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1. Geschichts-Bilder - S. 58

1878 - Langensalza : Greßler
58 dem Bade getragen werden. Die Krankheit verschlimmerte sich bald so, daß bte Aerzte ihn aufgaben, und keiner mehr etwas verordnen wollte. Und doch war Alexanders Genesung eben jetzt sehr nöthig' denn der persische König, Darius Codomannus war mit einem großen Heere im Anmarsche. Da entschloß sich sein treuer Arzt Philippus, ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Während er damit be chäftiat war, den Trans zu bereiten, erhielt Alexander von seinem treuen General Parmenio einen Brief, worin dieser ihm schrieb: »Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht denn er ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte!« — Alexander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat herem mit ruhiger, freier Miene, mit fester Hand reichte er Alexander den Becher, und dieser nahm ihn mit der einen Hand, während er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während Philipp las, trank Alexander ruhig die Arznei Der Arzt war entrüstet über die Verlänmdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten: »Der Ausgang wird dich rechtfertigen.« Wirklich wurde Alexanders Vertrauen durch eine schleunige Genesung belohnt-denn schon am dritten Tage stand er wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Unterdessen war Darius Codomannus mit einem Heere von einer halben Million herangerückt. Bei dem Städtchen Jssus (N.-O.-Küste des mittell. Meeres) trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Ueberzahl wurden die Perser von den Mace-doniern geschlagen. Schrecklich war das Gemetzel, über Ico,000 Perser blieben in der Schlacht. Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbarkeiten, fielen den Siegern in die Hände. — Die gefangene Familie des Darius brach in ein lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darius erschlagen sei Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Versicherung, daß Darius noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der größten Güte, als wäre die Familie eines Freundes zu ihm auf Besuch gekommen. — Darauf zog er längs der Meeresküste weiter, eroberte Tyru s, die berühmteste Handelsstadt der alten Welt, dann Palästina, ging nach Aegypten, eroberte es und legte an der Mündung des Nil eine Stadt an, die er nach seinem Namen Alexandrien nannte. Jetzt erst wandte sich Alexander wieder nach Asien, um Darius zu verfolgen und die Eroberung des persischen Reiches zu vollenden. Er traf das persische Heer zwischen den Städten Arb ela und Gaugamela (in Assyrien). Die macedonischen Feldherren, erschrocken über die ungeheure Macht der Perser, riethen am Abende

2. Geschichts-Bilder - S. 76

1878 - Langensalza : Greßler
76 Aenderung der Staatsverfassung gewonnen, nicht die Plebejer. Auf diesen lastete vielmehr der ganze Druck der Besteuerung, während die Patrizier nur zu außerordentlichen Steuern hinzugezogen wurden. Was war die Folge? Reichthum auf der einen, Armuth auf der andern Seite. Dazu kam, daß die bestehenden Gesetze die Macht und den Reichthum der Vornehmen begünstigten. Nach und nach gerieten die Plebejer in die größte Abhängigkeit von den Patriziern, weil sie zu ihnen ihre Zuflucht nehmen mußten, um Geld zu borgen. Konnten sie aber die entliehenen Summen nicht wieder bezahlen, so hatte der Gläubiger das Recht, seinen Schuldner der Freiheit zu berauben und ihn einzusperren. Viele Plebejer schmachteten im Schuldgefängniß. Alles war in Rom in Uneinigkeit und Erbitterung, und zu diesen Wirren im Innern kam große Gefahr von außen. Die Volsker griffen Rom an und die Plebejer wurden von den Konsuln zu den Waffen gerufen. Jetzt in der Gefahr gab man den Plebejern gute Worte. Da geschah es, daß ein alter aus dem Schuldkerker entsprungener Mann in Lumpen, mit verwildertem Haare und blutigen Maaten schwerer Mißhandlung auf den Markt stürzte und um Hülse schrie. Er erzählte, wie er 28 Schlachten gefochten, wie ihm Haus und Hof, während er im Felde kämpfte, geplündert und verbrannt fei, wie Krieg und Hungersnoth ihn gezwungen habe, Alles zu verkaufen, wie er dann habe borgen müssen, aber die Wucherer feine Schuld in's Unerschwingliche getrieben hätten. Das Volk lief zusammen und erkannte wirklich in ihm einen alten wackern Hauptmann. Hierauf versagten die Plebejer den Kriegsdienst gegen die Volsker. Jedoch der Konsul S e r v i l i u s beruhigte die Leute mit dem Versprechen, daß jeder Schuldgefangene in's Feld ziehen dürfe und Niemand solle ihm während des Krieges Kind und Habe pfänden. — Dadurch war das geduldige Volk zufriedengestellt, rückte nun hinaus zur Schlacht und siegte; aber nach Hause zurückgekehrt, fand es den alten Jammer wieder; denn Appiusklaudius, ein stolzer Patrizier, schickte alle seine Schuldner auf's Neue in den Kerker. Im folgenden Jahre entstand ein neuer Aufstand. Das arme Volk forderte Erlaß seiner Schulden. Da schrie Appius Klaudius: den Lumpen sei zu wohl, man müsse ihnen den Uebermuth brechen! Die Gefahr aber, worin die Stadt schwebte, war groß, denn schon zogen die Sabiner und Volsker mit ihren Verbündeten wieder gegen Rom. In dieser Noth wählte der Senat einen Diktator oder Befehlshaber mit unumschränkter Macht, die er jedoch nicht über sechs Monate besitzen sollte. — Ein dem Volke freundlich gesinnter Patrizier, Valerius, wurde als Diktator erwählt. Dieser versprach den Plebejern, ihre Lasten zu erleichtern. Mit zehn Legionen (60,000 Mann) zog er aus und besiegte in drei Treffen die Feinde Roms. Triumphirend kehrte er heim. Aber statt den verdienten

3. Geschichts-Bilder - S. 103

1878 - Langensalza : Greßler
103 den heißen Dank der in Rom herrschenden Partei. Zwei Tage lang hielt er einen glänzenden Triumphzug und legte nach Beendigung desselben 24 Millionen Thaler in den öffentlichen Schatz. Aber ein weit größerer Kopf, als Pompejus, war Julius Cäsar. Dieser merkwürdige Mann hatte sich schon in früheren bürgerlichen Unruhen bemerklich gemacht, und war den Verfolgungen Sulla's, der den aufstrebenden Geist des Jünglings fürchtete, nur mit Mühe entgangen. Am 10. Juli 100 vor Chr. wurde Julius Cäsar geboren. Er war ausgezeichnet als Feldherr, Staatsmann und Geschichtsschreiber. Seinen Vater verlor er früh, aber seine vortreffliche Mutter, Aurelia, gab ihm eine gute Erziehung; von ihr lernte er besonders die Freundlichkeit im Umgange, wodurch er sich nachher so beliebt zu machen wußte. Schon als Knabe zeigte Cäsar außerordentliche Talente. Er hatte einen durchdringenden Verstand, ein ungewöhnlich starkes Gedächtniß und eine lebhafte Einbildungskraft, war in Geschäften unermüdet, und konnte nach des ältern Plinius Zeugniß zugleich schreiben, lesen, hören, diktiren und zwar 4—7 verschiedene Briefe. — In feiner Jugend hatte er einen schwächlichen Körper, ein blasses, hageres Gesicht und litt oft an Kopfschmerzen; aber durch strenge Mäßigkeit im Essen und Trinken erhielt er sich gesund, und durch allerlei körperliche Uebungen, durch Laufen, Schwimmen, Fechten, Reiten stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwerden des Krieges ertragen konnte. Einst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um dort sich in der Redekunst noch weiter zu bilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern überfallen, welche 20 Talente (beinahe 25,000 Thaler) Lösegeld von ihm forderten. «Was!« rief Cäsar, »für einen Mann, wie ich bin, verlangt ihr nicht mehr? 50 Talente sollt ihr haben.« Hierauf schickte er seine Begleiter aus, das Geld zusammenzubringen. Während dessen benahm er sich nicht wie ein Gefangener, sondern wie ein Herr der Seeräuber. Wenn er schlafen wollte, befahl er ihnen stille zu sein. Zuweilen las er ihnen seine Gedichte und Reden vor, und wenn sie diese nicht lobten, so drohete er: »Dafür sollt ihr mir büßen; komme ich los, so lasse ich euch alle kreuzigen!« Die Räuber schrieben diese Freimüthigkeit seiner muntern Laune zu und hatten ihre Freude daran. Endlich brachten seine Leute die 50 Talente Lösegeld. Die Räuber setzten ihn ans Land. Aber kaum war er frei, so wußte er sich einige stark bemannte Schiffe zu verschaffen, holte die Seeräuber ein, eroberte ihr Schiff, ließ sich sein Lösegeld auszahlen und führte die Räuber nach der Küste Kleinasiens, wo er sie sämmtlich kreuzigen ließ. Bald nachher kehrte er nach Rom zurück und lebte hier mehrere Jahre sehr verschwenderisch; besonders verschenkte er große Summen

4. Geschichts-Bilder - S. 36

1878 - Langensalza : Greßler
36 niemals mehr als jetzt das Volk sich selber regiere, und doch war es Perikles allein, welcher Alle beherrschte. Den Richtern der Geschworenen, die jährlich durch das Loos gewählt wurden und bisher dieses Amt nnentgeldlich bekleidet hatten, erwirkte er eine Besoldung; das Eintrittsgeld, welches von den Zuschauern im Theater entrichtet wurde, ließ er unter die Bürger vertheilen. Einer großen Anzahl der ohne Beschäftigung und in gedrückten Verhältnissen lebenden Athener gab er die Mittel, auswärts Kolonien zu gründen, wo sie darin ihren Lebensunterhalt ohne große Mühe fanden. Anderen gewährte er Anstellung auf der Flotte, denn beständig unterhielt er an 60 Kriegsschiffe, welche alljährlich die Bundessteuer von den Inseln eintreiben mußten. Außerdem veranstaltete er von Zeit zu Zeit öffentliche Feste mit großem Aufwand und Gepränge. Auf diese Weise hob er das Ansehen und die Macht Athens sowohl den Fremden, wie den Bundesgenossen gegenüber, beförderte zugleich den Wohlstand des Einzelnen und brachte die Einkünfte der reichen Hilfsquellen des Staates in Umlauf. Ganz besonders wußte er dies letztere dadurch herbeizuführen, daß er einen Theil des auf der Insel Delos ausbewahrten Bundesschatzes, der eigentlich nur zu Kriegsunternehmnngen gegen die Perser verwendet werden sollte, zur Bestreitung der Kosten für die großartigen Bauten benutzte, mit denen er Athen schmücken ließ. Es war ihm gelungen, die jährliche Bundessteuer von 460 Talente aus 600 zu erhöhen, und den dadurch entstandenen Ueberschuß verwendete er zur Verschönerung Athens, zur Unterstützung der Gewerbe, zur Förderung der Künste. Zwar wurde deshalb eine Anklage wider ihn erhoben, allein er wußte sich zu vertheidigen. Die Bundesgenossen, sagte er, steuerten nur Geld bei zur Abwehr der Feinde, Athen aber halte diese durch sein Ansehen, durch die Kraft feiner Bürger fern. So werde die Bestimmung des Schatzes erfüllt; und es gebühre Athen, den Ueberschuß zur Befestigung seines Ruhms und zur Beschäftigung seiner Bürger zu verwenden. Ohne diese Gelder entgehe den Athenern eine unentbehrliche Erwerbsquelle sür Tausende. Dennoch befriedigte diese Auseinandersetzung nicht, und das Volk schien wegen des bedeutenden Aufwandes nicht beruhigt Da erklärte Perikles: wohlan, er werde Alles auf eigene Rechnung weiter und zu Ende führen, dann aber auf die Bauten feinen eigenen Namen fetzen. Das wirkte; das Volk gab nach und überließ ihm eine unbeschränkte Verwendung des Bundesschatzes. Auf solche Weise besaß Perikles die Mittel, Gewerbe und Künste unter seinen Mitbürgern auf's kräftigste zu unterstützen; die schönsten Bauwerke Athens sind durch ihn ausgeführt worden. Auf der Burg von Athen, der Akropolis, ließ er das Parthenon bauen, einen Tempel, welcher der Athene, der Schutzgöttin der Stadt, geweiht

5. Geschichts-Bilder - S. 40

1878 - Langensalza : Greßler
40 das erblaßte Haupt setzte, da brach er in Thränen aus und erfüllte das Gemach mit lauten Klagen. Gerührt übertrug man ihm noch einmal wieder die entrissenen Würden. Aber seine Kraft war gebrochen. Auch er verfiel der Krankheit zum Opfer. Trauernd umstanden die wenigen, ihm noch treu gebliebenen Freunde sein Sterbebette. Als sie meinten, er höre nicht mehr was sie redeten, priesen sie seine herrlichen Eigenschaften und Thaten. Da erhob er mühsam sein Haupt und sagte: »Ihr preiset meine glücklichen Thaten, vergeßt aber das Beste, nämlich, daß niemals einer meiner Mitbürger durch meine Schuld ein Trauerkleid hat anlegen müssen.« — Er starb im Jahre 429 vor Chr. Erst als Perikles nicht mehr war, erkannten die Athener die Größe des Mannes, den sie verloren hatten. Es gab Niemanden, der ihn zu ersetzen vermochte und die errungene Oberherrschaft Athens fortzuführen verstand. Mit ihm wurden das Ansehen, die Macht und der Glanz Athens zu^Grabe getragen. Lebeieund Sitten dermthener zur Zeit des Perikles.^) Wir beginnen mit dem täglichen Leben und Treiben. Früh Morgens mit dem Hahnenschrei kamen die Landbewohner rufend und singend mit Lebensrnitteln in die Stadt. Dann öffneten sich die Kramläden, allmälig füllten sich die Straßen mit Menschen, das Geräusch nahm zu. Ein Theil der Bürger ging an seine Berufsarbeit, andere zerstreuten sich in die verschiedenen Gerichtshöfe. Zu gewissen Zeiten des Tages, Vormittags und Abends vor dem Essen, wandelte man an den Ufern des Jlyssus und rings um die Stadt, wo die Lust frisch und rein und die Aussichten reizend waren. Der besuchteste Ort war indeß der Markt. Hier wurden oft die Volksversammlungen gehalten; hier war der Palast des Senats und 6er Gerichtshof der Archonten (Staatsverweser) und ringsum war der Platz umgeben mit Kramläden, Salbenbuden, Goldschmiedswerkstätten, Barbierstuben u. s. w., wo es immer voll von Neugierigen und Müßigen war. Viele Bürger, welche außerhalb der Stadt Ländereien besaßen, ritten früh hinaus, ertheilten den Sklaven ihre Befehle, und kamen gewöhnlich erst spät Abends wieder nach der Stadt. Jagd und gymnastische Uebungen beschäftigten gleichfalls Viele. Das Bad fetzten die Griechen keinen Tag aus; gewöhnlich badete man vor der Mahlzeit. Reiche hatten die Bäder in ihren Wohnungen, Aermere gingen in öffentliche Badehäuser, wo sie im Winter zugleich einen Zufluchtsort gegen die Kälte fanden. Betrachten wir jetzt die Kleidung der Athener. Die meisten Bewohner trugen ein kurzes Unterkleid, und darüber einen Mantel, *) Nach Becker und Spieß.

6. Geschichts-Bilder - S. 53

1878 - Langensalza : Greßler
53 Demosthenes. (Um 350 vor Chr.) Demosthenes war der größte Redner unter den Griechen. Er war der Sohn eines Waffenschmiedes in Athen und ließ selbst noch dieses Geschäft durch Sklaven betreiben. Seinen Vater verlor er schon als siebenjähriger Knabe. Da er schwächlich und kränklich war, konnte er an den Leibesübungen der übrigen Knaben nicht Theil nehmen und mußte deshalb manchen Spott über sich ergehen lassen. Niemand ahnte damals in ihm den künftigen großen Redner. Als Knabe hörte er einst einen Redner und war ganz entzückt von der schönen Rede. Er faßte sogleich den Entschluß, auch einmal ein solcher Redner zu werden. Von der Zeit an las er mit dem größten Fleiße die Werke der griechischen Schriftsteller, um sich ihre Darstellungsweise anzueignen. Als er erwachsen war und eine schöne Rede ausgearbeitet hatte, hielt er diese vor dem versammelten Volke. Aber er wurde ausgepfiffen, und alle Mühe schien vergeblich gewesen zu sein. Betrübt schlich er nach Hause. Ein Freund aber ermunterte ihn zu einem zweiten Versuche. Diesmal arbeitete er viel sorgfältiger und übte die Rede geläufiger ein Aber ach! er wurde wieder ausgelacht. Das Gesicht in seinen Mantel hüllend, ging er wie vernichtet nach Hause. Darauf besuchte ihn ein anderer Freund und machte ihn aufmerksam auf seine Fehler beim Reden. — Demosthenes hatte aber als Redner drei Hauptfehler: erstlich sprach er zu leise, weil er eine schwache Brust hatte; dann sprach er undeutlich, denn einige Laute konnte er gar nicht hervorbringen, z. B. das R; endlich hatte er die üble Gewohnheit, daß er mit der Achsel zuckte, so oft er einen Satz ausgesprochen hatte. Wie sollte er aber solchen Gebrechen abhelfen? Demosthenes verzweifelte nicht. Was der Mensch will, das kann er. Um seine Brust zu stärken, ging er täglich die steilsten Berge hinan; oder er trat an das User des Meeres, wo die Wogen ein großes Gebrause machten, und suchte mit seiner Stimme das Getöse zu übertönen. Um das R und einige andere Laute herauszubringen und der Zunge die rechte Lage zu geben, legte er kleine Steine unter die Zunge, und so sprach er. Das häßliche Achselzucken sich abzugewöhnen, hängte er ein Schwert über der zuckenden Achsel auf, welches ihn jedesmal verwundete, wenn er in die Höhe fuhr. Dann ließ er sich die Haare kurz abscheeren, damit er eine Zeitlang gar nicht ausgehen durfte, sondern alle Zeit auf seine Kunst verwenden mußte. Nach solchen Vorbereitungen trat er endlich wieder aus und hielt eine so schöne Rede, daß das griechische Volk ganz entzückt war und seinen Ohren nicht trauen wollte.

7. Geschichts-Bilder - S. 184

1878 - Langensalza : Greßler
184 schurkische Wirth, der nichts Schriftliches von sich gegeben, die ganze Sache geleugnet. Der Kaufmann erzählte dem Kaiser alle einzelnen Umstände genau, und sagte ihm zugleich, der Wirth würde mit unter den Abgeordneten der Stadt sein, die ihm heute ihre Aufwartung machen würden. Der Kaiser ließ ihn hierauf abtreten und sich bis dahin verborgen halten. Jetzt kamen die Abgeordneten; Rudolph unterredete sich mit ihnen, fragte sie nach ihren Namen und Gewerben, und sagte dann wie verloren zu dem Wirthe: »Höre, du hast einen hübschen Hut, ich geb' dir meinen dafür.« Der Bürger machte sich eine Ehre daraus, mit dem Kaiser zu tauschen, und Rudolph setzte den neuen Hut recht wohlgefällig auf. Während des ferneren Gesprächs ging er einmal hinaus, rief einen sichern Bürgersmann, und sagte zu ihm: »Lauf eilig zu des Gastwirths Frau und sage ihr, ihr Mann verlange ganz geschwind den ledernen Beutel mit dem Gelde des Kaufmanns — zum Wahrzeichen schicke er hiermit seinen Hut.« Die Frau bedachte sich bei dem Anblicke des Hutes nicht lange, das Geld herauszugeben; der Bote bracht's dem Kaiser, und dieser steckte es still ein, und trat mit dem Hute wieder in den Saal. Als er die Abgeordneten wieder entließ, behielt er den Gastwirth zurück und rief den Kaufmann herein. »Du hattest ja eine Klage gegen diesen Mann.« Der Kaufmann wiederholte seine Geschichte und der Wirth leugnete sie trocken weg. Beide geriethen heftig aneinander, als auf einmal der Kaiser den Beutel hervorzog und den Wirth mit einem Zauberschlage zur Bildsäule verwandelte. Er gab ihm einen derben Verweis und verurteilte ihn zu einer noch härteren Geldstrafe. Rudolph verachtete allen Prunk, alle Ueppigkeit und Weichlichkeit. Befand er sich auf dem Marsch mit seinen Kriegern, so schämte er sich nicht, seinen zerrissenen grauen Rock selbst auszubessern, und fehlte es an Lebensmitteln, so war er der Erste, der eine Rübe aus den Aeckern zog und seinen Hunger damit stillte. Menschenfreundlichkeit, Edelmuth, Offenheit, Einfalt der Sitten waren Hauptzüge in seinem Charakter. Nie vergaß er auf dem Throne, daß er Mensch sei. Jedermann hatte freien Zutritt zu seiner Person. Einst, da die Wache einen gemeinen Mann, der ihn zu sprechen wünschte, nicht hineinlassen wollte, rief er ihr zu: »Ei, laß ihn doch herein; binn ich denn zum Kaiser gewählt, daß man mich einschließe?« Rudolph behielt bis in sein hohes Alter einen sehr lebhaften Geist, war ein Freund muntern Schmerzes und machte bisweilen selbst ganz erfreuliche Späßchen. Einmal wurde er von einem Bettler mit den Worten angeredet: »Bruder Rudolph, beschenke doch auch einen armen Mann mit einer kleinen Gabe.« — »Seit wann sind wir denn Brüder?« fragte ihn der Kaiser, dem diese Anrede von einem Bettler etwas Neues war. »Ei«, antwortete der Arme, »sind

8. Geschichts-Bilder - S. 186

1878 - Langensalza : Greßler
186 sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer [te, auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hilfe freizustehen.« Kation wurden sie Eidgenoff en genannt. Der Kaiser aber schickte ihnen zu Reichsvögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drückten und quälten. Und er schickte den Hermann Geßler von Brunegg und den Ritter Geringer von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. Landenberg zog aus das Schloß des Königs bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Run wurden die Zölle erhöht, die kleinsten Vergehen mit Kerker , und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: »Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schön baue?« Und als Arnold an den Halden von Melchthal im Unterwaldner Lande wegen geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft würde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: »Bauern können ihren Pflug selber ziehen!« Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat Als nun in den Thälern Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach in dem Dorfe Steinen des Werner Stauffachers Frau zu ihrem Manne: »Wie lange muß Demuth weinen und Hochmuth lachen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Erben unseres Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirges?« — Da ging schweigend der Werner Stauffaucher hinab zu dem Orte Brunnen am See und fuhr über das Wasser nach Uri zum Walther Fürst in Attinghausen. Bei bemselben fand er verborgen den Arnold von Melchthal, welcher vor dem Grimme des Landenberg über das Gebirge entwichen war. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der ausländischen Vögte, die ihnen der König, zuwiber ihren angestammten Rechten und Frechheiten, gesandt habe. Auch gebachten sie, wie sie gegen die Bosheit der Vögte vergebens geklagt bei dem Könige, und wie biefer selbst ge-brohet, sie müßten trotz Siegel und Briefen alter Kaiser und Könige, ab vom Reiche und der Herrschaft Oesterreichs zugewandt werben. Da nun Gott keinem Könige Gewalt gegeben, auf daß er Unrecht thue, so fei keine anbere Hilfe, als durch Gott und Muth; und der

9. Geschichts-Bilder - S. 190

1878 - Langensalza : Greßler
190 trotte und Leben hingen an dem Kampfe, der nun beginnen sollte. War es rathsam, ihn bei so ungleichen Kräften zu wagen? Man hatte damals großen Glauben an Sterndeuterei. Ludwig zog daher die Sterndeuter zu Rathe; sie machten ihre Beobachtungen und sprachen für das Unternehmen, weil die Gestirne günstig ständen. So wurden sogleich in größter Eile alle Anstalten zum Treffen gemacht ; denn Friedrich mußte geschlagen werden, ehe Leopold Zeit hatte, sich mit ihm zu vereinigen. Friedrich, welcher Nachricht von dem erhielt, was in dem feindlichen Lager vorging, fertigte augenblicklich Eilboten an seinen Bruder ab, damit sie ihn sogleich herbeirufen möchten. Allein die Pflichtvergessenen ließen sich aufhalten durch den köstlichen Wein der Mönche des Klosters Fürstenfeld, die es mit Ludwig hielten. Als sie nun toll und voll getrunken und den Rausch ausgeschlafen hatten, waren nirgends ihre Pferde zu finden, weil die Klosterknechte sie heimlich losgemacht und in Freiheit gesetzt hatten. Darum erfuhr Herzog Leopold spät die Gefahr, die seinem Bruder drohte, und blieb ruhig vor der Burg des Grasen von Montfort stehen, der es mit Kaiser Ludwig hielt. Indeß brach der entscheidende Tag an. Bei dem Dorse Empfing (welches etwa 16 Stunden von München entfernt ist) ging Ludwig mit seinem Heer über den Inn, und stellte es dem Feinde gegenüber in Schlachtordnung. Sein Freund aber, der Burggraf Friedrich von Nürnberg, legte sich mit seinen Reitern am andern Ufer des Flusses in Hinterhalt. Der wichtigste Mann in Ludwigs Heere, der die ganze Anordnung zur Schlacht machte, war Siegfried Schweppermann, ein erfahrener Nürnberger Krieger. Ihm hatte Ludwig die ganze Leitung des Feldzuges überlassen. Von Person war dieser Held ganz unansehnlich, desto furchtbarer aber an Hülfsmitteln und voll Geistesgegenwart und Tapferkeit in Gefahren. Darum stand er auch ungemein hoch in der öffentlichen Meinung. Unter feiner Oberanführung begann die Schlacht. König Ludwig befand sich in gemeiner Rüstung im Mitteltreffen bei der Sturmfahne, umgeben von der Schaar seiner Getreuen. Sein Gegner Friedrich aber prangte an der Spitze seiner Leibwache aus einem stolzen Rosse in vergoldeter Rüstung, mit einem Helme geschmückt, aus welchem der Reichsadler sich erhob. Durch seine edle Gestalt und die Pracht, mit welcher er erschien, kündigte er sich sogleich als das Haupt seines Heeres an. Schweppermann bemerkte ihn, zeigte ihn seinen Reitern und gebot ihnen, diesen goldenen Ritter nicht aus den Augen zu lassen. Friedrich focht auf dem linken Flügel, und seine Ungarn eröffneten die Schlacht. Mit wildem Geheul stürzten sie aus den Bortrab der Bayern los, so daß Menschen und Pferbe stutzten, und der rechte Flügel der Feinde in Unorbnung gerieth. Der Kampf

10. Geschichts-Bilder - S. 151

1878 - Langensalza : Greßler
151 Für ein solches Geschenk war der neue König dem Papste nicht undankbar. Zweimal zog er mit seinem Heere über die Alpen, um den Einfällen der Longobarden in das mittlere statten eine Grenze setzen. Er nahm ihnen das eroberte Land wieder ab, schenkte es dem Papste und legte so den Grund zu den weltlichen Besitzungen desselben Das ihm geschenkte Gebiet war der erste Ansang zum Kirchenstaate. — Pipin starb 768 im 54. Jahre seines Lebens zu St. Denys an der Wassersucht. Kaiser Karl der Grotze (768-814). c>n Frankreich, das nach und nach seine Grenzen über das heurige Frankreich, Deutschland, Holland, die Schweiz, einen Theil von Italien Spanien und Ungarn ausgedehnt hatte, herrschte von 768 bis 814 nach Christi Geburt ein gewaltiger König, Namens Karl, der Sohn Pi Pin s. Er war von starkem, vollem Wüchse, maß sieben seiner Fußlänge und besaß eine außerordentliche Stärke. Einen völlig geharnischten Mann konnte er in die Höhe heben und eine Zeit lang schwebend hatten; mit geringer Kraftanwendung brach er ein Hufeisen auseinander. Seine großen, hellen Augen blickten sanft und wohlwollend; aber wenn er zürnte, glichen sie flammendem Feuer. Eine geradlaufende Nase, gesunde Gesichtsfarbe und schwarzes, langwallendes Haar zierten sein Haupt. Selten unwohl, im Alter nur wenig leidend, ritt er gern aus. Er eilte durch den grünen Wald und sang ein Lied zum Harfenspiele der Vögel. — Seine Kleidung war einfach, an Werkeltagen nur solche, welche Frau und Töchter ihm gesponnen und gewoben hatten. Wamms und Hosen von Leinwand, einen Rock mit seidenen Streifen besetzt, über Strümpfe und Hosen farbige Binden kreuzweise gebunden, das war Karls gewöhnliche Tracht. Des Winters waren Brust und Schulter mit Otterpelz bedeckt; in späteren Jahren trug er ein wollenes Unterkleid. Nur an großen Festen, oder wenn er Gesandte empfing, trug er einen golddurchwirkten Rock, Schuhe mit Edelsteinen, eine köstliche Krone auf dem Haupte und ein mit Edelsteinen besetztes Schwert an der Seite. — Ausländische Tracht haßte er. Einst nahm er Viele seines Gefolges, die sich in ausländische kostbare Stoffe gekleidet, im heftigsten Sturmwetter mit auf die Jagd, und führte sie absichtlich durch Dick und Dünn, durch Morast und Dorngestrüppe, so daß überall an den Dornen Fetzen von ihren Kleidern hängen blieben, und die Herren selbst bis auf die Haut durchweicht wurden. Als sie ins Schloß zurückgekehrt waren, mußten sie sich mit dem Kaiser auch noch an die Tafel setzen, wo sie gar kläglich aussahen. Dadurch wurden diese Herren von ihrer Ausländern geheilt. Nur wenige Stunden ruhte Karl; dann stand er auf und berief seinen Hof zu Geschäften der Regierung. Er hing mit großer Liebe
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TM Hauptwörter (200)200

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