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1. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 454

1886 - Leipzig : Spamer
454 Königsberg. Ob außer den angeführten verderblichen geistigen Einflüssen noch körperliche Gründe für die wenigstens zeitweise wohl unleugbar vorhandene geistige Um- nachtung des unglücklichen Fürsten, ob namentlich darauf hinzielende Vergiftungs- versuche vorlagen, wird sich kaum entscheiden lassen. Sehr bestimmte Angaben von Zeitgenossen weisen darauf hin und wenigstens muß mit aller Entschieden- heit behauptet werden, daß die herrschsüchtige Clique, in deren Händen er sich befand, alles mögliche dazu that, ihn in diesem Zustande zu erhalten und eine mögliche Heilung zu verhindern. Ein geschickter Arzt, Johann Fortunatns, den Wilhelm Iv. von Kleve, dessen Tochter Marie Eleonore man dem jungen Fürsten, wie schon die Schatten des Wahnsinns sich über seinen Geist zu senken begonnen hatten, ein trauriges Opfer politischer Rücksichten, vermählt hatte, nach Königsberg schickte und der sich mit großer Zuversicht zu seiner Heilung anheischig machte, wurde sechs Wochen lang, da man sich von seiner Recht- gläubigkeit doch nicht überzeugt hätte und nicht sicher wäre, ob die versprochene Heilung auch mit der Hilfe Gottes unternommen werden und nicht ein Werk des Teufels fein würde, gar nicht zu dem Fürsten gelassen, bis endlich das An- dringen der Fürstin und der Bürgerschaft von Königsberg seine Zulassung er- zwang. Der Erfolg der Kur war überraschend günstig, der junge Fürst er- wachte wieder zur Teilnahme an den Freuden und Interessen des Lebens und fand Behagen an Lustritten und dem ritterlichen Spiel des Ringstechens. Aber nur um fo wütender eiferten die auf diesen Erfolg neidischen Königsberger Ärzte, die Prediger, die Regimentsräte gegen ihn. Erstere bewiesen in einem gelehrten Klagelibell, daß Fortunatus ein unwissender Landläufer ohne Kenntnis der Kraft der Medikamente sei, der nur mit Hilse des Teufels den Fürsten ge- sund machen wolle, die Prediger wiesen ihm ketzerische Meinungen nach, und die Regimentsräte verfehlten nicht, trotz des Widerspruchs des klevischen Gesandten, den gefährlichen Mann zu verbannen, natürlich mit dem gewünschten Erfolg; der Herzog, nicht stark genug, die ihn einschnürenden Bande zu zerreißen und sie doch aufs schmerzlichste empfindend, sank in den alten Zustand stumpfer Schwermut zurück, in dem er verblieb, bis ihn der Tod erlöste. Inzwischen ging die intolerante Pfaffenwirtschaft in Zänkereien und Ver- ketzerungen ihren Gang und es kann uns bei der Betrachtung dieses uuerquick- liehen Schauspiels nur in geringem Maße zur Befriedigung gereichen, daß gerade einer der unduldsamsten und stolzesten dieser sich unfehlbar dünkenden lutherischen Päpstlein, Heshnsins, der unerbittliche Glaubensrichter, selbst dem Vorwurf der Irrlehre erlag und, da er nicht widerrufen wollte, gestürzt und aus dem Lande verbannt wurde. Die Sache ist so charakteristisch für die in damaliger Zeit in religiöser Beziehung herrschende verkehrte Geistesrichtung, daß wir etwas dabei verweilen müssen. Heshusius hatte in einem zur Be- kämpfung der Ealvinisten geschriebenen Buche gesagt: „man dürfe nicht bloß in concreto sagen, der Mensch Christus sei allmächtig, allwissend und anzu- beten; sondern auch in abstracto sei es wahr, daß die menschliche Natur Christi allwissend, allmächtig und anbetenswert sei." Darüber höchste sittliche Entrüstung unter den übrigen Königsberger Kirchenlichrern, Morgenstern, Hofprediger Wedemann, Mörlin und andern, die den zweiten Teil der Behauptung für irrig und ketzerisch erklärten. Nun heftiger Krieg, der nicht bloß in giftigen gelehrten Streitschriften, sondern von den Kanzeln herab mit um so größerer Erbitterung

2. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 267

1883 - Leipzig : Spamer
Das M ans selber Bergland. Luther. 267 Denn saht ämohl, ab ihr'sch wühl wißt, Un henget de Labbe7) wie de Schoost! Wie lange daß derr giehen mißt? Dnmmührig klotzt^) 'err mich grnhß an'. Jä! wenn de Tärkeie Bei Siebork^) lehk, Was wahren^) fall, das fall ich sahn? Do senget 'rr wnhp) varleicht d'n Wähk! Wer ehrlich sich in'n Laune nehrt, Un knmmet 'err denn nu Bei die Rasse Dan iss'es Beste Theil Bascheert! Un die srahn eich nach 'en Passe; Das sahten schnne nnse Ohlen"), Geschtieht's ämohl, hatt ihr änn^) einen? Un das mißt err feste holen! Ich weiß 's schuu, ihr hatt je keinen! Gieht Heime, fahrt hebsch wedder an Ihr hatt j'eich närgend vorgesähu, Un varr'n Geschwüren^) mißt'rr sahn, Hatt 'rr än Gäld eich lohßt drnffgühn*)? He selle eich d'n Täxt rächt läsen, Sätt, merr kann's eich in'n Auen5) läsen, Ihr weer't stächraben dumm gewäsen. Ihr sitt nach dimmer wie dumm gewäsen; Ihr währt mich nu wühl Hann varschtan'n! Do schtieht 'err driening6), wie in'nschloose, Das sahte nach, un — guuk vun dann'n." Diese Ansprache, welche in höchst getreuer Weise die Mansfelder Mundart, wie sie von den Bergleuten gesprochen wird, wiedergibt, verfehlte nicht ihre Wirkung. Der ganze Haufen „kuckt sich gruhß an" und spricht: „Ja, ja! d'rr Zwark^), där hat ganz Rächt, In'n Grunne^) is 's nich su schlächt!" Man entschließt sich also, dem Rate zu folgen und in der mansfeldschen Heimat zu bleiben; damit aber noch die Nachwelt erkennen soll, daß sie recht- zeitig ihre Dummheit eingesehen haben, beschließen sie, „Daß hie die Schenke Knall un Fall Zorr Tärkeie heißen sall." Aus den urwüchsigen Worten jenes „Zwarks" tönt uns übrigens eine Sprache entgegen, die vielen von uns von Kindheit her bekannt ist, die Sprache Luthers. Nicht mit Unrecht ist gesagt worden, daß man die Derbheit des Reformators erst verstehen lerne, nachdem man mit den mansfeldschen Berg- leuten, d. h. dem alten Schlage derselben, in Berührung gekommen sei. Wenden wir uns diesem mansfeldschen Bergmannssohne von echtem Schrot und Korn nunmehr zu. Hans Luther, der Vater des Reformators, war dersohn eines Bauern, welcher in Möra, einem Dorfe zwischen Salzungen und Eisenach, ein kleines Ackergut bewirtschaftete. Hans, der sich anfangs bei dem in der Nähe seiner Heimat betriebenen Bergbau beschäftigt hatte, wanderte des reichlicheren Ver- dienstes wegen mit seiner Frau, Margareta geb. Lindemann, nach Eisleben aus, wo am 10. November 1483, nachts zwischen 11 und 12 Uhr, sein ältester Sohn Martin in einem Hause der jetzigen Doktor-Lutherstraße geboren und Tags darauf (Martini) in der St. Petrikirche zu Eisleben getauft wurde.*). Von dem Taufstein, in dem dies geschehen, findet sich noch ein Bruchstück in Benutzung. Um Johanni 1484 siedelte die Familie nach Mansfeld über und nahm hier l) Seeburg, Dorf und Schloß am kleineren der Beiden Mansfeldschen Seen. 2) Da fändet ihr wohl. 3) denn. 4) euch lassen dransgeben (als Draufgeld). 5) Augeu. 6) drehköpfig. 7) Lippe, Mund. 8) dnmmöhrig (dämlich) glotzt ihr — an. 9) werden. 10) Lande. 11) Alten. 12) Vor dem Berggeschwornen, einem höheren Bergbeamten. 13) Zwerg. 14) Im Grunde, eigentlich. *) Die frühere Sage, daß die Gebnrt Bei einem vorübergehenden Aufenthalte der Eltern zum Eisleber Markte erfolgt sei, ist widerlegt worden. Vergl. Kr um- haar, „Versuch einer Geschichte von Schloß und Stadt Mansfeld"; und von dem- selben, „Die Grafschaft Mansfeld im Reformationszeitalter."

3. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 341

1883 - Leipzig : Spamer
Dr. Martin Luther auf der Wartburg. 341 herabgezogen. Bruder Jakob entsprang hurtig in den Wald, und der Kutscher erhielt den Befehl, mit Amsdorf getrost weiter zu fahren. Luther wurde auf ein Pferd gesetzt, bis abends um 11 Uhr im Walde umhergeführt und dann endlich in die Wartburg eingebracht. Dort wurde er Junker Jürg (Georg) genannt, und, um diese Maske aufrecht zu erhalten, angewiesen, Haar und Bart wachsen zu lassen und sich nach Ritterart zu kleiden. Wir wissen bereits, daß Hans von Berlepsch, der Schloßhauptmann von der Wartburg, und Hunt von Wenkheim vom Altenstein die Entführer waren, und daß sie im Auftrage ihres Kurfürsten die Wegelagerer gespielt hatten. Es war eine große Mummerei, aber Luther wurde die Hauptrolle, die er darin zu spielen hatte, anfangs recht schwer. Um das Geheimnis zu be- wahren, hielt man ihn eingeschlossen, bis Haar und Bart den Mönch unkenntlich gemacht hätten; und das war für eine Thatkraft und Wirkensfreudigkeit, wie sie Luther eigen war, für die Heldennatur des großen Reformators eine schier unerträgliche Lage. Aus der zerstörenden Selbstbetrachtung im Erfurter Kloster hatte ihn Staupitz gerettet, als er ihn nach Wittenberg an die Universität und demnächst zu seelsorgerischer Wirksamkeit berief. Und nun, da er seine ganze Kraft entfaltet hatte, seiner Heldennatur sich bewußt geworden war, nun sollte er sich wieder auf sich zurückgewiesen sehen! Doch nein, er war seines Berufes bereits zu gewiß. In der Stille griff er eine Arbeit an, die mehr als irgend eine seiner Schriften das Werk fördern sollte, dem er sich geweiht. War er zum Schweigen verurteilt, das Wort Gottes sollte für ihn zu seinem Volke reden, d. h. er übersetzte das Neue Testament. Wohl regten Denkarbeit und Eingeschlossenheit ihn auf, dunkle Stunden zogen wieder an seiner Seele vor- über, der Teufel war wieder los und trat zu ihm ein. Aber Luther war nicht mehr der bange Mönch von Erfurt, auch mit dem Teufel zu streiten war er Manns genug; er griff nach dem Tintenfaß, schleuderte es nach dem Bösen, und siehe — er hatte sich von dannen gehoben, nur der Tintenfleck an der Wand verriet die Stelle, von der er sich genaht. Als die strenge Hast nicht mehr nötig und seiner Gesundheit wegen nicht mehr rätlich erschien, durfte Luther die Burg verlassen und in Wald und Feld an der Jagd teilnehmen, wie es sich für einen Junker geziemte. Aber auch das Jagdverguügen vermochte seine berufsmäßigen Gedanken nicht zu bannen; auch aus der Jagd theologisierte er, wie er sich ausdrückt; Jagdnetz und Hunde er- schienen ihm wie die Werkzeuge des Teufels, mit denen er unschuldigen Seelen nachstellt. Der Teufel aber war ihm der Gehilfe des Papstes, und so blieb seine Seele von dem Kampfe beherrscht, den er in Wittenberg auf sich genommen und in dem er zu Worms so sieghaft gestanden hatte. Dennoch ist es nicht ein Moment dieses Kampfes gewesen, was ihn ver- anlaßte, im Frühling des Jahres 1522 gegen das Gebot seines Kurfürsten die Wartburg zu verlassen. Daheim in Wittenberg war ihm der Wolf in seine Herde eingebrochen. Sein Kollege Karlstadt hatte im Bunde mit den sogenannten Zwickauer Propheten die Wittenberger zu einer Schwärmerei fortgerissen, die, ohne ihr eignes Thun zu fühlen und ohne die Folgen zu ermessen, ihre phan- tastischen Anwandlungen zu verwirklichen strebte. Die Bilder waren aus den Kirchen gerissen, der Gottesdienst war ohne Bedacht geändert, und kurz, man war auf dem Wege, das Kind mit dem Bade, d. h. die kirchliche Ordnung

4. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 427

1882 - Leipzig : Spamer
Hans Kohlhase. 427 langen Lanzen. Die zogen hin und her. ihn in Haft zu bringen; weil aber der Kohlhase ein anschlägiger und unverzagter Mann gewesen, hat er oft mit den Sächsischen in Krügen und Herbergen gessen und getrunken und ihre Anschläge gehöret. Weil zu der Zeit manch unschuldig Blut dahiugericht't ward, hat er dem Kurfürsten zu Sachsen oft zugeschrieben, wie schwer er solches zu verant- Worten hätte. So als Anno Christi 1538 Freitags für Pfingsten zween Schneidergesellen, welche zu Jäuigkendorf in eines Bauern Scheune genächtiget hatten, weil Niemand sie aufnehmen wollt', gefangen und vor dem Kloster Zinna gerädert worden, hat Kohlhase in derselben Nacht die Räder lassen umhauen, dieselben gegen den Busch herabgeschicket und an ihnen mit zween Hufnägeln dies Geschriebene angenagelt: „0 filii hominum, si yultis juclicare, recte judicate, ne judicemini." Welchen Zettel wir — Hastiz und seine Mitschüler in der Zinnaer Kloster- schule — als wir am Psingstabende nach altem Branche haben Maien holen wollen, gefunden und herabgenommen haben. Ich selbst Hab' ihn ins Kloster getragen und dem Abte überantwortet. Es war damals ein gar böser Gebrauch im Kloster. Wenn einer gerechtfertigt wurde, so mußte in allen Dörfern, zum Kloster gehörig, der Hüfner einen Groschen und der Kossäth sechs Pfennig geben, welches eine große Summe trug. Das Geld bekam der Klostervogt, und ich Hab' manch einen zur Zinna richten sehen, dem viel zu kurz geschah, um solches Geldes willen!" So weit des alten Berliner Schulmanns eigene Worte, welche uns ein klares Bild der um 1536 im Fläming herrschenden Verhältnisse geben. Hastiz erzählt sodann, nicht ohne eine gewisse Bewunderung für seinen Helden, wie weidlich Kohlhase den Sachsen Schaden gethan und wie er stets seinen Ver- folgern entkommen. In ihrem weiteren Verlaufe zog sich die Kohlhase'sche Fehde dann nach Osten in die Spreelandschaften hin; in den Brüchen und Sümpfen des Storkower Landes fand Kohlhase sichere Zusluchtsörter. Aber der feste, von seinem Rechte völlig überzeugte Bürger ward endlich doch des Liegens auf der Landstraße müde, so ein ganzer Mann er auch war. Haftiz berichtet weiter von der Vermittlung, die Dr. Luther versuchte. Es ist ein un- gewöhnliches und ergreifendes Bild, wenn wir den kühnen Roßkamm, der nicht Rast noch Ruhe mehr fand auf der Welt, in nächtlicher Stunde zum Hause des großen Reformators in Wittenberg schleichen sehen. Er setzt Gut und Blut ein; aber er kommt aus Luther's Wort, er empfängt von dem größten Sohne des deutschen Bauernstandes, von dem Schützer und Anwalt der Rechtlosen, die Hostie und den Kelch in Dr. Pommer's, Melanchthon's und Crueiger's Gegenwart. Bekanntlich aber ward dem Bürger von Kölln von seinen Feinden auch ferner noch das Recht verweigert; er erhielt keinen Schadenersatz für seine Rosse, und er hatte durch Sengen und Brennen — wir müssen billig sein — den- selben auch längst verscherzt. Der Ausgang des kühnen Freibeuters unserer Fläminglandschaft ist bekannt genug. In dem Landsknechte Jürgen Nagel- schmied, der sich ihm verband, ward Kohlhasen der unheilvollste Rathgeber zu- gesellt. Es folgte die Beraubung des „Silbertransportes", welcher aus den Mansfelder Bergwerken nach Berlin geschafft wurde. Aller Welt trotzend, be- gab sich Kohlhase nach Berlin zurück. Das abergläubische Jahrhundert meinte,

5. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 421

1882 - Leipzig : Spamer
Jüterbog! und Umgebung. 421 wohnte, und erkaufte sich Ablaß für eine Sünde, welche er erst begehen wollte. Er erhielt für schweres Geld, was er wünschte. Wenige Tage darauf wollte er mit den erschlichenen Geldern nach Berlin reisen. Als er aber in die Berge bei dem Dorfe Hohlbeck kam und die Pferde den Wagen im tiefen Sande kaum von der Stelle bringen konnten, ward er von Reisigen, an deren Spitze ein vermummter Ritter stand, angefallen. Sein Geldkasten ward ihm abgenommen, seine Knechte erschlagen. Davon heißen die Berge noch heute die Mordberge. Jüterbog!. Der verkappte Ritter aber war kein Anderer als der Herr von Hake, welchem seine Sünde bereits im voraus vergeben war. Noch lange stand Tetzel's Kasten hinter dem Altare zu St. Nikolai in Jüterbogk. Bemerken müssen wir freilich, daß man sich in der Altmark dieselbe Sage von dem Schenken zu Flechtingen erzählt. Und da wir nun einmal zu deu Sageu der guten Stadt Jüterbogk ge- kommen sind — wer kennt ihn nicht, „den Schmied von Jüterbogk". welcher durch das Verdienst der Brüder Grimm zu einer der volkstümlichsten Gestalten des deutschen Märchens geworden ist? Wer weiß nicht, wie er den Tod auf dem Apfelbaume festzuhalten und den Teufel in seinem Kohlensacke durchzubläuen wußte — wie er endlich vom Himmels- und vom Höllenpförtner abgewiesen ward? Da blieb ihm denn nichts Anderes übrig, als in den Kysshänserberg zu gehen und sich als Rüstmeister beim Kaiser Friedrich Barbarossa ein Unter- kommen zu suchen.

6. Bd. 2, Abth. 2 - S. 31

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Schweden. 31 »dis Königs als alle Beamte und Unkerthanen hie? „im Reiche, zu allererst bey dem göttlichen reinen „und klaren Worte bleiben, wie es in den Schrif- „len der Propheten und Apostel abgefaßt, in den „christlichen Symbotis, Lutheri Cathechiömo, der »unveränderten augfpurgischen Confeßion erkläret, „und im upsalischen Concilio, sammt dem vorigen „Reichsschluffe und Erklärungen bestimmt ist, so, „daß das Recht der Kirchen, allen Rechten des „Königs, der Krone, und des ganzen schwedischen „Volkes unbeschadet, zu bestätigen sey." Blos den Gliedern der engländischen und re- sormirten Kirche ist , 74,, durch ein königlich Edict, die freye Uebung ihres Gottesdienstes in den sämmt- lichen Seeplätzen, die Stadt Carlscrona ausgenom- men, erlaubt worden. Zu Upsal hat der Erzbi- schof seinen Sitz, und ist nicht nur der Einzige in Schweden, sondern er hat auch das Amt, den Kö- nig zu krönen. Dann folgen 14 Bischöfe, und im Ganzen zahlt man gegen 192 Probsteyen, 2400 Mutter» und Tochterkirchen, oder izg« Pa- storate, 2 zzg Kirchspielskirchen und i Z4 Kapellen. In jedem Bisthum ist ein Conststorium zu Kirchen- sachen, in denen der Bischof Präsident ist^> auch noch förmlich Kirchenbußen lind dergleichen Dinge anerkennet. Obgleich die geistlichen Gesetze schon zu Zeiten Karl des Eilften gegeben worden sind, s- wird doch noch itzt nach eben denselben Gesetzen ge- richtet, und denen zu Folge heißt es: ,>Wenn ein schwedischer Unterthan seine Re- „ligion verändert, so soll er des Reichs verwiesen „werden, und alles Erbrechts für sich und seine „Nachkommen verlustig seyn.» „Wenn jemand über ein Jahr im Kirchenbann »bleibt, so soll er einen Monat auf Wasser und Brod „Zefan-

7. West- und Süd-Europa - S. 26

1784 - Leipzig : Weidmann und Reich
26 Portugal». nnnistration des Marquis von Pombal erfahren, Mordthaten und gewaltsamer Raub seltner zu werden anfangen, da man vorher nicht ohne Gefahr für le- den und Börse, sogar in der Hauptstadt, lstch des Abends auf den Gassen finden lassen durste. s)Königliche Da die Einkünfte des Königs von Portugals, Einkünfte, bey dem schlechten Zustand seines Reichs, den wich- tigen Summen, welche der Papst an sich zieht, und der elenden Verwaltung der Finanzen dennoch Zwi- schen 14 bis 16,000,000 Reichsthalergeschätzt wer- den, so kann man leicht einsehen, wie sehr die Unter- thanen durch Abgaben gedrückt seyn müssen. Die Quellen, aus denen diese Einkünfte stießen, find fol- gende: i) die Erbgüter des Hauses Braganza, 2) die Domänen/ 3) die Zölle, 4) die Steu- ren, 5) die Accise, 6) das Mouopolium mit brasilischem Schnupftobak, 7) das Münzwe- sen, 8) der Ablaßhandel, den der Papst den Kö- nigen alle drey Jahr erneuert, 9) die Großmeir sterschast der Ritterorden, 10) der geistliche Zehenden in den auswärtigen Landern, 11) das Lünfcheil des brasilischen Goldes, 12) die Gü- ter derjenigen, ^welche die Inquisition ver- dammt har. Kriegsver- Seiten als Portugal! noch in häufige fassung. Kriege verwickelt war, bestand diearmee aus drey ^Landmacht verschiedenen Haufen, von denen der eine vom Köni- ge, der zweyte vom Adel, der dritte aber von den vornehmsten Städten gestellt ward, und alle Stan- de waren von demselben kriegerischen Feuer beseelt. Bis ins Jahr 1735 waren die Truppen ohne alle ordentliche Einrichtung, ein unregelmäßiger Haufen, der an keine Subordination gewöhnt, und dessen Ta- pfer-

8. West- und Süd-Europa - S. 814

1784 - Leipzig : Weidmann und Reich
8i4 Italien. lichkert bisher ihre Gewissen unterjocht hat, so darf man sich doch von dem großen Reformationswerke deö Kaisers auch hier viele Segnungen versprechen, da noch dazu der nicht genug zu rühmende Bischof von Nlanwa, den Absichten seines Monarchen so treulich die Hand beut, und auch andre Prälaten der guten Sache keine Hindernisse in den Weg legen. Schon im I. 1767 sind mancherley gute Verfügun- gen getroffen worden, welche zu Verminderung des päbstlichen Ansehens gereichten. Dahin gehört, daß die weltliche Gerichtsbarkeit, welche vorher der Pabst und die Bischöfe über die geistlichen Personen und ihre Güter ausgeübt haben, einem zu Mailand verordneten Rath aufgetragen wurde; daß den Geist- lichen auferlegt wurde, alle feit 17 22 an sich gebrachte Güter wieder zu verkalifen, und jedem Unterthan verboten ward, sich nicht anders als mit Bewilligung des schon erwähnten Rathes um irgend eine Gnade, ausgenommen die Indulgenzen, nach Rom zu wen- den. Die Regierungsgeschaste stehen unter einem Ge- neralgouverneur/ welches gegenwärtig der Erzherzog Ferdinand ist. Der Senat 511 Mailand welcher aus einem Präsidenten und zehn Senatoren, zu wel- chen die Statthalter von Kremona und Pavia gehö- ren, bestehet, macht das oberste Gericht in allen Civll- und Kriminalsachen aus, dessen Aussprüche allein das kaiserliche Kabiner in Wien zu andern das Recht hat. Im I. 1766 ist ein höchster Gekonomie- und Handelsrath errichtet, für welchen alle Finanz- sachen, Verpachtungen u. d. g. gehören, so wie die Einkünfte von einen: besondern Kollegium, welches iin eigentlichen Verstände ilmagiflrato genennt wird, verwaltet werden. Diese Einkünfte werden auf »i Qsooo Thaler geschaßt, von denen drey Fünftel

9. West- und Süd-Europa - S. 617

1784 - Leipzig : Weidmann und Reich
Helvetica. 617 auch viele Fabrikate dafür wieder einsühren müssen, so können sie doch den größten Theil ihres Betrags mit ihrer Ausfuhr, und den kleinen Rest mit dem Gelds bezahlen, das sie von verfchiedenen europäifchen Mächten für Ueberlassung einiger tausend Menschen Zu Kriegsdiensten ziehen. Ein Handel, der sich mit nichts entschuldigen läßt, so bald Helvetien im Stands ist, seinen Bedürfnissen auf andre Weise abzuhelfen. Man glaube aber nicht, daß Helvetien' kein eigenes Geld auspräge. Alle Kantons haben die Münzge- rechtigkeit, aber sie münzen nicht alle auf einerley, sondern ein Theil nach dem alten burgundischen, und der andre nach dem Reichsfuß. Man findet dop- pelte und ganze, halbe und Vierteldukaten, Thaler und halbe Thaler, Gulden, Bähen, Schillinge, Kreuzer, Plapper, Rappen, und Heller, welches die kleinste Münze ist, von denen Zwey einen Pfen- nig auömachen. Wie in der landwirthfchast und den Manufaktu- Gelehrsair^ ren, haben auch die Schweizer in den Wissenschaften keit und und Künsten denselben rastlosen Eifer, dieselbe anhal- ten de Tätigkeit an den Tag geleget. Ihre Jahr- bücher prangen mit Männern, deren Geist und Kennt- nisse sie der Unsterblichkeit vollkommen würdig ma- chen, und noch gegenwärtig hat Helvetien Gelehrtein seinen Grenzen, die zu den vorzüglichsten in Europa gehören. Wer kennt nicht den großen Zwinglis den Mann, der einem großen Theil der Menschheit zu so beträchtlicher Aufklärung die Bahn brach, nicht allein Reformator, sondern auch Gelehrter vom er- sten Range war, und nach einem rühmlichen leben des blumigten Todes fürs Vaterland starb. Helve- tiens Gottesgelehrte sind muthig auf dem Wege die- ses großen Reformators, und seiner Gehülfen, des Oekolampad und Bullmger, fortgegangen, und Qq 5 viele

10. Anfang der Neuern Geschichte - S. 124

1780 - Leipzig : Weidmann und Reich
i*24 Hhauptth. Neuere Gesch. ibuch. nützigen Absichten neue Meynungen ausgestreuet hätte. Allein Luther hatte es aus Liebe zur Re- ligion und Wahrheit gethan: er wurde also durch diese Verfolgung vielmehr anfgemunterr, in feinen Xzacbfotfd)m$en über das Christen, thum noch weiter zu gehen. Da fand er bald, daß noch mehr Lehrsätze der bisher eingeführten Religion von einer spätem Erfindung waren; daß auch kein Bischof das Recht habe, einem an- dern christlichen Lehrer Untersuchungen über die Religion zu verbieten, oder ihn gar wegen der» selben zu bestrafen. Nachdem also dre/ Jah- re hindurch seine eifrige, aber doch friedlieben- de Bemühungen, dem damaligen verdorbenen Christenthum Hülfe zu verschaffen, nichts weiter bey den mächtigsten Lehrern desselben ausgerichtet hatten, als daß sie im Begriff waren, mit ihm als mit einem Verbrecher umzugehen, beschloß er, sich selbst in diejenige Freiheit zu setzen, die allen Christen gebührt, und die sie auch in den ersten Zeiten gehabt hatten. Zum öffentlichen Merkmale davon, und um auch andere seiner Mitchristen dazu aufzumuntern, verbrannte er an einem der letzten Tage des Jahrs 1520 aus- serhalb Wittenberg, in Gegenwart vieler Zu- schauer, das päpstliche Gesetzbuch. Dadurch gab er nämlich vor jedermanns Augen zu erken- nen, daß er den Papst für einen unrechtmäßigen Oberherrn der Christen halte, dessen Verordnun- gen er weiter nicht gehorchen wolle. Zugleich Kifrete er eine besondere, nicht mehr den Päp- sten
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