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Extrahierte Personennamen: Salomo Salomo_Vorrathshäuser David David Salomo
Extrahierte Ortsnamen: Tyrus Israel Israels Israel Syrien Indien Israels Israel Assyrien
50
Iii. Die Babylonier und Assyrier.
die Zunge ausgerissen werden. Er war auch ein leidenschaftlicher und kühner Jäger. Mit Bogen und Pfeil erlegte er den Löwen im Dickicht des Waldes und vom Kahn aus im Röhricht des Ufers. Sein Wildgarten war angefüllt mit Käfigen, aus denen die Löwen zur Jagd losgelassen wurden. Ja, wir kennen sogar seine Lieblingshunde, die er in gebranntem Thon nachbilden und mit ihren Namen versehen aufstellen ließ.
Ein Schlag, und das ganze große, gewaltige Reich war aus einander gefallen. Dieser Schlag kam von den Medern, welche, ebenfalls unter: morsen, in ihrem Bergland sich doch wieder dem Joch entzogen hatten und unter einheimischen Fürsten erstarkten. Kyaxares gelang es, das assyrische Zeer zu besiegen, doch wurde seine Untemehinung gegen Ninive unterbrochen durch den Einfall eines neuen, für beide Theile gleich furchtbaren Feindes, der Scythen. Entsetzlich hausten diese rasch dahin eilenden Reiterschaaren in dem schon durch so viele Kriege erschöpften Lande; es war unmöglich sie zu erreichen und mit Erfolg zu bekämpfen. Allein kaum hatte dieser Sturm ausgetobt, so erhob sich der Aufstand gegen die assyrische Hauptstadt. Der Bann des Schreckens war gebrochen. Zahllose Schaaren sammelten sich in den unteren Landen nach dem persischen Meerbusen zu; Nabopolassar, zu ihrer Bekämpfung ausgefandt, stellte sich selbst an ihre Spitze und vereinigte sich mit den Medern. Ninive wurde eingeschlossen, von keiner Seite war Hülse zu erwarten. Aber die Stadt war wohl verproviantirt und sehr fest. Das medisch-babylonische Heer versuchte vergeblich die Wälle zu brechen. Zwei volle Jahre vergingen mit Versuchen, Bresche zu machen und mit der Blokade der Stadt. Im Frühjahre des dritten Jahres endlich kam der Tigris den Belagerern zu Hülse; eine furchtbare Ueberfchwemmung riß die Wälle auf eine Länge von 20 Stadien nieder. Der König Sarak, als er Alles verloren sah, zündete den Palast an und starb in den Flammen, ähnlich dem letzten Paläologen in Byzanz, nachdem er wie dieser in einer einzigen Stadt, dem letzten Reste seines Reiches, den Angriff gewaltiger Heere ausgehalten hatte. So ward das Gericht, das über Sanherib begonnen hatte, vollendet durch den ersten Untergang eines Weltreiches, von dem wir historische Kunde haben.*)
18. Das jüngere Keich in Babylon. Uelmkadnem.
(Nach Marcus v. Niebuhr, Geschichte Assurs und Babels, bearbeitet vom Herausgeber.)
Als Ninive in Asche sank, erhob sich Babylon noch einmal zu neuem Glanze. Die Eroberer Assyriens hatten sich so in die Beute getheilt, daß
*) Dieser Schluß nach Marcus b. Niebuhr's Geschichte Assurs und Babel«,
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124
Vii, Die Aegyptier.
den anbeten Götterbildsäulen umhergetragen, ja, es würden ihnen zu Ehren Feste, z. B. dem Ptolemäus Epiphanes jährlich ein fünftägiges Fest, gefeiert. Ebenso feierlich wurde ihr Geburtstag begangen, und der Schmerz über ihren Tod durch eine allgemeine Landestrauer, durch Traueraufzüge, durch Zerreißen der Kleider, Schließen der Tempel, Einstellung aller Opfer und Unterlassung aller Festlichkeiten 72 Tage lang bethätigt. Entgingen selbst die Könige nicht dem allgemeinen Todtengerichte und mußten es sich gefallen lassen, daß uach ihrem Tode das Volk über ihr Leben ein Urtheil fällte, so wurden sie doch während ihrer Regierung als unfehlbar und über allen Tadel erhaben angesehen, da täglich die Priester in ihren Gebeten laut und öffentlich die Tugenden des Königs priesen, seine Vergehungen verfluchten, letztere jedoch zugleich auf seine Diener und Rathgeber wälzten und den König selbst von aller Schuld freisprachen.
Das Leben der ägyptischen Könige war durch eine von den urältesten Zeiten her eingeführte und durch die Gewohnheit geheiligte Etiquette genau geregelt. Alle Stunden des Tages sowohl wie der Nacht waren für die Beschäftigung des Königs unabänderlichen Bestimmungen unterworfen. Bei Tagesanbruch erhob er sich von seinem Lager, erhielt dann die von allen Seiten eingelaufenen Briefe, Bittschriften und Regierungsberichte zur Erledigung, wodurch er sich einen beständigen Ueberblick über den Zustand seines Reiches verschaffte, wusch sich hierauf, bekleidete sich mit dem königlichen Schmucke und opferte (wahrscheinlich im Beisein der vornehmsten Priester und des gesamnlten Hofstaates)' den Göttern. So konnte der König demnächst aufs Beste vorbereitet an die Regierungsgeschäfte gehen. Aber nicht nur sein öffentliches, sondern auch jedes einzelne Geschäft in fernem Fantilien-uud Privatleben war att bestimmte Zeiten gebunden.
Zum Unterhalte des königlichen Hofstaates, so wie zur Bestreitung der Regierungs- und Kriegskosten war dem Könige der dritte Theil des Bodens als Eigenthum angewiesen, womit jedenfalls auch bedeutende Jagd- und Fischereimonopole verbunden waren, da z. B. der König Möris den Ertrag aus dem Fifchfange im gleichbenannten See, welcher täglich ein Talent Silber, also über 1000 Thaler, betragen haben soll, feiner Gemahlin zum Radel-gelt) bestimmen konnte. Sobald die Könige Eroberungszüge unternahmen und die Nachbarvölker unterwarfen und zinsbar machten, kam zu ihren Einkünften noch die nicht unbedeutende Kriegsbeute und der Tribut der unterjochten Völkerschaften hinzu, dessen Darbringuug häufig auf den ägyptischen Wandgemälden abgebildet ist. Nicht unbedeutend war ferner der Ertrag der Gold- und Silberbergwerke. Diese bedeutenden Einkünfte setzten die Könige nicht allein in den Stand, ihre Diener und Beamte zu besolden, kostspielige Kriege zu führen und das Ausland durch die Pracht und den Glanz ihres Hofes zu blenden, sondern gaben ihnen auch Gelegenheit, durch große gemeinnützige Bauwerke und die mannichfaltigften Kunstdenkmäler,
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48. Die Sage von Hercules.
165
48. Die Zage von Hercnles.
(Nach Philipp Butt mann, Mythologus, bearbeitet vom Herausgeber.)
Das Leben des Hercules ist ein schöner, uralter Mythus, darstellend das Ideal menschlicher Vollkommenheit, d. h. im Sinne des heroischen Zeitalters die höchste Körperkraft, gepaart mit allen Vorzügen des Geistes und des Gemüthes, die jenes Zeitalter anerkennt, geweiht dem Heile der Menschen und zunächst dem Heile seiner eigenen Nation.
Ein solcher Held ist ein Mensch, aber jenes Große und Herrliche in ihm ist göttlichen Ursprungs; Hercules bestand also aus zwei Naturen, einer göttlichen und einer menschlichen, daher ist er Sohn, des Zeus und der Al'-mene (einer Enkelin des Perseus). Um die Vollkommenheit des Göttersohnes anschaulicher zu machen, stellt sie der Dichter in einen einfach erfundenen Contrast: auch von dem sterblichen Gemahl Amphitryon, einem Enkel des Perseus, Könige von Tiryns, gebiert Alkmeue einen Sohn, den Jphikles, den Zwillingsbruder des Hercules, an Kraft weit geringer. Die kolossale Starke und der hohe Muth des Hercules ist eine von Gott her innewohnende Kraft, sie äußert sich also schon im Kinde. Dem Lager der beiden Säuglinge nahen zwei furchtbare Schlangen; der bloß menschliche Jphikles entflieht mit Angstgeschrei, aber Hercules, dessen Wiege ein Schild war, richtet sich auf, ergreift und erdrosselt mit jeder Hand eines der gewaltigen Thiere. Die verschiedenen einem Helden ziemenden Künste lernte er jede von dem, welchen die Mythologie als den größten Meister darin nennt: Amphitryon lehrt ihn die Wagenkunst, Eumolpus die Musik, Linus die Wissenschaften, Castor die Handhabung der Waffen. Nun folgt die Epoche, wo Hercules als vollendeter Jüngling in die Welt tritt; diese ist bezeichnet durch die schöne Dichtung (bei Tenophon Mein. Ii, 1, 21) von Hercules auf dem Scheidewege zwischen Tugend und Weichlichkeit: er entscheidet sich für die Tugend. Sollte feine angeborne und durch Erziehung gepflegte Tugend Werth erhalten, so mußte sie eine Wahl seines freien Willens werden; er mußte versucht werden und die Versuchung bestehen.
Große, vollendete Tugend kann nur durch großen, fortdauernden Widerstand sich bewähren, diesen muß also Hercules in seiner ganzen Laufbahn finden. Widerstand aber, den eine göttliche Kraft bekämpft, muß auch von einer Gottheit herrühren. Dazu wählte die Dichtung am schicklichsten die eifersüchtige Here (Jjmo), welche ihren heftigen Zorn über die Nebenliebe ihres Gemahls an der Frucht derselben ausläßt. Sie war es, die den Thron der Perseiden, der ihm gebührte, dem Eurystheus, Könige von Mycenä und Tiryns, zuwandte, indem sie Alkmenen's Niederkunst verzögerte (Hom. Jl. Xix, 98); sie war es, die jene Schlangen sandte, kurz, die alles Unglück
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Butt Philipp Amphitryon Amphitryon Eumolpus Linus Mycenä
49. Die Sage von Theseuß.
ein siegreiches Hinabsteigen des Lebenden in die Unterwelt vorgestellt: den Cerberus schleppte Hercules nur herauf, um sich vor dem Eurystheus über die Vollendung seines Auftrages auszuweisen.
Bisher sehen wir den Hercules nur in seiner Größe, aber der Dichter muß seinen Helden auch fehlen lassen, damit der gewöhnliche Mensch erkenne, daß auch der Vortrefflichste fehle, aber jedesmal aus seinem Fehler sich wieder herausreiße; nur ein solches Vorbild ist fruchtbar. Daher wird erzählt, in einem Anfalle von Raserei habe er seine und seines Bruders Jphikles /■ Kinder ins Feuer geworfen, später habe er seinen Freund Jphitus von einem Thurme herabgestürzt, darauf habe ihn eine furchtbare Krankheit befallen, und der delphische Apollo ihm, auf sein Befragen, als Buße auferlegt, sich der Lydier-Königin Omphale als Sclave zu verkaufen. Der Sinn dieser Dichtung ist: Hercules gibt sich den Reizungen der Wollust hin; die Gefahr, welche daraus entsteht, konnte nicht anschaulicher dargestellt werden, als wenn man das Ideal männlicher Kraft so in einer sträflichen aber doch menschlichen Verirrung sah. Es versteht sich, daß der Held sich wieder ermannte und in seiner Laufbahn fortfuhr.
Der Mythus schließt erhaben mit der Aufnahme des Helden in den Olymp, herbeigeführt durch seinen physischen Tod, welchen ebenfalls die Here veranlaßte. Ein übernatürliches, brennendes Gift, das ihm den ganzen Körper schmerzhaft durchwühlte, dient nur, seine Seelengröße bis ans Ende seines Lebens zu bewähren. Ueberzeugt von der Unheilbarkeit seiner Krankheit, baut er sich selbst seinen Scheiterhaufen, besteigt ihn, macht seinen Freund Philoktetes, der ihn anzündet, zum Erben seines Geschosses, und endet sein heilbringendes Leben mit dem Feuertode. Allein das Göttliche, was von seinem Vater her in ihm wohnte, konnte nicht verderben; nur was er Sterbliches von der Mutter an sich hatte, wurde verzehrt; als der Scheiterhaufen noch brannte, senkte sich eine Wolke mit Donner herab und nahm den von allen sterblichen Stoffen befreiten Körper in den Himmel auf, wo er, versöhnt mit Here, sich mit deren Tochter Hebe, der Göttin der Jugend, vermählt, und selbst nun ein unsterblicher Gott ist.
49. Die Sage von Thesens.
(Nach Joh. Wilhelm Loebell, die Weltgeschichte in Umrissen und Ausführungen.)
Die mythische Geschichte liebt es, hervorragende Helden und ihre Großthaten mit einander in Verbindung zu bringen, daher die Zeit, in welche die irdische Laufbahn des Hercules verlegt wurde, zusammenfällt mit dem Leben vieler anderer Heroen. Zu den berühmtesten derselben gehört Theseus, „ein anderer Hercules", der Sohn des athenischen Königs Aegeu§)> eines
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Extrahierte Personennamen: Jphikles Omphale Wilhelm_Loebell Wilhelm
49. Die Sage von Theseus.
169
zwölf Ortschaften zerstreute Volk mit Aufhebung der besonderen Obrigkeiten in die eine, am Fuße der alten cecropischen Burg gelegene Stadt Athen zusammen und stiftete zur Feier dieser Vereinigung die Feste der Gesammt-Athenäen (Panathenäen) und der Zusammenwohnung (Synoikien). Die Bür- ; ger des so vereinigten Volkes theilte er in die 3 Classen der Edeln (Eupatriden), der Landbauern und der Gewerbtreibenden. Den ersten übertrug er die obrigkeitlichen Aemter und die Auslegung der göttlichen und menschlichen Gesetze. Ferner dehnte er das attische Gebiet bis an die Gränzen des Peloponnes aus, und weihte die dort mitten auf der Landenge gefeierten isth-mischen Spiele dem Poseidon. Nach diesen Anordnungen zog er mit dem Hercules, gegen die Amazonen, später auf andere Abenteuer mit seinem Busenfreunde, dem^Mmhenkönige Pirithous. Dieser half ihm die Helena rauben, wogegen Theseus ihm Beistand leistete bei einem Unternehmen, dem an Keckheit und Gefahr kaum ein anderes gleichkommen konnte, die Schattenfürstin Kore oder Persephone aus der Unterwelt zu entführen. Pluto ließ beide für ihre Vermessenheit an einen Felsen festwachsen, bis Hercules kam und ihre Befreiung (nach einer andern Erzählung nur die des Theseus) erlangte. Als Theseus von diesen Zügen nach Athen zurückkam, wollte das Volk, durch seine Feinde aufgeregt, ihm nicht mehr gehorchen; Schmerz und Zorn über diese Undankbarkeit ergriffen ihn fo, daß er den Fluch über Athen aussprach und nach der Insel Skyros ging, wo er durch den Verrath des dortigen Königs Lykomedes den Tod fand.
Ob es je einen athenischen Fürsten und Helden Theseus gegeben, dessen Begebenheiten die Dichtung zum Ausgangspunkte genommen hat, oder ob auch er ganz als freies Geschöpf des Mythus zu betrachten ist, läßt sich schwer ausmachen. Als gewiß aber ist anzunehmen, daß in der Idee dieses Mythus nicht die Einheit, die den des Hercules auszeichnet, herrscht, sondern daß Theseus symbolischer Träger verschiedener Verhältnisse ist. Daß er vom Vater und der Mutter her sterblichen Ursprungs war, scheint ihm einen niedern Rang unter den Heroen anzuweisen; es bestand aber außer der oben angeführten gewöhnlichen Sage eine andere, welche den Poseidon zu seinem Vater machte, und diese ist ohne Zweifel die ältere und echtere, ja, Aegeus ist wahrscheinlich ursprünglich von diesem Gotte gar nicht verschieden gewesen. Poseidon aber wurde besonders von den Ioniern als Vorsteher des ihnen befreundeten Elements des Meeres verehrt; Theseus scheint also der ursprünglichen Idee nach der die alten Eroberer Attika's in Bezug auf den Meeres-gott und feinen Cultus darstellende Heros gewesen zu sein. Aber diese Bedeutung tritt durch die vielen Ausschmückungen, welche seine Sage erfuhr, in den Hintergrund, eine reiche Zuthat, welche einen Hauptgrund hat in der Eitelkeit der Athener, dem böotischen und peloponnesischen Hercules einen Nationalheros von ähnlicher, vielfach erprobter Kraft entgegenzustellen, daher er denn auch als dessen Genosse erscheint, ja, wie dieser eine Höllenfahrt
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172
Ix. Die Griechen.
51. Die Sage vom Argonaulcryuge.
(Nach Jo H. Wilh. Loebell, die Weltgeschichte in Umrissen und Ausführungen.)
Wenn die kretische Meerherrschast sich als nackte Thatsache im Andenken der späteren Geschlechter erhalten zu haben scheint, so ist dagegen eine von dem Festlande Griechenlands ausgegangene Seeunternchmung, der Argo-nautenzüg, eine ganz in Mythen gehüllte und mit vielen Wundern geschmückte Sage. Die Hauptrolle in derselben spielen die Aeoliden. Pelms, durch seine Mutter Tyro von dem Aeolussohne Salmoneus stammend, hatte seinem Halbbruder Aeson die Herrschaft über das Reich von Jolcus in Thessalien geraubt. Als nun dessen teohn Jason herangewachsen und ein herrlicher, kühner Held geworden war, erschien er vor dem Oheim, die Herrschaft zurückzufordern. Pelias stellte die Bedingung, daß er zuvor das goldene Vließ aus weiter Ferne hole und damit zugleich einen Fluch löse, der von Phrixus, einem Sohne ihres gemeinsamen Großoheims, her auf dem Geschlechte der Aeoliden laste. Es hatten nämlich Phrixus und Helle, Kinder des Aeolussohnes Athamas und der Wolkengöttin Nephele, von den Ränken ihrer bösen Stiefmutter Ino viel zu dulden. Vermöge eines falschen, von Ino untergeschobenen Orakelspruchs sollte Phrixus, um den Fluch einer Unfruchtbarkeit der Felder abzuwenden, geopfert werden, Nephele aber entrückte ihre Kinder auf einem wunderbaren Widder, der über das Meer und durch die Lust zu wandeln vermochte; Helle fiel auf dem Wege herab, und die Meerenge, in die sie sank, wurde nach ihr Hellespont genannt, Phrixus aber kam über das Schwarze Meer nach Aea (d. H. Land), einer Gegend im äußersten Osten der Erde, wo König Aeetes, ein Sohn des Sonnengottes, herrschte. Auf Götterbefehl wurde der Widder hier geopfert, sein goldenes Fell, an einen Baum im Haine des Ares gehängt, blieb unter der Hut eines nie schlummernden Drachen.
Die Argo, .ein zu dem Zuge eigens gezimmertes Schiff, welches im Hafen von Jolcus Jason und seine Begleiter ausnahm, gab ihnen den Namen der Argoschiffer. Zu diesen Begleitern und Gefährten gehörten die glänzendsten Heroen; denn „alleinnehmende, süße Begierde nach dem Schiffe Argo entzündete Here in den Halbgöttern, daß Keiner zurückblieb", wie Pin-dar sagt. Daher denn auch Hercules, Theseus, selbst Orpheus unter ihnen aufgeführt sind, und besonders tne Väter der berühmtesten Helden des trojanischen Krieges, denn der Argonautenzug wird etwa ein Menschenalter vor diesem gedacht; doch bleibt Jason, der eigentliche Vollbringer des kühnen Unternehmens, ganz im Mittelpunkte. Nach vielen Gefahren und Abenteuern gelangte man endlich nach Aea. Hier versprach König Aeetes dem Jason die Auslieferung des goldenen Vließes, wenn er zuvor zwei feuerschnaubende
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Extrahierte Personennamen: Jo_H._Wilh Pelms Aeolussohne_Salmoneus Aeson Jolcus Jason Pelias Argo Jolcus_Jason Argo Jason Jason
176
Ix. Die Griechen.
Nach der ältern Sage kommt die Blutschuld bald zu Tage, worauf sich Jo-caste das Leben nimmt, Oedipus aber mit der zweiten Gattin, Euryganeia, zwei Söhne, Eteocles und Polynices, und zwei Töchter, Antigone und Jsmene, zeugt. Nach den Tragikern gebiert Jocaste selbst dem Oedipus in längerer Ehe diese Kinder. Endlich kommt eine Pest über das schuldbefleckte Land. Man forscht bei dem Seher Tiresias nach der Ursache und nach dem Mittel der Sühnung, worauf der ganze schreckliche Zusammenhang an Tag kommt. Jocaste tobtet sich mit dem Strick. Oedipus sticht sich die Augen aus und wird dann von den Thebanern aus dem Lande getrieben. Geleitet von seinen Töchtern, Antigone und Jsmene, wandert der blinde Greis nach dem attischen Flecken Colonus, nachdem er den Fluch über die Söhne, die ihn verrathen, ausgesprochen. Im Hain der Erinnyen, wo die „eherne Schwelle" in die Unterwelt führte, findet der greise Dulder endlich Sühnung und Lösung seines harten unverschuldeten Schicksals.
Der Fluch des Oedipus über seine Söhne erfüllte sich bald. Eteocles und Polynices geriethen über das Erbe in Streit, und der letztere mußte aus Theben fliehen. Die Veranlassung seiner Flucht wird in der Dichtung und Sage verschieben angegeben. Nach der geläufigsten Darstellung hatten beibe Brüber die Verabredung getroffen, daß sie abwechselnd die Stadt ein Jahr regieren und ein Jahr meiden wollten, aber Eteocles sei der Ueberein-kunst nicht nachgekommen, woraus Polynices Hülfe suchend sich zu Adrastus, dem Herrscher von Argos und Sicyon, begeben habe. Mit ihm trifft zugleich ein anderer Flüchtling bei Adrast ein, Tydeus, des ätolischen Oeneus Sohn, der seine Vettern im feindlichen Streit erschlagen und darum die Heimat meiden mußte. Adrastus nimmt die Flüchtlinge, die in einer stürmischen Nacht auf seinem Gehöfte erscheinen, gastfreundlich auf, vermählt ihness seine beiden Töchter und verspricht ihnen, sie mit gewaffneter Hand in die Heimat zurückzuführen.
Mit dem Kriegszug nach Theben sollte der Anfang gemacht werden. Zu dem Zwecke werben alle Vettern und Verwanbten von Abrastus zur Versammlung und zum Mahle in die Königsburg berufen. Amphiaraus, dem vermöge feiner Seherkunst der unglückliche Ausgang des Unternehmens bekannt war, widerrieth den Zug; aber Eriphyle, seine Gemahlin, Adrastus' Schwester, hatte von Polynices das prächtige Halsband erhalten, das einst Kadmus der Harmonia verehrt, und sprach zu Gunsten des Unternehmens, das daher auch beschlossen ward.
Sieben argivische Helden, voran Adrastus und Amphiaraus, zogen aus gegen Theben, aber unter ungünstigen Zeichen, denn Zeus mißbilligte das Vorhaben. Durch das Loos werben die sieben Thore der Stadt den sieben argivischen Helden zugetheilt; aber Eteokles stellte jedem der Führer einen auserwählten thebanischen Krieger entgegen. Im ersten Treffen werden die Kadmeer besiegt und in bis Thore zurückgetrieben, worauf die Argiver den
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54. Die Verfassung im homerischen Griechenland. 183
Auch Versammlungendes gesammten Volkes kommen öfters vor, doch nicht sowohl um dasselbe über eine Angelegenheit zu befragen und einen Volksbeschluß durch Abstimmung fassen zu lassen, als vielmehr um ihm den von den Geronten gefaßten Beschluß bekannt zu machen, oder es wird das Volk berufen, damit in feinem Beisein über eine wichtige Angelegenheit, z. B. über Abwehr eines feindlichen Einfalls oder über ein Abhülfe forderndes Unheil, Rath gepflogen werde, wie in der von Achilles im ersten Gesänge der Ilias wegen der Seuche berufenen Heeres-Versammlung. Die Berufung des Volkes zur Versammlung geht natürlich in der Regel vom Könige aus, nach vorheriger Berathung mit den Geronten. Die Berufung geschieht durch umhergesandte Herolde. Der Versammlungsplatz ist entweder in der Nähe der Königswohnung, wie zu Jlium auf der Burg, oder sonst an einer schicklichen Stelle, wie zu Scheria am Hafen; und er ist auch wohl mit Plätzen znm Sitzen versehen, weswegen auch Sitzung (ct-owo?) für die Versammlung gesagt wird. Wer vor dem Volke reden will, steht auf und läßt sich vom Herolde den Stab, das Scepter, in die Hand geben, wohl als Zeichen, daß er als Redner eine Art von amtlicher Function ausübe. Eine Rednerbühne findet sich nicht; der Redende tritt hin, wo er meint, am besten von Allen gehört zu werden. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das Recht, das Scepter zu empfangen und zum Volke zu reden Anderen als den Edlen zukomme: wenigstens gibt es kein Beispiel dafür bei Homer. Von förmlicher Abstimmung des Volkes ist nirgends die Rede; nur durch lautes Geschrei gibt die Versammlung ihren Beifall oder ihr Mißfallen über das Vorgetragene zu erkennen, und wenn es sich um eine Sache handelt, zu deren Ausführung die Mitwirkung des Volkes erforderlich ist, so verräth uns Homer kein Mittel, wie dasselbe gegen seinen Willen dazu gezwungen werden könne.
Die zweite Function der Könige ist die richterliche, und wie sie wegen des Rathpslegens ßoukrjif oqoi heißen, so werden sie wegen der Rechtspflege dixuanöxoi genannt. Auch hier aber sind die Geronten Theilnehmer an dem königlichen Amte, und die Frage, welche Rechtshändel etwa der König für sich allein, welche in Gemeinschaft mit den Geronten zu entscheiden habe, ist aus Homer eben so wenig zu beantworten, als die andere, ob nicht aus der Zahl der Geronten Einzelrichter entweder vom Könige bestellt oder von den Parteien gewählt werden können. Wie sehr aber gerade die Rechtspflege als dasjenige Amt des Fürsten betrachtet wurde, wodurch er sich am meisten um das Volk verdient machen könne, beweisen viele Stellen. Odysseus weiß keinen höheren Ruhm zu nennen, als den eines untadeligen Königs, welcher gottesfürchtig unter den Seinen waltend das gute Recht erhält und sichert: da bringt die Erde reichen Ertrag, die Bäume sind voll von Früchten, die Heerden gedeihen und das Meer wimmelt von Fischen. Denn der gerecht regierende König ist den Göttern wohlgefällig, weil er das Amt, welches er von ihnen überkommen, nach ihrem Willen verwaltet.
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194
Ix. Die Griechen.
Eine dritte Function des Königthums ist die Anführung des Heeres. In der Ilias sehen wir überall an der Spitze der Krieger die Könige als Anführer, jeden über die Mannschaft seines Volkes; nur wo ein König durch Krankheit oder hohes Alter zurückgehalten ist, ersetzt ihn ein Anderer aus der Zahl der Häuptlinge oder der Edeln, die ja selbst auch ßaailjes heißen.
Zu den Functionen des Königthums müssen wir auch noch die Verrichtung von Staatsopfern hinzufügen, so viele derselben nicht priesterliche sind. Wenn aber der König für das Volk opfert, so ist dies nicht so anzusehen, als ob mit dem Königthum auch ein Priesterthum verbunden wäre, sondern er thut das, weil er als Haupt der Staatsgenoffenschaft im gleichen Verhältniß zu dieser steht, wie der Hausherr zu den Hausgenoffen, und ein priesterliches Königthum ist in der Staatsform wenigstens, die die homerischen Gedichte uns darstellen, nicht zu erkennen. Erscheint nichts desto weniger die königliche Würde auch bei Homer als eine geheiligte, so beruht diese Heiligkeit lediglich auf der Anerkennung, wie auch der Staat eine göttliche Ordnung sei, und die ihm vorstehen, durch den Willen der Götter dazu erwählt und berufen feien. Daher kommt auch die Erblichkeit der königlichen Würde, die dem Hause, welches die Götter einmal erkoren haben, nicht entzogen werden darf. Daß der Sohn dem Vater in der Regierung folgen müffe, wird als allgemein anerkannter Grundsatz ausgesprochen; sind mehrere Söhne, so folgt natürlich der Erstgeborne; doch kommen in alten Sagen auch Theilungen unter mehrere Brüder vor, von denen dann aber wohl einer als Oberkönig den übrigen vorgeht; denn mehrere gleichberechtigte neben einander sah man gewiß immer als einen Uebelstand an, wie es auch Homer ausspricht: oux dya&6v noxvxoiqnvin. Sind keine Söhne vorhanden, so geht das Reich auch wohl durch eine Tochter auf den Eidam über, wie Mene-laus durch die Vermählung mit der Helena -Nachfolger des Tyndareus in Lacedämon geworden ist. Persönliche Tüchtigkeit ist ihm freilich unentbehrlich, und wem diese abgeht, der thut wohl, dem Thron zu entsagen, wie es der altersschwache König Laertes auf Jthaka gethan und seinem Sohne die Regierung überlassen hat.
Wie sich die Häuptlinge überhaupt nicht ohne bedeutenden Reichthum in ihrer vorragenden Stellung über dem Volke erhalten können, so bedarf auch das Königthum einer beträchtlichen Ausstattung mit Besitz und Einkünften, um seine Würde zu behaupten und den Anforderungen seines Amtes zu genügen. Dazu gewährten ihm aber, neben seinem Privatvermögen, auch das Krongut, dessen Ertrag ihm zukam, und mancherlei Abgaben und Darbringungen des Volkes die nöthigen Mittel. Die Abgaben, welche das Volk dem Könige entrichtet, heißen Gaben und Gebühren, und es läßt sich annehmen, daß der letztere Name bestimmte und festgesetzte, ver andere mehr freiwillige und gelegentliche bedeute. Noch mag erwähnt werden, daß im Kriege dem Könige ein vorzüglicher Theil der gemachten Beute als fein Ehrentheil (ytnng)
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