Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Viii
Vorwort.
entworfenen Karten sowie die 22 Äädtepläne werden unzweifelhaft den
Zweck des Buches fördern helfen.
Indern ich das Werk sonnt dem deutschen Volke übergebe, bitte
ich zugleich, nur Winke und Bemerkungen für künftige Auflagen direkt
übersenden zu wollen, gern bereit, dieselben zu dessen weiterer Vervoll-
kommnung zu benutzen.
Pros. Dr. I. W. Otto Richter.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Karl von Holtci. 41
Das beste Denkmal Holteis, welches die Rottanne in Obernigk, den Granit-
stein auf dem Bernhardinkirchhofe und selbst die Büste Rachners überdauern
wird, hat sich der Dichter gesetzt in seinen „Schlesischen Gedichten" im Jahre
1830. „Es gehörte der ganze Mut eines Mannes dazu", sagt Rößler, „da-
mals mit schlesischen Gedichten an die Öffentlichkeit zu treten; die Verachtung
der sogenannten Bauernsprache war gar zu groß. Eine hochgestellte Persönlich-
keit nnsrer Provinz äußerte sich, wie mir der Dichter in seiner originellen Weise
selbst erzählt hat, etwa folgendermaßen: „Derholtei ist ja ein recht guter Kerl,
seine kleinen Lustspiele sind ja auch recht nett; aber mit seinen Schlesischen Ge-
dichten hat er doch eigentlich die ganze Provinz vor Deutschland lächerlich
gemacht." So groß war das Vorurteil gegen die Volkssprache damals, und
es ist, leide? muß es gesagt werden, gerade bei einem großen Teil der söge-
nannten Gebildeten heute noch nicht ganz geschwunden. „Es gibt auch heute
noch Leute", wie Claus Groth sagt, „welche es für eine Frechheit erklären, Bücher
zu schreiben in der Sprache der Gasse und der Schenkstube; aber glücklicherweise
gibt es auch solche, denen sogleich die Thränen der Rührung in die Augen
treten, wenn sie in wohlgesetzter Rede die Töne vernehmen, die ihnen wie die
Jugend teuer und wie sie entschwunden sind." Es bleibt also Holteis unbe-
streitbares Verdienst, einmal daß er diesem ertötenden Vorurteil mutig und
furchtlos entgegengetreten ist, sodann daß er das Fühlen und Denken des schle-
stschen Volkes in schlesischer Sprache glücklich wiedergeschaffen hat und somit
ein Bahnbrecher für alle Zukunft geworden ist." Holtei kennt das schlesische
Volk und seine Stimmungen, und diese bringt er in seinen „Schlesischen Ge-
dichten" zur Anschauung und trifft den Volkston mit großem Glück; er ist mit
dem Volke ernst und heiter, traurig und munter, wie es sich gerade trifft, aber
immer einfach und vom Herzen zum Herzen sprechend. Mit diesen Liedern
hat er sich zuerst Schlesien, dann ganz Deutschland erobert, zuerst langsam
{1. Aufl. 1830, 2. Aufl. 1850, 18. Aufl. 1883.), dann immer schneller. Zwei
Gedichte werden genügen, uns einen Blick in das Herz des Dichters thuu zu
lassen und uns zu eifrigem Lesen der ganzen Sammlung zu bewegen. Ein
Gedicht aus dem Jahre 1828 schildert uns die aus dem Riesengebirge ab-
ziehenden Leinweber, die sich in Rußland eine neue Heimat suchen, aber ihr
„Schläsing" nicht vergessen:
De Leinwäber.
„Ich kam 'a Weg vum Riesenkamm
Und ging uf's Warmbad zu;
Do traf ich auue lange Schar,
Wu Man' und Weib beisammen war,
Und Kinder ohne Schuh'!
Sull's ärndt wul anne Wohlfahrt sein?
Se ha'n kee' Fahndet nich',
Kee Kreutz vuran, kee' Sang und Klang,
Su ziehn se ihren stillen Gang,
's is' urndlich ängstiglich.
Se tra'n ihr Bissel Sack und Pack
Und schleppen rasnig schwär'!
Nu' Leutel sa't, wu giht's denn-t-hin?
Ihr t'utt wul ei de Fremde zieh'n?
Und red't, wu kummt i'r här?
Ber kummen vohn 'a Bärgen här,
Ber zieh'n ei's Polen 'nei;
Ber sein urnär schund matt vur Ruth,
's is' gor a' hungrig Stücket Brut,
De schläs'sche Wäberei.
Im ru'scheu Polen ga'n se uns
Jedwedem a' Stück Land;
Do wull' der uu' in's Flache ziehn
Und lassen ünse Bärge stihn —
Härr Got', dir is's bekannt.
Adjees du liebes Vaterland,
Du Schläsing, gude Nacht!
Säht euch ak üm, su lange 's giht,
Und säht, wu ünse Kuppe stiht
Und ei' der Snnne lacht.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Karl_von_Holtci Karl Rößler Claus_Groth Holtei Ruth
Extrahierte Ortsnamen: Obernigk Deutschland Deutschland Leutel Polen Polen
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Name des Berggeistes im Riesengebirge. 151
welche man der Sprache anthun muß, um die Namen Rubezzo Giovanni (da
Henelins bereits 1613 den Ribenzal nennt und Prätorius erst 1660 sein Buch
herausgegeben hat, so ist es ganz unmöglich, daß Rubezzo Giovanni das Urbild
Rübezahls sein kann), Ronseval, Rüben v. Zahlen. Rupert Zahn und Rupert
Zeh in Rübezahl umzuwandeln, so legen doch die vielen Pseudo-Rübezahle der
neuesten Zeit — man denke nur an den vor einigen Jahren in Hirschberg ver-
storbenen ehrenwerten Reimann, der wegen seiner exzeptionellen Gewohnheiten
und wegen seines originellen rauhen, bärtigen Äußern allgemein als Rübezahl
tituliert wurde, und an den noch lebenden, im mährischen Gesenke als Rübezahl
bekannten Herrn Obersteiger Lorenz aus Zuckmantel, den wir zwar nicht die
Ehre haben zu kennen, der aber, wie wir lesen, nur wegen seiner bärtigen,
originellen Erscheinung zu dem Titel gekommen ist, welcher heute nur noch
eine gute, humoristische Bedeutung hat — die Vermutung nahe, daß es sich
mit jenem Schmiedeberger Rupert Zeh auch nicht anders verhält. Der sran-
zösische Herr Ronseval sowie auch der Herr Naturforscher Rüben v. Zahlen
dürften wohl kaum ernstlich bei dieser Frage konkurrieren; auch Rupert Zahn,
als welcher sich bei einer angeblich in Schmiedeberg stattgefundenen Teufels-
bannerei der Berggeist selbst legitimiert haben foll, kann sich wohl mit der Ehre
begnügen, überhaupt erwähnt zu werden.
Es kommen nun diejenigen Erklärungen, die ohne weiteres auf der An-
nähme eines Geistes oder Dämons beruhen und bei denen eine geschichtliche
Person ausgeschlossen ist. Unter diese Erklärungen gehört die von Liebusch in
seiner „Skythika"; danach käme Rübezahl von den Wörtern rib, d. i. Berg, und
zal, d. i. Gott; doch sind zugestandenermaßen diese Urformen oder Wurzeln
nirgends mehr nachweisbar. Hierher gehört auch der Roi de Talle (oder
vallee). Wir hätten es hier demnach mit einem Thalherrn oder Thalkönig zu
thun. Dem Berggeiste würde also damit ein ganz andres Gebiet für feine
Herrschaft zugewiesen, als ihm sonst allgemein eingeräumt wird. Auch aus
sprachlichem Grunde läßt diese Erklärung keine Annahme zu; ohne Zweifel ist
dieser sich bei Lucä vorfindende Name zu jener Zeit entstanden, als französische
und italienische Bergleute unser Gebirge nach metallischen Schätzen durchforschten.
Riphaeorum diabolus oder zabulus, Riphenzabel, Ribenzal, Rübenzahl.
Diese Erklärung wird auf die Geistlichkeit der früheren Jahrhunderte zurück-
geführt, welche in ihren Bemühungen, das Ansehen des noch hier und da im
Volke vorhandenen heidnisch-slawischen Götterglaubens zu zerstören, gezwungen
war, die alten Götter als „Diaboli" zu bezeichnen. Wenn nun auch dieser
Erklärung nicht aller Wert abzusprechen ist, so hat sie doch das gegen sich,
daß der Name „Riphäengebirge" statt Riesengebirge niemals außerhalb der
Gelehrtenstube gebräuchlich gewesen ist und schon deshalb unmöglich zu einer
volkstümlichen Anwendung kommen konnte. Die am häufigsten verbreitete und
lediglich auf Mufäus zurückzuführende Erklärung zeigt uns unfern Berggeist
als „Rübenzähler" in eine romantische, für ihn aber unglückliche Liebesaffaire
verwickelt, die ihm den Spottnamen „Rübezahl" eingebracht haben soll. Diese
auf unbegrenzter Phantasie beruhende Deutung ist als eine bene trovata wohl
schwerlich zu bezeichnen. Von dem sonstigen Werte des betreffenden Märchens
wird dabei selbstverständlich ganz abgesehen. Auch einer Entstehung aus dem
Tschechischen muß ich gedenken. Danach soll der Name aus Rybreol entstanden
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die westfälischen Höhlen. 353
dem Hönnethal aus, behält aber im Ganzen die nordöstliche Richtung bei. In
diesem Gebirgszuge haben sich höchst eigentümliche Aushöhlungen gebildet.
So die romantischen Grotten und Höhlen des Neanderthales an der Düssel,
welche von den Bewohnern des bergischen Landes vielfach besucht wurden. Leider
sind viele dieser Höhlen durch die Industrie, durch die großen Kalksteinbrüche
zerstört worden. Doch die nach dem Dichter Joachim Neander benannte
Neanderhöhle, wo dieser seine Kirchenlieder gedichtet haben soll, ist noch zu
sehen. Höchst interessante Funde, namentlich ein eigentümlich geformter Schädel,
haben über das Alter des Menschengeschlechts neues Licht verbreitet.
Dechenhöhle.
Ferner liegen im Ennepethale die Höhle von Haspe und die sogenannte
„große Klütert" und im Lennethale bei Limburg die Oegersteiner Höhle.
Besonders zerklüftet ist das Gebirge bei Letmathe, wo sich die berühmte Dechen-
höhle und die an Ueberresten fossiler Thiere reiche Grürmannshöhle vor-
finden. Neuerdings hat man am Burgberge die sogenannte Martinshöhle
entdeckt, in der man namentlich eine Menge von Feuersteinsplittern und halb-
fertigen Messern ausgrub. Weiter östlich von Iserlohn sind dann besonders
die Höhlen von Sundwig, Klnfenstein und bei Balve zu merken. Endlich
gehören hierher die Grotten von Grevenbrück an der Lenne und die bei
Brilon, darunter die bekannteste bei Rösenbeck. Ueber die Entstehung dieser
Zerklüftungen, Auswaschungen und Hohlräume hat sich der ausgezeichnete Geo-
löge shrof. Dr. Fuhlrott in einem Werkchen: „Die Höhlen und Grotten von
Rheinland-Westfalen" ausführlicher verbreitet. Sie beruht auf einem lang-
samen, bis in unvordenkliche Zeiten zurückgehenden, unaufhaltsamen Naturprozeß.
Aus den Versteinerungen von Korallen und Schalthieren ergiebt sich, daß die
Deutsches Land und Volk. V. 23
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Überschwemmungen und Eisgänge. 227
schwimmen scheinen. Dann schwelgen sie auf den üppigen Weiden und mästen
sich bis zu 300—500 leg, die Ochsen erreichen das Doppelte an Gewicht.
Da giebt es Kühe, deren strotzende Euter 20 Maß Milch geben. Die Kehr-
seite des entfesselten Elementes ist das Elend und die Armuth, welche die
Zerstörungen verheerender Ueberschwemmuugen und starken Eisganges an-
gerichtet haben. Man hat zwar schon früher dem drohenden Unheil durch
Dämme zu steuern gesucht und zur Aufsicht der Wasserbauten besondere Be-
amten, die sogenannten Deichgrafen, eingesetzt; aber was ist Menschenwerk
gegen die Wucht der Naturgewalten, wie Schiller sagt: „denn die Elemente
hassen das Gebild von Menschenhand."
Lustschloß Moyland bei Kleve.
Die denkwürdigste Wasserflut ist die vom Jahre 1809, weil sie durch
den Edelmuth eines Heldenmädchens, Johanna Sebns, verewigt worden,
einem Dichter (Goethe) und einem Komponisten (Zelter) Stoff bot zu Herr-
lichen Schöpfungen und den Kaiser Napoleon veranlaßte, zum Andenken der
Heldenthat, im Jahre 1811 ein Steindenkmal zu setzen.
Bei Brienen, unweit der Spreyschlenße, bewohnte die arme alte Katha-
rina Sebns eine kleine Hütte zusammen mit einer Tagelöhnerfamilie und ihren
sechs Kindern. Die alte Frau war fchon kindisch geworden und Johanna
Sebus, damals 17 Jahre alt, fast die einzige Stütze des Hauses. Plötzlich,
am 13. Januar 1809, wurden die Bewohner von Brienen durch Nothschüsse
15*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Schiller Johanna_Sebns Goethe Napoleon rina_Sebns Johanna
Sebus
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
48 Die freie und Hansestadt Hamburg.
um so mehr „verdammten Spaß", je länger ein blaues Auge oder eine breit-
geschlagene Nase auf der See noch die Erinnerung daran wachhält. Daß nicht
die Seeleute allein, sondern auch mancher lockere Vogel aus den sogenannten
besseren Ständen „reinfällt", darf wohl nicht erst erwähnt werden.
Geistiges Leben in Hamburg. Schon in der letzten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts beginnt Hamburg in der deutschen Litteratur eine Rolle zu spielen.
Im Jahre 1639 ließ sich Paul Flemming (geboren 1609 zu Hartenstein
im Vogtlande) als Arzt Hierselbst nieder, nachdem er von seiner Reise, die er
.in derselben Eigenschaft mit der Gesandtschaft, welche der Herzog Friedrich von
Schleswig-Holstein nach Moskau und dann nach Persien abgeordnet, unter-
nommen hatte, zurückgekehrt war. Leider erlag dieser Mann mit einem echten
deutschen Herzen und Gemüte, reich an Macht und Fülle, an Wahrheit, Lebendig-
keit, Wärme, Einfachheit und gesunder Natürlichkeit, der Mann, den Gervinns
den „schönsten Charakter unter allen weltlichen Dichtern des Jahrhunderts"
nennt, bereits im April 1640 einer jähen Krankheit. Von seinen vielen Dich-
hingen nennen wir nur das schöne Kirchenlied: „In allen meinen Thaten u. s. w.",
durch das er sich zur langen, gefahrvollen Reise ernst und würdig vorbereitet hatte,
das männlich kräftige Sonnett „An Sich!" mit den herrlichen Schlußworten:
„Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles unterthan", «
und sein anmutig und tief empfundenes:
„Ein getreues Herze wissen,
Hat des höchsten Schatzes Preis u. s. w."
An der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts ist eine Dichtergruppe zu
erwähnen, deren Erzeugnisse von dem brannschweigischen Hofrat Weichmann
unter dem Titel: „Die Poesie der Niedersachsen" herausgegeben wurde und
die in Hamburg ihre vornehmsten Vertreter hatte. Zu ihnen gehörte Christian
Wernicke, der nach längeren Reisen im Auslande mehrere Jahre in Hamburg
privatisierte. In einer Sammlung von Epigrammen, die zu den besten seiner
Zeit zählen, geißelte er unnachsichtlich den Geschmack der zweiten schleichen
Schule, deren Poesie unwahr, kraftlos, hohl, sinnlich, zügellos, mitunter bis
ins Schmutzige gemein und trotz der galanten Schreibart vergiftet, oberflächlich,
unnatürlich, übertrieben, bis zum Ermüden phrasenreich, mit den „durchdringenden
löblichen Beiwörtern" geschmückt war.
. Seine Pfeile waren besonders gegen die Häupter genannter Schule, Christian
Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Kaspar von Lohenstein, gerichtet.
Einen bedeutenderen Platz' unter den Niedersachsen nahm Barthold
Heinrich Brockes ein. Im Jahre 1680 in Hamburg geboren (gest. 1747),
hatte er in Halle die Rechte studiert und war nach mehrjährigen Reisen, auf
denen er sich eine vielseitige Bildung erworben, nach seiner Vaterstadt zurück-
gekehrt. Hier fand er als Senator Muße genug, sich den von ihm mit Vor-
liebe gepflegten Künsten, der Malerei, der Musik und der Poesie zu widmen.
Seine Gedichte, welche er unter dem Titel „Irdisches Vergnügen in Gott" in
neun starken Bänden herausgab, beschränken sich auf fromme Naturbetrachtung
und Naturschilderung und enthalten manche wohlgelungene Stellen poetischer
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Paul_Flemming Friedrich_von
Schleswig-Holstein Friedrich Hofrat_Weichmann Christian
Wernicke Christian
Hoffmann_von_Hoffmannswaldau Daniel_Kaspar_von_Lohenstein Heinrich_Brockes Heinrich
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Klaus Groth. 89
über einen wiedergefundenen Liebling. Ich erkannte sie sogleich. Ich würde laut
geweint haben, hätte ich nicht zufällig an einen ähnlichen Vorfall gedacht, welchen
Rousseau in seinen Confessions erzählt. Es kam mir wie eine Nachahmung
vor und ich zwang deshalb meine Thränen. Die Blume war eine Orchis,
Grymnadenia odoratissima. — Ich suchte die Pflanzen nicht als fremde Dinge.
Sie waren mir eigentlich alle bekannt. Die Physiognomie des Moores, der
Heide, des Wiesengrüns wurde durch sie bestimmt und gestaltet. Wo das Woll-
gras wuchs, die Wasserkolben, die graue Cineraria, dahin wagte sich nur vor-
sichtig der Fuß, um das Nest einer Grasmücke zu suchen. Die wohlriechenden
Kräuter der trockenen Heideflächen hatten mich oft in der Mittagshitze nmdnftet.
Klaus Groth (geb. 24. April 1819).
Was hatte nicht meinezunge geschmeckt: den weichlichengeschmack des Lindenbastes,
wenn wir Flöten machten, den Zuckerstoff in den Kniegelenken der Gräser, die
bittere Rinde der Ahlkirsche. Jetzt wanderte ich mit meinem Buche wie an der
Hand eines Freundes, der mir alle alten Bekannten wieder zeigte, nach Art
und Charakter beschrieb, und sie hielten still und sie sträubten sich nicht und
waren unverändert, ungealtert." Wer erkennt hier nicht den Dichter, den
Lyriker, dem seine Heimat noch einmal zum Lied werden wird! Ihm selber
aber erscheint all dies Wissen und Arbeiten als Selbstzweck, ein unbestimmter
Drang treibt ihn vorwärts, er sieht nicht, wohin es ihn führen wird. —
Es ist für Klaus Groth ein unermeßlicher Gewinn, daß er nicht in frühen,
unreifen Jahren schon ins Dichten kam. Eine völlig ausgereiste Frucht fiel
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Goethe in Wetzlar. 163
Braut Charlotte, der Tochter des in Wetzlar wohnenden Amtmanns Bnsf,
bekannt gemacht worden war und herzliche Aufnahme in dieser Familie gefunden
hatte, zog ihn die Liebenswürdigkeit des heiteren, unbefangenen, pflichttreuen
Mädchens mit solcher Gewalt in ihre Kreise, daß er fast stets in ihrer Nähe
war und mit dem Verlobten Paare den Sommer hindurch eine „echt deutsche
Idylle" erlebte. Doch die srenndschaftliche Zuneigung zu der Verlobten seines
Freundes verwandelte sich allmählich in eine leidenschaftliche Liebe, so daß er
es für gut fand, den Ort seines Glückes und seiner Leiden plötzlich zu verlassen.
Gebäude des ehemaligen Reichskammergerichts in Wetzlar.
Während er in der nächsten Zeit wieder in Frankfurt lebte, suchte er sich vou den
schmerzhaften Seelenstimmungen, die ihn lange gedrückt, dadurch zu befreien, daß er
sie in einem dichterischen Werke niederlegte. „Aber es wollte sich nichts gestalten, es
fehlte mir eine Begebenheit, eine Fabel, in welcher sie sich verkörpern konnten."
Da erhielt er im Oktober 1772 durch Kestner vou Wetzlar die Nachricht, daß der
braunschweigische Legationssekretär Jerusalem, veranlaßt durch die unglückliche
Liebe zu der Gattin eines Freundes, sich erschossen habe, und sogleich war der
Plan zu den „Leiden des jungen Werther" gefunden; doch dauerte es noch länger
als ein Jahr, bis Goethe das Werk niederschrieb, und zwar innerhalb vier Wochen
(Febr. 1774). Diese Dichtung, die mehr noch als das im vorhergehenden Jahre
erschienene Sturmdrama „Götz von Berlichingen" eine ungeheure Wirkung in
Deutschland, ja in der ganzen gebildeten Welt ausübte und den Ruhm des
jungen Dichters überallhin verbreitete, hat ihren Grund und Boden in dessen
11*
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Goethe Charlotte Kestner Goethe
Extrahierte Ortsnamen: Wetzlar Wetzlar Wetzlar Frankfurt Wetzlar Jerusalem Berlichingen Deutschland
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
346 Gewerbfleiß an der Jll,
That Licht durch die schöpferische Kraft des Mainzer Bürgers, der hier in
Straßburg seine Kunst zuerst übte. Von der Heimat vertrieben durch deu
wogenden Parteikampf der Geschlechter und Zünfte, kommt der junge Guten-
berg*) 1434 nach Straßburg, eiue lebendige Bewährung des ausschreitenden
Bettelmönchs in dem Wappeu seines Geschlechtes. In dem Kloster St. Ar-
bogast (jetzt ist es die Wirthschaft zum Grünen Berg vor dein Schirmecker
Thor) nahm er sein Quartier und versuchte vou da aus sich Recht zu
holeu wider seine Mitbürger in Mainz. Der Rath von Straßburg hat
sich begütigend ins Mittel gelegt, und in seinem Einkommen verkürzt, sucht
der fahrende Ritter andern Erwerb. Zu dem Ende schließt er etliche Jahre
vor 1439 einen Vertrag mit einem Straßburger Patrizier, Namens Andreas
Dritzehn, und lehrt ihu die Kunst der Steinschleiferei. Aber neben dieser
Beschäftigung gehen bereits andere Versuche her. Wie der Goldschmied
Haus Dünne von Straßburg vor Gericht aussagt, hat er bereits um 1436
mit Dem, was zum Drucken gehört, ungefähr 100 Gulden vou Gutenberg
verdient, und als für das Jahr 1439 eine große „Heiltnmssart", d. i.
Wallfahrt nach Aachen, bevorstand, schloß unser Gutenberg im Jahre 1437 einen
Vertrag mit Dritzehn, um diesen die Kunst des Spiegelmachens zu lehren: keine
schlechte Spekulation für die Wallfahrt, die im Jahre 1496 au einem Tage
142,000 Pilger zusammenführte. In den Vertrag über Spiegelsabrikation
ward Dritzehn mit aufgenommen. Auch eiu geistlicher Herr, Herr Anton
Heilmann, tritt mit in diese Jndustriegesellschast eiu, und sie bringen gemein-
sam die Summen auf, welche das Geschäft fordert. Aber die. Aachenfahrt
wurde auf 1440 hinausgeschoben und demgemäß ward auch die Gesellschaft
erweitert und ans fünf Jahre, bis 1443, verlängert. Fleißig wird in der
Gesellschaft jener Leute gearbeitet. Wir hören von bleiernen Formen, von
hölzernen Pressen, und Andreas Dritzehn hofft ans reichen Ersatz aller in
der geheimuißvolleu Werkstatt aufgewendeten Summen; aber in der Weih-
nachtszeit 1438 erkrankt er und stirbt. Da schickt Gutenberg seinen Knecht
eilends zu dem Bruder des Verstorbenen und bittet ihn, die Presse an
„den zwei Wirbelcheu" zu öffnen; thäte er dies, so fiele die Presse ansein-
ander, und Niemand könne sehen oder merken, wie das Ganze zusammen-
gehangen. Aber der Bruder fand nichts mehr; die Presse war gestohlen,
welche der Konrad Sahspach gemacht hatte. Der Tod des A. Dritzehn
brachte viele Verwirrung hervor. Die Brüder des Verstorbenen wollten an
dessen Statt in die Gemeinschaft ausgenommen werden, und als Guteuberg
dies verweigerte, strengten sie wider Johann Gänsfleisch zu Guteuberg deu
berühmten Prozeß au, dessen Akten unsere Zeit die Einzelheiten dieser Dar-
stellnng verdankt. Für Guteuberg war dieser Prozeß nicht nur eine Krän-
knng, sondern auch eiue Gefährdung seiner Existenz; das Lehrgeld, das er
vou seinen Mitgesellschaftern beziehen sollte, blieb ans, und iu seiner Ver-
^legenheit nahm Gutenberg vou anderswo neue Summen auf. Seinen Kre-
dit kann er unmöglich verloren haben; denn 1441 erscheint er als Bürge
*) Vgl. A. v. d. Linde, „Gutenberg" (Stuttgart 1878).
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Extrahierte Personennamen: Straßburg Andreas
Dritzehn Straßburg Gutenberg Anton
Heilmann Andreas_Dritzehn Gutenberg Konrad_Sahspach Konrad Guteuberg Johann_Gänsfleisch Johann Gutenberg
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Gutenberg's Schicksale. 347
für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas-
kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd
jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und
Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und
ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen
Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann
gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil
an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten
die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge-
danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz,
die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann
Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien
vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk
der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte
uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen
Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre
1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen
Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter-
nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten
die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent-
wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel,
Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar
der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! —
Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren
Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll-
eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar
der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische
nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem
stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu
Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der
Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten.
Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das
Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt
Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer
Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das
neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus
Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes
verkündet:
„dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder-
Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er
den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im
Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt
zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes
Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern
Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht
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Extrahierte Personennamen: Gutenberg Straßburg_Autheil Johann Johann_Fnst Johann Johauu
Guteuberg Gutenberg Gutenberg Johannes_Balbns Schluß_Guteuberg