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1. Das Deutsche Reich - S. VIII

1900 - Leipzig : Spamer
Viii Vorwort. entworfenen Karten sowie die 22 Äädtepläne werden unzweifelhaft den Zweck des Buches fördern helfen. Indern ich das Werk sonnt dem deutschen Volke übergebe, bitte ich zugleich, nur Winke und Bemerkungen für künftige Auflagen direkt übersenden zu wollen, gern bereit, dieselben zu dessen weiterer Vervoll- kommnung zu benutzen. Pros. Dr. I. W. Otto Richter.

2. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 41

1884 - Leipzig : Spamer
Karl von Holtci. 41 Das beste Denkmal Holteis, welches die Rottanne in Obernigk, den Granit- stein auf dem Bernhardinkirchhofe und selbst die Büste Rachners überdauern wird, hat sich der Dichter gesetzt in seinen „Schlesischen Gedichten" im Jahre 1830. „Es gehörte der ganze Mut eines Mannes dazu", sagt Rößler, „da- mals mit schlesischen Gedichten an die Öffentlichkeit zu treten; die Verachtung der sogenannten Bauernsprache war gar zu groß. Eine hochgestellte Persönlich- keit nnsrer Provinz äußerte sich, wie mir der Dichter in seiner originellen Weise selbst erzählt hat, etwa folgendermaßen: „Derholtei ist ja ein recht guter Kerl, seine kleinen Lustspiele sind ja auch recht nett; aber mit seinen Schlesischen Ge- dichten hat er doch eigentlich die ganze Provinz vor Deutschland lächerlich gemacht." So groß war das Vorurteil gegen die Volkssprache damals, und es ist, leide? muß es gesagt werden, gerade bei einem großen Teil der söge- nannten Gebildeten heute noch nicht ganz geschwunden. „Es gibt auch heute noch Leute", wie Claus Groth sagt, „welche es für eine Frechheit erklären, Bücher zu schreiben in der Sprache der Gasse und der Schenkstube; aber glücklicherweise gibt es auch solche, denen sogleich die Thränen der Rührung in die Augen treten, wenn sie in wohlgesetzter Rede die Töne vernehmen, die ihnen wie die Jugend teuer und wie sie entschwunden sind." Es bleibt also Holteis unbe- streitbares Verdienst, einmal daß er diesem ertötenden Vorurteil mutig und furchtlos entgegengetreten ist, sodann daß er das Fühlen und Denken des schle- stschen Volkes in schlesischer Sprache glücklich wiedergeschaffen hat und somit ein Bahnbrecher für alle Zukunft geworden ist." Holtei kennt das schlesische Volk und seine Stimmungen, und diese bringt er in seinen „Schlesischen Ge- dichten" zur Anschauung und trifft den Volkston mit großem Glück; er ist mit dem Volke ernst und heiter, traurig und munter, wie es sich gerade trifft, aber immer einfach und vom Herzen zum Herzen sprechend. Mit diesen Liedern hat er sich zuerst Schlesien, dann ganz Deutschland erobert, zuerst langsam {1. Aufl. 1830, 2. Aufl. 1850, 18. Aufl. 1883.), dann immer schneller. Zwei Gedichte werden genügen, uns einen Blick in das Herz des Dichters thuu zu lassen und uns zu eifrigem Lesen der ganzen Sammlung zu bewegen. Ein Gedicht aus dem Jahre 1828 schildert uns die aus dem Riesengebirge ab- ziehenden Leinweber, die sich in Rußland eine neue Heimat suchen, aber ihr „Schläsing" nicht vergessen: De Leinwäber. „Ich kam 'a Weg vum Riesenkamm Und ging uf's Warmbad zu; Do traf ich auue lange Schar, Wu Man' und Weib beisammen war, Und Kinder ohne Schuh'! Sull's ärndt wul anne Wohlfahrt sein? Se ha'n kee' Fahndet nich', Kee Kreutz vuran, kee' Sang und Klang, Su ziehn se ihren stillen Gang, 's is' urndlich ängstiglich. Se tra'n ihr Bissel Sack und Pack Und schleppen rasnig schwär'! Nu' Leutel sa't, wu giht's denn-t-hin? Ihr t'utt wul ei de Fremde zieh'n? Und red't, wu kummt i'r här? Ber kummen vohn 'a Bärgen här, Ber zieh'n ei's Polen 'nei; Ber sein urnär schund matt vur Ruth, 's is' gor a' hungrig Stücket Brut, De schläs'sche Wäberei. Im ru'scheu Polen ga'n se uns Jedwedem a' Stück Land; Do wull' der uu' in's Flache ziehn Und lassen ünse Bärge stihn — Härr Got', dir is's bekannt. Adjees du liebes Vaterland, Du Schläsing, gude Nacht! Säht euch ak üm, su lange 's giht, Und säht, wu ünse Kuppe stiht Und ei' der Snnne lacht.

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 151

1884 - Leipzig : Spamer
Der Name des Berggeistes im Riesengebirge. 151 welche man der Sprache anthun muß, um die Namen Rubezzo Giovanni (da Henelins bereits 1613 den Ribenzal nennt und Prätorius erst 1660 sein Buch herausgegeben hat, so ist es ganz unmöglich, daß Rubezzo Giovanni das Urbild Rübezahls sein kann), Ronseval, Rüben v. Zahlen. Rupert Zahn und Rupert Zeh in Rübezahl umzuwandeln, so legen doch die vielen Pseudo-Rübezahle der neuesten Zeit — man denke nur an den vor einigen Jahren in Hirschberg ver- storbenen ehrenwerten Reimann, der wegen seiner exzeptionellen Gewohnheiten und wegen seines originellen rauhen, bärtigen Äußern allgemein als Rübezahl tituliert wurde, und an den noch lebenden, im mährischen Gesenke als Rübezahl bekannten Herrn Obersteiger Lorenz aus Zuckmantel, den wir zwar nicht die Ehre haben zu kennen, der aber, wie wir lesen, nur wegen seiner bärtigen, originellen Erscheinung zu dem Titel gekommen ist, welcher heute nur noch eine gute, humoristische Bedeutung hat — die Vermutung nahe, daß es sich mit jenem Schmiedeberger Rupert Zeh auch nicht anders verhält. Der sran- zösische Herr Ronseval sowie auch der Herr Naturforscher Rüben v. Zahlen dürften wohl kaum ernstlich bei dieser Frage konkurrieren; auch Rupert Zahn, als welcher sich bei einer angeblich in Schmiedeberg stattgefundenen Teufels- bannerei der Berggeist selbst legitimiert haben foll, kann sich wohl mit der Ehre begnügen, überhaupt erwähnt zu werden. Es kommen nun diejenigen Erklärungen, die ohne weiteres auf der An- nähme eines Geistes oder Dämons beruhen und bei denen eine geschichtliche Person ausgeschlossen ist. Unter diese Erklärungen gehört die von Liebusch in seiner „Skythika"; danach käme Rübezahl von den Wörtern rib, d. i. Berg, und zal, d. i. Gott; doch sind zugestandenermaßen diese Urformen oder Wurzeln nirgends mehr nachweisbar. Hierher gehört auch der Roi de Talle (oder vallee). Wir hätten es hier demnach mit einem Thalherrn oder Thalkönig zu thun. Dem Berggeiste würde also damit ein ganz andres Gebiet für feine Herrschaft zugewiesen, als ihm sonst allgemein eingeräumt wird. Auch aus sprachlichem Grunde läßt diese Erklärung keine Annahme zu; ohne Zweifel ist dieser sich bei Lucä vorfindende Name zu jener Zeit entstanden, als französische und italienische Bergleute unser Gebirge nach metallischen Schätzen durchforschten. Riphaeorum diabolus oder zabulus, Riphenzabel, Ribenzal, Rübenzahl. Diese Erklärung wird auf die Geistlichkeit der früheren Jahrhunderte zurück- geführt, welche in ihren Bemühungen, das Ansehen des noch hier und da im Volke vorhandenen heidnisch-slawischen Götterglaubens zu zerstören, gezwungen war, die alten Götter als „Diaboli" zu bezeichnen. Wenn nun auch dieser Erklärung nicht aller Wert abzusprechen ist, so hat sie doch das gegen sich, daß der Name „Riphäengebirge" statt Riesengebirge niemals außerhalb der Gelehrtenstube gebräuchlich gewesen ist und schon deshalb unmöglich zu einer volkstümlichen Anwendung kommen konnte. Die am häufigsten verbreitete und lediglich auf Mufäus zurückzuführende Erklärung zeigt uns unfern Berggeist als „Rübenzähler" in eine romantische, für ihn aber unglückliche Liebesaffaire verwickelt, die ihm den Spottnamen „Rübezahl" eingebracht haben soll. Diese auf unbegrenzter Phantasie beruhende Deutung ist als eine bene trovata wohl schwerlich zu bezeichnen. Von dem sonstigen Werte des betreffenden Märchens wird dabei selbstverständlich ganz abgesehen. Auch einer Entstehung aus dem Tschechischen muß ich gedenken. Danach soll der Name aus Rybreol entstanden

4. Bilder vom Niederrhein - S. 353

1882 - Leipzig : Spamer
Die westfälischen Höhlen. 353 dem Hönnethal aus, behält aber im Ganzen die nordöstliche Richtung bei. In diesem Gebirgszuge haben sich höchst eigentümliche Aushöhlungen gebildet. So die romantischen Grotten und Höhlen des Neanderthales an der Düssel, welche von den Bewohnern des bergischen Landes vielfach besucht wurden. Leider sind viele dieser Höhlen durch die Industrie, durch die großen Kalksteinbrüche zerstört worden. Doch die nach dem Dichter Joachim Neander benannte Neanderhöhle, wo dieser seine Kirchenlieder gedichtet haben soll, ist noch zu sehen. Höchst interessante Funde, namentlich ein eigentümlich geformter Schädel, haben über das Alter des Menschengeschlechts neues Licht verbreitet. Dechenhöhle. Ferner liegen im Ennepethale die Höhle von Haspe und die sogenannte „große Klütert" und im Lennethale bei Limburg die Oegersteiner Höhle. Besonders zerklüftet ist das Gebirge bei Letmathe, wo sich die berühmte Dechen- höhle und die an Ueberresten fossiler Thiere reiche Grürmannshöhle vor- finden. Neuerdings hat man am Burgberge die sogenannte Martinshöhle entdeckt, in der man namentlich eine Menge von Feuersteinsplittern und halb- fertigen Messern ausgrub. Weiter östlich von Iserlohn sind dann besonders die Höhlen von Sundwig, Klnfenstein und bei Balve zu merken. Endlich gehören hierher die Grotten von Grevenbrück an der Lenne und die bei Brilon, darunter die bekannteste bei Rösenbeck. Ueber die Entstehung dieser Zerklüftungen, Auswaschungen und Hohlräume hat sich der ausgezeichnete Geo- löge shrof. Dr. Fuhlrott in einem Werkchen: „Die Höhlen und Grotten von Rheinland-Westfalen" ausführlicher verbreitet. Sie beruht auf einem lang- samen, bis in unvordenkliche Zeiten zurückgehenden, unaufhaltsamen Naturprozeß. Aus den Versteinerungen von Korallen und Schalthieren ergiebt sich, daß die Deutsches Land und Volk. V. 23

5. Bilder vom Niederrhein - S. 227

1882 - Leipzig : Spamer
Überschwemmungen und Eisgänge. 227 schwimmen scheinen. Dann schwelgen sie auf den üppigen Weiden und mästen sich bis zu 300—500 leg, die Ochsen erreichen das Doppelte an Gewicht. Da giebt es Kühe, deren strotzende Euter 20 Maß Milch geben. Die Kehr- seite des entfesselten Elementes ist das Elend und die Armuth, welche die Zerstörungen verheerender Ueberschwemmuugen und starken Eisganges an- gerichtet haben. Man hat zwar schon früher dem drohenden Unheil durch Dämme zu steuern gesucht und zur Aufsicht der Wasserbauten besondere Be- amten, die sogenannten Deichgrafen, eingesetzt; aber was ist Menschenwerk gegen die Wucht der Naturgewalten, wie Schiller sagt: „denn die Elemente hassen das Gebild von Menschenhand." Lustschloß Moyland bei Kleve. Die denkwürdigste Wasserflut ist die vom Jahre 1809, weil sie durch den Edelmuth eines Heldenmädchens, Johanna Sebns, verewigt worden, einem Dichter (Goethe) und einem Komponisten (Zelter) Stoff bot zu Herr- lichen Schöpfungen und den Kaiser Napoleon veranlaßte, zum Andenken der Heldenthat, im Jahre 1811 ein Steindenkmal zu setzen. Bei Brienen, unweit der Spreyschlenße, bewohnte die arme alte Katha- rina Sebns eine kleine Hütte zusammen mit einer Tagelöhnerfamilie und ihren sechs Kindern. Die alte Frau war fchon kindisch geworden und Johanna Sebus, damals 17 Jahre alt, fast die einzige Stütze des Hauses. Plötzlich, am 13. Januar 1809, wurden die Bewohner von Brienen durch Nothschüsse 15*

6. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 48

1885 - Leipzig : Spamer
48 Die freie und Hansestadt Hamburg. um so mehr „verdammten Spaß", je länger ein blaues Auge oder eine breit- geschlagene Nase auf der See noch die Erinnerung daran wachhält. Daß nicht die Seeleute allein, sondern auch mancher lockere Vogel aus den sogenannten besseren Ständen „reinfällt", darf wohl nicht erst erwähnt werden. Geistiges Leben in Hamburg. Schon in der letzten Hälfte des 17. Jahr- Hunderts beginnt Hamburg in der deutschen Litteratur eine Rolle zu spielen. Im Jahre 1639 ließ sich Paul Flemming (geboren 1609 zu Hartenstein im Vogtlande) als Arzt Hierselbst nieder, nachdem er von seiner Reise, die er .in derselben Eigenschaft mit der Gesandtschaft, welche der Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein nach Moskau und dann nach Persien abgeordnet, unter- nommen hatte, zurückgekehrt war. Leider erlag dieser Mann mit einem echten deutschen Herzen und Gemüte, reich an Macht und Fülle, an Wahrheit, Lebendig- keit, Wärme, Einfachheit und gesunder Natürlichkeit, der Mann, den Gervinns den „schönsten Charakter unter allen weltlichen Dichtern des Jahrhunderts" nennt, bereits im April 1640 einer jähen Krankheit. Von seinen vielen Dich- hingen nennen wir nur das schöne Kirchenlied: „In allen meinen Thaten u. s. w.", durch das er sich zur langen, gefahrvollen Reise ernst und würdig vorbereitet hatte, das männlich kräftige Sonnett „An Sich!" mit den herrlichen Schlußworten: „Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann, Dem ist die weite Welt und alles unterthan", « und sein anmutig und tief empfundenes: „Ein getreues Herze wissen, Hat des höchsten Schatzes Preis u. s. w." An der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts ist eine Dichtergruppe zu erwähnen, deren Erzeugnisse von dem brannschweigischen Hofrat Weichmann unter dem Titel: „Die Poesie der Niedersachsen" herausgegeben wurde und die in Hamburg ihre vornehmsten Vertreter hatte. Zu ihnen gehörte Christian Wernicke, der nach längeren Reisen im Auslande mehrere Jahre in Hamburg privatisierte. In einer Sammlung von Epigrammen, die zu den besten seiner Zeit zählen, geißelte er unnachsichtlich den Geschmack der zweiten schleichen Schule, deren Poesie unwahr, kraftlos, hohl, sinnlich, zügellos, mitunter bis ins Schmutzige gemein und trotz der galanten Schreibart vergiftet, oberflächlich, unnatürlich, übertrieben, bis zum Ermüden phrasenreich, mit den „durchdringenden löblichen Beiwörtern" geschmückt war. . Seine Pfeile waren besonders gegen die Häupter genannter Schule, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Kaspar von Lohenstein, gerichtet. Einen bedeutenderen Platz' unter den Niedersachsen nahm Barthold Heinrich Brockes ein. Im Jahre 1680 in Hamburg geboren (gest. 1747), hatte er in Halle die Rechte studiert und war nach mehrjährigen Reisen, auf denen er sich eine vielseitige Bildung erworben, nach seiner Vaterstadt zurück- gekehrt. Hier fand er als Senator Muße genug, sich den von ihm mit Vor- liebe gepflegten Künsten, der Malerei, der Musik und der Poesie zu widmen. Seine Gedichte, welche er unter dem Titel „Irdisches Vergnügen in Gott" in neun starken Bänden herausgab, beschränken sich auf fromme Naturbetrachtung und Naturschilderung und enthalten manche wohlgelungene Stellen poetischer

7. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 89

1886 - Leipzig : Spamer
Klaus Groth. 89 über einen wiedergefundenen Liebling. Ich erkannte sie sogleich. Ich würde laut geweint haben, hätte ich nicht zufällig an einen ähnlichen Vorfall gedacht, welchen Rousseau in seinen Confessions erzählt. Es kam mir wie eine Nachahmung vor und ich zwang deshalb meine Thränen. Die Blume war eine Orchis, Grymnadenia odoratissima. — Ich suchte die Pflanzen nicht als fremde Dinge. Sie waren mir eigentlich alle bekannt. Die Physiognomie des Moores, der Heide, des Wiesengrüns wurde durch sie bestimmt und gestaltet. Wo das Woll- gras wuchs, die Wasserkolben, die graue Cineraria, dahin wagte sich nur vor- sichtig der Fuß, um das Nest einer Grasmücke zu suchen. Die wohlriechenden Kräuter der trockenen Heideflächen hatten mich oft in der Mittagshitze nmdnftet. Klaus Groth (geb. 24. April 1819). Was hatte nicht meinezunge geschmeckt: den weichlichengeschmack des Lindenbastes, wenn wir Flöten machten, den Zuckerstoff in den Kniegelenken der Gräser, die bittere Rinde der Ahlkirsche. Jetzt wanderte ich mit meinem Buche wie an der Hand eines Freundes, der mir alle alten Bekannten wieder zeigte, nach Art und Charakter beschrieb, und sie hielten still und sie sträubten sich nicht und waren unverändert, ungealtert." Wer erkennt hier nicht den Dichter, den Lyriker, dem seine Heimat noch einmal zum Lied werden wird! Ihm selber aber erscheint all dies Wissen und Arbeiten als Selbstzweck, ein unbestimmter Drang treibt ihn vorwärts, er sieht nicht, wohin es ihn führen wird. — Es ist für Klaus Groth ein unermeßlicher Gewinn, daß er nicht in frühen, unreifen Jahren schon ins Dichten kam. Eine völlig ausgereiste Frucht fiel

8. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 163

1881 - Leipzig : Spamer
Goethe in Wetzlar. 163 Braut Charlotte, der Tochter des in Wetzlar wohnenden Amtmanns Bnsf, bekannt gemacht worden war und herzliche Aufnahme in dieser Familie gefunden hatte, zog ihn die Liebenswürdigkeit des heiteren, unbefangenen, pflichttreuen Mädchens mit solcher Gewalt in ihre Kreise, daß er fast stets in ihrer Nähe war und mit dem Verlobten Paare den Sommer hindurch eine „echt deutsche Idylle" erlebte. Doch die srenndschaftliche Zuneigung zu der Verlobten seines Freundes verwandelte sich allmählich in eine leidenschaftliche Liebe, so daß er es für gut fand, den Ort seines Glückes und seiner Leiden plötzlich zu verlassen. Gebäude des ehemaligen Reichskammergerichts in Wetzlar. Während er in der nächsten Zeit wieder in Frankfurt lebte, suchte er sich vou den schmerzhaften Seelenstimmungen, die ihn lange gedrückt, dadurch zu befreien, daß er sie in einem dichterischen Werke niederlegte. „Aber es wollte sich nichts gestalten, es fehlte mir eine Begebenheit, eine Fabel, in welcher sie sich verkörpern konnten." Da erhielt er im Oktober 1772 durch Kestner vou Wetzlar die Nachricht, daß der braunschweigische Legationssekretär Jerusalem, veranlaßt durch die unglückliche Liebe zu der Gattin eines Freundes, sich erschossen habe, und sogleich war der Plan zu den „Leiden des jungen Werther" gefunden; doch dauerte es noch länger als ein Jahr, bis Goethe das Werk niederschrieb, und zwar innerhalb vier Wochen (Febr. 1774). Diese Dichtung, die mehr noch als das im vorhergehenden Jahre erschienene Sturmdrama „Götz von Berlichingen" eine ungeheure Wirkung in Deutschland, ja in der ganzen gebildeten Welt ausübte und den Ruhm des jungen Dichters überallhin verbreitete, hat ihren Grund und Boden in dessen 11*

9. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 346

1880 - Leipzig : Spamer
346 Gewerbfleiß an der Jll, That Licht durch die schöpferische Kraft des Mainzer Bürgers, der hier in Straßburg seine Kunst zuerst übte. Von der Heimat vertrieben durch deu wogenden Parteikampf der Geschlechter und Zünfte, kommt der junge Guten- berg*) 1434 nach Straßburg, eiue lebendige Bewährung des ausschreitenden Bettelmönchs in dem Wappeu seines Geschlechtes. In dem Kloster St. Ar- bogast (jetzt ist es die Wirthschaft zum Grünen Berg vor dein Schirmecker Thor) nahm er sein Quartier und versuchte vou da aus sich Recht zu holeu wider seine Mitbürger in Mainz. Der Rath von Straßburg hat sich begütigend ins Mittel gelegt, und in seinem Einkommen verkürzt, sucht der fahrende Ritter andern Erwerb. Zu dem Ende schließt er etliche Jahre vor 1439 einen Vertrag mit einem Straßburger Patrizier, Namens Andreas Dritzehn, und lehrt ihu die Kunst der Steinschleiferei. Aber neben dieser Beschäftigung gehen bereits andere Versuche her. Wie der Goldschmied Haus Dünne von Straßburg vor Gericht aussagt, hat er bereits um 1436 mit Dem, was zum Drucken gehört, ungefähr 100 Gulden vou Gutenberg verdient, und als für das Jahr 1439 eine große „Heiltnmssart", d. i. Wallfahrt nach Aachen, bevorstand, schloß unser Gutenberg im Jahre 1437 einen Vertrag mit Dritzehn, um diesen die Kunst des Spiegelmachens zu lehren: keine schlechte Spekulation für die Wallfahrt, die im Jahre 1496 au einem Tage 142,000 Pilger zusammenführte. In den Vertrag über Spiegelsabrikation ward Dritzehn mit aufgenommen. Auch eiu geistlicher Herr, Herr Anton Heilmann, tritt mit in diese Jndustriegesellschast eiu, und sie bringen gemein- sam die Summen auf, welche das Geschäft fordert. Aber die. Aachenfahrt wurde auf 1440 hinausgeschoben und demgemäß ward auch die Gesellschaft erweitert und ans fünf Jahre, bis 1443, verlängert. Fleißig wird in der Gesellschaft jener Leute gearbeitet. Wir hören von bleiernen Formen, von hölzernen Pressen, und Andreas Dritzehn hofft ans reichen Ersatz aller in der geheimuißvolleu Werkstatt aufgewendeten Summen; aber in der Weih- nachtszeit 1438 erkrankt er und stirbt. Da schickt Gutenberg seinen Knecht eilends zu dem Bruder des Verstorbenen und bittet ihn, die Presse an „den zwei Wirbelcheu" zu öffnen; thäte er dies, so fiele die Presse ansein- ander, und Niemand könne sehen oder merken, wie das Ganze zusammen- gehangen. Aber der Bruder fand nichts mehr; die Presse war gestohlen, welche der Konrad Sahspach gemacht hatte. Der Tod des A. Dritzehn brachte viele Verwirrung hervor. Die Brüder des Verstorbenen wollten an dessen Statt in die Gemeinschaft ausgenommen werden, und als Guteuberg dies verweigerte, strengten sie wider Johann Gänsfleisch zu Guteuberg deu berühmten Prozeß au, dessen Akten unsere Zeit die Einzelheiten dieser Dar- stellnng verdankt. Für Guteuberg war dieser Prozeß nicht nur eine Krän- knng, sondern auch eiue Gefährdung seiner Existenz; das Lehrgeld, das er vou seinen Mitgesellschaftern beziehen sollte, blieb ans, und iu seiner Ver- ^legenheit nahm Gutenberg vou anderswo neue Summen auf. Seinen Kre- dit kann er unmöglich verloren haben; denn 1441 erscheint er als Bürge *) Vgl. A. v. d. Linde, „Gutenberg" (Stuttgart 1878).

10. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 347

1880 - Leipzig : Spamer
Gutenberg's Schicksale. 347 für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas- kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge- danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz, die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre 1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter- nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent- wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel, Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! — Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll- eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten. Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes verkündet: „dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder- Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht
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