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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 398

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
398 Nägeln über und über gespickt sind. Kein Schmerzenslaut entringt sich den Verzückten. Weltentrückt! Nur dem Gedanken des Jenseits lebend! 6. Wir fahren mit unserer Barke ein wenig weiter und legen vor dem Totenplatze mit dem Scheiterhaufen an. Wenige Schritte entfernt war soeben am Ufer eine Leiche hingelegt worden, die Füße im Wasser, der Oberkörper auf den Rücken liegend außerhalb des Wassers. So bleibt die Leiche eine geraume Zeit liegen, währenddem ein Scheiterhaufen er- richtet wird. Inzwischen kamen am Ghckt hinab noch zwei andere Züge, auch diese legten die Leichen, männliche oder weibliche, gleichviel, in gleicher Weise neben die bereits daliegende. Die Angehörigen, die das notwendige Holz selbst mitbringen, bleiben etwas oberhalb zurück. Traurigkeit und Anteilnahme bemerkt man kaum, hier hat nur die Seele ihren Wert, nicht ihre Gestaltung; die irdischen Reste werden sofort nach dem Tode dem heiligen Strome überwiesen. Der eine Scheiterhaufen ist fertig, an zwei anderen wird gebaut. Sechs Männer der untersten Kaste holen den auf eine Art Tragbahre aus Bambus gebundenen Leichnam aus dem Flusse; einer der Träger schöpft mit der Hand Wasser und flößt es dem Verstorbenen als letzte Zehrung in den Mund. Dann wird die Leiche auf den Scheiterhaufen gelegt, dieser angezündet, und der Verbrennungsprozeß abgewartet. Ist dieser be- endet, so wird die Asche dem heiligen Wasser des Ganges überantwortet, auf daß der Leib im Weltmeere vergehe, derweilen die Seele aufsteigt, um in der allumfassenden Weltenseele aufzugehen. 7. Der Vorgang der letzten Waschung im Ganges und des Ver- brennens ist jeder pietätvollen Totenverehrung bar. Wer einmal dem Vor- gänge zugeschaut, wird kaum Verlangen nach einem zweiten Male tragen. Aber das Widerwärtige dieses Anblicks ist doch nichts im Vergleiche mit dem, daß in unmittelbarer Nähe der mit halbem Leibe im Wasser liegen- den Leichen, dort wo zahllose Andächtige ihre Waschungen vollführen und ihre vielleicht von ansteckenden, ekelerregenden Krankheiten behafteten Leiber im heiligen Gangeswasser baden, ebenso zahlreiche andere Gläubige das heilige Wasser trinken, es in Gesäße schöpfen und es heimwärts bringen, oft auf Hunderte von Meilen Entfernung, um während der Dauer eines ganzen Jahres an besonderen festlichen Tagen mit allen Gliedern ihrer Familie sich davon die Lippen zu netzen. Ist es da ein Wunder, daß Pest und Cholera jahraus, jahrein Tausende von Opfern fordern! Julius Meurer. 238. Die Japaner und ihr Land. 1. Als ich in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das Glück hatte, Japan zu besuchen und beinahe ein Jahr daselbst zu ver- weilen, da klang das Wort Japan noch märchenhaft, orientalisch fremd

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 400

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
400 der Reis immer gut gerät. Er pflegt und düngt und bewässert ihn aber auch mit großartigem Fleiß, mit gewissenhaftester Sorgfalt und nach allen Regeln der Landwirtschaft. Fleisch darf er eigentlich gar nicht essen, wenigstens nicht, wenn er Buddhist ist, und das sind immerhin die meisten. Der glaubt an Seelenwanderung. Wenn er also irgend ein Tier tötet, so muß er immer denken, daß er die Seele seiner Großmutter oder seines Urgroßvaters, die in dem Tiere gewohnt haben könnte, obdachlos macht. — Japanische Arbeiter habe ich kaum etwas anderes essen sehen als ihre Schüssel Reis. Einst machte ich mit einigen deutschen Damen und Herren einen Ausflug nach den berühmten Stromschnellen von Araschiyama. Stundenlang trabte der Jinrickschakuli, der mich fuhr, in seiner Schere. Als wir an- kamen, Pakten die Damen ihre Körbe aus, und wir aßen Fleisch, Wurst, Käse, Eier, Butterbrot, wir, die wir im Wagen gesessen hatten, aber die den Wagen gezogen hatten, kochten sich eine Schüssel Reis und trabten dann, neu gestärkt, den Weg wieder zurück, zwar magere, aber sehnige, kräftige Gestalten. Schon damals dachte ich, wenn so ein Mann mit seinen braunen, muskulösen Beinen vor mir herlief, daß so einer einen guten Soldaten abgeben müsse. Es ist ja auch klar, daß ein so leicht sich ernährender Mann sich trefflich zum Feldsoldaten eignet. Im Felde ist ja die Ernährungsfrage so überaus wichtig. Auch der tapferste Soldat ist nur ein halber Held, wenn er nur halb satt zu essen bekommen hat. Da der Japaner mit Reis zufrieden ist, Reis und Tee, so hat es die Verpflegungsbehörde leicht, ihn satt zu machen. Wie einfach ist anch der Reis zuzubereiten, wie einfach zu essen! Ein Messer ist unnötig, eine Gabel ebenfalls. Zwei dünne Holzstäbchen, ähnlich den hölzernen Wollstricknadeln, genügen. Es muß freilich das Essen mit ihnen gelernt sein. Es ist zwar nicht so schwer, wie man denken sollte, aber auch nicht so. einfach, wie es ans den ersten Blick aussieht. Auch hier macht nur Übung den Meister. Wir hatten acht japanische Seeoffiziere zur Ausbildung an Bord gehabt, daher hatte uns der Mikado (Kaiser) zu einem feierlichen Essen eingeladen. Das war damals eine große Seltenheit und hohe Auszeichnung. Wenn wir aber von dem Reis uns mit Hilfe der Stäbchen hätten sättigen müssen, dann wäre Schmalhans Küchenmeister gewesen. Ich erinnere mich noch deutlich des halb unterdrückten, verwunderten Lächelns der Dienerinnen, die nicht begreifen konnten, wie ungeschickt wir uns mit den Stäbchen anstellten. Zum Glück hatte aber der Mikado ein Einsehen gehabt und uns vorher ein glänzendes Essen nach europäischer Art anrichten lassen. Das japanische kam nur der Wissenschaft wegen. 4. Sehr anspruchslos sind auch die Japaner in bezug auf die Wohnung. Die Häuser sind meistens nur aus Holz und Papier; sie brennen leicht ab, sind aber auch bald wieder aufgebaut. Eines Tages brannte es in Tokio. Wie gewöhnlich brannten etliche tausend Häuser ab.

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 337

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
337 werden. Das ängstliche Gefühl des Neulings ist bald überwunden, und schnell und sicher geht die Fahrt „bergetief" hinab. Aber haben wir unten eine fürchterliche Finsternis erwartet, die nur von dem Lämpchen des Bergmanns matt erhellt wird, so sind wir angenehm enttäuscht, denn unten erstrahlt alles im elektrischen Licht. Auf breiten Hellen Gängen laufen die kleinen Grubenwagen, die das Salz zur Förderstelle schaffen. Von den Hauptgängen zweigen sich andere ab, und bald besindet man sich in einem Gewirr von Salzstraßen. Zwischen ihnen hat man überall Salzpfeiler stehen lassen, um die Decke zu stützen; ja die Behörde schreibt jetzt vor, daß die Hohlräume wieder ausgefüllt werden, damit nicht Erd- senkungen und Einstürze erfolgen, wie das in Staßfurt geschehen ist. Das Lossprengen des Salzes geschieht durch Sprengpulver und Dynamit, mit Hilfe der elektrisch betriebenen Bohrmaschinen. Die Elektrizität spielt im Bergbau überhaupt eine große Rolle, da sie über Tage erzeugt wird und sich überall leicht hinleiten läßt. In Salzdetfurth wird nur die Förderung im Schacht mit Dampf betrieben. Sind die Salze losgesprengt, so regen sich auch schon viele Hände, um sie in Grubenwagen zu füllen und an den Schachtfüllort zu befördern. 7. Nun sind wir schon eine geraume Zeit unten in der Erde und wundern uns im stillen, daß uns die Luft, in der doch Hunderte von Menschen rührig arbeiten, gar nicht stickig und verdorben vorkommen will, auch nicht so heiß ist, wie man erwarten sollte. Woher kommt das? Denk' dir einen Mann, der eine lange Pfeife raucht! Jedesmal, wenn er saugt, steigt der Rauch unten aus dem Pseisenkopf durch das Rohr in den Mund; von außen aber dringt Luft in den Pseisenkopf, wie du leicht sehen kannst, wenn die Pfeife angezündet wird. Ähnlich ist es im Kali- schacht. Den hat man durch eine senkrechte, luftdichte Holzwand, den „Wetterscheider", in zwei ungleiche Teile geteilt. Der kleinere Teil ist das Pfeifenrohr. An demselben saugt oben jemand, versteht sich, kein Mensch, sondern eine große Maschine, die jede Sekunde große Mengen verdorbener Lust, die „schlechten Wetter", aus dem Bergwerk zieht. Sofort dringen durch den größeren Teil des Schachtes die „frischen Wetter" ein, und der Bergmann kann 700 m unter Tage in frischer Waldluft arbeiten; denn der Ingenieur weiß auch unten im Werk die Wetter so zu leiten, daß sie an alle Arbeitsstätten kommen. Sind zwei Schächte vorhanden, so ist die künstliche Bewetterung noch leichter. 8. Nachdem alles besichtigt ist, steigen wir wieder in ein Förder- korb, und aufwärts geht's, dem Sonnenlichte entgegen, das wir doch auf- atmend begrüßen. Wir treten nun in den Schachtturm und folgen dem Lauf der kleinen Grubenwagen, um zu seheu, was mit den geförderten Salzen geschieht. Auf einer Kettenbahn laufen sie geradeswegs in den oberen Stock einer vierstöckigen Rohsalzmühle. Hier wird das Salz ge- Kappey u. Koch. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. 22

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 407

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
407 schweigen. Manche werden wahnsinnig, weil das Blut nach dem Kopfe steigt und Gehirndruck verursacht. Kamele und Menschen erliegen der auszehrenden, ermattenden Glut, und die Überlebenden tötet der Durst auf qualvolle Weise, wenn ihr Kamel erlag und die Wasserschläuche ganz austrockneten. Wollten sie zu Fuß weiter, so erzeugt der glühende Sand schmerzhafte Brandwunden, einer läßt den andern hilflos in der allgemeinen Not, und die Kräftigen wehren dem Treiber, mit den kräftigen Kamelen zu entfliehen. Das Gepäck wird abgeladen, und wohl der Karawane, wenn jeder Reisende noch ein Kamel hat, das bis zum nächsten Brunnen aushält. Wer nicht folgen kann, bleibt verlassen in der Wüste zurück und stirbt eines elenden Todes. Der entseelte Körper dörrt zur Mumie ein, und später vorüberziehende Karawanen schütten Staub auf die feder- leichte, gebräunte Leiche, welche der Wind oft wieder aufdeckt, so daß Glieder aus dem Sande emporragen und zahlreiche Sandmumien die großen Karawanenstraßen wie Meilenzeiger bezeichnen.“ Julius Tischendorf. 240. Eine Ansiedelung im brasilianischen Urwalde. 1. In den südlichen Provinzen Brasiliens liegen mehrere blühende deutsche Kolonien, z. B. Joinville und Blumen au. Jährlich verlassen über 20 000 Deutsche ihr Vaterland, um sich hier im fernen Westen eine neue Heimat zu gründen. Die Regierung läßt längere Zeit vor der An- kunft neuer Kolonisten die bereits besiedelte Straße in den Urwald hinein verlängern. Man haut die Schlinggewächse und das Unterholz ab, fällt die im Wege stehenden Bäume und baut einfache Holzbrücken über die Bäche. Einen solchen Waldweg nennt man eine Pikade. Von diesem Hauptwege werden nach rechts und links im Abstande von etwa 130 Metern andere Pikaden geschlagen. Sie sind die Grenzen der einzelnen Grundstücke. 2. Nachdem der Ansiedler sich eine Fläche Landes erworben hat, ist es seine erste Arbeit, sich eine Hütte zu errichten. Seine Nachbarn pflegen ihn dabei mit Rat und Tat zu uuterstützen. Man rammt an den vier Ecken des Hausplatzes starke Pfähle ein, von denen die beiden hintern etwas kürzer sind als die vordern, und verbindet sie durch Querhölzer. Die Wände stellt man aus gespaltenen Stämmen der Palmite, einer schlanken Palme her, die man mit Cipo, einem Schlinggewächs, an den Querhölzern festbindet. Das Dach besteht aus Palmblättern, die mit Cipo an den Dachlatten befestigt sind. Vor dem Hause befindet sich ge- wöhnlich eine überdachte Veranda. Hier wird an offenem Fenster gekocht; hier hält man seine Mahlzeiten; hier empfängt man auch Besuche. In der Hütte selbst ist nur Raum für die Betten, die Kleider und die not- wendigsten Lebensmittel.

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 471

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
471 Pferde und Gepäck behalten. Damit war das Kurfürstentum ganz der Gnade des Feindes anheimgegeben. Nichts verpflichtete die Franzosen, das Land zu schonen, denn einen früheren Vertrag hatte Napoleon nicht anerkannt. 2. In den Gang der Verwaltung des Landes führte der General Mortier nur wenig Veränderungen ein, um das Gerichtswesen kümmerte er sich gar nicht. Das änderte sich auch nicht, als im Februar 1804 der Marschall Bernadotte, der spätere König von Schweden, den Oberbefehl erhielt. Es kam den französischen Machthabern in erster und letzter Linie darauf an, möglichst viel Vorteile aus den eroberten Ländern zu ziehen. Am weitesten in seinen Ansprüchen ging der General Mortier. Gleich nach seiner Ankunft forderte er eine Kriegs- steuer von 2 Millionen Mark von dem hannoverschen Lande, an- geblich, um sie zu Belohnungen für das Heer zu verwenden; sie war aber vorwiegend, vielleicht ausschließlich für seine eigene Tasche und die seiner nächsten Verwandten bestimmt. Damit war jedoch die Reihe der „Geschenke“, welche Mortier erhielt, noch nicht zu Ende. Von den Ständen des Landes bekam er eine „Gabe“ von 80 000 Mark. Bei anderer Gelegenheit erhielt er sechs Gedecke des feinsten Tisch- zeuges. Ein besonders beliebtes und begehrtes Geschenk waren Wagen und Pferde. Die ganze französische Generalität, Mortier an der Spitze, mußte damit versehen werden. Es kam sogar vor, daß fran- zösische Generale ein Pferd, welches ihnen aus irgend einem Grunde nicht gefiel, oder welches unbrauchbar geworden war, zurückschickten und sich ein neues, besseres ausbaten. Die Frau des berühmten französischen Ministers Talleyrand ließ eines Tages einem hannoverschen Rate mitteilen, die hannoverschen Abgesandten in Paris hätten ihr zu erkennen gegeben (was natürlich eine Lüge war), daß man in Hannover die Absicht hege, auch ihr ein Geschenk zu machen; sie würde aber höchstens einiges Tafelgerät annehmen. So erhielt sie ebenfalls sechs Gedecke feines Tischzeug. Der Schwager Mörders hatte gleich zu Anfang 15 000 Mark erhalten. Nicht lange danach wünschte er sich einen kostbaren Ring, den er im Schaufenster ge- sehen hatte, und aus Furcht vor seiner Rache wurde derselbe für 87 000 Mark gekauft und ihm zum Geschenk gemacht. Dem Mar- schall Bernadotte mußte ebenfalls ein Geschenk von 80 000 Mark gemacht werden, und diese Gabe wurde später noch zweimal wieder- holt. Im ganzen hatte das Land für solche Zwecke über 4 Millionen Mark auszubringen. Dazu kamen noch die oft beträchtlichen Ge- schenke, mit denen die einzelnen Städte und selbst Dörfer sich das Wohlwollen ihres französischen Befehlshabers erkaufen mußten. Von Osnabrück erhielt ein General allein 100 000 Mark.

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 475

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
475 Ich schreibe Ihnen dies, geliebter Vater, damit Sie mit Beruhigung an uns denken. Ihrem freundlichen Andenken empfehle ich meinen Mann, auch unsere Kinder alle, die dem ehrwürdigen Großvater die Hände küssen, und ich bin, und ich bleibe, bester Vater, Ihre dankbare Tochter Luise. 266. An die Königin von Preußen. ■ Zur Feier ihres Geburtstages, den 10. März 1810. 1. Erwäg' ich, wie in jenen Schreckenstagen still deine Brust verschlossen, was sie litt, wie du das Unglück mit der Grazie Tritt aus jungen Schultern herrlich hast getragen; 2. wie von des Kriegs zerrißnem Schlachtenwagen selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt, wie trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt, du stets der Hoffnung Fahn' uns vorgetragen: 3. O Herrscherin, die Zeit dann möcht' ich segnen! Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen — Wie groß du warst, das ahneten wir nicht! 4. Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert, du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert, wenn er durch finstre Wetterwolken bricht! Heinrich v. Kleist. 267. Andreas Hofer. \. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war; in Mantua zum Tode führt' ihn der Feinde Zchar. Ts blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, ach, in Schmach und schmerz, mit ihm das Land Tirol! 2. Die Hände auf dem Rücken, Andreas Hofer ging ntit ruhig festen schritten; ihm schien der Tod gering, der Tod, den er so manches Mal vom Zfelberg geschickt ins Tal im heil'gen Land Tirol. 3. Doch als aus Aerkergittern im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Hand' er strecken sah, da rief er laut: „Gott sei mit euch, mit dem verratnen Deutschen Reich und mit dem Land Tirol!" 4- Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das ffnftre Tor. Andreas, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei, der Mann vom Land Tirol.

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 478

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
478 so nicht zurückkehren würden. Und die Franzosen sagten das selbst. Wenn sie sonst mit ihrem Kaiser in den Krieg gezogen waren, hatten ihre Kosse gewiehert, so oft sie aus dem Stall geführt wurden, da- mals hingen sie traurig die Köpfe; sonst waren die Krähen und Haben dem Heere entgegengeflogen, damals begleiteten die Vögel der Walstatt das Heer nach Osten, ihren Fraß erwartend. 4. Aber was jetzt zurückkehrte, das kam kläglicher, als einer im Volke geträumt hatte. Es war eine Herde armer Sünder, die ihren letzten Gang angetreten hatten, es waren wandelnde Leichen Ungeordnete Haufen, aus allen Truppengattungen und Nationen zu- sammengesetzt, ohne Kommandoruf und Trommel, lautlos wie ein Totenzug nahten sie der Stadt. Alle waren unbewaffnet, keiner be- ritten, keiner in vollständiger Montur, die Bekleidung zerlumpt und unsauber, aus den Kleidungsstücken der Bauern und Frauen ergänzt. Was jeder gefunden, hatte er an Kopf und Schultern gehängt, um eine Hülle gegen die markzerstörende Kälte zu haben: alte Säcke, zerrissene Pferdedecken, Teppiche, Schals, frisch abgezogene Häute von Katzen und Hunden; man sah Grenadiere in großen Schafpelzen, Küras- siere, die Weiberröcke von buntem Fries wie spanische Mäntel trugen. 5. Nur wenige hatten Helm und Tschako, jede Art Kopftracht, bunte und weiße Nachtmützen, wie sie der Bauer trug, tief in das Gesicht gezogen, ein Tuch oder ein Stück Pelz zum Schutze der Ohren darübergeknüpft, Tücher auch über den untern Teil des Ge- sichts. Und doch waren der Mehrzahl Ohren und Nasen erfroren und feuerrot, erloschen lagen die dunkeln Augen in ihren Höhlen. Selten trug einer Schuh oder Stiefel; glücklich war, wer in Filz- socken oder in weiten Pelzschuhen den elenden Marsch machen konnte. Vielen waren die Füße mit Stroh umwickelt, mit Decken, Lappen, dem Fell der Tornister oder dem Filz von alten Hüten. Alle wankten, auf Stöcke gestützt, lahm und hinkend. Auch die Garden unterschieden sich von den übrigen wenig, ihre Mäntel waren verbrannt, nur die Bärenmützen gaben ihnen noch ein militärisches Ansehen. So schlichen sie daher, Offiziere und Soldaten durchein- ander, mit gesenktem Haupt, in dumpfer Betäubung. Alle waren durch Hunger und Frost und unsägliches Elend zu Schreckensge- stalten geworden. 6. Tag für Tag kamen sie jetzt auf der Landstraße heran, in der Regel, sobald die Abenddämmerung und der eisige Winternebel über den Häusern lag. Dämonisch erschien das lautlose Erscheinen der schrecklichen Gestalten, entsetzlich waren die Leiden, welche sie mit sich brachten; die Kälte in ihren Leibern sei nicht fortzubringen, ihr Hunger sei nicht zu stillen, behauptete das Volk. Wurden sie

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 479

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
479 in ein warmes Zimmer geführt, so drängten sie mit Gewalt an den heißen Ofen, als wollten sie hineinkriechen; vergebens bemühten sich mitleidige Hansfrauen, sie von der verderblichen Glut zurückzuhalten. 7. Gierig verschlangen sie das trockene Brot; einzelne vermochten nicht aufzuhören, bis sie starben. Bis nach der Schlacht bei Leipzig lebte im Volke der Glaube, daß sie vom Himmel mit ewigem Hunger gestraft seien. Noch dort geschah es, daß Gefangene in der Nähe ihres Lazaretts sich die Stücke toter Pferde brieten, obgleich sie bereits regelmäßige Lazarettkost erhielten; noch damals behaupteten die Bürger, das sei ein Hunger von Gott; einst hätten sie die schön- sten Weizengarben ins Lagerfeuer geworfen, hätten gutes Brot aus- gehöhlt, verunreinigt und auf dem Boden gekollert; jetzt seien sie verdammt, durch keine Menschenkost gesättigt zu werden. 8. Überall in den Städten der Heerstraße wurden für die Heim- kehrenden Lazarette eingerichtet, und sogleich waren alle Kranken- stuben überfüllt, giftige Fieber verzehrten dort die letzte Lebenskraft der Unglücklichen. Ungezählt sind die Leichen, welche heraus- getragen wurden; auch der Bürger mußte sich hüten, daß die Anstek- kung nicht in sein Haus drang. Wer von den Fremden vermochte, schlich deshalb nach notdürftiger Buhe müde und hoffnungslos der Heimat zu. Die Buben auf der Straße aber sangen: „Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh’, nirgend Rast und Ruh’ — so hat sie Gott geschlagen mit Mann und Roß und Wagen!“ Und hinter den Flüchtigen gellte der höhnende Ruf: „Die Kosaken sind da!“ Dann kam in die flüchtige Masse eine Bewegung des Schreckens, und schneller wankten sie zum Tore hinaus. Gustav Freytag. 270. Aufruf Friedrich Wilhelms Iii. An mein Volk. So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt; klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte meiner Untertanen mir entriß, gab uns feine Segnungen nicht; denn er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgefogen. Die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt; der Ackerbau ward gelähmt,

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 481

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
481 271. Der Trompeter an der Katzbach. (26. August (8(3.) (. Von Wunden ganz bedecket der Trompeter sterbend ruht, an der Aatzbach hingestrecket; der Brust entströmt das Blut. 2. Brennt auch die Todeswunde, doch sterben kann er nicht, bis neue Tiegeskunde zu seinem Ohre bricht. 3. Und wie er schmerzlich ringet in Todesängsten bang', zu ihm herüberdringet ein wohlbekannter Alang. ch Das hebt ihn von der Trde. Tr streckt sich starr und wild — dort sitzt er auf dem Pferde als wie ein steinern Bild. 5. Und die Trompete schmettert, fest hält sie seine Hand, und wie ein Donner wettert Viktoria in das §and. 6. Viktoria — so klang es, Viktoria — überall; Viktoria — so drang es hervor mit Donnerschall. 7. Doch als es ausgeklungen, die Trompete setzt er ab. Das Herz ist ihm zersprungen, vom Boß stürzt er herab. 8. Um ihn herum im Areise hielt's ganze Regiment. Der Feldmarschall sprach leise: „Das heißt ein selig End'." Julius Mvsen. 272. Das preußische Volk im Jahre 1813. Von Memel bis Demmin, von Kolberg bis Glatz war in dem unver- geßlichen Frühling und Sommer des Jahres 1813 unter den Preußen nur eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn und eine Liebe: das Vater- land zu retten, Deutschland zu befreien und den französischen Übermut einzuschränken. Krieg wollten die Preußen, Gefahr und Tod wollten sie, den Frieden fürchteten sie, weil sie von Napoleon keinen ehrenvollen und preußischen Frieden hoffen konnten. Krieg! Krieg! scholl es von den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen bis zur Elbe. Krieg! rief der Edelmann und Landbesitzer, der verarmt war; Krieg! der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspann und Fuhren tot trieb; Krieg! der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpften; Krieg! der Tagelöhner, der keine Arbeit finden konnte; Krieg! die Witwe, die ihren einzigen Sohn ins Feld schickte; Krieg! die Braut, die den Bräutigam zugleich mit Tränen des Stolzes und des Schmerzes entließ. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren und wankenden Knien, Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehren- voll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien und Verwalter weitläufiger Geschäfte, in Hinsicht jedes Kriegs- Kap pcy u. Koch, Deutsches Lesebuch siir Mittelschulen. V. 81

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 486

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
486 Am andern Morgen zog ein Trupp schwarzer Reiter in die Stadt — auch durch das Wassertor. Einer kam zu Pferde hier in die Sperlingsgasse vor unser Haus und stieg ab. Mir sank das Herz in die Knie; es war mein Ludwig. „Adjes, Mutter! Adjes, Vater!“ rief er, „behüt’ euch Gott! ’s wird sich schon machen.“ Und dann ritt er fort, den andern nach, die schon durch das grüne Tor zogen, „Da geht’s nach Frankreich, Alte,“ rief mein Mann, während ich heulte und jammerte. Aber es war noch nicht so weit. 5. Wir hörten lange Zeit nichts, bis eines Tages alle Glocken in der Stadt läuteten und auch im ganzen Land, wie sie sagten. Es war eine große Schlacht gewesen, und unsere hatten gewonnen, und mein Ludwig war — tot. „Der erste,“ sagte mein Alter. Wieder ging ein Jahr hin, und einmal kam das Kanonenschießen so nahe, daß die Leute vor das Tor liefen, es zu hören; natürlich liefen mein Gottfried und ich mit. Da kamen bald aus der Gegend her, wo es so rollte und donnerte, Wagen mit Verwundeten, Freund und Feind durcheinander, und immer mehr und mehr. Die wurden alle in die Stadt gebracht. „Herr, mein Heiland!“ muß ich auf einmal ausrufen, „ist das nicht der Piär von damals, von Anno sechs?“ Richtig, er war’s. Mit abgeschossenem Bein lag er auf dem Stroh und wimmerte ganz jämmerlich. „Den nehm’ ich mit,“ sagte mein Alter und bat ihn sich aus, und wir brachten ihn hier ins Haus. Da kurierten wir ihn. Als er besser wurde, hatte mein Mann oft seine Rede mit ihm. Einmal war der Franzos obenauf, einmal mein Alter. Da hieß es plötzlich, die Deutschen seien wieder geschlagen und der Napoleon abermals Obermeister. Mein Alter sah den Wilhelm bedenklich an, als ginge er mit sich zu Rat. Als aber in der Nacht die Sturm- glocken auf allen Dörfern läuteten, wußte ich, was geschehen würde, und weinte die ganze Nacht, und am Morgen zog auch mein Wil- helm fort mit den grünen Jägern zu Fuß. Vorher aber führte ihn mein Alter noch an das Bett des Franzosen und sagte: „Das ist der zweite.“ Der Franzos schaute ganz kurios drein und sagte gar nichts, sondern drehte sich nach der Wand. 6. Das Kanonenschießen kam nun nicht wieder so nah’, und der Wilhelm schrieb von großen Schlachten, wo viele tausend Menschen zu Tode kamen, aber er nicht, und die Briefe kamen immer ferner her, und auf einmal standen gar welsche Namen darauf. Die brachte mein Alter dem Franzos hinauf, der nun schon ganz gut deutsch konnte, und sagte lachend zu ihm: „Nun, Gevatter, nit raus? nit raus?“ Und der Franzos machte ein gar erbärmlich Gesicht und sagte, den Brief in der Hand: „Das sein mein Eimatsort, da wohnen
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