Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 137
mußten die Reiter heimkehren, die Fußgänger wurden auf 1200 Wagen fortgeschafft. Bei Fehrbellin erfuhren die Schweden, daß der Kurfürst beifchrbellm nicht in Franken, sondern ihnen gegenüber stand. Nach ungeheueren 16‘5* Anstrengungen siegten die Brandenburger und jagten die Schweden in die Flucht.*) Der Kurfürst erntete allenthalben großen Ruhm, und Montecuculi ließ auf die Kunde von diesem Siege drei Ehrensalven abfeuern; er war auffallender Weise am Tage vor der Schlacht bei Fehrbellin von seinem großen Gegner Türenne, welchen eine Kanonenkugel in der Schlacht bei Saßbach getroffen hatte, unerwartet befreit worden.
Der Krieg ward noch vier Jahre zu Wasser und zu Lande ge- Umwegen führt. Ludwig Xiv. war trotz feiner Siege des Krieges müde, weil i6?8. der Aufwand an Geld und Mannschaft den Kräften feines Landes zu f chwer fiel, und schloß auf Englands Rath d ert Frieden zu Nymwegen. Spanien und Deutschland mußten die Zeche bezahlen. Als der große Kurfürst vernahm, daß er die den Schweden ab genommenen Länder wieder herausgeben mußte, weil der Kaiser ihn aus kleinlicher Eifersucht preisgegeben habe, rief er voll Schmerz aus: „Möchte einst aus meinem Geschlechte ein Rächer entstehen !"
4. Straßburgs Verlust und Ludwigs Reunionsunfug.
Ludwig Xiv. war durch das Glück, welches alle feine Unter- ^”2'* nehmungen bisher begleitet hatte, übermüthig geworden. Als ihm der onstammern Parlamentsrath Roland de Revaulx einen Plan vorlegte, wie er am Oberrhein bedeutende Länderstrecken erwerben könne, wenn er die im westfälischen Frieden gebrauchten Worte „das Elsaß und die anderen Landschaften seien mit allen ihren Dependenzen an Frankreich abgetreten" richtig auslegen lasse, bestellte Ludwig (1680) sogleich vier Gerichtshöfe, unter dem Namen Reunionskammern, zu Metz, Doornik,
Breisach und Besan^on, welche feststellen sollten, was nach Rolands
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Ansicht Frankreich an Land und Leuten noch anzusprechen habe. Man größerung klügelte heraus, daß Rechtsansprüche auf das Kloster Weißenburg, auf Frankreichs Germersheim, Zweibrücken, Saarbrück, Mömpelgard, Straßburg und die freien Städte im Elsaß vorlägen. Ludwig ließ sich durch nichts beirren.
*) Die Schlacht bei Fehrbellin ist durch den Tod des Stallmeisters Fro-ben bekannt. Er hatte bemerkt, daß die Feinde sich den Schimmel seines fürstlichen Herrn zum Zielpunkte wählten, und den Kurfürsten gebeten das Pferd mit ihm zu tauschen. Kaum hatte Frobenins den Schimmel bestiegen, so tobtete ihn zwei Schritte von dem Kurfürsten die diesem bestimmte Kugel.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Straßburgs Ludwigs_Reunionsunfug Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Roland_de_Revaulx Ludwig_( Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schweden Fehrbellin Saßbach Englands Spanien Deutschland Schweden Frankreich Breisach Frankreich Weißenburg Frankreichs_Germersheim Saarbrück Straßburg Fehrbellin
18
Mittlere Geschichte. L Periode. Franken.
machen. Ueber die Wahl der Mittel war er dabei nicht verlegen. Ohne Gewissen, ohne Scheu vor Gott — er war obendrein anfangs noch Heide — galt ihm Gewalt oder Hinterlist gleich, und selbst vor einer Mordthat bebte er nicht zurück. Zunächst fiel er über das Land an der mittlern Loire her, welches noch den Römern gehörte, schlug den Statthalter in einer Schlacht bei Soissons und ließ ihn hinrichten. Dann warf er seine Augen auf das Reich der Burgunder, welche damals den südöstlichsten Theil Frankreichs bewohnten. Hier hatten vier Brüder zugleich regiert, waren aber in Hader gerathen, und einer derselben, Gundobald, hatte zwei seiner Brüder bezwungen, deren einen er ermorden ließ, während der andere sich selbst tödtete, und den dritten mit einem Stückchen Land (Genf) abgefunden. Um nun einen Vorwand zum Kriege zu haben, verlangte Chlodwig die Hand der Chlotilde, der Tochter jenes von Gundobald ermordeten Königs. Chotilde willigte mit Freuden ein, um aus der Haft des ihr verhaßten Oheims loszukommen; desto verdrießlicher war der Antrag dem Gundobald, aber er fürchtete sich, den Chlodwig zu erzürnen und willigte ein. Vergnügt fuhr die Braut auf einem mit Ochsen bespannten Wagen von dannen und ließ auf der Reise, um sich an Gundobald zu .rächen, alle burgundische Oerter, durch die sie kam, niederbrennen. Dann forderte Chlodwig die Mitgift feiner Frau; Gundobald schickte sie mit Ingrimm.
Bald darauf gab es für Chlodwig ein neues Geschäft. Die oben erwähnten Alemannen, die theils im jetzigen Baden und Württemberg, theils in der westlichen Schweiz, theils auf dem linken Rheinufer wohnten, hatten sich aufgemacht und waren, den Rhein abwärts ziehend, bis Cöin vorgedrungen, wo auch ein'fränkischer König, ein Vetter Chlodwigs, regierte. Chlodwig zog seinem Vetter zu Hülfe. Cs kam zur Schlacht bei Zülpich, zwischen Aachen und Bonn (496). Die Franken wurden hart bedrängt; die Alemannen erhoben das Siegesgeschrei. Da, in der höchsten Noth, rief Chlodwig zu dem Gotte der Christen: „Wenn du mir den Sieg verleihst, so will ich an dich glauben und mich auf deinen Namen taufen lassen; denn ich habe meine Götter angerufen, aber sie haben mir nicht geholfen, und daher muß ich glauben, daß sie keine Macht haben." Glücklicherweise wandte sich der Sieg; die Alemannen mußten die Obermacht der Franken anerkennen. Noch in demselben Jahre ließ sich Chlodwig laufen. Der Bischof von Rheims, der heilige Remigius, verrichtete in der Domkirche dieser
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Cäsar und Ariovist.
261
Wollte ihnen Cäsar dies nicht lassen, so möge er Krieg hinnehmen; die Deutschen wären nicht gewohnt, einen Krieg durch Bitten abzuwenden. Aber Cäsar wurde bald mit ihnen fertig. Er lockte ihre Anführer zu sich und überfiel dann ihr Lager, das leicht auseinandergesprengt wurde. Nun ging er selbst über den Rhein und betrat zum ersten Male den deutschen Boden.*) Gern hätte er hier eine Schlacht geliefert und ein für alle Mal die Deutschen in ihrem eigenen Lande besiegt. Aber diese waren klüger geworden. Sie zogen mit ihrer ganzen Habe in die Wälder zurück und Cäsar wagte nicht, sie zu verfolgen. Er ging nach 18 Tagen wieder über den Fluß zurück, nachdem er den Grund zu der nachherigen Stadt Cölu gelegt hatte. Später ist er noch einmal über den Rhein gegangen,**) aber mit eben so wenigem Erfolge. Auch nach England kam der sühne Mann. Er ließ eine Flotte bauen und segelte über den Kanal, fand aber das Land so wüst, .das Klima so rauh und die Einwohner so wild und kriegerisch, daß er bald wieder umkehrte. Im folgenden Jahre versuchte er es noch einmal; aber er sah wohl, daß hier nicht viel zu gewinnen sei, und segelte auch dies Mal bald wieder zurück.***)
Indessen hatte Pompejns in Rom nichts unversucht gelassen, die höchste Gewalt an sich zu reißen. Schon längst hatte er bereut, sich mit dem ehrgeizigen Cäsar eingelassen zu haben, der ihm über den Kops gewachsen war. Ueberdies war die frühere Verbindung dadurch lockerer geworden, daß des Pompejus Frau, die Tochter Cäsars, gestorben war. Pompejus wollte nun Cäsars Abwesenheit benutzen, um sich beim Volke und Senate recht in Gunst zu setzen. Das gelang ihm auch besonders bei letztem sehr gut und es fehlte ihm nur der Titel Dictator oder König; in der That
*) Man glaubt, bet dem jetzigen Neuwied unterhalb Coblenz.
**) Bei Mainz, rote man glaubt.
***) Mit Beziehung auf die Ereignisse bei Sedan und Metz im deutsch-französischen Kriege 1870 möge hier ein ähnliches Ereigniß aus dem gallischen Kriege erwähnt sein. Vercingetorix, der Oberfeldherr der Gallier, hatte sich mit 80,000 Mann zu Fuß und 15,000 Reitern in Alefia, westlich vom heutigen Dijon, eingeschlossen. Cäsar belagerte die Stadt, schlug die zum Entsatz herbeieilenden Gallier, Io wie die Ausfälle der Belagerten zurück und zwang so das eingeschlossene Heer durch Hunger zur Uebergabe. Vercingetorix erschien im Waffenschmuck und zu Pferde im römischen Lager, ritt im Kreise um den auf feinem Feldherrnstuhle fitzenden Cäsar herum, sprang dann vorn Pferde und legte sein Schwert zu Cäsars Füßen. Doch hielt ihn dieser fünf Jahre in Gefangenschaft, führte ihn in seinem Triumphe in Rom mit auf und ließ ihn dann enthaupten.
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9^8 Europa.
ken Welttheilen geführt. Die Ausfuhr besteht in Salz, Oehl,
Lackmus, Tabackspfeifen, Ziegel: und Mauersteinen, Papier,
Leinwand, Butter, Käse, Heringen, Blumenzwiebeln, Sä-
mereien, Torf u. s. w., ferner aus den Erzeugnissen der Ko-
lonien, vorzüglich Gewürzen. Dagegen bedarf Holland der
Einfuhr von Getreide, Holz, Wein, Metallwaaren, seidenen
und wollenen Zeugen und andern Fabrikaten.
Die herschende Religion ist die reformirte: aber ein
sehr großer Theil der Einwohner besteht aus Katholiken,
Mennoniten, Arminianern und andern christlichen Partheien,
denen allen öffentliche Religionsübung zugestanden ist. Die
Sprache ist eine Mundart der plattdeutschen. Für gute Un-
terrichtsanstalten, für die Verbreitung nützlicher Kenntnisse
durch gelehrte Gesellschaften, auch für die schönen Künste ist
Sorge getragen.
Die zerrütteten Finanzen und die sehr hoch angewachsene
Staatsschuld bedürfen der Wohlthat eines langen Friedens.
Von den Finanzen wird es zugleich abhängen, ob der Staat
feinen alten Rang als Seemacht wieder wird einnehmen kön-
nen: desto bedeutender aber ist seine Landmacht durch die Ver-
doppelung seines Gebiets geworden.
Man rechnet in Holland nach Gulden, Stüvern und
Pfennigen. Sehr gangbare Goldmünzen sind die holländischen
Ducaten. ^ ....
a) Die Provinz Holland (Süd - und Nordholland)
zwischen der Nordsee und dem Südersee bis zur Mündung der
Maas. Diese Provinz ist ganz von Flüssen und Kanälen durch-
schnitten, und zeichnet sich durch vorzüglichen Anbau und star-
ke Bevölkerung aus; hat gute Viehweiden, wie denn auch die
Edamer Käse für die besten im Lande gehalten werden.
Haag (Gravenhaag) unweit der Nordsee, Residenz
des Königs, schöne Stadt mit 38200 Einw. in einer angeneh-
men Gegend. Das Haus im Busch, Lustschloß mit einer
Gemähldegallerie. — A m ste r d a m, am Ausfluß der Amstel
in das P, in einer morastigen Gegend, daher auf Pfählen er-
bauet, die zweite Handelsstadt in Europa, mit mehr als
202200 Einw., von vielen Kanälen durchschnitten und zum Theil
befestigt; prächtiges Rathhaus, Bank, Börse, Seemagazine,
Schiffswerften, ansehnliche Armen-, Waisen-, Werk- und
Besserungshäuser; viele Fabriken in Wolle und Seide, Leder,
Tapeten, Leinwand- und Wachsbleichen, Borax-und Kam-
pherraffinerien, Bleiweiß-, Scheidewaffer- und Zinnoberbe-
reitunqen, Diamantenschleifereien n. f. w. In ihrer Nähe
die Festung Naardep an der Südersee. — Hartem,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Holland Holland Nordholland Nordsee Südersee Maas Nordsee Lustschloß Europa