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11. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 76

1902 - Leipzig : Roßberg
76 besa er eine ebenso schne wie kluge Gemahlin, Namens Elisa-beth, von den Mrkern gern die schne Else" genannt. Diese seine Gemahlin fhrte in Friedrichs Abwesenheit die Regierung. Bald wuchs auch der lteste Sohn Johann so weit heran, da er den Vater vertreten konnte, der gern fr lngere Zeit im Jahre in seiner frnkischen Heimat verweilte. Kurz vor seinem Tode bergab er seinem zweiten Sohne Friedrich die Mark Brandenburg. c) Friedrichs Persnlichkeit. Friedrich verlebte die letzten Jahre seines Lebens auf der Kadolzburg im Frankenlande und starb daselbst 1440. Er hatte sein frstliches Wort wahr gemacht: das Recht zu strken, das Unrecht zu krnken". Mit grerer Sicherheit als frher konnte der Kaufmann wieder mit feinen Waren auf den Straen der Mark dahinziehen und der Landmann fein Feld bestellen. Den Armen und Waisen war er ein Wohlthter gewesen, und in ihrem Munde lebte sein Name in Segen fort. * 37. Joachim I. 1499-1535* Im jugendlichen Alter von fnfzehn Jahren kam er zur Regierung, deshalb wagte es ein Teil des Adels, das alte Un-wefen der Fehden und Rubereien wieder aufleben zu lassen-teils geschah es aus Bedrngnis, teils aus Rauf- und Raublust. Selbst von den Hofleuten des Fürsten nahm mancher an den nchtlichen Streifzgen und Raubfahrten teil. Aus dieser un-heilvollen Zeit stammt das Schutzgebet der armen Landleute: Vor Kckeritze und Lderitze, vor Krachten und vor Jtzenplitze beht uns lieber Herre Gott!" Aber Joachim zeigte dem Adel bald, da er trotz seiner Jugend das Recht krftig schtzen und die belthter ohne Unterschied des Standes bestrasen wollte, und lie einen Herrn aus seinem Hofstaate, der sich an der Beraubung eines Kaufmanns be-teiligt hatte, ohne Gnade hinrichten. Darber waren die adeligen Herren fehr aufgebracht, und einer von ihnen schrieb die Drohung an die Thr von des Kurfrsten Schlafkammer: Jochimken, Jochimken hde Dy, Wo tri) Dy kriegen, hngen wy Dy!" Sie lauerten dem Kurfrsten bei einer Jagd im Kpenicker Walde aus und wollten ihn gesangen nehmen; aber Bauern ver-rieten diesen Anschlag, und die Emprer bezahlten das Wagnis mit dem Leben. Nun griff der Kurfürst mit aller Strenge durch. Seine Landreiter zogen gegen die Landbeschdiger und Wege-

12. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 82

1902 - Leipzig : Roßberg
82 - fr den König und die Knigin je eine Krone, ein Scepter und ein Reichsapfel lagen. Der König fetzte sich die Krone selbst aufs Haupt, nahm das Seepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und lie sich von allen Anwesenden den Eid der Treue schwren. Dann erschien die Knigin. Der König setzte ihr ebenfalls die Krone aus und fhrte sie zum Throne, damit auch ihr gehuldigt werde. Dann ging es in feierlichem Zuge zur Kirche. Der Weg dahin war mit rotem Tuch belegt. Zu beiden Seiten des Weges hatten Soldaten Aufstellung genommen. Der König und die Knigin gingen je unter einem prachtvollen Thron-Himmel, der von Edelleuten getragen wurde. Art der Kirche wurden sie von zwei Bischfen mit Segensspruch empfangen. Vordem Altare waren zwei Thronsessel aufgestellt. Dort lieen sich der König und die Knigin nieder. Einer der Bischfe predigte der die Bibelworte: Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Nach der Predigt kniete Friedrich nieder und betete,dann falten die Bischfe ihn und die Knigin mit geweihtem l. Whrend deffen luteten die Glocken, und von den Wllen donnerten die Kanonen. e) Friedrich als König. Als König nannte Friedrich sich Friedrich I. Er war bei dem Volke wegen seiner Freundlichkeit und Milde sehr beliebt. Unter seiner Regierung hatte das Land Frieden, und so konnte er besonders Kunst und Wissenschaft untersttzen. In Berlin lie der König durch den Baumeister Schlter prchtige Bauten auffhren und seinem Vater auf der Langen Brcke ein fchnes Reiterstandbild errichten. An seinem Hofe fhrte er franzsisches Wesen ein; es galt damals fr fein, französisch zu sprechen, auch kleidete man sich ganz nach franzsischer Mode. Die Herren trugen Samtrcke mit Gold gestickt und lange Lockenpercken. 41. Friedrich Wilhelm I. 1713-1740. a) Regierungsantritt. Die Krnung Friedrichs I., seine glnzende Hoshaltung und die vielen Bauten, die er hatte auffhren lassen, hatten dem Lande viel Geld gekostet, und darum war es gut, da sein Nachfolger ein ganz besonders einfacher, sparsamer Mann war. Als er seinem Vater im Jahre 1713 aus dem Throne folgte, nahm er gleich groe Vernderungen vor. Er fhrte eine einfache Haushaltung ein; viele Luxuspferde, kostbare Wagen und Snften wurden verkauft, ebenso silbernes Tafel-gefchirr; die Gehlter der Beamten wurden herabgesetzt und ihre Zahl eingeschrnkt. b) Verbesserung des Heerwesens. Friedrich Wilhelm hatte von Kindheit an die grte Freude am Soldatenwesen gehabt,

13. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 89

1902 - Leipzig : Roßberg
sogleich ein Bndnis mit ihm. Maria Theresia war endlich auch des Kampfes mde, und so wurde 3 763 aus dem Jagdschlo Hubertusburg in Sachsen der Friede geschlossen, durch den Friedrich Schlesien endgltig behielt. So hatte der siebenjhrige Krieg Preußen zwar nicht um Land bereichert, aber seine Macht hatte sich dadurch glnzend gehoben, alle Welt schaute voll Be-wunderung aus Friedrich den Groen. d) Wie Friedrich eine Provinz im Frieden gewinnt. Auer Schlesien gewann Preußen noch eine andere Provinz. Das polnische Reich war immer mehr in Versall geraten, der Adel herrschte willkrlich und bedrngte die Bauern und Brger. Nirgend war Zucht und Ordnung, alles ging drunter und drber. Da beschlossen die drei Mchte Rußland, sterreich und Preußen, das Land zu teilen und jeder das Gebiet zu nehmen, das an sein Reich grenzte. So erhielt Friedrich Ii. im Jahre 1772 West-preuen. Er nannte sich jetzt nicht mehr König in Preußen", sondern König von Preußen". e) Friedrichs Sorge fr sein Land. 1. Hebung des Acker-baues und des Handels. Der lange Krieg hatte dem Lande schwere Wunden geschlagen; viele Drfer und Städte waren wie ausgestorben, und weite Strecken Landes lagen unbebaut, denn die Ernte war von den Husen der Rosse zertreten, und die Bauern hatten kein Geld, um das Feld wieder zu bestellen. Um den Landleuten zu Helsen, lie Friedrich Korn zur Aussaat und Geld unter die Landleute verteilen, und entlie alle Soldaten, die er entbehren konnte, damit sie die Felder bestellen sollten. Als eine Hungersnot entstand, verteilte er auer Getreide, das er frher angekauft hatte, auch reichlich Kartoffeln; aber die Bauern wollten sich an das unbekannte Gewchs nicht gewhnen, und Friedrich mute Strenge gebrauchen, um sie zum Anbau zu bringen. Da die Bevlkerung sehr zusammengeschmolzen war, so lie er Ansiedler kommen und lud berhaupt Auslnder zur Ein-Wanderung ein. Viele folgten seinem Rufe, und das trug sehr zur Hebung des Gewerbes und des Ackerbaues bei. Die Hollnder trockneten sumpfige Gegenden aus und trieben Viehzucht, die Italiener lehrten die Preußen den Seidenbau, die Schweizer die Uhrmacherkunst. In Schlesien lie der König Spinnschulen er-richten, in Berlin grndete er die erste Porzellanfabrik und eine Kattundruckerei. Wie sein Vater es gethan hatte, so verbot auch er die Einfuhr fremder Fabrikwaren. Er bereiste jhrlich selbst das Land, um sich von den Fortschritten, die die Landwirte gemacht hatten, zu berzeugen. Dabei sah er den Pchtern von Krn- und Staatsgtern ganz besonders aus die Finger, da sie ordentlich wirtschafteten und die Gter nicht verkommen lieen.

14. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 95

1902 - Leipzig : Roßberg
95 mtig verteidigt wurden. Napoleon konnte ungehindert seinen Siegeszug nach Berlin unternehmen und hier mit glnzendem Gefolge in die Hauptstadt einziehen. Von dem Brandenburger Thore lie er die Siegesgttin herabnehmen und als Siegeszeichen nach Paris schicken. d) Die knigliche Familie auf der Flucht. Die Knigin hatte ihren Gemahl auf den Kriegsschauplatz begleitet, aber am Morgen nach der unglcklichen Schlacht bei Jena verlie sie das Heer und reiste der Magdeburg nach Berlin. Wenige Meilen vor Berlin erreichte sie die Unglcksbotschaft von den Niederlagen bei Jena und Auerstdt. Der Schmerz der Knigin war unbeschreiblich. Als sie in Berlin ankam, traf sie dort ihre Kinder nicht mehr an, sie hatten ans den Rat des Befehlshabers von Berlin die Hauptstadt verlassen und warteten in Schwedt aus die Ankunft der kniglichen Eltern. Luise eilte ihren Kindern von Berlin aus nach. Als sie diese in Schwedt erreichte, soll sie zu ihren lteren Shnen folgende Worte gesprochen haben: Ihr seht mich in Thrnen. Ich beweine den Untergang meines Hauses." Von Schwedt aus reifte die Knigin mit den Kindern nach Stettin, von hier begab sie sich nach Kstrin, wo sie mit dem König zusammentraf. Das Anrcken der Feinde ntigte das Knigspaar, die Flucht bis Knigsberg fortzusetzen. Als die Knigin dort angekommen war, erlag der schwache Krper der starkmutigen Frau den von allen Seiten auf sie einstrmenden Schicksalsschlgen. Sie erkrankte am Typhus und kam an den Rand des Grabes. Am 22. Dezember 1806, an demselben Tage, an welchem sie vor dreizehn Jahren als glckliche Braut ihren Einzug in Berlin gehalten hatte, war sie so schwach, da ihr der Arzt versicherte, er werde niemals die frchterliche Nacht vergessen, in welcher der Tod jeden Augenblick der Knigin zu nahen schien. Aber die Gesahr wurde berwunden und die Genesung erfolgte. Als sich ihr Zustand eben etwas besserte, da kam die Nachricht: Die Franzosen rcken an." Man wagte es nicht, die Kranke lnger in der bedrohten Stadt zu belassen. An einem trben, feuchten Wintertage hllte man sie in Betten, trug sie in einen Wagen, um sie nach dem zwanzig Meilen entfernten Memel zu bringen. Als die Reisenden in einem Bauernhause bernachteten, war drauen ein solches Unwetter, da die Schneeflocken durch das schlecht schlieende Fenster auf das Bett der Knigin fielen. Durch alle die Aufregungen und die schrecklichen Anstrengungen der Reise hatte die Gesundheit der Knigin einen schweren Sto erlitten, von dem sie sich nie wieder erholte. e) Letztes Ringen und Friede zu Tilsit. Im Frhjahr 1807 brach der Kamps noch einmal los. Die Preußen fanden jetzt Hlfe bei den Russen, die mit ihnejt verbndet gegen Napoleon

15. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 9

1902 - Leipzig : Roßberg
9 raubte sie, denn Rana war ein heimtckisches, rachschtiges Weib. Zur Rana fahren" hie deshalb in alten Zeiten so viel wie ertrinken. Die Wellenmdchen dagegen umschwammen als bleiche, weiverschleierte Jungfrauen mit langen Haaren die Schiffe, hpften und tanzten auf den Wellen und schtzten die See-fahrer. Aber sie belebten nicht allein das Wasser, auch die Land-seen und alle Strme, Flsse und Bche waren von ihnen be-vlkert, und die Menschen nannten sie Nixen. Ost fand man sie an Quellen, von Schilf umgeben, mit triefenden Haaren sitzen, durch ihren Gesang die Menschen anlockend. Zuweilen aber auch saen solche Wellenmdchen an gefhrlichen Stellen der Flsse und Strme und verlockten durch ihre Schnheit die Schiffer, sich ihnen zu nahen. Aber wehe ihnen, wenn sie es ttzaten! Sie zogen sie unbarmherzig mit sich hinab in ihr nasses Wellengrab. Einen solchen Vorgang schildert uns Heinrich Heines herrliches Lied: Die Lorelei V' f) Baldur und Loki. Der Liebling aller Götter war der jugendlich schne Lichtgott Baldur, ein Sohn Wodans, der beste aller guten Götter, der Asen. Friedlich lebte er in seinem glnzenden Palaste. Einst wurde Baldur von bsen Trumen gengstigt. Um ihn zu beruhigen, lie seine Mutter alle Ge-schpfe schwren, da sie ihm nicht schaden wollten; nur die Mistel beachtete sie nicht. Die Götter glaubten, da Baldur nun gegen jede Gefahr gesichert sei, deshalb warfen und schssen sie mit allerhand Gegenstnden nach ihm, ohne ihm dadurch zu schaden. Aber unter den Asen war auch der feindselige Loki, der Gott des Feuers. Der war auf Baldur eiferschtig und suchte ihn zu verderben, darum gab er bei einem Spiele dem blinden Hdur, einem Bruder Baldurs, den Mistelzweig in die Hand und zeigte ihm die Richtung, nach welcher er schleudern sollte. Hdur traf,und Baldur sank tot zur Erde, und obgleich er ein Gott gewesen, so mute er doch hinab ins Totenreich zur Totengttin Hei Loki aber entfloh und suchte sich der Verfolgung durch die erzrnten Götter zu entziehen, indem er sich in einen Lachs verwandelte und sich in einem Wassersalle versteckte. Die Asen jedoch flochten ein Netz und nahmen ihn gefangen; dann banden sie ihn auf drei fcharfkantige Felsblcke und hngten eine Giftschlange der ihn, deren Gift ihm ins Gesicht tropfte. Sein Weib aber sing das Gift in einem Gef auf, nur fo oft sie die gefllte Schale ausleerte, tropfte das Gift auf ihn herab und verursachte ihm heftige Schmerzen, so da er sich krmmte und wand; davon kommen die Erdbeben. So mute Loki bis zum letzten Weltkampfe gefesselt liegen bleiben. g) Die Gtterdmmerung. Die Götter haben kein ewiges Leben, denn auch ihnen steht der Untergang bevor, wenn die

16. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 24

1902 - Leipzig : Roßberg
24 c) Das frnkische Knigtum. Chlodwig hatte sich mit einem Hofstaat umgeben. An der Spitze desselben stand als vornehmster Beamter der Pfalzgras, der den König als obersten Richter ver-trat; der Kanzler mute die Schriftstcke ausfertigen, wenn der König eine Schenkung gemacht hatte; der die zum Hofe gehrigen Dienstleute fhrte der Senefchalk die Oberaufsicht, während der Marschall fr den kniglichen Marstall zu sorgen hatte; dem Schenken lag die Verwaltung des Kellers, dem Truchse die Oberleitung der Kche und dem Kmmerer die Leitung der ganzen Hofhaltung ob. Damit aber Einnahmen und Ausgaben stimmten, fhrte die Knigin die Aufsicht der den Kmmerer. Bei festlichen Gelegenheiten trug der König gewhnlich ein goldenes Stirnband und ein purpurnes Gewand, als Zeichen seiner hchsten Macht fhrte er eine Kriegslanze. Er trug langes, gelocktes Haar, und bei Aufzgen fuhr er in einem mit Ochsen bespannten Wagen. (l) Das Gerichtswesen. Wie in den alten Zeiten, so wurde auch unter Chlodwig noch unter freiem Himmel auf einem bestimmten Platze Gericht abgehalten. Die freien Grundbesitzer versammelten sich, und der erfahrenste oder angesehenste unter ihnen leitete die Verhandlung. War jemand irgend eines Ver-gehens angeklagt, so wurde er aufgefordert, seine Unschuld zu beweisen, dazu mute er beschwren, da seine Aussagen auch wahr seien. Wollten ihm die Richter nicht glauben, dann war dem Angeklagten gestattet, andere Personen beizubringen, die durch einen Eid besttigten, da der Angeklagte die Wahrheit gesagt habe. Aber es wurden auch noch andere Mittel angewandt, von denen man glaubte, da dadurch die Schuld oder Unschuld eines Verklagten dargethan werden knnte, indem Gott selbst die Ent-scheidung bernehme. Bei der Feuerprobe mute der Angeklagte 4*/2 Schritte mit einem glhenden Eisen auf der flachen Hand lausen; dann wurde diese in ein Sckchen gebunden und versiegelt. War nach drei Tagen feine Brandwunde entstanden, so war die Unschuld bewiesen. Ebenso wurde der Beschuldigte fr schuldlos befunden, wenn er mit entbltem Arme in einen Kessel voll kochenden Wassers tauchen und einen auf dem Grunde liegenden Ring herausholen konnte, ohne dann verbrht zu sein. Diese Probe hie der Kesselfang. Bei der Wasserprobe wurde der Verklagte an Hnden und Fen gebunden und ins Wasser ge-worsen; sank er unter, so zog man ihn geschwind als unschuldig heraus, schwamm er, so wurde er fr schuldig erklrt. 11. Die Bekehrung der Deutschen und Bonifatius. a) Anfnge christlicher Bildung unter den Germanen. Durch den Verkehr der Germanen mit den Rmern lernten

17. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 97

1902 - Leipzig : Roßberg
97 Wilhelm, der sptere Kaiser Wilhelm I., kte noch die bleichen Lippen seiner Mutter und ging dann meinend in den Garten. Hier pflckte er Rosen und Eichenbltter und wand einen Kranz daraus. Diesen legte er aus das Sterbebett seiner Mutter. Ihr Leichnam wurde nach Berlin gebracht und in einer schnen Grabhalle zu Charlottenburg beigesetzt, und Tausende wallen jhrlich dahin, um die Grabsttte ihrer geliebten Knigin zu sehen. Aus einem Sockel ruht, in Marmor nachgebildet, die edle Gestalt, als ob sie schliefe. 45* Napoleons Zug nach Rnszland. Im Jahre 1812 unternahm Napoleon mit einem gewaltigen Heere einen Zug nach Rußland. Die Rheinbund surften muten Truppen stellen, und auch 20000 Preußen hatten Napoleons Fahnen zu folgen. Die Russen hatten sich ganz in das Innere des Landes zurckgezogen, Kosakenschwrme berfielen bestndig die sranz-fischen Truppen, die, des Landes unkundig und des strengen Klimas ungewohnt, groe Beschwerden litten. Deshalb konnte das groe Heer auch nur langfam vorwrts kommen. In der Nhe von Moskau wurde eine Schlacht geliefert, die Napoleon gewann. Die Russen zogen sich zurck, und das franzsische Heer rckte in Moskau ein. Napoleon bezog den Kreml, aber in der Nacht, als die Soldaten sich von den vielen Anstrengungen erholen wollten, brach an mehreren Stellen zugleich Feuer aus. Jetzt bot Napoleon dem Kaiser den Frieden an, aber Alexander lehnte ihn ab. So mute Napoleon sich zum Rckzug entschlieen. Das war ein trauriger Weg! Die Klte nahm immer mehr zu, dabei fehlte es an Kleidungsstcken und an Nahrungsmitteln. Hungrig und zerlumpt schlichen die Fran-zosen daher, immer von den Kosaken bedrngt. Am schlimmsten aber war der bergang der die Beresina. Die Soldaten, denen die Russen aus den Fersen waren, drngten im wilden Ungestm der die ausgeschlagenen Brcken. Diese brachen unter der Last zusammen, und Tausende fanden ihren Tod in den Wellen. Napoleon aber war glcklich an das jenseitige Ufer ge-langt und suchte sobald als mglich nach Paris zu kommen. Um das Schicksal seines Heeres kmmerte er sich nicht. Von 500 000 Mann, die ausgezogen waren, erreichten nur 30000 die Grenze, und dieser kleine Rest des gewaltigen Heeres bildete in seinem Elend einen unsagbar traurigen, erschtternden Anblick. Aorks Absall. Die 20000 Mann, die Preußen hatte stellen mssen, standen unter dem Oberbefehl des Generals Jork Rotzbach, Lebensbilder. 2. Aufl. 7

18. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 107

1902 - Leipzig : Roßberg
107 halten. Nachdem Bazaine wiederholt verzweifelte Ausflle gemacht, die aber ebenso tapfer zurckgeschlagen wurden, mute sich am 27. Oktober die Festung aus Gnade und Ungnade ergeben. 170000 Mann wanderten nun ebenfalls in die Gefangenschast nach Deutschland. d) Die Belagerung von Paris. In Paris hatte man Kaiser Napoleon nach der Schlacht bei Sedan sr abgesetzt erklrt und eine Republik errichtet, zugleich aber beschlossen, trotz aller Nieder-lagen den Krieg fortzusetzen. Fr die Deutschen galt es nun, auch noch die gewaltige Stadt Varis mit den zahlreichen sie um-gebenden kleinen Festungen zu belagern. In Frankreich aber bildeten sich neue Heere, um die Hauptstadt zu befreien. Es hat vieler erbitterter Kmpfe und der grten Tapferkeit von Seiten der Deutschen bedurft, um sowohl die zum Entsatz der Hauptstadt heranrckenden franzsischen Heere, sowie die aus der Um-zingelung hervorbrechenden Soldaten zurckzuschlagen. Endlich blieb den Parisern, unter denen Hunger und Seuchen wteten, nichts brig, als auch ihre Stadt den Deutschen zu bergeben. e) Der Kamps um Belfort. Der General von Werder hatte die Ausgabe erhalten, die sehr starke Restuna Relf ort, un-weit der Schweizer Grenze, zu belagern und einen Durchbruch der Franzosen nach dem nahen Sddeutschland zu verhten. Mit beispielloser Ausdauer und Tapferkeit hielten hier die in der Minderzahl befindlichen Deutschen stand, bis ihnen Hlse kam. Nun wurde das zum Entsatz herbeigeeilte franzsische Heer zurck-gedrngt und derart umstellt, da es sich entweder ergeben oder auf Schweizer Gebiet bertreten mute. Am 1. Februar 1871 legte das ganze franzsische Heer, der 90000 Mann aus schweizerischem Boden die Waffen nieder. Da nun kein Entsatz mehr mglich war, so ergab sich am 16. Februar die fteftunq Belfort. f) Der Friedensschlu. Als den Franzosen alle Hoffnung auf irgend einen Sieg geschwunden war, gingen sie aus die Friedensbedingungen ein, die von Seiten Deutschlands durch Bismarck gestellt wurden. Frankreich trat Elsa und Deutsch-Lothringen an Deutschland ab und verpflichtete sich zur Zahlung von 5 Milliarden Franken (4000 Millionen Mark) Kriegskosten. Iv. Die Wiederausrichtung des Deutschen Kaiserreichs 18. Januar 1871. Der grte Erfolg dieses Krieges aber ist die Einigung Deutsch-lands. Nachdem die deutschen Fürsten und Völker dem König Wilhelm die Kaiserwrde angetragen, nahm dieser am 18. Januar 1871 im Schlosse zu Versailles die Wrde und den Titel Deutscher

19. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 112

1902 - Leipzig : Roßberg
112 die vereinsamten Tage ihres Alters eine Zufluchtssttte geschaffen worden. Auch fr die Geringsten und Verkommensten des Volkes hatte sie ein erbarmendes Herz, das beweist die frsorgende Teil-nhme, die sie dem Berliner Magdalenenstift" und allen damit verwandten Anstalten zugewendet hat. Ihre Samariterliebe zeigte sich weiter in der Teilnahme und Frderung an allen Bestrebungen, die zur Linderung des Elends und der Not unter den Menschen beitragen sollten. Wenn es sich um die Errichtung von Volkskchen oder Sanittswachen, um Belohnung treuer Dienstboten oder um Erziehung verwahr-loster Kinder handelte, da war ihre Hand stets bereit, hlfreich einzugreifen. Die Kaiserin hatte schon lngere Zeit ein krperliches Leiden mit zher Ausdauer unterdrckt, im Jahre 1881 trat es aber so gefhrlich auf, da das Leben der hohen Frau nur durch eine schwere Operation erhalten werden konnte. Ihre krperlichen Krfte waren seitdem gebrochen, aber trotzdem hat sie bis zum letzten Augenblick auf ihrem Platze ausgehalten und hat sich mit berwindung unsglicher Schmerzen immer wieder von neuem aufgerafft, um den Pflichten ihres hohen Berufes zu gengen. Als ihr hoher Gemahl sich auf das Krankenlager legte, von dem er nicht wieder erstehen sollte, hat sie an seinem Lager bis zum letzten Atemzuge des Heldenkaisers Wache gehalten. Aber inmitten des schweren Wehs, das ihr der Tod des Gemahls und das schwere Leiden des einzigen Sohnes bereitete, verga sie der fremden Not nicht. In liebevoller Teilnahme gedachte sie der Unglcklichen, die durch die berschwemmungen im Frhjahr 1888 schwer heimgesucht waren. So hat die Kaiserin Augusta bis zu ihrem Lebensende ihre Krfte in den Dienst der barmherzigen Nchstenliebe gestellt. Am 7. Januar 1890 schied sie aus diesem Leben. 49. Kaiser Friedrich Iii. 1888. Als der Leichenzug, der Kaiser Wilhelms I. sterbliche Hlle trug, am Schlosse zu Charlottenburg vorberkam, stand an einem Fenster des Schlosses sein schwerkranker Sohn, Kaiser Friedrich Iii. Mancher Leidtragende sah feuchten Auges hinauf zu dem knig-lichen Dulder, der feinem Vater so bald nachfolgen sollte. I. Persnlichkeit des Kaisers. Kaiser Friedrich war in seinen gesunden Tagen ein hoch gewachsener, starker Herr. Er hatte blaue Augen, blondes Haar und einen langen, blonden Bart. Er sah meist freundlich und

20. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 114

1902 - Leipzig : Roßberg
114 einzog, wurde es hier beraus freudig begrt. Alle Straen waren auss herrlichste geschmckt. Auch die Provinzen und Städte des ganzen Landes gaben ihrer groen Freude durch Geschenke und Glckwnsche Ausdruck. Iv. Kaiser Friedrich als Kriegs Heid. Kaiser Friedrich ist als Kronprinz dreimal in den Krieg gezogen, nmlich in den Jahren 1864, 1866 und 1870. 1. Im Jahre 1864 zog er nach Schleswig-Holstein. Es war im Mrz und April. Lange Zeit hindurch war es sehr kalt. Die Soldaten muten ihre Zelte aus dem Schnee ausschlagen und den ganzen Tag in der eisigkalten Luft zubringen. Als dann Tauwetter kam, waren die Wege und Felder sehr sumpfig, und es kostete groe Anstrengung, viele Meilen in dem nassen Erdreich zu marschieren. Aber Kronprinz Friedrich Wilhelm gab allen Soldaten ein gutes Beispiel. Er marschierte mit ihnen, in einen Soldatenmantel gehllt, die Pseise im Munde; er watete mit durch Schnee, Eis und Schmutz. Manchmal schlief er in einer schlechten Bauernstube oder einer Scheune und borgte sich von den Landleuten Strmpse und Pantoffeln, um sich trockene Fe zu schaffen. 2. Zum zweitenmal zog der Kronprinz Friedrich Wilhelm im Jahre 1866 in den Krieg. Damals marschierten die preuischen Soldaten nach Sden, nach sterreich. Als der Kronprinz von Berb abreiste, war sein Shnchen, Prinz Sigismund, schwer erkra It. Seine Gemahlin blieb mit ihrem kranken Kinde allein. Bald verschlimmerte sich der Zustand des kleinen Prinzen, und einige Tage nach der Abreise des Vaters starb er. Der Krn-prinz wre nun gern nach Hause zurckgekehrt, um an dem Begrbnis seines Lieblings teilzunehmen, aber er berwand seinen Schmerz und blieb. bei seinen Soldaten, um mit ihnen fr das Vaterland zu kmpfen. Die wichtigste Schlacht in diesem Kriege war bei Kniggrtz am 3. Juli 1866. Der Kronprinz hals sehr viel dabei, da sie gewonnen wurde. Am Abend dieses blutigen Tages tras er seinen Vater, den König Wilhelm L, auf dem Schlachtfelde. Dieser berreichte ihm den Orden Fr das Verdienst". Am volkstmlichsten wurde unser Fritz" in dem deutsch-franzsischen Kriege, wenn er in seiner leutseligen Weise durch die Reihen der Krieger schritt und fr jeden ein freundliches Wort hatte. Er befa einen schrfen Blick und ein ausgezeichnetes Gedchtnis, und die Soldaten freuten sich, wenn er sie wieder-erkannte. Am Abend nach der Schlacht bei Wrth (6. August 1870) ritt der Kronprinz durch das Dorf Frschweiler. berall
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