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1. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 36

1912 - München : Kellerer
— 36 - Der Hauptgegenstand des Handels war auf dieser Straße das Salz, das von Salzburg ins Schwäbische gebracht wurde. Für diese Salzwagen mußte bei Föhriug eiu hoher Zoll bezahlt werden, der dem Bischof von Freising und seinem Lande zugute kam. Diese Brücke war Herzog Heinrich schon lange ein Dorn im Auge. Er hätte den reichen Zollertrag gut für sich und sein Herzogtum brauchen können. Nun begann er mit dem Bischof zu unterhandeln. Dieser aber wollte nicht nachgeben und die beiden gerieten in erbitterten Streit. Wenn die Fürsten stritten, gab es damals meist Krieg. So war es auch diesmal. Herzog Heinrich zog mit seinen Landsknechten, den damaligen Soldaten, nach Föhring, ließ die Brücke niederbrennen und eine andere bei dem Dörflein Munichen aufrichten, die Straße dorthin leiten und das Zollhaus bauen. Dieses geschah im Jahre 1158. Durch den lebhaften Verkehr auf dieser Straße zogeu bald mehr Bürger nach München und Heinrich versah die Ortschaft, um sie auch gegen äußere Überfälle zu schützen, mit Mauern, Wall und Graben und schlug seinen Wohnsitz in München auf. Nun war München eine Stadt geworden und wir nennen Heinrich den Löwen den Gründer der Stadt München. 18. Sagenhaftes von Herzog Heinrich demlöwen. Herzog Heinrich war, wie sein Beiname sagt, ein gar tapserer, starker Herr. Zu den vielen Fehden und Kriegszügen, die er unternahm, gehörte auch eine Fahrt zur Befreiung des hl. Landes aus den Händen der Türken, ein Kreuzzug. Unter- Wegs erwählte sich jeder der Krieger, die Kreuzfahrer hießen, einen besonderen Schutzheiligen. In einem Kloster, in dem sie einkehrten, sah Heinrich der Löwe einen Altar, dem hl. Onuphrius geweiht, und hörte so viel von den Tugenden und der mächtigen Hilfe dieses Heiligen, daß er ihn zum Schutzheiligen erwählte. Er erhielt vou den Mönchen als Gegengabe für reiche Ge- schenke die Hirnschale und das Bild des Heiligen. Beides brachte er nach München. Auf demselben Kreuzzug kam der Herzog in einen einsamen, abgelegenen Wald. Da sah er ein greuliches Untier, das mit seinen gewaltigen Tatzen einen Löwen so sest gepackt hielt, daß dieser vollständig wehrlos war. Der unerschrockene Herzog griff schnell nach dem Schwert, trennte mit einem Hieb den Schwanz des Untiers vom Rumpf und rettete so den Löwen. Dieser begleitete nun aus Dankbarkeit von Stund an den Herzog auf

2. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 39

1912 - München : Kellerer
Lustbarkeiten. Hier wurden auch Turniere abgehalten. Es waren dies Waffeuspiele der Ritter. Die Ritter saßen zu diesem Zwecke meistens zu Pferd und einer suchte den andern ans dem Sattel zu werfen. Hiezu wurden lange Lanzen, Speere oder Schwerter gebraucht. Der Sieger bekam die Rüstuug, das Pferd und häufig auch ein Lösegeld von dem Besiegten Die Damen, festlich gekleidet, schauten von den Erkern und Söllern dem Kampfe zu. Der Sieger erhielt einen Preis. Bei diesen Turnieren fanden nicht selten Unglücksfälle statt. Als ein französischer König bei einem solchen Turniere vor mehr als 300 Jahren das Leben verlor, ging das Ansehen derselben nach und nach verloren und sie hörten dann bald ganz auf. Vom Marktplatz aus zogen sich schmale, unregelmäßige, schlecht gepflasterte Wege zwischen den Häuserreihen hin, die Gassen. Kein Wunder, daß diese Gassen krumm und regellos aussahen, durfte doch jeder bauen, wie und wohin er wollte. Die Häuser waren aus Holz oder Lehm, mit hölzernen Lauben versehen und mit Stroh gedeckt. Die Dachtraufen reichten bis in die Mitte der Straße und das Regenwasser sammelte sich in den Rinnen des schlechten Ziegelsteinpflasters. Überhaupt ließ die Reinlichkeit durch die Städel, Stallungen und Dünger- Haufen, die auch in den Gassen Platz fanden, viel zu wünschen übrig. Der Verkehr wurde gehindert durch die vielen .Hand- werksverrichtnngen, die außerhalb der Werkstatt geschahen. In diese ländlichen Zustände paßte die magistratische Rennsau, die frei umherlief, sich ihre Nahrung suchte und den ohnehin ver- wahrlosten Boden aufwühlte. Vier Tore, nach denen auch die Hauptgassen benannt wurden, sperrten das Städtlein ab. Im Osten, da, wo der heutige Rathausturm steht, war das Isar- oder Talbrucktor, hinter dem nichts zu sehen war als Wiesen und Auen, Felder und Wälder. Im Norden, an Stelle der heutigeu Polizei, stand der Wilbrechts- oder Nudelturm; in der mit der Weinstraße gleichlaufenden Dienersstraße der Muggentalertnrm. Im Westen, wo jetzt der Gasthof Dom- freiheit ist, war das Kaufringertor, hinter dem sich Haberfelder ausbreiteten. Im Süden befand sich das Püttrich- oder Ruffiuitor. In dieser Gegend war eine große, tiefliegende, von Bächlein durchflössen Wiese zu sehen, der Anger. Rings um Muuicheu zog sich an den Stadtmauern hin ein Graben, in dem ein Bächlein floß. Die Tore der Stadt wurden nach dem Gebet- läuten nur mehr gegen Erlag des sogenannten Sperrgroschens geöffnet. Für Fremde war auch bei Tag der Eintritt in die

3. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 68

1912 - München : Kellerer
— 68 — nannt. Es umfaßt als hauptsächliche Straßen die Dienerstraße, Burgstraße und ,,das Tal. Vor ungefähr 40 Jahren wurde das alte Graggenanertor, Kosttor genannt, abgebrochen. Es bildete früher den Linzigen Ausgang aus der befestigten Stadt vom Graggenanerviertel aus. Durch dieses Tor sollten die Vater- landsverteidiger in der Mordweihnacht 1705 in die Stadt ein- dringen. Durch eiue wohltätige Stiftung, nach der hier arme Leute täglich gespeist wurden, trat der Name Kosttor an Stelle der ursprünglichen Bezeichnung. Tie Dienerstraße, an die Familie Dinaer erinnernd, mit der Theatinerstraße gleichlaufend, zieht sich an der östlichen Seite des neuen Rathauses hin und schließt auf der rechten Seite mit der Hauptpost ab. Auf einem Hause, gegenüber dem Haupteingange der Zentralpost, von jeher Eigentum eines Bäckers, befindet sich ein aus geschmiedetem Eisen gefertigter größerer Vogel mit einem Ringe im Schnabel. Damit soll es folgende Bewandtnis haben. Eine in diesem Hause gehaltene, frei herumlaufende und freifliegende Elster erblickte einmal in einem Zimmer, dessen Fenster offen standen, einen kostbaren Ring aus Gold. Sie sah ihn kaum, als sie auf ihn zuflog, ihn mit dem Schnabel erfaßte und durch das geöffnete Fenster davontrug. Unter der Dachrinne wußte sie ein Loch und da hinein brachte sie den Ring. Die Eigentümerin des Ringes vermißte ihr Kleinod, als sie wieder das Zimmer betrat. Der Verdacht, den Ring gestohlen zu haben, fiel alsbald auf das im Hause dienende Mädchen, denn niemand anders betrat den Raum, das wußte man. Nun zog man das Mädchen zur Rechenschaft und wollte ihr später bei Gericht das Geständnis, daß sie den Ring ent- wendet und versteckt habe, entlocken und es erzwingen. Sie blieb jedoch bei der Beteuerung ihrer Unschuld. Nicht gar lange Zeit nachher mußte die Dachrinne ausgebessert werden und der Manu, der die Arbeit vollzog, fand den verschwundenen Ring in dem Mauerloch. Nun wußte man, daß die Elster die Diebin war. Nach der einen Lösung soll das Mädchen enthauptet worden sein, wie es zu damaliger Zeit Sitte und Gebrauch war. Nach einer anderen soll seine Unschuld an den Tag gekommen sein, bevor die Strafe in Vollzug gesetzt werden konnte. Sie soll von dem-Sohlte der Franziskaner Bäckerei, der das Haus heute noch gehört, geheiratet worden sein. Eine Verbindungsstraße zwischen Wein- und Dienerstraße

4. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 69

1912 - München : Kellerer
— 69 — ist die Gruftstraße, früher Judengasse genannt, weil sie die einzige war, die die Israeliten in alter Zeit bewohnen durften. Dort hatten , sie auch ihre unterirdische Synagoge. Später wurde daraus ein unterirdisches Marienkirchlein gemacht, in dem alljährlich eine Messe gehalten wurde, damit der hochge- legeue Walchensee nicht durchbreche und das ganze Isartal samt der Stadt München in seinen Fluten begrabe. Wo vom Polizeigebäude herüber das Schrammergäßchen zieht, bezeichnet eine Tafel die Stelle des früheren Spiegelbrunnens. Die Sage erzählt, daß in diesem Brunnen ein garstiges Ungetier, ein Basilisk, gehaust habe, dessen Anblick jeden getötet habe. Da kamen kluge Leute auf den Gedanken einen Spiegel gegen den Brunnen zu stellen, so daß der Basilisk sein eigenes Bild sehen mußte und aus diese Weise zugrunde ging. Der Volksmund bezeichnete das Untier in diesem Brunnen — nach andern den Lindwurm, der ,am Lindwurmeck des Marienplatzes hauste — als die Ursache des schwarzen Todes oder der gräßlichen Pest, die im 17. Jahrhundert in München wütete. An das Ende dieser Schreckenszeit erinnert eine Festlichkeit, die sich bis auf unsere Tage erhalten hat. Dieser alte Brauch ist der Schäsfler- tanz, das erste Lebenszeichen der mutlosen, schwergeprüften Stadt, denn eine schwere, bange Zeit war es, als im Jahre 1628 der schwarze Tod in nnsern Mauern herrschte. Viermal war die verheerende Pestseuche in der Stadt München: 1348, wo sie nach einem Erdbeben auftrat, 1463, wo sie V3 der Einwohner dahinraffte, von 1515—1517 und im Jahre 1628. Wohl hatte man schon beim ersten Auftreten dieser Seuche alle denkbaren Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Kein Fremder durfte durch die Tore der Stadt gehen, ohne ausführlichen Bericht über „woher" und „wohin" gegeben und einen Eid geleistet zu haben, daß er von keinem der Pest verdächtigen Ort komme. Eigene Gasthäuser wareu vor den Toren der Stadt für die Fremden errichtet. Alle Briefe wurden geöffnet und ausgeräuchert, alles Geld in Essig gewaschen. Trotzdem alles geschah, um Einhalt zu tun, erreichte die Krankheit doch eine entsetzliche Höhe. Die vor der Stadt gebauten Lazarette wareu überfüllt. Beständig waren eigene Männer mit der Fort- schaffung Kranker beschäftigt. Diese Wärter mußten an eigenen Standorten die Kleidung wechseln, um den Krankheitsstoff nicht weiter zu tragen. Die Häuser der Stadt waren, wenn sie ein Krankes beherbergten, für den öffentlichen Verkehr gesperrt und besondere Angestellte versorgten die Einwohner mit den Lebensbedürfnissen. Täglich starben 100 und mehr Menschen.

5. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 82

1912 - München : Kellerer
— 82 — 37. Das Angerviertel. Der Hase. Die Peters- kirche. Der Viktualienmarkt. Die Schrannen- halle. Die Fleischhalle. Das Angerviertel hat seinen Namen von den Wiesen oder Angern, welche früher einen großen Teil dieser Gegend ein- nahmen, und aus denen die Viehmärkte der Bauern und das Armbrustschießen abgehalten wurden. Mehrere Jsarkanäle durch- strömten die Wiesen und dienten hauptsächlich zu Gewerbs- zwecken der Färber, Bleicher, Walker usw., die sich in dieser Gegend angesiedelt hatten. Noch heute tragen Straßen in diesem Viertel den Namen Anger und das Kloster der armen Schulschwestern ist unter dem Namen Angerkloster bekannt. Neben diesem Kloster ist eine der ältesten Kirchen der Stadt, die St. Jakobskirche, um die herum und verbunden mit einer ihrer Festlichkeiten alljährlich die sogenannte Jakobidnlt statt- gefunden hat. Die bedeutendsten Gebäude auf dem Anger sind das alte Feuerhaus und das städtische Zeughaus, in dem die der Stadt gehörigen Sammlungen aufbewahrt werden. An den Anger schließt sich der Sebastiansplatz an, dessen Name auf ein uraltes, nicht mehr bestehendes Kirchlein zurückgeführt wird, das die Bürger infolge eines Gelübdes während der Pestzeit erbauten. Am Heumarkt beim Anger stand in früheren Zeiten die „Bewehrung", das Haus „zu der Stadt Rossen und Wagen, auch darein zu legen der Stadt Zeug und lange Hölzer, auch Püchsen und was die Stadt Zeug hat". Deim die Wassel!, deren die Bewohner Münchens besonders im unruhigen Mittel- alter bedurften, waren gar schwer und zahlreich. Die Menge der „Artillerie" iln 15. Jahrhundert erforderte zu ihrer Fort- schaffung 150 Pferde. Waren doch dabei „Büchsen", die Kugeln von 31/2 Zentner Gewicht schössen. Eine besonders große Kanone wog mehr als 43 Zentner. Die „Armbrust" der Stadt lag im Wilbrechtsturm in der Dienersgasse und ein eigener Schnitzer- besorgte die Herstellung der dazu gehörigen Pfeile. Mehrere Ausgänge führen vom Sebastiansplatz aus in die Blumenstraße. Dort waren in früheren Jahren an der Stadt- maner Nutz- und Ziergärten angelegt worden, daher auch der Name. Jetzt ist der Stadtgraben überwölbt. Ein kleines Gebäude am östlichen Ende der Anlage ist ausschließlich für die kleine Welt bestimmt. Manche von euch haben schon fröhliche Stunden in dem lieben Marionettentheater verlebt und find atemlos dem

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 123

1912 - München : Kellerer
- 123 — In die eigentlichen Armenanstalten werden Personen auf- genommen, die sich ihren Unterhalt nicht mehr verschaffen können und keine Wartung und Pflege haben. Sie müssen jedoch in München ihre Heimat haben. Diese Armen erhalten in der Anstalt Nahrung, Wohnung, Kleidung und zur Bestreitung kleiner Bedürfnisse ein Wochengeld. Ärztliche Behandlung, nach dem Tode eiu Begräbnis, ist für sie ebenfalls unentgeltlich. Die Anstalt für Obdachlose in der Entenbachstraße gewährt augenblicklich ohne ihr Schuld in Not geratenen Personen Unterkunft Die längste Dauer dieser Hilfe sind vier Wochen. Arme Schulkinder ohne Aufsicht bekommen in der Suppen- anstatt Suppe und Brot. Tierschutz. Ein besonderes Verdienst in dieser Beziehung hat sich der Tierschutzverein erworben. An verschiedenen Stellen seht ihr emaillierte 'Gefäße angekettet, die mit Wasser gefüllt find. Da können unsere treuen Hausfreunde, die Hunde, an heißen Sommertagen ihren Durst stillen. Fällt ein Pferd auf glattem Asphaltpflaster und kann sich trotz menschlicher Mit- Hilfe nicht mehr erheben, da die glatten Hufe beständig rutschen, ist wieder der Tierschutzverein tätig. In einzelnen Häusern wurden Teppiche und Decken hinterlegt, die man dem gestürzten Tiere unterbreitet und ihm so das Aufstehen ermöglicht. Muß ich euch erst von den zahlreichen Futterstellen erzählen, die im Winter die Zuflucht der hungernden und frierenden Vögel sind? — Kranke Tiere finden Behandlung und Pflege in der Kgl. Tierarzneischule in der Königinstraße. Wer von euch hat schon einmal einen kranken Hund in die unentgeltliche Sprechstunde geführt? Unheilbar kranke Tiere werden in dieser Anstalt rasch und schmerzlos getötet. 52.Gesundheitliche Einrichtungen. Straßenbau, Wasserversorgung, Kanalifierung, Schlachthaus, Wohugebäude, Bäder. a) Straßenbau. Je größer der Verkehr aus den Straßen mit Wagen, Pferden und Menschen sich entwickelt, desto mehr muß gesorgt werden, daß die Straßen den Anforderungen an Dauerhaftigkeit, Sicherheit und Reinlichkeit entsprechen. Der Magistrat wendet jährlich Hunderttausende von Mark auf, damit die Straßen in der Stadt den Ansprüchen, die man an eine gute Straße zu

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 126

1912 - München : Kellerer
— 126 — meistern Erhardt und Widenmayer und dem verstorbenen Bau- rat Zeuetti die Stadt so viel zu verdanken hat, „die Zustände und den Schmutz in den dazu dienenden, oft sehr kleinen Höfen und Hintergebäuden gesehen und die Luft darin gerochen haben, um schätzen zu können, um wie viel der Boden in München durch Errichtung des neuen Schlacht- und Viehhofes jetzt weniger verunreinigt wird." 6) Wohnungsbauten. Um die Wohnungen gesund zu gestalten, wurden wieder- holt Verordnungen in diesem Sinne erlassen. Im Jahre 1879 wurden Kellerwohnungen, weil ungesund, gänzlich verboten. Für jedes Wohn- und Schlafzimmer, für jede Küche und jeden Abort wurde ein ins Freie gehendes Fenster verlangt. Die Hintergebäude müssen von den Vordergebäuden in bestimmter Entfernung gehalten und als Hosranm eine bestimmte Fläche gelassen werden. Die Straßen dürfen nicht zu enge sein. f) Bäder. Durch die Schaffung von öffentlichen Bädern und durch Einrichtung der Schulbrausebäder wurde ebenfalls sehr viel für die Gesundheit der Bewohner Münchens getan. Dazu kommen die Freibäder. Ein großes öffentliches Volkshallenbad aus der Müllerschen Schenkung ist mit einem Kostenaufwand von einer und einer halben Million Mark an der Zweibrückeustraße ge- baut worden. Während früher die Tierleichen durch den Wasenmeister vergraben wurden, ist seit 1894 durch die Stadt eine Anstalt eröffnet worden, in der die Tiere durch Verbrennen vernichtet werden. Der Hausunrat wird seit 1891 von München an die Haus- Mull-Verwertungsgesellschast in Puchheim bei Bruck abgeführt. Dieser Teil des Dachauernlooses wird dadurch, daß der Haus- unrat mehr als meterhoch aufgeschichtet zu liegen kommt, in eine anbaufähige Fläche umgewandelt. 53. Die Bewohner der Stadt. Gewerbe. Fabriken. Handel. Gerichte. Post. Die Bewohner einer Stadt heißen Bürger und bilden eine bürgerliche Gemeinde. Das Oberhaupt davon ist der Bürger- meister. München zählt jetzt mehr als 600000 Einwohner und

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 140

1912 - München : Kellerer
— 140 — Stück weit mit Ihnen, so weit als die Zeit erlaubt unfern Schulweg zu ändern". Sie begleiteten nun den Herrn bis zum Sendlingertorplatz, nachdem sie ihm auf Befragen die Matthäus- Kirche genannt, die Paulskirche gezeigt, ihn auf Krankenhaus, Denkmäler und Brunnen aufmerksam gemacht hatten und wiesen ihn dann durchs Tor in die Sendlingerstraße, sprachen mit ihm noch genau vom Weg und dessen bemerkenswerten Ge- bäuden und sagten ein paar artige Abschiedsworte. Der Herr freute sich über seine eifrigen Führer und bot jedem ein fil- bernes Geldstück. Ihrer Weigerung, etwas anzunehmen, machte er scherzend ein Ende: „Jede Arbeit ist des Lohnes wert! Sollte es nicht manches in München geben, was ihr Buben gerne anseht? Geht nicht manchmal das Taschengeld dazu aus?" Was die Buben mit ihrem Erwerb getrieben, kann ich euch nicht sagen. Ich glaube, sie besinnen sich noch, ob es für Panorama und Deutsches Museum oder für Besichtigung der Menagerie und fremder Völkerstämme an dem Oktoberfest oder für eine Frühlingsfahrt ins Isartal verwendet wird. 56. Vom Gemüsegarten. In den Vorstädten sieht man große Gärten, in denen fast nur Gemüse angepflanzt wird. Man heißt solche Gärten Ge- müsegärten. Diese Gärten gehören den Gärtnern, welche jähr- aus, jahrein die Bewohner Münchens mit frischen Gemüsen versorgen. Ein solcher Garten ist in Beete abgeteilt, enthält in der Mitte in der Regel einen Brunnen, der das Wasser zum Begießen der Pflanzen liefern muß, an einem Ende das Gartenhaus zum Aufbewahren der nötigen Geräte, am andern Ende die Frühbeete. Letztere sind etwas tiefer gelegen und werden mit Brettern und Fenstern zugedeckt, um die im Herbste, Winter und Frühjahre darin wachsenden Gemüse vor kalter Luft zu bewahren. Aus diesen Frühbeeten erhalten wir im Borfrühling Salat, Rettiche, Kohlraben, Rüben n. a. Gemüse, die in den freien Beeten wegen zu rauher Luft noch gar nicht angepflanzt werden können. Die Gemüsegärten, sollen sie guten Ertrag liefern, erfordern große Mühe und unablässige Sorgfalt. Der Gärtner muß vom frühesten Morgen, ja schon vor die Sonne aufgeht, bis zum späten Abend ununterbrochen tätig sein. Dabei hat er bei seinen Arbeiten eine gebückte Haltung nn'd ist dem Regen, und, wenn die Sonne scheint, den unmittelbaren Strahlen derselben

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 156

1912 - München : Kellerer
— 156 — einem der schönsten Tierparke Deutschlands umgeschaffen. Kommt das Wasser von mehreren Quellen zusammen, so ent- steht ein Bach. Aus mehreren Bächen wird ein Fluß. Die Isar ist ein Fluß. Weil das Wasser der Quelle, des Baches und des Flusses weiter und weiter fließt, so heißen wir diese Gewässer fließende Gewässer. Wie schon angedeutet, liegt südwärts die Meuterschwaige, früher Harthausen genannt. Wir wissen, daß ehemals nicht nur die Künstler Münchens da häufig Einkehr hielten, sondern daß auch König Ludwig I., der Beschützer und Förderer der Künste, sich gerne in ihrem Kreise einfand. Die Menterfchwaige ist auch heute uoch ein beliebter Ausflugsort der Münchener. An schönen Sonn- und Feiertagen finden später Kommende in dem großen Garten kaum mehr einen Sitzplatz. Die Aussicht von da in das Isartal und auf die gegenüber liegende Höhe ist aber auch prächtig und gewährt besonders am Abend einen großen Naturgenuß. Wir gelangen bald an die großartige Eisenbahnbrücke. Sie hat eine Höhe von 30 m und ist 234 m lang. Mit den beiden Fußwegen beträgt die Breite fast 12 m. Die Brücke ruht auf drei Pfeilern. Im Jahre 1857 wurde sie erbaut und besteht aus Stein und Eisen. In den Jahren 1908 und 1909 wurde sie wegen ihres Alters und weil sie dem Verkehr nicht mehr genügte, erneuert und breiter gemacht. Von der Brücke aus hat man eine herrliche Aussicht bis München. Man über- sieht auch ein hochinteressantes Stück der Baukunst, die Wasser- kraftanlage, die zur Ausnützung im städtischen Triebwerke an- gelegt wurde. Die Wasserwehranlage in Großhesselohe enthält n. a. ein bewegliches Wehr, um bei Hochwasser die Flut ab- zuleiten. Wir überschreiten die Brücke zum Großhesseloher Bahnhof nicht sondern ziehen auf der rechten Seite der Isar weiter. Gei- selgasteig, das an der Landstraße liegt ist schon uralt. Sein Name wird von Geschichtsforschern als „Gacher Steig der Gisela" gedeutet. Die Siedlung war früher ein landwirtschaft- licher Hof, dann wurde sie eine Erziehungsanstalt. Bald kom- men wir nach Grünwald. Nun zieht eine Trambahnlinie von München über Harlaching, Menterschwaige und Geiselgasteig nach Grünwald und so ist auch das rechte Jsaruser dem größeren Verkehr eröffnet. Die Städter sehen sich verlockt, sich hier eben- solche Landhäuser und Sommersitze zu bauen, wie sie an der entgegengesetzten Seite der Isar schon lange entstaudeu sind.

10. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 203

1912 - München : Kellerer
— 203 — höre aber hier kein Plätschern!" Die Knaben erklärten und zeigten ihm die Wasserleitung und Schwemmvorrichtung. Da unterbrach die Mutter das eifrige Gespräch. „Genug für heute! Geht zu Bett, morgen ist wieder ein Tag!" „Heute wollen wir einen Gang durch die Stadt machen!" schlug der Vater'am andern Morgen vor. „Die Straßen schaueu aus" meinte Matthies, „als hätte der Maurer mit dem Lineal einen Strich auf den Boden gezeichnet, so gerade steht Hans neben Haus. Bei uns sind die Häuschen in unregelmäßigen Linien gebaut und stehen mitten im Garten oder Hofraum. Auch sehen sich eure Stadthäuser und eure Straßen so ähnlich, daß in nicht begreife, wie man jemand erfragen kann!" „Dazu gibt es Hausnummern und Straßennamen. Siehst du die blauen Täfelchen? Und im Adreßbuch stehen Name, Stand und Wohnung aller Einwohner Münchens." „Warum sind die Münchner so unfreundlich? Oder gibt's gerade einen großen Zank oder Streit? Warum grüßen sich so wenig Leute?" „Weil sie sich nicht kennen. Oft wissen die Bewohner eines Hauses kaum den Namen ihrer Mitmieter. Ihr auf dem Dorfe lebt wie eine Familie, kennt euch von Kindestagen an und wißt der andern Freud und Leid." „Ich vermisse Stall und Scheuer," sprach Matthies weiter. „Scheuern brauchen wir nicht," war die Antwort, „wir haben ja kein Getreide, kein Heu und keinen Flachs aufzubewahren. Wir Stadtleute arbeiten nicht auf freiem Felde, wir sind im Hause, in der Schreibstube, im Geschäft, in der Werkstatt. Deshalb haben wir nicht das gebräunte Aussehen, das Luft und Sonne den Landleuten geben. Ställe gibt es in München schon, aber nur wenige und das sind meist Pferdeställe. Die Droschkenkutscher, die Möbel- beförderuugsgefchäfte, einzelne Kaufleute, die Soldaten und sehr reiche Leute brauchen Stallungen. Willst du jetzt eine Kirche sehen?" „Der große Dom ist prachtvoll," bewunderte Matthies, „dagegen muß unsere Dorfkirche verschwinden. Haben denn alle Leute in der Kirche Platz?" „Die Stadt hat nicht nur eine Kirche; du sollst jtoch mehrere besuchen." „In München muß es auch mehrere Schulhäuser geben, für die tausend und tausend Kinder reichte ein einziges nicht aus!" Nach einer Weile klagte Matthies: „Ich kann nimmer weiter, meine Sohlen brennen; das steinerne Pflaster ist so hart, ich bin es nicht gewohnt. Auf dem Dorfe gibt es keine gepflasterten Wege." „Du sollst ausruhen," tröstete der Vater, und „eine Anstalt sehen, die für müde, hungrige, frierende arme Leute eingerichtet ist und sollst
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