Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Sandwichinseln. 187
Beringsstraße, als er zuerst auf Tauai gelangte, wo man ihn und seine
Leute wie Götter aufnahm. Man entdeckte noch zwei benachbarte Inseln
und ging alsdann weiter gegen Norden, ohne jedoch lange zu verweilen, da
die Mannschaft zu sehr durch Krankheiten litt. Schon am 26. November 1778
entdeckte Cook die Insel Maui und am 1. Dezember auch Hawai. Man
warf an der Südseite im Angesicht der Ortschaft Kearakakna oder Kealakakua
Anker und ward von den Bewohnern, wie einst Kolumbus von den West-
indiern, empfangen. Überall kam man den noch nie gesehenen Weißen mit
göttlicher Verehrung entgegen; Cook selbst aber ward für den Gott Rono
gehalten, von welchem die Sage ging, daß er, nachdem er auf einem sonderbar
gestalteten Schiffe die Insel verlassen hatte, einst dahin wieder zurückkehren
werde. Da die Ortschaft Kearakakua gegen 1400 Häuser enthielt, so fehlte
es nicht an Scharen Volkes, die beim Heransegeln der Schiffe ans Ufer
eilten. Wohl 15 000 Menschen mochten versammelt sein; das Ufer, die
Felsen, die angrenzenden Berge, die Dächer der Häuser, alle Bäume waren
bedeckt, und das Geschrei der Freude und Verwunderung von volltönenden
Stimmen der Männer vermischte sich mit den helleren Ausrufungen der
tanzenden und mit den Händen klatschenden Frauen. Man setzte in Kanoes
nach den Schiffen über und brachte Waren zum Verkauf oder Tausch. Als
nun Cook vollends die Insel betrat, begrüßte man ihn mit außerordent-
licher Feierlichkeit.
Zwei Häuptlinge mit langen weißen Stäben machten einen Weg
zwischen den Kanoes für sein Fahrzeug, und während Cook zwischen den
Insulanern hindurchruderte, warf sich alles vor ihm aufs Gesicht; kaum
aber war er vorbei, so erhob man sich und folgte ihm nach. Doch er brauchte
sich nur einmal umzusehen, sofort warf man sich auf die Erde oder verhüllte
das Gesicht, und endlich, um ja den Blicken des vermeinten Gottes nicht zu
begegnen, krochen sie auf allen vieren hinter ihm her.
Hierauf führte man Cook nach dem Morai, wohin das Volk nicht
folgen durfte, und wo die von ihm ausgeteilten Geschenke mit der größten
Ehrfurcht in Empfang genommen wurden. Auf sein Begehr wies man ihm
einen Raum am Strande an, begrenzte denselben mit weißen Stäben und
bestimmte, daß derselbe von keinem Insulaner betreten werden durfte, aber
auch die Weißen sollten ihn nach Sonnenuntergang nicht verlassen. Das
Tabu ward über ihn ausgesprochen, und dies hielt jeden Eingeborenen
vom Betreten zurück; leider kehrten sich die Matrosen nicht daran, denn sie
schlichen bald überall umher und suchten Verbindungen anzuknüpfen; dies
mußte die hohe Meinung der Wilden herabstimmen. Auch Cook benahm
sich nicht mit der nötigen Klugheit, sondern war gewaltthätig wie immer
in seinem Verkehre mit den Eingeborenen der Südsee-Jnseln. Da einige
Insulaner ihm Kleinigkeiten entwendet hatten, so ließ er mehrere Unschuldige
durchpeitschen und. aus andre sogar schießen, wobei Tötungen erfolgten.
Dies konnte sein Ansehen nur untergraben, und man war überzeugt, daß
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Eingeborene von Neuseeland. 159
Opfer vom sicheren Tode rettet. Man glaubt, daß die Gesundheit des
Getöteten auf den Kranken übergehe, und zwar besonders, wenn man Ge-
Hirn und Augen desselben verzehre, in welchem Falle man auch von seinem
Geiste in der andern Welt nicht gemartert werden kann.
Der Handel mit tättowierten und geräucherten Menschenköpfen war
bis vor etwa 30 Jahren gar nicht unbedeutend. Im Museum für Völker-
künde zu Leipzig ist ein solcher geräucherter Kopf aufbewahrt. Die Gesichts-
züge sind höchst wohl erhalten, Haare und Bart ganz unversehrt, nur die
eingesetzten Glasaugen geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche.
Eiiigeöorene von Neuseeland (2iuori), Aliim« und Frau.
Ehemals beschränkte man sich eben daraus, die Köpfe, verstorbener Freunde
auszuheben; als man aber merkte, daß Europäer danach als Merkwürdig-
keiten begierig waren und man diese Familienheiligtümer nicht weggeben
wollte, so bereitete man die Köpfe der Feinde oder der andern Erschlagenen
aus ähnliche Weise und brachte sie öffentlich auf die von Europäern be-
suchten Märkte, selbst nach Sydney. Die Köpfe der Häuptlinge hebt man
besonders auf. Kommt ein Freund oder naher Verwandter des Toten in
das Dorf, so holt man sie hervor, stellt sie hoch auf, z. B. auf Dachgiebel,
über die Hausthür, auf Stangen und führt nun die Fremden an diese
Stelle; diese weinen über den Toten, liebkosen den Kopf und brechen beim
Gedanken an die ehemaligen Feinde und Beleidiger desselben in die furcht-
barste Wut aus. Alle Sklaven suchen sich jetzt vor dem Fremdlinge zu
verbergen; erblickte er einen, so könnte es leicht geschehen, daß er dem
Haupte des erschlagenen Freundes einen oder den andern zum Sühnopfer
brächte.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Ortsnamen: Neuseeland Neuseeland Sydney
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Zusammentreffen mit der „Jsabella". 241
dennoch dem Schiffe näher. Da erhob sich ein Wind, das Schiff setzte alle
Segel bei und fuhr südöstlich. Um 10 Uhr erblickte man ein zweites
Schiff, aber dieses entfernte sich rasch. Es war der schrecklichste Augen-
blick, den die Verlassenen erlebt hatten. Zwei Schiffe in der Nähe zu
wissen und sie doch davoneilen zu sehen! Doch der Himmel hals, es ward
wieder windstill, man konnte schnell vorwärts rudern, und um 11 Uhr
erkannte man deutlich, wie das eiue Schiff beilegte und ein Boot ins
Wasser ließ, das auf die Boote zuruderte. Es war bald in der Nähe und
der befehligende Steuermann fragte, ob man das Schiff verloren habe.
Roß nahm das Wort und erkundigte sich nach dem Namen des Schiffes
und bat, an Bord genommen zu werden. Man antwortete, es sei die
„Jsabella" von Hull, einst von Kapitän Roß befehligt. Roß erwiderte:
„Ich bin selbst der Kapitän Roß und diese Leute die Mannschaft der
„Vktory". Erst wollte der erstaunte Steuermann dieser Angabe keinen
Glauben schenken und bemerkte, Kapitän Roß sei schon seit zwei Jahren
tot; aber bald überzeugte er sich durch den bärenähnlichen Anzug, die
langen Bärte, das abgemagerte Aussehen, daß dem doch so sein könnte.
Man fuhr mm nach dem Schiffe zu, und kaum war der vorauseilende
Steuermann an Bord gesprungen, als die gesamte Mannschaft des Schiffes
auf dem Verdecke erschien und die Ankommenden mit Jubelruf begrüßte.
Schnell eilten sie an Bord, jeder war hungrig und mußte gespeist werden,
jeder war in Lumpen und mußte Kleider haben — es gab keinen, dem
das Waschen nicht unerläßliches Bedürfnis war. Alles geschah zu gleicher
Zeit: Waschen, Ankleiden, Essen, Rasieren! Eine Menge Fragen mußten
in buntem Durcheinander beantwortet werden. So sehr der Schlaf Be-
dürsnis war, so war man doch seit zu langer Zeit an eiu kaltes Bett auf
hartem Schnee oder nacktem Felsen gewöhnt, um auf einem guten Lager
schlafen zu können, und selbst Roß mußte das Bett verlassen und die Nacht
aus einem Stuhle zubringen. Der Kapitän der „Jsabella", Hnmphrey,
hatte den kühnen Versuch gemacht, durch die Prinz-Regents-Einfahrt bis
zu den Leopoldsinseln zu gelangen, wo er Spuren von Roß und der
„Victory" zu finden hoffte, denn Mannschaft und Schiff hielten sie längst
für verloren. Ein Eisfeld hatte ihm das weitere Vordringen unmöglich
gemacht.
Am 19. Oktober langte Roß nach einer Abwesenheit von länger als
vier Jahren in London an. Man kennt durch ihn die Lage des magne-
tischen Nordpols, das Land Boothia Felix und das Vorhandensein eines
Binnenmeeres, von welchem schon Franklin durch die Eskimos Nachricht
erhalten hatte.
Mittlerweile hatten die Engländer noch einmal versucht, die Aufgabe
der nordwestlichen Durchfahrt aus dem Landwege zu lösen. Von der ersten
Landreise, welche John Franklin von 1819—21 unternommen hatte, und
Buch b. Enld. Ii. Iß
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Hull Felix Felix John_Franklin_von_1819—21 Enld
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Viii
Vorwort.
entworfenen Karten sowie die 22 Äädtepläne werden unzweifelhaft den
Zweck des Buches fördern helfen.
Indern ich das Werk sonnt dem deutschen Volke übergebe, bitte
ich zugleich, nur Winke und Bemerkungen für künftige Auflagen direkt
übersenden zu wollen, gern bereit, dieselben zu dessen weiterer Vervoll-
kommnung zu benutzen.
Pros. Dr. I. W. Otto Richter.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schlesien unter Regenten aus dem Hause Österreich (1526—1740). 23
als Störer des allgemeinen Friedens angesehen und bestraft werden sollten.
Ungemessen war die Freude der Schlesier, und gern bezahlten sie für den kost-
baren Freiheitsbrief 300 000 Gulden in der Meinung, daß ihre Rechte auf
ewig gesichert feien; aber es kam bald anders. Als zwei Jahre später (1611)
Matthias von Ungarn auch König von Böhmen wurde und nach Breslau kam,
um sich huldigen zu lassen, hatten die Schlesier keine Kosten gescheut und den
Empfang des Königs möglichst prächtig eingerichtet; aber ihre alten Vorrechte
hatte er ihnen nur schwer und auf wiederholtes dringendes Bitten bestätigt.
Bald aber wurden hier und da Klagen laut, der Majestätsbrief werde verletzt.
Am meisten hatten die Protestanten in Neiße zu leiden, da der dortige Bischof
von dem Majestätsbrief nichts wissen wollte. Unter Ferdinand Ii. (1619 bis
1637) wurde die Ausrottung der Reformation ernstlich in Angriff genommen.
In Schlesien reformierten die Lichtensteiner Dragoner unter dem Grafen Dohna.
Zunächst gingen diese Soldaten nach Groß-Glogau, besetzten den Pfarrhof und
quartierten sich in den Häusern der Protestanten zu 10—15 Mann ein, for-
derten die besten Speisen und Weine und quälten die armen Wirte so lange,
bis sie katholisch wurden. Wenn diese nachwiesen, daß sie zur Beichte gegangen
waren, wurden sie von der Einquartierung befreit. Die Dragoner zogen als-
bald in ein andres Haus, deffen Wirt protestantisch war. Je mehr Bürger sich
durch die ihnen auferlegte Quälerei hatten bewegen lassen, zur Beichte zu gehen,
um so mehr Dragoner quartierten sich in die Häuser der noch protestantisch
gebliebenen Wirte ein, so daß auf einzelne Häuser ganze Scharen Einqnartie-
rnng kamen. Viele Bürger hätten damals gern Haus und Hof verlassen, um
ihrer religiösen Überzeugung treu bleiben zu können; aber die Stadt war überall
besetzt und Auswanderungen wurden nicht gestattet. So wüteten die „Selig-
macher", wie sich die Lichtensteiner selbst nannten, nicht nur iu Glogau, sondern
auch in Schweidnitz und Janer, in Münsterberg und Frankenstein, am schlimmsten
in Löwenberg; und nicht ohne Grund rühmte sich der Graf Dohna mit lästernden
Worten, er habe ohne Predigt mehr Seelen bekehrt als ehedem Petrus am
Psiugsttage.
Auch durch den Dreißigjährigen Krieg (1618—1648) hatte Schlesien
empfindlich zu leiden, besonders als nach der Schlacht bei Lützen (1632), nach
dem Tode Gustav Adolfs, die Schweden schrecklicher hausten als die Kaiserlichen,
obgleich die Wallensteiner sehr roh und grausam waren. Um Geld und Lebens-
mittel zu erpressen, schnitten die Soldaten lebendigen Menschen Riemen aus
der Haut, schlitzten ihnen die Füße auf. schnitten ihnen Nase und Ohren ab,
füllten ihnen Jauche in den Mund (und das nannten sie spottweise Schweden-
trank), hängten sie an den Füßen auf und zündeten Feuer unter ihnen an,
steckten ihnen brennenden Kien und Schwefel unter die Nägel und zündeten
schließlich jedes Dorf, welches sie verließen, an.
Zu all diesen Schrecken kam die Pest, welche furchtbar wütete und in
Breslau allein gegen 13 000 Menschen fortraffte. Endlich brachte im Jahre
1648 der Westfälische Friede den wenigen Menschen, die noch übrig geblieben
waren, Ruhe und Sicherheit. Es wurde festgesetzt, daß die mittelbaren Fürsten-
tümer Schlesiens ihre Rechte und Privilegien behalten, in den unmittelbaren
schleichen Fürstentümern dagegen die evangelischen Grafen, Freiherren und
Adligen mit ihren Unterthanen ihrem Gottesdienste in der Nachbarschaft und
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Matthias_von_Ungarn Ferdinand_Ii Ferdinand Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
94 Das Jsergebirge mit seiner Umgegend.
könne in der Rabendocke große Schätze heben, wenn man in der zwölften Stunde
der Christnacht hineingehe und ein unschuldiges Kmd mitnehme; sie sei eine arme
Frau mit sechs Kindern, habe kein Brot, ihr Mann sei gestorben. Da habe sie ihr
jüngstes Kind, einen Knaben von einem Jahre, auf ihren Arm genommen, sei in
den Felsen geeilt, habe ihr Kind aus einen Tisch in der Mitte des Gewölbes gesetzt
und so viel Gold- und Silberstücke als möglich zusammengerafft, sei darauf schnell,
als es begann ein Viertel zu schlagen, hinausgesprungen und habe ihr Kind ver-
gessen. Nun hatte sich die Pforte geschlossen und ihr Kind war verloren; denn
der Stein war nicht zu öffnen. Die Frau schrie laut auf, denn auch der Sack,
den sie mit Schätzen aus der Höhle gebracht hatte, war spurlos verschwunden.
Entsetzt kehrte der Ritter nach Goldberg zurück mit dem festen Vorsatze, im
nächsten Jahre sein Glück wieder zu versuchen. Noch ehe das Jahr vergangen
war, fand er sich mit einem Knappen in der Herberge zu Goldberg ein, begab
sich, um nicht zu spät zu kommen, lange vor Mitternacht in der Christnacht in
das von Geistern bewohnte Thal und fand alles so, wie er es verlassen hatte.
Sein Knappe trug eine Axt und einen Spaten. Um Mitternacht standen die
beiden Abenteurer vor der Pforte der Rabeudocke; geisterhafte Gestalten um-
schwebten sie, so daß sie von heftigem Grausen erfaßt wurden. Um 12 Uhr
rollte ein hohltönender Donner, welcher immer näher kam und heftiger wurde,
bis die Thür krachend aufsprang. Der mutige Ritter schritt in die Höhle
hinein. Er sah die steinernen Ritter, und ein Kind spielte munter lächelnd auf
einem Tische mit einigen Goldstücken. Schnell nahm er es vom Tische herab
und reichte es seinem Knappen zur Höhle hinaus, damit er es in seinen Mantel
wickeln und vor Kälte schützen sollte. Dann ging er auf die beiden steinernen
Gestalten zu, die ihm doch zu atmen schienen, und sprach zu ihnen mit starker
Stimme: „Seid ihr die Ritter Kuno und Veit, von deren Schandthaten so
viel erzählt wird?" Zwei hohle Stimmen antworteten: „Wir sind es." „Ihr
verdient also kein Erbarmen; aber ich will euch helfen, wenn es möglich ist.
Ist es möglich?" „Ja." „Aber wie? Seid ihr wirklich nur in diese steinernen
Hüllen eingeschlossen, und könnt ihr, wenn ich sie zertrümmere, zur Ruhe ein-
gehen?" „Ja, aber eile." Da schlug der Ritter mit den Worten „Im Namen
Gottes" dreimal gegen die Felsgebilde mit der Axt; beim dritten Schlage
sprangen die Hüllen auseinander, und zwei nebelhafte Gestalten standen vor ihm.
Sie sprachen: „Habe Dank für das, was du an uns gethan hast; wir haben durch
dich die Ruhe gefunden, nach welcher wir uns lange Jahre vergeblich gesehnt hatten.
Nimm eilig, denn bald ist die Viertelstunde verflossen, so viel du von uusern
Schätzen fortbringen kannst; aber lebe fromm und thue mit ihnen den Armen
wohl, damit durch dich das Andenken an nnfre Räubereien vernichtet werde."
Nachdem sie also gesprochen hatten, verschwanden sie. Der Ritter raffte
in größter Eile möglichst viel Gold und Edelsteine, die in großer Menge vor
ihm lagen, zusammen und sprang, als es ein Viertel schlug, hurtig zur Thür
hinaus, die sich krachend hinter ihm schloß.
Ritter und Knappe eilten nach Goldberg und gaben sofort der armen
Frau ihr Kind wieder; dann kehrten sie mit ihren Schätzen in ihre Heimat
zurück, bauten Armenhäuser und verteilten, was sie von den Schätzen nicht zu
den kirchlichen und anderweitigen Bauten, die sie geplant, verwenden konnten,
unter die Armen und Hilfsbedürftigen der Heimat.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Karl von Holtci. 41
Das beste Denkmal Holteis, welches die Rottanne in Obernigk, den Granit-
stein auf dem Bernhardinkirchhofe und selbst die Büste Rachners überdauern
wird, hat sich der Dichter gesetzt in seinen „Schlesischen Gedichten" im Jahre
1830. „Es gehörte der ganze Mut eines Mannes dazu", sagt Rößler, „da-
mals mit schlesischen Gedichten an die Öffentlichkeit zu treten; die Verachtung
der sogenannten Bauernsprache war gar zu groß. Eine hochgestellte Persönlich-
keit nnsrer Provinz äußerte sich, wie mir der Dichter in seiner originellen Weise
selbst erzählt hat, etwa folgendermaßen: „Derholtei ist ja ein recht guter Kerl,
seine kleinen Lustspiele sind ja auch recht nett; aber mit seinen Schlesischen Ge-
dichten hat er doch eigentlich die ganze Provinz vor Deutschland lächerlich
gemacht." So groß war das Vorurteil gegen die Volkssprache damals, und
es ist, leide? muß es gesagt werden, gerade bei einem großen Teil der söge-
nannten Gebildeten heute noch nicht ganz geschwunden. „Es gibt auch heute
noch Leute", wie Claus Groth sagt, „welche es für eine Frechheit erklären, Bücher
zu schreiben in der Sprache der Gasse und der Schenkstube; aber glücklicherweise
gibt es auch solche, denen sogleich die Thränen der Rührung in die Augen
treten, wenn sie in wohlgesetzter Rede die Töne vernehmen, die ihnen wie die
Jugend teuer und wie sie entschwunden sind." Es bleibt also Holteis unbe-
streitbares Verdienst, einmal daß er diesem ertötenden Vorurteil mutig und
furchtlos entgegengetreten ist, sodann daß er das Fühlen und Denken des schle-
stschen Volkes in schlesischer Sprache glücklich wiedergeschaffen hat und somit
ein Bahnbrecher für alle Zukunft geworden ist." Holtei kennt das schlesische
Volk und seine Stimmungen, und diese bringt er in seinen „Schlesischen Ge-
dichten" zur Anschauung und trifft den Volkston mit großem Glück; er ist mit
dem Volke ernst und heiter, traurig und munter, wie es sich gerade trifft, aber
immer einfach und vom Herzen zum Herzen sprechend. Mit diesen Liedern
hat er sich zuerst Schlesien, dann ganz Deutschland erobert, zuerst langsam
{1. Aufl. 1830, 2. Aufl. 1850, 18. Aufl. 1883.), dann immer schneller. Zwei
Gedichte werden genügen, uns einen Blick in das Herz des Dichters thuu zu
lassen und uns zu eifrigem Lesen der ganzen Sammlung zu bewegen. Ein
Gedicht aus dem Jahre 1828 schildert uns die aus dem Riesengebirge ab-
ziehenden Leinweber, die sich in Rußland eine neue Heimat suchen, aber ihr
„Schläsing" nicht vergessen:
De Leinwäber.
„Ich kam 'a Weg vum Riesenkamm
Und ging uf's Warmbad zu;
Do traf ich auue lange Schar,
Wu Man' und Weib beisammen war,
Und Kinder ohne Schuh'!
Sull's ärndt wul anne Wohlfahrt sein?
Se ha'n kee' Fahndet nich',
Kee Kreutz vuran, kee' Sang und Klang,
Su ziehn se ihren stillen Gang,
's is' urndlich ängstiglich.
Se tra'n ihr Bissel Sack und Pack
Und schleppen rasnig schwär'!
Nu' Leutel sa't, wu giht's denn-t-hin?
Ihr t'utt wul ei de Fremde zieh'n?
Und red't, wu kummt i'r här?
Ber kummen vohn 'a Bärgen här,
Ber zieh'n ei's Polen 'nei;
Ber sein urnär schund matt vur Ruth,
's is' gor a' hungrig Stücket Brut,
De schläs'sche Wäberei.
Im ru'scheu Polen ga'n se uns
Jedwedem a' Stück Land;
Do wull' der uu' in's Flache ziehn
Und lassen ünse Bärge stihn —
Härr Got', dir is's bekannt.
Adjees du liebes Vaterland,
Du Schläsing, gude Nacht!
Säht euch ak üm, su lange 's giht,
Und säht, wu ünse Kuppe stiht
Und ei' der Snnne lacht.
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Holtci Karl Rößler Claus_Groth Holtei Ruth
Extrahierte Ortsnamen: Obernigk Deutschland Deutschland Leutel Polen Polen
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Zillerthaler. 131
dem Zuge zu folgen, während ihr Vater und die andern Geschwister sich vom
schönen Zillerthale nicht zu trennen vermochten.
Die österreichische Regierung legte den Abziehenden keine Schwierigkeiten
in den Weg; kein Abzugsgeld wurde ihnen, wie einst den Salzburgern, abver-
langt; kein Zwang, kein Druck wurde auf dieselben ausgeübt, ja der Unbemittelte
erhielt sogar noch eine kleine Reiseunterstützung. Die Auswanderung erfolgte in
kleinen Zügen, nicht in einer Hauptmasse. Am 31. August 1837 fetzte sich der
erste Transport in Bewegung; im ganzen zogen fünf Abteilungen aus, an jedem
Tage bis zum 4. September eine; die Zahl der Auswanderer wird auf 440
angegeben. Der Schmerz des Abschiedes war ihnen um so schwerer und heißer auf
die Seele gefallen, weil von allen Seiten nicht Hohn oder Wut und blinder
Fanatismus der zurückbleibenden strengen Katholiken ihnen nachschrie, sondern weil
die Thränen aller Verwandten und Freunde und Bekannten ihnen das schmerz-
liche Geleit gaben, sie ihnen teilnehmend die Hände drückten. Überall schauten
treuherzige, freundlich nickende, ernste Gesichter ihnen nach, und gute Wünsche
wurden ihnen zahlreich nachgerufen.
Auf dem Marsche waren die Tiroler anfangs voll von Begeisterung, später
erlahmten die Kräfte. Gesang und Gebet hob dann aus einige Zeit wieder den
geknickten Mut. Einige blieben bis zum Ende der Reise bei guter Zuversicht,
andre fürchteten bald, sie seien falschen Propheten gefolgt und würden elend vor
Hunger sterben. Meist wurde ihnen mit Freundlichkeit und Mitleid begegnet,
selten wurden Nachtquartiere versagt. Sie gingen durch Salzburg, Oberösterreich
ob d. E. und Böhmen und berührten die Städte Salzburg. Linz, Bndweis,
Czaslan, Chrudim und Trantenau. Die Züge bewegten sich in großer Stille
und Ordnung vorwärts. Die Verbannten besuchten zuweilen auf ihrem Wege
die Kirche, zuweilen hielten fremde Geistliche ihnen Predigten im Freien, wo
die Choräle der andächtigen wandernden Gemeinde in den Thalklüften laut
widerhallten. Der Zug muß ergreifend genug ausgeschaut haben, wenn er in
ein Dorf oder durch eine Stadt ging. An der Spitze schritten Männer und
Frauen, hochaufgeschossene, kräftige Gestalten; das Haupt hatten sie bedeckt mit
dem bekannten Tirolerhute, einen Regenschirm hielten sie in der Hand; sie waren
mit ihrer einfachen Nationaltracht angethan. An allen konnte man wahrnehmen,
daß ihr Gewand beim Antritt der Reise neu augeschafft war. Ernst und still
ging der Zug vorwärts. Feste, ruhige Entschlossenheit lag auf dem Antlitz der
Männer, der Zug demütiger Entschlossenheit auf dem der Frauen ausgeprägt.
Es folgten die Wagen, mit den schwächeren Weibern und Kindern sowie den
notwendigsten Habseligkeiten beladen und geleitet von daneben herziehenden
Männern. Hinter diesen bildeten den Schluß einige zweiräderige Karren mit
Büchern, die ihre Besitzer selbst zogen.
Es war im Kreise Landeshut, wo die Tiroler am 20. September 1837
zuerst preußischen Boden, das Gebirgsdors Michelsdorf, betraten. Der dortige
Geistliche hatte dafür Sorge getragen, daß den Verbannten ein feierlicher und
herzlicher Empfang bereitet wurde. Hier öffneten sich ihnen zum erstenmal die
Kirchenthüren der neuen Heimat. Sie traten ein und stellten sich still um den Altar.
Da nahm zufällig einer das Bild des Königs wahr und lenkte auch die Auf-
merkfamkeit der andern auf dasselbe. Mit einem Ausruf der frohsten Überraschung
eilten alle auf das Bild zu und betrachteten es mit freudestrahlenden Augen.
9*
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Extrahierte Personennamen: August Ernst Gebirgsdors_Michelsdorf
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Fischbach.
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Im Südosten der Falkensteine erhebt sich der Kittnerberg, in dem nach
alter Sage ein goldener Esel liegt, der so großen Goldeswert hat,'daß von
diesem Schatze Fischbach zu einer Stadt umgewandelt werden kann, wenn er
einstmals aufgefunden wird. Wer den Esel findet, der wird nach dieser Sage
die Stadt gründen und der erste Bürgermeister in derselben sein.
Schloß Fischbach.
Wer den Weg nach dem Kreuze auf dem Falkensteine verfolgt, muß vor-
übergehen bei dem Prinzesfinstühl, einem in den Fels eingehauenen Sitz, von
welchem sich die Leute folgende Sage erzählen: In dem Boberthale weidete
täglich ein junger Hirt feine Herde und blieb im freien Felde von Sonnenauf-
bis Sonnenuntergang. Als er einst seiner weidenden Herde folgte, kam er bis
zu dem Fuße des Berges, auf welchem die Ruinen der alten Burg standen.
Der Fuß war von dichtem Walde umgeben. In das Dickicht führte ein wenig be-
tretener und deshalb kaum bemerkbarer Weg. Der Hirt war neugierig und ging
dem Wege nach bis in die tiefste Waldesnacht, ohne an seine Herde zu denken.
Es wurde so finster, daß er fast nichts mehr sehen konnte und sich mit dem Stabe
forttappeu mußte. Plötzlich wurde es hell, der Wald öffnete sich: er stand vor
einem reizenden, in frischem Frühlingsgrün prangenden Thale. Als er hinauf
schaute zur Höhe des Falkensteins, sah er eine schöne Jungfrau mit blonden
Locken auf einer schroffen Felswand sitzen und von einem silberweißen Rocken
spinnen. Diese sah von der Höhe mit freundlichem Blicke auf den Schäfer
herab; aber als es 12 Uhr im nahen Dörfchen schlug, war sie verschwunden.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Georg Wilhelm, der letzte Sproß des Hauses der Piasten im Briege. 287
gute Ordnung in Essen, Trinken, Schlafen, Wachen, Ruhe, Bewegung, Liebe
und Furcht des Schöpsers im ganzen Leben. Unter den Augen und der Obhut
eines Lehrers, der sich bemühte, alle diese Tugenden seinem Zögling zu eigen
zu machen, hatte Georg Wilhelm das vierzehnte Jahr, mit welchem er sür
mündig erklärt wurde, erreicht.
Als der Prinz 14^ Jahre alt war, ein Jüngling von blühender Gesichts-
färbe, blondgelocktem Haar, das bis auf die Schultern herabfiel, großer, kräf-
tiger Gestalt, reiste er auf Wunsch der Landstände zur Huldigung nach Wien.
Sobald er dort am 19. Februar 1675 angekommen war, meldete er bei Hofe
seine Absicht, und der Kaiser bestimmte den Tag der Audienz und Huldigung.
Georg Wilhelm legte vor dem Throne mit eignem Munde den Huldigungseid
ab und hielt mit größter Geistesgegenwart einen von ihm selbst verfaßten Vor-
trag, über welchen der Kaiser und die anwesenden Staatsmänner sehr günstig
urteilten. Der spanische Botschafter sagte damals von dem Brieger Fürsten,
die Christenheit habe keinen Fürsten von so geringem Alter und so vieler Fähig-
keit, und Lohenstein erzählt, die ganze Stadt Wien und der Hof habe von nichts
als dem jungen Piasten gesprochen.
Nach beendigter Huldigung kehrte der Fürst nach Brieg zurück. Die Land-
stände, gegen 500 Mann zu Roß, kamen ihm entgegen und führten ihn ins
Schloß unter Lösung der Kanonen, während Bürgerschaft und die Kompanien
geworbener Soldaten mit fliegenden Fahnen im Gewehr standen. Dann leisteten
die Stände den Eid der Treue. Die Freude in dem ganzen Fürstentum war
groß. Auch die Stände von Wohlau und Liegnitz huldigten dem jugendlichen
Fürsten mit großer Freude und erwarteten eine thaten- und segensreiche Regierung.
Im September hielt Georg Wilhelm in Liegnitz einen Landtag ab, ging
von dort nach Breslau und kehrte nach Brieg zurück, um eine Hirschjagd zu
beginnen. Hier hatte er am 15. November bei rauher Witterung in den Wäl-
dern der rechten Oderseite sich erkältet und trat, um sich zu erwärmen, in ein
Bauernhaus, in welchem zu seinem Unglück die Kinder an den Blattern krank
lagen. Der Fürst wurde in Fieberschauern zu Wagen nach Brieg gebracht.
Die Ärzte waren sehr sorgfältig, aber kein Mittel besiegte das heftige Fieber.
Die Kinderpocken zeigten sich bald auf dem ganzen Körper, verschwanden jedoch
wieder und warfen sich aufs Innere. Der Kranke litt mit größter Sanftmut
die brennendsten Schmerzen und zeigte festes Vertrauen auf Gott und die Hoff-
rtuug auf ewiges Leben. Am 21. November war er eine Leiche. Mit ihm
erlosch der piastische Stamm in Schlesien, wie ein Licht, das im Verlöschen
noch einmal hell aufflackert.
Aus dem Briefe, den der Fürst eigenhändig während seiner Krankheit an
den Kaiser geschrieben hat, mögen nur wenige Worte hier Platz finden, damit
sie uns einen Beweis geben, wie berechtigt die Erwartungen der Schlesier von
den Talenten des letzten Piasten waren; er schrieb: „Allergnädigster Kaiser,
König und Herr! Ich bin zwar der Hoffnung und des Vorsatzes gewesen, Ew.
Majestät und dero glorwürdigstem Erzhause noch durch langwierige treue
Dienste mich wohlgefällig zu machen und dies, was ich bei meiner Jugend
annoch nicht zu thuu vermocht, mit zunehmendem Alter in desto vollkommener
Devotion derselben darzustellen. Es scheint aber, daß bei jetziger meiner Un-
päßlichkeit der Allerhöchste seinem nnerforschlichen Gutbefinden nach dieses durch
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Extrahierte Personennamen: Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Brieger Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Brieg Liegnitz Liegnitz Breslau Brieg Brieg Schlesien