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I. Die oberen Gottheiten.
in enger Verwandtschaft steht und ebenso mit den Nymphen eng Besrennbet ist, und mit seiner göttlichen Wirksamkeit in das Leben der Menschen auf Meer und Laub, in Gebirge und Thal eingreift. (Sr staub auch bent Zeus in beut Kriege gegen die Titanen und in bemjenigen gegen die Giganten bei, in welchem letzteren er den Riesen pollibotes ins Meer stürzte und mit einem Borgebirge der Insel Kos begrub. Er entzweite sich jeboch barauf mit Zeus und lehnte sich gegen besfen Oberherrschaft auf; dieser aber strafte seinen Bruder baburch, daß er bemselben die ihm übertragene Regierung über Meer und Wmbe für die Dauer eines ganzen Jahres nahm und ihn überbies noch zwang, währenb dieser Zeit dem Könige Laomedon von Troja zu bienen und bemselben nebst Apollon bei bent Baue der großen Mauern um Troja zu helfen. So berichten einige Schriftsteller, anbere behaupten, die ßeiben Götter haben die Mauern freiwillig erbaut, um Laomebons Charakter zu prüfen, der sich aber schlecht bewährte, tnbem Lao-mebon sich weigerte, dem Poseibon den zuvor bafiir ausbebungenen Lohn zu geben. Poseibon, hierüber erbittert, verheerte das Laub durch Überschwemmung und sanbte ein Meerungeheuer, welchem Laomebons Tochter zum Sühnopfer für den erzürnten Gott überliefert werben sollte. Herakles aber befreite die Jungfrau und tötete das Ungeheuer. Auf biefe Weise unversöhnt, zürnte Po-seibou bauernb den Trojanern und staub späterhin auch den Griechen in ihrem Kriege gegen bieselbeu bei, und würde Troja den größten Schaben zugefügt haben, wenn Zeus nicht seine feinblichen Plane gehemmt hätte. Vor Zeus' Befehl aber zog sich Poseibon, wenn auch unwillig murrenb, von der thätigen Hilfeleistung der Griechen zurück und erkannte hiermit thatsächlich die Oberherrschaft seines Brnbers.
Manche Sagen berichten von Streitigkeiten des Poseibou mit anberen Göttern um den Besitz verschobener griechischer Lanb-schasten, in welchen der Gott des Meeres meistens den kürzeren zog. Dies gilt auch von dem berühmtesten dieser Kämpfe, welchen Poseibon mit der Athene um den Besitz der griechischen Laubschaft
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Poseidon oder Neptun.
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Attika hatte, welche nach gemeinschaftlichem Ausspruche der Götter der erhalten sollte, welcher das größte Wunderzeichen zu schaffen uni) diesem Lande das nützlichste Geschenk zu geben vermöchte. Durch einen Stoß mit seinem Dreizacke in den 400 Fuß hohen und durchaus wasserlosen Burgfelsen Athens brachte Poseidon daraus eine sprudelnde Salzquelle hervor, Athene aber ließ aus demselben kahlen Burgfelsen den ersten Ölbaum erwachsen, und erhielt, da derselbe für das nützlichste Geschenk anerkannt wurde, das Land geheiligt, welches Poseidon hierauf aus Verdruß und Rache mit einer Überschwemmung heimsuchte.
In der Gegend von Lerna in der wasserlosen Landschaft Arqos öffnete er der bedrängten Königstochter Amymone zu Liebe, die für ihren Vater Dauaos Wasser holen sollte und keine Quelle entdecken konnte, mit seinem Dreizacke die Erde, daß drei Quellen hervorsprudelten. Die Mythe erzählte nämlich, daß die Landschaft Argos deshalb so arm an Quellen sei, weil Poseidon (Neptun) derselben zürne, nachdem Jnachos sie in einem Streite mit der Hera nicht ihm, sondern dieser Göttin zugesprochen habe.
Poseidons rechtmäßige Gemahlin war nach dem Glauben der Griechen Amphitrite, eine Tochter des Gtreauos und der Tethys \ aber er hatte auch einige Nebenweiber, welche ihm mehrere in der Mythologie ausgezeichnete Söhne gebaren, z. B. Gäa den Riesen Antaos, den Herakles überwand, die Melamppe den Äolus und Söotus, die Tyro den pelias und den Ileleus (letzterer: Vater des Nestor, ersterer: Aussender der Argonauten), die Thoola den Polyphernos, die Alope den Hippothoou. Mit der Demeter soll er nach der in Arkadien heimischen Sage, oder mit einer der Erimtyen nach der in Böotien herrschenden Sage, unter der angenommenen Gestalt eines Rosses, das wunderbare, durch seine Schnelligkeit berühmte und deshalb auch wie der Pegasus als geflügelt dargestellte Roß Ariou, ferner mit der Medusa das von den Dichtern als Bild der poetischen Begeisterung aufgefaßte, geflügelte und von den Nymphen an den Quellen gepflegte Pferd Pegasus, endlich mit der in ein Lamm verwandelten Theo-
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jjjjane den goldenen Widder der Argonauten erzeugt haben. In allen diesen Wesen stellte sich der religiöse Glaube der Griechen den vielseitigen und auch äußerst schnell sich entwickelnden Einfluß des Elementes des Poseidon, nämlich der Feuchtigkeit, in der Natur vor.
Man dachte sich, daß Neptun in der Tiefe des Meeres (griechisch Pontos) einen prächtigen, schimmernden Palast bewohne. Von hier aus übte er nicht bloß die Herrschaft über das Meer, sondern übte seinen Einfluß auch aus die Auselu, die Küstenstriche, die tiefer landein liegenden Gegenden und selbst auf die Gebirge aus.' „Er befuhr das Meer (siehe tab. Iii) mit einem flüchtigen „Gespanne von Seepferden oder Hippokampen (Seetiere, die „man sich vorn als Pferd, hinten aber mit einem Fischschwanze „versehen vorstellte), wie ihn die beigegebene Abbildung zum „Stoße mit seinem Machtwerkzeuge und Symbole bereit zeigt." Homer, der Dichter der Jliade, besingt die Meerfahrt des Gottes:
„Er schirrt seine Rosse, die schnell dahinfliegenden, mit ehernen Husen und goldnen Mähnen an den Wagen, und selbst mit goldnen Waffen gekleidet über die Wogen fährt er, und es hüpfen unter ihm rings die Tiere des Meeres aus ihren Schlupfwinkeln hervor, denn toohl kennen sie ihren Herrn, und das Meer macht freudig Bahn. Die Rosse aber fliegen leichten Schwunges und kein Tropfen feuchtet von unten die eherne Achse."
Poseidon selbst wurde abgebildet als ein älterer, bärtiger Mann von finsteren Gesichtszügen, zum Zeichen seiner Herrschaft über das Meer, oder als Erderschütterer einen Dreizack (bei den Griechen Triima, bei den Römern Tridens genannt) in der Hand haltend, eine Art Waffe, deren sich in den ältesten Zeiten die Seefahrer auf dem mittelländischen Meere zum Harpunieren (Fange der Thunfische) bedienten.
Mit diesem Dreizacke bändigt er die Giganten, wühlt das Meer aus, öffnet auf dem Festlande die Quellen und erschüttert auch die Erde und die Felsen. Als Erderschütterer und als Erbauer vou Troja besingt ihn unser Schiller:
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Ä.0l0l.
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weiten Höhle des Berges seinen Wohnsitz hatte, und von dort aus die Erde und das Meer auf eine den Menschen oft gefährliche Art heimsuchte, während er auch wieder als gastfreier Freund der Seefahrer auftritt und ihnen seine Gunst erweiset, die nur durch eigenen Vorwitz eingebüßt wird, wie dies nach der Erzählung der Odyssee besonders Odysseus (Misses) durch die Schuld seiner Gefährten auf feiner Fahrt empfunden haben soll.
Als er nämlich auf seiner später im Zusammenhange zu erzählenden Irrfahrt auch zu der Insel des Äolos kam, bewirtete ihn dieser freundlich und gab ihm, als er heimfahren wollte, alle widrigen Winde in einem großen ledernen Schlauche mit in sein Schiff, während er nur den seiner Heimfahrt nach Jthaka günstigen Wind wehen ließ. Achtsam stand Odysseus am Steuer, nach mehrtägiger Fahrt aber ließ er sich, schon nahe seiner Heimat, vom Schlafe übermannen, und seine neugierigen Gefährten, welche meinten, Äolos habe ihrem Herrn in dem Schlauche kostbare Geschenke mitgegeben, öffneten diesen, um die Schätze zu sehen, worauf sofort die entfesselten Winde mit Ungestüm hervorbrachen und das Schiff aufs neue verschlugen.
Äolos, ein Sohn des Königs Htppotes, lebte aus einer steilen
liparischen Felseninsel bei Siälien, mit seinen sechs Söhnen und sechs Töchtern, die er miteinander vermählte, bei stets rauschender Musik in Freuden. In den Felsenhöhlen aber ist die Wohnung oder der Kerker der Winde, welche Äolos bändigt oder beherrscht,
und von denen er bald diesen, bald jenen nach dem Willen der
oberen Götter entfesselt und wehen läßt. Neben dieser Vorstellung der von Äolos beherrschten Winde besteht aber auch eine andere, nach welcher die Winde durchaus selbständige göttliche Personen sind, die in getrennten Wohnungen hausen und nur den Geboten des Zeus und Poseidon folgen.
Über die vorzüglichsten der Winde: Boreas, der Nordwind, Euros, der Ostwind, Notos, der Südwind, und Zephyros, der Westwind, siehe das Nähere mit Abbildungen in dem Folgenden.
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der Götter des Altertums.
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punkt des Weltalls und erklärten sich deren Entstehung folgendermaßen: Das erste, was vorhanden war (woher? darüber grübelten sie nicht), war das Chaos, d. H. eine formlose und verworrene Masse eines Ur- oder Grundstoffes, aus welchem alle nachher vorhandenen Wesen gebildet wurden, ein roher Klumpen, der erst durch eine andere Kraft in einzelne Teile abgesondert und zur Hervorbringung verschiedenartiger Dinge geschickt gemacht werden mußte. Diese andere Kraft war Cros (Amor, die Liebe), durch dessen Einflüsse sich die einander verwandten Stoffe und Dinge zusammenfanden und sich von den ungleichartigen absonderten, so daß Ordnung und Harmonie in das Chaos zu kommen begann.
Durch diese Sonderung der gleichartigen und ungleichartigen Elemente entstanden aus dem Chaos zuerst Erebos (Ursinsteruis) und Nyr (die mit dem Tage wechselnde Nacht). Diese beiden verbanden sich wieder miteinander und die Frucht ihrer Verbindung waren: Äther (die helle Luft) und Hemera (der Tag). Durch die Annäherung von Eros und Chaos war aber auch der Tartaros (die Unterwelt) und die Gaa (Tellns oder Terra, die Erde) entstanden, welche letztere dann den Pontos (das Meer), die Berge und den Kranos (Himmel) gebar. Als sich die Erde (Gäa) hierauf mit ihren Erzeugten, dem Pontos und dem Uranos, vermählte, gebar sie eine zahlreiche Nachkommenschaft, worunter wir vorläufig die Titanen, Giganten und Kyklopen nennen.
Sie erkennen gewiß, meine Leser, hier gleich das Bildliche dieser Vorstellung, die nichts Anderes ausdrücken soll, als: daß alles ordnungslos durcheinander gemischt war, ehe durch eine gewaltige Kraft, die sehr sinnreich Eros — die Liebe — genannt wird, Tag und Nacht, Himmel, Erde und Meer voneinander abgesondert und die beiden letzteren mit lebenden Wesen bevölkert wurden.
Der Glaube der Alten ließ die durch die schaffende Kraft der Liebe gebildete Erde zuerst mit höheren, gewaltigeren Wesen, als die nachfolgenden lebenden Geschlechter waren, bevölkert werden, damit letztere einer Macht und Herrschaft unterworfen
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I. Nie oberen Gottheiten.
aber ist die Unbeschränktheit der Macht des Geistes in seiner thätigen Wirksamkeit, sowie der Ursprung des Geistes aus dem höchsten göttlichen Wesen, — und daß der Geist weder etwas Männliches, noch etwas Weibliches, sondern die einzige göttliche Kraft ist, die selbständig wirkt und zwar durch die ganze Natur, — auf die innigste Weise sinnbildlich in der Mythe dargestellt.
Im Kriege des Zeus gegen die Titanen und Gigauten leistete sie als Kriegsgöttin Pallas demselben mächtigen Beistand durch Rat und That und wurde die Veranlassung, daß Zeus sich des Herakles, zur Bezwingung der Empörer, mit bestem Erfolge bediente. Sie selbst aber bezwang den furchtbaren Giganten Enke-lados. Nachdem aber Zeus' Herrschaft befestigt war, wirkte sie aus Erden als Beschützerin derjenigen Helden, welche finstere Mächte und Ungeheuer bekämpften. So war sie die beständige Begleiterin des Herakles bei allen seinen mühevollen Abenteuern (s. unten), so half sie dem Persens in der Tötung der Gorgone Medusa, deren Haupt sie aus ihrer Ägis anbrachte, weshalb sie selber den Bei- ' namen Gorgophone (Gorgotöterin) erhielt. Auch die Argonauten beschützte sie mit Here gemeinsam, und Thesens vollbrachte seine Thaten gegen allerlei Unholde (s. unten) ebenfalls unter ihrem Beistände, deu sie endlich auch den griechischen Helden im Kampfe gegen Troja leistete, welches, wie weiterhin erzählt werden soll, nach zehnjährigem Kampfe endlich durch Atheues Ratschläge eingenommen wurde.
Im Frieden aber waltet sie, wie gesagt, überall segensreich als Göttin aller Kunstfertigkeit, der himmlischen Klarheit und des sinnenden Geistes; ihr wirb die Kunst des Spinnens und Webens verbankt, sie lehrt die Pflege der neugeborenen Kiuber, auch die Heilkunst wirb unter anbereu Göttern auf sie zurückgeführt, und ebenso soll Athene das Flötenspiel ersunben haben. Wie es der Kriegsgöttin geziemt, lehrt sie die Menschen das wilbe Roß zähmen, zügeln und vor den Kriegswagen spannen, was namentlich von Bellerophon erzählt wirb, dem Athene das Flügelroß Pegasos
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Pallas-Athene oder Minerva.
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„an Brust, Armen und Hüften männlich schmal. Auch das „längliche Gesicht hat zwar eine freie Stirn, große, offene Augen, „strengen Mund, ein festes Kinn, aber ihre Züge sind anmut-„los, und das Haar lose zurückgeschlagen."
Das älteste, aus Holz geschnitzte Bild der Göttin, welches vom Himmel gefallen sein soll, nannte man Palladium (Bild der Pallas). Dasselbe war zuerst im Besitze der Königsfamilie von Troja, und man glaubte, daß der Bestand der Stadt von dem Besitze dieses Bildes abhänge. Im Kriege der Griechen gegen Troja wurde dasselbe entweder von Diomedes oder Odysseus heimlich entwendet, woraus die Einnahme der Stadt durch das hölzerne Roß gelang, oder Äneas nahm dasselbe bei seiner Flucht mit sich. Nach der Verschiedenheit dieser Sagen machten später mehrere Staaten Anspruch auf den Besitz des echten Palladium, so Argos, Athen und Rom, und sein Besitz galt überall als Bedingung und Bürgschaft des Bestandes der Staaten. Daher hat man später den Ausdruck Palladium in weiterem Sinne aus andere Gegenstände angewendet, denen man ähnliche Bedeutung beilegte, und wenn z. B. gesagt wird: das Palladium der Freiheit ist entwendet, so wird damit bezeichnet, daß die oberste Bedingung und Bürgschaft der Freiheit verloren gegangen sei.
Die schönsten und bedeutendsten Statuen der Athene besaß die Skadt Athen und sie waren von der Hand des Phidias, der auch den Zeus in Olympia gemacht hat; namentlich war die Goldelfenbeinstatue im Parthenon berühmt
„und neben ihr eine im Freien auf der Burg Athens aufgestellte kolossale Erzstatue, welche das Dach des ebeugenauu-„teu Tempels überragte, so daß man ihren Helmbusch und „ihre Lanzenspitze vom Meere aus schon sah, wenn man sich „auf der Höhe von Suniou, der südlichen Landspitze Attikas, „befand. Die Göttin ist hier (siehe tab. Vii) in majestätischer „Ruhe dargestellt, als die Gewaltige und Siegreiche. Zu den „Füßen erblicken wir an ihrer linken Seite den Schild, an „der rechten die Erechthensschlange. Auf ihrem gebogenen rech-
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I. Dir oberen Gottheiten.
der Pfeile sehr nützlich; dennoch aber erregte er einst, als er einige Kyklopen mit seinen Pfeilen (zur Strafe, daß Zeus seinen Sohn Äskulap durch einen Blitz erschlug) getötet hatte, dessen Zorn in so hohem Grade, daß er auf einige Zeit aus dem Olymp verwiesen wurde. Hierauf diente Apollon, wie ein Sterblicher der Erde, seinem Freunde, dem Könige Admetos von Pherä in Thessalien, als Hüter der Rinderherden, wie er auch die des Laomedou in der Landschaft Troas in Kleinasien weidete. Aus Verdruß über seine Verbannung aus dem Olymp verband sich Apollon mit dem Poseidon, um den Zeus zu stürzen. Ihr Plan mißlang, und beide mußten zur Strafe die Mauern von Troja erbauen helfen. Als aber Laomedou dem Apollon den versprochenen Lohn verweigerte, ließ dieser eine furchtbare Pest hereinbrechen, welche die Stadt und das Gebiet von Troja entvölkerte. Während dieser Zeit feiner Dienstbarkeit hatte er Streit mit dem Pan, welcher behauptete, daß die Flöte ein besseres Instrument als die Leier sei. Midas, ein König in Lydien, dem es übertragen wurde, den Streit zu schlichten, entschied für die Meinung des Pan, wofür Apollon den Midas dadurch bestrafte, daß er ihm Eselsohren beilegte. Auch den Marsyas, der sich rühmte, in der Kunst des Flötenspieler den Apollon zu übertreffen, ließ er grausam umbringen.
Niobe, die Gemahlin des Amphion (eines Sohnes des Zeus und der Antiope — eines berühmten Saitenfpielers), Mutter einer blühenden Kinderzahl, erhob sich im Gefühle ihres Mutterwertes über die Latona, worüber aber Apollon in Zorn geriet, und, in Verbindung mit Artemis, die Niobe zu bestrafen beschloß. Dies geschah, indem er derselben alle ihre Sohne, und Artemis alle ihre Töchter durch Pfeile tötete. Alle ihre Kinder hatte das Schicksal der zürnenden Götter erreicht, bis auf ihre jüngste Tochter, die sie verzweiflungsvoll in ihrem Arme hält. „O laßt mir die eine von den vielen", ruft sie, aber auch diese letzte traf — das rächende Geschoß.
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Artemis oder Diana und Selene oder •ffinna.
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Geburt gleichsam aus der Nacht in die Tageshelle kommt, so dachte man sich die Artemis auch ap Vorsteherin der Geburten und Helferin derer, die Mutter werben, und nannte sie daher Eileilhriia, Ilithyia*) oder Eleutho. So erscheint sie überhaupt als Göttin des weiblichen Gedeihens im Natur- und Menschenleben. Daher ward ihr auch die Kinderpflege und die Heilung beigelegt, und deshalb wurde ihr auch als Göttin der Jugend in Messenien, Lakonien, Elis und anderen Gegenden Griechenlands von den Mädchen ein Fest mit Tänzen gefeiert. — Ebenso war sie aber auch, da der Mensch mit dem Tode wieder in die Nacht zurücksinkt, eine Göttin des Todes, und zwar desjenigen Todes, dessen Ursache man nicht kannte oder nicht erkannte. Von Menschen, welche Plötzlich, ohne daß man den Grund, z. B. eine Verwundung u. dgl., wußte, starben, sagte man, es habe sie Apollon oder Artemis mit sanftem Geschoß erlegt, und zwar dachte man beim Tode vou Männern besonders an Apollon, bei demjenigen von Mädchen und Frauen besonders an Artemis.
Da der Mond in seinem reinen und mäßigen Lichte, und
zwar auch bei uns, die Vorstellung keuscher und reiner Jungfräulichkeit hervorruft, so dachte man sich Artemis (deren Name die Keusche, Unbefleckte bedeutet) als reine, frische Jungfrau, und als solche nahm sie auch alle keuschen Jünglinge und Jungfrauen unter ihren Schutz, die ihr daher auch Blumenkränze, besonders im Frühlinge, wanden. Daher wurde sie auch als Göttiu strenger' Zucht, des guten Rufes, gerechten Sinnes, sowie der Besonnenheit im bürgerlichen Leben und Verhältnissen, zu Athen, Korinth und Theben verehrt. Wildes und zuchtloses Wesen und Treiben verfolgte sie mit ihren Pfeilen.
In der Landschaft Attikch wurde sie in dem Feste der Btu=
nychien als Mondgöttin verehrt, wobei ihr runde Kuchen mit
Lichtern besteckt, in der Gestalt des Vollmondes, geopfert wurden. Ebenso feierte mau ihr in dieser Landschaft als Mondgöttin in
*) Beide Nebennamen findet man auch der Hera beigelegt, und Jlithyia wird selbst eine Tochter der Hera und des Zeus genannt.
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die Gabe der Weissagung, jedoch verkündigte er seine Orakel nicht wie Apollon in Worten, sondern durch das zufällige Zusammentreffen. Das ist so zu verstehen, daß man in einem zufälligen Be-gegnis, während man etwas vorhatte, ein günstiges oder ein ungünstiges Borzeichen erkannte, wie ähnliches in unserem Aberglauben sich findet, wenn uns z. B. ein Hase über den Weg läuft, wenn wir verreisen wollen, oder ein altes Weib begegnet und was dergleichen mehr ist. Diese Zeichen betrachtete man als Sendungen des Hermes, dessen Rat man außerdem durch das Würfelorakel zu erkunden suchte, indem man, in Ungewißheit, ob etwas zu thun oder zu lassen sei, würfelte, und glaubte, Hermes gebe einen guten Wurf, wenn die Sache zu thuu, eineu schlechten, wenn sie zu unterlassen sei.
Dieselbe List und Gewandtheit und dieselbe gute Laune und anmutige Beredsamkeit, welche er als eben geborenes Knäbchen bereits so glänzend bewährt hatte, erprobte Hermes späterhin auch oftmals mit demselben Erfolge, indem er dem Zeus deu Scepter, der Aphrodite ihren Leibgürtel, dem Poseidon den Dreizack, dem Ares sein Schwert, dem Hephästos seine Zange und dem Apollon Bogen und Pfeile entwandte und immer die zürnenden Bestohlenen wieder zu begütigen wußte. Am rühmlichsten aber zeigte er alle seine glänzenden Gaben im Aufträge des Zeus an dem hundertäugigen Argos, welcher die Jo (eine Geliebte des Zeus) bewachte, die Zeus, um sie der Rache der eifersüchtigen Juno zu entziehen, in eine Kuh verwandelt hatte, die aber Juno, welche den Betrag merkte, dem Argos zur Bewahrung übergeben hatte.
Hermes nun erhielt von Zeus den Befehl, Jo ans der Obhut des Argos zu befreien, was durch Gewalt nicht geschehen sollte oder konnte. Dieser Auftrag war einem hundertäugigen Wächter gegenüber, der selbst im tiefsten Schlafe nur fünfzig seiner Augen schloß, keine Kleinigkeit; Hermes aber löste ihn dennoch. Er ging zum Argos, den er zuerst durch allerlei Geschichtcheu zutraulich machte, und deu er dann, indem er ihm verschiedene Liedchen auf seiner Hirten-
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