Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
142 Das Festland Australien.
einem Büttel griff, das mit gutem Erfolge bereits in mehreren Distrikten
von Neusüdwales Anwendung gefunden hatte. Die Regierung setzte näm-
lich einen Preis aus für denjenigen, der im Bezirke von Melbourne Gold
finden würde, und dies geschah Ende September oder Ansang Oktober
1851 zu Clunes und zu Ballarat, ersterer Ort 36, letzterer 24 Stunden
von Melbourne entfernt. Nicht lange, so wurde auch nordwärts von diesen
Stellen, im Bendigodistrikt, Gold gefunden, und während des Winters von
1852 hielten sich hier allein 50 000 Goldgräber auf, die fast alle so
glücklich waren, mit Schätzen beladen nach Hause zurückkehren zu können.
Einzelne derselben hatten an einem Tage für 5000 Pfund Sterling Gold
erbeutet. Nunmehr strömten Menschen aus der ganzen Welt herbei, hunderte
von Schiffen kamen in Melbourne an, und es war nichts Seltenes, daß in
einem Monate 20 000 bis 30 000 Fremde landeten. Ein merkwürdiger
Wetteifer in den Kolonien entstand, um die fabelhaften Gerüchte über die
Größe der Schätze zu verbreiten, und die armen Goldwäscher, welche auf
dem Sprunge standen, nach einem oder dem andern Orte aufzubrechen,
waren eine Zeitlang in Verzweiflung, weil sie nicht wußten, welchen sie
wählen sollten, d. h. an welchem möglicherweise wohl die größten Nuggets
(Goldklumpen) zu finden wären.
Als indessen überall frische Minen eröffnet wurden, und als in den
Städten eine „Goldeskorte" nach der andern eintraf, wurden die Leute
überall goldtoll, und es wiederholten sich in Viktoria genau alle die Er-
scheinungen, welche schon bei der Goldentdeckung in Neusüdwales vor-
gekommen waren. Es schien auch in Melbourne alles plötzlich auf den
Kopf gestellt; die Leute mit starken Gliedern und harten Händen standen
in der gesellschaftlichen Stufenleiter obenan; ihre Einkünfte waren durch
die gesammelten Schätze außerordentlich gestiegen, und in gleichem Ver-
Hältnisse gingen die Preise aller Waren in die Höhe. Luxusgegenstände
erreichten fabelhafte Preise, da Geld genug vorhanden war und sich Leute
fanden, die mit vollen Händen gaben. Ein alter Soldat, der sich einige
Jahre vor der Goldentdeckung in der Umgebung Melbournes für seine
Ersparnisse von ungefähr 100 Pfund Sterling ein Stück Land gekauft
hatte, verkaufte dasselbe Land kurz nach der Goldentdeckung, da es zu
Bauplätzen verwendet werden sollte, für 120 000 Pfund Sterling. Auf
der andern Seite mußten freilich sämtliche Besoldungen unter 6000 Mark
um etwa 50 Prozent erhöht werden, da die Beamten sonst nicht mehr
hätten auskommen können, und die Polizeileute erhielten, damit sie auf
ihren Posten blieben, täglich 5 Schillinge 9 Penee oder 6 Mark nebst
ihren Rationen.
Die Goldausbeute war aber auch fabelhaft. Am 9. November 1851
brachte die Goldeskorte vom Berge Alexander für 400 000 Mark und von
Ballarat für 144 000 nach Melbourne. Am folgenden Mittwoch wurden
über 800 000 Mark in Gold eingeliefert, am dritten Mittwoch weit über
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Grönland. 253
Grönland gegenüberliegenden Landmassen des amerikanischen Archipels
sind Northlincoln und jenseit des Vereinigten Staatensundes
Grinnellland. In die Peabodybai des Smithsundes stürzt der ge-
waltige grönländische Hnmboldtgletscher (79° nördl. Br.) ab. Aus
diesem Sunde führt der Kennedykanal zwischen Grönland und Grinnells-
land in das Hallbecken, aus welchem der Petermannfjord, einem
langen Arme gleich, in das grönländische Festland einschneidet. Dieses
Hallbecken besitzt abermals eine nördliche Fortsetzung in dem Robeson-
kanal, und dieser öffnet sich in das Polarmeer, welches jedoch kein offenes,
wie man gehofft hatte, sondern mit Eis von ganz ungewöhnlicher Dicke und
hohem Alter, schwimmenden Eisbergen ähnlich, besetzt ist.
Die Ostküste Grönlands ist 1869—1870 durch die zweite deutsche
Polarexpedition erforscht worden und zwar zwischen 73 und 77"
nördl. Br., welch letztere bis jetzt höchste erreichte Breite iu Ostgröulaud
durch I. Payers Schlittenreise am 15. April 1870 gewonnen wurde.
Im Jahre 1870 unternahmen Nordenskjöld, Berggren und
Nordström am 19. Juli vom Auleitsivik-Fjord (68" 20' uördl. Br.)
an der Westküste einer Binneneiswanderung, auf welcher sie in drei Tagen
56 km landeinwärts und bis 610 m hoch ansteigend vordrangen, dann
aber zur Umkehr gezwungen waren.
Im Jahre 1871 begann der Geolog K. V. S. Steenstrnp eine
geologische Aufnahme des Küstengebiets am Waigatfund, die er im folgenden
Jahre mit dem Topographen H. G. Roh de fortsetzte.
In demselben Jahre 1872 war auch Ed. Whymper am Waigat
thätig, nachdem er vorher im Umanakdistrikte einen über 2000 m hohen
Berg des Küstengebirges bestiegen hatte.
Im Jahre 1875 besuchte der norwegische Geolog Amand Helland
Nordgrönland, wo er unter anderm Untersuchungen über die Gletscher-
bewegnngen anstellte. Zur Erforschung des bisher wenig bekannt gewesenen
südlichsten Teiles von Grönland begaben sich 1876 der oben genannte
Steenstrup, der auch 1874 mit Johnstrnp eine Reise in Südgrönland
gemacht hatte, ferner Leutnant G. F. Holm und der Student A. Komerup
von Kopenhagen nach Jnlianehaab, von wo sie, nach einer Aufnahme
des Küstengebiets, die unter dem Namen Niviarsiat oder Jomsrnerne
(Jungfrauen) bekannte Gruppe vou Nunatak (etwa 61" nördl. Breite)
vergeblich zu erreichen suchten.
Im Jahre 1877 erforschten Steenstrup und der Marineleutuaut
Jensen die Fjorde im Distrikt Frederikshaab, worauf sich im folgenden
Jahre ersterer nach Nordgrönland, letzterer nach Südgrönland begab.
Steenstrup blieb, zweimal überwinternd, bis zum Herbst 1880 in den
beiden nördlichsten Bezirken Upernivik und Umanak und brachte wichtige
Beiträge zur Kenntnis des Landes.
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Astronomisch-Physikalische Geographie. 503
inneren Afrika und Asien müssen, wenn sie überhaupt existieren, derselben Ka-
tegorie angehören. Die Reihenvulkane sind namentlich massenhaft um den großen
Ocean gelagert und machen 6h der folgenden Gürtel aus: 1) die westaustra-
lische Vulkanreihe von Neuseeland, dm neuen Hebriden, St. Cruz, Neubri-
tanuieu und Neuguinea; 2) die Vulkanreihe der Molukkeu- und Suuda-Jn-
seln, besonders zahlreich ans Java und Sumatra; 3) die der Philippinen und
Marianen; 4) die der ostasiatifchen Inselwelt (japanische und kurilische);
5) die von Kamtschatka; 6) die der Alsuteu; 7) die von Nordwest-Amerika;
8) die von Mexiko (Colima, Jorullo, 1759 erst entstanden und bereits 1300 m
hoch, Toluca, Popocatepetl, Citlaltepetl ?c.); 9) die von Ceutralamerika
(35—40 Vulkane); 10) die von Quito (Tolima, Pichiucha, Cotopaxi, Chim-
borazo); 11) die von Bolivia und Oberperu; 12) die von Chili; 13) die
der Antillen, z. V. auf St. Enstache, Guadeloupe, Dominika, Martinique.
St. Lucia, St. Vincent, Grenada; 14) die der griechischen Inseln im Mittel-
meere auf Santorin, Polykandro, Milo Poros und auf der Halbinsel
Metone.
Erdbeben und Vulkane haben aus die Hebung und Senkung des Bodens,
aus Spaltenbildungeu, auf Entstehung neuer Jnfeln und Berge, oder auf das
Verschwinden alter Landstrecken den entschiedensten Einfluß. Folgende Bei-
spiele mögen dies beweisen. Im Mai 1796 entstand in der Reihe der Alkuten
durch Eruptionen eines unterseeischen Vulkans eine Insel, welche 1804 zum
erstenmale besucht wurde und noch im Zunehmen begriffen war. 1806
hatte sie eine Höhe von über 300 m und einen Umfang von 6 Stunden
Ruderzeit. Im großen und indischen Ocean vergehen viele Inseln, neue
entstehen. Im Mittelmeer verschwand 1853 Skyro. Südlich von Sicilien
tauchte 1831 die Insel Ferdinandea aus; anfangs hob sie sich von Tag zu
Tag, aber im Dezember des gleichen Jahres sank sie wieder. Vom Empor-
steigen von Berggipfeln auf dem Festlande kennen wir drei Beispiele: 1) um
290 v. Chr. erhob sich unter vulkanischen Erscheinungen auf der Halbinsel
Metone ein 1300 m hoher Berg; 2) 1538 entstand der Monte nuovo im
Meerbusen von Bajä bei Pozzuoli, während die Umgebung von häufigen
Erdbeben heimgesucht wurde und der Vesuv ruhte; 3) der Jorullo. Sechs
Tagereisen von Mexiko, zwischen den Vulkanen von la Puebla und Colima,
befand sich eine sehr fruchtbare Hochebene (800 m hoch), die im Juni 1759
durch heftige Erdstöße heimgesucht wurde. Diese währten an 60 Tage und
waren von einem furchtbaren Getöfe begleitet; anfangs September hörten sie
auf, kehrten aber am Ende des Monats wieder. Ein 4 □ Meilen großer
Landstrich, Malpays genannt, erhob sich wie eine weiche Masse in Form einer
Blase, und noch heute erkennt man in den zerbrochenen Schichten die ur-
sprünglichen Grenzen dieser Erhebung, welche von ihren 13 m hohen Rän-
dern allmählich bis 170 m in die Höhe steigt. Beim Emporsteigen dieser
Masse erblickte^ man auf einer Ausdehnung von mehr als x/2 □ Meile her-
vorgetriebene Flammen; Trümmer durchglühter Felsmassen wurden hoch em-
porgeschleudert. Dabei bewegte sich diese ganze Flüche wie ein sturmbewegtes
Meer. Tausende von kleinen Hügeln (hornitos, d. i. Oesen) stiegen rauchend
empor. In der Mitte spaltete sich der Boden von Sso. nach Nnw., und
empor trat der vou sechs kleineren Bergen umgebene Jorullo.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
— 348 —
Kälte mondheller Nächte berief, ohne daß man erwog, die Erde strahle
gerade bei heiterem Himmel ihre Wärme aus (§ 129). Erwiesen ist, daß
der Mond auf der Erde Ebbe und Flut veranlaßt und schwache Barome-
terschwankungen bewirkt, zweifelhaft bleibt jedenfalls sein Einfluß aus die
Witterung und räthselhaft gar Mauches, das von jeher den Einwirkungen
des Mondes zugeschrieben worden ist. So soll Holz, welches bei abneh-
mendem Monde gefällt wird, leichter springen und eher faulen, als solches,
das bei zunehmendem Licht geschlagen wird; viele Bauern behaupten, die
Saat gedeihe besser, wenn man sie bei zunehmendem Mond in die Erde
bringt. Der Einfluß des Mondes auf Kranke ist eben so ungewiß; wir
nennen solche Menschen mondsüchtig, welche gewöhnlich beim Mondwechsel
im Schlafe aufstehen und entweder gewohnten Geschäften nachgehen oder
sogar große Wagstücke unternehmen, vor welchen sie im wachen Zustande
zurückbeben müßten. Kröpfe sollen periodisch zur Zeit des Vollmonds an-
schwellen, Leberleiden sich verschlimmern und Geisteskranke in Wuth ge-
rathen.
8 127.
Von den Thierzeichen, den Jahreszeiten und dem Kalender.
Gleich auf der zweiten Seite eines jeden Hauskalenders stehen unter
einem Bildchen die Worte: am 20. Januar tritt die Sonne ins Zeichen
des Wassermanns, und dreht man das Blatt um, so heißt es: am
20. Febr. tritt die Sonne ins Zeichen der Fische, und weiter — am
21. März ins Zeichen des Widders, am 20. April in das des Stiers,
am 21. Mai in das der Zwillinge, am 22. Juni in das des Krebses, am
23. Juli in das des Löwen, am 23. Aug. in das der Jungfrau, am
23. Sept. in das der Waage, am 23. Okt. in das des Skorpions, am
22. Nov. in das des Schützen, am 22. Dec. in das des Steinbocks. Diese
12 Zeichen sind dem Thierkreis (Zodiakus) am Himmel, einer 20° breiten
Zone zu beiden Seiten der Ekliptik, entlehnt.
Der glückliche Gedanke, das unermeßliche Sternenheer in Bilder zu
gruppiren, rührt von orientalischen Völkern her, insbesondere den Chaldäern,
in Babylon, welche anfangs tüchtige Astronomen, späterhin als Astrologen
berüchtigt waren. Sie hatten wahrgenommen, daß die Sonne bald diese
Sternengruppe, bald eine andere bedecke, d. h. mit ihr auf- und untergehe.
Dies brachte sie auf den Gedanken, die Bahn der Sonne dadurch zu be-
stimmen, daß sie den Thierkreis ersannen und die einzelnen Sterne zu Bil-
dern vereinigten. Wer auch nur zwei oder drei Sternbilder am Himmel
kennt, muß die feurige Phantasie der Orientalen bewundern, welche aus
den einzelnen Sternen so kühne Figuren und Bilder construiren konnte.
Die Bilder des Thierkreises paßten genau auf den Stand der Sonne
vor denselben in den damaligen Jahresverhältnissen. Die 3 Frühlings-
sternbilder Widder, Stier, Zwillinge bezeichneten den Stand der Sonne,
wenn im März die Heerde wieder auf die Weide getrieben, im April der
Acker gepflügt und im Mai junge Ziegen geworfen wurden, die 3 Sommer-
sternbilder Krebs, Löwe, Jungfrau, wenn die Sonne im Juni den höchsten
Stand erreicht hatte und den Rückweg antrat, die große Hitze des Juli
dem feurigen Temperamente des Löwen vergleichbar war, und die Jungfrau
mit der Sichel an die Ernte im August mahnte; Waage, Skorpion und
Schütze stimmten mit den Merkzeichen des Herbstes überein; die Waage
weiset auf die Herbst-Nachtgleiche im September, der Skorpion mit giftigem
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
— 405 —
Reihe der Meuten durch Eruptionen eines unterseeischen Vulkans eine Insel,
welche 1804 zum ersten Male besucht wurde und noch im Zunehmen be-
griffen war. 1806 hatte sie eine Höhe von 1000' und einen Umfang von
6 Stunden Ruderzeit. Im großen und indischen Ocean vergehen viele
Inseln, neue entstehen. Im Mittelmeer verschwand 1853 Skyro. Südlich
von Sicilien tauchte 1831 die Insel Ferdinande« auf; anfangs hob sie
sich von Tag zu Tag, aber im December des gleichen Jahres sank sie
wieder. Vom Emporsteigen von Berggipfeln auf dem Festlande kennen wir
3 Beispiele: 1) um 290 v. Chr. erhob sich unter vulkanischen Erschei-
nungen auf der Halbinsel Metone ein 4000' hoher Berg; 2) 1538 ent-
stand der monte nuovo im Meerbusen von Bajä bei Pozzuoli, während
die Umgebung von hänfigen Erdbeben heimgesucht wurde und der Vesuv
ruhte; 3) der Jorullo. Sechs Tagereisen von Mexiko zwischen den Vul-
kanen von la Puebla und Colima befand sich eine sehr fruchtbare Hoch-
ebene (2400'), die im Juni 1759 durch heftige Erdstöße heimgesucht wurde.
Diese währten an 60 Tage und waren von einem furchtbaren Getöse be-
gleitet; Anfangs September hörten sie auf, kehrten aber am Ende des
Monats wieder. Ein 4 Q.-M. großer Landstrich, Malpays genannt, erhob
sich wie eine weiche Masse in Form einer Blase, und noch heute erkennt
man in den zerbrochenen Schichten die ursprünglichen Grenzen dieser Er-
Hebung, welche von ihren 40' hohen Rändern allmählich bis 500' in die
Höhe steigt. Beim Emporsteigen dieser Masse erblickte man auf einer Aus-
dehnung von mehr als % Q.-M. hervorgetriebene Flammen; Trümmer
durchglühter Felsmassen wurden hoch emporgeschleudert. Dabei bewegte sich
diese ganze Fläche wie ein sturmbewegtes Meer. Tausende von kleinen,
5—10' hohen Hügeln (hormtos, d. i. Oesen), stiegen rauchend empor.
In der Mitte spaltete sich der Boden von Sso. nach Nnw., und empor
trat der von 6 kleineren Bergen umgebene Jorullo.
Em besonders interessantes Beispiel von Hebung und Senkung durch
vulkanische Kräfte bietet der Serapistempel bei Pozzuoli unfern Neapel,
100 Schritte vom Meeresufer. Von seinen 46 marmorenen und granitenen
Säulen stehen nur 3 marmorene ausrecht, und diese haben vom Fuße bis
15' auswärts eine glatte unbeschädigte Oberfläche; dann aber folgen 12'
weit hinauf tiefe Löcher der Bohrmuscheln, welche zu ihrer Arbeit ge-
wiß einige Jahrhunderte brauchten. Daraus kaun man aber mit ziemlicher
Gewißheit schließen, daß das Gebäude zuerst sank und zwar so, daß die
Säulen von Schlamm oder vulkanischem Schutt 15' hoch umgeben, gegen
die Angriffe der Bohrmuschel gesichert waren; den obern Theil konnten sie
dann angreifen. Später aber muß das ganze Gebäude wieder aus dem
Meeresgrunde emporgehoben worden sein, und es ist möglich, daß dies
beim Entstehen des monte nuovo 1538 geschah, nachdem 1198 der Aus-
bruch der Solfatara die Senkung des Tempels bewirkt hatte.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt]]
— 424 ---------------
sammenberufen werden könne, mit welcher der Friede vereinbart werden sollte. (28. ^an.) Sämmtliche Forts von Paris capitulirten; die Pariser Garnison blieb kriegsgefangen in der Stadt; Paris zahlte 200 Mill. Franken Kontribution. Am 12. Febr. trat die Nationalversammlung in Bordeaux zusammen; sie schuf eine eapituration^ vxo^on^e Regierung, indem sie Thiers als Präsidenten der Republik ein-«°n B-lfort. Ichte. Da am 16. Febr. endlich auch Belfort nach viermonatlicher Belaaeruna capltulrrt hatte, wurde der Waffenstillstand auf kurze Zeit erneuert. Die Friedens« Kmtnunter|a,!biun9ttt' Ddn Bismarck und Thiers geleitet, führten endlich zu dem Präli-Versailles. minarfkleden von Versailles 20. Febr. 1871. Von deutscher Seite wurde nur in einem Punkte nachgegeben, Frankreich behielt Belfort. Es trat dagegen Maß und Deutsch-Lothringen mit Metz an Deutschland ab und verpflichtete sich, binnen drei Jahren eine Kriegsentschädigung von 5 Milliarden Franken zu entrichten; bis zur Bezahlung dieser Summe sollten deutsche Truppen Theile von Frankreich besetzt halten. Nach heftigen Kämpfen und gegenseitigen Anklagen und Beschuldigungen im Schoße der Nationalversammlung, nahm diese am 1. März den Frankfurt." Präliminarfrieden an, welcher am 10. Mai zu Frankfurt a. M. in einen definitiven verwandelt wurde. Am 3. März als die Nachricht von der Bestätigung des Friedens in Versailles ankam, hielt ein Theil des deutschen Heeres seinen Einzug in Paris, von welchem jedoch, wie man übereingekommen war, nur bestimmte Quartiere für kurze Zeit besetzt wurden.
Die für Frankreich so nothwendige Ruhe und Ordnung hat indessen das Land nicht erhalten. Kaum war der Frieden abgeschlossen, so brach in Paris ein Aufstand der social-demokratischen Partei (die Internationale) aus; die von dieser gewählte „Commune" versagte der Nationalversammlung, die ihren Sitz nach Versailles verlegt hatte, den Gehorsam und rüstete sich zum Widerstand. Ein furchtbarer Kampf entbrannte, die entsetzlichsten Thaten wurden verübt, die Vendomesäule umgestürzt, die Tuilerien, das Louvre, das Palais-Royal, das Hotel-de-Ville und andere Gebäude verbrannt. Endlich wurden die Regierungstruppen des Aufstandes Herr; ein fürchterliches Strafgericht erging über die Kommunisten. Aber auch jetzt hatte Frankreich keinen Frieden. Die Parteein in der Nationalversammlung stehen sich schroff gegenüber; die nur in der Abneigung gegen die Republik geeinigten Bonapartisten, Legitimisten und Orleanisten, in der Majorität gegen die Republikaner, lassen eine definitive Gründung der Republik nicht zu und nur ihre gegenseitige Eifersucht ermöglicht es, daß die provisorische Republik unter Thiers' kluger Leitung ein unsicheres Dasein fristet.
§ 122.
Litterar- und Kulturgeschichtliches.
tomskfif ^ ®^iaer und Göthe folgte die sogenannte romantische Schule, die Einheit Dichter- der Kunst und des Lebens erstrebend. Religion, Poesie, Leben, alles sollte harmo-
schuie. nisch in einander aufgehen, christliche Kunst alle Gebiete und Bestrebungen des Le-
bens durchdringen. Die Romantiker, welche das klassische Alterthum seines überwiegenden Einflusses zu berauben suchten, strebten nach idealem Aufschwünge mit
Abstreifung alles Irdischen, versanken aber dabei oft in phantastische Träumereien,
unklare Sehnsucht, weiche Sentimentalität. Der Hauptstoß ihrer Dichtung war das
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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Extrahierte Personennamen: Thiers März März
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Bordeaux Belfort Versailles Frankreich Deutschland Frankreich Frankfurt Frankfurt_a._M. Versailles Paris Frankreich Paris Versailles Frankreich
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
78 Das Jsergebirge mit seiner Umgegend.
Die jetzige evangelische Pfarrkirche in Lauban ist erst im Anfang des
18. Jahrhunderts (1703 hatte man mit dem Bau begonnen) erbaut; 1760
bei dem großen Brande, der ganz Lauban einäscherte, mit abgebrannt, wurde
sie erst nach ihrer Wiederherstellung zur Pfarrkirche gemacht an Stelle der 1760
ebenfalls abgebrannten Trinitatiskirche, die überhaupt nicht wieder erbaut wurde
und bis vor zwei Jahren hier als Ruine bestand; jetzt existiert nur noch der
Turm, der das Geläute der evangelischen.gemeinde trägt. In dieser bis zum
Jahre 1760 bestandenen Pfarrkirche spielte sich der beschriebene Vorfall aus
dem Hussitenkriege ab. Die katholische Kirche ist ein vollständig nener, in den
Jahren 1858—1861 aufgeführter Bau.
An dem Eckhause beim Eingange in die Kirchgasse sieht man in Stein ge-
hauen die Figur eines Mannes, welchem Arme und Beine fehlen. Dies soll das
Bildnis des heldenmütigen Pfarrers sein, welcher am 16. Mai 1427, als die
Hussiten Lauban erstürmten, auf den Kirchturm gestiegen war und von dort
aus die Bürger zum Widerstande ermahnt hatte; er wurde dafür von den
siegreichen Hussiten an vier Pferde gebunden und zerrissen. Andre aber sagen,
das Bild stelle den damaligen Besitzer des Hauses, Konrad von Zeidler, vor,
welcher an diesem unglücklichen Tage die Laubaner führte und im Schldfgruude,
in Stücke gehauen wurde.
Aus dem Dreißigjährigen Kriege fand sich bis vor kurzem als Andenken
an dem hölzernen Giebel eines jetzt abgerissenen Hauses vor dem Nikolaithor
ein halbes Hufeisen angenagelt, welches das Pferd des von den Feinden ver-
folgten schwedischen Königs Karls Xii. verloren haben soll, der auf seinem
berühmten Ritt von Bender nach Schweden so schnell durch Lauban sprengte,
daß das Hufeisen bis dort hinauf geschleudert wurde.
Auch am Queiß gelegen ist Greifenberg und mit der Bahn zu erreichen.
Diese Stadt liegt dem Jsergebirge um 15 km näher. Ein guter Fußgänger
kann von hier aus das Bad Fliusberg in drei Stunden erreichen. Greifenberg
hat noch nicht 3000 Einwohner; unter den Gewerben der Stadt nimmt die
Leinenfabrikation, die seit 400 Jahren getrieben wird, die erste Stelle ein.
Die Weberei erhielt größeren Aufschwung, als sich ihres Glaubens wegen aus
Jauer und Neiße vertriebene Weber hier ansiedelten; noch mehr hob sich die
Stadt nach der Besitznahme Schlesiens durch Preußen infolge der weisen Maß-
regeln Friedrichs des Großen zum Schutze der schleichen Industrie. Im Jahre
1609 gab es sechs Handelshäuser für Leinen, nach 1640 mehrten sich dieselben
auf sechsundzwanzig. Im Jahre 1755 wurde die Kaufmannsfocietät, eine Art
Handelskammer, gebildet. In der Leinwandordnung vom 26. April 1788 er-
scheint Greifenberg als eine der fünf Kommerzialstädte des fchlesischen Gebirges.
Jetzt beschäftigen zehn Fabrikanten die meistens auf dem Lande zerstreut woh-
nenden Weber hauptsächlich in der Erzeugung von leinenen Taschentüchern,
Leinwand und Creas, Damast, Handtüchern, Drell, Inlett- und Züchenleinen.
In zwei Leinendruckereien und Färbereien werden bedruckte Schürzen und
Kleiderstoffe hergestellt. Eine mechanische Weberei arbeitet mit 86 Stühlen;
Bleichanstalten gibt es vier. Greifenberg ist eine alte Stadt, über die wir aus
dem Anfang des elften Jahrhunderts sichere Nachrichten haben. In der katho-
tischen Kirche befindet sich eine 1545 angelegte gräflich Schafsgotschische Familen-
grust. Auf einem 3/4 Stunden von der Stadt entfernt liegenden, 420 in hohen
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Zeidler Konrad Karls Greifenberg Greifenberg Friedrichs Greifenberg Weber Greifenberg
Extrahierte Ortsnamen: Lauban Karls Schweden Bad_Fliusberg Schlesiens
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
360 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens.
bleiben, aber nicht mehr das sein, was ihr wäret. Ich hoffe, dies wird die letzte
Thorheit eures Königs gewesen sein."
Am 15. August 1898 wurde mit vielem Gepränge, mit Erleuchtung,
Feuerwerk und Gastmählern, während die Bürger seufzten, der Geburtstag des
Kaisers gefeiert. Dann wurden die Befestigungswerke auf Kosten Preußens
wieder ausgebessert und vervollständigt. Wie sehr Glogau während der fran-
zösischen Herrschaft litt, läßt sich in Kürze nicht beschreiben: aber daß die Not
keine kleine gewesen ist. liegt auf der Hand, wenn man bedenkt, daß für die
Bürger zu den vielen Abgaben, welche der Krieg und unglückliche Friede von
den andern Städten forderte, noch die Erhaltung der französischen Truppen
hinzukam. Wie jedoch allenthalben nach den Unfällen der französischen Armee
im Jahre 1812 ein frischer Geist und Sinn die Bürger beseelte, so wurden
auch die Glogauer immer mehr von Abscheu gegen die Franzosen erfüllt. Sie
hatten die Reste der großen Armee zurückkehren fehen in den abenteuerlichsten
Aufzügen, wie sie in Felle von Katzen und Hunden, in zerlumpte Mäntel ge-
hüllt mit erfrornen Händen, Füßen und Nasen durch die Stadt zogen.
Der Krieg gegen Frankreich war erklärt. Am 10. März war das noch
immer von Franzosen besetzte Glogau völlig gesperrt, und nun erfuhren die
Glogauer nichts mehr von dem, was außerhalb ihrer Stadt vorging. Russische
Truppen begannen am 19. März die Beschießung Glogaus. Unter den Be-
lagerern waren auch Preußen, was man erst im Mai erfuhr, als bei einem
Ausfalle einige Preußen gefangen eingebracht wurden. Was mußten die Ein-
wohner jetzt empfinden, da sie sich noch immer der Gewalt französischer, also
ihnen jetzt feindlicher Truppen bloßgestellt fahen! Erst am 10. April 1314
ergaben sich die französischen Truppen unter der Bedingung freien Abzuges.
Glogau hatte während der Belagerung unbeschreiblich gelitten nicht durch die
Preußen und Russen, die es mehr eingeschlossen hielten als eigentlich angriffen,
sondern durch die in der Stadt entstandene Not, welche durch Mangel an Lebens-
Mitteln, durch Krankheit und durch den Druck, besonders durch die ungeheuren
Forderungen der französischen Behörden, herbeigeführt wurde. Der Kehricht
aus den Pferdeställen konnte nicht fortgeschafft werden, sondern wurde auf die
Straßen gebracht und verpestete die Luft. Weil es an Brennholz fehlte, riß
man Häuser ein und brauchte die Balken als Brennholz. Viele Hunderte von
Einwohnern wurden aus der Stadt gelassen, weil es an Lebensmitteln fehlte,
so z.b. am ersten Adventsonntage 1900 Menschen. Von der Besatzung liefen
viele davon, denn sie wurde schlecht verpflegt, und man sah Soldaten bei den Ein-
wohnern Brot erbetteln. Als die Besatzung durch Raketen von der Lage Deutsch-
lands erfuhr, forderten über 2000 Mann Deutsche, Spanier und Holländer ihre
Entlassung und erhielten sie am 23. Januar 1814. Der französische Gouverneur
Laplane stellte seine ungeheuren Geldforderungen öfter unter angedrohter Plün-
derung, am 25. Januar sogar unter Androhung, das Rathaus in die Luft
sprengen zu lassen, wozu er schon zwölf Fässer Pulver in die Keller desselben
hatte bringen lassen. Der auf den Straßen aufgehäufte Mist mußte endlich
am 3. Februar verbrannt werden, wodurch aber die Krankheiten noch vermehrt
wurden. Erst nachdem die Nachrichten von der Thronveränderung in Frank-
reich angekommen waren, ersolgte der Abschluß der Kapitulation am 10. April
1814. Die am 17. April ausmarschierende Besatzung bestand noch aus 2429
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Extrahierte Personennamen: August Laplane
Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Frankreich Glogau Glogaus Frank-
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
428 Im Regierungsbezirk Posen.
die ausständischen Polen; gegen 2500 Mann sollen hier zusammengekommen
sein. Ehe sie abzogen, begingen sie manche Grausamkeiten an den Einwohnern.
Mieroslawski führte die Polen gegen die Preußeu, die unter dem General
Hirschfeld standen. Bei Sokolowo kam es zur Schlacht. 300 Edelleute giugeu
auf die preußischen Geschütze los. Die Mehrzahl fiel, aber die Preußeu mußten
weichen, wurden aus einer Stellung nach der andern geworfen und zogen sich
nach Gnefeu zurück. Den Polen kostete dieser Sieg gegen 700 Gefallene und
ebensoviel Verwundete, die nach Wreschen gebracht und dort verpflegt wurden,
so daß die ganze Stadt einem Lazarett glich.
Südlich von Wreschen liegt das kleine Miloslaw; dann fahren wir über
die Warthe unweit Neustadt, kommen nach Jarotfchin, einem Orte von 2500
Einwohnern, die sich vielfach vom Holzfahren aus den reichen nahen Waldungen
nach der Warthe hinunter nähren. Hier wird die Öls-Gnefener Bahn von der
Pofen-Kreuzburger Bahn geschnitten.
Schon im Kreise Krotoschin, südlich von Jarotschin, liegt Koschmin (4200 E.),
Knotenpunkt von vier Chausseen, Sitz eines Lehrerseminars. Hier finden wir das
Schloß der Familie Sapieha, die einst in Großpolen die reichste und angesehenste
war, deren Andenken bei uns nur noch in dem Namen des Sapiehaplatzes in
Posen fortlebt. Vor mehr als hundert Jahren gebot über das ganze Land
rings um feine Feste der Fürst Marcin Sapieha. Nur das kleine Wilkowo ge-
hörte dem Szlacheie Sewerin Wilkonski. Vergebens bemühte sich der Fürst,
den Alten durch den Anblick roter und weißer Gulden zum Verkauf des Gütchens
zu locken. Dieser mochte nicht von der Kirche lassen und den teuern Gräbern;
es trat eine böse Spannung zwischen dem Magnaten und dem Edelmanns ein.
Da kam der Fürst dem edlen Wilkonski freundlich entgegen, mit Bruderkuß lud
er ihn persönlich zur Osterseier auf das Schloß.
Ostern wurde damals von den Polen noch seierlicher begangen als heute.
Die geweihte Speise bildete den Festschmaus, rauschend und glänzend ging es
auf dem Schlosse her, der Ungarwein floß in Strömen, und der Tag ward zur
Nacht, die Nacht zum Tage, bis alle drei hochheiligen Feiertage vorüber waren.
Der Fürst machte den liebenswürdigsten Wirt; er streichelte und küßte den alten
Sewerin, strich ihm den langen Bart, um die letzten Spuren des früheren
Grolles wegzufchmeicheln. Unterdessen brachen die Kosaken des Marcin Sapieha
auf Befehl ihres Herrn in Wilkowo ein, rissen das Wohnhaus, die Hütten der
Bauern, die ehrwürdige Kirche nieder und legten sie in Asche; dann pflügten
sie die leergebrannten Stätten um, streuten Salz in die Furchen und trieben
die Bewohner des früheren Dorfes mit Peitschenhieben ins Gebüsch.
„So rächte sich Marcin Sapieha
Zur Zeit der freien und erlauchten Republik Polonia,
Als man nach Christus lausend schrieb
Sieben hundert zwei und vierzig."
Wir kommen nach Krotoschin, einem freundlichen Ort von 8300 Ein-
wohnern, dem Geburtsorte des Dichters Otto Roquette, der Hauptstadt des
Fürstentums, mit welchem Friedrich Wilhelm Iii. den Fürsten von Thurn und
Taxis beschenkte, als in Preußen eine königliche Post eingerichtet wurde. Einst
war die Stadt noch viel unbedeutender, was schon der Umstand beweisen kann,
daß sie in dem Hexameter genannt wird, mit dem der Posener die sieben
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Extrahierte Personennamen: Hirschfeld Marcin_Sapieha Sewerin_Wilkonski Wilkonski Marcin_Sapieha Marcin_Sapieha Christus Otto_Roquette Otto Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Mongolenschlacht im Jahre 1241. 335
tot", was falsch verstanden wie „Fliehet, fliehet" klang. Unordnung riß ein,
und die Mongolen jagten ihre Gegner in die Flucht. Nun standen die beiden
letzten Haufen allein noch auf dem Schlachtfelde, und wenngleich ihre Feinde
ihnen weit überlegen waren, so hatten sie doch eine geordnete Stellung und
eine regelmäßige Art des Angriffes voraus, und außerdem waren sie durch ihre
Panzer und Rüstungen ziemlich gesichert vor den Pfeilen der Mongolen, die
dagegen vor ihren Streichen nicht durch Panzer geschützt waren. Schon glaubten
die Christen den Sieg erfochten zu haben, als sich plötzlich das Glück wendete
und eine allgemeine Flucht den Mongolen den Sieg in die Hände gab.
Als Ursache dieses schnellen Wechsels gibt man an, die Mongolen hätten eine
lange Stange in Gestalt eines Kreuzes erhoben; auf deren Spitze hätten sie einen
Menschenkopf von fürchterlichem Aussehen gesteckt, welcher einen starken und
stinkenden Rauch von sich geblasen habe. Man vermutet, daß diese Stauge ein
Werkzeug gewesen sei, Steine und brennende Stoffe fortzuschleudern, wie es
die Mongolen in ihren Kriegen in China kennen gelernt hatten; andre glauben,
sie sei nur ein Feldzeichen gewesen, um die Streiter zusammenzuhalten. Was
es auch für ein Ding war, die Christen hielten es für eine teuflische Zauberei,
der sie nicht widerstehen könnten, und flohen. Nur Herzog Heinrich wehrte sich
noch, und vier Ritter hielten bei ihm aus. Er wollte sich endlich durch die
Feinde durchschlagen, aber er verlor sein Pferd; einer seiner Begleiter brachte
ihm ein frisches; drei seiner Treuen fielen neben ihm. Schon an der linken
Hand verwundet, wollte der Herzog noch einen kräftigen Hieb thuu, als ein
Mongole ihn mit seiner Lanze unter der Schulter traf und niederstieß. Der
treue Jwanowitz entkam mit zwölf Wunden bedeckt; aber über Heinrichs Leich-
nam sielen die Mongolen her, entkleideten ihn und hieben ihm den Kopf ab,
den sie auf einer Stange als Siegeszeichen forttrugen. Mit diesem Kopfe ritten
sie vor das Schloß von Liegnitz, in welchem vier Söhne Heinrichs in Sicher-
heit waren. Indem die Mongolen den Liegnitzern Heinrichs Haupt zeigten,
hofften sie, das Schloß werde sich ihnen ergeben. Da sie aber ernste Gegen-
wehr fanden, zogen sie ab und nahmen bald darauf ihren Rückzug an der Seite
des Gebirges nach Mähren zu. Ihr Aufenthalt in Schlesien hatte kaum sechs
Wochen gedauert, und dennoch war das ganze Land von Ratibor bis Liegnitz
verheert und verwüstet, und alle Orte, durch welche sie zogen, waren von ihnen
niedergebrannt worden. Wie groß ihre Anzahl in der Schlacht bei Liegnitz ge-
wesen, ist nicht genau anzugeben, wahrscheinlich aber betrug sie nicht über 50 000
streitbare Männer. Heinrichs Heer soll sich auf 30 000 Mann belaufen haben.
Vieles hat eine spätere Zeit zu dieser Begebenheit hinzugedichtet. So sollen die
Mongolen jedem in der Schlacht gefallenen Christen ein Ohr abgeschnitten und
mit diesen Ohren neun Säcke gefüllt haben. Noch jetzt feiern die Liegnitzer all-
jährlich am Sonntage nach dem 9. April das Ohrenfest. Zahlreiche Scharen von
Bewohnern der Stadt und Umgegend ziehen an diesem Tage nach Wahlstadt,
und in den Kirchen wird von den Geistlichen des furchtbaren Kampfes gedacht;
auch Gemälde am Altar und an der Decke der katholischen, am Altar der evan-
gelischen Kirche stellen Szenen der Schlacht dar.
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TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Söhne_Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: China Liegnitz Ratibor Liegnitz Liegnitz