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1. Quellenbuch - S. 201

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 201 - Stücke (Kanonen) von den Wällen abführen. Man hat es gethan. Darnach begehrte der Oberste, man solle auch die andern Stücke zurückziehen, der König begehre, nicht ein Stück zu sehen, und es solle auch kein Schuß gethan werden. Man hat alles gethan, weil der König unser Schutzherr hat sein sollen. Man hat auch müssen aus allen Orten Hafer, Heu und Stroh nach Türkheim bringen. Dort, so hieß es, müsse die meiste Reiterei warten, bis der König wieder zurückkomme; aber es ist auf ein anderes angestellt worden; hätten wir uns gewehrt, so hätten sie keine Fonrage gehabt. Nun ist die Nachricht gekommen, der König wäre angekommen. Der erste Marsch kam an. Unsere Herren (die Stadtobrigkeit, die Ratsherren) fuhren hinaus, und ist kein einziges Thor zugemacht worden. Mittlerweile rückte die Reiterei in die Stadt und hat die Wachen selbst bestellt. Die Stadtsoldaten und Bürger haben müssen abziehen, und die Franzosen haben oorgewendet, der König wünsche, wenn er einziehe, daß nicht Bürger und Stadtsoldaten an den Thoren seien, bis er wieder hinausziehe. Aber es war alles falsch gemeint. Wir haben's, Gott erbarm, wohl erfahren. Den andern Tag ist die ganze Macht hereingezogen, auch des Königs Leibgarde, aber der König ist nicht herein gekommen; er ist bei der Stadt vorüber gezogen auf Breisach. Und es sind auf die neuntausend den andern Tag zu Fuß und zu Pferd hereingezogen, mit ihnen vier große Stück, Kugeln und Pulver und Schaufeln und allerhand Sachen und viel Minierer; und hat der geringste Bürger bis zu sieben in das Haus bekommen, und haben ihnen müssen Essen und Trinken geben. Den dritten Tag, nachdem sie hereingekommen, haben die ganze Bürgerschaft, Stadtsoldaten, Hintersassen und Ledige alles Gewehr müssen auf deu Wagkeller tragen. Darnach sind die Franzosen über alles Meister gewesen und haben angefangen, das Zeughaus zu plündern, und haben alles hinweggeführt für viel tausend Gulden Wert, und haben die Wälle angefangen zu schleifen und die Ringmauern und alle Türme niederzureißen. Und auf die hundert Minierer haben die Mauern unter den Wällen mimert und gesprengt und alles zerstört. Und ist alles offen gemacht worden, daß ein jeder aus und ein hat können kommen wie in einem Dorfe. Und haben die Bürger den ganzen Winter die Soldaten erhalten müssen, und haben diese allen Vorrat helfen aufessen und trinken, also daß es viel arme Leute hat gegeben. Und im Sommer haben wir viele Durchzüge gehabt." Aus dem Jahre 1681 erzählt Matthias Tauberer folgendes: „Anno 1681 den 21. September ist königliche Majestät in Frankreich zum erstenmale samt seiner Gemahlin und seinem Sohne, dem Dauphin, und samt seinen Generalen und vielen vornehmen Herren und Frauenzimmern mit vielen Kutschen und vornehmer Reiterei hereingekommen in Kolmar. Es ist sein Reisemarsch aus Frankreich gewesen, seine Städte zu besuchen, die er bekommen hat. Zum ersten auf Schlettstadt, ist über Nacht da geblieben. Von Schlettstadt auf Breisach, von Breisach auf Freiburg, von Freiburg auf Enfisheim, von Ensisheim nachhüningen, darnach wieder aus Ensisheim und von Ensisheim hier auf Kolmar. Und ist über

2. Teil 2 - S. 235

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 235 — Hohnlachend sprengte der französische General Melac die prächtigen Türme des Heidelberger Schlosses und die Stadtmauern; die halbe Stadt ward in Asche gelegt, nachdem die Neckarbrücke gesprengt worden war. Wie Mordbrenner fielen dann die wilden Scharen über die blühenden Dörfer an der Bergstraße, über die reichen Städte am Rhein, über die Ortschaften der südlichen Pfalz her und verwandelten sie in Aschenhaufen. Die armen Bewohner wurden, wenn sie ihr Hab und Gut retten wollten, erschlagen. Überall fand man die Leichen elender, erfrorener Menschen; denn es war gerade harter Winter. Vom Hardtgebirge bis zur Nahe rauchten Städte und Dörfer, Weinberge und Fruchtfelder. Die Bürger von Mannheim mußten erst mit an der Abtragung ihrer Festungswerke arbeiten, dann äscherte man ihre Stadt ein und trieb sie hungernd und nackt in die Winterkälte hinaus. Ein ähnliches Schicksal traf die Bewohner vieler anderer Städte. Die alte, ehemals herrliche Kaiserstadt Worms wurde mit Ausnahme der Domkirche in eine öde Brandstätte verwandelt. In Speier verjagten französische Soldaten die Bürgerschaft, zündeten die ausgeplünderte Stadt und den altehrwürdigen, herrlichen Dom an und streuten hohnlachend die Asche so vieler großer Kaiser (z. B. Heinrich Iv.), die hier begraben lagen, in die Winde. Dann kamen die Gegenden von Trier und Köln an die Reihe, wo man die Bauern sogar zwang, ihr eigenes Getreide unterzupflügen, um dadurch eine Hungersnot zu erzeugen. „Der König will's", war die einzige Antwort der Anführer, wenn die Unglücklichen mit herzzerreißenden Klagen um Schonung flehten. Ihr Verzeichnis enthielt nicht weniger als 1200 Städte und Dörfer, die alle in Aschenhaufen verwandelt werden sollten. Bis tief nach Schwaben und Franken hinein brandschatzte der Reichsfeind das deutsche Land. Nach so viel schändlichen Grausamkeiten begann man sich endlich im deutschen Reich und bei den Verbündeten zu regen. Aber trotz der überlegenen Anzahl der Feinde behielten die von den ausgezeichnetsten Feldherrn geführten Franzosen die Oberhand. Überall siegten sie, nur ihre Flotte wurde von der englisch-holländischen fast völlig vernichtet. Trotzdem gelangte Ludwig Xiv. nach zehnjährigem Kampfe nicht ans Ziel. Frankreich konnte die ungeheuren Kriegskosten nicht länger bestreiten, die Staatskassen waren leer, Handel und Gewerbe lagen darnieder, das Land seufzte schwer unter der großen Steuerlast — da bot Ludwig im zehnten Kriegsjahre die Hand zum Frieden. Zu Ryswick (sprich: Reisweik), einem großen, mit Gärten und Laubgängen umgebenen Schloß zwischen Haag und Delft in Holland, wurde er 1697 geschlossen. Deutschland, von seinen Verbündeten verlassen, mußte die Bedingungen annehmen, die ihm die fremden Mächte stellten. Es mußte nicht nur Straßburg in den Händen Frankreichs lassen, sondern auch alle die kleineren Städte und Ortschaften im Elsaß, die Ludwig mitten im Frieden widerrechtlich an sich

3. Teil 2 - S. 184

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 184 — Thüringen ltitb Franken nach dem Main und Rhein, während der junge Bernhard von Weimar mit Glück Tillys Scharen durch Westfalen weiter verfolgte und das sächsische Heer in Böhmen einrückte, die kaiserlichen Haufen überall zurückschlug und die Hauptstadt Prag besetzte. Aus diese Weise wurde der Krieg uicht mehr in den protestantischen Ländern geführt, sondern in die Gebiete der katholischen Fürsten vom Bunde der Liga und in des Kaisers eigene Provinzen getragen. Mit einem Schlage war des Kaisers drohende Übermacht und der Zauber, welcher daran haftete, gebrochen; die meisten protestantischen Fürsten und besonders viele freie Reichsstädte schlossen sich daher freudig dem Ritter ihres Glaubens, Gustav Adolf, an. In ununterbrochenem Siegeszuge eilte er nach dem Rhein. Noch vor Beginn des Winters hatte er ganz Franken und den größten Teil der Pfalz erobert, zog triumphierend in der freien Stadt Frankfurt ein und vertrieb den Erzbischof von Mainz, in welcher Stadt er auch seine Winterquartiere aufschlug. Überall, wohin er kam, wurde er von der protestantischen Bevölkerung als Retter begrüßt, und wie im Sturme hatte er die Herzen des Volkes für sich gewonnen. Er war aber auch ein außerordentlicher Mann. Schon fein Äußeres, der hohe Wuchs, die breite Stirn, die Adlernase, die großen, sprechenden Augen hatten etwas Ehrfurcht Gebietendes; und dem kräftigen Körper entsprach der noch kräftigere, kühne Geist. Wie furchtbar auch sein Ernst in entscheidenden Augenblicken war, so herzgewinnend war seine Freundlichkeit im gewöhnlichen Umgange, lind wie sein Mut in der Gefahr Ehrfurcht und Bewunderung erweckte, so erzeugte sein freundliches, mildes Wesen und feine aufrichtige Frömmigkeit herzliche Zuneigung und Liebe. Im Frühling 1632 brach Gustav Adolf von Mainz wieder auf, vertrieb Tilly aus Franken und zog in Nürnberg ein, von dessen protestantischer Bevölkerung er mit Jubel empfangen und reich beschenkt ward. Von da rückte er an die Donau, um den Krieg nach dem bisher verschont gebliebenen Bayern zu tragen und sich mit Tilly, der nahe bei der Mündung des Lech eine feste Stellung genommen, abermals zu messen. Dieser Fluß bildete damals die Grenze Bayerns. Tilly wollte Gustav Adolf den Übergang wehren, wurde jedoch aus seinem stark befestigten Lager am rechten Lechufer nach tapferer Gegenwehr zurückgedrängt. Bei der Erstürmung einer Schanze wurde er durch eine feindliche Kanonenkugel so gefährlich am Knie verwundet, daß er, nach der Festung Ingolstadt gebracht, nach 14 Tagen in einem Alter von 73 Jahren starb. Sterbend noch mit kriegerischen Gedanken beschäftigt, mahnte er, ein treuer Diener feines Kaisers und Herzogs: „ Wahret mir Regensburg wohl, sonst stehen Kurhut und Kaiserkrone auf dem Spiel!" Er war ein Held, dessen ganze Seele der Krieg füllte. In ihm verlor die Armee des Kaisers und der Liga einen unersetzlichen Führer, die katholische Religion den eifrigsten

4. Theil 1 - S. 271

1875 - Leipzig : Brandstetter
271 und mehlreichste Weizen in den Niederlanden ist der seeländische. Hülsen- früchte, Erbsen und Bohnen kommen vorzugsweise aus Seeland. Der Hauptsitz des Krappbaues ist wieder Seeland, das gleichfalls wegen seines Flachses und Hanfes in gutem Rufe steht. Die Ursache von der geringen Schätzung der Seeländer liegt großen- theils in der geographischen Lage ihres Landes, das wegen seiner vielen breiten Fluß- und Meeresarme wenig zugänglich, und dessen Bereisung höchst umständlich, kostspielig und zeitraubend ist. Um von einer Insel zur andern zu gelangen, muß man oft Tage lang auf Gelegenheit warten, und im Innern des Landes gibt es gar keine Chausseen, Diligencen, Treckschuiten-Fahrten u. s. w. Auch fürchten dort die Holländer, wie alle Fremden, das Polderfieber, das nirgends gefährlicher ist als hier, und auch unter dem besonderen Namen des „Seeländischen Fiebers" erscheint. Und wenn Holland auch einen Theil seiner besten und tüchtigsten Genies aus Seeland bezogen hat, so sind doch diese Genies eben in Hol- land selbst ausgebildet, und im Ganzen genommen ist die Masse der Seeländer, eben in Folge ihrer geographischen Jsolirung, in Bildung und Intelligenz hinter den Festland-Niederländern zurück. Der größte Theil der Bewohner lebt in Dörfern und auf einzelnen Gehöften, und während es in der kleinen Provinz Südholland allein wenigstens ein halb Dutzend von weltberühmten Städten giebt, hat man deren auf allen den großen Inseln zwischen Rotterdam und Brügge fast keine, und selbst nur einige wenige solcher Lebens- und Bildungsmittelpunkte dritten Ranges, wie Middelburg auf Walchern, das schon zu der Römer Zeiten blühte, oder wie Zieriksee auf Schouwen, welches die alte Residenz der Grafen von Seeland war. 2. Vergleich der Niederlande am Rhein und an der Schelde mit denen an der Weser und Elbe*) Wenn man um den äußersten nördlichen Fuß des Ardennerwaldes und seiner Ausläufer, die Belgien mit Hügeln erfüllen, und dann weiter- hin eben so um die nördlichen Ränder der mittelrheinischen Gebirge, der Eifel und Hohen Veen, alsdann des Haarstrangs, des Teutoburger Wal- des und endlich des Harzes eine Linie bis zur untern Elbe zieht: so stellt sich im Nordwesten dieser Linie ein breites Flachland dar, das zwi- schen den genannten Gebirgsrändern und der Nordsee liegt. Es ist die nordwestliche Ecke des großen Germaniens, oder die westliche Hälfte der großen nordgermanischen Ebene, die ungefähr durch eine aus Jütland von ') Kohl a. a. £>.*

5. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 261

1875 - Leipzig : Brandstetter
261 deihen fröhlich die Getreidefelder, mit Pflanzungen aller Art gemischt, auf beiden Ufern der Jll, von Mühlhausen bis unterhalb Straßburg. Ein gesegnetes Land ist dieses Flachland des Elsasses; allein die mittlere Hügelregion erfreut sich eines noch reichern Wohllebens. Vor Allem wird dort der Weinbau getrieben. Nirgends gibt der Boden einen so hohen Ertrag, nirgends hat er einen so hohen Werth. Prachtvolle Reben bedecken die unteren Bergabhänge und ziehen sich am Eingange der Thäler unter der erwärmenden Mittagssonne hin, bis auf eine Höhe von mehr als 400 Metern ü. M. Die absolute Höhe der Hügel- region schwankt meistens zwischen 300 und 400 Metern. Die Hügel liegen theils wellenförmig am Fuße des Gebirgs, theils strecken sie sich wie Vorgebirge der Ebene entgegen. Sie bieten die schönsten Blicke in die lachende Rheinebene und in die grüne Romantik des Berg- landes; eine Menge von Schlössern prangen eines neben dem andern, an das alte Wort erinnernd: Drei Schlösser auf einem Berg, Drei Kirchen auf einem Kirchhof, Drei Städte in einem Thal Hat ganz Elsaß überall! Diese Hügelregion, 1 — 3 Kilometer breit, erweitert sich gegen Norden zwischen Zabern und Weißenburg, aber auch im Sundgau zwischen Thann, Belfort und Mühlhausen, wo sie das ganze südliche Elsaß bis zu den ersten Stufen des Juragebirges einnimmt. Sie besteht meistens aus Tertiärbildungen (Grobkalk, Süßwasserkalk), bisweilen aus Sandstein oder Kalkschichten des Jura und buntem Sandstein. Durch tiefe Thäler erheben wir uns über die Weingaue und betreten das Innere der Bergregion. Grüne Wiesen, die sich längs der rauschen- den Gebirgsbäche ausdehnen, deuten hier besonders auf Viehzucht. Auf die Wiesen folgt Wald, dann wieder Alpenweiden oder kahle Fels- stürze. Der obere Theil der Vogesen ist ganz von unübersehbaren Wal- düngen und stellenweis mit Weiden bedeckt. Die strenge Witterung erlaubt kaum auf einigen gut geschützten Abhängen den Anbau von kleinen Korn- und Kartoffelfeldern; auf den höchsten Gipfelflächen liegt der Schnee von Anfang Oktober bis in den Maimonat hinein. Wie im Schwarzwald, gegenüber auf der andern Seite des Rheins, finden sich auch im Wasgenwald auf den höchsten Flächen, von ftnstern Tannenwäldern umgeben, kleine dunkelfarbige Seen; einige derselben, wie der Sternsee und der Weiße See, zeichnen sich durch die kraterartige Gestalt ihrer Becken aus und die Bergbewohner behaupten, sie hätten eine un- ermeßliche Tiefe, bis zu den untersten Abgründen des Meeres reichend. Einige dieser kleinen Seen verdanken ihre Entstehung wahrscheinlich den Gletschern, welche während der Eiszeit auch in die Thäler der Vogesen hinabstiegen und dort unverkennbare Spuren ihres Daseins zurück- ließen — geritzte Rollsteine und moränenartige Steinwälle.

6. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 260

1875 - Leipzig : Brandstetter
260 Aus dem Elsaß. Wenn wir im Schnellzug unter vollem Dampf die Bahn Mühl- Hausen ab nach Straßburg rasch durchziehen, so überschauen wir mit Einem Blick die Gestaltung des elsässischen Bodens. Derselbe stellt sich in drei von einander unterschiedenen Zonen dar. Im Westen erhebt sich die Gebirgskette der Vogesen — der Wasgenwald unserer deutschen Altvordern, der Wasichenstein der Sage —**) gleich einem natürlichen Wall zwischen dem Innern von Frankreich und dem Becken des Rheins. Ein Saum von Hügeln und Weinbergen umfaßt den Fuß der Kette, den Uebergang bildend von der höhern Region zu der Ebene. Dann dehnt sich das Flachland selbst aus, einförmig, niedrig, eben, dem Rhein entlang ziehend in einer Länge von 200 Kilometern oder 27 deutschen Meilen, von Basel bis Lauterburg, die Hügelregion und den zu Elsaß gehörenden Theil der Vogesen zusammen an Flächeninhalt übertreffend. Diese drei Zonen sind durch ihre geognostische Beschaffenheit, durch den Anbau, wie durch die äußere Gestalt des Bodens scharf getrennt. Jede hat ihr eigentümliches Klima, ihre eigentümliche Vegetation. Im Hochgebirge sehen wir nur Wald und alpenähnliche Weiden; die Hügel- region ist mit Reben bedeckt, das Flachland hat besonders Kornbau. Dem Rhein parallel, das Elsaß von Süden nach Norden durch- strömend, läuft die Jll oder Ell (lateinisch Alsa), welche Land und Leuten den Namen gegeben hat: Elsassen oder Elsässer. Sie entspringt im Jura, ihre Zuflüsse empfängt sie aber alle auf linker Seite von den Vogesen. Ihr Wasserstand ist sehr ungleich; auf lange Trockenheit folgen Ueberschwemmungen. Ein oberelsässisches Sprüchwort lautet: „Die Ell geht wo sie well!" Der Boden der elsässischen Ebene erhebt sich kaum einige Meter über den Rhein, dessen Meereshöhe in Colmar 200, in Straßburg nur 144 Meter beträgt. Er besteht aus Lehm, Sand oder kleinen Rollsteinen, welche theils durch den Rhein, theils durch die Jll und ihre vogestfchen Zuflüsse abgelagert wurden. Eine schwache Bodenfalte, auf deren Rücken sich der Rhone-Rhein-Kanal von Süden nach Norden hinzieht, zeichnet die Grenze zwischen den Diluvium-Gebilden von vogesischem Ursprung und denen des Rheins, dessen Rollsteine andere sind. Wo das Geröll vor- herrscht, ist der Boden dürr und trocken, mit Gebüsch bewachsen, wie im Hardtwald, im Kardenwald (Kartenwald) und in der Gegend zwischen Hagenau, Sulz und Selz. An den fruchtbaren Stellen erscheinen große Wiesen. Kommt aber der fruchtbare Lehm über die Oberfläche, so ge- *) Nach Charles Grad, einem geborenen Elsässer, Verfasser der Lssais sur le climat de l'alsace et des Vosges (Mulhouse 1870), Skizzen aus Elsaß und Vo- gesen im Ausl. 1871, 20 ff. **) Der römische Name Möns Vösegus wurde von den Franzosen in les Vosges umgebildet, aus welchem die Deutschen dann wieder „Vogesen" machten.

7. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 359

1875 - Leipzig : Brandstetter
359 bei den bayerischen Schwaben des linken Lechufers noch unverloren, daß nämlich die Leute aus den ehemals geistlichen Gebietstheilen mit weh- müthigem Behagen der goldenen Zeit gedenken, wo sie noch unter dem Schatten des Krummstabes wohnten, — und das Maaß Bier nur zwei Kreuzer kostete. Wie scharf die Lechlinie sich auch als Grenze der beiden Mundarten bewährt, dafür genüge ein einziges Beispiel. Auf dem linken Lechufer gehen gut drei Viertel aller Ortsnamen auf die Schlußbildung „ingen" aus, diese charakteristische Form der schwäbischen Ortsnamen, die im Herzen Schwabens bis zum Komischen die Alleinherrschaft behauptet. Also: Göggingen, Bobingen, Inningen u. s. w. So wie man aber den Fuß über den Fluß setzt, ist ostwärts schlechterdings kein „ingen" mehr auf- zuspüren, dieselbe Form hat sich in „mg" verwandelt, welches in Bayern eben so charakteristisch vorherrscht wie „mgen" in Schwaben. Also: Me- ring, Stätzling, Derching u. s. w. Diese Ortsnamen auf „ing" gehen aber, obwohl sparsamer, durch das ganze südlich der Donau gelegene Oester- reich fort bis zur ungarischen Grenze; auf der andern Seite läuft das schwäbische „ingen" durch Würtemberg und Baden nach dem Elsaß und erlischt erst in den Ostgrenzen von Lothringen und der Franche-Comts. Diese Consequenz, mit welcher sich die am meisten charakteristische Form- bildung der Ortsnamen für ganz Süddeutschland am Lech abscheidet, zeigt uns recht, welch' eine scharf gezeichnete Grenze der Volksstämme in diesem Fluß gegeben ist. Im Norden der Donau wird man die Grenzlinie zwi- schen „ingen" und „ing" da finden, wo die Marken des alten schwäbischen und fränkischen Reichskreises im Flußgebiet der Altmühl und der Wörnitz in einem Winkel mit dem bayerischen Kreise zusammenstoßen. In Franken kommen beide Endungen neben einander, doch nur sporadisch, vor. Vor- zugsweise in Süddeutschland zeigt sich die Kreiseintheilung des Reiches, wie sie Kaiser Maximilian I. geschaffen, als großenteils trefflich begründet auf die natürlichen Länder und Völkergrenzen. So hatte sie sich auch bei Bayern und Schwaben streng an den großen strategischen Grenzgraben des Lechbettes gehalten. Heute noch hat der Lech auffallend wenig Brücken, und der Local- verkehr zwischen beiden Usern ist erstaunlich gering. Die nächste Brücke oberhalb der Augsburger ist nicht weniger als sechs bayerische Stunden von dieser Stadt entfernt, bei dem Dorf Lechfeld, und obendrein nur für Fußgänger praktikabel. Sie ist mit einem Thor abgeschlossen, und eine gute Strecke seitab in den Wiesen steht das Haus des Pförtners und Brückenzollerhebers. Will man die Brücke pasfiren, so ruft man diesen Mann herbei, der uns mit dem Schlüssel zur Brücke geleitet, das Thor aufschließt und den Zoll erhebt, um dann wieder hinter uns abzuschließen. Diese eben so gemüthliche als gründliche Art der Brückengelderhebung und Controle giebt ein Bild von der hier herrschenden Lebhaftigkeit des Ver- kehrs zwischen beiden Ufern.
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