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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 401

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen. 401 Schiffe gezählt worden. Für den Verkehr von der Mainmündung bis Frankfurt a./M. war bisher der Umstand hinderlich, daß die Güter in Mainz umgeladen werden mußten; nachdem die Strecke bis Frankfurt a./M. kanalisiert worden ist, hat sich der Frachtenverkehr dahin auf dem Main bedeutend gehoben (statistische Angaben sind noch nicht möglich). Die Schiffahrt auf der Fulda ist nach Eröffnung der Nord- bahn im wesentlichen auf den Verkehr von Baumaterial beschränkt. — Die gut ge- haltenen Kunststraßen hatten bereits zu Ende der siebziger Jahre im Bezirke Kassel etwa 7000, im Bezirke Wiesbaden gegen 1400 km Länge. — Von den Eisenbahnen ist vor allem die von Hannover kommende Linie zu erwähnen, welche über Göt- tingen, Bebra, Fulda und Frankfurt a./M. zum Rheine (bei Kastell) führt; sodann eine zweite, welche von Karlshafen über Kaffel, Marburg. Gießen, Weilburg, Lim- bürg nach Oberlahnstein leitet und, den Rhein aufwärts gehend, sich mit der ersteren Linie vereinigt. Beide Hauptstrecken sind miteinander verbunden: von der Halle- Kasseler Bahn her durch die Strecke Eichenberg-Münden-Kassel; von der Thüringer Bahn her durch die Strecke Bebra-Guntershausen, von der Leineselde-Gothaer Bahn her durch die Linie Dingelstedt-Niederhohne-Kassel und Waldcappel-Treysa; außerdem durch die Strecken Fulda-Gießen. Gelnhausen-Gießen, Frankfurt-Gießen, Höchst- Limburg. Außerdem zweigen sich noch seitwärts mehrfache Bahnlinien ab (Elm- Gmnnden, Hanau-Aschaffenburg, Hanau-Offenbach-Frankfurt a./M., Frankfurt a./M.- Darmstadt-Heidelberg, Frankfurt a./M.-Mainz am linken Flußufer, Frankfurt a./M.- Homburg, Höchst-Soden, Kastell-Wiesbaden , Kastell - Biebrich, Wetzlar-Betzdorf, Hümme-Warburg-Altenbeken :c. Die gesamten Eisenbahnlinien hatten 1888/89 eine Länge von 1422 km, wovon 1254 km unter Staatsverwaltung, 168 km unter Privatverwaltung standen. — Das Postwesen entstand im Kurhessischen 1615—1618; etwa 10 Jahre später trat die Thurn- und Taxissche Verwaltung ein, welche feit 1816 jährlich eine Abgabe von 42000 Thalern zahlte. Auch in Nassau war diese Verwaltung, anfangs unentgeltlich, seit 1806 gegen eine Abgabe von 6000 Gulden. In Frankfurt a./M. bestand seit 1722 neben städtischer Botenpost auch Thurn- und Taxissche Verwaltung; seit 1811 war hier die Generaldirektion der Thurn- und Taxisschen Verwaltung. Im Jahre 1867 wurde die Verwaltung überall preußisch. Es bestehen jetzt Oberpostdirektionen in Kassel und in Frankfurt a./M. In der Provinzialhanptstadt Kassel haben das Oberpräsidium, die Pro- vinzialsteuerdirektion und das Generalkommando des Xi. Armeekorps ihren Sitz. Für die Verwaltung der evangelischen Kirche bestehen Konsistorien zu Kassel und Wiesbaden, für die der katholischen Kirche Bistümer zu Fulda und Lim- bürg; eine Universität befindet sich zu Marburg. Jeder der beiden Bezirke bildet auch einen kommunalständischen Verband, zu welchem gesonderte Pro- vinzialstände gehören (Versammlung zu Kassel und Wiesbaden). Der kom- munalständischen Verwaltung sind unterstellt: das Chansseebanwesen, die Leih- und Pfandhäuser, die Landeshospitaler, Landkrankenhäuser, Taub- stummeninstitnte, die Jrrenheil-, Korrektions- und Landarmenhäuser, sowie die Schatzkommission und die Landeskreditkasse (in Kassel) und die Landesbank (in Wiesbaden). Regierungsbezirk Kassel. Kassel, Hauptstadt der Provinz und des Regierungsbezirks, Stadtkreis und Eisenbahnknotenpunkt in einem weiten Thalbecken, an der unteren Fulda, 64083 Einwohner (bis auf ca. 5000 Katholiken und 1800 Juden evangelisch). Oberpräsi- dium, Oberlandes-, Land- und Schwurgericht, Oberpostdirektion, Provinzial-Steuer- direktion, drei Eisenbahnbetriebsämter, Landratsamt für den Landkreis, Hauptsteuer- amt, Bergrevier, Generalkommission zur Ablösung von Servituten. Unter den sechs reformierten Kirchen ist die Martinskirche (Grabmal Philipps des Großmütigen); Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Gewerbe- und Kriegsschule; Akademie der bildenden Künste; Zeichenschule; bedeutende Sammlungen (Gewerbemuseum, Gemälde- galerie?c.); Landesbibliothek (140000 Bände); Theater, Strafanstalt, Waisenhäuser). Das Deutsche Reich. o«

2. Das Deutsche Reich - S. 584

1900 - Leipzig : Spamer
584 Drittes Kapitel. Deutschlands (Faber). Aus den bisherigen Angaben läßt sich schließen, daß der aus- wärtige Handel Bayerns sich auf gewisse landwirtschaftliche Gegenstände (Hopfen, Obst, Wein, demnächst auf Vieh, besonders Rinder, und Käse), namentlich aber auf eine Reihe von Jndustrieerzeuguissen (Bier von München ic.; Metallwaren, Bleistifte und Spiegelglas zc. von Nürnberg-Fürth, Baumwollengewebe von Augsburg, und ähn- liche Produkte), die Einfuhr dagegen außer auf Rohprodukte für die Industrie auf Kolonialwaren erstreckt. Als Handelsstädte haben Nürnberg und Augsburg sich seit dem Mittelalter eine hervorragende Bedeutung bewahrt, zu ihnen treten neuerdings besonders München und Würzburg' auch Regensburg und Bamberg verdienen er- wähnt zu werden. — Das Bank- und Kreditwesen ist in Bayern noch nicht in gleichem Maße entwickelt, wie in andern deutschen Staaten, was sich daraus ergibt, daß im März 1887 im ganzen Lande nur 13 Bank- und Kreditinstitute mit einem Gesamt- kapitale von 124 Mill. Mark, dagegen in dem viel kleineren Königreiche Sachsen in der nämlichen Zeit 15 solche Institute mit einem Aktienkapitale von über 156 Mill. Mark vorhanden waren. Unter den erwähnten bayrischen Bankinstituten befanden sich eine Zettel- und zwei Staatsbanken. Das Verkehrswesen befindet sich in nicht gerade ungünstigem Zustande. Abgesehen von den früher erwähnten Wasserstraßen ist einigermaßen für Land- straßen, wenn auch nicht überall in gleichem Maße wie in andern deutschen Staaten, gesorgt; auch ist das Eisenbahnnetz zu großen Verbindnngsstraßen ausgebaut, die namentlich Punkte wie München, Nürnberg, Augsburg, Regens- bürg, Würzburg in deu Weltverkehr zieheu. Posteu und Telegraphen haben in Bayern eine von dem Reiche unabhängige Landesverwaltung. Die Länge der Eisenbahnen betrug 1888/89 5344,B km, wovou etwa nur 1/9 tu Privatverwaltung stand. Hervorragend sind besonders folgende Bahn- linien: Müncheu-Jugolstadt-Bamberg-Hos, Treuchtliugen-Würzbnrg, Pleinfeld-Angs- bnrg-Bnchloe, Bamberg-Würzburg, Schweinsurt-Meiningen, Schweinfnrt-Gemünden, Donauwörth-Jngolstadt-Regensburg, Augsburg - Ingolstadt, München - Regensburg Hos, Weiden-Neueumarkt, Hos-Eger, Krailsheim-Nürnberg-Würzburg, Würzburg- Aschaffenburg, Nürnberg-Eger, Ülm-München-Simbach, München-Bnchloe-Lindan, Ulm-Kempten, München-Rosenheim-Salzburg, Rosenheim-Pilsting, Landshut-Pilsting- Eisenstein, Rosenheim-Kusstein, München-Töltz, München - Peißenberg; — die Lud- wigsbahu (Nürnberg-Fürth) und das System der pfälzischen Eisenbahnen (Neunkirchen- Worms, Germersheim-Saarbrückeu, Neustadt-Weißenburg :c.). _ Alt der Spitze des Staatswesens stehen uuter dem Könige sechs königliche Staatsministerien: 1) königliches Haus und Äußeres, 2) Justiz, 3) Inneres, 4) Kirchen - und Schulaugelegeuheiteu, 5) Finanzen, 6) Krieg; neben den Ministerien besteht noch ein Staatsrat. Im Ministerialdepartement des Äußeren befinden sich: die Geueraldirektion der Königlichen Verkehrsanstalteu (mit Ab- teilungen für Eisenbahnbau, Eisenbahnbetrieb, sowie Post und Telegraphen); im Departement des Inneren: die Abteilung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, der Verwaltungsgerichtshof, der Obermedizinalausschuß, das Ober- bergamt, die oberste Baubehörde, die Statistische Zentralkommission, die Landes- Gestütsverwaltuug, das Reichsarchiv, die Normaleichungskommission, das Landes- versichernngsamt:c.; im Departement für Kirchen- und Schulaugelegenheiteu: der oberste Schulrat, die katholischen Bistümer und das protestantische Ober- konsistorinm; im Finanzdepartement: der oberste Rechnuugshos, die General- Bergwerks- und Salinenadministration, die Generaldirektion der Zölle und indirekten Stenern, die Staatsschuldentilgnngskommission und die Königliche Bank; im Kriegsdepartement: das Generalauditoriat k. Der Staat bildet eine konstitutionelle Monarchie, daher steht dem Könige ein Landtag mit zwei Kammern zur Seite. Die Erste Kammer („Kammer der

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 81

1900 - Leipzig : Spamer
Die Insel Java. 81 Die nächsten Unterabteilungen sind die Residentien. Jede derselben wird von einem Residenten verwaltet und zerfällt wiederum iu mehrere Regentschaften, an deren Spitze ein Regent steht. Dieser ist stets ein Ein- geborener und gehört dem einheimischen Adel, meist den früheren Herrscher- familien an, deren Einfluß auf ihre Landsleute heute noch ungebrochen ist. Unter diesen stehen die ebenfalls eingeborenen Distrikts- oder Dessahäupt- linge, welche für Eintreibung der Steuern sorgen und, von den Bewohnern gewählt, deren Interessen der Regierung gegenüber vertreten. Die Würde des Regenten ist meist erblich, um die Vornehmen an die Regierung zu fesseln; ihm steht die Sorge für die öffentliche Sicherheit, für die Gesundheit, für Wege- und Ackerbau, fürs Schul- und Religious- wesen zu. Zur Seite hat er den Assistentregenten, einen europäischen Be- amten. Auf diese Weise hat die niederländische Regierung einen großen Teil der Verwaltung den Eingeborenen selbst überlassen und deren Jnter- essen fest mit den ihrigen verknüpft, sowie sie auch die durch den Adatsdas Herkommen) schon eingebürgerten Frondienste zu ihrem Vorteil mit heranzog. Nach Einführung des Systems van den Bosch haben sich die jährlichen Einnahmen von Java auf die Summe von etwa 120 Millionen Gulden erhöht, wovon zunächst die Verwaltung und die einzuführenden Ver- besserungen bestritten, die Restsummen dann an den niederländischen Staats- schätz abgeliefert werden. Daß diese nicht unbedeutend sind, geht daraus hervor, daß sie in den 52 letzten Jahren die Gesamtsumme von 500 Millionen Gulden erreichten. Nach diesen Betrachtungen über die geschichtlichen Verhältnisse des ostasiatischen Archipels wenden wir uns noch kurz der wichtigsten Insel in demselben, dem Eilande Java zu. Tana Java (das Land Java) oder Nusa (Insel) Java, wie die Eingeborenen sie nennen, ist eine der größten Sundainseln. Über den Ursprung des Namens Java sind wir im Ungewissen. Eine der im Lande selbst verbreiteten Traditionen erzählt, daß die Insel ihre Benennung von den ersten Einwanderern empfing, die vom asiatischen Kontinente nach ihr übersiedelten. Damals hieß Java noch Nusa hara- hara oder Nusa kedang, die wilde, unkultivierte Insel; als aber die neuen Ankömmlinge dort ein Java-wut genanntes Gras (Panicum italicum) an- trafen, von dem sie sich zuerst nährten, nannten sie das Eiland nach diesem Java. Auch im 27. Kapitel des Propheten Hesekiel ist schon von den reichen Kaufleuten von Javan die Rede, welche Eisen und Zimt auf den Markt nach Tyrus brachten. Wir überlassen es andern, den Znsammenhang dieses Javan mit nnsrer Insel nachzuweisen. Die Araber, die ihren Glauben schon, ehe die Europäer das Kap der guten Hoffnung umschifften, über den ostasiatischen Archipel ausgebreitet hatten, nennen die dort wohnenden Völker Javi, und Java ist auch der Name, mit dem die Eingeborenen von Celebes die Inseln Borneo, Java, Sumatra und die malaiische Halbinsel bezeichnen. Buch d. Entd. Ii. 6

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 92

1900 - Leipzig : Spamer
92 Die Engländer in Ostindien. gesamten Genossenschaft, in gewisser Beziehung sogar als Vertreter des Landes in Rücksicht ans die auswärtigen Angelegenheiten desselben, indem sie, so oft sich eine günstige Gelegenheit darbot, nicht allein Verträge mit asiatischen Herrschern abschlössen, sondern ihre Waffen auch zur Verteidigung oder zum Angriff gegen Holländer, Portugiesen und Türken sowie gegen diejenigen Fremden gebrauchten, mit denen sie infolge des Handelsverkehrs feindlich zusammenstießen. Trotz aller offenen und heimlichen Feindseligkeiten der Portugiesen und Holländer gelang es dem Kapitän Thomas Best, welcher die zehnte Unter- nehmung geleitet und den Portugiesen in zwei Treffen empfindliche Ver- luste beigebracht hatte, im Jahre 1613 vom Großmogul einen Freibrief auszuwirken, welcher die Kompanie zur Errichtung von Faktoreien in Surate, Ahmedabad, Cambay und Gogo ermächtigte, ihr Sicherheit ihres Eigentums gegen Zahlung einer Einfuhrabgabe von 3^2 verbürgte und endlich dem englischen Handel Schutz gegen die Portugiesen und andre Feinde verhieß. — In demselben Jahre war es auch dem Kapitän Sarris gelungen, wertvolle Privilegien vom Kaiser von Japan zu erlangen. Die Agentender Kompanie und späterhin königliche Abgesandte hatten nicht unterlassen, genaue Auskunft über die verschiedenen Märkte und die geeignetste Art des indischen Handelsbetriebes einzuziehen. Sie rieten, bei Einfuhr der Waren den dort herrschenden Geschmack ins Auge zu fassen und statt kostspieliger Gesandten lieber eine Anzahl ständiger Agenten zu unterhalten. Weiterhin ward erwähnt, daß Surate der beste Markt zum Einkauf der indischen Baumwollenzeuge wäre, daß dort jedoch nur chinesische Waren, Gewürze und Gold als Tauschmittel gang und gäbe seien; jene Baumwolleufabrikate ließen sich gegen Gold, Kampfer und Benzoe in Atschin und Dschambi auf Sumatra, gegen Pfeffer in Bantam und Dfcha- katra vorteilhaft verwerten; Siam kaufe dergleichen für Gold, Silber und Felle, welche letztere in Japan gesucht seien; nicht minder englische Tuche, Seidenwaren und Blei, wofür man Silber, Kupfer und Eisen erlange. Reis in vorzüglicher Qualität liefere Makafsar aus Celebes und nehme dafür Baumwollenstoffe entgegen. Alle die genannten Waren fänden auf den Banda-Jnseln gegen Muskatblüten und Muskatnüsse Absatz, wenn nur erst die von den europäischen Nebenbuhlern in den Weg gelegten Hinder- nisfe aus dem Wege geräumt würden. Man dachte nun allen Ernstes daran, die gemachten Beobachtungen und Erfahrungen möglichst nützlich zu verwerten und die etwaigen Hinder- nifse zu beseitigen. Da bis jetzt die meisten Fahrten nach Indien auf Kosten und Gefahr von nur einzelnen Gesellschaftsmitgliedern unternommen worden waren, so faßte man im Jahre 1612 den Beschluß, von nun an sämtliche Unternehmungen auf Rechnung der Gesamtheit auszuführen, und verwandelte die Handelsgesellschaft in eine Kompanie mit gemein- schaftlichem Stammkapital, welches damals 413 691 Pfd. Sterl. betrug.

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 27

1900 - Leipzig : Spamer
Die französische Mississippi-Gesellschaft. 27 Ein merkwürdiger Umstand, wie er sich kaum jemals in ähnlicher Weise wiederholt hat, trug zum Gedeihen der von den Franzosen gegrün- deten Kolonie Louisiana bei. Zwei Reisende, die vom französischen Kanada aus nach dem Innern von Nordamerika vorgedrungen waren, hatten noch bei Lebzeiten Ludwigs Xiv. den Mississippi entdeckt. Ihre Schilderungen von der Üppigkeit und dem natürlichen Reichtum des Landes regten zu weiteren Untersuchungen an, und Herr de la Salle erhielt Voll- macht zur Erforschung und Besitznahme jener Gegenden. Derselbe gelangte bis zur Mündung des Mississippis und gab dem Lande zu Ehren des Königs den Namen Louisiana. Die ersten Niederlassungen hatten keinen rechten Erfolg, auch die Unternehmungen des reichen Kaufmanns Crozat, welchem 1712 das Privilegium des ausschließlichen Handels dahin sowie das Eigentumsrecht aller neuentdeckten Minen zuerteilt worden war, scheiterten. Derselbe bot daher sein Privilegium dem durch sein rasches Emporkommen ebenso bekannten wie durch seinen jähen Fall berüchtigten Schwindler John Law an. Letzterer hatte schon 17 Jahre früher dem schottischen Parlament die Gründung einer großen Handelsgesellschaft mit ausgedehnten Befugnissen vorgeschlagen. Der Antrag Crozats kam ihm deshalb sehr willkommen, und er entwarf behufs Ausbeutung des Privilegiums den Plan zur Gründung einer Aktiengesellschaft, welche mit dem für die damalige Zeit gewiß sehr bedeutenden Kapital von 100 Millionen Livres arbeiten sollte. Das mit großen Vorrechten ausgestattete Privilegium, mit welchem auch das Recht des Alleinhandels mit kanadischen Biber- und andern Fellen vereinigt wurde, verlieh der Gesellschaft das volle Eigentumsrecht über alle in Louisiana entdeckten und noch zu entdeckenden Ländereien. Alle daselbst vorhandenen Forts, Vorräte?c. wurden ihr überwiesen und ihr dafür nur die Verpflichtung auferlegt, jährlich 6000 Europäer und 300 Neger einzuführen sowie für Geistliche und Kirchen zur Bekehrung der Indianer zu sorgen. Anfänglich fand das Unternehmen sehr laue Aufnahme. Die Erinnerung an ähnliche fehlgeschlagene Versuche, die Art der Kapitalbeschaffung, das Mißtrauen des Parlaments, alles stand einer raschen Beteiligung ent- gegen. Es dauerte fast ein Jahr, ehe die 200 000 Aktien gezeichnet waren. Mit dieser Unternehmung brachte Law jedoch nach und nach eine Menge andrer Handelsspekulationen und großer Geldgeschäfte in Ver- bindnng. Es gelang ihm, den gesamten indischen Handel Frankreichs in den Händen einer einzigen Gesellschaft zu vereinigen, welche nun den Namen „Indische Kompanie" annahm. Auf Kosten dieser Gesellschaft wurden dann Ansiedelungen am Mississippi in großem Maßstab eingeleitet, eine Menge Leute durch Anpreisung der Reichtümer des erworbenen Ge- bietes zur Auswanderung verlockt und der französische Adel durch Ver- leihung von Herzogtümern und Baronien bewogen, der überseeischen Kolonie

6. Das Deutsche Reich - S. 175

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 175 Weiterentwickelung des Sparkassenwesens ist Deutschland hinter andern Ländern zurückgeblieben, besonders hinter Großbritannien und Frankreich, wo (ebenso wie in Italien und Belgien) die Spareinlagen unter Staatsgarantie gestellt, ja gewissermaßen die Sparsamen unter den armen Leuten zu Staatsgläubigern gemacht wurden. Der Gedanke der Schulsparkasseu soll in Frankreich aufgetaucht sein, doch ist er zuerst in Deutschland, und zwar in Sachsen-Kobnrg-Gotha und Weimar (1844) dann in Württemberg und Bayern zu erfolgreicher Verwirk- üchuug gekommen. Diese Sparkassen sind dann aber in Deutschland nicht in demselben Maße durchgeführt worden wie in Belgien, Dänemark, Italien, Großbritannien und besonders in Frankreich. Die Idee der Postsparkassen ist in England (1881) aufgetaucht und daselbst bereits in hohem Maße der- wirklicht worden; in Deutschland ist die Absicht der Regierung, dieselben durch- zuführen, bisher noch nicht verwirklicht worden (Ablehnung der Regiernngs- vorläge durch den Reichstag). Trotzdem fehlt es anch in Deutschland nicht an Anregungen und Gelegenheiten, die kleinen Sparbeträge geeignet unterzubringen Alle größeren und die meisten Mittelstädte, dazu sehr viele Kreise haben Spar- lassen errichtet und neuerdings denselben eine solche Einrichtung gegeben, daß selbst Pseuuigsammlungen recht leicht bewirkt werden können (Pfennigspar- kassen mit dem Verkauf von Marken und Karten bei Geschäftsleuten). Über den Stand im Jahre 1882 wird folgende Übersicht Aufschluß geben: Betrag der Einlagen: in Deutschland 2106 Mill. Mark oder pro Kopf 47 Mark „ Österreich-Ungarn 1702 „ „ „ „ „ 46 „ Großbritannien 1646 „ „ „ „ „ 46 „ Frankreich 1224 „ „ „ „ „ 33 „ Italien 672 „ „ „ „ „ 24 „ der Schweiz. 244 „ „ „ „ „ 88 „ Skandinavien 546 „ „ „ „ „ 67 „ Belgien-Holland 146 „ „ „ „ „ 16 „ Rußland 64 „ „ „ „ „ 1 „ Spanien 48 „ „ „ „ „ 3 3) Das deutsche Genossenschaftswesen, 1850 von Schulze-Delitzsch begründet, ist bemüht, die Kräfte des Einzelnen durch die Unterstützung andrer entsprechend zu heben und dadurch die Erwerbsfähigkeit und die Existenz der wirtschaftlich Schwachen zu bessern. So haben sich Vorschuß- und Kredit- vereine (Volksbanken), Genossenschaften in einzelnen Gewerbszwei- gen und Konsumvereine gebildet. Die Vorschußvereine, welche besonders in den preußischen Provinzen Brandenburg, Schlesien und Sachsen, demnächst in den Königreichen Sachsen und Württemberg Verbreitung gefunden haben, entwickeln im ganzen eine höchst segensreiche Wirksamkeit. Die Konsumvereine, welche die Erzieluug direkter Bezüge und die Vermeidung des die Waren ver- tenernden Zwischen- und Kleinhandels anstreben, haben in Deutschland nicht die nämliche Verbreitung gewonnen wie in Österreich. Gefährlich hat sich im Genossenschaftswesen die Solidarhaft der Mitglieder erwiesen, daher die Reichsregierung hierin eine Abänderung herbeigeführt hat. Zu dem Schulze- Delitzfchfchengeuosseuschaftssysteme ist neuerdings das Reiffeifenfche getreten, welches sich in landwirtschaftlichen Kreisen bewährt.

7. Das Deutsche Reich - S. 194

1900 - Leipzig : Spamer
194 Siebentes Kapitel. Heere — und zwar die ersten drei Jahre bei den Fahnen, die letzten vier Jahre in der Reserve — die folgenden fünf Lebensjahre der Landwehr ersten Aufgebots und fodann bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird, der Landwehr zweiten Auf- gebots au. Hierzu tritt der Laudsturm, welcher im Kriegsfalle au der Ver- teidiguug des Vaterlandes teilzunehmen hat. Derselbe besteht aus allen Wehr- Pflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre, welche weder dem Heere uoch der Marine angehören, und wird in zwei Aufgebote eingeteilt. Zum Laudsturm ersten Aufgebots gehören die Landstnrmpflichtigen bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie ihr 39. Lebens- jähr vollenden, zum Laudsturm zweiten Aufgebots vou dem bezeichneten Zeit- punkte bis zum Ablaufe der Landsturmpflicht. (Vgl. das Landwehr- und Landsturmgesetz vom 11. Februar 1883). Die Friedeuspräseuzstärke betrug bis zum 31. Dezember 1871 eiu Prozent der Bevölkerung und wird jetzt im Wege der Reichsgesetzgebung festgestellt. Die Kosten des Reichsheeres werden von den einzelnen Staaten zur Reichskasse gezahlt; die bezügliche Summe wird durch Etatsgesetz festgestellt. Die gesamte Landmacht bildet ein einheitliches Heer, welches in Krieg und Friedeu unter dem Befehle des Kaisers steht; alle Truppeu müssen dem Befehle des Kaisers unbedingte Folge leisten (entsprechende Fassung des Fahneneides). — Der Kaiser kann, wenn die öffentliche Sicherheit in dem Bundesgebiete bedroht ist, einen jeden Teil desselben in Kriegszustand erklären (Art. 57 — 68). Die preußische Militärgesetzgebung ist (mit Ausnahme der Militärkirchenord- nung) allgemein eingeführt. Für die Bekleidung und deren Schnitt dient diejenige des preußischen Heeres als Norm; daneben kann jeder Kontingentsherr Abzeichen lkokarden :e.) bestimmen. Behufs Erhaltung der Kriegstüchtigkeit der einzelnen Kontingente hat der Kaiser das Recht der Inspektion aller Truppenteile. Der Kaiser bestimmt den Präsenzstand, die Gliederung und Einteilung der Kontingente, die Organisation der Landwehr, die Garnisonen und die kriegsbereite Aufstellung eines jeden Teiles des Reichsheeres; er ernennt auch die Höchstkommandierenden eines Kontingents, alle Offiziere, welche Truppen mehr als eines Kontingents befehligen und alle Festungskommandanten; die Ernennung von Generalen und Offizieren in Generalsstellungen innerhalb des Kontingents bedarf seiner Zustimmung. Der Kaiser hat das Recht, Festungen innerhalb des Bundesgebietes anzulegen. Die Bundes- fürsten sind Chefs aller ihren Gebieten angehörigen Truppenteile und ernennen die Offiziere derselben, wo nicht besondere Konventionen etwas andres bestimmen. Sie haben das Recht, zu polizeilichen Zwecken nicht bloß ihre eignen, sondern alle in ihren Gebieten dislozierten Truppen zu verwenden. Bayern und Württemberg haben Separatrechte, welche durch die Bündnis- Verträge vom 23. November 1870 und die Militärkonvention vom 2t.—25. Novem- der festgesetzt werden und die bezüglichen Vorschriften etwas modifizieren. Die Einnahmen und Ausgaben des Reichs werden durch den Reichs- Haushaltsetat geordnet, welcher jährlich festgestellt wird. Zur Bestreitung der Ausgaben dienen namentlich die Einnahmen der Zölle, der gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern fowie des Post- und Telegraphenwesens; der Rest wird solange Reichssteueru uicht eingeführt find, durch Beiträge der Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung gedeckt (Art. 69—73). Die gemeinschaftlichen Ausgaben werden in der Regel für ein Jahr bewilligt, doch kann dies in besonderen Fällen auch für längere Dauer geschehen. Für die Verwendung aller Einnahmen ist vom Reichskanzler dem Bundesrate und Reichs- tage zur Entlastung jährlich Rechnung zu legen. Bei außerordentlichen Bedürfnissen

8. Das Deutsche Reich - S. 224

1900 - Leipzig : Spamer
224 Erstes Kapitel. Über den Handel des preußischen Staates mögen folgende Bemerkungen genügen: Die Ausfuhr in Jndnstrieartikeln ist doppelt so groß als die Ein- fuhr, dagegen stellt sich die Einfuhr von Rohprodukten aller Art weit höher als deren Ausfuhr. Eingeführt werden besonders: Getreide, Reis, Wein, Kaffee, Gewürze, Tabak und Zigarren, Raps, Leinsaat, Obst, Südfrüchte, Pferde, Kühe, Schweine, gesalzenes und getrocknetes Fleisch und Fische, Käse, Guano, Kreide, Porzellanerde, Eisen-, Blei-, Zink- und Nickelerze, Dachschiefer, Tafelglas, Roheisen, Rohkupfer, Quecksilber, Eisen- und Stahlbleche, Soda, Schwefel, Ammoniak, Salmiak, Salpeter, Knochen- kohle, Galläpfel, Gerberlohe, Farbhölzer, Droguen, Harze aller Art, Hanf, Flachs, Jute, Baumwolle, Garne, Packleinwand, Wachstuch, Balken, Bretter und sonstige Hölzer und Holzwaren, Thran, Talg, Öle aller Art, Petroleum, Bettfedern, Lumpen, Häute und Felle, Dampfkessel, Maschinen und Schiffe. — Zur Ausfuhr gelangen besonders folgende Gegenstände: Kartoffeln, Bier, Spirituosen, Essig, Hopfen, Rind- und Schafvieh, Butter, künstliche Dungmittel, Ölkuchen, Steinkohlen, Tors, Schwefelkies, behauene Steine, Schiefertafeln, feine Steine und Steinwaren, Ziegel- steine, Töpferwaren, Porzellan, Hohlglas, Blei, Zink, Eisenbahnschienen, Eisen- und Stahlwaren, Mineralwasser, Kupfervitriol, Schießpulver, Blei- und Zinkweiß, Farben, Chemikalien, Parfümerien, allerhand Zeugstoffe, Kleider, Wäsche und Posamentier- waren, Kautschukwaren, Papier, Tapeten, Dachpappen, Möbel und feine Holz- und Korbwaren, Kutsch- und Eisenbahnwagen, Pianinos und andre musikalische Jnftru- mente, astronomische, chirurgische, mathematische und physikalische Instrumente, Ge- wehre, Schmuck- und Kunstgegenstände aller Art, Bücher, Stiche und Spielkarten. Im Jahre 1882 waren 349556 Handelsbetriebe mit 489063 erwerbstätigen und im ganzen 1356099 zugehörigen Personen vorhanden. Zur Förderung des Handels und der Gewerbe sind Kreditinstitute in hinreichender Zahl vorhanden, und zwar kommen zunächst vou deu im Jahre 1888 vorhaudeueu 16 deutscheu Notenbanken außer der Reichsbank sechs Institute auf Preußen; die Reichsbank aber hatte im März 1887 195 Niederlassungen, von denen der größte Teil, und zwar allein elf Hauptstelleu, auf Preußen kamen. Außerdem sind zahlreiche Geldinstitute und Geldgeschäfte, namentlich Spar- und Vorschußkassen, Volksbanken und Sparkassen vorhanden. Im März 1887 waren in Preußen 147 Aktiengeldinstitute mit einem Kapital von 844710000 Mark, darunter jene sechs Zettelbanken, sowie 34 Staats- und Kommunalinstitute vorhanden. Das Versicherungswesen hat durch zahlreiche Gesellschaften die verschiedensten Jnter- essen zu umfassen gesucht (Lebens-, Feuer-, Hagel-, Vieh-, Transport-, Glas-, Hypo- theken- und Rückversicherungsgesellschaften). — Zur Förderung von Industrie, Handel und Verkehr dienen ferner auch 81 Handelskammern und kaufmännische Korpo- rationen sowie zahlreiche polytechnische, technische und Gewerbevereine, industrielle, Handwerker- und Fortbildungsvereine, ferner kaufmännische, Handels- und nautische Vereine. Zu größeren Unternehmen bringen vielfach Aktienunternehmungen die Gelder auf, namentlich im Gebiete der Industrie. Daß die materielle Wohlfahrt des preußischen Volkes im erfreulichen Fortschreiten begriffen ist, ergibt sich nicht nur ans dem stark wachsenden Ver- brauch feinerer Nahrungs-, Geuuß- und Bekleidungsgegenstände, sondern auch aus dem Zunehmen der Einkommensteuerpflichtigen sowie ihrer Steuerbeträge. Das Gesuudheitsweseu, welches iu dem „Reichsgesundheitsamte" ein ge- meinsames Organ besitzt, wird in Preußen durch eiue besondere Abteilung des Kultusministeriums, iu allen Provinzen durch Mediziualkollegien, durch Orgaue der Bezirksregieruugeu sowie durch eine große Anzahl von Ärzten vertreten. Von den 15824 Ärzten des Deutschen Reiches (1887) kommen etwa 60 Pro;., von den 3113 Tierärzten fast die Hälfte auf Preußen, Apotheken sind etwa 2800, Heilanstalten der verschiedensten Art etwa 1700 vorhanden.

9. Das Deutsche Reich - S. 228

1900 - Leipzig : Spamer
228 Erstes Kapitel. strömenden Angerapp und der Inst er; ist auf seinem ganzen Laufe schiffbar, nimmt links die Alle auf, entsendet zum Kurischen Haff die Deime und mündet 8 km unterhalb Königsberg in das Frische Haff. Zur Weichsel gehört der Abfluß des Roschesees, welcher in den Narew mündet, ferner die Drcwenz, welche in Ostpreußen aus dem gleichnamigen See entspringt. — Die Sorge mündet in den Dransenfee, welcher wiederum durch den Elbingfluß in das Frische Haff mündet. — Von den Seen gehören die meisten dem Regierungsbezirke Gumbinnen an, namentlich auch der Spirdiug- und Mauer- see. Mit beiden ist durch Wasserläufe der Löweutinfee verbunden. An Kanälen sind zu nennen: der große Friedrichsgraben, der Secken- burger Kanal, der König-Wilhelms-Kanal und das Oberländische Kanal- system. — Die besuchtesten Seebadeorte liegen auf der samländifchen Küste (Cranz, Neukuhren u. s. w.)> Die Ertragsfähigkeit des Bodens der Provinz ist sehr verschieden. Es ist ganz unfruchtbarer Dünensand und ebenso trauriger Moorboden vor- Händen, doch sindet sich in weiter Erstreckung auch fruchtbarer Thon-, Lehm- und mit Gips- und Kalkmergel gemischter Boden. Unfruchtbarer Dünensand ist nicht nur auf den beiden Nehrungen und an der Küste, sondern auch in den Kreisen Neidenburg, Ortelsburg und Johannisburg vor- Händen. Die größten Moorflächen enthalten das Labianer Moos (südöstlich vom Kurischen Haff) und das Plinismoos (im Kreise Pillkallen). Die größte Fruchtbar- keit zeigen hingegen die wiesenreichen Niederungen zu beiden Seiten der Memel, das Memeldelta und die Pregelniederuug. Namentlich die zuerst erwähnten Distrikte sind ausgezeichnet; man hat dieselben nicht nur durch starke Deiche gegen Überfchwem- mnngen geschützt, sondern auch durch zahlreiche Gräben ihre Entwässerung bewirkt. — Es finden sich in der Provinz (1883) Ackerland 51,4 Proz. (im Bezirke Gumbinnen 46,7 Proz.); Gartenland 0,4, Wiesen 12,7 (am meisten in Gumbinnen, 16,4 Proz'», Weiden 10,8, Holzungen 17,9 (am. meisten in Königsberg), Wasserstücke 3,4 (am meisten in Gumbinnen, 4,g Proz.), Ödland (Kalk-, Sand-, Lehmgruben, Sümpfe :e.) 0,2, Unland (ertraglose Grundstücke) 0,g (am meisten in Königsberg, nämlich 1,2 Proz.), Wege, Hof- und Baustellen 3,2 Proz. Nutzbare Mineralien sind wenig vorhanden. Am meisten finden sich Raseneisenstein, Torf und Bernstein. Braunkohlen sind gleichfalls, aber in geringer Menge, an der Ostseeküste auf- gefunden worden. Die erwähnten ausgedehnten Moorflächen liefern reichlichen Torf. Der aus fossilem Baumharze bestehende Bernstein wird entweder vom Meere an die Küste geschleudert oder durch Ausbaggerung, auch wohl durch Ausgrabungen in einer tertiären Schicht bläulichen Thons an der samländifchen Küste gewonnen. Das Klima der Provinz ist außerordeutlich rauh; lang und kalt ist der Winter, kurz der Sommer. Die Nachtfröste beginnen meist schon im Oktober und währen bis Ende Mai. Im November beginnen die Schneefälle; der Winter wechselt plötzlich zwischen strenger Kälte und Tauwetter; das Frühjahr ist kurz, kühl und feucht; der Sommer hat, besonders an der Küste, häufige Regentage und Nebel. Der Unterschied zwischen der größten Wärme und Kälte beträgt 25—30 °; die Durchschnittstemperatur in Königsberg 6—7°, in Arys unter 6° (1; die jährliche Regenmenge in Tilsit etwa 700, in Königsberg über 600, in Arys unter 600 mm. Die Vegetationszeit be- schränkt sich auf höchstens fünf Monate. Der Sprache nach ist die Mehrzahl der Bevölkerung deutsch, außerdeni sind Polen, Litauer und Kuren vorhanden. Deutsche gibt es 73,48 Proz. (wovon die Mebrzahl, 79,18 Proz., in Königs- berg). Polen 18,gc, Proz. (wovon die meisten, 21.,g Proz., in Gumbinnen), Litauer 8„, Proz. (wovon die meisten, 13,^ Proz., in Gumbinnen), Kuren nur 0,02 Proz. (besonders in Königsberg). Das deutsche Sprachgebiet liegt im Norden einer von Osterode über Lötzen nach der russischen Grenze gezogenen Linie, im Süden derselben

10. Das Deutsche Reich - S. 522

1900 - Leipzig : Spamer
522 Zweites Kapitel. Im Südosten des nordöstlichen Hauptgebietes erheben sich mehrere bewaldete Höhenzüge, von denen die Asse, die Höhen von Helmstedt, die Lichtenberge und der Elm (318 m) besonders erwähnenswert sind. Braunkohlen- und Steinsalzlager finden sich im Osten (bei Helmstedt und Schöningen). Im Osten des andern Hauptgebietes liegen die Ausläufer des Harzes, im Westen Teile der Gebirgszüge Solling, Vogler, Ith, Hils :c. — In den Harzgebieten besteht der Boden vorherrschend aus Thon- schiefer, Granwacke und Kalk (von der ältesten Periode an bis zum unteren Kohlen- gebirge), hier und da tritt auch Granit hervor. Der Übergangskalk birgt mehrfach Höhlen (Baumanns- und Bielshöhle). Eingelagert finden sich besonders Eisen-, daneben auch Blei-, Kupfer- und Vitriolerze. In den nach der Weser zu gelegenen kleinen Gebirgszügen tritt vorherrschend Triasgestein auf, daneben finden sich die unteren Kreideschichten („Hilsschichten"). Auch anderwärts sind die Gesteine der Triasformation verbreitet. Das eigentliche Flachland (Gegend von Vorsfelde, Cal- vörde 2c.) gehört in geognostischer Beziehung zum Diluvium, teilweise auch zum Tertiärgebirge. — Nach der Aufnahme von 1883 nahmen ein: das Acker- und Gartenland :e. 183135, die Wiesen 35350, die Weiden, Hutuugen ?e. 14619, die Forsten 109895, die Haus- und Hofräume ?e. 19195 ha. Das Land gehört zu den Stromgebieten der Elbe und Weser. Dem ersteren Strome gehen besonders kleinere Harzgewässer zu, die von der Bode gesammelt werden, außerdem wird das Amt Calvörde von der Ohre durch- schnitten. Wichtiger ist für das Land die Weser. Dieselbe durchfließt nicht nur den westlichen Teil des Kreises Holzminden und berührt die Exklave Thedinghausen, sondern empfängt auch aus Braunschweig mehrere wichtige Gewässer. Die Aller berührt in ihrem Oberlaufe das nordöstliche Hauptgebiet und empfängt aus dem- selben die Ocker, und der Allerzufluß Leine durchfließt auf eine Strecke von 15 km das schmale südwestliche Gebiet. Das Klima ist am rauhesten in den Harzgebieten, am mildesten in dem nordöstlichen Hauptteile. Das Klima ist auf dem Harze, wie früher mehrfach berührt, kalt, feucht und neblig; auf lange, gleichmäßig strenge Winter folgen kurze Sommer. Die nach der Weser zu gelegenen Berggegenden haben ein etwas milderes Klima, und in den Ebenen des ^ordostgebieies schaffen die vorherrschenden Westwinde ein noch ge- mäßigteres Klima. Die Bevölkerung ist niedersächsischen Stammes und weit überwiegend evangelisch-lutherisch; sie beschäftigt sich zu einem großen Teile mit Acker- und Gartenbau, sowie mit Industrie; auch der Handel ist ziemlich bedeutend. Nach der Zählung von 1885 wohnten auf 3690,4 qkm 372452 Einwohner, von denen über 96 Proz. evangelifch-lutherifch, der Rest zum größeren Teile katho- lisch, zum kleineren reformiert oder jüdisch war. Die gebildete Bevölkerung spricht hoch-, das Landvolk plattdeutsch (niedersächsisch). — Am 5. Juni 1882 kamen auf Land- und Forstwirtschast ?e. 120062 Angehörige, darunter 61854 Erwerbsthätige, auf Industrie, Bergbau und Bauwesen 146616 Angehörige, darunter 59353 Er- werbsthätige, auf Handel und Verkehr :e. 38467 Angehörige, darunter 14200 Er- werbsthätige. In der Landwirtschaft überwiegen bedeutend die mittleren Betriebe (von 10—100 da), welche über 55 Proz. ausmachen, der Großbetrieb (von 100 und mehr ha) beträgt 18 Proz. Der Acker- und Gartenbau ist sehr in Blüte. Neben den verschiedenen Getreidearten, Kartoffeln, Futterkräutern :e. werden Hopfen, Obst, Zuckerrüben, Spargel und andre Gemüse (in der Umgegend von Braunschweig und 2bo Isenbüttel) gebaut. Von den 53 611 landwirtschaftlichen Betrieben fanden (ani 5. Juni 1882) 10919 nur auf eignem, 19031 auf eignem und gepachtetem und 23661 nur auf gepachtetem Lande statt. Bestellt waren 1888 mit Roggen 38504, mit Weizen 22488, mit Gerste 9821, mit Kartoffeln 17 849, mit Hafer 28270 und mit Wiesenheu 35350 ha. Der Ertrag waren 61044, bez. 55074, 21229, 213 962, 67936 und 113060 Tonnen. Auf Gartenland kommen (1883) 5226, auf Acker für Ol- saat 386, für Flachs 808, für Hopfeu 15, für Zichorieu 430, für Zuckerrüben 20673 ha. — Im Jahre 1888/89 wurden 603092 Tonnen Rüben gewonnen und von den 32 Zuckerfabriken zu 72557 Tounen Rohzucker und 13943 Tonnen Melasse verarbeitet
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