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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 336

1860 - Stuttgart : Hallberger
336 spricht der Wolf mit Lachen — „gefiel euch dieser Schwank? Ich stritt aus Haß der Städte, und nicht um euren Dank. Gut Nacht und Glück zur Reise! es steht im alten Recht." Er sprichts und jagt von dannen mit Ritter und mit Knecht. Zu Döffingen im Dorfe, da hat der Graf die Nacht Bei seines Ulrichs Leiche, des einz'gen Sohns, verbracht. Er kniet zur Bahre nieder, verhüllet sein Gesicht, Ob er vielleicht im Stillen geweint, man weiß es nicht. /^Des Morgens mit dem Frühsten steigt Eberhard zu Roß, Gen Stuttgart fährt er wieder mit seinem reis'geu Troß, Da kommt des Wegs gelaufen der Zuffenhauser Hirt; „Dem Mann ists trüb zu Muthe, was der uns bringen wird?" „Ich bring euch böse Kunde: nächt ist in unsern Trieb Der gleißend Wolf gefallen, er nahm so viel ihm lieb." Da lacht der alte Greiner in seinen grauen Bart: „Das Wölflein holl sich Kochfleisch, das ist des Wölsleins Art." Sie reiten rüstig fürder, sie sehn aus grünem Thal Das Schloß von Stuttgart ragen, es glänzt im Morgenstrahl; Da kommt des Wegs geritten ein schmucker Edelknecht; „Der Knab will mich bedünken, als ob er Gutes brächt." ^^„Jch bring euch frohe Mähre: Glück zum Urenkelein! Antonia hat geboren ein Knäblein hold und fein." Da hebt er hoch die"hände, der ritterliche Greis: „Der Fink hat wieder Samen, dem Herrn sei Dank und Preis!" 150. Die Trübsale der Vorzeit. ^/Schicket euch in die Zeit; denn es ist böse Zeit. Diese Ermahnung des Apostels Paulus (Ephes. 5, 16.) ist zwar im Grunde zu aller Zeit, so weit die Geschichte reicht, am Platz gewesen, und die gute Zeit liegt nicht hinter uns, sondern vor uns; dennoch be- gegnen uns in der Geschichte unseres Volkes Zeiten besonders schwerer Heimsuchungen. Eine solche Zeit ungewöhnlicher Noth und Trübsal ist fast das ganze vierzehnte Jahrhundert. Einige der schweren Lei- den, unter denen unser württemberger Land theils besonders, theils gemeinsam mit dem ganzen deutschen Vaterlande, ja mit ganz Europa zu seufzen hatte, sollen hier angeführt werden; denn es ist gut, wenn wir die Trübsale und Greuel der alten Zeiten -recht betrachten, damit wir datz Gute, das doch auch unsere jetzigen Zeiten uns bieten, desto mehr erkennen und dankbar schätzen lernen.

2. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 470

1860 - Stuttgart : Hallberger
470 „Aber wer sendet diese Leute aus? Wer erhält sie draußen in den fernen und oft noch gar nnwirthlichen Ländern? Wer baut für den ersten Anfang die Kapellen, die Schulen, die Wohnungen der Missionäre?" — Das.geschieht nun eben von den Missionsgesell- schaften. Diese sorgen zunächst für die gehörige Vorbildung tüchtiger Leute in Missionsschulen. So hat die Gesellschaft zu Basel eine solche Missionsschule, in der die jungen Männer, welche sich dem Missionsdienste widmen, sechs Jahre bleiben. Zwei Jahre bringen sie in der Vor- und Prüfungsanstalt zu, wo sie hauptsächlich zu gründlicher Kenntniß der deutschen Bibel und ihres reichen Inhalts angeleitet werden. Haben sie sich nach Sinn und Gaben bewährt, so treten sie dann auf vier weitere Jahre in die eigentliche Missions- anstalt, wo sie sich mit den Grundsprachen der heiligen Schrift, dann mit der lateinischen, arabischen und englischen Sprache, mit Welt- und Kirchengeschichte, mit der Glaubens- und Sittenlehre, mit der Geschichte der heidnischen Religionen und dergl. beschäftigen, auch sich im Schulhalten und Predigen üben. Jede der sechs Klassen enthält zehn Zöglinge, und sämtliche sechzig Zöglinge empfangen ihren Un- terricht von sechs Lehrern. Die Zahl der also in Basel vorbereiteten Arbeiter auf dem Misstonsfelde beträgt in den zwei und dreißig Jahren bis 1848 im Ganzen 226; unter diesen besteht die größere Hälfte, nemlich 133, aus Württembergern. Die Missionsgesellschaften versehen dann aber auch die Männer, welche Leib und Leben an die Rettung ihrer heidnischen Brüder setzen wollen, im Leiblichen mit Allem, was für ihren Beruf nothwendig ist: sie bezahlen die Vorbildung und Ausrüstung, sie bestreiten das oft gar theure Reisegeld, daß sie hin in die Heidenländer kommen, und sorgen auch in diesen noch so lange für ihren Unterhalt, bis aus den Heiden nach und nach eine solche Anzahl von Christen herange- zogen ist, welche die Sorge für Kirche und Schule selbst übernehmen kann. Außer den 35 Gesellschaften für Heidenmission zeigte uns aber das Jahr 1848 auch noch drei besondere Gesellschaften für die Ver- breitung des Evangeliums unter den Juden, und drei jener Heiden- missionsgesellschaften betrieben auch daneben die Judenmission. Diese sechs Gesellschaften hatten zusammen 107 Arbeiter im Felde, die von 48 Stationen aus den zerstreuten Schafen vom Hause Israel nach- gingen. Der Kostenaufwand hiefür, der im mehrgenannten Jahre mindestens 379,217 Gulden betrug, wurde durch den Erfolg der Ar-

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 349

1860 - Stuttgart : Hallberger
349 Hunderts konnte ein Neutlinger Bürger für zehn Schillinge, d. h. für etwa vier und zwanzig Kreuzer, im Schönbuch so viel Zimmerholz nehmen, als er zu einem ganzen Hanse brauchte; für eine Eiche zahlte er sechs Heller, für eine Buche vier. Das ist gut, wenn Alles so wohlfeil ist, aber mehr für den, ders kauft, als für den, ders verkauft; und wenn der Preis von Allem nieder ist, so ist es auch der Preis der Arbeit, d. h. der Lohn. Mit dem Ende dieses Zeitraumes wurde es aber auch hierin anders. Ame- rika wurde entdeckt und von dort brachte man Jahr für Jahr, und das Jahrhunderte hindurch, Gold und Silber nach Europa, und je mehr man brachte, Ami so wohlfeiler wurde das Geld und um so theurer die Waare. 1.57. Herzoge Eberhard der ältere oder Eberhard im Dort (geb. 1445. ch 1496.) Im Jahr 1495 hatte der deutsche Kaiser einen sogenannten ewigen Landfrieden zu Stande gebracht. Graf Eberhard von Württemberg batte dazu wesentlich mit beigetragen. Aus Dankbarkeit dafür wurde noch in dem- selben Jahr Eberhard zum Herzog erhoben, eine Würde, welche über drei Jahrhunderte bet dem Haus Württemberg verblieb. Eberhard im Bart war, wie ein Zeitgenosse von ihm sagt, „klein von Person, aber großmächtig von Herzen". In der Jugend war er vernachlässigt worden; er suchte aber später- hin diesen Mangel möglichst zu ersetzen, wobei ihm seine trefflichen Geistes- gaben und sein gutes Gedächtniß sehr zu Statten kamen. Immer suchte er seine Kenntnisse zu vermehren, und ging deßwegen am liebsten mit weisen und gelehrten Männern um. Was ihm einer von diesen, Georg von Ehingen, von fremden Welttheilen erzählte, erweckte in dem Grafen die Lust, eine Pilgerfahrt ins gelobte Land zu machen, die zugleich nach damaligen Vor- stellungen eine Art von Buße für die Vergehen seiner Jugend sein sollte. Mit den Worten „ich wags!" , die auch später sein Wahlspruch blieben, trat er im Jahr 1468 die Reise an. Nach sechs Monaten kam er glücklich wieder zurück, bereichert mit allerlei Kenntnissen und Erfahrungen. Ein Weißdorn, den er als ein kleines Reis aus Palästina mitgebracht und im Einsiedel bei Tübingen in die Erde gesteckt hatte, wuchs dort zu einem mächtigen Baum "heran und hat bis auf die neueren Zeiten das Andenken an diese Pilgerfahrt als lebendiges Denkmal bewahrt. (S. Nr. 159.) % In der Gottesgelahrtheit übertraf er viele Geistliche und kannte das alte und neue Testament so genau, als ein Proseffor. Das Evangelium Johannis war sein liebstes Buch. Einen der angesehensten Gelehrten jener Zeit, Johann Reuchlin, hatte er um sich. Seine Liebe zu den Wiffenschaften und insonder- heit zur Gottesgelehrsamkeit bewies er vor allem durch die Stiftung der hohen Schule zu Tübingen, im Jahr 1477. Diese Anstalt, welcher unser Vaterland so viel verdankt, gründete er, wie er selbst sagt: „zur Ehre Gottes, der ganzen Christenheit zu Trost, Haf und Macht, auch der Herrschaft Württemberg Lob, Ehr und Nutzen zu erwerben, und in der guten Meinung, graben zu helfen den Brunnen des Lebens, daraus von allen Enden der Welt unerstchtlich ge- schöpft werden möge tröstliche und heilsame Weisheit zu Erlöschung des ver- derblichen Feuers menschlicher Unvernunft und Blindheit." Für die kirchlichen Bedürfnisse seines Landes sorgte Eberhard aufs eifrigste. Cr hielt bei seinen

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 461

1860 - Stuttgart : Hallberger
--------__---------------------------7t^—m----------------- 461 sich und ihre Kinder unter die Arme zu greifen. Der König gewährte das Gesuch. Das vorhandene Kapital zu diesem Unternehmen betrug nur 2000 fl., welche die britische Bibelgesellschaft in London ihr übermachen ließ. Anfangs wurde nur der Druck von 10,000 Bibeln und 2000 Neuen Testamenten veranstaltet, und auch hiezu konnten die Mittel schwer zusammengebracht werden. Und siehe, der Segen Gottes war so sichtbar bei diesem Werk, daß die Gesellschaft im Jahr 1848 bereits 534,507 Bibeln und Nene Testamente aufführen konnte, welche bis dahin durch ihren Dienst in Württemberg ausge- geben wurden. Das ist freilich schon eine hübsche Summe, und das Samenkorn, das die englische Mnttergesellschast mit ihrem Geschenk von 2000 fl. in den württembergischen Boden gelegt, hat fürwahr reichlich getragen. Und doch verschwindet diese Summe fast ganz, wenn wir hören, daß die Zahl der Bibeln, welche die englische Bibel- gesellschaft bis zum Jahr 1847 verbreitet hat, die Höhe von 19,741,770 erreicht. Die sechs und fünfzig Töchtergesellschaften in den nicht bri- tischen Ländern haben aber auch der Mutter wacker nachgeeifert und bis dahin 11,207,086 Bibeln und Neue Testamente ausgegeben, und so belauft sich die Aussaat von Bibeln und Bibeltheilen, welche durch sämtliche Bibelgesellschaften vom Jahr 1804 bis zum Jahr 1847 in der Welt ausgebreitet worden sind, auf nahezu ein und dreißig Millionen, und das in mindestens hundert und achtzig verschiedenen Sprachen und Mundarten. Natürlich brauchen diese Bibelgesellschaften zu diesen ihren Lei- stungen Geld, und zwar viel Geld; und das hat ihnen auch bis jetzt nicht gefehlt. Im ersten Jahr war die Einnahme der britischen und ausländischen Gesellschaft 719 Pfund Sterling (ä 12 fl.); im drei- ßigsten betrug sie bereits hundert achtzig mal so viel; im Jahr 1847 war sie ungeachtet der großen Theurnng auf 117,440 Pfund, also über 1,400,000 Gulden gestiegen. Die Gesamtausgabe dieser Gesellschaft beträgt in den drei und vierzig Jahren ihres Bestehens bis zum Jahr 1847 nicht weniger als 3,356,892 Pfund Sterling, also über vierzig Millionen Gulden. Das ist viel Geld! Aber wo kommt denn das alles her? — Mit dielen großen Geldsummen, die da jährlich für diesen Zweck zusammenfließen, geht es, wie mit den Wasserströmen: hundert und aber hundert Bäche und Bächlein gießen da ihre Wasser zusammen, und was das Schönste ist, sie thun das munter und lustig, ohne allen Zwang und Drang. Ja, diese Millionen, welche jährlich für die

5. Für die Oberstufe - S. 412

1879 - Stuttgart : Hallberger
412 nicht gottlos seiest, so will er aus Wasser Wein machen und deinen Stand so segnen, dass du sollst genug haben, und soll sich endlich finden, was man bedarf, ob es gleich eine Weile mangelt und anstösst. Ich halte es ganz dafür, es sei kein Hand- werker, der seiner Arbeit fleissig obliegt und gottesfürchtig ist, wenn man ihm so viel Geldes auf einen Haufen auf den Tisch vorschütten würde, wie viel er ein ganzes Jahr erarbeiten kann, der sich damit getraue zu erhalten. Aber da geht Gottes Segen heimlich, dass man heute einen Pfennig, morgen wieder einen löst und sich dermassen behilft, dass man Gottes Segen bei solchem Haushalten spüren muss. 213. Die Bibelgesellschaften. 1. ,,^ie Anfänge aller großen Werke Gottes sind stets von geringen Keimen ausgegangen." Einen Beleg für die Wahrheit dieses Wortes gibt die Geschichte der Bibelgesellschaften unserer Zeit. Ein armer Landpfarrer aus der ärmsten Gegend Englands kam im Jahr 1804 zum Besuch nach London und bat bei der Gelegenheit einige christliche Freunde um eine Beisteuer, damit er für die dürftigsten seiner Gemeindeglieder Bibeln kaufen könnte. Diesen Freunden fiel es bei dieser Gelegenheit aufs Herz, daß noch so viele ihrer Mitmenschen ohne Bibel seien. Sie wußten die Theilnahme hiefür auch in weiteren Kreisen an- zuregen, und weil man sich in England schon damals gerne zur Erreichung von allerlei gemeinnützigen Zwecken zusammenthat, so wurde auch eine Gesellschaft zur Verbreitung der Bibel gestiftet: die britische und aus- ländische Bibelgesellschaft. Dieselbe hat den Zweck, das Wort Gottes in der ganzen Welt zu verbreiten. Mehr als 7 Mill. Pfund Sterling sind von derselben für Übersetzung, Druck und Verbreitung der H. Schrift ausgegeben worden, und mehr als 75 Mill. Bibeln, Testa- mente und Theile sind aus ihren Niederlagen hervorgegangen in mehr als 200 Sprachen und Mundarten. Auf dem ganzen Erdboden ist wohl kaum ein Land von einiger Aus- dehnung zu finden, das den Einfluß dieser Gesellschaft nicht gespürt hätte. Nicht allein unterhält dieselbe Agenten und Korrespondenten, Kolportöre und Niederlagen in allen Theilen Europas, sondern sie ist auch zu gleicher Zeit Gehilfin aller großen Missionsgesellschaften bei den entferntesten Na- tionen der Erde. Viele Völker sind durch die Mittel dieser Gesellschaft in den Stand gesetzt, in ihren eigenen Zungen die großen Thaten Gottes

6. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. V

1881 - Leipzig : Spamer
Worwort. J&orool die Art der in diesem Bande geschilderten Landschaften, welche znmtheil, wie die hohe Venn und der Hunsrück, selten vom Fuße des Touristen gestreift werden, zum Theil aber, wie der Rheingau und die Stromtandschaft von Bingen bis Bonn, von einer wahren Flnt von Schriften geschildert wurden, machten die Auswahl des für die reifere Jugeud passenden und korretten Mate- rials zu einer besonders schwierigen Aufgabe. Der Herausgeber, seit Jahren vertraut mit den Schönheiten und den Denkmälern des Rheiuthales, mußte es sich zur Aufgabe machen, sowol aus der Fülle der ästhetischen, wie der geographisch-historischen Literatur, welche über die geschilderten Rheinlandschaften existirt, einerseits das Beste und Anziehendste, sowie andererseits das Feststehende herauszunehmen und zu einem möglichst harmonischen Ganzen zu verbinden. Er nahm dabei keinen Anstand, auf die besten Quellen des Mittelalters, wie sie im Auszug im „Rheinischen Antiqnarius" vorliegen, besonders bei den Schicksalen der einzelnen rheinischen Städte, zurück- zugehen. Ebenso benutzte er dankbar die Werke von Simrock und Horn, Heyl und Bädeker, und hielt es im Interesse des Unternehmens und der Autoren, aus den Spezialschristen von W. H. Riehl „Land und Leute", W. Hamm „Das Weinbuch", Dr. I. Baumgarten „Koblenz und seiue Umgebung", Rudolf Bleuke „Der Laacher See und seine vulkanische Umgebung" kleinere Originalpartien an geeigneter Stelle aufzunehmen. Auch die vorhandenen Sagen- und Gedicht- sammlungen wurden in passender Weise für die Darstellung verwendet. Bei der überreichen Literatur und vielen von der Forschung noch heiß umstrittenen Stelleu und Stätten kann es natürlich nicht fehlen, daß manche Angaben im vorliegenden Bande vorkommen werden, an welchen der oder jener Gelehrte auf rheinischem Gebiete Anstoß nehmen wird, manche Gegenstände, so z. B. die Art der Brückenkonstrnktion im fränkischen Mainz, wurden erst durch die Untersuchung der letzten Tage entschieden. Allein der Herausgeber sowie die geehrten Verfasser der einzelnen Abschnitte sind bemüht gewesen, im In- teresse der Sache nur eine Auswahl unter den besten ihnen zur Verfügung stehenden Quellen nach eigener Anschauung der Verhältnisse zu treffen, und ist hier und da ein kleiner Jrrthum untergelaufen, so möge hierfür die Ueberfülle des zu sortirenden Stoffes die entsprechende Entschuldigung bilden. Besondern Dauk ist der Herausgeber für freundliche Unterstützung bei Verabfaffung des Abschnittes über Mainz noch schuldig den Herren Domkapitulax

7. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 37

1881 - Leipzig : Spamer
Ursprung des Namens. 37 Hauptsächlich ein Mann hat mit Geschick und Glück dafür gearbeitet, daß der uralte Name wieder aufgefrischt wurde: Johann Isaak von Gerning, geboren 1767 in Frankfurt. Er war klassisch gebildet. Freund der Kunst und der Natur, eine Zeit lang Diplomat, Sammler (als solchen führt ihn Goethe Xxvi, 276 an), nicht gering zu schätzender Dichter. Er wohnte bald in Frankfurt, bald in Homburg, am liebsten in seinem „Tusculum" zu Kronberg. Er starb im Jahre 1837. Im Jahre 1800 schrieb er, ohne Beisetzung seines Namens, „Skizzen von Frankfurt am Main." Da spricht er von „des Rhein- gaues, Hochheims und Wickerts Hügeln, woran das Pyramidenförmige Tauuus- gebirge sich schließt"; und häufig kommt in diesem Werke der Name Taunus vor. Taeitus, sagt Gerning (nicht ganz richtig), habe den Feldberg schon Taunus genannt, aber späterhin habe die ganze Gebirgskette, die sich von Friedberg durch die Wetterau hinab an den Rhein ziehe, den Namen Taunus erhalten. — Wann war dieses „späterhin?" Die Geschichte von Taeitus an bis in das achtzehnte Jahrhundert sagt nichts davon. Vielmehr hat erst Gerning selbst den Namen wieder in das Gedächtniß gebracht. Er that dies noch mehr in späteren Schriften, von welchen eine („Die Heilquellen am Taunus", 1814) in Distichen abgefaßt ist. So kam durch Gerning der alte Name Taunus wieder in Aufnahme. Zwar vorerst hauptsächlich uur in Schriften. Namentlich die Geographen, die darauf bedacht waren, einem Gebirge — oder einem Landstriche, den sie sür gebirgig hielten — einen Gesammtnamen zu geben, griffen den Namen begierig auf. Sie begrenzten den Taunus durch Main (nebst Nidda), Rhein, Lahn und das Hügelland der Wetterau. So ist es heute in Lehrbüchern zu lesen. Und seit die Geographen auch auf die geologischen Verhältnisse Rücksicht nehmen, gilt der Taunus als das südöstliche Glied des rheinischen Schiefergebirges. Thon- schiefer, manchmal in Gneis übergehend, von mächtigen Qnarzitgängen durch- zogen, gegen die Lahn hin Granwacke mit Einlagerungen von Kalken, die den schönen Nassauer Marmor liefern, und durchbrochen von Grünstein und Basalt, bilden hauptsächlich das Gesteiu. Uebrigeus ist nicht der ganze so umgrenzte Landstrich Gebirgsland, sondern nur jene von Gerning bezeichnete „Gebirgskette" mit einigen Ausläufern nach Norden und Süden. Diese Kette zeigt sich am schönsten von der Gegend von Frankfurt aus. Von den höchsten, sanft abgerundeten Kuppen des Feldberges und Altkönigs senkt sie sich allmählich, aber nicht einförmig, sondern so, daß immer wieder Berggipfel emporsteigen, nach Osten und Westen. Der Taunus, vou hier aus gesehen, bietet eins der schönsten Bilder eines deutschen Mittelgebirges; Humboldt erinnerte sich seiner beim Anblicke eines südameri- kanischen Bergzuges. Nach Osten und Süden fällt dieser Hauptzug des Tauuus ziemlich steil in die Ebene ab. Nach Norden liegt, bis an die Lahn hin, ein Hügelland mit einzelnen höheren Bergen vor; in diesem strömen Flüßchen nach der Lahn oder, wie die Wisper nach dem Rheine hin; an ihren Ufern findet sich nur stellen- weise, z. B. an der Aar, der Weil, der Wisper, entschiedene Thalbildung. Von Rüdesheim bis Oberlahnstein hat der Rhein durch seinen Durchbruch dieses Hügelland von dem jenseitigen des Huusrücks geschieden; er hat tief eingeschnitten; schroff steigen von seinen Ufern die Schieferwände empor; am bekanntesten

8. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 347

1880 - Leipzig : Spamer
Gutenberg's Schicksale. 347 für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas- kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge- danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz, die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre 1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter- nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent- wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel, Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! — Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll- eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten. Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes verkündet: „dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder- Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht

9. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 132

1882 - Leipzig : Spamer
f 132 Berlin als Pflegestätte der Wissenschaft. kurfürstlichen Geheimen Rath, sondern, nach Gründung des neuen höchsten wissenschaftlichen Vereins des Landes, zum Präsidenten desselben ernannt. Später ward die Sozietät in vier Klassen getheilt, wobei der Name Akademie der Wissenschaften zum Vorzug kam, der sich seitdem auch andauernd behauptet hat. Zu Roß und zu Wagen, auch mit der Treckschute, die am Spree-Ufersaum durch Pferde gezogen ward, strömten die Gäste nach Liitzenburg, um sich in den: herrlichen neugeschaffenen Schloßgarten zu ergehen, dessen Entwurf der berühmte Gartenkünstler Le Nötre und dessen Ausführung der gleichfalls von Paris ver- schriebene Gärtner Godeau besorgt hatte. In dem reichen Zirkel der philoso- phischen Fürstin überstrahlte diese selbst alle die zahlreichen anwesenden Damen durch Geist und dnrch Anmuth der Erscheinung. Alle ihre Zeitgenossen stimmen überein, daß ihre Schönheit außerordentlich gewesen und Ehrfurcht und Be- wunderung geboten, der Ausdruck ihrer seelenvollen klaren Züge nur Zuneigung und Vertrauen eingeflößt habe. Der Ritter Toland, auf welchen Paladin ihrer Tafelrunde wir später zurückkommen werden, schrieb von ihr wörtlich: „Was ihre Person anlanget, so ist sie eben nicht so gar lang und schmal, sondern viel- mehr etwas stark von Leibe; ihre ganze Bildung ist überaus regulär und ihre Haut sehr weiß und lebhaft; sie hat blaue Augen und kohlschwarze Haare: sie hat sehr gerne schöne Damen um sich, wie denn ihr ganzes Frauenzimmer davon voll ist." Der Ceremouienmeister v. Besser hatte für den Festtag deutsche Verse gedichtet, die aber nicht sonderlich gefielen; sicherlich mit Recht, denn sie waren steis und gespreizt. Aber nicht deshalb mißfielen sie damals, sondern weil sie deutsche waren und man französischen Schäferspielen und mythologischen Tän- deleien in französischer Sprache nach dem Zeitgeschmack stets den Vorzug gab. Des- halb müssen die damaligen Bemühungen Besser's, ebenso des Dichters Canitz, die Muttersprache zur Geltung zu bringen, immerhin anerkannt werden. Leibniz hat uns von dem Feste einen französischen Bericht, aus dem wir Einiges ver- deutschen, hinterlassen. Es wurde der Jahrmarkt iu einem Dorfe in komischer Maskerade ausgeführt. Der Leiter des Ganzen war ein Herr v. Osten. In dem Dorfe waren allerhand Buden mit ihren Schildern ausgestellt, in denen man unentgeltlich Schinken, Würste, Ochsenzungen, Weine, Limonaden, Thee, Kaffee, Chokolade u. dergl. vertheilte. Der Markgraf Christian Ludwig. Herr von Obdam, Herr du Hamel u. A. saßen in den Buden. Herr v. Osten spielte den Wunderdoktor und hatte seine Harlekins und Hanswürste, unter welche sich der Markgraf Albrecht mischte. Der Doktor hatte auch Tausendkünstler, den Grafen Solms und Herrn v. Wassenaer, bei sich. Als Becherspieler zeichnete sich kein Geringerer als der Kurprinz selbst aus. Die Bude des Quacksalbers wurde von der Kurfürstin als Doktoriu ver- waltet. Herr Desaleurs spielte vortrefflich den Zahnbrecher. Bei der Er- öffnnng des Theaters erschien in feierlichem Aufzuge der Doktor auf einem künstlichen Elefanten, die Doktorin, getragen von ihren Leibtürken, auf einem Stuhl. Die erwähnten sonstigen Personen folgten hierauf; als dieser Zug vorbei war, kamen Hofdamen als Zigeunerinnen unter Ansühruug der Prin- zessin von Hohenzollern, um ein kleines Ballet aufzuführen, in welches sich Andere zum Tanzen hineinmengten. Dann kam der Astrolog mit Brille und Fernrohr. Diese Rolle hatte man Anfangs Leibniz zugedacht, man war aber

10. Bilder vom Niederrhein - S. 357

1882 - Leipzig : Spamer
Iserlohn. Das Felsenmeer bei Sundwig u. s. w. 357 Aas Jelsenmeer und die Katk- und ^ropfsteinhößten Bei £mtb- wig. Kkttsenstein. Walve. Ungefähr l1/* Stunde von Iserlohn entfernt liegt Sundwig, in dessen Nähe gleichfalls mehrere interessante Höhlen liegen. Die bedeutendste ist die „alte Höhle", welche jedoch nach der Entdeckung der Dechenhöhle, was feenhaften Zauber betrifft, überboten ward, dagegen für wissenschaftliche Forschungen immer noch eine reiche Fundgrube bietet. Auch hier sind verödete Kathedralen, in denen der Sage nach um Mitternacht die Todten zur Messe gehen und ihre blauen Wachslichter entzünden. Iserlohn an der Hardt von der Alexanderhöhe gesehen. Außer dieser zeigt man bei Sundwig noch drei andere, nämlich die Prin- zenhöhle, die Heinrichshöhle und den hohlen Stein oder das Zwergloch. Hier findet man noch stets Ueberreste fossiler Thierknochen. Interessant ist auch ein Besuch des Felsenmeers bei Sundwig, „einer Menge bizarrer Felsengestalten" in einer etwa halbstündigen Vertiefung, die jedoch mit Gestrüpp sehr verwachsen sind. Nach des bekannten Geologen N ö g g e - rath Ansicht verdanken sie ihre Entstehung einem uralten Bergbau, zum Zwecke, die das Kalkgestein durchfetzenden Eifenmaffen zu gewinnen. Im „Romantischen und malerischen Westfalen" lesen wir darüber wie folgt: „Man gewahrt in den zackigen Rissen und Brüchen, wo sie wie durch Beilschläge aus einander geklaubt sind, das Wirken einer mehr als titanenhaften Kraft, die man fönst nicht ohne helllautes, lärmendes Wesen sich denken kann. Es liegt etwas Unheimliches,
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