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Pflichten. Zu dem Zwecke theilte er die ganze Bürgerschaft,
die Patricier sowohl als Plebejer nach abgehaltener Schätzung
(eensus) in fünf Vermögensklassen. Die erste Abtheilung, aus-
schließlich auch die Klasse genannt, forderte als geringsten Be-
sitz 100,000 Asse, oder 2,300 Reichsthaler, die zweite 75,000,
die dritte 50,000, die vierte 25,000, und die fünfte 12,500
Asse. Alle Bürger, welche in diese fünf Klassen eingeschrieben
waren, führten als solche den Namen Seßhafte (assidui) und>
Grundbesitzer Oocupletes). Diejenigen aber, deren Vermö-
gen den geringsten Satz von 12,500 Assen nicht erreichte, hießen
Proletarier, wenn sie 375 bis 1500 Asse besaßen, so daß
sie noch wohl ein Familienleben gründen und dem Staate we-
nigstens Kinder geben konnten^); oder nach Köpfen Geschätzte^)
(capite censi), wenn ihr Vermögen keine 375 Asse betrug. Aus
jeder Klasse bildete er wieder eine Anzahl Centurien und zwar
so, daß die erste Klasse, obschon sie gewiß die geringste Kopfan-
zahl enthielt, die meisten Centurien zählte, und in dem Ver-
hältnisse weiter; je tiefer die Klasse, um so größer die Zahl der
Köpfe in den Centurien. Nach dieser Eintheilung ward das
Maaß der Besteuerung, die Art der Bewaffnung und das Recht
der Abstimmung in den Centurien geordnet. Je höher die Klasse
war, welcher jeder Einzelne mit seinem Vermögen angehörte, um
so mehr mußte er auch beitragen zur allgemeinen Kriegessteuer;
und selbst die Beschaffung der Waffen, der Rüstung und des
Unterhaltes während des Felddienstes, wofür jeder Bürger aus
eigenen Mitteln zu sorgen hatte, war eine nicht unerhebliche
Steuer; denn je höher die Klasse, um so vollständiger und kost-
spieliger war auch die vorgeschriebene Bewaffnung.
Es waren nämlich alle Bürger dieser Klassen zürn Krieges-
dienste verpflichtet und als solche in zwei große Hälften geson-
dert, in die der Jüngeren (Pmior68), welche vom 17. bis
zum 45. Jahre im Felde dienten und so das eigentliche Heer
bildeten, das in Legionen eingetheilt war; — und in die der
Älteren (86nioi68) vom 46. bis zum 60. Jahre, welche nicht
3) Proletarios nominavit, ut ex iis, quasi proles, ic! est, quasi pro-
genies civitatis exspectari videretur. Cic. de rep. Ii. 22.
4) — quod ii, quo censerentur, nihil praeter se haberent suumque
caput. Fest. p. 219.
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80
Diktator verwundete den König Tarquinius, der ungeachtet des
hohen Alters an der Schlacht Theil nahm. Zwei Söhne und
der Schwiegersohn des Tarquinius fielen, und das Glück des
heißen Tages neigte sich auf die Seite der Römer. Da endlich
floh der hoffnungslose König, aller seiner Kinder beraubt, nach
Cumä in Campanien. Hier rief bald nachher der Tod den
lebensmüden Greis von dem Schauplatze seiner vieljährigen Leiden.
Schon im dritten Jahre nach der Schlacht am See Regillus
wurde der alte Bundesverein zwischen den Römern und Latineru
und das Verhältnis beider Völker gegen einander wieder herge-
stellt und befestigt.
Streit zwischen den Patriciern und Plebejern
von 500 bis 300 vor Chr.
§. 19. Die Volkstribuncn. 493.
Rom schien nach aufgehobener Königsregierung vollkommen
frei zu sein. Allein die Freiheit genossen nur die Patricier, nicht
die Plebejer. Statt der Könige, die sich im Ganzen wohlwollend
gegen die Gemeinde bewiesen hatten, um an ihr eine Stütze zu
finden gegen die herrschsüchtigen Patricier, regierten jetzt diese
selbst mit den aus ihrer Mitte erwählten Consuln. Sie beklei-
deten ausschließlich alle öffentlichen Ämter, sie richteten nach ihrer
Willkür das Volk, sie hatten den Nießbrauch der Staatslände-
reien, die sie gegen hohen Zins den Plebejern verpachteten. In
den vielen Feldzügen eines jeden Jahres ließ der Patricier seine
Ländereien durch Clienten oder Sklaven bebauen. Das konnte
der arme Plebejer nicht; er mußte sie wüst liegen lassen oder
sein kleines Eigenthum oft sogar verkaufen, um nur die Kosten
des Feldzuges zu bestreiten; denn für Waffen und Lebensunter-
halt während desselben mußte Jeder selbst sorgen. Eben sowenig
konnte er bei anwachsender Verlegenheit des Hausstandes eine
Minderung der Landsteuer gewinnen, welche nach dem Wortlaut
der einmal aufgenommenen, für vier Jahre gültigen Schätzung
mit unerbittlicher Strenge eingetrieben wurde. Und kam er
nun aus seinen Freiheitsschlachten zurück, so fand er seine Felder
verwildert oder vom Feinde selbst verheert und gerieth mit Weib
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104
gewählt und so auch durch den Stand der Gewählten die neuere
Würde mit einem größern Glanze umgeben. Ihr Amt dauerte
anfangs fünf Jahre, von einem Lustrum bis zum andern; später
aber, seit 434, achtzehn Monate.
§• 24. Sp. Mlälins. — Eroberung von Idfjt durch Eamillus.
Kaum hatte dieser Sturm ausgetobt, als in Rom eine große
Hungersnoth ausbrach (440), die neue Bewegungen veranlagte.
Vergebens trat der Senat helfend ein, vergebens errichtete er
ein besonderes Verpflegungsamt (praeleetma annonae) und über-
trug dasselbe dem L. Minucius; sie erreichte eine solche Höhe,
daß ungeachtet aller Vorkehrungen viele arme Hausväter bis
zum Selbstmorde verzweifelten. Da erbarmte sich der reiche
plebejische Ritter Spurius Mälius der hungernden Menge. Mit
Aufbietung seines ganzen Vermögens kaufte er in Etrurien ei-
nen großen Vorrath Getreide ein und vertheilte diesen den ganz
Armen umsonst, den Dürftigen zu einem niedrigen Preise. Da-
durch ward er so recht der Mann des Volkes, das nunmehr ihn
als seinen Wohlthäter und Schutzherrn fast vergötterte. Ob bei
jener Wohlthätigkeit des Mälius ehrsüchtige Absichten im Hinter-
gründe lagen, ob der etwas eitle Mann nach der höchsten ihm
bisher verschlossenen Ehrenftelle lüstern war, ist ungewiß; aber
die Patricier hegten diesen Verdacht und beschlossen jetzt, die
Plebejer in ihrem Gelüsten nach dem Consulat und Kriegestri-
bunat durch Schrecken zu lähmen. Auf eine von Minucius ge-
machte Anzeige, daß im Hause des Mälius geheime Versamm-
lungen gehalten, und Waffen dahin zusammengebracht würden,
ernannte der Senat sofort, unter dem Scheine hochverrätherischer
Umtriebe, den achtzigjährigen Greis Q. Cincinnatus zum Dik-
tator und besetzte während der Nacht das Capitol und die festen
Plätze der Stadt. Am andern Morgen erschien der Diktator
mit seinem Magister Equitum, Servius, Ahäla im kriegerischen
Gepränge auf dem Markte. Neugierig strömte von allen Seiten
das Volk herbei, um die Ursache dieses Auftrittes zu erfahren.
Auch Sp. Mälius befand sich unter demselben. Ans diesen ging
Ahala los und forderte ihn auf, sofort vor den Richterftuhl des
Diktators zu treten, um sich wegen der von Minucius gegen
ihn erhobenen Anklage zu rechtfertigen. Mit lautem Hülfsge-
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Extrahierte Personennamen: Mlälins L._Minucius Ritter_Spurius_Mälius Minucius Servius Mälius
107
sich noch zu demselben begeben wollten, zu vercheilen. Hiedurch
bekam das Heer einen außerordentlichen Zuwachs. Während nun
der größere Theil desselben den Sturm von Außen begann, drang
Camillus selbst mit einer auserlesenen Schar durch den unterir-
dischen Gang in das Innere der Stadt und öffnete den Stür-
menden die Thore. Furchtbar war jetzt der Kampf in den Stra-
ßen, in den Häusern, bis endlich der Diktator den Befehl erließ,
der Wehrlosen zu schonen. Die dem Blutbade Entronnenen wur-
den als Sklaven verkauft. Unermeßlich war die Beute, die man
in der eroberten Stadt (396) fand. Ein glänzender Triumph
verherrlichte die Rückkehr des Siegers. Der Dictator selbst fuhr
in einem mit vier weißen Rossen bespannten Wagen das Capitol
hinan. Hieran aber nahm das Volk Anstoß, weil weiße Rosse
dem Jupiter und der Sonne heilig waren.
So wurde Veji, wie einst Troja, nach zehnjähriger Bela-
gerung erobert, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß Dichtung
und Sage manche verschönernde Züge von der Belagerung und
Eroberung von Troja auf die von Veji übertragen hat. Die
Einnahme dieser schönen etruscischen Stadt mit den fruchtbaren
Fluren umher erregte bei den Plebejern den Wunsch, ja selbst
den Entschluß, sich in derselben niederzulassen. Und dieser Ent-
schluß würde auch zur Ausführung gekommen sein, hätten sich
demselben nicht der Dictator, alle Patricier und selbst zwei Volks-
tribunen auf das eifrigste widersetzt. Und in der That, wäre der
Plan zur Ausführung gekonnnen, so würde Veji die gefährlichste
Nebenbuhlerin Roms geworden sein; und vielleicht hätte Rom das-
selbe Schicksal von der Tochterstadt Veji wieder erlitten, welches
Nom selbst einst der Mutterstadt, Alba longa, bereitet hatte. Die
Plebejer gaben endlich nach und beschlossen zu bleiben. Eine reiche
Ackervertheilung im Gebiete von Veji wirkte hierauf wesentlich ein.
Camillus eroberte auch bald nachher die etruscische Stadt
F alerii. Desungeachtet sank der siegreiche Held mehr und mehr
in der Achtung und Liebe des Volkes, besonders seitdem es ihn
bei den über weitere Zugeständnisse gepflogenen Verhandlungen
als seinen Hauptgegner kennen gelernt hatte. Ja er kam sogar
in den Verdacht, einen beträchtlichen Theil der Beute von Veji
unterschlagen zu haben; und die Tribunen luden ihn vor die
Volksgemeinde. Zu stolz, um sich gegen eine solche Anklage zu
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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153
Androhung des Krieges, von der beraubten Nebenbuhlerin noch
eine neue Kriegessteuer von zwölfhundert Talenten. Karthago
war noch zu schwach, um solche Ungerechtigkeit schon jetzt zu rä-
chen. Die Römer selbst konnten sich nicht sobald im ruhigen
Besitze der neuen Eroberung, aus welcher die zweite römische
Provinz gebildet wurde, behaupten. Wiederholt empörten sich
die Sardinier und Corsen gegen ihre neuen Oberherren, und
erst nach sieben Jahren der blutigsten Kämpfe (238—231) ge-
lang die Unterwerfung. Nur im Jahre 235 trat eine kurze
Unterbrechung ein und hiermit Friede im ganzen Umfange des
römischen Reiches. Der Janustempel, welcher seit Numa's
Regierung beständig offen stand, wurde geschlossen, jedoch nach
wenigen Monaten wieder geöffnet.
Bald nach der Unterwerfung Sardiniens und Corsicas hat-
ten die Römer Gelegenheit, auch auf dem adriatischen Meere ihr
Übergewicht zur See zu gebrauchen. Die Illyrier nämlich,
welche am adriatischen Meere ostwärts bis Makedonien, in dem
heutigen Dalmatien und Kroatien wohnten, trieben die größten
Seeräubereien. Schon seit Jahren hatten sie nicht nur grie-
chische, sondern auch selbst römische Schiffe gekapert. Jetzt er-
schienen römische Gesandte mit bittern Beschwerden vor Teuta,
der Königin dieses freibeuterischen Volkes und forderten Genug-
thuung und völlige Abstellung des ehrlosen Gewerbes. Diese
erklärte: „so sehr sie verhindern würde, daß ihre Unterthanen je-
mals Rom angriffen, so könnte sie doch nach illyrischem Königs-
recht ihnen nicht wehren, die Vortheile des freien Meeres zu
benutzen." Als ihr darauf Coruncanius, der jüngste der Ge-
sandten, erwiederte, daß dann die Römer sie zwingen würden,
ein solches Recht abzustellen, ließ sie diesen auf der Rückreise er-
greifen und ermorden. Sofort begann der Krieg gegen sie (229
—228). Die Römer eroberten, unterstützt durch die Verrätherei
des illyrischen Feldherrn Demetrius von Pharus, in kurzer Zeit
fast ganz Jllyrien, so daß die bedrängte Königin jetzt demüthigst
um Frieden bat. Sie mußte die Regierung ihrem Sohne Pin-
nens, unter Vormundschaft des treulosen Demetrius, übergeben,
einen Tribut zahlen, Südillyrien und Corcyra abtreten, welches
mit den Städten Epidamnus und Apollonia unter römischen
Schutz kam, und versprechen, mit nicht mehr als zwei unbewaff-
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238
Talente Kriegeskosten zahlen." Hierauf wandte sich Sulla gegen
Fimbria, der in einem festen Lager bei Thyatyra stand, und
forderte seinen Gegner auf, ihm das Heer zu übergeben, weil
er kein gesetzlicher Feldherr sei. Als aber jener die Forderung
dagegen stellte, Sulla sollte seinen Heeresbefehl niederlegen, weil
er für einen Feind des Vaterlandes erklärt worden sei: ließ dieser
das Lager der Feinde mit einem Walle umziehen. Täglich gingen
jetzt Soldaten des Fimbria zum Sulla über, endlich kündigte das
ganze Heer ihm den Gehorsam auf; und der verlassene Abenteurer
tödtete sich selbst. Bevor der Sieger Asien verließ, ordnete er
die Angelegenheiten der Provinz mit großer Strenge; zur Strafe
des Abfalles mußte sie 20,000 Talente (25 Millionen Thaler)
Kriegessteuer bezahlen. Hierzu kamen die außerordentlichen Lei-
stungen für die vollständige Verpflegung der Soldaten, die in
den Quartiren ihren Forderungen und Erpressungen keine Grenze
setzten. Ganze Städte und Landschaften versanken in Elend und
Noth und wurden eine Beute der römischen Wucherer.
Der Feind des römischen Volkes war vollständig be-
siegt, und nun trat Sulla mit seinem siegreichen, ihm ganz erge-
benen Heere die Rückkehr nach Rom an, um Rache an seinen
Privatfeinden zu nehmen. In dem Hafen von Dyrrachium
rüstete er zur Überfahrt nach Italien. Unterdessen hatten aber
auch die Häupter der Marianischen 'Partei alle Vorkehrungen ge-
troffen, um das herüberkommende „Doppelthier, das die Kraft
des Löwen mit der Schlauheit des Fuchses verbinde" — so be-
zeichneten sie Sulla — kräftig zu empfangen. Nach der Er-
mordung des Cinna hatten sie ihren frühern Plan, den Sulla
in Griechenland selbst anzugreifen, aufgegeben. Sie beschränkten
sich bloß darauf, Italien zu vertheidigen, wo sie über 200,000
Mann unter Waffen hatten. Auf ihrer Seite standen die neuen
Bürger und das ganze Gesindel von Rom und Italien, auf
Sulla's Seite die Adeligen und die alten Bürger. Dieser kam
mit 40,000 wohlgerüsteten und kampfgeübten Soldaten, mit einer
großen Flotte und einem ungeheueren Schatze aus Griechenland
herüber und landete in Brundusium. Schnell vereinigten sich
die Großen mit ihm und vermehrten mit ihren zahlreichen Cli-
enten seine Macht. Cnejus Pompejus, ein Jüngling von 23
Jahren, führte ihm sogar drei Legionen zu, welche er aus eige-
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Extrahierte Personennamen: Sulla Sulla Sulla Sulla Sulla Sulla Sulla Cnejus_Pompejus
Extrahierte Ortsnamen: Thyatyra Asien Rom Italien Griechenland Italien Rom Italien Griechenland Brundusium
207
abgetretenen Landes und auf die Errichtung von Gebäuden ver-
wandt haben, eine billige Entschädigungssumme aus der Staats-
kaffe gezahlt werden. 4. Eine besondere Commission von drei Män-
nern soll niedergesetzt und jährlich durch Wahl erneuert werden,
welche die Untersuchung, was Staatsland, was Privateigenthum
sei, anzustellen und hiernach die Theilung und Abschätzung vor-
znnehmen hat-").
Dieser so billige Antrag zu Gunsten des nothleidenden Vol-
kes fand bei den reichen Gutsbesitzern den heftigsten Widerspruch.
Fast alle großen römischen Familien waren bei dieser Angelegen-
heit betheiligt; denn es gab gewiß nur sehr wenige, die nicht
bei weitem mehr, als das g-esetzliche Maß von Ländereien besa-
ßen; und diese alle würden des größten Theiles ihres Vermö-
gens und hiermit auch ihres Einflusses verlustig geworden sein.
Sie beriefen sich auf den verjährten Besitz und erhoben sich mit
wüthenden Schmähungen gegen den Volksführer, als ob dieser
nur selbstsüchtige Plane verfolge und den Umsturz der Verfassung
beabsichtige. Während der neunzehn Tage, die sein Gesetzantrag
dem Herkommen gemäß öffentlich ausgestellt war, stand die Par-
tei der reichen Gutsbesitzer und die der besitzlosen Bürger wie
zwei feindliche Heere einander drohend gegenüber. Die erstere,
als die bei weitem geringere, konnte nicht erwarten, daß die
Abstimmung in der Volksversammlung zu ihrem Vortheile ent-
scheiden würde; und es wurde deshalb ein Kunstgriff versucht,
der wie schon oft früher, so auch diesmal gelang. Einer der
Tribunen, der reiche Octavius, ward für sie gewonnen; und
an dem Tage der Volksversammlung, wo Tiberius seinen An-
trag zur Abstimmung bringen wollte, trat plötzlich Octavius auf
und legte sein Veto ein. Tiberius ward überrascht, als sein
bisheriger Freund dieses Gesetzmittel gegen ihn anwandte. Mit
rührenden Bitten und Vorstellungen suchte er ihn wieder zu ge-
winnen ; allein Octavius blieb hartnäckig bei seinem Voto, und
die Versammlung mußte unverrichteter Sache auseinandergehen.
Es kränkte den Tiberius tief, seinen Plan so scheitern zu
sehen; und seitdem wurden seine Reden in den Volkszusammen-
künften und seine Maßregeln leidenschaftlich und aufregend. „Die *
Ut iidem triumviri judicarent, qua publicus ager, qua privatus
esset. Ibid.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Tiberius Tiberius
247
einander die Sklaven auf Sicilien. Die letzten Kriege hatten ihre
Zahl bis in's Unendliche vermehrt. Diese Unglücklichen, die
einst in ihrer Heimath selbst frei und unabhängig, zum Theil
im Wohlstände, gelebt hatten, waren jetzt argen Mißhandlungen
von Seiten ihrer habgierigen und gewinnsüchtigen Herrn ausge-
setzt. Bei schmaler Kost mußten sie unter harten Zuchtmeistern
die mühevollsten Arbeiten verrichten, und nach den Mühen des
Tages fanden sie in engen, verschlossenen Behältern eine klägliche
Lagerstätte. Ein Theil der Sklaven wurde in besonder« Caser-
nen unter einem Fechtmeister zu Gladiatoren oder Fechtern ab-
gerichtet, dann .bei großen Volksfesten und andern Festlichkeiten
vermiethet. Dann mußten sie auf öffentlichen Schauplätzen zur
Ergötzung der gaffenden Menge nach allen Regeln der Kunst
auf Leben und Tod gegen einander kämpfen.
Aus einer Gladiatorcncaserne zu Capua entliefen einst vier-
undsiebenzig Sklaven, meist Gallier und Thracier, und riefen
unter ihrem Führer Spartacus, einem kühnen, talentvollen
Thracier, alle Sklaven und Gladiatoren zum Freiheitskampfe
aus. Überall wurden die Sklavenkerker erbrochen, die Fesseln
gelöset, und in kurzer Zeit stand Spartacus an der Spitze eines
Heeres von 70,000 bewaffneten Sklaven. Raubend, mordend
und brennemd durchstreiften die wilden Rotten zunächst Campa-
nien und Lucanien und eröffneten hier einen Krieg auf Leben
und Tod. Über zwei Jahre dauerte derselbe. Drei Prätoren
und zwei consularische Heere wurden gänzlich geschlagen, eine
große Menge Städte erstürmt und fuxchtbar verheert. Schon
hatte sich Spartacus den Weg bis an die Alpen gebahnt, um
Italien zu verlassen und sich jenseits des Gebirges anzusiedeln;
als seine raubsüchtigen Horden ihn zur Rückkehr zwangen. Rom
selbst, die Hauptstadt der übermüthigen Welteroberer, sollte er-
stürmt und rein ausgeplündert werden; und gegen 120,000
Sklaven setzten sich in getrennten Haufen dahin in Bewegung.
Groß war die Gefahr der Römer. Aber Mangel an Krieges-
zucht und Eintracht führte eine Trennung der Sklaven und plan-
lose Streifzüge herbei; und es gelang dem Prätor M. Licinius
Crassus, dem die Römer den Oberbefehl übertragen hatten, die
Horden bis nach Bruttium zurückzudrängen, wo Spartacus auf
dem Gebirge Sila eine feste Stellung nahm. Crassus vermied
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252
Kappadocien und drang verwüstend in das pontische Gebiet ein.
Er wurde aber am Halys geschlagen und mußte Kappadocien
wieder räumen. Bald darauf erhielt Murena von Sulla den
Befehl, die Waffen niederzulegen, und der Friede ward durch
einen Vergleich wieder hergeftellt.
Der dritte Krieg (74—64) war bei weitem wichtiger
und erfolgreicher. Nikomedes Hl., der König von Bithynien
und Schwager des Mithridates, war gestorben, und hatte die
Römer zu Erben seines Reiches eingesetzt, das von diesen sofort
zu einer römischen Provinz eingerichtet wurde. Allein Mithri-
dates, dieser unversöhnliche Römerfeind, war gerüstet und hatte
auch bereits mit Sertorius in Spanien Verbindungen angeknüpft.
Mit einem großen Heere rückte er in Bithynien ein, unter dem
Vorwände, des Nikomedes Sohn einsetzen zu wollen; und hie-
mit war das Zeichen zum Kriege gegeben. Schleunigst eilte der
Consul Aurelius Cotta zum Schutze Bithynieus herbei; er
wurde aber bei Chalcedön zu Wasser und zu Lande geschlagen
und mit dem Überreste seines Heeres in der den Römern treu
gebliebenen Stadt Cycikus auf der Insel gleichen Namens ein-
geschlossen. Da aber kam der andere Consul L. Licinius Lu-
c u l l u s, ein geistreicher Mann und erfahrener Feldherr, zu sei-
ner Rettung herüber. Mithridates wurde nun selbst eiugeschloffen
und mit bedeutendem Verluste zurückgetrieben. Lucullus drang
in der Verfolgung des Königs bis nach Pontus vor, schlug bei
Cabira ein neu gesammeltes Heer desselben fast bis zur Ver-
nichtung und nöthigte ihn zur Flucht nach Armenien, um hier
bei dem Könige Ti grünes, seinem Schwiegersöhne, Schutz
und Hülfe zu suchen.
Jetzt trat eine kurze Waffenruhe ein, und Lucullus benutzte
diese Zeit, um der so tief in Noth und Elend versunkenen Pro-
vinz Asien durch Anordnung einer neuen Verwaltung und Rechts-
pflege wieder aufzuhelfen. Hier war die Strafsumme von
20,000 Talenten, die Sulla ihr auferlegt hatte, durch den scham-
losesten Wucher der römischen Ritter und deren Zollbeamten in
den wenigen Jahren bereits bis zu 120,000 Talenten ange-
wachsen; und mit empörender Gefühllosigkeit verfuhren die Rei-
chen gegen ihre armen Schuldner. Lucullus setzte die jährlichen
Zinsen auf zwölf Procent herab, verbot die Zinsen zum Capital
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Murena_von_Sulla Sulla Nikomedes Aurelius_Cotta Lucullus Cabira Sulla Lucullus
220
fertige absichtlich in die Länge ziehe, nur um den Oberbefehl zu
behalten. Im stolzen Selbstgefühle seiner Kraft und seiner Ver-
dienste begab er sich ohne Urlaub nach Rom, um jetzt das Con-
sulat und die Führung des jugurthinischen Krieges für sich selbst
nachzusuchen; und wurde bei seiner Ankunft mit außerordentlicher
Gunst von dem Volke ausgenommen. Hier wiederholte er seine
Schmähungen gegen Metellus und den Adel überhaupt, dessen
Anmaßungen mit seiner Verdorbenheit wüchsen; dagegen rühmte
er sich, mit der Hälfte der Truppen in einem Feldzuge den nu-
midischen Krieg zu endigen und den Jugartha entweder todt oder
gefangen einzubringen. Das Volk war auf das günstigste ge-
stimmt für diesen Mann aus seiner eigenen Mitte: und er, der
Bauerssohn, erlangte das Consulat nebst Führung des numidi-
schen Krieges (107). Da sprach Marius das stolze Wort: er
trage das Consulat als eine Beute davon, die er der Weichlich-
keit des Adels abgenommen habe; nicht der Denkmale und Bil-
der seiner Ahnen, sondern seiner Wunden rühme er sich. Bevor
er zum Heere in Afrika abging, stellte er zur Ergänzung der
Legionen neue Werbungen an; und er, der Mann des Volkes,
nahm, jetzt zum ersten Male, auch die früher vom Kriegesdienste
ausgeschlossene, niedrigste Klasse des Volkes, die Proletarier, die
durch keinen Besitz an den Boden des Vaterlandes und sein
Geschick geknüpft waren, in die Legionen auf. Mit ihnen eilte
er zum sicheren Siege nach Afrika.
Metellus, gekränkt, daß Marius sich so schändlich auf Kosten
seiner eigenen Ehre ernporgeschwungen hatte, wartete die Ankunft
dieses Emporkömmlings nicht ab, und reifete nach Rom, um
Rechenschaft von seiner Verwaltung abzulegen. Er hatte die
vollgültigsten Beweise für sich; und zur Belohnung seiner Ver-
dienste wurde ihm nicht nur der Triumphzug, sondern auch der
Name, „Numidieus" zuerkannt.
Marius eröffnete den Feldzug mit rastloses Thätigkeit. Er
entriß dem Jugurtha eine Stadt nach der andern und bemäch-
tigte sich durch Überraschung sogar des großen,, in der Wüste
gelegenen Waffenplatzes Capsa (Gaffa). Der flüchtige Jugurtha
vereinigte sich bei Cirta (Constantien) mit seinem Schwiegervater,
und hier kam es zur Entscheidungsschlacht, in welcher die beiden
verbündeten Könige völlig geschlagen wurden. Jugurtha floh mit
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius Cirta
Extrahierte Ortsnamen: Rom Weichlich- Afrika Afrika Rom Waffenplatzes_Capsa_(Gaffa