Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 664

1900 - Leipzig : Spamer
664 Drittes Kapitel. die neue Lehre bald eine heftige Reaktion, geführt von den Bischöfen von Metz, Tonl und Verdun. Hierdurch wurden die Protestanten zum Anschlüsse an Frankreich bewogen, durch welchen die Gebiete Metz, Tonl und Verdun dem Deutschen Reiche verloren gingen (bestätigt durch den Passauer Vertrag, 1552). Nachdem dann durch den Dreißigjährigen Krieg die Besitzungen und Rechte des Hauses Habsburg an Frankreich übergegangen waren, wußte sich Ludwig Xiv. in der allerunredlichsten Weise in den Besitz der noch selbständigen Teile des Elsasses (vor allem auch Straßburgs, 1681) zu setzen (durch deu Frieden von Ryswijk 1697 bestätigt). Durch deu Polnischen Erbfolgekrieg gewann Frank- reich dann auch Lothringen, welches durch den Herzog Franz Stephan, den Gemahl Maria Theresias, an den Schwiegervater Ludwigs Xv., Stanislaus Lesziusky von Polen, abgetreten und nach dessen Tode (1766) in Frankreich einverleibt wurde. Die Bewohner hatten unter französischer Herrschast ziemlich entschieden das deutsche Wesen und die deutsche Sprache festgehalten, doch war in letzter Zeit das Franzosentnm in deutlicher Zunahme begriffen. Der Krieg von 1870/71 befreite das Land von der französischen Gewaltherrschaft (Frank- furter Friede, 10. Mai 1871); vom Elsaß blieb namentlich nur Belfort mit Umgegend bei Frankreich. Das gewonnene Gebiet wurde unmittelbares Reichs- land (Reichsgesetz vom 9. Juni 1871). Das Christentum wurde im Elsaß durch den Herzog Etticho eingeführt; für dasselbe war besonders auch dessen Tochter Ottilia, die Schutzheilige des Elsasses und Begründerin des Klosters Hohenburg auf dem Ottilienberge, thätig. Der Name Elsaß wird als „Land der seßhaften Alemannen" oder besser als das „Land der Sassen am Jll" gedeutet. In Lothringen hatte sich wohl schon zu Anfang des 6. Jahrhunderts eine Sprachgrenze derartig vollzogen, daß der von Alemannen nicht besetzte südliche Teil verwelschte, während der nördliche germanisch blieb. Der lothringische Herzog Giselbert, welcher sich Frankreich angeschlossen hatte, wurde durch König Heinrich I. gewonnen (dann Gemahl der Tochter des Königs Gerberga). Später finden wir Lothringen in zwei Gebiete (Ober- und Unterlothringen) geteilt. Kaiser Karl Iv. vereinigte 1354 die freien Städte des Elsasses (außer Straßburg die Städte Weißenburg, Hagenau, Kolmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Rosheim, Mül- Hausen, Kaysersberg, Türkheim und Münster) in den „Bund der zehen Städte." Die Schirmherrschaft über dieselben sowie die Rechte von Landgrafen im Elsaß übten schon früh die Habsburger aus. In den Besitz von Metz, Toul und Verdun gelangte König Heinrich Ii. besonders durch das Bündnis mit Kurfürst Moritz von Sachsen; er spielte sich übrigens als „Schützer der deutschen Freiheit" auf. Der letzte Herzog von Lothringen, welcher später als Franz I. die deutsche Krone trug, gab sein Land dem Erbfeinde Deutschlands preis, um für dasselbe das italienische Land Toscana zu erhalten. Nach der Besitznahme des Landes durch Frankreich haben namentlich die Landbewohner in Elsaß-Lothringen die deutschen Einrichtungen, Sitten und Ge- bräuche festgehalten; daß sich in dem jetzigen Jahrhundert das Franzosentum, nament- lich in den Städten, stark verbreitete, hatte besonders in der Zerrissenheit Deutsch- lands seinen Grund; trotzdem hat sich die deutsche Sprache in Predigt und Kinderlehre bis zum Jahre 1870 auf dem Lande fast überall erhalten. Der östliche Teil vom Elsaß gehört zur oberrheinischen Tiefebene, der westliche enthält die Ostabhänge des Wasgeuwaldes. Züge des letzteren bilden die Grenze gegen Lothringen, welches seinerseits ein Hochland darstellt. Im südlichsten Teile vom Elsaß finden sich Ausläufer des Schweizerischen Juras bis zum Passe von Belsort hin. Jenseit desselben erhebt sich das Gebirge des Was- genwaldes als eine Kette aneinander hängender Berge und Höhen. Dasselbe wird durch das Markircher Thal in eine südliche und eine nördliche Abteilung geschieden. Die erstere bildet größtenteils ein llrgebirge aus Granit, Gneis, Syenit, Porphyr und Melaphyr, welchen nur bisweilen Grauwacke, Rotliegendes und Sandstein an-

2. Das Deutsche Reich - S. 665

1900 - Leipzig : Spamer
Das Reichsland Elsaß-Lothringen. 665 oder aufgelagert sind. Hier liegen die höchsten Gipfel, welche über der Kammhöhe (von höchstens 950 m) um 400—500 m emporsteigen (der Honeck 1368, der Sulzer Welchen 1452 in). Der Nordteil des Gebirges gehört der Trias- und der Jura- oder Liasformation an; er ist bedeutend niedriger und geht an der bayrisch-pfälzischen Grenze in das Haardtgebirge, gegen Nordwesten in das nach der Mosel hin abgestufte Hoch- und Hügelland von Deutsch-Lothringen über. Im Süden des nördlichen Teiles steigt der Mont Donon noch auf 1013 m, während im Norden der höchste Punkt nur 504 in hoch ist. Das Hochland von Lothringen hat eine durchschnittliche Höhe von 220—320 m und besteht meist aus gips- und salzhaltigen Kalkgebilden der Trias- und Juraformation, welche nur durch einen Liaszug zwischen Nied und Mosel, die von mächtigen Brauneisensteinlagern erfüllten Hochflächen zu beiden Seiten des Mofelthales sowie durch den fruchtbaren Schwemmboden der Thalmulden unterbrochen wird. Das Saarbrücker Kohlenbecken reicht füdwestwärts bis in den Kreis Forbach hinein. Das Tertiärgebirge tritt nur im Elsaß auf und enthält hier Erdölquellen, Asphaltkalk, Braunkohlen und Salzquellen. Die fruchtbarsten Striche des Landes finden sich im Elsaß an Rhein und Jll und erstrecken sich teilweise auch bis zu den Abhängen des Wasgenwaldes; in Lothringen sind die Flußniederungen sehr ergiebig, wogegen die Hochflächen an Fruchtbarkeit fehr zurückstehen. Von den Rheinüberschwemmungen finden sich zwischen Rhein und Jll aller- dings auch kieshaltige Sandflächen von geringem Werte, doch treten dieselben im ganzen sehr zurück, so daß die schon von alten Geographen gerühmte Fruchtbarkeit des Elsasses im ganzen vollständig zutrifft. In der Bergregion wird allerdings, namentlich im Münsterthale,,.Alpenwirtschaft betrieben, während die Hügellandschaft und die Gegend, die den Übergang von der Tiefebene zum Gebirge bildet, dem Weinbau gewidmet ist. Die Weingegend findet sich in einem breiten Streifen von Thann bis Molsheim, ist dann schmäler bis in die Gegend von Maursmünster, hört zwischen diesem Orte und Neuweiler ganz auf, um dann nordwärts wieder zu be- ginnen und in einem breiten Streifen sich der Grenze zu nähern. In Lothringen tragen die Berglehnen des Mosel-, Seille- und Niedthales Weinpflanzungen. Im Jahre 1883 kamen auf Acker-, Garten- und Weinland 725768 (50 Proz.), auf Wiesen 178601 (10 Proz.), Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 45670 (3„ Proz.), auf Waldungen 443845 (30,„ Proz.) und auf Haus- und Hofräume, Wege, Ge- Wässer ?c. 57898 ha (4 Proz.). Als die fruchtbarste Gegend gilt im Elsaß die am Kochersberge (bei Straßburg), in Lothringen die Umgegend von Metz. An stehenden Gewässern ist besonders Lothringen sehr reich; dieselben umfaffen im ganzen 3953 ha (0,63 Proz. der Gesamtfläche). Groß ist in allen Teilen des Reichslandes der Reichtum an fließenden Gewässern, welche aus- nahmslos dem Stromgebiete des Rheins angehören. Dieser gehört mit seinem linken Ufer von Basel abwärts dem Lande an. Die vielen Teiche und Weiher von Lothringen speisen nicht nur die Kanäle, sondern sind auch in mannigfacher Weise den Zwecken der Landwirtschaft nutzbar gemacht. Die größten der stehenden Gewässer sind der Lindensee (671 ha), der See von Stockweiher und von Gonderxingen. Auch in dem Südteile des Wasgenwaldes finden sich Seen (der Welchen-, Stern-, Kratzen -, Seewen-, der Grüne, Weiße und Schwarze See). Die Länge des Rheins beträgt an der Ostgrenze vom Elsaß 184 km, sein früher sehr veränderliches Bett ist jetzt reguliert. Er ist von Straß- bürg an für größere Fahrzeuge schiffbar, wird aber erst von Mannheim an (also weit unterhalb der Landesgrenze) von denselben rege benutzt. Zu den hier in Betracht kommenden Rheingewässern gehören: 1) die Jll (Ursprung auf dem schweizerischen Jura, in der Nähe der Landesgrenze, Mündung unterhalb Straßburg; von Kolmar an über 81 km weit und schiffbar). Derselben gehen aus dem Wasgeuwalde zahlreiche Zuflüsse zu, besonders Doller, Thür, Lauch, Fecht, Weiß, Leber, Andlau und Breusch; sie sind meist sehr wasserreich und haben ein starkes Gefälle. Die Jll hat ein wanderndes Bett und ist eine kurze Strecke bei Straßburg kanalisiert. 2) die Mosel (schiffbarer Eintritt in das Land bei Arry, kanalisiert von Arnaville

3. Das Deutsche Reich - S. 20

1900 - Leipzig : Spamer
20 Zweites Kapitel. § 8. Das rheinische Gebirgssystem. Zu beiden Seiten des Oberrheins dehnt sich zwischen Basel und Mainz die breite Thalfläche der oberrheinischen Tiefebene aus, welche eine Lauge von 300, eine Breite von 30—45 km besitzt und sich von Südeu nach Norden sanft und allmählich abdacht. Die quartäreu Schichten, welche die Oberfläche bilden, bestehen bisweilen, namentlich zwischen Rastadt und Durlach, aus uu- fruchtbarem Saude, überwiegend jedoch aus fruchtbarem, wohlangebautem und ertragsreichem Boden. Es breitete sich hier einst ein großer Landsee aus, dessen Gewässer nordwärts nach dem Weserthale hin abgeflossen sein mögen, bis durch die Hebung des vulka- nischen Vogelsberges dieser Ausgang gesperrt und die Gewässer genötigt wurden, die mittelrheinischen Schiesermassen zu durchbrechen. Der Rhein und seine Neben- und Zuflüsse haben den Boden der Ebene mit allerhand Geröll von Stein- und Erdmassen überlagert und flache, sehr fruchtbare Schuttkegel gebildet, welche hin und wieder von Steinwällen umsäumt werden. In der Mitte der Fläche fließt der Rhein in vielfach gewundenem, zahlreiche Inseln („Auen") umschließendem Laufe, der Strom ist hier vielfach reguliert und überbrückt worden. Die beiden Hauptstraßen und Hauptbahnen des weiten Thales gehen längs des Gebirgssußes mit dem Strome parallel; Städte und Dörfer sind besonders am Austritte der Gebirgsthäler in die Ebene, auf vorspringenden Höhen der Gebirge hingegen Burgen, Schlösser, Kirchen, Klöster und Landhäuser erbaut, während die Abhänge Weinberge tragen. An einzelnen bequemen Übergangsstellen des Stromufers sind bedeutende Städte, wie Breisach, Mannheim, Germersheim, Speier, Worms, Oppenheim-Mainz, besonders aber Straßburg, erwachsen. Die breitere und fruchtbarere Westseite der südlichen Thalhälfte trägt an dem mit dem Rheinstrome parallel fließenden Jllflufse bedeu- tende Plätze, wie Mülhausen, Kolmar und Schlettstadt. Südwestlich vom Jllthale liegt die breite Thalspalte der „Burgundischen Pforte". Auf der rechten Rhein- seite erhebt sich, Kolmar gegenüber, im Breisgau der Aaiscrjluhl (560 m hoch), ein kleines vulkanisches Gebirge mit schönen Wäldern, Weinbergen und Obstgärten, prächtiger Aussicht und starker Bevölkerung. — Als Seitenbuchten der oberrheinischen Tiefebene, nach Bodenart, Klima und Kultur, erscheinen die Gegenden nordwärts des unteren Mains, besonders die schöne Wetteran, Die oberrheinische Tiefebene wird von Gebirgen umschlossen, welche hin- sichtlich ihrer Bestandteile und ihrer Gruppierung eine große Verwandtschaft zeigen; es ist der Schmarzwald auf der rechten, .der Wasgenwald auf der liukeu Seite des Rheins. Beide sind vorzugsweise aus Granit, Grannlit nebst devonischen Schiefern und Kalken gebildet und nach der Thalfeite von Rot- liegendem und Schiefer der Zechsteinformation begrenzt, beide von südnördlicher Richtung, im Süden hoch und breit, im Norden niedrig und schmal, beide auch mit domsörmigeu, abgerundeten Gipfeln, tief einschneidenden Felsenthälern und anmutigen Bergseeu versehen; beide haben auch eiue fast gleiche Höhe. — Der Schwarz wald reicht bis in die Gegend von Pforzheim und hat feine Haupt- masse im Südosten der Freiburger Tieflandsbucht. Hier läuft der Hauptkamm mit den beiden höchsten Kuppen, dem Belchen (1415 m) und dem Feld berge (1494 in), von Südwest nach Nordost und sendet starke Queräste nach Süden, zwischen welchen sich tief eingeschnittene Thäler mit großartigen Alpenszenerien, wie das Albthal, das Wutachthal, südwärts zum Rhein ziehen. Im mittleren und nördlichen Teile fehlt ein scharf ausgeprägter Kamm und zeigt sich Plateaucharakter: hier liegen die bis zu 1200 rn hohen Gipfel westwärts von der Wasserscheide. Von Freiburg führt an der Dreisam entlang und durch das Höllenthal zu dem Kamm (900rn hoch) am Fuße des Feldberges eine be- schwerliche Straße, welche von dort weiter nach Schaphausen oder Donaueschingen leitet. Bequemere Wege zu den letzterwähnten Städten führen die Kinzig und

4. Das Deutsche Reich - S. 21

1900 - Leipzig : Spamer
Die Oberflächenform und die Bewässerung. 21 die Murg aufwärts. Rings um den Fuß des Gebirges liegen in geschützten Thälern berühmte Badeorte, wie Badenweiler, Baden und Wildbad. Im Norden des Schwarz- Wäldes führt das Enzthal über Pforzheim vom Neckarthal zu der Rheinebene hinüber. Der Wasgenwald steigt aus dem Plateaulande der Burgundischen Pforte (350 in) schnell empor und bildet bis zum Breuschthale hin einen un- unterbrochenen Zug, der seine steilen Abhänge der Rheinseite zukehrt, dagegen allmählich in die westwärts gelegene lothringische Ebene übergeht. Im süd- lichen Drittel findet sich die größte Breite und Höhe des Gebirges; hier erheben sich nahe dem Ostrande seine aus Granit bestehenden, abgerundeten und Wald- reichen Gipfel noch um 200—400 m über den mindestens 1000 m hohen Kamm. Ganz im Süden erhebt sich der Elsasser Belchen (1244m) nahe der Mosel- quelle, der Honeck (1368 m) bezeichnet die Meurtheqnelle; als höchster Gipfel aber erhebt sich westlich von Gebweiler der Sulzer Belcheu (1452 m), während dicht über Barr der St. Odilienberg (820 m) einen nördlichen Endpunkt des Kammes bezeichnet. Schwierig sind die Übergänge über diesen Hauptkamm, doch öffnen sich zahlreiche, wohlangebaute und gewerbsleißige Guerthüler nach dem Rheine hin, von denen das Breuschthal au dem Mont Donon (1013 m) den Paßweg nach St. Die an der Menrthe bezeichnet. Weiter nördlich liegt die Hauptstraße, welche von Straß- burg nach Zabern und dann, 420 in hoch, über Pfalzburg nach Lüneville an der Meurthe führt. Südlich davon läuft jetzt der Rhein-Marne-Kanal und die nach Paris führende Eisenbahn. § 9. Das rheinisch-westfälische Schieferplateau. Mit der Gestalt eiues unregelmäßigen Trapezes scheidet sich nach Form und Bestandteilen das rheinisch-westfälische Schieferplateau höchst scharf von seiner Umgebung ab. Die kürzere seiner parallelen Seiten liegt gegen Süd- osteu, die längere gegen Nordwesten; im Nordosten hat es eine kurze Verbiu- duug mit dem Teutoburger Walde, im Südwesten ziehen sich niedrige Plateau- züge zwischen Mosel und Rhein und Mosel und Maas von ihm südwärts weiter. Im Westen schneidet die Kölner Tieflandsbucht ziemlich tief in das Plateau ein, während dieses gegen Nordosten weit in das nördliche Tiefland hinausragt. Auf der Südwestseite (zwischen Saarbrücken und Mezieres) dringt das lothringische Triasgebiet (bei Luxemburg, Diekirch, Bittburg) tief in das Schieferplateau ein. Innerhalb des Plateaus wechseln ältere und jüngere devonische und verwandte siln- rische Schichten in regelmäßigen Streifen miteinander ab, nach allen Seiten hin aber wird dasselbe von Steinkohlengebirgen begrenzt, und zwar laufen dieselben im Nordwesten von Valeneiennes über Aachen nach dem Rheine zu, im Norden von Duisburg über Tortmund bis Marsberg, längs des Ostrandes von Marsberg bis Gießen, und endlich im Südosten von Forbach über Saarbrücken bis gegen Kreuz- nach hin. Diese Steinkohlengebirge sind fast sämtlich von großem Kohlenreichtum, nur die Gebirgspartien an der Ostseite zeigen sich absolut kohlenleer. Fast überall zeigt sich das Schieferplateau sanft wellig, nur hin und wieder haben einseitige Erhebungen der Schichten stattgesuudeu oder es siud durch eruptive Gesteinsmassen ans demselben eigentümlich gestaltete Tafel- oder Kegelberge aufgerichtet worden. Durchschnittlich beträgt die Höhe des Gebietes 400—500 m; die höchsten Gipfel bleiben noch uuter 900 in. Das eigentliche Plateau ist eintönig, fein Klima rauh, doch briugen die herrschenden West- und Nordwestwinde viel Feuchtigkeit herbei, weshalb hier Wald- und Weidebodeu vorherrscht, dagegen Getreideland zurücktritt. Die Be- völkeruug ist spärlich. Die Flußthäler, welche meist tiese Einschnitte mit Felsenrändern und daher romantische Landschaften bilden, sind industriereich, stark bevölkert und mit Obst- und Weiupflauzuugeu geschmückt.

5. Das Deutsche Reich - S. 648

1900 - Leipzig : Spamer
648 Drittes Kapitel. säure; wozu noch in geringeren Mengen Kupfer-, Silber-, Mangan-, Kobalt-und Wis- muterze traten. Außerdem kommen Marmor, Gips, Porzellanerde und Graphit vor. Reich ist das Land an Mineralquellen; die bedeutendsten derselben sind die Thermen in Baden und Badenweiler, die Eisen- und Stahlquellen zu Antogast, Griesbach, Peters- thal und Rippoldsan, sowie die Schwefelquellen zu Langenbrücken und Freiersbach. Der Handel wird durch die schiffbaren Gewässer in hohem Maße be- günstigt; namentlich ist der Zwischenhandel bedeutend. Seewärts nimmt der Handel naturgemäß seinen Weg nach den an den Rheinmündungen gelegenen holländischen Häfen; die wichtigste Handelsstadt des Landes ist Mannheim. Im Jahre 1888 kamen an in Mannheim zu Thal 951 beladene und 149 uu- beladene Frachtschiffe mit 29800 Tonnen Ladung, dagegen zu Berg 3650 beladene und 545 unbeladene Schiffe mit 1553 700 Tonnen Ladung. Hieraus ergibt sich, daß der Rheinverkehr hauptsächlich nur rheiuabwärts bis Mannheim geht. Andre Han- delsplätze Badens sind Konstanz, Lahr, Pforzheim, Freiburg und Wertheim, wozu neuerdings auch Maxau als Rheinhafen für Karlsruhe tritt. Ausgeführt werden aus Baden besonders Getreide, Hanf, Wein, Hopfen, Tabak, Schlachtvieh, Bauholz, Bijouterien, Glas, Uhren, Papier, Strohgeflechte, Maschinen, Rübenzucker, Wollen- und Baumwollenwaren; die Einfuhr hingegen erstreckt sich auf Kolonialwaren, Süd- früchte, Pferde, Metalle, Seide und Seidenstoffe, Petroleum, Baumwolle, feine Tücher, Weine und Steinkohlen. — Auf dem Bodenfee laufen außer einer Anzahl von Segelschiffen 10 badische Dampfschiffe. — Für den Geldverkehr sorgen außer zahlreichen Vorschußvereinen. Kreditbanken und Sparkassen eine Reichsbankhauptftelle (in Mannheim) mehrere Reichsbankstellen und Reichsbanknebenftellen, sowie folgende größere Institute: die Badische Bank, die Rheinische Kreditbank, die Rheinische Hypothekenbank und die Deutsche Unionsbank in Mannheim, der Pforzheimer Bankverein und die Kreis-Hypothekenbank in Lörrach. Für Verkehrswege ist trefflich gesorgt. Abgesehen von den erwähnten trefflichen Wasserwegen finden sich zahlreiche treffliche Landstraßen sowie ein starkverzweigtes und gut verwaltetes Eisenbahn- und Telegraphennetz vor. Die das Land durchschneidenden Staatsstraßen haben eine Länge von etwa 3700 km, wozu noch an chanssierten Gemeindewegen 6000 km kommen. Die Eisen- bahnen hatten 1888/89 eine Länge, von 1402 km, von denen nur 34,8 km Privat-, die ganze übrige Strecke Staatsbahnen waren. Die Hauptbahnen führen von Norden nach Süden und von Basel ostwärts nach Konstanz. Hierzu kommen mehrere wichtige Bahnen, welche das Land in der Richtung von Westen nach Osten, bezüglich Nordwesten nach Südosten durchqueren; von denselben ist die Bahn, welche von Offenburg über Hausach, Triberg, Villingen nach Donaueschingen und von hier nach dem Bodensee geht, am wichtigsten; sie durchquert den Schwarzwald an interessanten Punkten. Andre wichtige Bahnen führen von Maxan-Karlsruhe über Durlach nach der Enz (Pforzheim), von Germersheim über Bruchsal zum Neckar, von Mannheim über Heidelberg, Mosbach und Königshofen nach Würzburg. Die wichtigsten Eisen- bahnknotenpnnkte sind Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Offenburg, Freiburg, Bruchsal. — Das Postwesen war bis 1811 in den Händen des Fürsten von Thurn und Taxis, dann ging es in die Verwaltung des Landes über und wurde 1871 Reichs- augelegenheit. Es bestehen jetzt Oberpostdirektionen in Karlsruhe und Konstanz. Nach der Verfassungsurkunde vom 22. August 1818 ist Baden eine erb- liche konstitutionelle Monarchie. Die Ständeversammlung, welche alle zwei Jahre zu einer ordentlichen Sitzung berufen wird, zerfällt in zwei Kammern. Die erste Kammer besteht aus den großherzoglicheu Prinzen, den Häuptern der staudesherrlichen Familien, dem katholischen Landesbischos, einem evan- gelischen Prälaten, acht vom Großherzog aus allen Ständen zu berufenden Mitgliedern, acht auf acht Jahre zu erwählenden Abgeordneten des gruudherr- lichen Adels (der ehemaligen Reichsritterschaft) und zwei Abgeordneten der Landesuniversitäten. Die zweite Kammer besteht ans 63 Abgeordneten, nämlich

6. Das Deutsche Reich - S. 18

1900 - Leipzig : Spamer
18 Zweites Kapitel. Zur Rheinebene hin hat der Verkehr den Weg durch das sehr zugängliche Trias- gebiet des Neckarberglandes bevorzugt (durchschnittlich 300 m hoch), namentlich durch das Enzthal (über Pforzheim). 2) Die etsaß-lothringische Trias breitet sich am Westfuße des Wasgeu- Waldes, von Reimersberg (Remiremcmt) nordwärts über Epinal, Lünstedt (Lüneville) an der Mosel entlang in der lothringischen Hochebene ans, wo Nanzig (Nancy) den Mittelpunkt eines Beckens darstellt, nordwärts schließt sich an dieses Gebiet das der Saar an, welches zum Mittelpunkte die durch Kohlenreichtum ausgezeichnete Gegend von Saarbrücken hat; auch der Thal- rand des Rheines zwischen Türkheim und Molsheim gehört hierher. Jenseit der Passage von Zabern setzt sich das Triasgebiet nach der Nahemündung zu gegen Norden hin fort. Hier aber erheben sich über deren etwas höher steigendes Plateau zahlreiche Bergköpfe aus Granit, Porphyr und Melaphyr und bilden die Gruppen der Haardt (680 m) und des Donnersberges (689 m); westwärts aber geht dieses Triasgebiet in das Pfälzische Kohlengebirge über, welches sich an das Saarbecken anschließt. Weiureiche Thäler mit Bur- gen und Klosterruinen und steiler Abfall zum Rhein zeichnen dieses Gebiet ans. Auf der lothringischen Hochebene haben sich die Flüsse ziemlich tief eingegraben und nehmen nordwärts ihren Lauf; hier ist besonders die Mosel für uns von Be- deutung, welche im Südosten des Wasgenwaldes entspringt. Besonders wichtig ist an dem Flusse die Thalweitung von Metz. Dadurch, daß hier die Straßen von Mannheim, Mainz, Koblenz und Trier sowie von Luxemburg zusammentreffen, er- gibt sich die hohe Bedeutung dieser Stadt, die daher schon früh zu einem Waffen- platze ersten Ranges gemacht worden ist. Durch seinen Steinkohlenreichtum ist das Saarbecken zu einem sehr wichtigen Landstriche geworden. Die Elsasser Trias, zwischen Molsheim und Türkheim, wird durch die weiureiche, stark bevölkerte und wohl augebaute Gegend an den Ostabhängen des Wasgenwaldes bezeichnet; hier liegt unter anderm das bekannte Rappoltsweiler. 3) Die fränkische Trias reicht von dem nordöstlichen Teile des deutschen Jurazuges nordwärts bis an den Thüringer Wald und wird hauptsächlich vom Main, der Rednitz, der fränkischen Saale und der Werra durchzogen. In diesem ziemlich ausgedehnten Gebiete finden sich einzelne Erhebungen von mäßiger Höhe; die meisten derselben überragen ihre Umgegend nur um 100 bis 200 m. Zu nennen ist hier der Steigerwald (511 in), welcher die Ost- feite des Maindreiecks einfaßt und gegen Norden hin in den Haßbergen, gegen Süden hin in der jrrailhnchiche (549 m) seine Fortsetzung hat; auch die int Westen des betreffenden Gebietes auftretende Zone des bnuteu Sand- steins, welcher der östliche Teil des Odenwaldts und der Speisart angehören, ist hierher zu rechnen. Die Frankenhöhe stellt eine abgerundete Bodenanschwellung ohne eigentliche Kettenbildung dar, welche sich sanft gegen Osten hin senkt, so daß ihre Gewässer meist von der Rednitz gesammelt werden und nur die Wöruitz und Altmühl, welche gleichfalls von ihr herkommen, zur Donau laufen; auf der Westseite dieses wasser- scheidenden Zuges entspringt die Tauber, welche in den Main mündet. Die Rednitz, deren Hauptquellfluß, die fränkische Rezat, gleichfalls von der Frankenhöhe kommt, biegt am Fuße des Jura gegen Norden um und verfolgt diese Richtung bis zu ihrer Mündung. Im Mittelpunkte dieses Flußthales liegt Nürnberg, das infolge seiner günstigen Lage zwischen Main und Donau früh zu einem Hauptplatze des Handels und der Industrie emporwuchs. In der Nähe der Rednitzmüuduug liegt Bamberg als Mittelpunkt einer höchst fruchtbaren Niederung, welche früher einen See gebildet hat. Das Thal des Mains ist in das fränkische Triasgebiet etwa

7. Bilder vom Niederrhein - S. 55

1882 - Leipzig : Spamer
Köln zur Zeit der Römer. 55 Ubiorum gründeten (37 v. Chr.). Das Gebiet zu dieser Niederlassung war ihnen von Agrippa eingeräumt worden. Sie hatte nach dem Schema eines richtigen römischen Lagers die Gestalt eines regelmüßigen Vierecks mit vier Hauptthoren, nämlich dem hinteren Thore, porta decumana, an der Rheinüberfahrt, dem vorderen Thore, porta praetoria, im Westen, und den beiden Seitenthoren, rechts der porta prin- cipalis dextra im Norden und links der porta principalis sin istra im Süden. Mitten durch zog sich die Hauptlagerstraße via principalis, die heutige Hoch- straße, von Süden nach Norden. Das Ganze war nur mit Erdwällen ein- geschlossen. Von der ara Ubiorum, dem Nationalheiligthum dieses Volkes, hören wir aus den Befreiungskämpfen der alten Deutschen gegen die Pömer; denn der Cheruskerfürst Sigmund soll, wie wir bereits im vorigen Kapitel erwähnt, hier den Opferdienst versehen, aber ans die Kunde von der Erhebung seines Volkes sein Priestergewand zerrissen haben und zu Hermann in den Teuto- burger Wald geeilt sein. Im Jahre 50 n. Chr. führte Agrippina, die Gemahlin des Kaisers Claudius, eine Tochter des Germanicus, die bekanntlich zu Köln geboren ward, eine Veteranenkolonie dahin, vergrößerte und erweiterte die Stadt, und so entstand die mit Festnngsmauern und Thoren stark befestigte Colonia Agrippinensis. Daß nach den benachbarten Kastellen Heerstraßen liefen, ebenso Wasserleitungen zur Stadt führten, läßt sich noch deutlich verfolgen, sowie sich die Umrisse des alten Colonia noch genau nachweisen lassen. Bei Kanal- bauten im August 1880 stieß man vor der Ostfronte des sogenannten Gürze- nich 1 Meter unter dem Straßenpflaster auf die alte römische Umsassuugsmaner an der Rheinseite; sie läuft parallel mit der Ostfronte des Gürzenich und ging bis zu dem einen der fünf Thore, der porta Nartis, Marspforte, zwischen Mar- tinsstraße und Judengasse und weiter östlich bis vor den Dom. Jetzt stehen Gebäude zun: Theil auf der Ufermauer, wie der Thurm der früheren Kirche „Klein St. Martin" und die Häuserfronten an der Ostseite der Martinsstraße. Auch sonst lassen sich die Spuren dieser alten römischen Stadtmauer noch sehr wohl verfolgen, so an der Burgmauer, wo ein früherer Thurm jetzt als Wohnung dient, hinter dem Zeughaus, am Römerthurm und in den Gärten hinter der Apernstraße, in der Gertrudenstraße, an der alten Mauer am Bach, und auch an der nördlichen Seite des Mühlenbaches sollen die Häuser auf den Funda- menten der alten Römermauer stehen. Das Baumaterial selbst bestand zumeist aus Tust-, Lava- und Basaltsteinen, Kalk, Granwacke, Sandstein n. s. w., wie sie die benachbarte Eifel lieferte. Merkwürdig ist auch, daß auf dem Terrain des alten Stadtgrabens sich einige der breitesten Straßen Kölns hinziehen, auf deuen sich jetzt besonders die Pserdebahnlinie, wenigstens im Süden, Westen und Norden der Stadt, bewegt. Nicht so genau läßt sich die Grenze des alten Köln an der Rheinseite nach- weisen, da hier früher mehrere Inseln gelegen haben, wie südöstlich die Rheinau. Der jetzige Heumarkt und Altenmarkt bildeten, wie man weiß, früher einen Rheinarm, und der Strom selbst floß zu Römerzeiten an dem hochgelegenen Ufer vorbei in der Nähe der Kirche Maria am Kapitol. Die Straße Ober- marspforten zeigt in ihrer Senkung noch deutlich den Weg zum alten Rhein- ufer. Außer der schon genannten porta Martis hatte die alte Römerstadt noch folgende vier Thore: die porta Jovis, Hochpforte, die porta Graecorum,

8. Bilder vom Niederrhein - S. 57

1882 - Leipzig : Spamer
Köln zur Zeit der Römer. 57 denen des Deutzer Kastells zum Bau der Pantaleonskirche verwandt haben. Später habe der Kaiser Otto das Deutzer Kastell wieder notdürftig restaurireu lassen. Manche nehmen an, die Brücke Konstantins habe in der Gegend des heutigen Bayeuthurms gestanden, indessen ist dies wol irrig, und der daselbst angenommene Brückenbogen führte wol zu einem mittelalterlichen Zollhause. Von römischen Daten ist noch nachzuholen, daß im Jahre 70 n.chr. der römische Statthalter am Niederrhein, Vitellius, in Köln von seinen Truppen zum römischen Kaiser ausgerufen ward und nach Rom eilte, um dort seinen Einzug zu halten. Wie er in Schwelgerei und Schlemmerei versank, ist bekannt. Kirche St. Gereon. Auch der Kaiser Trajau ward als solcher zuerst in Köln (98 n. Chr.) proklamirt. Von dem Luxus aus der Römerzeit geben viele Gräberfunde Kunde, wie das Grab in dem Dorfe Wieden mit einem Marmorsarkophag, zwei Sesseln, mehreren Büsten u. dgl. Unter der Regierung Konstantias des Großen (306—337) soll seine Mutter, die heilige Helena, in Köln gewesen sein und die Gereonskirche an der Stelle gegründet haben, wo der Sage nach der heilige Gereon mit dem Rest der thebäischen Legion unter Diocletian (287) bei der Christen- Verfolgung den Märtyrertod erlitt. Noch heute erinnert das „Martinsfeld", eigentlich „Marthrsfeld", an diese Verfolgungen. Die jetzige Gereouskirche

9. Bilder vom Niederrhein - S. 92

1882 - Leipzig : Spamer
92 Köln, die Königin des Niederrheins. in Deutz an. Dahin verbrachten denn auch die Kölner Juden später ihre Ver- storbeneu, bis er sich endlich als zu klein erwies, zumal ein Theil zu Befestigungs- werken verwandt wurde. Da tauchte einmal sogar der gewiß tolerante Vorschlag auf, einen Theil des allgemeinen christlichen Friedhofs auch den Juden einzu- räumen. Indessen damit vertrug sich der jüdische Kultus nicht, der keinerlei Wechsel an seinen Begräbnißstätten duldet, und so erhielten die Israeliten, wie ihre Glaubensgenossen in Mainz, einen eigenen Friedhos. Märkte und Mätze>. Mauern und Wore Kölns. Bei einer Wan- deruug durch das Innere Kölns verweilen wir vorzugsweise bei deu merkwür- digeu Straßen und Plätzen, an die sich irgend welche historische oder Erinnerung der Sage knüpft. Da ist denn vor allen Dingen der mit Linden bepflanzte Neumarkt zu nennen, welcher früher ein Wein- und Gemüsegarten war, jetzt aber zur Promenade und zum Wachtparadeplatz dieut. Hier ward eiust ein des Diebstahls angeklagtes Mädchen, Namens Marie, trotz der Bethenernng ihrer Unschuld, hingerichtet. Nach ihrem Tode fand man beim Einsturz eines Hauses die vermißten Kostbarkeiten und daneben den richtigen Dieb, einen Raben, erschlagen. Zum Andenken daran bewahrte man lange an dem betreffenden Hause einen eisernen Vogelkorb, dariu ein gegossener Rabe saß. Wir wenden uns sodann zu dem vom Rathhausthnrme überragten, mit Akazien bepflanzten Altmarkt, welcher zu deu Wochenniärkten, Dienstags und Freitags, und zum täglichen Gemüsemarkt dient. Noch sind aus alter Zeit einige merkwürdige Giebelhäuser übrig, und von der Rückseite gewahrt man das Rathhaus und im Hintergrunde den Dom. Hier soll einst Psalzgras Philipp den König Maximilian, Kaiser Friedrich's Iii. Sohn, beim Turnier aus dem Sattel gehoben haben. Der Heumarkt, früher eiue von einem Rheinarm umschlossene Insel, ist reich an historischen Erinnerungen. So hielt n. A. hier der Kaiser Maximilian 1505 ein glänzendes Ritterspiel ab, über welches viel berichtet wurde. Auf dem kleinen Gülichsplatz stand das Haus des 1686 zu Mülheim hingerichteten Bandkrämers Gülich zur Zeit der letzten Kämpfe zwischen Adel und Bürgerschaft Kölns. An die Stelle des abgerissenen Hauses setzte man eine Schandsäule mit seinem in Erz gegossenen Haupte, welches später, als dieselbe in der Revolution gestürzt wurde, als Märtyrersymbol umhergetragen und nach Bonn geschickt wurde. In der Straße „an der weißen Frau" spukt die betrügerische Bäckers- srau, welche in Gestalt einer Katze den Teig verkleinerte, bis ihr der Mann die Pfote abhackte. Die Ueberreste der alten Ringmauer Kölns mit ihren breiten Gräben lassen noch die Großartigkeit dieses Bauwerks erkennen. Sie soll 80 Wartthürme und 20 Thore gehabt haben; von letzteren sind noch zu sehen z. B. das Eigel- stein- und Severinsthor sowie das Weger- und Pfasseuthor. Am Pfaffenthor sollen die Domherren erhängt worden sein, welche den wackern Bürger- meister Gryn in einen Löwenzwinger stießen; doch der mnthige Mann bezwang den Leu, wie weiland Simson. Manche Alterthumsforscher leiten jedoch den Namen der Pfaffenpforte, welche am Ausgang der Straße „Unter Fettenhennen" nach der Trankgasse gezeigt wird und die sich auch auf die Begebenheit beziehen

10. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 233

1881 - Leipzig : Spamer
Aus dem Wege von Montjoie nach Malmedy. 233 als Karl's Statue bei der Geburt des Königs von Rom herum getragen wurde, hob die Aachener Industrie nach Möglichkeit. Als später die Rheinlande der preußischen Krone zufielen. tras die Industrie Aachens und der Grenzstädte Anfangs ein empfindlicher Schlag. An der Grenze versperrten fast unübersteigliche Zollschranken die Wege nach den ebengenannten Aussuhrgebieten, und die seit Dezennien so einträglich gewesene Kundschaft ging verloren. Im Inlande des Deutschen Bundes wechselten die Farben der Barriere- bäume allerorten, und jede andere Grenzfarbe setzte auch wieder eine eigene Zollausgabe voraus. Bei dem Uebergang über die Elbe, also im Innern Preußens, mußten Aachens Tuchwaaren 8 V3 Prozent Zoll tragen. Allerdings besserte sich das allmählich, bis zuletzt ein reinigender Nordwind daherbrauste, der die meisten der verschiedenartig gefärbten Barrierebäume mit Stumpf und Stiel aus der Erde riß und sie in Vergessenheit schlenderte. Die Industrie blühte neu auf, und 1872, allerdings in der Glanzperiode, führte Aachen allein für 2,700,000 Thäler Wollentuche, für 1,189,000 Thaler Zink und Blei und für 69,476 Thaler Stecknadeln nach Nordamerika aus. Au diesen Zahlen zeigt sich so recht der Fortschritt unserer heutigen Mechanik und die Riesenkraft der Dampfmaschine. Doch auch jeder Kolbenstoß der letzteren drückt die frühere Selbständigkeit des goldenen Mittelstandes ent- weder nach oben oder nach unten. Der kleine Arbeiter auf eigenem Fuße hat bald aufgehört zu existireu. Die intelligente Denkkraft steigt in das technische Bureau oder fetzt sich auf den Korrespondentenschemel, von da schreitet sie in den Phaeton und fährt auf Goldbeuteln in die obersten Schichten der Gesellschaft. Die bloße Arbeitskraft zieht die Bluse an, und auf Befehl der Arbeitsglocke, schreitet diese in den Arbeitssaal und mechanisch wie der Apparat, den sie dort bedient, wird ihr Denken und Empfinden. O James Watt, deine Theekesselgedanken haben die Welt mit eisernen Verbrüderungsringen umspannt, auf denen Nord und Süd, Ost und West auf den Fittichen des Dampfes einander zufliegen, aber ihr Herz haben sie in zwei Theile gespalten. Wol sieht das Auge der Wirthschasts- lehre sich diese Kluft immer mehr erweitern und auf der einen Seite das Kapital und auf der andern Seite die Masse des Proletariats ansammeln, das mit geballter Faust zu dem mächtigen, obgleich brotspendenden Gegner hinüber- sieht. Die Wissenschaft und der Erfindungsgeist gehen ebenfalls mit besorgtem Auge auf die Suche nach kleineren, billigen Motoren, um dem Kleingewerbe seine Selbständigkeit zu erhalten und dort, wo sie schon verloren gegangen, dem Dampfgiganten wieder streitig zu machen. Doch horch! „Schier dreißig Jahre bist du alt" klingt das Posthorn in unsere sozialpolitische Reflexion hinein. Die Post nach Montjoie und Malmedy! Ach ja. auch die alte Posthornpoesie haben James Watt's Theekesselgedanken in unbewohnte Torsmoore verbannt, wohin sich der Eilslug des heutigen Realismus nicht lohnt. Gern stiegen wir ein, doch die Staatsstraße von Eupen über Montjoie nach Malmedy führt mit 21/2 Meilen Umweg um die hohe Venn herum, welche wir auf direkterem Wege überschreiten wollen. Durch den Hertogenwald Limburgs, der Heimat des Käses „saus peur et saus gene", führt von Eupen bis Malmedy über das Hochplateau der hohen Venn eine gut angelegte Bezirksstraße; diese befahren wir in einem mit zwei kräftigen Rappen bespannten Gefährt. Ein ziemlich derber Malmedyer Wallone bittet,
   bis 10 von 22 weiter»  »»
22 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 22 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 3
4 1
5 2
6 0
7 5
8 9
9 3
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 10
19 1
20 1
21 0
22 0
23 0
24 2
25 0
26 0
27 0
28 0
29 5
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 0
36 3
37 2
38 2
39 4
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 2
46 2
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 11
1 42
2 0
3 29
4 55
5 94
6 95
7 4
8 9
9 13
10 54
11 23
12 48
13 28
14 0
15 13
16 66
17 74
18 22
19 17
20 5
21 92
22 7
23 20
24 29
25 5
26 3
27 2
28 66
29 3
30 1
31 0
32 10
33 2
34 8
35 30
36 128
37 26
38 13
39 40
40 40
41 13
42 23
43 15
44 11
45 49
46 25
47 6
48 35
49 97
50 20
51 2
52 16
53 1
54 83
55 0
56 2
57 29
58 7
59 6
60 6
61 15
62 5
63 1
64 36
65 2
66 4
67 4
68 17
69 14
70 157
71 13
72 56
73 18
74 3
75 35
76 104
77 111
78 7
79 18
80 22
81 1
82 28
83 3
84 17
85 10
86 6
87 51
88 2
89 1
90 6
91 45
92 213
93 18
94 93
95 14
96 1
97 7
98 29
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 28
1 18
2 4
3 2
4 1
5 1
6 23
7 0
8 0
9 5
10 6
11 31
12 13
13 2
14 7
15 0
16 2
17 3
18 1
19 11
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 43
26 4
27 0
28 4
29 1
30 4
31 1
32 1
33 6
34 8
35 0
36 132
37 0
38 2
39 6
40 1
41 7
42 2
43 3
44 3
45 0
46 0
47 7
48 0
49 2
50 6
51 15
52 16
53 4
54 4
55 4
56 13
57 0
58 2
59 10
60 0
61 2
62 2
63 1
64 1
65 1
66 30
67 2
68 6
69 1
70 1
71 1
72 12
73 7
74 2
75 4
76 0
77 0
78 10
79 3
80 8
81 97
82 5
83 3
84 1
85 0
86 0
87 0
88 0
89 6
90 5
91 19
92 0
93 9
94 27
95 10
96 53
97 16
98 2
99 3
100 8
101 1
102 13
103 3
104 0
105 60
106 4
107 6
108 0
109 0
110 2
111 1
112 2
113 2
114 5
115 7
116 1
117 0
118 12
119 21
120 1
121 4
122 10
123 1
124 3
125 2
126 4
127 14
128 0
129 6
130 1
131 11
132 2
133 19
134 0
135 0
136 27
137 3
138 0
139 19
140 17
141 10
142 44
143 6
144 54
145 5
146 0
147 3
148 3
149 0
150 2
151 3
152 0
153 0
154 5
155 5
156 2
157 1
158 1
159 4
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 6
166 4
167 4
168 0
169 6
170 0
171 4
172 15
173 15
174 0
175 8
176 2
177 5
178 0
179 1
180 0
181 2
182 9
183 17
184 0
185 0
186 0
187 3
188 16
189 0
190 0
191 9
192 8
193 1
194 2
195 0
196 8
197 0
198 1
199 13