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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Der Hauptgegenstand des Handels war auf dieser Straße das
Salz, das von Salzburg ins Schwäbische gebracht wurde. Für
diese Salzwagen mußte bei Föhriug eiu hoher Zoll bezahlt
werden, der dem Bischof von Freising und seinem Lande zugute
kam. Diese Brücke war Herzog Heinrich schon lange ein Dorn
im Auge. Er hätte den reichen Zollertrag gut für sich und
sein Herzogtum brauchen können. Nun begann er mit dem
Bischof zu unterhandeln. Dieser aber wollte nicht nachgeben
und die beiden gerieten in erbitterten Streit. Wenn die Fürsten
stritten, gab es damals meist Krieg. So war es auch diesmal.
Herzog Heinrich zog mit seinen Landsknechten, den damaligen
Soldaten, nach Föhring, ließ die Brücke niederbrennen und
eine andere bei dem Dörflein Munichen aufrichten, die Straße
dorthin leiten und das Zollhaus bauen. Dieses geschah im
Jahre 1158. Durch den lebhaften Verkehr auf dieser Straße
zogeu bald mehr Bürger nach München und Heinrich versah
die Ortschaft, um sie auch gegen äußere Überfälle zu schützen, mit
Mauern, Wall und Graben und schlug seinen Wohnsitz in
München auf. Nun war München eine Stadt geworden und wir
nennen Heinrich den Löwen den Gründer der Stadt München.
18. Sagenhaftes von Herzog Heinrich demlöwen.
Herzog Heinrich war, wie sein Beiname sagt, ein gar
tapserer, starker Herr. Zu den vielen Fehden und Kriegszügen,
die er unternahm, gehörte auch eine Fahrt zur Befreiung des
hl. Landes aus den Händen der Türken, ein Kreuzzug. Unter-
Wegs erwählte sich jeder der Krieger, die Kreuzfahrer hießen,
einen besonderen Schutzheiligen. In einem Kloster, in dem sie
einkehrten, sah Heinrich der Löwe einen Altar, dem hl. Onuphrius
geweiht, und hörte so viel von den Tugenden und der mächtigen
Hilfe dieses Heiligen, daß er ihn zum Schutzheiligen erwählte.
Er erhielt vou den Mönchen als Gegengabe für reiche Ge-
schenke die Hirnschale und das Bild des Heiligen. Beides brachte
er nach München.
Auf demselben Kreuzzug kam der Herzog in einen einsamen,
abgelegenen Wald. Da sah er ein greuliches Untier, das mit
seinen gewaltigen Tatzen einen Löwen so sest gepackt hielt, daß
dieser vollständig wehrlos war. Der unerschrockene Herzog griff
schnell nach dem Schwert, trennte mit einem Hieb den Schwanz
des Untiers vom Rumpf und rettete so den Löwen. Dieser
begleitete nun aus Dankbarkeit von Stund an den Herzog auf
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Onuphrius
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Lustbarkeiten. Hier wurden auch Turniere abgehalten. Es
waren dies Waffeuspiele der Ritter. Die Ritter saßen zu
diesem Zwecke meistens zu Pferd und einer suchte den andern
ans dem Sattel zu werfen. Hiezu wurden lange Lanzen,
Speere oder Schwerter gebraucht. Der Sieger bekam die
Rüstuug, das Pferd und häufig auch ein Lösegeld von dem
Besiegten Die Damen, festlich gekleidet, schauten von den
Erkern und Söllern dem Kampfe zu. Der Sieger erhielt einen
Preis. Bei diesen Turnieren fanden nicht selten Unglücksfälle
statt. Als ein französischer König bei einem solchen Turniere
vor mehr als 300 Jahren das Leben verlor, ging das Ansehen
derselben nach und nach verloren und sie hörten dann bald ganz
auf. Vom Marktplatz aus zogen sich schmale, unregelmäßige,
schlecht gepflasterte Wege zwischen den Häuserreihen hin, die
Gassen. Kein Wunder, daß diese Gassen krumm und regellos
aussahen, durfte doch jeder bauen, wie und wohin er wollte.
Die Häuser waren aus Holz oder Lehm, mit hölzernen Lauben
versehen und mit Stroh gedeckt. Die Dachtraufen reichten bis
in die Mitte der Straße und das Regenwasser sammelte sich
in den Rinnen des schlechten Ziegelsteinpflasters. Überhaupt
ließ die Reinlichkeit durch die Städel, Stallungen und Dünger-
Haufen, die auch in den Gassen Platz fanden, viel zu wünschen
übrig. Der Verkehr wurde gehindert durch die vielen .Hand-
werksverrichtnngen, die außerhalb der Werkstatt geschahen. In
diese ländlichen Zustände paßte die magistratische Rennsau, die
frei umherlief, sich ihre Nahrung suchte und den ohnehin ver-
wahrlosten Boden aufwühlte. Vier Tore, nach denen auch die
Hauptgassen benannt wurden, sperrten das Städtlein ab. Im
Osten, da, wo der heutige Rathausturm steht, war das Isar-
oder Talbrucktor, hinter dem nichts zu sehen war als Wiesen
und Auen, Felder und Wälder. Im Norden, an Stelle der
heutigeu Polizei, stand der Wilbrechts- oder Nudelturm; in
der mit der Weinstraße gleichlaufenden Dienersstraße der
Muggentalertnrm. Im Westen, wo jetzt der Gasthof Dom-
freiheit ist, war das Kaufringertor, hinter dem sich Haberfelder
ausbreiteten. Im Süden befand sich das Püttrich- oder Ruffiuitor.
In dieser Gegend war eine große, tiefliegende, von Bächlein
durchflössen Wiese zu sehen, der Anger. Rings um Muuicheu
zog sich an den Stadtmauern hin ein Graben, in dem ein
Bächlein floß. Die Tore der Stadt wurden nach dem Gebet-
läuten nur mehr gegen Erlag des sogenannten Sperrgroschens
geöffnet. Für Fremde war auch bei Tag der Eintritt in die
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nannt. Es umfaßt als hauptsächliche Straßen die Dienerstraße,
Burgstraße und ,,das Tal. Vor ungefähr 40 Jahren wurde das
alte Graggenanertor, Kosttor genannt, abgebrochen. Es bildete
früher den Linzigen Ausgang aus der befestigten Stadt vom
Graggenanerviertel aus. Durch dieses Tor sollten die Vater-
landsverteidiger in der Mordweihnacht 1705 in die Stadt ein-
dringen. Durch eiue wohltätige Stiftung, nach der hier arme
Leute täglich gespeist wurden, trat der Name Kosttor an Stelle
der ursprünglichen Bezeichnung.
Tie Dienerstraße, an die Familie Dinaer erinnernd, mit
der Theatinerstraße gleichlaufend, zieht sich an der östlichen
Seite des neuen Rathauses hin und schließt auf der rechten
Seite mit der Hauptpost ab. Auf einem Hause, gegenüber
dem Haupteingange der Zentralpost, von jeher Eigentum eines
Bäckers, befindet sich ein aus geschmiedetem Eisen gefertigter
größerer Vogel mit einem Ringe im Schnabel. Damit soll es
folgende Bewandtnis haben.
Eine in diesem Hause gehaltene, frei herumlaufende und
freifliegende Elster erblickte einmal in einem Zimmer, dessen
Fenster offen standen, einen kostbaren Ring aus Gold. Sie
sah ihn kaum, als sie auf ihn zuflog, ihn mit dem Schnabel
erfaßte und durch das geöffnete Fenster davontrug. Unter der
Dachrinne wußte sie ein Loch und da hinein brachte sie den
Ring. Die Eigentümerin des Ringes vermißte ihr Kleinod,
als sie wieder das Zimmer betrat. Der Verdacht, den Ring
gestohlen zu haben, fiel alsbald auf das im Hause dienende
Mädchen, denn niemand anders betrat den Raum, das wußte
man. Nun zog man das Mädchen zur Rechenschaft und wollte
ihr später bei Gericht das Geständnis, daß sie den Ring ent-
wendet und versteckt habe, entlocken und es erzwingen. Sie
blieb jedoch bei der Beteuerung ihrer Unschuld. Nicht gar
lange Zeit nachher mußte die Dachrinne ausgebessert werden
und der Manu, der die Arbeit vollzog, fand den verschwundenen
Ring in dem Mauerloch. Nun wußte man, daß die Elster die
Diebin war.
Nach der einen Lösung soll das Mädchen enthauptet worden
sein, wie es zu damaliger Zeit Sitte und Gebrauch war. Nach
einer anderen soll seine Unschuld an den Tag gekommen sein,
bevor die Strafe in Vollzug gesetzt werden konnte. Sie soll
von dem-Sohlte der Franziskaner Bäckerei, der das Haus heute
noch gehört, geheiratet worden sein.
Eine Verbindungsstraße zwischen Wein- und Dienerstraße
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ist die Gruftstraße, früher Judengasse genannt, weil sie die
einzige war, die die Israeliten in alter Zeit bewohnen durften.
Dort hatten , sie auch ihre unterirdische Synagoge. Später
wurde daraus ein unterirdisches Marienkirchlein gemacht, in
dem alljährlich eine Messe gehalten wurde, damit der hochge-
legeue Walchensee nicht durchbreche und das ganze Isartal
samt der Stadt München in seinen Fluten begrabe. Wo vom
Polizeigebäude herüber das Schrammergäßchen zieht, bezeichnet
eine Tafel die Stelle des früheren Spiegelbrunnens. Die Sage
erzählt, daß in diesem Brunnen ein garstiges Ungetier, ein
Basilisk, gehaust habe, dessen Anblick jeden getötet habe. Da
kamen kluge Leute auf den Gedanken einen Spiegel gegen den
Brunnen zu stellen, so daß der Basilisk sein eigenes Bild sehen
mußte und aus diese Weise zugrunde ging. Der Volksmund
bezeichnete das Untier in diesem Brunnen — nach andern den
Lindwurm, der ,am Lindwurmeck des Marienplatzes hauste —
als die Ursache des schwarzen Todes oder der gräßlichen Pest,
die im 17. Jahrhundert in München wütete. An das Ende
dieser Schreckenszeit erinnert eine Festlichkeit, die sich bis auf
unsere Tage erhalten hat. Dieser alte Brauch ist der Schäsfler-
tanz, das erste Lebenszeichen der mutlosen, schwergeprüften
Stadt, denn eine schwere, bange Zeit war es, als im Jahre
1628 der schwarze Tod in nnsern Mauern herrschte. Viermal
war die verheerende Pestseuche in der Stadt München: 1348,
wo sie nach einem Erdbeben auftrat, 1463, wo sie V3 der
Einwohner dahinraffte, von 1515—1517 und im Jahre 1628.
Wohl hatte man schon beim ersten Auftreten dieser Seuche
alle denkbaren Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Kein Fremder
durfte durch die Tore der Stadt gehen, ohne ausführlichen
Bericht über „woher" und „wohin" gegeben und einen Eid
geleistet zu haben, daß er von keinem der Pest verdächtigen
Ort komme. Eigene Gasthäuser wareu vor den Toren der
Stadt für die Fremden errichtet. Alle Briefe wurden geöffnet
und ausgeräuchert, alles Geld in Essig gewaschen. Trotzdem
alles geschah, um Einhalt zu tun, erreichte die Krankheit doch
eine entsetzliche Höhe. Die vor der Stadt gebauten Lazarette
wareu überfüllt. Beständig waren eigene Männer mit der Fort-
schaffung Kranker beschäftigt. Diese Wärter mußten an eigenen
Standorten die Kleidung wechseln, um den Krankheitsstoff nicht
weiter zu tragen. Die Häuser der Stadt waren, wenn sie ein
Krankes beherbergten, für den öffentlichen Verkehr gesperrt
und besondere Angestellte versorgten die Einwohner mit den
Lebensbedürfnissen. Täglich starben 100 und mehr Menschen.
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— 82 —
37. Das Angerviertel. Der Hase. Die Peters-
kirche. Der Viktualienmarkt. Die Schrannen-
halle. Die Fleischhalle.
Das Angerviertel hat seinen Namen von den Wiesen oder
Angern, welche früher einen großen Teil dieser Gegend ein-
nahmen, und aus denen die Viehmärkte der Bauern und das
Armbrustschießen abgehalten wurden. Mehrere Jsarkanäle durch-
strömten die Wiesen und dienten hauptsächlich zu Gewerbs-
zwecken der Färber, Bleicher, Walker usw., die sich in dieser
Gegend angesiedelt hatten. Noch heute tragen Straßen in
diesem Viertel den Namen Anger und das Kloster der armen
Schulschwestern ist unter dem Namen Angerkloster bekannt.
Neben diesem Kloster ist eine der ältesten Kirchen der Stadt,
die St. Jakobskirche, um die herum und verbunden mit einer
ihrer Festlichkeiten alljährlich die sogenannte Jakobidnlt statt-
gefunden hat. Die bedeutendsten Gebäude auf dem Anger
sind das alte Feuerhaus und das städtische Zeughaus, in dem
die der Stadt gehörigen Sammlungen aufbewahrt werden. An
den Anger schließt sich der Sebastiansplatz an, dessen Name
auf ein uraltes, nicht mehr bestehendes Kirchlein zurückgeführt
wird, das die Bürger infolge eines Gelübdes während der
Pestzeit erbauten. Am Heumarkt beim Anger stand in früheren
Zeiten die „Bewehrung", das Haus „zu der Stadt Rossen und
Wagen, auch darein zu legen der Stadt Zeug und lange Hölzer,
auch Püchsen und was die Stadt Zeug hat". Deim die Wassel!,
deren die Bewohner Münchens besonders im unruhigen Mittel-
alter bedurften, waren gar schwer und zahlreich. Die Menge
der „Artillerie" iln 15. Jahrhundert erforderte zu ihrer Fort-
schaffung 150 Pferde. Waren doch dabei „Büchsen", die Kugeln
von 31/2 Zentner Gewicht schössen. Eine besonders große Kanone
wog mehr als 43 Zentner. Die „Armbrust" der Stadt lag im
Wilbrechtsturm in der Dienersgasse und ein eigener Schnitzer-
besorgte die Herstellung der dazu gehörigen Pfeile.
Mehrere Ausgänge führen vom Sebastiansplatz aus in die
Blumenstraße. Dort waren in früheren Jahren an der Stadt-
maner Nutz- und Ziergärten angelegt worden, daher auch der
Name. Jetzt ist der Stadtgraben überwölbt. Ein kleines Gebäude
am östlichen Ende der Anlage ist ausschließlich für die kleine
Welt bestimmt. Manche von euch haben schon fröhliche Stunden
in dem lieben Marionettentheater verlebt und find atemlos dem
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- 123 —
In die eigentlichen Armenanstalten werden Personen auf-
genommen, die sich ihren Unterhalt nicht mehr verschaffen können
und keine Wartung und Pflege haben. Sie müssen jedoch in
München ihre Heimat haben. Diese Armen erhalten in der Anstalt
Nahrung, Wohnung, Kleidung und zur Bestreitung kleiner
Bedürfnisse ein Wochengeld. Ärztliche Behandlung, nach dem
Tode eiu Begräbnis, ist für sie ebenfalls unentgeltlich.
Die Anstalt für Obdachlose in der Entenbachstraße gewährt
augenblicklich ohne ihr Schuld in Not geratenen Personen
Unterkunft Die längste Dauer dieser Hilfe sind vier Wochen.
Arme Schulkinder ohne Aufsicht bekommen in der Suppen-
anstatt Suppe und Brot.
Tierschutz. Ein besonderes Verdienst in dieser Beziehung
hat sich der Tierschutzverein erworben. An verschiedenen Stellen
seht ihr emaillierte 'Gefäße angekettet, die mit Wasser gefüllt
find. Da können unsere treuen Hausfreunde, die Hunde, an
heißen Sommertagen ihren Durst stillen. Fällt ein Pferd auf
glattem Asphaltpflaster und kann sich trotz menschlicher Mit-
Hilfe nicht mehr erheben, da die glatten Hufe beständig rutschen,
ist wieder der Tierschutzverein tätig. In einzelnen Häusern
wurden Teppiche und Decken hinterlegt, die man dem gestürzten
Tiere unterbreitet und ihm so das Aufstehen ermöglicht.
Muß ich euch erst von den zahlreichen Futterstellen erzählen,
die im Winter die Zuflucht der hungernden und frierenden
Vögel sind? — Kranke Tiere finden Behandlung und Pflege
in der Kgl. Tierarzneischule in der Königinstraße. Wer von
euch hat schon einmal einen kranken Hund in die unentgeltliche
Sprechstunde geführt? Unheilbar kranke Tiere werden in dieser
Anstalt rasch und schmerzlos getötet.
52.Gesundheitliche Einrichtungen.
Straßenbau, Wasserversorgung, Kanalifierung, Schlachthaus,
Wohugebäude, Bäder.
a) Straßenbau.
Je größer der Verkehr aus den Straßen mit Wagen,
Pferden und Menschen sich entwickelt, desto mehr muß gesorgt
werden, daß die Straßen den Anforderungen an Dauerhaftigkeit,
Sicherheit und Reinlichkeit entsprechen. Der Magistrat wendet
jährlich Hunderttausende von Mark auf, damit die Straßen in
der Stadt den Ansprüchen, die man an eine gute Straße zu
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— 126 —
meistern Erhardt und Widenmayer und dem verstorbenen Bau-
rat Zeuetti die Stadt so viel zu verdanken hat, „die Zustände
und den Schmutz in den dazu dienenden, oft sehr kleinen Höfen
und Hintergebäuden gesehen und die Luft darin gerochen haben,
um schätzen zu können, um wie viel der Boden in München
durch Errichtung des neuen Schlacht- und Viehhofes jetzt weniger
verunreinigt wird."
6) Wohnungsbauten.
Um die Wohnungen gesund zu gestalten, wurden wieder-
holt Verordnungen in diesem Sinne erlassen. Im Jahre 1879
wurden Kellerwohnungen, weil ungesund, gänzlich verboten.
Für jedes Wohn- und Schlafzimmer, für jede Küche und jeden
Abort wurde ein ins Freie gehendes Fenster verlangt. Die
Hintergebäude müssen von den Vordergebäuden in bestimmter
Entfernung gehalten und als Hosranm eine bestimmte Fläche
gelassen werden. Die Straßen dürfen nicht zu enge sein.
f) Bäder.
Durch die Schaffung von öffentlichen Bädern und durch
Einrichtung der Schulbrausebäder wurde ebenfalls sehr viel für
die Gesundheit der Bewohner Münchens getan. Dazu kommen
die Freibäder. Ein großes öffentliches Volkshallenbad aus der
Müllerschen Schenkung ist mit einem Kostenaufwand von einer
und einer halben Million Mark an der Zweibrückeustraße ge-
baut worden.
Während früher die Tierleichen durch den Wasenmeister
vergraben wurden, ist seit 1894 durch die Stadt eine Anstalt
eröffnet worden, in der die Tiere durch Verbrennen vernichtet
werden.
Der Hausunrat wird seit 1891 von München an die Haus-
Mull-Verwertungsgesellschast in Puchheim bei Bruck abgeführt.
Dieser Teil des Dachauernlooses wird dadurch, daß der Haus-
unrat mehr als meterhoch aufgeschichtet zu liegen kommt, in
eine anbaufähige Fläche umgewandelt.
53. Die Bewohner der Stadt. Gewerbe.
Fabriken. Handel. Gerichte. Post.
Die Bewohner einer Stadt heißen Bürger und bilden eine
bürgerliche Gemeinde. Das Oberhaupt davon ist der Bürger-
meister. München zählt jetzt mehr als 600000 Einwohner und
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— 140 —
Stück weit mit Ihnen, so weit als die Zeit erlaubt unfern
Schulweg zu ändern". Sie begleiteten nun den Herrn bis zum
Sendlingertorplatz, nachdem sie ihm auf Befragen die Matthäus-
Kirche genannt, die Paulskirche gezeigt, ihn auf Krankenhaus,
Denkmäler und Brunnen aufmerksam gemacht hatten und wiesen
ihn dann durchs Tor in die Sendlingerstraße, sprachen mit
ihm noch genau vom Weg und dessen bemerkenswerten Ge-
bäuden und sagten ein paar artige Abschiedsworte. Der Herr
freute sich über seine eifrigen Führer und bot jedem ein fil-
bernes Geldstück. Ihrer Weigerung, etwas anzunehmen, machte
er scherzend ein Ende: „Jede Arbeit ist des Lohnes wert!
Sollte es nicht manches in München geben, was ihr Buben
gerne anseht? Geht nicht manchmal das Taschengeld dazu aus?"
Was die Buben mit ihrem Erwerb getrieben, kann ich
euch nicht sagen. Ich glaube, sie besinnen sich noch, ob es für
Panorama und Deutsches Museum oder für Besichtigung der
Menagerie und fremder Völkerstämme an dem Oktoberfest oder
für eine Frühlingsfahrt ins Isartal verwendet wird.
56. Vom Gemüsegarten.
In den Vorstädten sieht man große Gärten, in denen fast
nur Gemüse angepflanzt wird. Man heißt solche Gärten Ge-
müsegärten. Diese Gärten gehören den Gärtnern, welche jähr-
aus, jahrein die Bewohner Münchens mit frischen Gemüsen
versorgen. Ein solcher Garten ist in Beete abgeteilt, enthält
in der Mitte in der Regel einen Brunnen, der das Wasser
zum Begießen der Pflanzen liefern muß, an einem Ende das
Gartenhaus zum Aufbewahren der nötigen Geräte, am andern
Ende die Frühbeete. Letztere sind etwas tiefer gelegen und
werden mit Brettern und Fenstern zugedeckt, um die im Herbste,
Winter und Frühjahre darin wachsenden Gemüse vor kalter
Luft zu bewahren. Aus diesen Frühbeeten erhalten wir im
Borfrühling Salat, Rettiche, Kohlraben, Rüben n. a. Gemüse,
die in den freien Beeten wegen zu rauher Luft noch gar nicht
angepflanzt werden können.
Die Gemüsegärten, sollen sie guten Ertrag liefern, erfordern
große Mühe und unablässige Sorgfalt. Der Gärtner muß vom
frühesten Morgen, ja schon vor die Sonne aufgeht, bis zum
späten Abend ununterbrochen tätig sein. Dabei hat er bei
seinen Arbeiten eine gebückte Haltung nn'd ist dem Regen, und,
wenn die Sonne scheint, den unmittelbaren Strahlen derselben
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— 156 —
einem der schönsten Tierparke Deutschlands umgeschaffen.
Kommt das Wasser von mehreren Quellen zusammen, so ent-
steht ein Bach. Aus mehreren Bächen wird ein Fluß. Die
Isar ist ein Fluß. Weil das Wasser der Quelle, des Baches
und des Flusses weiter und weiter fließt, so heißen wir diese
Gewässer fließende Gewässer.
Wie schon angedeutet, liegt südwärts die Meuterschwaige,
früher Harthausen genannt. Wir wissen, daß ehemals nicht
nur die Künstler Münchens da häufig Einkehr hielten, sondern
daß auch König Ludwig I., der Beschützer und Förderer der
Künste, sich gerne in ihrem Kreise einfand. Die Menterfchwaige
ist auch heute uoch ein beliebter Ausflugsort der Münchener.
An schönen Sonn- und Feiertagen finden später Kommende in
dem großen Garten kaum mehr einen Sitzplatz. Die Aussicht
von da in das Isartal und auf die gegenüber liegende Höhe ist
aber auch prächtig und gewährt besonders am Abend einen
großen Naturgenuß.
Wir gelangen bald an die großartige Eisenbahnbrücke.
Sie hat eine Höhe von 30 m und ist 234 m lang. Mit den
beiden Fußwegen beträgt die Breite fast 12 m. Die Brücke
ruht auf drei Pfeilern. Im Jahre 1857 wurde sie erbaut und
besteht aus Stein und Eisen. In den Jahren 1908 und 1909
wurde sie wegen ihres Alters und weil sie dem Verkehr nicht
mehr genügte, erneuert und breiter gemacht. Von der Brücke
aus hat man eine herrliche Aussicht bis München. Man über-
sieht auch ein hochinteressantes Stück der Baukunst, die Wasser-
kraftanlage, die zur Ausnützung im städtischen Triebwerke an-
gelegt wurde. Die Wasserwehranlage in Großhesselohe enthält
n. a. ein bewegliches Wehr, um bei Hochwasser die Flut ab-
zuleiten.
Wir überschreiten die Brücke zum Großhesseloher Bahnhof
nicht sondern ziehen auf der rechten Seite der Isar weiter. Gei-
selgasteig, das an der Landstraße liegt ist schon uralt. Sein
Name wird von Geschichtsforschern als „Gacher Steig der
Gisela" gedeutet. Die Siedlung war früher ein landwirtschaft-
licher Hof, dann wurde sie eine Erziehungsanstalt. Bald kom-
men wir nach Grünwald. Nun zieht eine Trambahnlinie von
München über Harlaching, Menterschwaige und Geiselgasteig
nach Grünwald und so ist auch das rechte Jsaruser dem größeren
Verkehr eröffnet. Die Städter sehen sich verlockt, sich hier eben-
solche Landhäuser und Sommersitze zu bauen, wie sie an der
entgegengesetzten Seite der Isar schon lange entstaudeu sind.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_I. Ludwig_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Grünwald Harlaching Geiselgasteig Grünwald
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 203 —
höre aber hier kein Plätschern!" Die Knaben erklärten und
zeigten ihm die Wasserleitung und Schwemmvorrichtung. Da
unterbrach die Mutter das eifrige Gespräch. „Genug für heute!
Geht zu Bett, morgen ist wieder ein Tag!"
„Heute wollen wir einen Gang durch die Stadt machen!"
schlug der Vater'am andern Morgen vor. „Die Straßen schaueu
aus" meinte Matthies, „als hätte der Maurer mit dem Lineal
einen Strich auf den Boden gezeichnet, so gerade steht Hans
neben Haus. Bei uns sind die Häuschen in unregelmäßigen
Linien gebaut und stehen mitten im Garten oder Hofraum.
Auch sehen sich eure Stadthäuser und eure Straßen so ähnlich,
daß in nicht begreife, wie man jemand erfragen kann!" „Dazu
gibt es Hausnummern und Straßennamen. Siehst du die
blauen Täfelchen? Und im Adreßbuch stehen Name, Stand
und Wohnung aller Einwohner Münchens." „Warum sind
die Münchner so unfreundlich? Oder gibt's gerade einen großen
Zank oder Streit? Warum grüßen sich so wenig Leute?"
„Weil sie sich nicht kennen. Oft wissen die Bewohner eines
Hauses kaum den Namen ihrer Mitmieter. Ihr auf dem Dorfe
lebt wie eine Familie, kennt euch von Kindestagen an und
wißt der andern Freud und Leid." „Ich vermisse Stall und
Scheuer," sprach Matthies weiter. „Scheuern brauchen wir nicht,"
war die Antwort, „wir haben ja kein Getreide, kein Heu und
keinen Flachs aufzubewahren. Wir Stadtleute arbeiten nicht
auf freiem Felde, wir sind im Hause, in der Schreibstube,
im Geschäft, in der Werkstatt. Deshalb haben wir nicht das
gebräunte Aussehen, das Luft und Sonne den Landleuten geben.
Ställe gibt es in München schon, aber nur wenige und das
sind meist Pferdeställe. Die Droschkenkutscher, die Möbel-
beförderuugsgefchäfte, einzelne Kaufleute, die Soldaten und sehr
reiche Leute brauchen Stallungen. Willst du jetzt eine Kirche
sehen?" „Der große Dom ist prachtvoll," bewunderte Matthies,
„dagegen muß unsere Dorfkirche verschwinden. Haben denn alle
Leute in der Kirche Platz?" „Die Stadt hat nicht nur eine
Kirche; du sollst jtoch mehrere besuchen." „In München muß
es auch mehrere Schulhäuser geben, für die tausend und tausend
Kinder reichte ein einziges nicht aus!" Nach einer Weile
klagte Matthies: „Ich kann nimmer weiter, meine Sohlen brennen;
das steinerne Pflaster ist so hart, ich bin es nicht gewohnt.
Auf dem Dorfe gibt es keine gepflasterten Wege." „Du sollst
ausruhen," tröstete der Vater, und „eine Anstalt sehen, die für
müde, hungrige, frierende arme Leute eingerichtet ist und sollst
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Matthies Hans Matthies Matthies Matthies