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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 88

1900 - Leipzig : Spamer
88 Tie Engländer in Ostindien. breitet, die ihm die Niederländer schon ansingen streitig zu machen; und selbst die Franzosen schickten sich an, im Nordosten von Amerika ihren zivili- satorischen Beruf, auf den sie sich von jeher so viel zu gute gethau haben, weiter zu verfolgen. Es schien, als ob das meerumgürtete England bei der Teilung der Welt zu spät gekommen und nichts für dasselbe übrig ge- blieben wäre. Und doch — wer hätte wohl damals denken sollen, daß es kaum zweier Jahrhunderte bedurste, um die englische Flotte zur Beherrscherin aller Meere zu machen! Wer hätte geahnt, daß jetzt der englische Schiffsverkehr fast so viel beträgt, als der aller andern seefahrenden Völker zusammen- genommen? Das 16. Jahrhundert war schon seinem Ende nahe, als die Engländer die ersten erfolgreichen Anstrengungen machten, auf dem Meere zu Ansehen zu gelangen. Im Jahre 1532 belief sich die Flotte ihrer Kauffahrteischiffe auf 135, von denen sich nur eiue kleine Zahl bis zu 500 Tonnen Last er- hob. Doch als mit diesen Fahrzeugen, denn nur wenige gehörten der Krone an, die größte und stolzeste Flotte jener Zeit, die spanische Armada, ge- schlagen ward, da erhoben die englischen Schiffer mutig ihr Haupt, sandten verlangend ihreu Blick in die Weite und strebten danach, mit teilzunehmen am Handel in den fernen Welten. Tie Gesellschaft der „wagenden Kauf- leute" brachte Leben und Rührigkeit in die Nation, und allerorten äußerte sich ein kräftiger Aufschwung. Bald machte sich auch die Notwendigkeit sühlbar, mit Indien, der unerschöpflichen Quelle aller für einen Kaufmann wünschenswerten Gegenstände, in unmittelbaren Verkehr zu treten. Man beschäftigte sich zunächst damit, einen Handelsweg zu Lande dahin ausfindig zu machen, und schon 1531 war eine Anzahl Handelsherren zur Bildung „einer türkischen Handels-Kompanie" zusammengetreten, um durch den Per- sischen Meerbusen und dann zu Lande über Aleppo Waren direkt von Indien her einzuführen. Doch der Weg war zu weit und unsicher, als daß günstige Erfolge hätten erlangt werden können, man wandte sich daher in einer Bittschrift an die Königin, eine Handelsunternehmung zur See nach Indien eröffnen zu dürfen. Es vergingen wieder einige Jahre, bevor etwas Entscheidendes geschah. Aber noch vor Ablauf des 16. Jahrhunderts, am 22. September 1599, versammelten sich in Fonnderhall der Lordmayor, die Aldermänner und etwa 100 der angesehensten Kaufleute von London und beschlossen, eine Gesellschaft zu errichten zum Zwecke des Handels- betriebes nach Indien, indem sie zugleich auf der Stelle in 101 Anteilen von 100 bis 3000 Pfd. Sterl. ein Kapital von 30 000 Pfd. Sterl. zeich- neten. Infolge einer bald nachher an den Geheimen Rat gerichteten Ein- gäbe, in welcher um das Patent zur Bildung einer Kompanie gebeten ward, erteilte die Königin Elisabeth am 31. Dezember 1600 dem Grafen Georg von Cumberland und 215 Rittern, Aldermännern und Kaufleuten einen königlichen Freibrief (Charter), der diese ermächtigte, sich unter dem Namen

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 169

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169 daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg- züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.) dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er- reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu- wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo- sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 73

1900 - Leipzig : Spamer
Der niederländische Handel in Ostindien. 73 Jetzt erst trat die niederländische Staatsregierung durch Übernahme der Verwaltung der indischen Besitzungen in ihre natürlichen Rechte, die sie viel zu lange einer Gesellschaft von Kaufleuten überlassen hatte. Die Finanzen Niederländisch-Jndiens waren zerrüttet, der Handel nach Abzug der großen administrativen Ausgaben nicht mehr einträglich, und es be- durfte eine Zeit der politischen Ruhe, verbunden mit einer weisen und ehrlichen Verwaltung, um die zerrütteten Zustände wieder zu heben. Hätte die Fruchtbarkeit des Bodens den Fleiß des Landmannes nicht stets Eigentümliche Segepellung hinlerindifcher Hüllen- und Fluftfahi zeuge. durch reichlichen Ertrag belohnt und den wenigen Bedürfnissen des be- scheidenen Bewohners überflüssig Genüge geleistet, so wäre das reiche Indien infolge der vielen Abgaben und Erpressungen in Not und Elend geraten. Aber die Armut der öffentlichen Kassen und der Mangel an Silber berührte den Inländer wenig, dem die gütige Natur alles zum Leben Notwendige lieferte. Fragt man nach der Ursache des Verfalls der im ersten Jahrhundert ihres Bestehens so blühenden Handelsgesellschaft, so müssen wir dieselbe ganz vorzüglich in der schon erwähnten unnatürlichen Stellung zum Staate suchen, ebenso in der außergewöhnlichen, einer Privatgesellschaft nicht zu-

4. Das Deutsche Reich - S. 95

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 95 und klimatische Verhältnisse obenein ziemlich ungünstige sind. Gebirgige Gegenden mit magerem Boden, z. B. die Eisel- und Rhöngebiete, die Fluren des rheinischen Plateaus, die Oberpfalz je., produzieren nur höchst spärliche Nahrung. In Gegenden mit fruchtbarem Boden, günstigem Klima und rühriger Bevölkerung hat die Lage der Landwirtschaft sich feit der Mitte unfres Jahr- Hunderts im ganzen recht gehoben, und wo, wie in Mitteldeutschland, der Grundbesitz nicht allzusehr verkleinert worden ist, auch die Eigentümer sich bemüht haben, mit der Zeit rüstig fortzuschreiten, da hatten fchon Besitzer von 50—100 ha günstigen Bodens die behagliche Stellung begüterter Leute ge- Wonnen und wendeten, wenn sie in die Stadt kamen, den Kaufleuten und Hand- werkern reiche Summen zu. Es hat sich dies leider in den letzten Jahren ge- ändert, und man hat sich daran gewöhnt, von einer Notlage der Landwirt- schaft zu reden. Daß infolge der unmäßigen Vermehrung der Zuckerfabriken, fowie des übertriebenen Anbaues der Zuckerrübe in den schon mehrfach er- wähnten Gegenden ein Notstand entstehen mußte, zumal das Ausland noch immer wachsende Beträge von Rohrzucker^) auf den Markt brachte, war aller- dings vorauszusehen, und ist wirklich eingetreten. Weit schlimmer jedoch ist jedenfalls die Lage derjenigen Landwirte, welche auf die gewöhnlichen Erträge des Bodens durch Halm- und Hackfrucht sowie der Viehzucht angewiesen sind; dieselben sehen sich seit Jahren bei fortgesetzter Steigerung der Betriebskosten und Verminderung des Geldwertes einem stetigen Sinken der Preise der land- wirtschaftlichen Produkte gegenüber, und zwar trotz des gewachsenen und unaus- gesetzt weiter wachsenden Bedürfnisses an Lebensmitteln. Die infolge des letzteren eingetretene Zufuhr des Auslaudes hat nicht nur das vorhandene Be- dürfnis überschritten, sondern es ist auch möglich gewesen, das freinde Getreide trotz eines weiten und kostspieligen Transportes derartig wohlfeil auf den deutschen Markt zu werfen, daß in den letzten Jahren die Preise sogar erheb- lich herabgingen. Erwägt man, daß schon eine Aufrechterhaltung der Preis- Verhältnisse^) gegenüber der fortschreitenden starken Verringerung des Geld- wertes einer ungeheuren Entwertung der landwirtschaftlichen Produkte gleich kommen würde, so kann man es wohl begreifen, daß jenes Sinken der Preise als ein unerträgliches Übel für die Landwirtschaft empfunden werden muß. Es sind die Preise pro Doppelzentner seit 1877 für alle vier Hauptgetreide- arten erheblich gesunken, und zwar bis 1883 sür Weizen von 23 auf 18,^, für Roggen von 17,g auf 14,g, für Gerste von 16,8 auf 14,4, für Hafer von 16 ans 14 Mark, Nur in den Jahren 1880 und 1881 tral eine vorübergehende Erhöhung ein; dagegen ist das Sinken der Preise 1884 und 1885 immer weiter gegangen; die schlechte Ernte des Jahres 1888 hat nur eine mäßige Steigerung bewirkt. Unter solchen Umständen gehörte wahrlich keine Schwarzseherei dazn, daß man den baldigen Ruin der deutschen Landwirtschast zu befürchten anfing, weshalb aus den Kreisen derselben heraus der dringliche Rns nach Schntz der landwirtschaftlichen Produktion ertönte. Das Verlangen nach Eingangszöllen für landwirtschaftliche Produkte fand bei der Reichsregierung Berücksichtigung, zumal deren Erträge dazu geeignet waren, gleichzeitig die gesteigerten Bedürfnisse *) Die Rohrzuckerproduktion ergab 1867 nur 1,. Mill, 1887 aber 2,7 Mill. Tonnen. **) Nach der Zusammenstellung der „Agricultural Gazette" sind in London die Weizenpreise von 1641—1882 etwa dieselben geblieben!

5. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 395

1884 - Leipzig : Spamer
Die Polen. 395 verdankte. Der Bauer weiß, daß der Adel das Land zu Grunde richtete, und deshalb sang er auch schon bald nach 1772 vom Adel: Jeder Versuch zur Aufreizung findet im polnischen Bauer einen sehr nn- empfänglichen Boden. Die Masse der Polen gehört also keineswegs zu den unruhigen, stets zu Revolutionen geneigten Unterthanen Preußens. Zu den beklagenswerten Unruhestiftern gehört in der Provinz Posen nur ein äußerst geringer Teil der polnischen Bevölkerung, der es sich aber — leider — zur Lebensaufgabe gemacht zu haben scheint, die an Zahl vielleicht das Zweihundert- fache überwiegende Masse seiner Landsleute durch beständige Aufstachelungen zum Treubruch gegen den Herrscher, ja bis zur Revolution zu treiben; der gleichzeitig an das wenig unterrichtete Ausland seinen Schmerzensschrei richtet, der sich unglücklich und grausam unterdrückt nennt, um Mitleid, womöglich thätige Teilnahme zu erregen. Diese Unruhestifter gehören meistens dem Adel an, einige sind Litteraten und einige Bürger kleiner Städte. Wollte man die Unzufriedenen zählen, so würde man vielleicht 2000 Seelen finden, die in Preußen noch für die Wiederherstellung des Polentums schwärmen — und diese wenigen Menschen wagen es unausgesetzt, mit den maßlosesten, durchaus unberechtigten, ja völlig ungesetzlichen Ansprüchen der Regierung und dem Träger der Krone entgegenzutreten. Der polnische Edelmann (es gibt natürlich auch ehrenvolle Ausnahmen) sehnt sich zurück nach den polskie czasy, nach den polnischen Zeiten, in denen der Grundbesitz seines Vaters viel größer war als jetzt der seinige, in denen es noch keine freien Bauern gab; er haßt die neue Regierung, die allein sein Herunterkommen verschuldet hat, weil sie allen Wohlstand von Gesetz und Ord- nuug, von Fleiß und Mäßigkeit abhängig macht. Als 1848 ein adliger Frei- heitsapostel in einen Krug kam und einen alten Mann für die dawna Polska, für das alte Polen zu begeistern suchte, da öffnete dieser das Hemd und mit den Worten „dzgkujg, pan, za waszq, wolnosc, ich danke, Herr, für Eure Frei- heit" zeigte er ihm die vielen Narben der Wunden, die ihm einst der Kurbatsch des Woiwoden geschlagen hatte. — Damals behauptete auch der polnische Bauer Pruszak und rief seinen Landsleuten zu: „Nicht eher wird in Polen Ruhe werden, bevor nicht alle Edelleute hängen!" — Im Jahre 1859 schrieb ein polnisches Blatt: „Der Adel ist der Feind des Volkes, der die Thränen und das Blut des Volkes trinkt, der zuerst aus dem Wege geräumt werden muß?" Ju den ersten Jahren nach der preußischen Besitzergreifung von 1315 folgte eine gewisse Abspannung auf die Anstrengungen und Enttäuschungen der napoleonischen Zeit. Man hatte genug des politischen Haders und freute sich des friedlichen Gedeihens und Aufblühens der Provinz unter dem neuen Regi- ment. In Posen entwickelte sich eine wahrhaft glänzende Geselligkeit, zu welcher der Statthalter Fürst Autou Radziwill das Beispiel gab, an welcher der pol- nische Adel und das preußische Beamtentum und Militär gleichmäßig teilnahmen. Die liebenswürdigen Eigenschaften der Polen, der Luxus des Adels verliehen dieser Geselligkeit einen hohen Reiz; Deutsche und Polen drehten sich gemeinsam „Panowie! Panowie! Coscie mieli wglowie Zescie nas zdradzili I kraj swöj zgubili?" „Ihr Herren! Ihr Herren! Was hattet ihr im Kopfe, Daß ihr uns verrietet Und unser Land verspieltet?"

6. Bilder vom Niederrhein - S. 365

1882 - Leipzig : Spamer
Das Femgericht. 365 Kaiser Friedrichs Hi. Später jedoch erwirkten sich sowol Fürsten wie Städte Befreiung von der Verantwortlichkeit den Femgerichten gegenüber. Anfangs besaßen die Freigerichte keine geschriebenen Gesetze. Um diesem Mißstand abzuhelfen, traten im 15. und 16. Jahrhundert sogenannte General- kapitel zusammen und erließen Vorschriften (Reformationen). Trotzdem kamen noch Mißbräuche genug vor, meistens aus Habsucht der Richter und Schöffen, da Strafsummen und Sporteln sehr hoch angesetzt waren. Durch den all- gemeinen Landfrieden 1493 und die verbesserte Justizpflege ward die Gerichts- barkeit der Freigerichte auf ein Minimum beschränkt. Die Femlinde bei Dortmund. Dennoch behaupteten sie sich bis in unser Jahrhundert (bis 1811). Noch in den dreißiger Jahreu existirte wenigstens dem Namen nach ein Freigraf in Werl. Trotz der späteren Ausschreitungen und Mißbräuche ist nicht zu leugnen, daß die Femgerichte in ihrem Anfang und in der Blütezeit ein segensreiches Institut ge- wesen sind, ein Institut unparteiischer Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person, ein strenger Wächter der alten guten Sitten, ein unerbittlicher Richter über alle Ver- brechen. Die Ehre war der Grundpfeiler, Gott, König und Recht der Wahlspruch. Wie im Alterthum die unentrinnbaren Rachegeister, die Erinnyen, so ereilte die heilige Feme den geheimen Verbrecher. Wie ein Blitzstrahl traf ihn der Fluch, der Arm des Rächers. Zittern und Angst befiel ihn, erblickte er als Zeichen

7. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 414

1886 - Leipzig : Spamer
414 Danzig und Umgegend. Unterwerfung verweigerte, wurde es von demselben belagert (1577), verteidigte sich aber so tapfer, daß der König unverrichteter Sache abziehen mußte, mit der Stadt Frieden schloß und sich an der Huldigung und der Zahlung einer Geld- summe genügen ließ, dagegen ihre Privilegien und die Religionsfreiheit aus- drücklich bestätigte. Schwer litt die Stadt namentlich in den Kriegen zwischen Polen und Schweden. Als im Polnischen Erbfolgekriege der König Stanislaus Leszezinski vor August Iii. weichen mußte, suchte er flüchtig in den Mauern Danzigs Schutz, weshalb Danzig im Jahre 1734 eine harte Belagerung von dem russisch-sächsischeu Heere unter Feldmarschall Münnich erdulden und endlich nach tapferer Gegenwehr, nachdem Stanislaus auf französischen Schiffen ge- flüchtet war, kapitulieren mußte. Die Vereinigung Westpreußens mit dem Staate Friedrichs des Großen im Jahre 1772, für das übrige Land der Anbruch einer neuen besseren Zeit, brachte zunächst über Danzig, das unter dem annektierten Lande nicht mit- begriffen war, nur größere Bedrängnis und schwere Verluste, da Friedrich der Große durch Begünstigung Elbings und Schädigung des Danziger Handels offenbar seine Lossagung von Polen erzwingen wollte. Die im Jahre 1793 erfolgte Einverleibung in Preußen machte natürlich jenen Maßregeln parteiischer Zurücksetzung ein Ende und setzte Danzig wieder in das volle Vermögen, von seiner für Handel und Verkehr so günstigen Lage Gebrauch zu machen, aber die bedrängte Lage, in welche der ganze preußische Staat bald darauf geriet, brachte nach einer kurzen Zeit günstiger Entwicklung auch über Danzig schwere Prüfungen. In dem unglücklichen Kriege von 1807 wurde Danzig von einem französischen Heere unter Marschall Lefebre von März bis Ende Mai hart belagert und trotz der tapferen Verteidigung des Generals von Kalkreuth zur Übergabe und Zahlung einer Kontribution von 20 Millionen Frank gezwungen. Im Frieden zu Tilsit wurde es von Napoleon mit einem Gebiete von 2 Lieues im Umkreis zu einem Freistaat (!) mit seiner alten Verfassung unter preußischem und sächsisch^polnischem Schutz, der freilich tatsächlich ganz unter der Herrschaft des die französische Besatzung kommandierenden Gouverneurs General Rapp stand, erklärt, welche zweideutige Gnade es durch eine Zahlung von 10 Millionen Frank an den Kaiser und 1 Million an den Gouverneur erkaufen mußte. Dieser „Freistaatszeit", während welcher der Handel völlig stockte und der Zahlungen und Kontributionen kein Ende war, folgte nach der Katastrophe des Napoleonischen Heeres in Rußland eine ein ganzes Jahr lang, vom Januar 1813 bis Januar 1814, währende Belagerung, die, da sich General Rapp hartnäckig verteidigte, die Schrecken und Verwüstungen aller früheren weit hinter sich ließ. Wie das ganze Land nur sehr allmählich sich von den ungeheuren Verlusten, die es erlitten, erholte, ist zur Genüge bekannt; auch Danzig krankte lange an den Nachwehen der über alle Maßen schweren Zeit und, wenn man den jetzigen blühenden Zustand der Stadt, die großartigen Verbesserungen in den verschiedensten kommunalen Verhältnissen betrachtet, muß man zugeben, daß Danzigs Bürger an Thatkrast, Unternehmungsgeist und Bürgersinn ihren Vorfähren in keiner Weise nachstehen. Daß man bemüht ist, den Handel trotz vieler Hindernisse und Schwierigkeiten, die sich einem lohnenden Betrieb desselben entgegenstellen, durch Eröffnung neuer Verkehrswege und Absatzgebiete und durch Beschaffung einer zahlreichen Flotte von Dampfschiffen

8. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 344

1880 - Leipzig : Spamer
344 Gewerbsteiß an der Jll. der erzeugten Massen, wie des konsnmirten Quantums. Wurden doch nach der letzten Volkszählung und statistischen Ausnahme in ganz Elsaß während des Jahres 1877 auf 78 803,136 hl Bier gebraut, vou denen allein aus Unterelsaß 628,965 hl kommen. 757 Personen arbeiten in dem genannten Bezirk im Brauereigeschäft und bedienen sich dabei der Hülfe von Ma- schinen mit zusammen 298 Pferdekräften. Die meisten dieser Anstalten finden sich in und bei Straßburg, und die Stadtbevölkerung unterstützt ihre Bestrebungen derart, daß bereits auf 184 Einwohner eine Schankwirthschast kommt, in der neben dem Weinfaß auch die Bierquelle fließt. Das groß- artigste unter diesen Etablissements ist unstreitig das von Gruber u. Reeb in Königshofen vor Straßburg, das an 28 Orten Deutschlands und Frank- reichs Zweiganstalten eröffnet hat. Seine Besitzer haben von den kleinsten Anfängen ihr Geschäft zu dieser Höhe gebracht, indem sie mit dem Fortgang der chemischen Wissenschaft stetig Schritt hielten und so jenes wohl- schmeckende und gesunde Bier lieferten, welches ihren Namen weit und breit bekannt gemacht hat. Insoweit aber hatten die Gegner der Knnstgewerbeschnle von 1872 wirklich Recht, als sie von einem eigentlich für Straßburg charakteristische» Gewerbebetrieb oder Handelszweig nichts wissen wollten. So betriebsam die Stadt in allen Arten von Kleingewerbe und manchem vereinzelten Fa- briknnternehmen ist (wir wollen jedenfalls die dem Staate gehörige Tabak- Manufaktur und die mancherlei Privatunternehmungen der Tabakindustrie nicht vergessen, welche in Straßburg allein 1076 Personen ernährt), so wenig hat sie eine Thätigkeit, welche dem Ganzen der Stadt ihr Gepräge aufdrückte. Auch auf dem Gebiete des Handels finden sich außer ein paar großen Hopfeugeschäfteu keinerlei mit dem Leben des Landes eng verwachsene oder gar dominirende Erscheinungen. Die Bedentnng Straßburgs iu dieser Hinsicht liegt in der Vergangenheit, liegt vor 1681, als die Stadt noch das große Emporinm am Oberrhein war, als die Handelsverhältnisse sich noch mit der langsam fördernden Schiffahrt auf dem Rhein vertrugen, als Straßburg noch inmitten des Reiches lag, im fröhlichen Besitze zahl- reicher Handelsprivilegien. Diese Bedeutung sank, als die Stadt zu einer französischen Greuzstadt wurde, der mau die natürliche Verbindung mit ihrem Hinterland abgeschnitten hatte, ohne ihr dafür eine neue Verbindung mit dem Lande jenseit der Vogesen eröffnen zu können. Noch einmal blühte die Stadt aus iu ihren Handelsbeziehungen während der Kontinentalsperre. Als die englischen Flotten die Häfen des napoleonischen Kaiserreichs sperrten, wurde Straßburg der Hauptstapelplatz für alle möglichen Kolonialprodukte, namentlich für Baumwolle und Zucker, welche in neutralen Häfen gelandet oder eingeschmuggelt wurden und aus einem kostspieligen Landwege von hier aus in das eigentliche Frankreich eingeführt wurden. Im Entgelt dafür wurden die Seideuwaareu von Lyon und die Weine von Bordeaux hier ausgeführt und manches große Vermögen der modernen Straßburger Pa- trizier datirt aus jener Zeit einer Treibhausblute des Straßburger Handels Dieselbe verwelkte bald an dem frischeren Lusthauch, der uach dem Sturze

9. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 120

1880 - Leipzig : Spamer
120 Elsasser Geschichtsbilder, des Mittelalters in der traurigsten Lage. In harter Leibeigenschaft gehalten, von Frohndiensten, Zehnten und Abgaben gedrückt, in allen Kriegen hart mitgenommen, galt der Bauer als das eigentliche Lastthier der Gesellschaft. Dabei war er ohne Schutz und Vertretung im Reiche und bei den Gerichten, der Willkür des Adels und den Uebervortheilnngen habgieriger Rechtsbeamten und Schreiber ausgesetzt. Es lag daher ein sittlicher Grnndzng in dieser Bauernbewegung; sie wollten nichts Anderes, als was ihnen in einem späteren Zeitalter als menschlich berechtigt allgemein zugestanden wurde, aber durch die wüsten Gesellen, welche die Umgestaltung der gesellschaftlichen Ordnung in die Hand nehmen und mit Feuer und Schwert, mit Blut und Greuelthaten zum Ziele schreiten wollten, wurde die Bewegung zu einem Ver- brechen an der Menschheit. Auch in anderen Gegenden Deutschlands fehlte es nicht an Verschwörungen; so die Bauernverbindung des „armen Konrad" in Schwaben. Wurden die vereinzelten Aufstände auch niedergeworfen, so konnten sie doch als Vorboten einer allgemeinen Erhebung gelten. In die vorhandene Gährnng trug die Reformation neuen Zündstoff. Der allgemeine Ruf nach evangelischer Freiheit und Gleichheit wurde von den gedrückten Bauern in handgreiflicher Weise auf ihre eigenen Verhält- nisse gedeutet. Sie glaubten die Stunde gekommen, nm allen Vorrechten der Stände ein Ende zu machen, die Klöster und Kirchengüter zu plündern, die Güter der Reichen zu theilen. Mit diesen Ideen vermischten sich unklare religiöse Vorstellungen von der Aufrichtung eines himmlischen Reiches auf Erden, iu dem alle Menschen gleich seien und jeder Unterschied zwischen Arm und Reich, Vornehm und Gering verschwinden sollte. Am Oberrhein, wo der Druck des österreichischen Adels besonders fühlbar war, und wo der benachbarte freie Schweizer in seinen Kämpfen gegen die österreichische und burgundische Ritterschaft ein ermnthigendes Beispiel gegeben hatte, brach der Aufstand zuerst aus und verbreitete sich schnell über ganz Ober- dentschland bis nach Franken und Thüringen (1525). Auf dem rechten Ufer des Oberrheius sammelte Hans Müller von Bulgenbach seinen Anhang. Mit rothem Mantel und rothem Barett zog er an der Spitze der anfge- regten Haufen von Flecken zu Flecken; auf eiuem mit Laub und Bändern geschmückten Wagen ward die Hanpt- und Sturmfahne hinter ihm herge- gefahren; in allen größeren Orten, die sie durchzogen, wurden die „zwölf Artikel" verlesen, welche ihre Forderungen — Aufhebung der Leibeigenschaft, der Frohndienste und der Zehnten, Freiheit der Jagd, der Holzung, des Fischfangs u. s. w. — enthielten. Durch das Oberelsaß zogen an zwanzig- tausend bewaffnete Bauern unter ihrem Obersten Wolf Wagner von Rhinau, von einem wiedertäuferischen Priester Clemens Seich entflammt, und um- lagerten unter kühnen Hauptleuten — Erasmus Gerber, Ittel Jörg, Peter von Nordheim n. A. — die Schlösser und Städte. Vergebens versuchten der Bischof und der Stadtrath von Straßburg sowie der Laudvogt, zu ver- Mitteln; endlich zog der Herzog Anton von Lothringen gegen die Bauern heran. Der Herzog kam mit seinen Brüdern Claudius vou Guise, Ludwig von Vandemont und einer zahlreichen Ritterschaft in das Elsaß. In der Nähe

10. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 329

1880 - Leipzig : Spamer
Karl Mathy. 329 Fickler, Brentano diesen Antrag als eine Schädigung der kleinen Prodn- zenten und Arbeiter bekämpften. Ein Hauptaugenmerk Mathy's war darauf gerichtet, eiu Zusammen- wirken des Liberalismus in Nord und Süd zu Stande zu bringen. Es war wesentlich sein Verdienst, als Juli 1847 die „Deutsche Zeituug" ge- gründet wurde, au der die bewährtesten politischen wie staatswissenschaft- lichen Kräfte sich betheiligten. Die Wogen der politischen Bewegung gingen immer höher; die Februarrevolution, die Louis Philipp's Regiment stürzte, brach herein, ihre Wirkungen pflanzten sich nach Deutschland fort. Schon Herbst 1847 war ein Kreis liberaler Männer in Heppenheim zusammen- getreten, um die deutsche Einheit anzubahnen. Karl Mathy. Mathy wies darauf hin, daß die Grundlage dazu im Zollverein schon vorhanden sei, und daß sie nur durch dessen Erweiterung kommen könne. Aber mit Eintritt der Februarrevolution und der Erklärung Frankreichs zur Republik drangen die radikalen Elemente in den Vordergrund; man träumte, man schwärmte für eine deutsche Republik. Badeu ging voran. Gerade iu Mathy's Wahlbezirk, im Seekreise, war durch Fickler schon am 13. März die Republik erklärt worden. Mathy reiste unverzüglich hin; in stürmischen Volksversammlungen trat er gegen diese Idee auf: die ge- schliche Ordnung müsse aufrecht erhalten werden, und er ließ Fickler ver- haften. Nie hat ihm seine Partei diese That vergeben, ihre Presse strömte von Schmähungen über. Er vertheidigte mnthig das Einschreiten der
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