Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 2

1914 - Düsseldorf : Schwann
zusammenwohnenden Stämme der Germanen zu V ö l k e r n. In der heutigen Rheinprovinz, am Mittel- und Niederrhein, treten die Franken, d. H. die Freien, auf; in den Gegenden der Ems, Weser und Elbe erscheinen die nach ihrem kurzen Schwerte „Sachs" benannten Sachsen, und am Oberrhein stoßen wir auf die Alemannen, d. H. alle Männer, nach denen die Franzosen uns noch Allemands nennen. An der Donau endlich tritt später das nach seinen Vorfahren in Bojohemum (Böhmen) benannte Volk der Bajuwaren oder Bayern kraftbewußt hervor. Jenseits der Elbe hausten germanische Reitervölker; die bedeutendsten von ihnen waren die Goten, deren Wohn- und Weidegebiet südlich bis an das Schwarze Meer reichte. Das Wachstum der seßhaften Bevölkerung rief bei den Germanen im Laufe der Zeit einen steigenden Mangel an Ackerland hervor. Diese „Landnot" trieb sie in immer größeren Massen von der heimischen Scholle, und immer neue Scharen brachen mit Weib und Kind, mit Karren und Vieh, Sippe an Sippe, über die Grenzen des römischen Reiches: die Zeit war gekommen, daß die H e r r s ch a f t ganz an die Germanen überging?) § 2. Die Hunnen. Einen mächtigen Anstoß erhielt die Bewegung der germanischen Völker durch den Einbruch der Hunnen in Europa. Sie waren ein wildes Reitervolk und kamen aus dem Innern Asiens. Ihr Auftreten brachte Entsetzen über die Menschen. „Mit ihrem gedrungenen, festen Gliederbau und starken Nacken", so schildert sie ein Zeitgenosse, „gleichen sie roh behauenen Holzfiguren, wie man sie an Brückengeländern sieht, und bei ihrem ungeheuerlichen Aussehen möchte man sie für wilde Tiere halten. Ihre Lebensart ist wild und rauh. Bei der Zubereitung ihrer Speisen gebrauchen sie weder Feuer noch Gewürz. Sie leben von den Wurzeln wildwachsender Pflanzen und von dem halbrohen Fleische aller möglichen Tiere, das sie auf dem Rücken der Pferde mürbe reiten. An ihre häßlichen, aber ausdauernden Pferde sind sie wie angewachsen; Tag und Nacht leben sie auf ihnen. Dort kaufen und verkaufen sie, dort essen und trinken, dort schlafen und träumen sie, indem sie sich vornüber auf den Hals des Rosses beugen. Ohne feste Wohnsitze, ohne Obdach, ohne Gesetz und Recht schweifen sie mit ihren Karren, die mit Fellen überzogen sind, umher. Die Karren sind die Wohnungen ihrer schmutzigen Weiber; dort weben die Weiber die groben Kleider, dort ziehen sie die Kinder auf, bis sie erwachsen find.“2) 1) Gedichte: Lingg, „Die Einwanderung der Germanen" und „Heerbannlied." 2) Gedichte: Weber, „Die Hunnen." Börries von Münchhausen, „Hunnenzug."

2. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 70

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 70 - Städtische Geschütze schleudern ihre schweren Steingeschosse gegen die bröckligen Umwallungen der Raubnester, und der gefangenen „Schnapphähne" warten Rad und Galgen, Blendung, Vierteilung oder dgl. Die Strafen sind zur Abschreckung ungemein schwer und grausam; selbst geringere Übeltaten werden durch Abhauen der Hand, Brandmarken, Auspeitschen oder Ausstellung am Pranger bestraft. Auf einer einzigen Burg hausen nicht selten mehrere, ja ein Dutzend arbeitsscheuer, verarmter Ritterfamilien, und mancher „Pfeffersack" fällt noch immer den hungernden Wegelagerern, die im Versteck „hinter dem Berge halten", zum Opfer. Zahlreiche Ritter treten in fürstlichen oder städtischen Solddienst. Andere haben aus der alten Glanzzeit ihren Grundbesitz gerettet und nun als „Krautjunker" in eigene Bewirtschaftung genommen. Dadurch aber gerät der unfreie Bauern st and, den auch Krieg und Fehden hart mitnehmen, in wachsende Not. Der Grundherr steigert ihm die Abgaben an Früchten und Vieh, mehrt seine Fronen, die Hand- und Spanndienste, und oft wird der Zinsbauer einfach „abgemeiert" oder „gelegt", d. h. von Haus und Hof gejagt. Der „Dörper" (= Dörfler, Bauer) ward als dummer „Tölpel" verspottet. Schlimm war es, daß das römische Recht, welches gegen Ende des Mittelalters zur Herrschaft in Deutschland kam, ihm feindlich entgegentrat; es betrachtete ihn als unfrei von Natur und sprach ihm jedes Recht an der Scholle ab. So wurde die Bedrängnis des einst so blühenden Standes immer größer, und eine dumpfe Gärung bemächtigte sich der bäuerlichen Kreise. Schon kam es bald hier, bald da zu gefährlichen Ausbrüchen, und der alte deutsche Notruf: „Wlfen, Wlfen!" (zu den Waffen!) schwirrte in der Luft. Mit geballter Faust schaute der bedrückte Hörige von seiner amtlichen Strohdachhütte zu dem Herrenhofe hinüber, und Ingrimm erfüllte sein geknechtetes Gemüt, wenn der harte Gutsherr ihn mißhandelte und dessen Wild ihm den kleinen Acker zerfraß und zerwühlte. „Wir wissen keinen Rat!" stand auf einer Bauernfahne geschrieben. § 129. Die Feme. In W e st f a I e n jedoch, dem Lande des weißen Sachsenrosses, lebte noch die alte, trotzige Bauernart. Hier hatte sich durch alle Stürme der Zeiten hindurch vielfach ein f r e i e r Bauernstand behauptet. Er hegte mit sächsischer Zähigkeit den Rest des altdeutschen Grafengerichts und bildete ihn unter allerlei Formen und Formeln allmählich zu jener eigentümlichen Einrichtung aus, die als Feme, d. h. Genossenschaft, ein großes Ansehen gewonnen hat. Ihre Blüte fällt in die letzte Regierungszeit des Kaisers Sigismund. Nur im Lande Westfalen, auf der roten oder rauhen Erde, konnte nach Femerecht gerichtet werden. Auf dem Grund und Boden eines „Stuhlherrn" stand der

3. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 55

1914 - Düsseldorf : Schwann
- 55 — An diesem, der in der Mitte einen Laufbrunnen hat, erhebt sich das schon aus Stein erbaute Rathaus, der Stolz des Bürgers. Markt und Gassen sind ungepflastert und meist in sehr schmutzigem Zustande. Gossen gibt es nicht; das Wasser sammelt sich in Pfützen. Kehricht und Küchenabfälle wandern vor die Haustür. Schweine und Gänse laufen, wenn der Stadthirt sie nicht auf die Gemeindeweide, die Allmende, treibt, frei umher, wühlen die Gassen auf und machen sie oft ungangbar. Bei schlechtem Wetter bleibt das Fuhrwerk stecken, und die Ratsherren müssen in Holzschuhen oder auf Stelzen gehen, wenn sie auf das Rathaus wollen. Wohlhabende Frauen lassen sich in Sänften tragen. Für hohen Besuch, z. B. den eines Fürsten, werden die Gassen abgeschaufelt und mit Sand oder Stroh überschüttet. Straßenbeleuchtung ist unbekannt; mit einer Laterne tappt man durch die Dunkelheit. Die Tracht, die man auf der Straße sieht, ist noch steif und ohne Geschmack; auffallend ist bei dem Arbeiter das Wams, bei dem Wohlhabenderen der talarartige Mantel, bei der Frau der rote Rock. § 101» Die Wohnungen. Die Häuser sind meist aus Holz und Lehm und mit Stroh oder Brettern gedeckt; selbst in Cöln zählt man im dreizehnten Jahrhundert erst zehn Häuser von Stein. Brände sind daher häufig; angstvoll tönt dann der Notschrei „Feurio! Feurio!" durch die engen Gassen. Handspritzen kannte man erst im fünfzehnten Jahrhundert. Die hohen Giebel stehen nach der Straße. Pfosten und Balkenköpfe sind wohl durch Schnitzwerk verziert oder bunt bemalt. Im Hause sieht es recht bäuerlich aus; alles ist noch auf die Landwirtschaft berechnet. Über die Tenne, an der die Ställe liegen, gelangt man in die Küche; der Rauch des Herdfeuers entweicht durch ein „Windauge" des Daches. An der Küche liegen die niedrigen Schlafräume und die Handwerksstätte. Der Fußboden ist von Lehm und wird im Winter mit Stroh belegt. Die kleinen glaslofen Sichtöffnungen in den kahlen Wänden werden gegen Regen, Sturm und Kälte mit einer Klappe verschlossen. Rohe Tische, Bänke und Truhen mit Eisenbeschlag, Geschirre aus Holz oder Ton bilden die Hauptausstattung ; die oberen Räume dienen als Kornkammern und Futterboden. § 102- Die Kirchen. Über das Gewirr der Häuser ragen die Kirchen empor, deren Glockenklänge das tägliche Leben der Bürger freundlich umtönen. Sie sind die ältesten Steinbauten der Städte. Als Bauart der meist dreischiffigen, später in Kreuzform gebauten Gotteshäuser finden wir ursprünglich den aus der römischen Basilika, einem gewöhnlichen Längsraume, hervorgegangenen romanischen Stil. Er ist kenntlich an den kleinen, rundbogigen Fenstern und kurzen Säulchen. Im dreizehnten Jahrhundert tritt

4. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 57

1914 - Düsseldorf : Schwann
- 57 - Arbeit gerodet und gelernt, den Acker verständig auszunutzen. Im Elsaß wußte man schon mit Mergel zu düngen, auf weiten Feldern wogten namentlich Roggen und Weizen; Obst- und Weinbau füllten den Keller. Von Basel bis Mainz blühte der „Garten Germaniens". Mit dem Erwachen des Handels stieg der Wert des Geldes, und schmunzelnd legte der Bauer die Silberlinge, die der Überfluß der Felder ihm einbrachte, in feine Truhe. Selbstbewußt stolzierte er Sonntags gern in Waffen wie ein Rittersmann, das Bauernweib o. D D i~.i | p fl Ollls Huf H. ' J Wiese. I I A rkpr \°° il'wald, •r-°: ° -! z____________y :.o°. Ein Ansiedlerdorf im Osten. schritt sogar in Samt und Seide zur Kirche, und am Kirchweihfeste im Dorfe ging es hoch her mit Spiel und Tanz — aber auch mit Trunk und Streit, den ererbten Übeln der altgermanischen Zeit. § 105» Nach Osten! „Nach Ostland woll'n wir reiten — Nach Ostland wollen wir fort!" So hieß es im Bauernliede. Wer daheim nicht vorwärts kam, wer aus der Hörigkeit loskommen wollte oder Trieb in die Ferne spürte, der folgte dem Rufe eines deutschen Fürsten nach Osten und zog mit Weib und Kind über die Elbe. Auch mancher jüngere Bauernsohn setzte dorthin seinen Stab und kehrte niemals

5. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 74

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 74 — Graf im Barte, „Württembergs geliebter Herr"?) Ein schwäbischer Edelknabe, der auf dem glänzenden Reichstage das Schwert seines Herrn trug, war der fünfzehnjährige Götz von Berlichingen, der später so berühmt gewordene „Ritter mit der eisernen Hand". 1 $n Worms verkündete nun der Kaiser einen ewigen Landfriede n?) Zu seinem wirksamen Schutze aber schuf er das Reichskammergericht, das zunächst in Frankfurt am Main, später in Speyer und Wetzlar seinen Sitz nahm. Es entspricht etwa unserm heutigen Reichsgerichte. Zum Unterhalte des Gerichts wurde eine Reichssteuer ausgeschrieben, die von den Pfarrern erhoben werden sollte. Das war der gemeine, d. h. allgemeine Pfennig, die erste Steuer des alten Reiches: ein Gulden auf 1000 Gulden Vermögen. Sie hatte aber nur kurzen Bestand; das Geld kam nicht ein, und die Richter ließen deshalb ihr Amt zuweilen im Stich. Wie anders ist es heute! Dauernd erhielt sich dagegen die bald darauf vorgenommene Einteilung des Reiches in zehn Kreise, denen besonders die Vollstreckung der Urteile des obersten Gerichts oblag. Sehr wichtig für den Verkehr, namentlich die B r i e f b e -f ö r d e r u n g , die bis dahin nur gelegentlich von Boten, Handelsleuten oder Pilgern besorgt wurde, war die Einrichtung der P o st. Die erste deutsche Postverbindung war die von Wien nach Brüssel, der Hauptstadt der habsburgischen Niederlande. Die Leitung des Postwesens übertrug der Kaiser dem gräflichen, später fürstlichen Hause Thuruuudtaxis;bis zum Jahre 1866 hat dessen Verwaltung in Frankfurt am Main bestanden. § 135. Die Landsknechte. Daß eine neue Zeit im Entstehen war, fah der ehrsame Bürgersmann äußerlich an den seltsamen Kriegsgesellen, die auf den Straßen der Stadt immer häufiger ihm begegneten. Das waren die Landsknechte. Sie drängten sich an Stelle des verfallenen Rittertums zum Kriegsdienste und trieben ihn als Söldner von Beruf, wie einst die Legionäre der römischen Kaiser. Immer nur für einen Feldzug liefen sie zusammen. Ein „Oberst" warb sie im Dienste eines Fürsten oder einer Stadt zu einem „Regimente", d. H. Befehlshaufen, und „Hauptleute" führten unter ihm die einzelnen „Fähnlein", vor denen der „Fähnrich" die flatternde Fahne trug; ein „Feldwebel", d. H. Aufseher, hielt die Ordnung. Die Bezeichnungen haben wir noch heute. Die Landsknechte zogen in das Feldlager mit Weib und Kind; sie 1) Gedichte: Kerner, „Der reichste Fürst." Zirnnrerrnann, „Graf Eberhard im Barte." 2) Gedicht: Mühler, „Kaiser Maximilians ewiger Landfrieden."

6. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 83

1914 - Düsseldorf : Schwann
Rande des Ozeans liegen, besonders die hafenreichen Länder Holland und England, gewannen an Bedeutung. Die Kultur dehnte sich gewaltig aus. Zahlreiche Erzeugnisse der neuen Welt, z. B. Tabak, Kartoffeln, Mais, Kakao, ferner Farbstoffe und feine Holzarten fanden Eingang in Europa, während andere, wie Baumwolle, Zucker, Kaffee, aus dem Morgenlande auf den fruchtbaren Boden des neuentdeckten Erdteils verpflanzt wurden. Das wirtschaftliche Leben wurde vielseitiger, mehrte aber auch die Ansprüche der Menschen. Die Preise stiegen, denn der Geldwert sank, weil ganze Flotten Ladungen von Edelmetall, Gold und Silber, aus den Bergwerken von Mexiko und Peru nach Europa brachten. Das bare Geld begann eine immer größere Rolle zu spielen, und bedeutende Kapitalvermögen sammelten sich in den Händen einzelner. Zu großen Reichtümern kamen plötzlich die Spanier und Portugiesen. Aber das war ihr Unglück. Sie wurden durch den mühelosen Gewinn auf die Dauer entnervt, wie einst die Römer durch die Schätze des Ostens, und verloren ihre Machtstellung unter den Völkern. Von allen überseeischen Besitzungen hat Spanien fast nichts, Portugal verhältnismäßig nur wenig (hauptsächlich in Afrika) gerettet. Sechster Abschnitt. Die Zeit der Reformation. Religiöse Kämpfe erregen das Volksleben. Sie wirken auf die politischen Verhältnisse zurück und führen zur Bildung von Parteien, deren wachsender Gegensatz schließlich tu Deutschland den Dreißigjährigen Krieg entzündet. Die Anfänge der Reformation. § 146. Der Beginn. In eine Zeit, die infolge der großen neuen Bewegungen und Ereignisse mächtig erregt war, fällt der Beginn der Reformation. Schäden und Übelstände hatten im Laufe der Menschenalter sich in die Kirche eingeschlichen, und ihr Ansehen war stark gemindert. Einflüsse des Weltlebens hatten mancherorten einen Verfall der Kirchenzucht herbeigeführt, und der religiöse Sinn der Menschen haftete in vielen Kreisen am Äußerlichen. Es war eine wunde Zeit. Da geschah es, daß der Papst Leo X. für alle, die ein Almosen an Geld zum Neubau der Peterskirche in Rom leisten würden, einen

7. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 56

1914 - Düsseldorf : Schwann
daneben der gotische oder deutsche Stil auf, der sich durch Spitzbogen und hochstrebende Kreuzgewölbe auszeichnet. Als die schönsten romanischen Bauwerke ragen die Dorne zu Speyer, Worms und Mainz auf. Ein Wunderwerk der gotischen Baukunst ist der 1248 begründete & öln ex Dom, dessen 156 m hohe Türme 1880 vollendet worden sind. Herrliche gotische Dome sind auch die Münster (d. h. eigentlich Klosterkirchen) von Freiburg in Baden, Straßburg, Ulm und die Stephanskirche in Wien; die 161 m hohe Turmspitze des Ulm er Münsters ist die höchste von Europa. § 103. Der Handel. Der erwachende Handel hatte noch mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Auf grundlosen Wegen führten die Kaufleute ihre Waren, die sie persönlich einhandelten, in schweren Lastwagen langsam voran. Bewaffnete, häufig Ritter, schützten sie um hohes Geleitgeld, aber oft genug geriet alles in die Hände von Räubern?) Zahlreiche Zollstätten, am Rhein über 100, erhoben drückende Abgaben. Fiel ein Wagen um, so gehörte die Ladung nach der „Grundruhr" dem Besitzer des Grund und Bodens, den sie „berührte". Verdeckte Löcher im Wege brachten daher manchen Wagen zu Fall. Führte der Weg durch eine Stadt, die das Stapelrecht hatte, so mußten die Waren ausgeladen werden und drei Tage lang „aufgestapelt" in einer städtischen Kaufhalle anstiegen; jeder Bürger konnte dann nach einer Ratstaxe davon kaufen, was er wollte. Den Seehanbel bebrohte das barbarische (Stranbrecht; bei Schiffbruch cm der Küste verfielen Schiff und Labung den Stranbbewohnern. Aber die Zähigkeit der „wagenben Kaufleute" trotzte Schwierigkeiten und Gefahren; der sübbeutsche Kaufherr fanb seinen Weg über die Alpen nach Venebig, der rheinische übers Meer nach England, Der nieberbeutsche nach Norben und Osten, und frembes Gelb füllte ihre Truhen: die Zeit der Hanse war nahe. Das deutsche Bauerntum. § 104. Die Blüte der Landwirtschaft. Gute Tage erlebte der beutsche Bauer in der Zeit der Hohenstaufen. Freilich war der Staub der Freien auf dem Laube fast ganz zusammengeschmolzen. Nur persönlich freie Pächter ober hörige Leute faßen auf den Gütern der weltlichen und kirchlichen Herren und zahlten ihre Abgaben mit den Erzeugnissen der Scholle. Die vornehmen Grnnb-besitzer hatten sich der eigenen Bewirtschaftung entwöhnt, und der Bauer konnte sich um so selbstänbiger rühren. Er hatte in harter *) Vgl. Lohmehers Wandbild „Überfall eine» Kaufmannszuges durch Raubritter" (Berlin, Troitzsch).

8. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 62

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 62 - wiederholt die Ostmarken des Reiches. Eine große Hungersnot raffte zahllose Menfchen dahin, Österreich wurde durch ein Erdbeben verwüstet. Eine unerhörte Winterkälte suchte 1346 die Länder heim; mit Roß und Wagen zog man von Deutschland übers Eis nach Dänemark. Aussatz, Pocken und Typhus waren ständig unter den Menschen zu Gaste: das schrecklichste Verderben aber brachte der S ch w a r z e T o d.1) Er war eine Pest, die aus Asien kam. 1347 wurde ein kirchliches Jubiläum oder Jubelfest gefeiert, an dessen Seltenheit noch der Ausdruck „alle Jubeljahre einmal" erinnert. Zahllose Menschen pilgerten nach Rom; das erhöhte die Ansteckung. Von Land zu Land ging der erbarmungslose Todeszug der Pest. Heftiges Niesen, das den Menschen befiel, kündete ihm, so heißt es, den Ausbruch der furchtbaren Krankheit; mit dem Rufe: „Gott segne!" oder „Zur Gesundheit!", der sich bis heute erhalten hat, floh man ' den Niesenden. Zahlreiche Städte verödeten. In Deutschland erlag von 16 Millionen Einwohnern der dritte, in ganz Europa von 90 Millionen der vierte Teil dem „großen Sterben". Entsetzen ergriff das Volk. Es kam zu greulichen Verfolgungen der Juden, z. B. in Mainz und Frankfurt a. M., weil sie das Trinkwasser vergiftet hätten. Scharen von Menschen zogen in Todesfurcht als Büßer mit Kerzen und Fahnen durchs Land und geißelten sich aufs Blut; manche „Geißler" betäubten sich aber bald durch wilde Zügellosigkeit. Das Leben schien seinen Wert verloren zu haben. § 114. Karl Iv. als Herrscher. Der neue Herr in jener schrecklichen Zeit war ein kluger Staatsmann und der Gelehrte unter den Königen; in fünf Sprachen konnte er reden. Kriegerischer Glanz dagegen war ihm zuwider; nur mit geringem Gefolge zog er nach Rom zur Krönung. Das böhmische Erbland war Karl ans Herz gewachsen: „Böhmens Vater, des Heiligen Römischen Reiches Erzstiefvater" nannte man ihn später. Prag, wo sich der Kaiser sein Grab bereiten ließ, wurde durch ihn eine prächtige Stadt, und das heutige Weltbad Karlsbad verdankt ihm Entstehung und Namen. Gerade 100 Jahre nach der Grundsteinlegung für den Eölner Dom, 1348, stiftete er in Prag die erste Hochschule oder Universität des Reiches. Fast alle Grenzlande von Böhmen und auch die Mark Brandenburg brachte Karl an sein Hans; kein Fürst hat einen so großen Familienbesitz vereinigt wie er. 1) Gedicht: Singg, „Der schwarze Tod."

9. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 112

1914 - Düsseldorf : Schwann
- 112 — ihre Habe und zerstörten Hof und Haus. Wie gehetztes Wild bargen sich die Menschen Schutz suchend in Schluchten und Wäldern und stillten ihren Hunger mit Wurzeln, Eicheln und Gras. Manche zogen heimatlos in die Fremde und wurden selber zu Räubern. Unzählige Dörfer, nach ungefährer Berechnung über 18 000, verschwanden vom Erdboden. Zahlreiche „Wüstungen", Plätze ehemaliger Dorfschaften, sind noch heute in Westfalen und Hessen nachzuweisen. Fast zweitausend Burgen und' Schlösser sanken in Trümmer. Rudel von Wölfen umschlichen hungernd die Trümmer der menschlichen Wohnstätten. Für fünfzig Taler konnte man gegen Ende des Krieges ein Bauerngut erwerben, und Acker waren umsonst zu haben, wenn man nur die Lasten übernahm, die auf ihnen ruhten. Aber es gab weder Ackergerät noch Saatkorn, weder Arbeitskräfte noch Vieh. Das Pferd schien in Deutschland ausgestorben, und nach dem Kriege sah man Frauen vor den Pflug gespannt. Armut und Leibeigenschaft drückten den die Kriegsnot überlebenden Bauern wie nie zuvor. § 201, Die Bürger. Auch die Mauern der Städte schützten nicht vor der allgemeinen Not. Einquartierungen und Kriegssteuer, im Weigerungsfälle Belagerung und Sturm, Plünderung und Brand waren ohne Ende. Hunger und Seuchen rafften Hunderttausende dahin. Zahlreiche Städte verloren den größten Teil ihrer Einwohner. Etwa 1600 kleinere Städte sanken ganz in Trümmer, und ihre Bürger verkamen in Elend und Not. Raubgesindel machte außerhalb der Städte Weg und Steg unsicher, und die alten Kaufmannsstraßen lagen verödet. Altes Geld schwand infolge der allgemeinen Münzverschlechterung aus dem Verkehre; schon im Jahre 1623 galten zwanzig Taler, wie sie im Umlauf waren, nur soviel als ein guter. Wer Gold und Silber besaß, versteckte oder vergrub es, denn nichts war mehr sicher. Noch heute werden oft in altem Mauerwerk oder im Erdboden durch Zufall Schätze an Geld gefunden, deren Besitzer der große Krieg verschlang. Die Arbeit war den Menschen fremd geworden, und Handwerk und Gewerbe gerieten in tiefsten Verfall. — Das Leben schien seinen Wert verloren zu haben: Tod und Verderben überall. Die Gesamtzahl der Einwohner Deutschlands sank, wie angenommen wird, von achtzehn auf etwa neun Millionen herab. § 202. Die Sitten. Die große Masse der Bevölkerung war sittlich verwildert und entartet. Gesetz und Ordnung gab es nicht mehr; wie in den Tagen des Faustrechts galt nur noch das Recht des Stärkeren. Raub und Mord waren gewöhnliche Dinge. Seelsorge und Unterricht hatten in manchen Gegenden völlig aufgehört. Die Glocken, die einst zum Gebete riefen, waren meist in Kanonen um-

10. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 11

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 11 - die ihre Hände mit ledernen Riemen umwickelt haben, trachten durch geschickte Schläge einander wehrlos zu machen, und in gewaltigem Bogen schleudern Werfer eine metallene Scheibe, den Diskus, nach einem fernen Ziele. Mächtiges Beifallklatschen ertönt bei jedem Siege. Glanzvoll ist das Wagenrennen. Zwölfmal nacheinander wird die Bahn von den Wagenlenkern durchrast, und es gilt dabei, den leichten, zweirädrigen Wagen mit dem Viergespann in ganz knapper Wendung um eine Säule am Ende der Bahn zu lenken. Auch einzelne Rennpferde laufen um den Sieg; den Preis erhält, wie bei heutigen Rennen, nicht der Lenker, sondern der Besitzer der Rosse. In den Pausen tragen Dichter und Denker der lauschenden Menge Abschnitte aus ihren Werken vor, und Künstler lassen ihre Schöpfungen bewundern. Den Schluß des Festes bildet die Preisverteilung durch die Kampfrichter. Ein Kranz von Zweiglein, die ein Knabe mit goldenem Messer von einem geweihten Olbaume schneidet, schmückt den ruhmvollen Sieger. Das war die größte Auszeichnung, die je einem Griechen zuteil werden konnte, und hohe Ehren, z. B. lebenslängliche Speisung auf Staatskosten, warteten des Glücklichen in der Heimat.') Bilder aus der griechischen Sage. Neben den eigentlichen Göttern erdachten sich die Griechen auch Halbgötter oder Heroen; es waren dieses Helden von gewaltiger Kraft, die wunderbare Taten auf Erden vollführten: „Sie reinigten von Ungeheuern — die Welt in kühnen Abenteuern." Unter ihnen ragen Herkules, der Stammesheld der Dorer, und der von den Jonern verehrte Theseus hervor. Beide, denen an Kraft nur Siegfried, der Held der deutschen Volkssage, gleichkommt, schwingen sich schließlich zur Würde von Göttern empor und weilen bei ihnen auf dem hohen Olymp. In zahlreichen Sagen wird die Erinnerung an diese Heldengestalten bewahrt. Aber nicht nur von volkstümlichen Helden weiß die griechische Sage zu erzählen, sie berichtet auch von führten Kriegszügen, an denen sich viele Helden oder sogar das ganze Hellas beteiligten, z.b. von dem Argo-nantenzuge und dem Trojanischen Kriege- Herkules. § 17* Die Jugendzeit des Helden. Herkules (oder H 6 -r a 1i e 3) war ein Sohn des Zeus und der Königin A l k m 6 n e von Theben. Schon als kleines Kind rief er durch seine Kraft und Kühnheit das Staunen der Menschen hervor. Die Göttin Hera x) Gedichte: Pfizer, „Griechische Spiele." Hehse, „Die Mutter des Siegers." — Vgl. Lehmanns Wandbild „Olympia" (Leipzig, Wachsmuth).
   bis 10 von 44 weiter»  »»
44 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 44 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 1
3 1
4 5
5 10
6 0
7 0
8 0
9 4
10 7
11 2
12 1
13 0
14 3
15 1
16 3
17 0
18 0
19 0
20 2
21 0
22 0
23 0
24 2
25 1
26 3
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 9
34 1
35 0
36 5
37 13
38 1
39 3
40 0
41 0
42 1
43 18
44 0
45 2
46 0
47 4
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 19
2 1
3 0
4 1
5 0
6 0
7 0
8 0
9 2
10 0
11 0
12 1
13 4
14 3
15 0
16 2
17 11
18 0
19 0
20 0
21 0
22 15
23 8
24 0
25 1
26 0
27 0
28 5
29 0
30 0
31 1
32 1
33 0
34 1
35 3
36 8
37 0
38 8
39 7
40 0
41 2
42 3
43 4
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 10
55 2
56 0
57 0
58 0
59 1
60 1
61 1
62 0
63 1
64 1
65 1
66 0
67 0
68 2
69 0
70 0
71 8
72 5
73 2
74 0
75 3
76 1
77 11
78 0
79 2
80 0
81 0
82 8
83 1
84 0
85 1
86 0
87 4
88 0
89 0
90 0
91 3
92 6
93 0
94 8
95 0
96 0
97 0
98 5
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 14
1 0
2 7
3 2
4 5
5 3
6 5
7 2
8 3
9 1
10 18
11 2
12 6
13 4
14 0
15 6
16 7
17 0
18 9
19 20
20 0
21 2
22 9
23 3
24 2
25 2
26 8
27 8
28 0
29 7
30 9
31 3
32 2
33 25
34 4
35 4
36 1
37 9
38 0
39 8
40 11
41 7
42 2
43 25
44 9
45 0
46 0
47 2
48 4
49 3
50 10
51 8
52 6
53 1
54 19
55 3
56 13
57 2
58 7
59 33
60 3
61 26
62 11
63 6
64 10
65 6
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 6
72 14
73 0
74 0
75 1
76 1
77 7
78 3
79 2
80 6
81 89
82 3
83 1
84 1
85 6
86 0
87 0
88 1
89 0
90 0
91 21
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 14
98 0
99 7
100 15
101 1
102 8
103 3
104 0
105 12
106 6
107 2
108 6
109 1
110 4
111 11
112 12
113 0
114 11
115 12
116 2
117 1
118 4
119 0
120 10
121 16
122 4
123 16
124 3
125 5
126 7
127 29
128 3
129 8
130 1
131 9
132 12
133 9
134 0
135 1
136 17
137 5
138 2
139 0
140 3
141 1
142 22
143 19
144 3
145 18
146 8
147 3
148 8
149 0
150 3
151 16
152 10
153 0
154 3
155 12
156 11
157 13
158 5
159 0
160 2
161 4
162 3
163 8
164 1
165 10
166 14
167 7
168 6
169 6
170 1
171 18
172 9
173 9
174 1
175 10
176 2
177 17
178 0
179 5
180 0
181 6
182 12
183 37
184 3
185 1
186 1
187 7
188 6
189 2
190 17
191 7
192 14
193 2
194 5
195 3
196 12
197 4
198 2
199 7