Karl der Große.
27
Sein Reich war ein Weltreich; er gebot über Germanen und Romanen.
Er war der Schirmherr der abendländischen Kirche, der Beschützer des abendländischen Christentums. Unter diesen Umständen erwachte der Gedanke, das abendländische Kaisertum, das im Jahre 476 sein Ende gefunden hatte, wieder zu erneuern. Im Jahre 800 weilte Karl in Rom, um die römischen Verhältnisse zu ordnen; denn der Papst Leo Hi. war im vorigen Jahre durch eine Gegenpartei aus der Stadt vertrieben worden und hatte nur unter dem Schutze eines fränkischen, von Karl abgesandten Grafen zurückkehren können. Damals setzte ihm am Weihnachtstage der Papst am Altar Katserder Peterskirche die Kaiserkrone auf das Haupt, und das Volk begrüßte Wänazt. ihn unter lautem Jubel als römischen Kaiser. So war ein Germane Nach- 800' folger der Cäsaren geworden. Nicht an Macht, wohl aber an äußerem Glanz erfuhr die Stellung Karls durch die Kaiserkrönung einen gewaltigen Zuwachs;
Rom aber zu erobern und die Kaiserkrone zu gewinnen, ist seitdem Jahrhunderte hindurch das Ziel der Sehnsucht für die deutschen Könige gewesen.
Karls Regententätigkeit.
§ 27. Karls Persönlichkeit. Karl war ein Herrscher, der mit genialer Per M. Einsicht und gewaltiger Tatkraft den verschiedensten Aufgaben, die ihm die twett‘ Regierung seines weiten Reiches stellte, gerecht wurde. Von seiner Persönlichkeit hat uns sein jüngerer Freund und Biograph Einhard ein Bild hinterlassen. Er war ein Mann von mächtigem Körperbau, festem Gang, schönem, grauem Haar und heiterem, gütigem Antlitz. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer guten Gesundheit; durch Reiten, Jagen und Schwimmen härtete er den Körper ab; in Speise und Trank war er mäßig.
Er kleidete sich nach fränkischer Weise und konnte kaum je dazu vermocht werden, römische Kleidung anzulegen; seine Gewänder ließ er sich von den Frauen seiner Familie anfertigen. Er war ein Mann von gewaltiger Willenskraft und konnte in seinem Zorne furchtbar sein. Aber in ihm wohnte auch ein tiefes, inniges, deutsches Gemüt; er war ein zärtlicher Vater seiner Söhne und Töchter, die er ungern von sich ließ, ein guter Geselle seiner Freunde, freigebig und gütig gegen Fremde. Er war hochbegabt und konnte gut reden. Auch erfüllte ihn ein starker Drang nach Bildung; noch in höheren Jahren wünschte er nachzuholen, was man früher an ihm versäumt hatte, versuchte das Schreiben zu lernen und ließ sich in der Grammatik unterrichten. Mit seinen Freunden besprach er sich über gelehrte Dinge; selbst beim Mahle ließ er sich gern vorlesen. Dabei hatte er auch Sinn für die Heldensagen des deutschen Volkes und ließ sie sammeln; leider ist diese Sammlung unserer Zeit nicht erhalten geblieben.
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Altar_Katserder_Peterskirche Karls Karls
I. Die Französische Revolution.
1. Ursachen.
Schuldenlast des Staates. Die Hofhaltung Ludwigs Xiv. hatte im ganzen ungefähr 15000 Personen ständig beschäftigt, die eine jährliche Ausgabe von 40 bis 45 Million Frcs. erforderten. Nach dem heutigen Geldwerte würde die Summe das Dreifache betragen. Soviel Geld brachten die Steuern nicht ein; was fehlte, wurde geliehen. Die Zinsen konnten nicht bezahlt werden. Die Staatsverwaltung machte gegen Ende der Regierung Ludwigs Xiv. mit einer Fehlsumme von zwei Milliarden Bankrott, im Jahre 1720, unter Ludwig Xv., nochmals mit der gleichen Fehlsumme. Die Gläubiger waren um Kapital und Zinsen betrogen. Die Mißwirtschaft ging weiter. Im Jahre 1753 hatten die Palastdiener Ludwigs Xv. seit drei Jahren kein Gehalt bekommen; seine Stallknechte bettelten in den Straßen von Versailles.
Die jährliche Zinsenlast des Staates betrug im Jahre 1755 45 Million, während des Siebenjährigen Krieges stieg sie um 34 Million; 1776, zwei Jahre nach dem Regierungsantritt Ludwigs Xvi., war sie auf 106 Million angewachsen, und 1789, beim Ausbruch der Revolution, betrug sie 206 Million Frcs. Da einem so unpünktlichen Zinszahler, wie der Französische Staat war, Geld nur zu 10 Prozent geliehen wurde, bezifferte sich die Staatsschuld auf das Zehnfache der Zinssumme. Freilich waren nicht alle diese Summen für überflüssige Zwecke verwendet worden; die Regierung Ludwigs Xv. hatte ausgedehnte Straßenbauten unternommen, um die Bevölkerung zu beschäftigen. 1788 ließ Ludwig Xvi. für 40 Million Frcs. Getreide aufkaufen, um die Folgen einer Mißernte auszugleichen. In zehn Jahren stieg unter Ludwig Xvi. die Staatsschuld um 1630 Million Frcs. Darin waren die großen Kosten für die Beteiligung am Nordamerikanischen Freiheitskampf enthalten.
Die Gläubiger des Staates gehörten dem Kaufmanns- und dem Handwerkerstand an. Diese Stände erwarben allein durch eigne Arbeit. Der Handel Frankreichs war mächtig gestiegen im 18. Jahrhundert. Die französische Ausfuhr betrug 1720 106, 1788 354 Million Frcs. Aus Frankreich bezog man in ganz Europa Bücher, Gemälde, Kupferstiche, Statuen, Kleinodien, Schmuck- und Toilettegegenstände, Wagen, Möbel. Als die Kaufleute und Handwerker Sta-atsgläubiger geworden waren, bekümmerten sie sich um die Verwaltung des Staates; die Mißwirtschaft erregte Mißstimmung. Das durch Fleiß und Kunstfertigkeit erworbene
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17. Kaiser Friedrich in.
113
Da befiel ihn im April 1887 eine hartnäckige Halskrankheit, die den vorzeitigen Tod des starken Helden herbeiführen sollte. Im sonnigen Süden, zu San Remo an der Küste des Lignrischen Meeres, suchte er Linderung seiner Leiden.
Aus die Nachricht von dem Hinscheiden seines Vaters kehrte er unverzüglich heim zum winterlichen Norden, zu seinem treuen Volke, dem er gelobte, Deutschland zum Hort des Friedens zu machen, die Pläne seines Vaters zum Wohle der arbeitenden Kreise weiter zu fördern, alle Untertanen ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses mit gleicher Liebe zu umfassen, weil alle in den Tagen der Gefahr ihre volle Hingebung bewährt hätten. Die Ausführung seiner Regierungsgrundsätze mußte er seinem Sohne überlassen; der Tod machte seinem edeln Streben am 15. Juni 1888 ein Ende.
Kaiser Friedrich war eine stattliche Erscheinung. Hochgewachsen, von großer körperlicher Gewandtheit, mit blondem Barte und treuen Augen in dem edelgeformten Angesichte, schritt er einher, Siegfried, dem Helden der alten Sage, nicht ungleich. Für alles Große und Gute begeistert, war er ein mächtiger Förderer von Kunst und Wissenschaft. Leutselig im persönlichen Verkehr, vergab er seiner königlichen Würde nichts.
Von seiner außerordentlichen Herzensgüte sind eine Menge Erzählungen im Munde des Volkes. Am meisten wissen davon die Soldaten zu berichten, die dienstlich oder außerdienstlich mit ihm in Berührung kamen, sowie die Bewohner seines Gutsdorfes Bornstedt bei Potsdam.
Am größten und bewunderungswürdigsten war er im Leiden. Keinen Laut der Klage hörte man aus dem Munde des königlichen Dulders; wenige Tage vor seinem Tode schrieb er seinem Sohne auf ein Blatt: „Lerne leiden, ohne zu klagen!"
Schon ist manches Jahr ins Land gegangen, seitdem der Liebling des deutschen Volkes von seinen Leiden erlöst ist. Aber vielgeliebt und unvergessen wird er in dem Andenken seines treuen Volkes leben.
In der Friedenskirche zu Potsdam erwartet seine sterbliche Hülle den
Tag der Auferstehung.
An der Villa Zirio, die er in San Remo bewohnte, hat der Verband deutscher Kriegsveteranen eine Gedenktafel mit folgender Inschrift anbringen lassen:
Wandrer, der du aus Deutschland herkommst, hemme den Schritt,
Hier der (Drt, wo dein Kaiser Friedrich lebte und litt.
Hörst du, rote welle an welle stöhnend zum Ufer drängt?
Das ist die sehnende Seele Deutschlands, die sein gedenkt.
Kaiserin Friedrich. Seit dem 25. Januar 1858 war Kaiser Friedrich mit der Prinzessin Viktoria von England vermählt. An ihr hatte er eine treue, kluge und vielseitig gebildete Lebensgefährtin. Die Tochter
Dahmen, Leitfaden. Iv. Neubtg. g
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Potsdam Friedenskirche Potsdam Deutschland Deutschlands
56
Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms 111.
3> König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen.
Die Regierung keines preußischen Fürsten ist so reich an Wechsel-süllen und Umgestaltungen gewesen, wie die Friedrich Wilhelms Iii. Nus die Jahre der tiefsten Erniedrigung folgte die Zeit des höchsten kriegerischen Ruhmes. Daran schloß sich eine lange Friedenszeit.
Friedrich Wilhelm Iii. wird vielfach angegriffen, daß er die vorwärtsstrebende Partei, an deren Spitze Stein, Gneisenau, Blücher, Wilhelm von Humboldt standen, zurückgedrängt und sein Ohr mehr deut rückschrittlichen Polizeiminister von Witgenstein geliehen, daß er im Schlepptau der österreichischen und russischen Politik gestanden, anstatt eigne preußische Politik zu treiben, daß er seinem Lande eine eigentliche Verfassung nicht gegeben habe. Diesen Vorwürfen ist entgegenzuhalten, daß die Zeit für ein einiges starkes Deutschland unter Preußens Führung noch nicht gekommen war. Die Fürsten der deutschen Kleinstaaten hätten von ihren Befugnissen an den Oberherrn abtreten müssen, sie wollten aber ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit nicht preisgeben. Ferner ist zu bedenken, daß Österreich seinen jahrhundertelang behaupteten Vorrang in Deutschland sich auf friedlichem Wege nicht hätte nehmen lassen. Da aber die Kriege gegen Napoleon eine Schuldenlast von 200 Million Talern im Gefolge hatten, kann man wohl verstehen, daß der König sein Land in keinen neuen Krieg verwickeln wollte, sondern die Einigung Deutschlands seinen Nachfolgern überließ und diesen die Wege ebnete. Dies letztere hat er getan/ Seine sparsame Regierung hat innerhalb zwanzig Jahren nicht nur die große Staatsschuld getilgt, sondern auch noch einen Staatsschatz von 150 Million Mark angesammelt. Daß er ein vorwärtsstrebender Mann war, zeigt nicht nur die Gründung des Zollvereins, die seinem Gedanken entsprang, sondern noch mehr die Übertragung seiner Krondomänen an den Staat, aus deren Erträgnissen er sich jährlich nur eine bestimmte Summe vorbehielt. Seine Sorge war, die innere Verwaltung des Staates nach der neuen Einteilung in Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise durchzuführen, die verschiedenartigen Bestandteile der Monarchie einheitlich zu verwalten, ein starkes Preußen zu schaffen sowohl durch ein wohlgeschultes Heer als auch durch die Verwaltung und durch verfügbare Geldmittel. Ehe er Anbauten machte, wollte er das Hauptgebäude ausbauen. Ein weiterer Fortschritt in der Staatsverwaltung war die Aufhebung des Geheimen
blewen. Un wat hadden roi denn dahn? Nicks, gor nicks. Blot in uns' Versammlungen un unner vir Ogen hadden roi von Ding' redt, de jetzt up ap’ne Strat fri utschrigt roarden, von Dütschlands Friheit un Einigkeit; oeroer tau’m Handeln roiren roi tau sroack, tau’m Schrieroen tau dumm, dorüm folgten roi de olle dütsche Mod, roi redten blot doröroer." Ut mine Festungstid, 3. Kapitel.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands
82
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
geschlossen. Die Dänen traten die Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg an Österreich und Preußen ab. Österreich verkaufte seinen Anteil an Lauenburg für 2500000 dänische Reichstaler, das sind ungefähr 5645000 Mark, an Preußen; das Herzogtum Lauenburg gehörte nun ganz dem Königreich Preußen, die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden von Österreich und Preußen gemeinschaftlich Verwaltet^/
4. Der Deutsche Krieg im Jahre 1866.
Veranlassung. Die gemeinsame Verwaltung von Schleswig-Holstein führte zu Streitigkeiten zwischen Preußen und Österreich. Zwar hätten diese leicht beigelegt werden können. Doch es bestand seit langer Zeit ein innerer Zwiespalt zwischen den beiden Staaten, der endlich ausgetragen werden mußte. Österreich war seit Jahrhunderten der erste Staat Deutschlands gewesen, und 3y2 Jahrhunderte hindurch hatten die österreichischen Herzöge die deutsche Kaiserkrone getragen. Aber die meisten Länder Österreichs gehörten nicht zum Deutschen Reiche, z. B. Ungarn, Galizien, Siebenbürgen, Kroatien, Slawonien, Dalmatien usw. Dagegen hatten die meisten Provinzen Preußens eine deutsche Bevölkerung. Auch war Preußen im Laufe der Zeit so mächtig geworden, daß es auf gleicher Stufe mit Österreich und nicht unter diesem stehen wollte. Wilhelm I. war nicht österreichfeindlich. Als Österreich 1859 mit Frankreich und Italien kämpfte, hatte er mobil gemacht, um Österreich zu helfen. Auch hatte er beim Bundestage die Mobilmachung des deutschen Bundesheeres beantragt, aber als Gegenleistung den Oberbefehl über die Bundestruppen gefordert. Die österreichische Regierung setzte lieber die Lombardei aufs Spiel, als daß sie auf diese Bedingung einging. Sie beantragte 1863 eine Reform des Deutschen Bundes und lud die deutschen Fürsten zu einem Fürstentage nach Frankfurt ein. Erst vierzehn Tage vor dem Eröffnungstermine gab Kaiser Franz Joseph König Wilhelm davon mündlich Kenntnis. Die Einzelheiten des österreichischen Reformplanes wurden erst in Frankfurt bekanntgegeben. König Wilhelm erschien nicht, und Bismarck erklärte, daß es der Würde seines Monarchen nicht entspreche, Vorschläge entgegenzunehmen, über die er vorher nicht gehört worden sei. Auch hierin zeigt sich, daß Preußen Gleichberechtigung mit Österreich verlangte, nicht Unterstellung. Nach dem Kriege von 1864 wollte Österreich aus Schleswig-Holstein einen selbständigen deutschen Staat machen und den Prinzen Friedrich von Sonderst burg-Augustenburg zum Herzog einsetzen. Preußen war nicht grundsätzlich Dagegen, verlangte aber,.daß Schleswig-Holstein in den Zollverein eintrete, sein Post- und Telegraphenwesen sowie sein Heer unter preußische Verwaltung stelle und den Kieler Hafen abtrete. Auf diese Bedingungen ließen sich weder der Prinz von Augustenbnrg noch Österreich ein. Darauf
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208
Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Iägerkorps, die mit stürmischer Begeisterung aufgenommen wurde. Die Studenten besonders, aber auch viele Gymnasiasten eilten zu den Waffen; in Berlin meldeten sich in drei Tagen 9000 Freiwillige. Wenige Tage später wurden überhaupt alle Befreiungen von dem Heeresdienst aufgehoben und die allgemeine Wehrpflicht verkündet. Dann wurde das Verhalten Yorks, den der König anfangs aus Rücksicht auf die Franzosen hatte verleugnen müssen, für untadelhast erklärt. Gegen Ende Februar führten Bündnis darauf die Verhandlungen mit Alexander zum Abschluß des Bündnisses Rußland.mit Rußland; Alexander verpflichtete sich, nicht eher die Waffen niederzulegen, als bis Preußen den früheren Umfang wiedergewonnen habe. Einige Wochen später kam er selbst nach Breslau.
Am 10. März, dem Geburtstag der Königin Luise, stiftete der König den Orden des eisernen Kreuzes. Wenige Tage später erklärte er an Srsotr den Kaiser der Franzosen den K r i e g. Zugleich erschien der „ A u f r u f a n 17. März. m e i n V o l f", in dem die Preußen an alle die Unbilden und die Schmach, die sie erlitten hatten, erinnert wurden. „Welche Opser auch", so lauteten die Schlußworte, „von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand; keinen andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegengehen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden unserer-gerechten Sachen den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit. Breslau, den 17. März 1813. Friedrich Wilhelm."
An demselben Tage wurde die Bildung einer Landwehr angeordnet, welche alle nicht zum Heere gehörigen dienstfähigen Männer bis zum 40. Jahre umfassen sollte. Für den Fall, daß der Feind ins Land bräche, sollte ein Landsturm ins Leben treten, der alle irgendwie dienstfähigen Männer umfassen sollte. An Linientruppen, freiwilligen Jägern und Landwehr sind allmählich mehr als 270 000 Mann aufgestellt worden; der neunte Teil der männlichen Bevölkerung trat unter die Waffen. Zu diesen Leistungen traten die Opfer, die das verarmte Volk, dem Rufe des Königs folgend, für die Kosten des Krieges brachte. Man gab Gold und Schmucksachen jeder Art; Ehepaare schenkten ihre goldenen Trauringe, für die sie eiserne mit der Inschrift: „Gold für Eisen" zurückerhielten; es gab Frauen,
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Bündnisses_Rußland Breslau Breslau
254
Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
feiten der Verpflegung in der Stadt immer höher. Am 28. Januar mußte Kapitulation Paris kapitulieren; die Forts wurden übergeben und von deutschen Truppen besetzt.
Die Festung Straßburg war bereits kurze Zeit nach der Schlacht
bei Wörth von den Deutschen eingeschlossen worden. Den Oberbefehl über
die Belagerungstruppen führte General von Werder; in der Stadt
kommandierte General U h r i ch. Erst nachdem die Stadt bombardiert und
Einnahme Bresche geschossen worden war, entschloß sich dieser am 28. September zur
«trabburg Kapitulation; so kam Straßburg, nachdem es 189 Jahre lang französisch 28.
gewesen war, wieder in deutschen Besitz.
Einen Monat später fiel Metz. Die langwierige Belagerung hatte den deutschen Truppen große Beschwerden auferlegt; Ausfälle mußten zurückgewiesen werden; der Vorpostendienst war sehr anstrengend, die Verpflegung zeitweise kärglich, die Witterung sehr regnerisch, und Ruhr und andere Krankheiten fügten ihnen großen Schaden zu. Endlich entschloß sich Bazaine, da die Nahrungsmittel ausgingen, zur Kapitulation. Sie wurde ^on Metz om 27. Oktober abgeschlossen. Es war die größte Kapitulation der 37. Oktober. Weltgeschichte: 173 000 Ma>nn und 6000 Offiziere gerieten in Kriegsgefangenschaft. Den tapferen Belagerern konnte keine Erholungszeit gegönnt werden; man brauchte sie notwendig auf anderen Kriegsschauplätzen. König Wilhelm aber ernannte jetzt den Kronprinzen und den Prinzen Friedrich Karl zu Generalfeldmarfchällen und erhob Moltke in den Grafenstand.
Gambetta. § 254. Die Kämpfe mit den Provinzialarmeen. Die französische Regierung hatte ihren Sitz in Tours genommen. Hier langte G a m -b e 11 a, der anfangs in Paris geblieben war, dieses aber im Luftballon verlassen hatte, zu Anfang des Oktobers an und übernahm mit der ihm eigenen außerordentlichen Tatkraft die Negierungsgeschäfte. Ihm verdankt es Frankreich, daß es wieder eine Armee erhielt. Er leitete die Aushebungen, brachte durch Anleihen im Auslande Geld auf, kaufte ebenfalls im Auslande Kleidung, Waffen, Geschütze und organisierte so den nationalen Widerstand. Ein großer Ubelstand war es jedoch, daß er sich bei seiner gebieterischen Art, obwohl er selbst nicht Soldat war, nicht entschließen konnte, die Generäle frei handeln zu lassen, sondern häufig in die Unternehmungen eingriff und diese dadurch schädigte. Es handelte sich bei den Kämpfen der nächsten Monate um einen westlichen, einen nörd lichen und einen südöstlichen Kriegsschauplatz.
-«Lotte" Im Oktober besetzte der bayrische General vondertanndie Stadt Orleans, mußte sie aber, als ein übermächtiges feindliches Heer heranrückte, wieder räumen. Indessen war Metz gefallen, und Prinz Friedrich
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Extrahierte Ortsnamen: Paris «trabburg Paris Frankreich
Drutschland im dreizehnten Jahrhundert.
65
möglichst alle Körperteile zu decken, hatte man die Rüstung immer schwerer gemacht; so wurde sie für das Turnier immer brauchbarer, für die Schlacht und den Feldzug zu schwerfällig. Daher erlagen im vierzehnten Jahrhundert mehrfach die Rittsrheere den Schweizer Bauern, die weniger gut gewappnet waren, aber sich leichter bewegen konnten. Dazu kam, daß mehr und mehr der Gebrauch von Söldnern aufkam; Landsknechte, die man für Geld anwarb, waren den Fürsten eine zuverlässigere Hilfe als die ritterlichen Vasallen, welche sich nicht immer bereit finden ließen, für sie ins Feld zu ziehen. So brach ein neues Zeitalter des Heerwesens heran; die gewappneten Reiterheere traten zurück, die zu Fuß kämpfenden Landsknechte bildeten den Kern der Heere.
§ 68. Die Reichsverfassung. Wenn das Rittertum im zwölften und dreizehnten Jahrhundert eine eigenartige und hohe Kultur geschaffen hat, so war es um den deutschen Staat damals desto trauriger bestellt. Die langen, oft wiederholten Kämpfe zwischen Kaiser und Papst, Kaiser und Fürsten hatten damit geendet, daß das Kaisertum unterlag. Es war in seiner Macht wesentlich geschwächt; die Herrlichkeit Ottos des Großen, Konrads Ii., Friedrich Barbarossas war für die späteren Kaiser unerreichbar. Die deutschen Herzoge, Grafen und Bischöfe fühlten sich, obwohl durch den Lehnseid dem König zur Treue und zum Gehorsam verpflichtet, mehr als Fürsten denn als Vasallen. Sie führten ihre Reisigen lieber sür ihre eigenen Zwecke ins Feld als im Dienste des Königs; sie ordneten sich ungern dem königlichen Gericht unter; sie suchten die königlichen Befugnisse zu schmälern und beanspruchten es, in den Angelegenheiten des Reichs gehört zu werden und auf den Reichstagen darüber zu beraten. Die Einkünfte der deutschen Könige ferner waren sehr gesunken. Einst hatten sie über ausgedehnte Kron-güter geboten: jetzt waren diese bis auf geringe Reste als Lehen vergeben und verschleudert. Wer in Zukunft die deutsche Krone trug, konnte nicht mehr auf das Reichsgut zählen, sondern mußte ein bedeutendes Familienerbe, eine Hausmacht, entweder schon besitzen oder zu gewinnen suchen. Zugleich war das Reich ein Wah lretch geworden. Auch früher hatte der König Wahlreich, gewählt werden müssen, aber man hatte sich doch meist für bett Sohn oder nächsten Verwandten des Königs entschieden; jetzt wurde freie Wahl die Regel, und die Kurfürsten wählten eine Zeitlang mit Vorliebe solche Fürsten zu Königen, die nicht aus der Familie des Herrschers stammten.
Die Herabminderung der königlichen Macht aber hatte zur Folge eine Herabminderung der inneren Einheit und der äußeren Macht des deutschen Sewttte. Volkes. Die Zersplitterung 'Deutschlands nahm von nun an ^uta-
Neubauer, Geschichtl. Lehrbuch für Mädchensch. It. 8. Aufl. 5
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Extrahierte Personennamen: Ottos Konrads Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Neubauer
184 Da? Zettalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Nationaleigentum und zog sie ein. Schuldscheine, Assignaten, wurden ausgegeben, denen die eingezogenen Güter zum Pfande dienen sollten. Aber diese reichten nicht von fern aus, um für die Unmassen von Assignaten, die im Laufe der nächsten Jahre ausgegeben wurden, als genügende Deckung zu dienen. So wurden die Assignaten schließlich fast völlig wertlos; der Staat mußte sich für bankrott, d. H. zahlungsunfähig erklären, und die Eigentümer wurden zugrunde gerichtet.
Der König sträubte sich lange die neue Verfassung anzuerkennen; er und die Königin Marie Antoinette hörten nicht auf, die Hilfe des Auslandes zu erhoffen, besonders Österreichs, wo im Jahre 1790 auf Joseph Ii. i790^bis fe*n Bruder Leopold Ii. gefolgt war. Indessen starb M i r a b e a u, der 1792. die Regierung durch geheime Berichte und Ratschläge unterstützt hatte. Seitdem gewann die Partei der Demokraten oder Jakobiner, wie man sie nach ihrem Versammlungsort in Paris, dem früheren Jakobinerkloster, nannte, immer mehr an Macht. Ihre Führer waren Robespierre, Danton, beides revolutionäre Redner von großer Leidenschaft und großem Einfluß auf die Massen, und M a x a t, der blutdürstige Herausgeber einer demokratischen Zeitung.
Da faßte die königliche Familie im Sommer des Jahres 1791 den 1792. Entschluß, aus Paris zu entfliehen. Wirklich gelangte sie aus der Stadt heraus und einige Tagereisen weit nach Osten, wurde aber dann erkannt und nach Paris zurückgeführt. Wenige Monate darauf sah sich der König genötigt, durch seine Unterschrift die neue Verfassung anzuerkennen. Darauf löste sich die konstituierende Versammlung auf und legwlattoemachte der neugewählten „legislativen Versammlung" Platz. ^7ung""° Diese sollte ein Gesetzbuch schaffen, hat diese Aufgabe aber nicht erfüllt; sie tagte bis zum Herbst 1792.
Der Umsturz des französischen Königtums und die Campagne
ist Frankreich.
§ 193. Der Sturz des Königtums. Währenddessen wuchs die Spannung zwischen Frankreich und den beiden deutschen Großmächten. Die Franzosen warfen Leopold vor, daß er den Emigranten gestatte Truppen zu rüsten und einen gewaltsamen Angriff zugunsten seines königlichen Schwagers plane. Im Frühjahr 1792 starb plötzlich Leopold. Seinem Sohn und 1792*bi? ^chsolger Franz Ii., dem letzten Kaiser des alten deutschen Reichs, 1806. erklärte Ludwig Xiv., von seinem Ministerium genötigt, den Krieg. Da aber Österreich mit Preußen durch ein Bündnis vereinigt war, so erklärte Friedrich Wilhelm Ii. seinerseits an Frankreich den Krieg.
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Extrahierte Personennamen: Marie_Antoinette Joseph_Ii Leopold_Ii Leopold Danton Leopold Leopold Leopold Leopold Franz_Ii Franz Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Frankreich Frankreich Frankreich
Die Vorzeit.
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welche die Gabe der Weissagung besaß, und viele andere Frauen als Sklavinnen in die Gefangenschaft geführt.
Den in die Heimat zurückkehrenden Griechen aber war mancherlei Ver- Cbweu* hängnis beschieden. Odysseus wurde durch Stürme verschlagen. Bei den Cyklopen, die man sich später am Ätna in Sizilien wohnend dachte, bei den Lästrygonen, auf der Insel der Circe erlebte er märchenhafte Abenteuer, stieg in die Unterwelt hinab und lernte die Scylla und die Charybdis kennen; er verlor endlich alle seine Gefährten, welche sich an den Rindern des Helios, des Sonnengottes, vergriffen und den Zorn der Gottheit auf sich geladen hatten, und brachte lange Jahre auf einer Insel bei der Göttin Kalypso zu. Endlich erhielt er von ihr die Erlaubnis zur Heimkehr, aber sein Floß wurde von Poseibon zertrümmert, und mühsam rettete er sich nach der Insel S ch e r i a, von wo ihn der König der Phäaken, Alcinous, nach Jthaka geleiten ließ. Hier tötete er mit Athenes Hilfe, unterstützt von seinem Sohne T e l e m a ch u s und dem treuen Sauhirten Eumäus, die Feier, welche seine Gemahlin Penelope bebrängt und wie Herren auf seinem Besitztum geschaltet hatten.
Trauriger noch war das Los Agamemnon s. Er ward nach der Rückkehr von seiner Gemahlin Kly'ämnestra und ihrem Helfershelfer Ägifthns ermordet. Den Mord rächte später sein Sohn Orestes, indem er seinem Freunde Pylades zusammen die Mutter erschlug. Dasür aber wurde er von furchtbaren Rachegeistern, den Erinyen, verfolgt und sand erst Erlösung, als er sich aus das Geheiß des belgischen Orakels nach Athen begab, wo er durch einen von Athene selbst berufenen Gerichtshof, den Are opa g, freigesprochen wurde.
Die Borzeit.
§ 13. Von der griechischen Vorzeit berichtet uns kein Geschichtschreiber; nur in den unsterblichen Epen Homers, der Ilias und Odyssee, finden sich Nachklänge jenes Zeitalters, obwohl sie erst im neunten und achten Jahrhundert entstanden sind. Dagegen haben uns die Aus-grabungen, die nach dem Beispiel und Vorbild Heinrich Schliemanns an den verschiedensten Stellen der griechischen Erde stattgefunden haben und stetig fortgesetzt werden, merkwürdige Aufschlüsse über jene Zeit gegeben.
Auf dem Hügel von I l i o s haben wirklich im zweiten Jahrtausenb v. Chr. nacheinander mehrere Städte gestanben, die mit starken Mauern umgeben waren und teilweise durch Feuer zerstört worden sind. In Mykene und T i r y n s erhoben sich einst Königsburgen, deren mächtige Umfassungsmauern
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Schliemanns Heinrich