz des Widerspruchs des klevischen Gesandten,
den gefährlichen Mann zu verbannen, natürlich mit dem gewünschten Erfolg;
der Herzog, nicht stark genug, die ihn einschnürenden Bande zu zerreißen und
sie doch aufs schmerzlichste empfindend, sank in den alten Zustand stumpfer
Schwermut zurück, in dem er verblieb, bis ihn der Tod erlöste.
Inzwischen ging die intolerante Pfaffenwirtschaft in Zänkereien und Ver-
ketzerungen ihren Gang und es kann uns bei der Betrachtung dieses uuerquick-
liehen Schauspiels nur in geringem Maße zur Befriedigung gereichen, daß
gerade einer der unduldsamsten und stolzesten dieser sich unfehlbar dünkenden
lutherischen Päpstlein, Heshnsins, der unerbittliche Glaubensrichter, selbst dem
Vorwurf der Irrlehre erlag und, da er nicht widerrufen wollte, gestürzt und
aus dem Lande verbannt wurde. Die Sache ist so charakteristisch für die in
damaliger Zeit in religiöser Beziehung herrschende verkehrte Geistesrichtung,
daß wir etwas dabei verweilen müssen. Heshusius hatte in einem zur Be-
kämpfung der Ealvinisten geschriebenen Buche gesagt: „man dürfe nicht bloß
in concreto sagen, der Mensch Christus sei allmächtig, allwissend und anzu-
beten; sondern auch in abstracto sei es wahr, daß die menschliche Natur Christi
allwissend, allmächtig und anbetenswert sei." Darüber höchste sittliche Entrüstung
unter den übrigen Königsberger Kirchenlichrern, Morgenstern, Hofprediger
Wedemann, Mörlin und andern, die den zweiten Teil der Behauptung für irrig
und ketzerisch erklärten. Nun heftiger Krieg, der nicht bloß in giftigen gelehrten
Streitschriften, sondern von den Kanzeln herab mit um so größerer Erbitterung
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Extrahierte Personennamen: Johann_Fortunatns Johann Wilhelm Marie_Eleonore Heshusius Christus Christi Morgenstern Wedemann