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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 187

1900 - Leipzig : Spamer
Die Sandwichinseln. 187 Beringsstraße, als er zuerst auf Tauai gelangte, wo man ihn und seine Leute wie Götter aufnahm. Man entdeckte noch zwei benachbarte Inseln und ging alsdann weiter gegen Norden, ohne jedoch lange zu verweilen, da die Mannschaft zu sehr durch Krankheiten litt. Schon am 26. November 1778 entdeckte Cook die Insel Maui und am 1. Dezember auch Hawai. Man warf an der Südseite im Angesicht der Ortschaft Kearakakna oder Kealakakua Anker und ward von den Bewohnern, wie einst Kolumbus von den West- indiern, empfangen. Überall kam man den noch nie gesehenen Weißen mit göttlicher Verehrung entgegen; Cook selbst aber ward für den Gott Rono gehalten, von welchem die Sage ging, daß er, nachdem er auf einem sonderbar gestalteten Schiffe die Insel verlassen hatte, einst dahin wieder zurückkehren werde. Da die Ortschaft Kearakakua gegen 1400 Häuser enthielt, so fehlte es nicht an Scharen Volkes, die beim Heransegeln der Schiffe ans Ufer eilten. Wohl 15 000 Menschen mochten versammelt sein; das Ufer, die Felsen, die angrenzenden Berge, die Dächer der Häuser, alle Bäume waren bedeckt, und das Geschrei der Freude und Verwunderung von volltönenden Stimmen der Männer vermischte sich mit den helleren Ausrufungen der tanzenden und mit den Händen klatschenden Frauen. Man setzte in Kanoes nach den Schiffen über und brachte Waren zum Verkauf oder Tausch. Als nun Cook vollends die Insel betrat, begrüßte man ihn mit außerordent- licher Feierlichkeit. Zwei Häuptlinge mit langen weißen Stäben machten einen Weg zwischen den Kanoes für sein Fahrzeug, und während Cook zwischen den Insulanern hindurchruderte, warf sich alles vor ihm aufs Gesicht; kaum aber war er vorbei, so erhob man sich und folgte ihm nach. Doch er brauchte sich nur einmal umzusehen, sofort warf man sich auf die Erde oder verhüllte das Gesicht, und endlich, um ja den Blicken des vermeinten Gottes nicht zu begegnen, krochen sie auf allen vieren hinter ihm her. Hierauf führte man Cook nach dem Morai, wohin das Volk nicht folgen durfte, und wo die von ihm ausgeteilten Geschenke mit der größten Ehrfurcht in Empfang genommen wurden. Auf sein Begehr wies man ihm einen Raum am Strande an, begrenzte denselben mit weißen Stäben und bestimmte, daß derselbe von keinem Insulaner betreten werden durfte, aber auch die Weißen sollten ihn nach Sonnenuntergang nicht verlassen. Das Tabu ward über ihn ausgesprochen, und dies hielt jeden Eingeborenen vom Betreten zurück; leider kehrten sich die Matrosen nicht daran, denn sie schlichen bald überall umher und suchten Verbindungen anzuknüpfen; dies mußte die hohe Meinung der Wilden herabstimmen. Auch Cook benahm sich nicht mit der nötigen Klugheit, sondern war gewaltthätig wie immer in seinem Verkehre mit den Eingeborenen der Südsee-Jnseln. Da einige Insulaner ihm Kleinigkeiten entwendet hatten, so ließ er mehrere Unschuldige durchpeitschen und. aus andre sogar schießen, wobei Tötungen erfolgten. Dies konnte sein Ansehen nur untergraben, und man war überzeugt, daß

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 159

1900 - Leipzig : Spamer
Eingeborene von Neuseeland. 159 Opfer vom sicheren Tode rettet. Man glaubt, daß die Gesundheit des Getöteten auf den Kranken übergehe, und zwar besonders, wenn man Ge- Hirn und Augen desselben verzehre, in welchem Falle man auch von seinem Geiste in der andern Welt nicht gemartert werden kann. Der Handel mit tättowierten und geräucherten Menschenköpfen war bis vor etwa 30 Jahren gar nicht unbedeutend. Im Museum für Völker- künde zu Leipzig ist ein solcher geräucherter Kopf aufbewahrt. Die Gesichts- züge sind höchst wohl erhalten, Haare und Bart ganz unversehrt, nur die eingesetzten Glasaugen geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche. Eiiigeöorene von Neuseeland (2iuori), Aliim« und Frau. Ehemals beschränkte man sich eben daraus, die Köpfe, verstorbener Freunde auszuheben; als man aber merkte, daß Europäer danach als Merkwürdig- keiten begierig waren und man diese Familienheiligtümer nicht weggeben wollte, so bereitete man die Köpfe der Feinde oder der andern Erschlagenen aus ähnliche Weise und brachte sie öffentlich auf die von Europäern be- suchten Märkte, selbst nach Sydney. Die Köpfe der Häuptlinge hebt man besonders auf. Kommt ein Freund oder naher Verwandter des Toten in das Dorf, so holt man sie hervor, stellt sie hoch auf, z. B. auf Dachgiebel, über die Hausthür, auf Stangen und führt nun die Fremden an diese Stelle; diese weinen über den Toten, liebkosen den Kopf und brechen beim Gedanken an die ehemaligen Feinde und Beleidiger desselben in die furcht- barste Wut aus. Alle Sklaven suchen sich jetzt vor dem Fremdlinge zu verbergen; erblickte er einen, so könnte es leicht geschehen, daß er dem Haupte des erschlagenen Freundes einen oder den andern zum Sühnopfer brächte.

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 241

1900 - Leipzig : Spamer
Zusammentreffen mit der „Jsabella". 241 dennoch dem Schiffe näher. Da erhob sich ein Wind, das Schiff setzte alle Segel bei und fuhr südöstlich. Um 10 Uhr erblickte man ein zweites Schiff, aber dieses entfernte sich rasch. Es war der schrecklichste Augen- blick, den die Verlassenen erlebt hatten. Zwei Schiffe in der Nähe zu wissen und sie doch davoneilen zu sehen! Doch der Himmel hals, es ward wieder windstill, man konnte schnell vorwärts rudern, und um 11 Uhr erkannte man deutlich, wie das eiue Schiff beilegte und ein Boot ins Wasser ließ, das auf die Boote zuruderte. Es war bald in der Nähe und der befehligende Steuermann fragte, ob man das Schiff verloren habe. Roß nahm das Wort und erkundigte sich nach dem Namen des Schiffes und bat, an Bord genommen zu werden. Man antwortete, es sei die „Jsabella" von Hull, einst von Kapitän Roß befehligt. Roß erwiderte: „Ich bin selbst der Kapitän Roß und diese Leute die Mannschaft der „Vktory". Erst wollte der erstaunte Steuermann dieser Angabe keinen Glauben schenken und bemerkte, Kapitän Roß sei schon seit zwei Jahren tot; aber bald überzeugte er sich durch den bärenähnlichen Anzug, die langen Bärte, das abgemagerte Aussehen, daß dem doch so sein könnte. Man fuhr mm nach dem Schiffe zu, und kaum war der vorauseilende Steuermann an Bord gesprungen, als die gesamte Mannschaft des Schiffes auf dem Verdecke erschien und die Ankommenden mit Jubelruf begrüßte. Schnell eilten sie an Bord, jeder war hungrig und mußte gespeist werden, jeder war in Lumpen und mußte Kleider haben — es gab keinen, dem das Waschen nicht unerläßliches Bedürfnis war. Alles geschah zu gleicher Zeit: Waschen, Ankleiden, Essen, Rasieren! Eine Menge Fragen mußten in buntem Durcheinander beantwortet werden. So sehr der Schlaf Be- dürsnis war, so war man doch seit zu langer Zeit an eiu kaltes Bett auf hartem Schnee oder nacktem Felsen gewöhnt, um auf einem guten Lager schlafen zu können, und selbst Roß mußte das Bett verlassen und die Nacht aus einem Stuhle zubringen. Der Kapitän der „Jsabella", Hnmphrey, hatte den kühnen Versuch gemacht, durch die Prinz-Regents-Einfahrt bis zu den Leopoldsinseln zu gelangen, wo er Spuren von Roß und der „Victory" zu finden hoffte, denn Mannschaft und Schiff hielten sie längst für verloren. Ein Eisfeld hatte ihm das weitere Vordringen unmöglich gemacht. Am 19. Oktober langte Roß nach einer Abwesenheit von länger als vier Jahren in London an. Man kennt durch ihn die Lage des magne- tischen Nordpols, das Land Boothia Felix und das Vorhandensein eines Binnenmeeres, von welchem schon Franklin durch die Eskimos Nachricht erhalten hatte. Mittlerweile hatten die Engländer noch einmal versucht, die Aufgabe der nordwestlichen Durchfahrt aus dem Landwege zu lösen. Von der ersten Landreise, welche John Franklin von 1819—21 unternommen hatte, und Buch b. Enld. Ii. Iß

4. Das Deutsche Reich - S. VIII

1900 - Leipzig : Spamer
Viii Vorwort. entworfenen Karten sowie die 22 Äädtepläne werden unzweifelhaft den Zweck des Buches fördern helfen. Indern ich das Werk sonnt dem deutschen Volke übergebe, bitte ich zugleich, nur Winke und Bemerkungen für künftige Auflagen direkt übersenden zu wollen, gern bereit, dieselben zu dessen weiterer Vervoll- kommnung zu benutzen. Pros. Dr. I. W. Otto Richter.

5. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 23

1884 - Leipzig : Spamer
Schlesien unter Regenten aus dem Hause Österreich (1526—1740). 23 als Störer des allgemeinen Friedens angesehen und bestraft werden sollten. Ungemessen war die Freude der Schlesier, und gern bezahlten sie für den kost- baren Freiheitsbrief 300 000 Gulden in der Meinung, daß ihre Rechte auf ewig gesichert feien; aber es kam bald anders. Als zwei Jahre später (1611) Matthias von Ungarn auch König von Böhmen wurde und nach Breslau kam, um sich huldigen zu lassen, hatten die Schlesier keine Kosten gescheut und den Empfang des Königs möglichst prächtig eingerichtet; aber ihre alten Vorrechte hatte er ihnen nur schwer und auf wiederholtes dringendes Bitten bestätigt. Bald aber wurden hier und da Klagen laut, der Majestätsbrief werde verletzt. Am meisten hatten die Protestanten in Neiße zu leiden, da der dortige Bischof von dem Majestätsbrief nichts wissen wollte. Unter Ferdinand Ii. (1619 bis 1637) wurde die Ausrottung der Reformation ernstlich in Angriff genommen. In Schlesien reformierten die Lichtensteiner Dragoner unter dem Grafen Dohna. Zunächst gingen diese Soldaten nach Groß-Glogau, besetzten den Pfarrhof und quartierten sich in den Häusern der Protestanten zu 10—15 Mann ein, for- derten die besten Speisen und Weine und quälten die armen Wirte so lange, bis sie katholisch wurden. Wenn diese nachwiesen, daß sie zur Beichte gegangen waren, wurden sie von der Einquartierung befreit. Die Dragoner zogen als- bald in ein andres Haus, deffen Wirt protestantisch war. Je mehr Bürger sich durch die ihnen auferlegte Quälerei hatten bewegen lassen, zur Beichte zu gehen, um so mehr Dragoner quartierten sich in die Häuser der noch protestantisch gebliebenen Wirte ein, so daß auf einzelne Häuser ganze Scharen Einqnartie- rnng kamen. Viele Bürger hätten damals gern Haus und Hof verlassen, um ihrer religiösen Überzeugung treu bleiben zu können; aber die Stadt war überall besetzt und Auswanderungen wurden nicht gestattet. So wüteten die „Selig- macher", wie sich die Lichtensteiner selbst nannten, nicht nur iu Glogau, sondern auch in Schweidnitz und Janer, in Münsterberg und Frankenstein, am schlimmsten in Löwenberg; und nicht ohne Grund rühmte sich der Graf Dohna mit lästernden Worten, er habe ohne Predigt mehr Seelen bekehrt als ehedem Petrus am Psiugsttage. Auch durch den Dreißigjährigen Krieg (1618—1648) hatte Schlesien empfindlich zu leiden, besonders als nach der Schlacht bei Lützen (1632), nach dem Tode Gustav Adolfs, die Schweden schrecklicher hausten als die Kaiserlichen, obgleich die Wallensteiner sehr roh und grausam waren. Um Geld und Lebens- mittel zu erpressen, schnitten die Soldaten lebendigen Menschen Riemen aus der Haut, schlitzten ihnen die Füße auf. schnitten ihnen Nase und Ohren ab, füllten ihnen Jauche in den Mund (und das nannten sie spottweise Schweden- trank), hängten sie an den Füßen auf und zündeten Feuer unter ihnen an, steckten ihnen brennenden Kien und Schwefel unter die Nägel und zündeten schließlich jedes Dorf, welches sie verließen, an. Zu all diesen Schrecken kam die Pest, welche furchtbar wütete und in Breslau allein gegen 13 000 Menschen fortraffte. Endlich brachte im Jahre 1648 der Westfälische Friede den wenigen Menschen, die noch übrig geblieben waren, Ruhe und Sicherheit. Es wurde festgesetzt, daß die mittelbaren Fürsten- tümer Schlesiens ihre Rechte und Privilegien behalten, in den unmittelbaren schleichen Fürstentümern dagegen die evangelischen Grafen, Freiherren und Adligen mit ihren Unterthanen ihrem Gottesdienste in der Nachbarschaft und

6. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 94

1884 - Leipzig : Spamer
94 Das Jsergebirge mit seiner Umgegend. könne in der Rabendocke große Schätze heben, wenn man in der zwölften Stunde der Christnacht hineingehe und ein unschuldiges Kmd mitnehme; sie sei eine arme Frau mit sechs Kindern, habe kein Brot, ihr Mann sei gestorben. Da habe sie ihr jüngstes Kind, einen Knaben von einem Jahre, auf ihren Arm genommen, sei in den Felsen geeilt, habe ihr Kind aus einen Tisch in der Mitte des Gewölbes gesetzt und so viel Gold- und Silberstücke als möglich zusammengerafft, sei darauf schnell, als es begann ein Viertel zu schlagen, hinausgesprungen und habe ihr Kind ver- gessen. Nun hatte sich die Pforte geschlossen und ihr Kind war verloren; denn der Stein war nicht zu öffnen. Die Frau schrie laut auf, denn auch der Sack, den sie mit Schätzen aus der Höhle gebracht hatte, war spurlos verschwunden. Entsetzt kehrte der Ritter nach Goldberg zurück mit dem festen Vorsatze, im nächsten Jahre sein Glück wieder zu versuchen. Noch ehe das Jahr vergangen war, fand er sich mit einem Knappen in der Herberge zu Goldberg ein, begab sich, um nicht zu spät zu kommen, lange vor Mitternacht in der Christnacht in das von Geistern bewohnte Thal und fand alles so, wie er es verlassen hatte. Sein Knappe trug eine Axt und einen Spaten. Um Mitternacht standen die beiden Abenteurer vor der Pforte der Rabeudocke; geisterhafte Gestalten um- schwebten sie, so daß sie von heftigem Grausen erfaßt wurden. Um 12 Uhr rollte ein hohltönender Donner, welcher immer näher kam und heftiger wurde, bis die Thür krachend aufsprang. Der mutige Ritter schritt in die Höhle hinein. Er sah die steinernen Ritter, und ein Kind spielte munter lächelnd auf einem Tische mit einigen Goldstücken. Schnell nahm er es vom Tische herab und reichte es seinem Knappen zur Höhle hinaus, damit er es in seinen Mantel wickeln und vor Kälte schützen sollte. Dann ging er auf die beiden steinernen Gestalten zu, die ihm doch zu atmen schienen, und sprach zu ihnen mit starker Stimme: „Seid ihr die Ritter Kuno und Veit, von deren Schandthaten so viel erzählt wird?" Zwei hohle Stimmen antworteten: „Wir sind es." „Ihr verdient also kein Erbarmen; aber ich will euch helfen, wenn es möglich ist. Ist es möglich?" „Ja." „Aber wie? Seid ihr wirklich nur in diese steinernen Hüllen eingeschlossen, und könnt ihr, wenn ich sie zertrümmere, zur Ruhe ein- gehen?" „Ja, aber eile." Da schlug der Ritter mit den Worten „Im Namen Gottes" dreimal gegen die Felsgebilde mit der Axt; beim dritten Schlage sprangen die Hüllen auseinander, und zwei nebelhafte Gestalten standen vor ihm. Sie sprachen: „Habe Dank für das, was du an uns gethan hast; wir haben durch dich die Ruhe gefunden, nach welcher wir uns lange Jahre vergeblich gesehnt hatten. Nimm eilig, denn bald ist die Viertelstunde verflossen, so viel du von uusern Schätzen fortbringen kannst; aber lebe fromm und thue mit ihnen den Armen wohl, damit durch dich das Andenken an nnfre Räubereien vernichtet werde." Nachdem sie also gesprochen hatten, verschwanden sie. Der Ritter raffte in größter Eile möglichst viel Gold und Edelsteine, die in großer Menge vor ihm lagen, zusammen und sprang, als es ein Viertel schlug, hurtig zur Thür hinaus, die sich krachend hinter ihm schloß. Ritter und Knappe eilten nach Goldberg und gaben sofort der armen Frau ihr Kind wieder; dann kehrten sie mit ihren Schätzen in ihre Heimat zurück, bauten Armenhäuser und verteilten, was sie von den Schätzen nicht zu den kirchlichen und anderweitigen Bauten, die sie geplant, verwenden konnten, unter die Armen und Hilfsbedürftigen der Heimat.

7. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 41

1884 - Leipzig : Spamer
Karl von Holtci. 41 Das beste Denkmal Holteis, welches die Rottanne in Obernigk, den Granit- stein auf dem Bernhardinkirchhofe und selbst die Büste Rachners überdauern wird, hat sich der Dichter gesetzt in seinen „Schlesischen Gedichten" im Jahre 1830. „Es gehörte der ganze Mut eines Mannes dazu", sagt Rößler, „da- mals mit schlesischen Gedichten an die Öffentlichkeit zu treten; die Verachtung der sogenannten Bauernsprache war gar zu groß. Eine hochgestellte Persönlich- keit nnsrer Provinz äußerte sich, wie mir der Dichter in seiner originellen Weise selbst erzählt hat, etwa folgendermaßen: „Derholtei ist ja ein recht guter Kerl, seine kleinen Lustspiele sind ja auch recht nett; aber mit seinen Schlesischen Ge- dichten hat er doch eigentlich die ganze Provinz vor Deutschland lächerlich gemacht." So groß war das Vorurteil gegen die Volkssprache damals, und es ist, leide? muß es gesagt werden, gerade bei einem großen Teil der söge- nannten Gebildeten heute noch nicht ganz geschwunden. „Es gibt auch heute noch Leute", wie Claus Groth sagt, „welche es für eine Frechheit erklären, Bücher zu schreiben in der Sprache der Gasse und der Schenkstube; aber glücklicherweise gibt es auch solche, denen sogleich die Thränen der Rührung in die Augen treten, wenn sie in wohlgesetzter Rede die Töne vernehmen, die ihnen wie die Jugend teuer und wie sie entschwunden sind." Es bleibt also Holteis unbe- streitbares Verdienst, einmal daß er diesem ertötenden Vorurteil mutig und furchtlos entgegengetreten ist, sodann daß er das Fühlen und Denken des schle- stschen Volkes in schlesischer Sprache glücklich wiedergeschaffen hat und somit ein Bahnbrecher für alle Zukunft geworden ist." Holtei kennt das schlesische Volk und seine Stimmungen, und diese bringt er in seinen „Schlesischen Ge- dichten" zur Anschauung und trifft den Volkston mit großem Glück; er ist mit dem Volke ernst und heiter, traurig und munter, wie es sich gerade trifft, aber immer einfach und vom Herzen zum Herzen sprechend. Mit diesen Liedern hat er sich zuerst Schlesien, dann ganz Deutschland erobert, zuerst langsam {1. Aufl. 1830, 2. Aufl. 1850, 18. Aufl. 1883.), dann immer schneller. Zwei Gedichte werden genügen, uns einen Blick in das Herz des Dichters thuu zu lassen und uns zu eifrigem Lesen der ganzen Sammlung zu bewegen. Ein Gedicht aus dem Jahre 1828 schildert uns die aus dem Riesengebirge ab- ziehenden Leinweber, die sich in Rußland eine neue Heimat suchen, aber ihr „Schläsing" nicht vergessen: De Leinwäber. „Ich kam 'a Weg vum Riesenkamm Und ging uf's Warmbad zu; Do traf ich auue lange Schar, Wu Man' und Weib beisammen war, Und Kinder ohne Schuh'! Sull's ärndt wul anne Wohlfahrt sein? Se ha'n kee' Fahndet nich', Kee Kreutz vuran, kee' Sang und Klang, Su ziehn se ihren stillen Gang, 's is' urndlich ängstiglich. Se tra'n ihr Bissel Sack und Pack Und schleppen rasnig schwär'! Nu' Leutel sa't, wu giht's denn-t-hin? Ihr t'utt wul ei de Fremde zieh'n? Und red't, wu kummt i'r här? Ber kummen vohn 'a Bärgen här, Ber zieh'n ei's Polen 'nei; Ber sein urnär schund matt vur Ruth, 's is' gor a' hungrig Stücket Brut, De schläs'sche Wäberei. Im ru'scheu Polen ga'n se uns Jedwedem a' Stück Land; Do wull' der uu' in's Flache ziehn Und lassen ünse Bärge stihn — Härr Got', dir is's bekannt. Adjees du liebes Vaterland, Du Schläsing, gude Nacht! Säht euch ak üm, su lange 's giht, Und säht, wu ünse Kuppe stiht Und ei' der Snnne lacht.

8. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 131

1884 - Leipzig : Spamer
Die Zillerthaler. 131 dem Zuge zu folgen, während ihr Vater und die andern Geschwister sich vom schönen Zillerthale nicht zu trennen vermochten. Die österreichische Regierung legte den Abziehenden keine Schwierigkeiten in den Weg; kein Abzugsgeld wurde ihnen, wie einst den Salzburgern, abver- langt; kein Zwang, kein Druck wurde auf dieselben ausgeübt, ja der Unbemittelte erhielt sogar noch eine kleine Reiseunterstützung. Die Auswanderung erfolgte in kleinen Zügen, nicht in einer Hauptmasse. Am 31. August 1837 fetzte sich der erste Transport in Bewegung; im ganzen zogen fünf Abteilungen aus, an jedem Tage bis zum 4. September eine; die Zahl der Auswanderer wird auf 440 angegeben. Der Schmerz des Abschiedes war ihnen um so schwerer und heißer auf die Seele gefallen, weil von allen Seiten nicht Hohn oder Wut und blinder Fanatismus der zurückbleibenden strengen Katholiken ihnen nachschrie, sondern weil die Thränen aller Verwandten und Freunde und Bekannten ihnen das schmerz- liche Geleit gaben, sie ihnen teilnehmend die Hände drückten. Überall schauten treuherzige, freundlich nickende, ernste Gesichter ihnen nach, und gute Wünsche wurden ihnen zahlreich nachgerufen. Auf dem Marsche waren die Tiroler anfangs voll von Begeisterung, später erlahmten die Kräfte. Gesang und Gebet hob dann aus einige Zeit wieder den geknickten Mut. Einige blieben bis zum Ende der Reise bei guter Zuversicht, andre fürchteten bald, sie seien falschen Propheten gefolgt und würden elend vor Hunger sterben. Meist wurde ihnen mit Freundlichkeit und Mitleid begegnet, selten wurden Nachtquartiere versagt. Sie gingen durch Salzburg, Oberösterreich ob d. E. und Böhmen und berührten die Städte Salzburg. Linz, Bndweis, Czaslan, Chrudim und Trantenau. Die Züge bewegten sich in großer Stille und Ordnung vorwärts. Die Verbannten besuchten zuweilen auf ihrem Wege die Kirche, zuweilen hielten fremde Geistliche ihnen Predigten im Freien, wo die Choräle der andächtigen wandernden Gemeinde in den Thalklüften laut widerhallten. Der Zug muß ergreifend genug ausgeschaut haben, wenn er in ein Dorf oder durch eine Stadt ging. An der Spitze schritten Männer und Frauen, hochaufgeschossene, kräftige Gestalten; das Haupt hatten sie bedeckt mit dem bekannten Tirolerhute, einen Regenschirm hielten sie in der Hand; sie waren mit ihrer einfachen Nationaltracht angethan. An allen konnte man wahrnehmen, daß ihr Gewand beim Antritt der Reise neu augeschafft war. Ernst und still ging der Zug vorwärts. Feste, ruhige Entschlossenheit lag auf dem Antlitz der Männer, der Zug demütiger Entschlossenheit auf dem der Frauen ausgeprägt. Es folgten die Wagen, mit den schwächeren Weibern und Kindern sowie den notwendigsten Habseligkeiten beladen und geleitet von daneben herziehenden Männern. Hinter diesen bildeten den Schluß einige zweiräderige Karren mit Büchern, die ihre Besitzer selbst zogen. Es war im Kreise Landeshut, wo die Tiroler am 20. September 1837 zuerst preußischen Boden, das Gebirgsdors Michelsdorf, betraten. Der dortige Geistliche hatte dafür Sorge getragen, daß den Verbannten ein feierlicher und herzlicher Empfang bereitet wurde. Hier öffneten sich ihnen zum erstenmal die Kirchenthüren der neuen Heimat. Sie traten ein und stellten sich still um den Altar. Da nahm zufällig einer das Bild des Königs wahr und lenkte auch die Auf- merkfamkeit der andern auf dasselbe. Mit einem Ausruf der frohsten Überraschung eilten alle auf das Bild zu und betrachteten es mit freudestrahlenden Augen. 9*

9. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 141

1884 - Leipzig : Spamer
Fischbach. 141 Im Südosten der Falkensteine erhebt sich der Kittnerberg, in dem nach alter Sage ein goldener Esel liegt, der so großen Goldeswert hat,'daß von diesem Schatze Fischbach zu einer Stadt umgewandelt werden kann, wenn er einstmals aufgefunden wird. Wer den Esel findet, der wird nach dieser Sage die Stadt gründen und der erste Bürgermeister in derselben sein. Schloß Fischbach. Wer den Weg nach dem Kreuze auf dem Falkensteine verfolgt, muß vor- übergehen bei dem Prinzesfinstühl, einem in den Fels eingehauenen Sitz, von welchem sich die Leute folgende Sage erzählen: In dem Boberthale weidete täglich ein junger Hirt feine Herde und blieb im freien Felde von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Als er einst seiner weidenden Herde folgte, kam er bis zu dem Fuße des Berges, auf welchem die Ruinen der alten Burg standen. Der Fuß war von dichtem Walde umgeben. In das Dickicht führte ein wenig be- tretener und deshalb kaum bemerkbarer Weg. Der Hirt war neugierig und ging dem Wege nach bis in die tiefste Waldesnacht, ohne an seine Herde zu denken. Es wurde so finster, daß er fast nichts mehr sehen konnte und sich mit dem Stabe forttappeu mußte. Plötzlich wurde es hell, der Wald öffnete sich: er stand vor einem reizenden, in frischem Frühlingsgrün prangenden Thale. Als er hinauf schaute zur Höhe des Falkensteins, sah er eine schöne Jungfrau mit blonden Locken auf einer schroffen Felswand sitzen und von einem silberweißen Rocken spinnen. Diese sah von der Höhe mit freundlichem Blicke auf den Schäfer herab; aber als es 12 Uhr im nahen Dörfchen schlug, war sie verschwunden.

10. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 287

1884 - Leipzig : Spamer
Georg Wilhelm, der letzte Sproß des Hauses der Piasten im Briege. 287 gute Ordnung in Essen, Trinken, Schlafen, Wachen, Ruhe, Bewegung, Liebe und Furcht des Schöpsers im ganzen Leben. Unter den Augen und der Obhut eines Lehrers, der sich bemühte, alle diese Tugenden seinem Zögling zu eigen zu machen, hatte Georg Wilhelm das vierzehnte Jahr, mit welchem er sür mündig erklärt wurde, erreicht. Als der Prinz 14^ Jahre alt war, ein Jüngling von blühender Gesichts- färbe, blondgelocktem Haar, das bis auf die Schultern herabfiel, großer, kräf- tiger Gestalt, reiste er auf Wunsch der Landstände zur Huldigung nach Wien. Sobald er dort am 19. Februar 1675 angekommen war, meldete er bei Hofe seine Absicht, und der Kaiser bestimmte den Tag der Audienz und Huldigung. Georg Wilhelm legte vor dem Throne mit eignem Munde den Huldigungseid ab und hielt mit größter Geistesgegenwart einen von ihm selbst verfaßten Vor- trag, über welchen der Kaiser und die anwesenden Staatsmänner sehr günstig urteilten. Der spanische Botschafter sagte damals von dem Brieger Fürsten, die Christenheit habe keinen Fürsten von so geringem Alter und so vieler Fähig- keit, und Lohenstein erzählt, die ganze Stadt Wien und der Hof habe von nichts als dem jungen Piasten gesprochen. Nach beendigter Huldigung kehrte der Fürst nach Brieg zurück. Die Land- stände, gegen 500 Mann zu Roß, kamen ihm entgegen und führten ihn ins Schloß unter Lösung der Kanonen, während Bürgerschaft und die Kompanien geworbener Soldaten mit fliegenden Fahnen im Gewehr standen. Dann leisteten die Stände den Eid der Treue. Die Freude in dem ganzen Fürstentum war groß. Auch die Stände von Wohlau und Liegnitz huldigten dem jugendlichen Fürsten mit großer Freude und erwarteten eine thaten- und segensreiche Regierung. Im September hielt Georg Wilhelm in Liegnitz einen Landtag ab, ging von dort nach Breslau und kehrte nach Brieg zurück, um eine Hirschjagd zu beginnen. Hier hatte er am 15. November bei rauher Witterung in den Wäl- dern der rechten Oderseite sich erkältet und trat, um sich zu erwärmen, in ein Bauernhaus, in welchem zu seinem Unglück die Kinder an den Blattern krank lagen. Der Fürst wurde in Fieberschauern zu Wagen nach Brieg gebracht. Die Ärzte waren sehr sorgfältig, aber kein Mittel besiegte das heftige Fieber. Die Kinderpocken zeigten sich bald auf dem ganzen Körper, verschwanden jedoch wieder und warfen sich aufs Innere. Der Kranke litt mit größter Sanftmut die brennendsten Schmerzen und zeigte festes Vertrauen auf Gott und die Hoff- rtuug auf ewiges Leben. Am 21. November war er eine Leiche. Mit ihm erlosch der piastische Stamm in Schlesien, wie ein Licht, das im Verlöschen noch einmal hell aufflackert. Aus dem Briefe, den der Fürst eigenhändig während seiner Krankheit an den Kaiser geschrieben hat, mögen nur wenige Worte hier Platz finden, damit sie uns einen Beweis geben, wie berechtigt die Erwartungen der Schlesier von den Talenten des letzten Piasten waren; er schrieb: „Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Ich bin zwar der Hoffnung und des Vorsatzes gewesen, Ew. Majestät und dero glorwürdigstem Erzhause noch durch langwierige treue Dienste mich wohlgefällig zu machen und dies, was ich bei meiner Jugend annoch nicht zu thuu vermocht, mit zunehmendem Alter in desto vollkommener Devotion derselben darzustellen. Es scheint aber, daß bei jetziger meiner Un- päßlichkeit der Allerhöchste seinem nnerforschlichen Gutbefinden nach dieses durch
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