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1. Deutsche Prosa - S. 253

1900 - Gera : Hofmann
Botanische Probleme. 253 Lösung der allgemeinen Fragen beitragen, die das eigentliche Ziel seiner Forschung ist: welches sind die Unterschiede der Pflanze vom Tiere? welche Organe besitzt die Pflanze, aus welchen Urbestandteilen sind dieselben zusammengesetzt? welche Thätigkeit verrichten Wurzel, Stengel, Blätter, Blüten, Früchte? wie alt werden die Pflanzen? wodurch erkranken sie? wie kann man ihren Krankheiten vorbeugen oder begegnen? welchen Einfluß auf ihr Gedeihen haben Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit, äußere Verletzungen, übermäßiges Frucht- tragen, Kultur oder Vernachlässigung, Boden oder Klima? kann eine Pflanze von selbst entstehen? läßt sich eine Pflanzenart in eine andere umwandeln? wie unterscheiden sich die aus Samen gewachsenen Pflanzen von denen, die aus Ablegern gezogen sind? Mit diesen und ähnlichen Problemen beschäftigte sich Theophrastos; es sind größtenteils die näm- lichen, welche noch die Forscher der Gegenwart in Anspruch nehmen. In der Stellung dieser Fragen zeigt sich die wissenschaftliche Reife der Schule des Aristoteles, weniger in den Antworten, für welche das Zeitalter noch nicht genügend vorgearbeitet hatte; denn treffend hebt Goethe hervor: „Wenn man die Probleme des Aristoteles ansieht, so erstaunt man über die Gabe des Bemerkens, und für was alles die Griechen Augen gehabt; nur begehen sie den Fehler der Übereilung, da sie von den Phänomenen unmittelbar zur Erklärung schreiten, wo- durch dann oft ganz unzulängliche theoretische Aussprüche zum Vor- schein kommen." Wer von den zweitausend Schülern, welche in den Schattengüngen des Lykeion von Athen sich zu den Füßen ihres Lehrers Theophrastos versammelten, mochte ahnen, daß nahezu zwei Jahrtausende vergehen würden, ehe der Bau der Naturwissenschaft, dessen Fundamente soeben gelegt waren, in des Meisters Geiste weitergeführt und zur Vollendung gebracht werden sollte! Der Geist der Menschheit hatte im Zeitalter Alexanders des Großen in raschem Ausschwung eine Höhe erklommen, über die er lange nicht hinaus konnte; von nun ab senkte sich der Pfad wissenschaftlicher Forschung wieder abwärts und verlor sich zuletzt in den verworrenen Tiefen der Mystik und des Aberglaubens. Zwar in den nächsten Jahrhunderten, welche dem Zeitalter Alexanders folgten, erweiterte sich der eng begrenzte Horizont der alten Griechen um so mehr, je weiter ihre Kultur gegen Osten bis nach Indien, gegen Westen bis zu den Säulen des Herkules sich ausbreitete; ja, an den Höfen der Diadochen fanden die Naturwissenschaften und die Medizin erst ihre systematische Ausgestaltung. Die medizinischen Hochschulen zu Alexandria, Pergamon und Antiochia versorgten bis zum Untergang der antiken Welt diese mit rationell durchgebildeten Ärzten, und da der Heilschatz der Alten fast ausschließlich aus dem Pflanzenreich stammte,

2. Deutsche Prosa - S. 321

1900 - Gera : Hofmann
Vom Reichtum. 321 einen grünen Zweig, bemerkt der wohlhabende Philister. Schade nm den Mann, sagt der Mitleidige, er ist nicht ohne Talent, aber so ent- setzlich nnpraktisch. Er ist ein Enthnsiast, heißt es znr Linken, und das Echo znr Rechten ruft: er ist ein bummer Teufel. Er ist ein dummer Teufel! Wer Mutterwitz hat, der wird ihn anwenden, um Geld zu verdienen; wer kein Geld verdient, hat keinen Mutterwitz. Das ist die Logik der Millionäre und der Millionen. War es nicht Thales von Milet, einer von den sieben Weisen Griechen- lands, der ans gleichem Grunde in seiner Vaterstadt für einen dummen Teufel galt, bis er eines Tages — eine große Wahrheit entdeckte? eine tiefsinnige Lehre verkündete? — Bis er eines Tages eine glück- liche Ölspeknlation machte. Er war, so scheint es, etwas von einem Meteorologen oder von einem Botaniker; er hatte das Wetter beobachtet und die Olivenbänme; er hatte eine Mißernte vorausgesehen und wollte den Philistern nun einmal zeigen, daß ein Weiser ebenso klug und klüger sein könne wie sie. Alles Öl, so viel er konnte, kaufte er ans, und die Olivenernte schlug fehl, und die Preise stiegen, und Thales von Milet machte ein brillantes Geschäft, und die Leute sagten: Wer hätte das gedacht! und fingen an, ihn zu respektieren. Die Geschichte ist vielleicht nicht streng geschichtlich; aber der Freiherr von Liebig ge- hört ans keinen Fall bloß der Sage an. Der Freiherr von Liebig erwarb sich mehr als einen europäischen Ruf, nämlich auch einen amerikanischen, und er fand zahlreiche Verehrer in dem sogenannten großen Publikum. Er war gerade in dem umgekehrten Falle wie der alte Weise von Griechenland. Seine Gelehrsamkeit glänzte in Kreisen, welche sonst von wissenschaftlichen Verdiensten wenig Notiz zu nehmen pflegen. Und forscht man nach dem Grunde, so wird man finden, daß er seinen Ruhm mehr den Ölspeknlationen als der reinen Chemie ver- dankte. Er hatte den richtigen Weg eingeschlagen, um den Leuten Achtung vor der Forschung beizubringen. Das leuchtete ihnen ein, wenn man ihnen sagte: sehet da, ein Gelehrter, welcher jährlich so und so viel tausend Gulden verdient, weil er die Geheimnisse von Stall- fütternng, die Mysterien der Düngung und die Rätsel der Garnfärberei versteht! Vor einem solchen Manne zog man den Hut, obwohl, wenn man's genau nimmt, vor ihm nicht so sehr, wie vor den Gulden, die er repräsentierte. Wenn man ans den einzelnen Beobachtungen den allgemeinen Schluß zieht, wenn man den Leuten ins Gesicht sagt: du und du und du, ihr achtet das Geld höher als Tugend, Weisheit und Verstand! so kann man sich ans einstimmigen Protest gefaßt machen. Gott be- hüte uns vor solcher Roheit! Nein, nein: Armut schändet nicht und Reichtum macht nicht glücklich! Weisheit und Tugend! Tugend und M. Henschke, Deutsche Prosa. 21

3. Deutsche Prosa - S. 347

1900 - Gera : Hofmann
Wie das Volk den Fleiß wertet. 347 dem ehrlichen deutschen Kittel. Die Bluse ist das Arbeitskleid jener „Arbeiter", die da meinen, weil an der Handarbeit der meiste Schweiß klebe, so sei sie auch die schwerste und doch von den privilegierten sozialen Bedrückern am untersten gewertete, am ungerechtesten gelohnte Arbeit. Man hat sie freilich eben so oft mißachtet, als jene Arbeiter die höheren Berufe mißachteten. Es erscheint wie ein lustig ernstes Spiel, wie eine Satyre der blasierten Bildung auf sich selbst, daß in der philanthropischen Zeit vor und während der ersten französischen Revo- lution buchgelehrte Erzieher die vornehme Jugend wieder mit Gewalt zur Handarbeit zurückführen wollten, daß sie die Knaben bald am Homer, bald an der Hobelbank, bald mit dem lateinischen Wörterbuch, bald mit Hacke und Spaten arbeiten ließen, und die Lehrjahre Robinson Crusoes, der die ganze Geschichte und Arbeit der Kultur von unten herauf eigenhändig durchexerziert, als einen rechten Musterkursus für die Wertung des praktischen sauren Fleißes aufstellten. Karlstadt wollte grob und bäurisch mit einem Aderlaß kurieren, die Philanthropen mit einer Süßholzmixtur, aber beide waren einig in dem Grund- und Bußgedanken, daß nur die Rückkehr zur Handarbeit als der echtesten Arbeit, neue Lebenskraft den verderbten sozialen Organismen bringen könne. Der gemeine Mann will den Fleiß mit Händen greifen können oder er achtet ihn gering. Der Arbeitslärm verkündet den Ruhm der Werkstatt. Man sagt den Schlossern und Schmieden nach, es sei ihr Morgensegen, daß sie Gesicht und Hände in Ruß waschen; wenn sie dann auch den ganzen Tag blau machen, so soll der Mann wenigstens schwarz aussehen, als habe er seit frühestem Morgen gar heftig ge- arbeitet. Doch stehen die Schlosser und Schmiede hier nicht allein; die Gelehrten machen es ebenso. Im vorigen Jahrhundert noch glaubten viele Pfarrer ihre Predigten, auch für die Dorfkirche, mit Hebräisch, Griechisch und Latein spicken zu müssen. Nicht etwa, weil sie die Kunst des h. Bernhard von Clairvaux zu besitzen wähnten, der mit Predigten in fremder Sprache eine Gemeinde, welche kein Wort davon verstand, dennoch mächtig erbaut haben soll, sondern schlechtweg, damit die Bauern ihre rußigen Hände sähen und in dem Ruße den Fleiß. So prunkt mancher Schriftsteller mit tausend überflüssigen Citaten: er hat seine Hände in Ruß gewaschen wie der Schlossergesell. Nur die Ge- bildeten unter den Gelehrten ahnen bereits, daß eine weit höhere Form des Fleißes vielmehr diejenige sei, welche den Stoff gründlich erschöpft, dabei aber den Ruß des Schaffens aufs sorgsamste verdeckt und be- seitigt. Bücher nachschlagen und ausschreiben gilt noch vielen für

4. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. V

1881 - Leipzig : Spamer
Worwort. J&orool die Art der in diesem Bande geschilderten Landschaften, welche znmtheil, wie die hohe Venn und der Hunsrück, selten vom Fuße des Touristen gestreift werden, zum Theil aber, wie der Rheingau und die Stromtandschaft von Bingen bis Bonn, von einer wahren Flnt von Schriften geschildert wurden, machten die Auswahl des für die reifere Jugeud passenden und korretten Mate- rials zu einer besonders schwierigen Aufgabe. Der Herausgeber, seit Jahren vertraut mit den Schönheiten und den Denkmälern des Rheiuthales, mußte es sich zur Aufgabe machen, sowol aus der Fülle der ästhetischen, wie der geographisch-historischen Literatur, welche über die geschilderten Rheinlandschaften existirt, einerseits das Beste und Anziehendste, sowie andererseits das Feststehende herauszunehmen und zu einem möglichst harmonischen Ganzen zu verbinden. Er nahm dabei keinen Anstand, auf die besten Quellen des Mittelalters, wie sie im Auszug im „Rheinischen Antiqnarius" vorliegen, besonders bei den Schicksalen der einzelnen rheinischen Städte, zurück- zugehen. Ebenso benutzte er dankbar die Werke von Simrock und Horn, Heyl und Bädeker, und hielt es im Interesse des Unternehmens und der Autoren, aus den Spezialschristen von W. H. Riehl „Land und Leute", W. Hamm „Das Weinbuch", Dr. I. Baumgarten „Koblenz und seiue Umgebung", Rudolf Bleuke „Der Laacher See und seine vulkanische Umgebung" kleinere Originalpartien an geeigneter Stelle aufzunehmen. Auch die vorhandenen Sagen- und Gedicht- sammlungen wurden in passender Weise für die Darstellung verwendet. Bei der überreichen Literatur und vielen von der Forschung noch heiß umstrittenen Stelleu und Stätten kann es natürlich nicht fehlen, daß manche Angaben im vorliegenden Bande vorkommen werden, an welchen der oder jener Gelehrte auf rheinischem Gebiete Anstoß nehmen wird, manche Gegenstände, so z. B. die Art der Brückenkonstrnktion im fränkischen Mainz, wurden erst durch die Untersuchung der letzten Tage entschieden. Allein der Herausgeber sowie die geehrten Verfasser der einzelnen Abschnitte sind bemüht gewesen, im In- teresse der Sache nur eine Auswahl unter den besten ihnen zur Verfügung stehenden Quellen nach eigener Anschauung der Verhältnisse zu treffen, und ist hier und da ein kleiner Jrrthum untergelaufen, so möge hierfür die Ueberfülle des zu sortirenden Stoffes die entsprechende Entschuldigung bilden. Besondern Dauk ist der Herausgeber für freundliche Unterstützung bei Verabfaffung des Abschnittes über Mainz noch schuldig den Herren Domkapitulax

5. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 37

1881 - Leipzig : Spamer
Ursprung des Namens. 37 Hauptsächlich ein Mann hat mit Geschick und Glück dafür gearbeitet, daß der uralte Name wieder aufgefrischt wurde: Johann Isaak von Gerning, geboren 1767 in Frankfurt. Er war klassisch gebildet. Freund der Kunst und der Natur, eine Zeit lang Diplomat, Sammler (als solchen führt ihn Goethe Xxvi, 276 an), nicht gering zu schätzender Dichter. Er wohnte bald in Frankfurt, bald in Homburg, am liebsten in seinem „Tusculum" zu Kronberg. Er starb im Jahre 1837. Im Jahre 1800 schrieb er, ohne Beisetzung seines Namens, „Skizzen von Frankfurt am Main." Da spricht er von „des Rhein- gaues, Hochheims und Wickerts Hügeln, woran das Pyramidenförmige Tauuus- gebirge sich schließt"; und häufig kommt in diesem Werke der Name Taunus vor. Taeitus, sagt Gerning (nicht ganz richtig), habe den Feldberg schon Taunus genannt, aber späterhin habe die ganze Gebirgskette, die sich von Friedberg durch die Wetterau hinab an den Rhein ziehe, den Namen Taunus erhalten. — Wann war dieses „späterhin?" Die Geschichte von Taeitus an bis in das achtzehnte Jahrhundert sagt nichts davon. Vielmehr hat erst Gerning selbst den Namen wieder in das Gedächtniß gebracht. Er that dies noch mehr in späteren Schriften, von welchen eine („Die Heilquellen am Taunus", 1814) in Distichen abgefaßt ist. So kam durch Gerning der alte Name Taunus wieder in Aufnahme. Zwar vorerst hauptsächlich uur in Schriften. Namentlich die Geographen, die darauf bedacht waren, einem Gebirge — oder einem Landstriche, den sie sür gebirgig hielten — einen Gesammtnamen zu geben, griffen den Namen begierig auf. Sie begrenzten den Taunus durch Main (nebst Nidda), Rhein, Lahn und das Hügelland der Wetterau. So ist es heute in Lehrbüchern zu lesen. Und seit die Geographen auch auf die geologischen Verhältnisse Rücksicht nehmen, gilt der Taunus als das südöstliche Glied des rheinischen Schiefergebirges. Thon- schiefer, manchmal in Gneis übergehend, von mächtigen Qnarzitgängen durch- zogen, gegen die Lahn hin Granwacke mit Einlagerungen von Kalken, die den schönen Nassauer Marmor liefern, und durchbrochen von Grünstein und Basalt, bilden hauptsächlich das Gesteiu. Uebrigeus ist nicht der ganze so umgrenzte Landstrich Gebirgsland, sondern nur jene von Gerning bezeichnete „Gebirgskette" mit einigen Ausläufern nach Norden und Süden. Diese Kette zeigt sich am schönsten von der Gegend von Frankfurt aus. Von den höchsten, sanft abgerundeten Kuppen des Feldberges und Altkönigs senkt sie sich allmählich, aber nicht einförmig, sondern so, daß immer wieder Berggipfel emporsteigen, nach Osten und Westen. Der Taunus, vou hier aus gesehen, bietet eins der schönsten Bilder eines deutschen Mittelgebirges; Humboldt erinnerte sich seiner beim Anblicke eines südameri- kanischen Bergzuges. Nach Osten und Süden fällt dieser Hauptzug des Tauuus ziemlich steil in die Ebene ab. Nach Norden liegt, bis an die Lahn hin, ein Hügelland mit einzelnen höheren Bergen vor; in diesem strömen Flüßchen nach der Lahn oder, wie die Wisper nach dem Rheine hin; an ihren Ufern findet sich nur stellen- weise, z. B. an der Aar, der Weil, der Wisper, entschiedene Thalbildung. Von Rüdesheim bis Oberlahnstein hat der Rhein durch seinen Durchbruch dieses Hügelland von dem jenseitigen des Huusrücks geschieden; er hat tief eingeschnitten; schroff steigen von seinen Ufern die Schieferwände empor; am bekanntesten

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 347

1880 - Leipzig : Spamer
Gutenberg's Schicksale. 347 für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas- kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge- danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz, die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre 1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter- nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent- wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel, Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! — Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll- eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten. Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes verkündet: „dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder- Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht

7. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 132

1882 - Leipzig : Spamer
f 132 Berlin als Pflegestätte der Wissenschaft. kurfürstlichen Geheimen Rath, sondern, nach Gründung des neuen höchsten wissenschaftlichen Vereins des Landes, zum Präsidenten desselben ernannt. Später ward die Sozietät in vier Klassen getheilt, wobei der Name Akademie der Wissenschaften zum Vorzug kam, der sich seitdem auch andauernd behauptet hat. Zu Roß und zu Wagen, auch mit der Treckschute, die am Spree-Ufersaum durch Pferde gezogen ward, strömten die Gäste nach Liitzenburg, um sich in den: herrlichen neugeschaffenen Schloßgarten zu ergehen, dessen Entwurf der berühmte Gartenkünstler Le Nötre und dessen Ausführung der gleichfalls von Paris ver- schriebene Gärtner Godeau besorgt hatte. In dem reichen Zirkel der philoso- phischen Fürstin überstrahlte diese selbst alle die zahlreichen anwesenden Damen durch Geist und dnrch Anmuth der Erscheinung. Alle ihre Zeitgenossen stimmen überein, daß ihre Schönheit außerordentlich gewesen und Ehrfurcht und Be- wunderung geboten, der Ausdruck ihrer seelenvollen klaren Züge nur Zuneigung und Vertrauen eingeflößt habe. Der Ritter Toland, auf welchen Paladin ihrer Tafelrunde wir später zurückkommen werden, schrieb von ihr wörtlich: „Was ihre Person anlanget, so ist sie eben nicht so gar lang und schmal, sondern viel- mehr etwas stark von Leibe; ihre ganze Bildung ist überaus regulär und ihre Haut sehr weiß und lebhaft; sie hat blaue Augen und kohlschwarze Haare: sie hat sehr gerne schöne Damen um sich, wie denn ihr ganzes Frauenzimmer davon voll ist." Der Ceremouienmeister v. Besser hatte für den Festtag deutsche Verse gedichtet, die aber nicht sonderlich gefielen; sicherlich mit Recht, denn sie waren steis und gespreizt. Aber nicht deshalb mißfielen sie damals, sondern weil sie deutsche waren und man französischen Schäferspielen und mythologischen Tän- deleien in französischer Sprache nach dem Zeitgeschmack stets den Vorzug gab. Des- halb müssen die damaligen Bemühungen Besser's, ebenso des Dichters Canitz, die Muttersprache zur Geltung zu bringen, immerhin anerkannt werden. Leibniz hat uns von dem Feste einen französischen Bericht, aus dem wir Einiges ver- deutschen, hinterlassen. Es wurde der Jahrmarkt iu einem Dorfe in komischer Maskerade ausgeführt. Der Leiter des Ganzen war ein Herr v. Osten. In dem Dorfe waren allerhand Buden mit ihren Schildern ausgestellt, in denen man unentgeltlich Schinken, Würste, Ochsenzungen, Weine, Limonaden, Thee, Kaffee, Chokolade u. dergl. vertheilte. Der Markgraf Christian Ludwig. Herr von Obdam, Herr du Hamel u. A. saßen in den Buden. Herr v. Osten spielte den Wunderdoktor und hatte seine Harlekins und Hanswürste, unter welche sich der Markgraf Albrecht mischte. Der Doktor hatte auch Tausendkünstler, den Grafen Solms und Herrn v. Wassenaer, bei sich. Als Becherspieler zeichnete sich kein Geringerer als der Kurprinz selbst aus. Die Bude des Quacksalbers wurde von der Kurfürstin als Doktoriu ver- waltet. Herr Desaleurs spielte vortrefflich den Zahnbrecher. Bei der Er- öffnnng des Theaters erschien in feierlichem Aufzuge der Doktor auf einem künstlichen Elefanten, die Doktorin, getragen von ihren Leibtürken, auf einem Stuhl. Die erwähnten sonstigen Personen folgten hierauf; als dieser Zug vorbei war, kamen Hofdamen als Zigeunerinnen unter Ansühruug der Prin- zessin von Hohenzollern, um ein kleines Ballet aufzuführen, in welches sich Andere zum Tanzen hineinmengten. Dann kam der Astrolog mit Brille und Fernrohr. Diese Rolle hatte man Anfangs Leibniz zugedacht, man war aber

8. Bilder vom Niederrhein - S. 357

1882 - Leipzig : Spamer
Iserlohn. Das Felsenmeer bei Sundwig u. s. w. 357 Aas Jelsenmeer und die Katk- und ^ropfsteinhößten Bei £mtb- wig. Kkttsenstein. Walve. Ungefähr l1/* Stunde von Iserlohn entfernt liegt Sundwig, in dessen Nähe gleichfalls mehrere interessante Höhlen liegen. Die bedeutendste ist die „alte Höhle", welche jedoch nach der Entdeckung der Dechenhöhle, was feenhaften Zauber betrifft, überboten ward, dagegen für wissenschaftliche Forschungen immer noch eine reiche Fundgrube bietet. Auch hier sind verödete Kathedralen, in denen der Sage nach um Mitternacht die Todten zur Messe gehen und ihre blauen Wachslichter entzünden. Iserlohn an der Hardt von der Alexanderhöhe gesehen. Außer dieser zeigt man bei Sundwig noch drei andere, nämlich die Prin- zenhöhle, die Heinrichshöhle und den hohlen Stein oder das Zwergloch. Hier findet man noch stets Ueberreste fossiler Thierknochen. Interessant ist auch ein Besuch des Felsenmeers bei Sundwig, „einer Menge bizarrer Felsengestalten" in einer etwa halbstündigen Vertiefung, die jedoch mit Gestrüpp sehr verwachsen sind. Nach des bekannten Geologen N ö g g e - rath Ansicht verdanken sie ihre Entstehung einem uralten Bergbau, zum Zwecke, die das Kalkgestein durchfetzenden Eifenmaffen zu gewinnen. Im „Romantischen und malerischen Westfalen" lesen wir darüber wie folgt: „Man gewahrt in den zackigen Rissen und Brüchen, wo sie wie durch Beilschläge aus einander geklaubt sind, das Wirken einer mehr als titanenhaften Kraft, die man fönst nicht ohne helllautes, lärmendes Wesen sich denken kann. Es liegt etwas Unheimliches,
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