Der innere Ausbau des deutschen Reichs.
263
gestorben und S e o Xiii. auf ihn gefolgt war, ist bnrch Nachgeben von beiben Seiten ein Friedenszustanb hergestellt worben. Währenb des Kulturkampfes würde das Reichsgefetz über die Ziv i l e h e erlassen; baburch ist die Eheschließung und die Beurkunbung der Geburten und Sterbefälle von den Geistlichen auf bürgerliche Beamte, die Stanbesbeamten, übertragen worben.
§261. Heer und Flotte, Recht, Volkswirtschaft und Reichsfinanzen. Der stärksten Grunblage des neuen Reichs, dem Heere, mtrbe*«««. von vornherein die größte Sorgfalt gewibmet. Es würde befonbers mit Rücksicht auf die mehrmaligen Verstärkungen der französischen Wehrkraft stetig vermehrt; heute beträgt feine Stärke im Frieden 500700 Mann, wozu 25000 Offiziere und fast 85000 Unteroffiziere kommen; im Kriege etwa 4 300 000. Die Armee zerfällt heute in 23 Armeekorps; bavon entfallen auf Württemberg, Baden und Hessen je eins, auf Sachsen zwei, auf Bayern brei, die übrigen auf Preußen und die kleineren Staaten. Die Armeekorps zerfallen in zwei Divisionen, die Divisionen in zwei Jnfanteriebrigaben, eine Kavalleriebrigabe, deren jebe zwei Regimenter umfaßt, und eine Felbartillerie-brigabe. Die Vorbereitung der Mobilmachung und der Entwurf der Pläne für etwaige künftige Kriege liegt dem General st ab ob.
Gleichzeitig würde eine beutfche Flotte geschaffen. Sie besteht aus gepanzerten Linienschiffen und Küstenpanzerfchiffen, großen und kleinen Kreuzern, Kanonenbooten, Avisos, Schulschiffen, Schiffen zu befonberm Zwecken, unter benen sich auch die kaiserliche Jacht „Hohenzollern" befinbet, und Torpebobooten. Sie untersteht dem kommanbierenben Abmirot.
Wie das neue deutsche Reich im Unterschiebe von dem beutfchen Bunbe mt. eine Wehreinheit ist, so ist es auch eine Rechtseinheit. Ein Strafgesetzbuch war schon zur Zeit des norbbeutfchen Bunbes geschaffen worben und würde von biefem übernommen. Es würde ferner eine einheitliche Gerichtsverfassung geschaffen. Die Gerichte zerfallen in Amtsgerichte, Lanbgerichte und Oberlanbesgerichte; die letzteren umfaffen gewöhnlich den Umfang einer Provinz. An der Spitze steht das Reichsgericht, bas feinen Sitz in Leipzig hat und in mehrere Senate geteilt ist. Leichte Straffälle werben von den Schöffengerichten, die aus einem Richter als Vorfitzenben und zwei Laien als Schöffen bestehen, schwerere von den Strafkammern, die nur aus Berufsrichtern zusammengesetzt finb, bestimmte Gruppen von Verbrechen von den Schwurgerichten, die aus je zwölf Laien als Geschworenen bestehen, abgeurteilt. Die beutfche Rechtseinheit ist abgeschlossen worben durch die Einführung des bürgerlichen Gesetzbuchs, das feit dem Jahre 1900 in Geltung ist.
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254
Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
feiten der Verpflegung in der Stadt immer höher. Am 28. Januar mußte Kapitulation Paris kapitulieren; die Forts wurden übergeben und von deutschen Truppen besetzt.
Die Festung Straßburg war bereits kurze Zeit nach der Schlacht
bei Wörth von den Deutschen eingeschlossen worden. Den Oberbefehl über
die Belagerungstruppen führte General von Werder; in der Stadt
kommandierte General U h r i ch. Erst nachdem die Stadt bombardiert und
Einnahme Bresche geschossen worden war, entschloß sich dieser am 28. September zur
«trabburg Kapitulation; so kam Straßburg, nachdem es 189 Jahre lang französisch 28.
gewesen war, wieder in deutschen Besitz.
Einen Monat später fiel Metz. Die langwierige Belagerung hatte den deutschen Truppen große Beschwerden auferlegt; Ausfälle mußten zurückgewiesen werden; der Vorpostendienst war sehr anstrengend, die Verpflegung zeitweise kärglich, die Witterung sehr regnerisch, und Ruhr und andere Krankheiten fügten ihnen großen Schaden zu. Endlich entschloß sich Bazaine, da die Nahrungsmittel ausgingen, zur Kapitulation. Sie wurde ^on Metz om 27. Oktober abgeschlossen. Es war die größte Kapitulation der 37. Oktober. Weltgeschichte: 173 000 Ma>nn und 6000 Offiziere gerieten in Kriegsgefangenschaft. Den tapferen Belagerern konnte keine Erholungszeit gegönnt werden; man brauchte sie notwendig auf anderen Kriegsschauplätzen. König Wilhelm aber ernannte jetzt den Kronprinzen und den Prinzen Friedrich Karl zu Generalfeldmarfchällen und erhob Moltke in den Grafenstand.
Gambetta. § 254. Die Kämpfe mit den Provinzialarmeen. Die französische Regierung hatte ihren Sitz in Tours genommen. Hier langte G a m -b e 11 a, der anfangs in Paris geblieben war, dieses aber im Luftballon verlassen hatte, zu Anfang des Oktobers an und übernahm mit der ihm eigenen außerordentlichen Tatkraft die Negierungsgeschäfte. Ihm verdankt es Frankreich, daß es wieder eine Armee erhielt. Er leitete die Aushebungen, brachte durch Anleihen im Auslande Geld auf, kaufte ebenfalls im Auslande Kleidung, Waffen, Geschütze und organisierte so den nationalen Widerstand. Ein großer Ubelstand war es jedoch, daß er sich bei seiner gebieterischen Art, obwohl er selbst nicht Soldat war, nicht entschließen konnte, die Generäle frei handeln zu lassen, sondern häufig in die Unternehmungen eingriff und diese dadurch schädigte. Es handelte sich bei den Kämpfen der nächsten Monate um einen westlichen, einen nörd lichen und einen südöstlichen Kriegsschauplatz.
-«Lotte" Im Oktober besetzte der bayrische General vondertanndie Stadt Orleans, mußte sie aber, als ein übermächtiges feindliches Heer heranrückte, wieder räumen. Indessen war Metz gefallen, und Prinz Friedrich
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Extrahierte Personennamen: Metz Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Moltke Gambetta
Extrahierte Ortsnamen: Paris «trabburg Paris Frankreich
Der demsch-franzsische Krieg 1870 1871.
87
vorher war in einem Gefecht, das den Truppen Garibaldis bei D i j o n geliefert wurde, die einzige Fahne verloren worden, welche die Deutschen in diesem Kriege eingebt haben, eine Fahne des 61. Regiments; sie wurde vom Feinde unter einem Haufen von Leichen gefunden.
67, Der Friede. Am 28. Januar, dem Tage der Kapitulation von Paris, war ein Waffenstillstand verabredet worden, von dem nur der sdstliche Kriegsschauplatz ausgeschlossen blieb. Auf diesem ist noch bis zum 15. Februar gefochten worden. Erst von diesem Tage an ruhten auch vor B e l f o r t die Waffen; die Festung wurde bergeben, der tapferen Belfort. Besatzung aber, die trotz der furchtbaren Beschieung ausgehalten hatte,
freier Abzug bewilligt.
Inzwischen hatten die Friedensverhandlungen begonnen. Gambetta hatte sich geweigert, seine Zustimmung zur Beendigung des Krieges zu geben und war von seinem Amte zurckgetreten; als Haupt der franzsischen Regierung fhrte die Verhandlungen der greise Staatsmann und Geschicht-schreiber Thiers. Am 26. Februar 1871 wurde der Vorfriede zu Versailles abgeschlossen: Frankreich trat das Elsa und einen Teil Lothringens mit Metz ab und zahlte 5 Milliarden Francs (der 4 Milliarden Mark) Kriegsentschdigung; auerdem zogen deutsche Truppen in Paris ein und hielten einen Teil der Stadt zwei Tage lang besetzt. Am 1. Mrz wurden diese Friedensbedingungen von der in Bordeaux zusammengetretenen Nationalversammlung genehmigt. Die deutschen Truppen konnten, mit Ruhm und Ehre geschmckt, wieder in die Heimat ziehen.
In Frankreich aber hatte der Krieg ein furchtbares Nachspiel. Die Kommune Arbeiterbevlkerung von Paris, die während der Belagerung als National-tn garde bewaffnet worden war, wollte, von sozialistischen Fhrern geleitet,
ihre Waffen nicht wieder herausgeben, emprte sich und setzte einen Ge-meinderat, eine Kommune, ein. Erst nach langen Kmpfen, denen die Deutschen von den Forts des rechten Seineufers aus zusahen, vermochten die Regierungstruppen die Hauptstadt wiederzunehmen. Als die Kommu-narden sahen, da fernerer Widerstand vergeblich sei, zerstrten sie in rasen-der Wut einige der hervorragendsten Bauwerke der Stadt, das alte Knigs-schlo der Tuilerien, das Rathaus, die Vendomesule, auf deren Spitze die Statue Napoleons stand. Dem Siege der Regierung folgte eine groe Menge von Erschieungen.
68. Die Ausrichtung des deutschen Kaisertums. Fr Deutschland hatte dieser Krieg ein Ergebnis gehabt, das der Krieg von 1866 infolge
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Der deutsche Krieg 1866.
73
zugemutet, und ort Kriegskosten hatte es nur 20 Millionen Taler zu bezahlen.
58. Der Mainseldzug. Whrend in Bhmen die Entscheidung fiel, hatte ein anderes preuisches Heer, befehligt von dem General Vogel vonfalckenstein, gegen die sddeutschen Staaten zu kmpfen. ''Zwar hatte er kaum 50 000, die Gegner 80 000 Mann; aber dieses Miverhltnis wurde durch die bessere Bewaffnung und Ausbildung der Preußen und die Uneinigkeit der Feinde ausgeglichen. Vogel von Falckenstein wandte sich zu-nchst gegen die Bayern, marschierte durch das Rhngebirge und schlug sie in den Gefechten bei Kissingen und H a m m e l b u r g. Da der Kissingen. General jetzt den Befehl erhielt, mglichst viel Land nrdlich des Mains zu besetzen, gab er die Verfolgung der Bayern auf und zog nach Westen auf Frankfurt los, von wo unterdessen der Bundestag seinen Sitz nach. Augsburg verlegt hatte; unterwegs siegte General von Gben bei Asch affenburg der hessische und sterreichische Truppen. Eben hatte Vogel von Falckenstein Frankfurt besetzt, als er abberufen wurde;Frankfurt, an seiner Stelle bernahm General von Manteussel den Oberbefehl. Manteuffel fhrte die Truppen durch den Odenwald in sdstlicher Richtung,
siegte in mehreren Gefechten an der Tauber, drang dann bis nach Wrzburg vor und zwang die Gegner auf das rechte Mainufer Wrzburg, hinberzugehen. In diesem Augenblicke trat auch hier Waffenruhe ein.
Auch den sddeutschen Staaten gegenber beobachteten König Wilhelm und Bismarck Migung. Nur geringe Gebietsabtretungen wurden von Bayern und Hessen gefordert. Dazu traten Kriegs-entfchdigungen, welche alle vier sddeutschen Staaten zu leisten hatten; auch mute die hessische Provinz Oberhessen in den norddeutschen Bund eintreten. Ganz Sddeutschland in den neuen Bund aufzunehmen und so schon jetzt ein deutsches Reich aufzurichten, das von den Alpen bis zum Belt gereicht htte, war aus Rcksicht auf Frankreich nicht mglich,
mit dem Bismarck fr jetzt einen Krieg vermeiden wollte.
Eine Forderung dagegen, die Napoleon jetzt durch seinen Ge- Franzsische sandten Benedetti erheben lie, lehnte er ab. In Frankreich war die j^digungs-
< ., . y v u y fjrbcrimgen.
berraschung der die schnellen Siege der Preußen sehr groß gewesen; die Franzosen empfanden die Schlacht von Kniggrtz fast wie eine eigene Niederlage und forderten, wenn Preußen sich vergrerte, auch fr sich einen Gebietszuwachs. Als aber jetzt Napoleon durch feinen Gesandten Benedetti Entschdigungsansprche erhob, und auf die Rheinpfalz und Rheinhefsen hinwies, wurde er von Bismarck rundweg abgewiesen. Zugleich
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Bismarck Napoleon Napoleon Benedetti_Entschdigungsansprche Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Kissingen Frankfurt Asch Frankfurt Odenwald Tauber Wrzburg Mainufer_Wrzburg Bayern Hessen Frankreich Frankreich Rheinpfalz Rheinhefsen
146
Das Zeitalter des Emporkommens Preuens 1648 1786.
aus unter Wrangel in die von Truppen entblte Mark Brandenburg ein, in der sie bel hausten; sie drangen allmhlich bis an die Havel vor und drohten die Elbe zu berschreiten. Zwar bewaffneten sich die Bauern der Altmark und schrieben auf ihre Fahnen: Wir sind Bauern von geringem Guth und dienen unserm Gndigsten Chursrsten und Herrn mit unserm Bluth". Aber die Gefahr war groß. Da kehrte der Kurfürst zurck. der Magdeburg marschierte er der Havel zu; Rathenow, der Mittelpunkt der feindlichen Stellung, wurde von seinem Reitergeneral Dersslinger, einem sterreichischen Bauernsohn, der einst unter schwedischen Fahnen ge-fochten hatte und dann in brandenburgische Dienste getreten war, ber-fallen; nun muten die brigen feindlichen Abteilungen sich zurckziehen, ^"beain"^ zu vereinigen. Bei Fehrbellin erreichten am 28. Juni 1675 2l675kl Brandenburger, nur 6400 Mann Kavallerie stark, da die Infanterie nicht so schnell folgen konnte, den 11000 Mann starken und besser mit Geschtzen versehenen Feind. Der tapfere Reiterfhrer Landgraf Fried-rich von Hessen-Homburg, der die Vorhut fhrte, begann mit Ungestm den Angriff. Es war ein hartes Ringen, und lange schwankte der Kampf hin und her; der Kurfürst war selbst oft mitten im Getmmel, und neben ihm fiel sein Stallmeister Froben. Endlich ward der Feind nach mehrstndigem Kampfe gezwungen, unter groen Verlusten den Rckzug an-zutreten. Es war der erste Sieg, den die Brandenburger allein errangen, desto bedeutungsvoller, weil er der die waffenberhmten Schweden davon-getragen wurde.
Eroberung Nunmehr warf sich Friedrich Wilhelm, jetzt der Groe Kurfürst" Pommern, genannt, auf das schwedische Pommern. Er nahm nach lngerer Be-lagerung Stettin und eroberte das ganze Festland und die Insel Rgen, ^chwedisler Sin Einfall, den die Schweden im Winter 1678/79 unter dem Feldmarschall Preußen. <gorn on Livland her m Preußen machten, milang vllig. Der Kurfürst eilte mit seinen Truppen herbei, fhrte sie auf Schlitten der das fest-gefrorene frische Haff und jagte die Feinde vor sich her, die keinen Widerstand versuchten und bis Riga flohen. Aber die Frucht solcher Erfolge sollte ihm nicht zufallen. Seine Verbndeten nmlich, die Hollnder, die Spanier und der Kaiser, hatten indessen Friedensverhandlungen mit Frankreich angeknpft Mmwegen ^ Frieden von Nimw egen abgeschlossen, durch welchen Frank-reich sich wiederum stark vergrerte. Von einem franzsischen Heere bedroht, von Kaiser und Reich im Stich gelassen, mute sich der Kurfürst zum ?Germnin Frieden entschlieen. Auf dem Schlosse S t. - G e r m a i n bei Paris 1679. wurde er unterzeichnet; die schwedischen Eroberungen muten wieder heraus-gegeben werden, v
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Extrahierte Personennamen: Guth Dersslinger Fried-rich_von_Hessen-Homburg Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Nimw
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Magdeburg Rathenow Schweden Pommern Pommern Stettin Schweden Livland Riga Frankreich Paris
Der innere Ausbau des deutschen Reichs.
263
gestorben und L eo Xiii. auf ihn gefolgt war, ist durch Nachgeben von beiden Seiten ein Friedenszustand hergestellt worden. Whrend des Kulturkampfes wurde das Reichsgesetz der die Zivilehe erlassen; dadurch ist die Ehe-schlieung und die Beurkundung der Geburten und Sterbeflle von den Geist-lichen auf brgerliche Beamte, die Standesbeamten, bertragen worden.
261. Heer und Flotte, Recht, Volkswirtschaft und Reichs-finanzen. Der strksten Grundlage des neuen Reichs, dem Heere, wurde Reich-wr. von vornherein die grte Sorgsalt gewidmet. Es wurde besonders mit Rcksicht auf die mehrmaligen Verstrkungen der franzsischen Wehrkraft stetig vermehrt; heute betrgt feine Strke im Frieden 500700mann, wozu 25000 Offiziere und fast 85000 Unteroffiziere kommen; im Kriege etwa 4 300 000. Die Armee zerfllt heute in 23 Armeekorps; davon entfallen auf Wrttemberg, Baden und Heffen je eins, auf Sachsen zwei, auf Bayern drei, die brigen auf Preußen und die kleineren Staaten. Die Armeekorps zerfallen in zwei Divisionen, die Divisionen in zwei Jnfanteriebrigaden, eine Kavalleriebrigade, deren jede zwei Regimenter umfat, und eine Feldartillerie-brigade. Die Vorbereitung der Mobilmachung und der Entwurf der Plne fr etwaige knftige Kriege liegt dem Generalftab ob.
Gleichzeitig wurde eine deutsche Flotte geschaffen. Sie besteht aus Reichsflotte gepanzerten Linienschiffen und Kstenpanzerschiffen, groen und kleinen Kreuzern, Kanonenbooten, Avisos, Schulschiffen, Schiffen zu besonderen Zwecken, unter denen sich auch die kaiserliche Jacht Hohenzollern" befindet, und Torpedobooten. Sie untersteht dem kommandierenden Admiral.
Wie das neue deutsche Reich im Unterschiede von dem deutschen Bunde Recht.
eine Wehreinheit ist, so ist es auch eine Rechtseinheit. Ein Straf-gefetzbuch war schon zur Zeit des norddeutschen Bundes geschaffen worden und wurde von diesem bernommen. Es wurde ferner eine einheitliche Ge-richtsverfaffung geschaffen. Die Gerichte zerfallen in Amts-gerichte, Landgerichte und Oberlandesgerichte; die letz-teren umfassen gewhnlich den Umfang einer Provinz. An der Spitze steht das Reichsgericht, das seinen Sitz in Leipzig hat und in mehrere Senate geteilt ist. Leichte Strafflle werden von den Schffengerich-t e n, die aus einem Richter als Vorsitzenden und zwei Laien als Schffen bestehen, schwerere von den Strafkammern, die nur aus Berufs-tichtem zusammengesetzt sind, bestimmte Gruppen von Verbrechen von den Schwurgerichten, die aus je zwlf Laien als Geschworenen bestehen, abgeurteilt. Die deutsche Rechtseinheit ist abgeschlossen worden durch die Einfhrung des brgerlichen Gesetzbuchs, das seit dem Jahre 1900 in Geltung ist.
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Da Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
keiten der Verpflegung in der Stadt immer hher. Am 28. Januar mute
^von*Parts^ kapitulieren; die Forts wurden bergeben und von deutschen Truppen besetzt.
Die Festung Straburg war bereits kurze Zeit nach der Schlacht bei Wrth von den Deutschen eingeschlossen worden. Den Oberbefehl der I die Belagerungstruppen fhrte General von Werder; in der Stadt kommandierte General Uhrich. Erst nachdem die Stadt bombardiert und Einnahme Bresche geschossen worden war, entschlo sich dieser am 28. September zur 28^ Sept.^ ^6pmlation ^ so kam Straburg, nachdem es 189 Jahre lang französisch gewesen war, wieder in deutschen Besitz. I ' f I
inen Monat spter fiel M e tz. Die langwierige Belagerung hatte den deutschen Truppen groe Beschwerden auferlegt; Ausflle muten zurckgewiesen werden; der Vorpostendienst war sehr anstrengend, die Ver-pflegung zeitweise krglich, die Witterung sehr regnerisch, und Ruhr und andere Krankheiten fgten ihnen groen Schaden zu. Endlich entschlo sich Bazaine, da die Nahrungsmittel ausgingen, zur Kapitulation. Sie wurde von"mch om 27. Oktober abgeschlossen. Es war die grte Kapitulation der 27. Oktober. Weltgeschichte: 173 000 Mann und 6000 Offiziere gerieten in Kriegs-gefangenschaft. Den tapferen Belagerern konnte keine Erholungszeit gegnnt werden; man brauchte sie notwendig auf anderen Kriegsschaupltzen. König Wilhelm aber ernannte jetzt den Kronprinzen und den Prinzen Friedrich Karl zu Generalfeldmarschllen und erhob Moltke in den Grafenstand.
Gambetta. 254. Dic Kmpfe mit bctt Provinzialarmeen. Die franzsische Regierung hatte ihren Sitz in Tours genommen. Hier langte G a m -b e t t a, der anfangs in Paris geblieben war, dieses aber im Luftballon ver-lassen hatte, zu Anfang des Oktobers an und bernahm mit der ihm eigenen auerordentlichen Tatkraft die Regierungsgeschfte. Ihm verdankt es Frank-reich, da es wieder eine Armee erhielt. Er leitete die Aushebungen, brachte durch Anleihen im Auslande Geld auf, kaufte ebenfalls im Auslande Klei-dung, Waffen, Geschtze und organisierte so den nationalen Widerstand. Ein groer belstand war es jedoch, da er sich bei seiner gebieterischen Art, ob-wohl er selbst nicht Soldat war, nicht entschlieen konnte, die Generle frei handeln zu lassen, sondern hufig in die Unternehmungen eingriff und diese dadurch schdigte. Es handelte sich bei den Kmpfen der nchsten Monate um einen w e st l i ch e n, einen n r d l i ch e n und einen s d st -lichen Kriegsschauplatz.
S"&en Jfot Oktoberbesetzte der bayrische General vondertanndie Stadt Orleans, mute sie aber, als ein bermchtiges feindliches Heer heran-rckte, wieder rumen. Indessen war Metz gefallen, und Prinz Friedrich
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Moltke Gambetta
254
der Stadt Paris entschieden. Die zahlreichen Durchbruchversuche, welche die Besatzungsarmee unternahm, konnten ihr keine Rettung schaffen: in allen Gefechten und Schlachten blieben die deutschen Waffen siegreich. Endlich, nach 130tgiger Umlageruug, welche zur vlligen Aushungerung der Stadt fhrte, wurde ein Waffenstillstand (28. Januar) unterzeichnet, infolge dessen alle Forts um Paris bergeben wurden und eine aus allgemeiner Volksabstimmung hervor-gehende Nationalversammlung zur Unterhandlung des Friedens sofort zusammenberufen werden sollte.
5. Der Friede. Die Nationalversammlung, welche in Bordeaux zusammentrat, ernannte den alten berhmten Staatsmann T h i e r s zum Haupte der republikanischen Regierung und erteilte ihm den Auf-trag, den sofortigen Abschlu des Friedens zu betreiben. So wurde am26. Februar in Versailles der Friedensvertrag unterzeichnet und wenige Tage darauf, während deutsche Truppen in Paris einrckten (1. Mrz), von der Nationalversammlung mit groer Mehr-
1k71 (546 gegen 107 Stimmen) angenommen. Auf Grund dieses Ver-1. Maitvaq routbe dann der endgltige Friede zu Frankfurt am 10. Mai 1871 abgeschlossen: Frankreich trat an das Deutsche Reich Elsa (auer Belfort) und Deutsch-Lothringen ein-schlielich Metzab (263 ? Meilen mit 1500 000 Bewohnern) und zahlte eine Kriegsentschdigung von fnf Milliarden (5000 Millionen) Franks. So endete der Krieg zehn Monate nach seinem Beginn; der eigentliche Kampf hatte kaum sieben Monate gedauert; doch war er einer der ungeheuersten, die je gefhrt worden, sieg- und ruhmreich fr das deutsche Volk wie kein anderer in der Geschichte: in 200 Tagen hatten die deutschen Heere in 21 groen Schlachten gesiegt, 150 Gefechte bestanden, 400000 Kriegsgefangene nach Deutschland gefhrt.
6. Italien. Der deutsch-franzsische Krieg zog auch den Unter-gang des Kirchenstaats und die vllige Einigung Italiens nach sich. Bis jetzt hatte sich auch nach der Grndung des Knigreichs Italien" von einem franzsischen Heere gesttzt, die Herrschaft des Papstes der den kleinen Rest des Kirchenstaates noch behauptet. Als aber Na-poleon Iii. nach dem Ausbruche seines Krieges gegen Deutschland sein Besatzungsheer aus Rom hinwegzog, drang im September 1870 ein Heer Viktor Emanuels in die Stadt ein, und der Rest des elf-hundertjhrigen Kirchenstaates wurde dem Knigreiche Italien einverleibt, dessen Hauptstadt Rom wurde.
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Extrahierte Personennamen: Viktor_Emanuels Viktor
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Versailles Paris Frankfurt Frankreich Deutsche_Reich_Elsa Belfort Franks Deutschland Italien Italiens Italien Deutschland Rom Italien Rom
134
65. Das neue Deutsche Reich.
5. Die bergabe von Paris und der Friedensschlu.
Nun konnte auch Paris nicht mehr Widerstand leisten. Seit fnf Monaten war es von den Deutschen eingeschlossen. Weder die Entsatzheere noch die Ausflle der Verteidiger hatten die Stadt befreien knnen. Die Nahrungsmittel schwanden immer mehr dahin- man a schon Pferde, Esel, Hunde, Katzen, Hotten und schlachtete die Bren und (Elefanten des Tiergartens. Fluch holz und Kohlen, Gas und Petroleum waren kaum noch zu haben. Und dazu kamen die Schrecken und Zerstrungen der feindlichen Beschieung. So entschlo man sich endlich zur ber-gbe der Stadt. Hm 28. Januar 1871 wurden smtliche Forts den Deutschen bergeben, und die Rrmee der Hauptstadt lieferte ihre Waffen ^ aus. Gleichzeitig trat fr ganz Frankreich ein Waffenstillstand ein, dem schlielich der Friede zu Frankfurt folgte. Frankreich mute das Elsa mit Straburg und Deutsch-Lothringen mit Metz an Deutschland abtreten und 5 Milliarden Franken, d. h. 4000 Millionen Mark, Kriegskosten zahlen. Eine deutsche Heeresabteilung von 30 000 Mann zog am 1. Mrz in Paris ein und verweilte dort zwei Tage. Der Krieg hatte zehn Monate, der eigentliche Kampf nur sieben Monate gedauert- doch war es einer der gewaltigsten Kriege, die je gefhrt worden sind.
65. Das neue Deutsche Reich.
1. Die Einigung Deutschlands. Kuer Elsa und Lothringen brachte der groe Krieg dem deutschen Volke noch einen andern hohen Gewinn: er vollendete Deutschlands (Einigung. Im Kampfe gegen einen mchtigen Feind war der Wert der deutschen Einigkeit und die Zusammengehrigkeit der deutschen Stmme von allen Deutschen erkannt worden. Noch während des Krieges baten die sddeutschen Fürsten, da der Norddeutsche Bund ihre Staaten aufnehmen und sich dadurch zu einem Deutschen Reich erweitern mge.
2. Der deutsche Kaiser. Wie das alte Reich deutscher Nation als Haupt einen Kaiser hatte, so sollte auch in dem neuen Deutschen Reiche ein deutscher Kaiser an der Spitze stehen. Besonders der preuische Kronprinz Friedrich Wilhelm und der Groherzog Friedrich von Baden traten fr die (Erneuerung der Kaiserwrde ein, die seit dem Ende des alten Reiches im Jahre 1806 der sehnschtige Wunsch des deutschen Volkes geblieben war. So richtete König Ludwig Ii. von
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Extrahierte Personennamen: Elsa Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_von_Baden Friedrich Ludwig_Ii Ludwig
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ihm zu, ob er toll sei. Aber der Deutsche lief weiter, seine Feldflasche in der Luft schwenkend. Das war dem französischen Offizier doch Zu seltsam; er ließ das Feuern einstellen und den Mann herankommen. Der keuchte die Worte hervor: „Mein Leutnant liegt im Walde! Schwer verwundet! (Er will Wasser. (Beben Sie mir etwas!" Der Offizier verstand ein wenig deutsch. (Er und seine Leute waren ge* rührt von dem Mute des treuen Gffizierburschen und riefen: „Braver Bursche, braver Bursche, das." Alle boten ihm ihre Flaschen an. (Erft als der deutsche Füsilier dankend im holze verschwunden war, nahm die Batterie ihr Feuer wieder auf.
4. Die Schlacht an der Lisaine. Überall geschlagen, wagten die Franzosen noch einen überkühnen versuch. (Ein großes Heer wandte sich nach Sübroesten, um den Rhein zu überschreiten und in Deutschland, zunächst in Baden, einzudringen. Ihnen konnte nur ein kleines Heer preußischer und badischer Truppen unter Führung des Generals Werder entgegengestellt werden, etwa 40000 Mann-Die Niederlage der Deutschen schien diesmal unvermeidlich; schon glaubten die Franzosen den Sieg in den Händen zu halten. Allein als sie den Gegner an dem zugefromen Flüßchen sisaine unweit Belfort angriffen, da stand die deutsche Heldenschar unerschütterlich und un# durchdringlich gleich einer Mauer. „Nicht durch!" lautete der deutsche Schlachtruf. Drei Tage lang dauerte die Schlacht (15. bis 17. Januar 1871). (Endlich mußte der Feind gänzlich geschlagen zurückweichen. Bald sah er sich durch neue heranrückende Preußenscharen jeden Ausweg auf französischen Boden versperrt; eine Waffenstreckung wie bei Sedan stand bevor. Da trat das französische Heer, 84000 Mann nti* Roß und wagen, auf das schweizerische Gebiet über und legte dort die Waffen nieder. Die letzte französische Armee war zum weiter* Kampfe unfähig gemacht.
87. Der Fall von Paris und der Zriede.
1. Der Fall von Paris. Nun leistete Paris Keinen Wider* stand mehr. Seit fünf Monaten war es eingeschlossen; alle Heere» von denen es Befreiung erwartet hatte, waren vernichtet. Jeder Versuch, durch Ausfälle den Kreis der Belagerer zu durchbrechen, war gescheitert. Immer stärker wurden die Verheerungen, welche die M den Festungswerken oder in der Stadt selbst einschlagenden feindlichen Geschosse anrichteten. (Endlich sah sich die pariser Bevölkerung vo»n Hunger bedroht. Schon aß man in der üppigen Stadt Pferde, Esel,
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