C. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 2. c) Niederlande (Holland). 7o
3. Bodenausbau und Flüsse. Der Name des Landes zeigt an, daß es ein
Tiefland ist. Mehr als ein Viertel der Bodenfläche liegt (bis zu 5 m) tiefer
als der Flutspiegel des Meeres, besonders das Gebiet von der äußersten
Scheldemündung bis zur Südersee. Diese teilt das Land in einen Südwest -
und einen Nordostflügel.
Der Südwestflügel wird gebildet von dem aus Marschboden be-
stehender! Mündungsland der Schelde, der Maas und des Rheins und der
Halbinsel Holland. Der Rhein betritt noch ungeteilt holländischen Boden.
Er verzweigt sich sehr bald in die beiden Hauptarme Waal und.lek, die in die
Nordsee münden, während der Nebenarm Jjssel ftäßelj zur Südersee geht.
Mit der Waal vereinigten sich früher Verzweigungen der Maas, deren Wasser-
menge aber heute infolge der Anlage eines Scheidedammes selbständig der
Nordsee zufließt. Oster- und Westerschelde schließen das vielverzweigte
Delta im 8 ab.
Der Nordostflügel zieht sich bis zum Dollart hin, erreicht eine Durch-
schnittshöhe von 50m und besteht aus Geestland. Sein Hauptfluß ist die
Vechte, die in die Südersee mündet.
In dem schmalen Südzipfel zwischen dem Deutschen Reiche und Belgien
steigt der holländische Anteil der Rheinischen Schieferplatte bei Maastricht
bis über 300 m auf.
4. Die beiden natürlichen Landschaften.
a) Das Marschland.
Die fruchtbaren Marschen bilden den Reichtum des Larrdes. Sie sind
durch den beharrlichen Fleiß der Bewohner dem Meer und den Flüssen ab-
gewonnen ^ und müssen gegen diese durch Deiche geschützt werden.
Zahlreiche Entwässerungsgräben durchziehen das Land kreuz und quer. Ju
ihuen sammelt sich das Grundwasser, das noch durch die reichen Niederschläge vermehrt
wird. Schöpfwerke, die durch Windmühlen und Dampfmaschinen getrieben werden,
heben es in die von Fahrzeugen belebten Kanäle, die es ins Meer hinausschaffen.
Die von fmchtbaren Alluviem bedeckten baumlosen Marschen sind, begünstigt durch
das milde, feuchte Klima, die Gebiete einer musterhaft betriebenen Landwirtschaft.
Die fetten Weidegründe emnhren große Rinderherden, so daß die Niederländer
Mastvieh, Butter und Käse reichlich an die Nachbarländer abgeben. Handelsgewächse,
wie Zichorie, Senf, Tabak, Zuckerrübe, Hanf und Flachs, werden neben Getreide
angepflanzt, und der Gartenbau bringt Gemüse und Blumen massenhaft auf den
Weltmarkt.
So knüpft sich an den Boden ein nicht unbeträchtlicher Handel, der durch
den von den Küstenbewohnern betriebenen Herings- und Kabeljaufang weiter
gefördert wird. Den größten Einfluß aber üben auf den Handel die breiten
und tiefen Wasserstraßen aus, die das Land durchziehen. An ihnen entstanden 1 2
1 Im ganzen sind jetzt 3700 qkm, eine Fläche, die so groß ist wie das Herzogtum Braun-
schweig, dem nassen Element wieder abgewonnen. Im früheren Haarlemer Meer, 180 qkm,
wohnen jetzt 20 000 Menschen.
2 Alluvien sind Verwitterungsprodukte des festen Landes, die durch das Wasser von ihrem
Ursprungsorte fortgeschafft und an andern Orten wieder angesetzt oder abgelagert werden.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Holland Marschboden Rheins Holland Rhein Nordsee Nordsee Dollart Belgien Rheinischen_Schieferplatte Maastricht
78
Ii. Länderkunde von Europa.
7. Übersichtstabelle.
1. Nordholland . .
2. Südholland . .
3. Seeland. . . .
4. Mitte des Landes
5. 80 des Landes
6. No des Landes .
Amsterdam 565, Haarlem 70.
Rotterdam 390, Haag 250, Leiden 60,
Scheveningen.
Vlissingen 21.
Utrecht 115, Arnhem 60.
Maastricht 35.
Groningen 75.
Die auswärtigen Besitzungen der Niederlande sind 60mal so groß und 7 mal
so volkreich wie das Mutterland. In Asien gehört Holland der größte Teil der
Sunda-Jnseln (Java, 30 Mill. E.) und die Molukken, in Australien die Westhälfte
von Neuguinea, in Amerika Niederländisch-Güayana und einige der Kleinen Antillen.
3. Der nördliche Nachbarstaat des Deutschen Reiches.
Das Königreich Dänemark.
Lhue Nebenläuder so groß und etwa so dicht bevölkert wie die Provinz Hannover,
39000 qkm, 2,6 Mill. E.
1. Lage und Größe. Das Königreich Dänemark, unter gleicher Breite
wie Schottlaltd, ist der nördlichste Vorsprung Mitteleuropas und bildet gleich-
sam die Brücke nach Skandinavien. Es ist hauptsächlich ein Inselstaat,
der die Tore zwischen Nordsee und Ostsee beherrscht, und umfaßt
ohne die Nebenländer heute nur noch ein Gebiet, das der Provinz Hannover
an Größe und Einwohnerzahl gleichkomnit.
2. Klima. Ein ausgeprägt mildes Seeklima mit reichlichen Nieder-
schlägen und oft heftigen Stürmen beherrscht das Land. Der Westseite
bringen die häufigen Westwillde mehr Niederschläge als der Ostküste und
den Inseln, die sich vor der Westküste durch lvärmere Somnler auszeichnen.
3. Teile und Bodenbildung. Das Hauptland besteht aus mehreren
wenig umfangreichen Inseln und den: Nordteil der Halbinsel Jütland. Das
Ganze ist durchweg Flachland, die Fortsetzung des Norddeutschen Tieflandes,
das bei der Dünenspitze Skagens Horn sein Ende findet. Die höchste Erhebung
der Halbinsel erreicht 180 m, auf den Inseln gar nur 140 m.
Zahlreich finden sich auch hier die Spuren der Eiszeit. Über dem meist
aus Kreidegesteinen bestehenden Untergründe haben die Gletscher der Eiszeit
und ihre Schmelzwasser Steinblöcke, tonige und sandige Ablagerungen hinter-
lassen. Diese Moränenlandschaft gleicht den deutschen Landschaften an
der Ostsee.
Zu den Nebenländern zählt man die steil aus dein Atlantischen Ozean
aufsteigenden Färöer und das gletscherreiche Island.
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Extrahierte Personennamen: Südholland
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nordholland Seeland Amsterdam Haarlem Rotterdam Scheveningen Utrecht Arnhem Maastricht Groningen Niederlande Asien Holland Australien Neuguinea Amerika_Niederländisch-Güayana Skandinavien Nordsee Ostsee Ostsee Atlantischen_Ozean Island
— 70
Waal fließt als Mervede, dann als Hollandsch Diep westwärts und
mündet als Haringvliet in die See. Auf der Mervede benannten Strecke
nimmt sie die auf dem französischen Mittelgebirge entspringende Maas anf.
Mn & Ww W
Dünen. Marsche,^ Geest. Lehm und Mergel.
13. Die Niederlande und Belgien.
Die gleichfalls aus Frankreich kommende Schelde hat in den Niederlanden
nur ihr Mündungsgebiet, das im Verein mit den Rheinmündungen die Märschen-
reiche Jnselprovinz Seeland bildet. — Das Klima des Landes ist milde und
ziemlich gleichmäßig, da die Nähe des Meeres im Winter die Kälte und im
Sommer die Hitze lindert. Die Niederschläge sind gering, die Lnft daher
meistens sehr fencht.
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Extrahierte Personennamen: Mergel
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Belgien Frankreich Niederlanden Rheinmündungen Seeland
Die Holländer als Kolonialvolk.
177
Flüsse, wie es unterste Maas und unterster Rhein sind, geben ihm weiterhin
einen echt maritimen Charakter. Dieser Flußreichtum und die Nähe der See
bedingen in dem niedrig gelegenen, wenig geneigten Holland jenes Vorkom-
men von mächtigen Grundwasserströmen, jene starken Niederschläge und jene
Bildung dichter und langandauernder Nebel, lassen aber auch anderseits die
Anlage derart zahlreicher Kanäle zu, wie sie die Niederlande als Übergangs-
zone zwischen dem mitteleuropäischen Binnenlande und der Nordsee ganz
besonders kennzeichnen. 5. Die schmale, dem Meere sozusagen angeschmiegte
Form Hollands läßt es .als reines Küstenland erscheinen. Selbst die südlichste
Stadt, Mastricht, ist vom Rand der Zuidersee kaum 150 ton entfernt; an
der schmälsten Stelle Hollands aber ist seine Ostgrenze dem Meere bis auf
45 km nahegerückt. So mangelt ihm also zu seinem eigenen Schaden auch
nur der Ansatz eines binnenländischen Hinterlandes. 6. Endlich haben die
Niederlande keine Spur von deutlich ausgeprägten Naturgrenzen, weder gegen
das Deutsche Reich noch gegen Belgien hin. Als echtes Küstenland gehen sie
unvermerkt einesteils in die germanisch-slavische Tiefebene über, deren Cha-
raktermerkmale sie noch einmal zum vollen Ausdruck bringen, andernteils
nach dem belgischen Flandern, nächst dessen westlicher Grenze jene Ebene erst
ihr Ende erreicht.
Anders in Belgien. Es ist Binnen- und Seestaat zugleich und
die Entfernung von der luxemburgisch-belgischen Grenze bis Ostende spannt
sich volle 270 Inn lang aus. Belgiens Meereskante mißt kaum V20 seiner
Landgrenze und erstreckt sich nur aus 70 km. Sie ist zudem ohne alle Jnsek-
vorlagerungen, buchtenlos und besitzt außer Antwerpen am beginnenden
Scheldetrichter keinen natürlichen Hasen. Auch liegt kein Landstrich Belgiens
unter dem Meeresspiegel. Gleichwie die gesamte N atu raus st at-
tung Hollands aus das Meer, so weist der überwiegende Teil
Belgiens auf das Festland Mitteleuropas, besonders aus
Frankreich und auf Deutschland hin.
Wie nach Küstenlänge und Küstenbeschaffenheit, so steht
Belgien auch hinsichtlich seiner Bodengestalt und Bodenzu-
sammensetzung im Gegensätze zu seinem nördlichen Nachbar-
staate. Wohl kommen auch ihm in seiner größeren Nordwesthälfte Sand-
küsten und dahinter eine mit diluvialem Schutt und wandernden Dünen be-
deckte Niederung zu. Doch tritt der tertiäre Untergrund hier viel häufiger
zutage als in Holland. Weiterhin aber wird Belgien im Südosteu von den
Ardennen und vom Nordrand des Hochvenns durchzogen, die .sich aus "Schich-
ten der Dyas- und Steinkohlenformation, aus devonischen und kristallinischen.
Gesteinen, sowie aus Kreide (besonders bei Mastricht) aufbauen. Ihnen la-
gern am Norduser von Sambre und Maas jene mächtigen Steinkohlenflöze
ein, auf denen gemeinsam mit den Eisenerzlagern der Ardennen die belgische
Industrie größtenteils ruht. Statt der niederländischen Felsarmut begegnen
uns also hier die Säulen des modernen Großgewerbes, wenn auch nur in
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Extrahierte Personennamen: Maas Maas
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Holland Niederlande Nordsee Hollands Hollands Belgien Flandern Belgien Belgiens Belgiens Hollands Belgiens Mitteleuropas Frankreich Deutschland Belgien Holland Belgien Dyas-
213 Das Königreich Belgien. § 227 Heft
Städte, namentlich Brügge die reichen Stapelplätze Marens. Seit dem 15. Jahr-
hundert erlangte das brabantische Antwerpen das Übergewicht, das heute mit
Hamburg um den Ruhm des ersten Hafens auf dem europäischen Festland ringt.
(Durch die niederländische Westerfelde können Schiffe bis zu 10 in Tiefgang bis
Antwerpen kommen; die belgische Küste ist eine verkehrsfeindliche Dünenküste.) -
Für den Landverkehr kommt die zentrale Lage heute dadurch zum Ausdruck, daß
sich in Belgien die beiden großen diagonalen Verkehrslinien Europas schneiden:
Konstantinopel - Wien- Frankfurt - Cöln - Aachen - Brüssel - Ostende- London und
Madrid - Paris - Lüttich - Aachen - Cöln- Berlin usw.
Jusolge seiner zentralen Lage war Belgien (gleich Deutschland und der
Lombardei) eines der Hauptschlachtfelder Europas.
2. Bodenaufbau, Klima und Anbau in ihrem kausalen Zu-
sammenhang.
1. Der geologische Aufbau, a) Die Südostecke gehört dem alten (devo- § 227
nischen) Rnmpsplatean des Rheinischen Schiefergebirges an (Ardennen). Die
Flußtäler sind sehr tief eingesägt und weisen da, wo den Schiefen: Kalkschichten
eingebettet siud, malerisch zerrissene Wände und vielbesuchte große Höhlen
auf. Das Kohlengebirge, das das Rheinische Schiefergebirge umsäumt, folgt
in Belgien als schmales Band dem tief eingeschnittenen Tal der Maas und Sambre
und ist auch hier reich au Eisen und andern Erzen.
b) Das übrige Gebiet ist tertiärer Boden (bis auf einen diluvialen
Küstensaum mit Dünen und etwas Marschland). Es bildet vom Bergland bis
zur Schelde einen lößbedeckten, äußerst fruchtbaren Hügelbodeu, weiterhin ein
ebenfalls fruchtbares Flachland. Im Norden (östl. von Antwerpen, in der nn-
fruchtbaren Campine) findet sich eiszeitlicher Decksand^).
2. Das Klima ist ozeanisch. Die mittlere Jahreswärme beträgt lo1/^0 (Deutschland 9°).
Nach dem höheren Südosten nimmt die Wärme ab, der Regenfall aber zu (bei Ostende 70, in den
Ardennen 100 cm).
3. Der Anbau. Die Ardennen tragen infolge der reichen Niederschläge und des undurch-
lässigen Gesteins vielfach Moore (und Heideflächen), in tiefern Lagen aber herrliche Buchen-
und Eichenwälder. — Das Hügel- und Flachland (namentlich das lößbedeckte Hügelland) bildet
eine zweite Lombardei (üppige, mannigfaltige Kulturen, Baumreihen, zahlreiche Kanäle).
3. Geschichte und Volkstum.
1. Zur Geschichte. Zur Römerzeit war das Land unter dem Namen Gallia belgica eine S 298
römische Provinz. Später vollzog sich von hier aus durch die (salischen) Franken die Gründung
des mächtigen fränkischen Reiches. Bei der Teilung zu Verduu kamen die „Niederlande" (d. i.
Belgien und die Niederlande) an Mittelfranken (Italien), durch den Vertrag von Mersen, 870,
*) Flandern ist die Küstenlandschaft Belgiens. Das mm so stille Brügge, früher
durch einen fetzt versandeten Meeresarm mit der See verbunden, war neben Venedig ein
Mittelpunkt des Welthandels.
2) Belgien wurde von der eiszeitlichen Vergletscherung selbst nicht mehr mit erfaßt (nur die
Niederlande), aber die Decksande wurden doch bis hierher gespült.
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Extrahierte Ortsnamen: Belgien Hamburg Antwerpen Belgien Europas Konstantinopel Aachen Paris Aachen Berlin Belgien Deutschland Europas Rheinische_Schiefergebirge Belgien Antwerpen Deutschland Niederlande Italien Belgiens Belgien
§ A. Südwestdeutsches Becken,
237
Abtragung wurde teils durch die Verwitterung und die an den Gehängen
herabrinnenden Gewässer vollzogen, in älterer Zeit aber wahrscheinlich auch
durch die Brandungswelle. Der Rückzug der alten Meere erfolgte sicherlich
ganz allmählich, so daß jeder Landstreifen des ganzen südwestdeutschen
Beckens einmal geraume Zeit als Küste der Zerstörung dnrch die Bran-
dungswelle ausgesetzt war. Wo Schwarzwald und Wasgau in höchster
Höhe verblieben, also im S., ist gar nichts mehr von diesen Schichtendecken
übrig, im niedrigeren N. beider Gebirge wie an ihrem sanfteren, äußeren
Gehänge nur noch der Buntsandstein, in weiterer Entfernung auch der
Muschelkalk, der Keuper, gegen die Donau hin wie an Mosel und Maas
zuletzt selbst der Jura. Für den Anbau wertvoll ist das Vorkommen von
Löß (S. 107) in den Hügeln am Rande der Oberrheinischen Ebene.
Weil diese Gegenden mit ihrer Rheinebene und den nach ihr hin- Iv.
ziehenden Flußtälern der niedrigste Teil unseres Sw. find, vereinigen sie
heiße Sommer mit milden Wintern, die selbst im Januar ohne dauernden
Frost bleiben, außer in den höher gelegenen Gegenden. Deshalb blüht
hier der umfassendste Wein-, Obst- und Tabakbau in Mitteleuropa;
nirgends in Deutschland treffen Schwalben, Stare, Störche so früh im
Jahr ein wie in der Ebene am mittleren Rhein.
Die Römer hatten einst fast den ganzen Raum mit Ausnahme des v. Be-
Maingebiets inne; ihre eigentliche Herrschaft reichte jedoch nicht über das ^ung*
r. Rheinufer; daher finden sich nur im W. alte Römerstädte, liegen die
größeren Rheinstädte fast sämtlich- am linken Flußufer. Der Winkel
zwischen Donau und Rhein war bloß zum Schutz der römischen Rhein-
grenze als „Zehntland" römischen Untertanen überwiesen. Vom Schutz-
wall dieses Zehnllandes, dem limes, sind noch einige Reste übrig unter
dem Namen „Pfahlgraben", so von den Deutschen nach der Palisaden-
Hecke benannt, die zum Schutz der Verteidiger auf dem „Graben" (alte
Bezeichnung für Wall) erichtet war; er zog sich zwischen der Sw.-Ecke
des Main-W bis zur Donau oberhalb der Mündung der Altmühl. Seit
dem Untergange der Römerherrschaft haben Franken, Pfälzer und Schwaben
das Land inne.
Die Bodenfruchtbarkeit hat hier besonders in der Oberrheinischen vi,
Tiefebene die Volksverdichtung von jeher höher gesteigert als irgendwo
sonst in Süddeutschland. Nicht allein zur Römerzeit blühten dort schon schaft.
viele der Städte, die noch jetzt bestehen, sondern auch nach der Verheerung
durch die Völkerwanderung erstanden manche von ihnen, wie Worms und
Speyer, trotz aller Zerstörung bereits zu neuer Blüte, als im übrigen
Deutschland die Städte meist noch dörflich klein waren. Im 19. Jahr-
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Extrahierte Personennamen: Maas
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwald Donau Oberrheinischen_Ebene Mitteleuropa Deutschland Rhein Maingebiets Rheinstädte Donau Rhein Rhein- Main-W Donau Schwaben Oberrheinischen Worms Speyer Deutschland
Das Königreich Belgien.
zwischen Holland, Deutschland, Frankreich und England Belgien zu einem
wichtigen Durchgangslande. Dem Boden nach erscheint Belgien als eine
schiefe Ebene. Im Südosten hat es mit den Ardennen Anteil am Rhei-
nischen Schiefergebirge; die Ardennen erheben sich durchschnittlich über
400 m, bestehen vorzugsweise aus Schiefer und haben die Gestalt einer
Hochfläche, in die sich die Flüsse tief eingewaschen haben. Sie sind reich
an Ton und Porzellanerde. An der nördlichen Abdachung in der Quer-
furche der Sambre und Maas zieht sich ein großes Steinkohlen- und
Eisenlager von der französischen Grenze über Charleroi bis nach Verviers
hin. Nördlich von dieser Stadt kommen auch Blei-, Zink- und Kupfererze
vor. Nach Nordwesten geht das Gebirge in ein Hügelland über, das sich
aus Sauden und Tonen zusammensetzt, die fruchtbaren Lehmboden geben,
der, wo er mit Kalk untermischt (Lößmergel), sogar sehr fruchtbar ist.
Das Hügelland senkt sich zu einem niedrigen Flachlande, welches das
nördliche und westliche Viertel einnimmt. Es wird durch Dünen gegen
das Meer geschützt. Die Ebene besteht größtenteils, besonders westlich
von der Schelde, aus fruchtbarem Marschboden. Der östliche Teil an der
niederländischen Grenze ist Sand- und Lehmboden. Das Hügel- und
Flachland sind Teile der norddeutschen Tiefebene. So besitzt der Boden
teils durch seine unterirdischen Schätze, teils durch seine fruchtbare Kruste
an der Oberfläche eine „eigene, hohe Erzeugungskraft".
Der Hauptfluß ist die Maas, die vom Hochlande von Langres
kommt, zuerst Frankreichs Nordosten und dann den Südosten Belgiens
durchfließt. Außer verschiedenen wasserreichen Nebenflüssen der rechten
Seite nimmt sie links die Sambre auf. Der bedeutendste Fluß des
Hügel- und Flachlandes ist die Schelde, die den Westen Belgiens in
nordöstlicher Richtung durchfließt und auf niederländischem Gebiete ins
Meer mündet. Auch sie empfängt eine Anzahl zwar kleiner, aber Wasser-
reicher Flüsse. So ist Belgien gut bewässert. Infolge seiner Lage in
der gemäßigten Zone, der geringen Höhe und der Nähe des Meeres besitzt
das Land warme Sommer und milde Winter, viel Feuchtigkeit wie im
westlichen Deutschland, die nach den Höhen zunimmt. So ist das Klima
mild. Demnach ist Belgien seiner Natur nach ein kleines
Schollenland mit erzeugungskräftigem Boden, guter Bewäffe-
ruug und mildem Klima.
2. Die Bevölkerung. ^Die Bevölkerung gehört zu den Germanen;
besonders drangen die Franken hierher. Durch den Vertrag zu Verduu
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Extrahierte Personennamen: Maas Maas
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Holland Deutschland Frankreich England_Belgien Rhei- Charleroi Frankreichs Belgiens Hügel- Westen_Belgiens Belgien Deutschland
— 126 -
wichtig sind die übrigen Naturschätze, wie Schiefer, Basalt, Metalle, Thon, mine-
ralische Quellen, heiße Quelleu, Wein und große Waldbestände.
Wenn auch schon die Kelten in diesen Gebieten Kultursitze gegründet hatten,
so kann doch erst die Römerzeit als erste Kulturperiode gelten, in der auf Grund-
läge der natürlichen Verhältnisse Kultursitze und Kulturstraßen geschaffen wurden.
Der römische Grenzwall (s. S. 118) war die Scheide zwischen römischer und
Aaiser Wilhelmsbrücke über das Wupxerthal bei Münzsten.
germanischer Kultur. Westlich von demselben entstanden die römischen Kastelle,
von denen diejenigen, welche eine bevorzugte Lage hatten, sich als Städte
entwickelten; so entstanden Bingen, Koblenz, Andernach, Bonn, Düren, Aachen,
Trier u. a.; schöne Landstraßen verbanden dieselben. (Weiteres über die römische
Kultur s. S. 60!)
Nach der Völkerwanderung schwand der römische Einsluß; aber der Segen
der Römerzeit hat besonders in der Bebauung des Landes seine Nachwirkungen
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— 87 —
Schiefergebirges in nordwestlicher Richtung. Bei dem heutigen Bonn bildete es
einen Wasserfall. Durch die herabstürzenden Wassermassen wurde das lockere
Schiefergestein an der Aufschlagstelle ausgewaschen. Es entstand dort eine Ber-
tiefung, das Wasser kam in drehende Bewegung, der Felsen unter dem abfallenden
Wasser wurde unterwaschen, bis er schließlich abbrach. So war der Wasserfall
ein Stück zurückgeschritteu. Der Vorgang wiederholte sich unzählige Male.
Schließlich erreichte der Wassersall das Binnenmeer; er hatte das Gebirge durch-
sägt und so eine Abflußrinne für das Wasser des Binnenmeeres geschaffen,
welches nunmehr verschwand. Der letzte Schnitt bei dem Durchsägen des Ge-
birges konnte nicht mehr mit der früheren Kraft ausgeführt werden, weil hier
(bei dem jetzigen Bingen) die Kraft herabstürzender Wassermassen fehlte, da die
Wafferrinne schon tiefer lag und das Binnenmeer zum größten Teil schon ab-
gelausen war. Diese letzten Felsen sind erst in unserer Zeit durch Menschen-
knnst entfernt, da sie eine Gefahr für die Schiffahrt waren. Die Oberrheinische
Tiefebene ist also der ans obige Weise freigelegte Boden eines früheren Binnen-
meeres.
Natur charakter: Die Oberrheinische Tiefebene zeichnet sich durch einen
fruchtbaren Boden und eine gegen die scharfen Oft- und feuchten Westwinde ge-
schützte Lage aus. Die warmen Winde von Süden her haben freien Zutritt,
während den kalten Nordwinden der Weg durch vorgelagerte Gebirge verlegt ist.
So ist dieses Gebiet ein ausgezeichnetes Getreide-, Obst- und Weinland geworden,
in dem auch Gartenfrüchte, Hanf, Hopfen und Tabak mit großem Erfolg ange-
baut werden. Allerdings ist die Oberrheinische Tiefebene bis auf die entdeckten
Petroleumquellen im nördlichen Elsaß und in der südlichen Pfalz (im Bien-Walde)
arm an mineralischen Erzeugnissen. Trotzdem gehört sie zu den gesegnetsten Land-
schasten Deutschlands und ist durch die günstigen Verkehrsstraßen zu Wasser und
zu Lande zugleich ein wichtiges Industriegebiet geworden.
Gliederung: Die eigentliche Oberrheinische Tiefebene von Basel bis Mainz
und Frankfurt ist nach ihrer Höhenlage in zwei Hanptteile zu gliedern. Die
südliche Hälfte von Basel bis Straßburg fällt von 250 bis 140 in Meeres-
höhe, hat also ein Gefälle von 110 m; die nördliche Hälfte von Straßburg bis
Mainz hat eine Höhenlage von 140 bis 80 in, demnach ein Gefälle von 60 m.
Im Norden schließen sich der Rheingau und die Wetteran als die Buchten
des früheren Binnenmeeres an.
a. Die südliche Hälfte der Oberrheinischen Tiefebene. Bei der
Schweizer Stadt Basel tritt der Rhein in die Oberrheinische Tiefebene. Bis
etwa zur Jll-Müudung hat er stärkeres Gefälle und zeigt vielfache Teilungen
und Jnselbilduug. Grobe Gerolle erschwerten das tiefere Einschneiden des Flusses
und führten eine Zerfaserung der Wasserader herbei, so daß oft Veränderungen
im Wasserlauf eintraten. So lag einst Alt-Breisach am linken Ufer; heute finden
wir es am rechten; vor völligem Untergange, der vielen Ortschaften beschieden
war, wurde es beschützt durch den kleinen Basaltfelsen, auf dem es erbaut war.
Viele bedrohte Ortschaften mußten verlegt und an höher gelegenen Stellen wieder
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
C. Das Nordwesteuropäische Schollenland.
59
Tabelle.
1. Nordholland . . .
2. Südholland . . .
3. Seeland......
4. Mitte des Landes
5. 6d. des Landes.
6. No. des Landes .
§ 106.
Amsterdam 550, Haarlem 70.
Rotterdam 360, Haag 230, Leiden 55.
Vlissingen 19.
Utrecht 110, Arnhem 60, Nijmegen 48.
Maastricht 35.
Groningen 70.
Auswärtige Besitzungen zwischen Südostasien und Australien, in Süd-
und Mittelamerika, 60mal so groß und siebenmal so volkreich wie das Mutterland.
§ 107.
Naederholungsfragen. § 108.
1. Grenzländer der Niederlande?
2. Bodenarten?
3. Schiffbare Wasserstraßen?
4. Erwerbstätigkeit?
5. Bevölkerung? Ihre Abstammung, Charakter, kirchliche Zugehörigkeit?
6. Die wichtigsten Handelsplätze?
7. Die bedeutendsten internationalen Verkehrsstraßen?
8. Wo liegen die wertvollsten auswärtigen Besitzungen?
3. Königreich Dänemark. § 109.
Ohne Nebenländer so groß und so dicht bevölkert wie die Provinz Hannover.
Dänemark ist hauptsächlich ein Insel st aat, der die Tore
zwischen Nord- und Ostsee beherrscht. Er besteht aus mehreren, wenig
umfangreichen Inseln und der Halbinsel Jütland. Das Ganze ist
durchweg Flachland, die Fortsetzung des Norddeutschen Tieflandes, das
bei der Dünenspitze Skagens Horn sein Ende findet. Die höchste Erhebung
der Halbinsel erreicht nur 180 m, auf den Inseln nur 140 m.
Über deu meist aus Kreidegesteinen bestehenden Untergrund haben die Gletscher
der Eiszeit wie in den deutschen Küsteulandschasten an der Ostsee tonige und
sandige Ablagerungen, auch Steinblöcke, aufgeschüttet.
Die sandige und flache „eiserne" Westküste der Halbinsel ist hafenlos
und gefährlich für die Schiffahrt. Sie ist durch den fast unzerrisfenen
Dünenwall im W. gegen die Wogen geschützt. Hinter diesem liegen einige
schmale Marschen, die ostwärts von öden Heideflächen abgelöst werden.
An der Kattegatt^-Seite entlang zieht sich, nach dem Innern zu meist
kahl und sandig, der letzte Teil der Baltischen Seenplatte. Wo hier eine
Förde einschneidet, ist ein Hafen.
Die dänischen Häfen find der Nordsee abgekehrt und dem Aus-
gang der Ostsee, dem durch Untiesen gefährlichen und im Wiuter oft vereisenden
5tattegatt, zugewandt. Die meisten dänischen Häsen haben eine geringe Fluthöhe
und sind darum vorwiegend von Fischdampfern und Seglern belebt. Dänemark
ist weit mehr ein Bauernstaat als ein Seestaat.
1 D. i. Bootsgasse.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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