— 110 —
Kalixtiner (Professoren und Adel) und die Volkspartei (Taboriten), diese unter dem blinden Ziska von Trocznow und Prokop dem Großen. Später kamen die Radikalen (Orphaniten) unter Prokop dem Kleinen als dritte Partei hinzu. Auch traten noch radikalere Sekten auf, welche Gütergemeinschaft und Ähnliches verlangten.
Anfangs traten die Hussiten gegen Sigismunds Heere nur in der Verteidigung aus. später gingen sie auch über die Laudesgrenzen und verwüsteten die Nachbargebiete, besonders Sachsen, Franken und Baiern; einmal drangen sie sogar bis Danzig vor. Sie blieben siegreich als „Gottes-Streiter gegen die feinde des Gottesreiches", bis der Parteihader sie immer mehr schwächte.
Höchst traurig zeigte sich der Zustand des Reiches. Das kaiserliche Ansehen war ganz geschwunden, Gerichts- und Kriegswesen gleich sehr im tiefsten Verfall. Fast überall herrschten Rechtlosigkeit und Gewaltthätigkeit. Da berief Martin V., wie er versprochen hatte, das Baseler Konzil, um den Frieden in der Christenheit wieder herzustellen, sie zum Kampfe gegen Ketzer und Ungläubige zu einigen und die Reform der Kirche wieder aufzunehmen. Das Konzil tagte bis 1449, zum Teil in Italien. Anfangs zeigte sich dav Bestreben, die Gewalt der Päpste und besonders ihre Einkünfte zu beschränken. Aber die Päpste wurden von den Kaisern unterstützt und wußten die Reform zu hindern. Ebensowenig kam ein gemeinsames Vorgehen gegen die Türken zustande, welche seit dem Ende des vierzehnten Jahr-hunderts das Abendland bedrohten. Schon 1396 hatte Sigismund gegen die Türken die Schlacht bei Nikopoli an der Donau verloren.
Mit den Hussiten kam es zu einem Vergleiche, den Baseler Konchaktaten 1434. Der Gebrauch des Kelches wurde ihnen beim Abendmahl (Utraquisten) gestattet; auch wurde ihnen eine sehr unabhängige Stellung unter einem nationalen Kirchenhaupte eingeräumt. Zwar war die radikale Partei mit den Zugeständnissen nicht zufrieden, aber das Ruhebedürfnis verschaffte den Gemäßigten das Übergewicht. Bei Böhmisch Brod wurden 1434 die Tabo-riten geschlagen und so die Ruhe im Lande, welches nun Sigismund als König anerkannte, wiederhergestellt. Böhmens Blüte war freilich durch diese Kriege erheblich geschädigt worden. Auch die Nachbarlaude hatten sehr stark gelitten.
Die Versuche zur Umbildung der Kirche waren ergebnislos verlausen, weil die Päpste aus keine Reform eingehen wollten. Ja Pius Ii. richtete sein Bestreben sogar aus möglichste Wiederherstellung der alten Zustände. Aber die Zeiten Bonisaz Viii. waren dahin, eine Herrschaft des Papstes im alten Sinne war unmöglich geworden.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
132 Die deutsche Kaiserzeit.
walten der (Erbe, der nun schon Iahrhunberte bauerte, biesmal noch furchtbarer und riesenhafter als je zuvor.
Kampfes Die Kriegsmacht des Papstes brauchte Sriebrich wenig zu frchten. Hber jener kmpfte mit ganz anberen Waffen als mit dem Schwerte, benn er hatte ja eine ungeheure Gewalt der bic Seelen. Zwar Bann und Interbikt, Lsung von dem Untertaneneibe wirkten nicht mehr so / wie einst unter Heinrich Iv. Das waren abgestumpfte Waffen. So griff man benn zu anberen Mitteln. Man behauptete, der Kaiser habe die schlimmsten Heben gegen Christus und die heiligen gefhrt. (Er wrbe If' als der leibhaftige Antichrist hingestellt, der die gesamte Christenheit vernichten wolle. Biebrich erwiberte bamit, ba er dem Papste und der ganzen Kirche (Entartung und ppigkeit, Rbfcehr von der ursprnglichen (Einfachheit des christlichen Lebens vorwarf. Doch war er bereit, seine Sache vor einem allgemeinen Konzil entfcheiben zu lassen. Gregor berief benn auch eine Kirchenversammlung nach Rom, aber diese sollte ganz unter seinem Einflsse stehen und nur dazu bienen, die Sache des Kaisers zu verbammen.
Sba! Kuf genuesischen Schiffen wollten sich viele Prlaten (b. h. hohe Gregors ix e^*)c> Kardinle, Bischfe usw.) nach Rom begeben. Aber $riebrichs 1241 Lieblingssohn (Enzio ( beutsch Heinz) schlug mit pisanischen und sizilischen Schiffen die genuesische Flotte bei (Elba und nahm der hunbert hohe geistliche Wrdentrger gefangen. Gregors Absicht war burchkreuzt (Mai 1241). Friedrich Ii. stanb kurz vor der vollstnbigen Unterwerfung des Papstes, wie einst Heinrich Iv. im Jahre 1084 und Sriebrich I. 1167, als Gregor starb (August 1241).
110. Der Utongoiertemfall. 3m selben Jahre wrbe Deutsch-lanb, das bis bahin von dem groen Kampfe wenig berhrt worden war, von einer entsetzlichen Gefahr bedroht. Idieber wie einst kurz vor der Vlkerwanderung und dann im 9. Jahrhundert war eine gewaltige Vlkerflut von Osten her in (Europa eingebrochen. Rus dem uersten Ostasien, der ll)ste Gobi, kamen zu Rnfang des 13. Jahrhunberts ungeheure Mongolenschwrme unter ihrem Grotzsultan, dem Dschingisman Temud-css rij^in.- 3n wilben Zgen hatten sie westwrts ziehenb alle Lnber unterworfen und verwstet, von Rulanb brangen sie durch Ungarn in Schlesien ein. Der Kaiser im Kampfe mit dem Papste konnte sich nicht wie ehemals Otto I. an der Spitze eines Reichsheeres ihnen entgegen-werfen; nur in dem nchstbetroffenen Lanbe, in Schlesien, sammelte sich ein kleines Ritterheer. Bei Liegnitz trat es 1241 unter dem Herzoge Heinrich von Schlesien den Barbarenhorben entgegen und wrbe von ihnen nach tapferer Gegenwehr vollstndig vernichtet. Der Herzog selbst fiel. Deutschland) lag wehrlos ba. Rber pltzlich zogen die Heiben ab, durch Thronwirren nach dem Tode eines ihrer Fürsten veranlat. Das Rbenb-lanb war aus dieser Gefahr gerettet.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Christus Gregor Gregors Enzio Heinz) Gregors Gregors Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor Gregor August Otto_I. Heinrich_von_Schlesien Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Biebrich Rom Rom Elba Europa Ostasien Ungarn Schlesien Schlesien Liegnitz Deutschland
459
Ehe die in Schwaben anzuwerbenden Landsknech,
re, die Niederländer und die päpstlichen Truppen
ankommen konnten, mußte er von den Feinden
längst erdrückt seyn, wenn sie auch ohne alle
Waffen gekommen wären.
Das Bündniß mit dem Papste war auf dis
Bedingung geschlossen worden, daß dieser zur
Unterdrückung der evangelischen Lehre
200,000 Kronen und eine Macht von 12,000 Fuß,
soldaten und 500 Rettern nebst den Kosten zu th,
rer Unterhaltung auf ein halbes Jahr hexgeben,
und dem Kaiser den halben Ertrag aller spanl,
schen Kirchengüter für das laufende Jahr bewtl,
ligen sollte. Da aber der Kaiser ganz andre
Absichten bet diesem Kriege hatte, als die Her,
stellung der katholischen Religion, ja da ihm selbst
daran gelegen war, daß die Evangelischen nicht
glauben sollten, er führe einen Religtonskrieg mit
ihnen, so mußte er sich nothwendig gegen den
Papst verstellen, der ihm wahrlich nicht zur Un,
terjochung der deutschen Freiheit einen so wichti,
§rn Beistand geleistet haben würde. Zugleich
aber suchte er vor dem Publikum die Verabred
dünge» mit dem Papste sorgfältig geheim zu hal<
ten. Aber der Papst, der feine Absicht merkte,,
spielte ihm hier einen garstigen Oueerstrelch. Alr
nämlich Karl die oberdeutschen Städte aufforder,
te, sich ja nicht mit den Ausrührern in Sachsen
und Hessen zu vereinigen, und ja nicht zu glau,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
_ 1284 bekriegt
Heinrich Iv- den
Herzog Przimis-
laus von Groß-
polen,fordert von
Bischof Tho-
mas 11- einen
Beitrag zu den
Aricgskosten,
und wird -1285
vom Erzbischof
von Gnefen in
den Bann ge-
than.
Bischof Thomas
versöhnt sich mit
Herzog Hein-
rich Iv- 1287.
Heinrich iv.
siirbt 1290.
I
18
Diese ließ er sogleich greifen und in Breslau gefangen
setzen. Man nahm sich zwar von mehreren Seiten ihrer
an, aber vergeblich, und sie mußten sich zuletzt ihre Frei-
heit theils durch Abtretung von ihrem Gebiete, theils durch
Verträge erkaufen. 1284 bekriegte Heinrich Iv. den Her-
zog Przimislaus von Großpolen und forderte vom Bi-
schof Thomaö Zz. von Breslau einen Geldbeitrag zu
den Kriegskosten, welchen dieser verweigerte und worauf
Heinrich die Städte und Dörfer des Bisthums besetzte
und die Einkünfte einziehen ließ. Dies hatte zur Folge/
daß 1285 der Erzbischof von Gnefen über Heinrich Iyv
den Bann aussprach. Als deshalb die Geistlichkeit den
Gottesdienst unterbrach, wurde sic von Heinrich vertrie-
den. Der Bischof von Breslau hatte sich nach Ratibor
in den Schutz des Herzogs Wladislaus begeben. Von
diesem verlangte Heinrich, daß er den Bischof vertreiben
solle, und als jener es verweigerte, rückte Heinrich mit
einem ansehnlichen Heere vor die Stadt. Die Bürger
der Belagerung bald müde, beschwerten sich laut, daß sie
für ein fremdes Interesse so viel leiden müßten, und der
Bischof gerieth darüber in solche Verlegenheit, daß er
beschloß, den Zorn Heinrichs Iv. durch die tiefste Demü-
thigung zu entwaffnen und sich ihm freiwillig zu ergeben.
Im bischöflichen Ornate und von seinen Domherren be-
gleitet, ging er ins Lager, und als Heinrich seine Ankunft
gewahrte, eilte er im Augenblick aus deni Zelte dem Bi-
schof entgegen und warf sich mit den Worten vor ihm
nieder: Vater, ich habe gesündiget im Himmel und vor
dir! Thomas hob ihn auf, beide versöhnten sich mit ein-
ander. Heinrich gab dem Bischof und der Geistlichkeit
alles, was er ihnen aßgenommen hatte, wieder zurück
und vermehrte noch überdies die Freiheiten der Breslaui-
schen Kirchen. Der Bann wurde aufgehoben und Hein-
rich war seit dieser Zeit ganz umgeschaffen; er zeigte sich
gegen die Geistlichkeit sehr freigebig, die ihm dafür den
Namen Prolins d. h. der Redliche ertheilte. Ein Beweis
dieser Sinnesänderung des Herzogs ist noch jetzt in der
auf dem Breslauer Dome stehenden Kreuzkirche vorhan-
den, die kurze Zeit nach dieser, ins Jahr 1287 fallenden,
Begebenheit gestiftet wurde. Breslau erhielt durch Hein-
rich Iv. mehrere große Vortheile und Gerechtsame. Kurz
vor -seinem Tode ward er noch in Krakau zum Oberherrn
von Polen anerkannt 1289 und starb 1290.
Er hatte keine Söhne und es war ungewiß, wer ihm
in der Regierung über das Breslauischc folgen sollte. Die
zwei nächsten Anverwandten des verstorbenen Herzogs
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv- Heinrich Thomas Heinrich_iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_Iyv Heinrich Heinrich_vertrie- Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Thomas Heinrich Heinrich
116 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
sehr unwahrscheinlich, daß Wallensteins Plan mit einem Schlage gelinge,
und sodann war Ferdinand zu einem solchen Werke zu gewissenhaft.
Nun bestürmten alle Fürsten, protestantische wie katholische, den Kaiser
1630 auf dem Reichstage von Negensburg mit Klagen über Wallen-
steins Uebermuth gegen Fürsten und Herren, und die fürchterlichen Er-
pressungen und Verwüstungen, die er mit seinem Heere überall verübe.
Alles verlangte Wallensteins Absetzung; Ferdinand blieb die Wahl zwi-
schen zweien: einen Krieg mit den katholischen und protestantischen Für-
sten Deutschlands, Mar von Bayern und Tilly an der Spitze einerseits,
und Frankreich andererseits, mit welchem das Haupt der Liga immer in
Verbindung war, oder die Abdankung Wallensteins, d. h. die kaiserliche
Entwaffnung. Er wählte das letztere; Wallenstein erhielt nicht einmal
das erbetene Kommando an der Ostsee, um die deutschen Küsten zu ver-
theidigen. Er nahm seine Absetzung gelassen an und ging auf seine
Güter nach Böhmen zurück, wo er mit fürstlichem Aufwande lebte und
seine Zeit abwartete. Auch in Italien mußte der Kaiser der französi-
schen Politik weichen. Das erledigte Mantua sprach der halb fran-
zösische Prinz von Gonzaga-Nevers und der Kaiser an; Wallenstein
mußte vor seiner Absetzung 20,000 Mann abschicken, um dem durch die
Franzosen bedrängten Spinola Luft zu machen. Wallensseins Schaaren
erstürmten unter Aldringer Mantua und plünderten es; aber da
Frankreich, Venedig und der Papst Urban Viii. gegen den Kaiser
waren, und dieser den Kurfürsten von Bayern insgeheim mit jenen
Gegnern verbündet wußte, so ließ er die Franzosen in Italien gewähren.
Auf diese Weise kam das Reichslehen Mantua an einen Klienten Frank-
reichs, dem Savoyen die wichtigsten Alpenpässe abtreten mußte, wäh-
rend die deutschen Fürsten über „den Friedländer", so nannten sie
Wallenstein, triumphierten, dessen abgedankte Soldaten schaarenweise dem
Heere Gustav Adolfs zuliefen.
Gustav Adolf landrt (am Johannistag 1630).
Denn Wallenstein war kaum abgesetzt, als der Schwedenkönig mit
18,000 Mann landete. Niemand ahnte in diesem den außerordentlichen
Mann, daher sich alle Berechnungen der französischen, italienischen und
deutschen Politiker in ihm irrten. Von Person war Gustav Adolf
groß, wohlbeleibt, starken Armes; sein Gesicht war edel geformt, voll,
seine Augen blau, groß und hervortretend, Haupthaar und Bart hell-
blond. Er wußte mit jedermann freundlich umzugehen, war mäßig und
den Ausschweifungen fremd und glich hierin dem Kaiser; seinem Glauben
war er so ergeben als Ferdinand Ii. dem katholischen, was ihn aber nicht
hinderte hwie vor und nach ihm so manchen Staatsmann und Fürsten)
denselben zu einem Hauptwerkzeuge seiner Politik zu machen. In Schwe-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Ferdinand Tilly Wallensseins Urban Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand_Ii Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Negensburg Deutschlands Frankreich Ostsee Italien Mantua Mantua Frankreich Venedig Bayern Italien Mantua
84 Ii. Aeitr. Daö Mttelalker. Von 768 bis 1517.
hatte, und die erste Handlung des neuen Bundes war die, daß
Alle sich vereinigten, Mailand aus seinen Trümmern wieder auf-
zurichten.
Und schneller fast, als sie niedergerissen warm, standen die
starken Mauern wieder da; denn ehe man noch daran ging, die
Häuser wieder einzurichten, arbeiteten Männer und Frauen, und
Greise und Kinder, an der Erbauung der Stadtmauern. Auch im
Innern ging die Arbeit schnell; denn es standen von der Zerstörung
her noch die meisten Häuser, und die Kirchen waren fast alle unver-
sehrt geblieben. So war das große Mailand, wie durch ein Wun-
der, wieder aufgestanden; und dieß Alles geschah, als der Kaiser
mit seinem Heere vor Rom stand, um den Papst Alexander zu
demüthigen. Hier gelang es ihm zwar, den größten Theil der
Stadt mit Gewalt der Waffen einzunehmen, den Papst Alexander
zur Flucht zu nöthigen, und sich von seinem Papste Paschalis in
der Peterskirche feierlich krönen zu lassen; allein gleich darauf brach
plötzlich eine furchtbare Seuche in seinem Heere aus, als an einem
sehr heißen Sommertage auf einen starken Regen die brennendste
Sonnenhitze folgte; die Krankheit raffte, viele Tausende in wenigen
Tagen fort und schonte der Vornehmen so wenig, als der Geringen.
Die Menschen starben so schnell, daß oft, wer am Morgen noch
gesund gewesen war, am Mittage plötzlich auf der Straße todt nie-
dersiel. Acht Bischöfe und einige Tausende edler Grafen und Her-
zoge kamen um, und Friedrichs Heer wurde so geschwächt, daß er an
keine Bestrafung der Lombarden denken, sondern verkleidet, gleich
einem Flüchtlinge über die Alpen nach Deutschland zurückeilen mußte.
Die Lombarden dagegen erhoben kühn ihr Haupt und erbauten eine
starke Festung in Oberitalien, die sie, dem Kaiser zum Trotz, nach
ihrem Papste^Alexandria nannten. Sie war sehr fest und hatte
eine Besatzung von 15,000 Kriegsmännern.
Unterdeß hatte der Kaiser auch wieder eine ansehnliche Macht
in Deuschland gesammelt und zog 1174 nach Italien. Er belagerte
zuerst die feste Stadt Alexandria sieben Monate lang; er konnte sie
aber nicht gewinnen, sondern verlor dabei einen großen Theil seines
Heeres durch Krankheiten und mußte sich zurückziehen. Um den
Krieg mit verstärkter Macht 'fortzusetzen, bedurfte er der eifrigen
Hülfe der deutschen Fürsten; diese waren aber des ewigen Krieges
in Italien müde, und der mächtigste unter ihnen, Heinrich der Löwe,
verweigerte geradezu seinen Beistand, als er mit dem Kaiser zu Chia-
venna eine Unterredung hatte. Der Kaiser, der wohl wußte, wie viel
auf die Hülfe des mächtigen Herzogs von Sachsen und Baiern an-
kam, bat ihn auf das dringendste zu bleiben, ja er erniedrigte sich
so sehr, daß er sich vor ihm auf die Kniee warf; der stolze Herzog
aber blieb unerbittlich und zog wieder zurück. Von diesem Augen-
blicke an war die Freundschaft zwischen Kaiser Friedrich und dem
Herzog Heinrich dem Löwen in Feindschaft verwandelt.
Im Jahre 1176 kam es bei Lignano zu einer entscheidenden
Schlacht mit dem viel stärkeren Heere der lombardischen Städte.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Paschalis Friedrichs Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich_dem_Löwen Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Mailand Rom Friedrichs Deutschland Oberitalien Deuschland Italien Alexandria Italien Sachsen Baiern
zz6 Von Franckreich.
nt/und die nächsten Anverwandten des Königs
Printzen von Geblüt heissen : unter welche»
der älteste Bruder oder nächste Vetter des Kö-
nigs insgemein Hertzog von Orleans genennet
wird.
§. 26. Das geistliche Regiment wird von
den Ertz - Bischöfen und Bischöfen geführt
doch also, daß dieselben ohne Vorwdn und
Genchmhaltung des Königs nichts wichtiges
vornehmen dürfen : gleichwie auch der König die
geistlichen Aemter undbenesicia in seinem Kö-
nigreich seibsten vergibt.
Man zehlet infranckreich is. Ertz - Bischöfe und
mehr als 100. Bischöfe. Die Ertz-Bistümer sind
Aix, Alby, Arles, Avignon, Aux Belan^on*
Bourdeaux, ßourges,£mbrun, Lyon,Isjarbonne,
Paris, Reims,Eouenjsans, Thouioufe, Tours und
Vienne.
§. 27. Die Einkünften des Königreichs be-
stehen auf gewissen Reuthen und Gefasten, wel-
che von allerlei) Steuren/ Zöllen und Verpach-
tungen ( diese letztere Heisjet man sonst Fermes
ober Admodiadones) erhoben werden. Und
muß man gestehen, daß das Finantzen - Wesen
nicht leicht in einem einigen Reich aufeinem des-
sern Fuß stehe,als infranckreich.
§. 28. Die Macbrvon Franckreich ist nicht
minder sehr groß: indem das Land nicht nur
von einem grossen Umfang/ sondern ausser die,
ftm auch sehr bevölckert ist: ja, was das vor-
nehm-
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]