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1. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 39

1902 - Leipzig : Roßberg
39 ihnen Otto auf dem Lechselde bei Augsburg mit einem zahlreichen Heere entgegen; denn alle deutschen Herzge hatten ihm ihre Krieger zugefhrt. Hier erlagen die Ungarn den Schwerthieben der deutschen Streiter; sehr viele ertranken, als sie auf der Flucht den Lech durchschwimmen muten. Das war im Jahre 955, seitdem blieb Deutschland von den Ungarn verschont. c) Ottos Kaiserkrnung. Adelheid, die Witwe eines Knigs von Oberitalien, hatte Otto um Hlfe gegen den Fürsten Berengar gebeten, der sie zwingen wollte, sich mit seinem Sohne zu vermhlen. Otto eilte mit einem Heere der die Alpen nach Italien, unterwarf den Fürsten und heiratete Adelheid, wodurch er König von Oberitalien wurde. Mehrmals noch sah sich Otto gentigt, in dieses Land zu ziehen, denn Berengar lehnte sich wiederholt aus. Als dieser den Papst bedrohte, kam Otto zu Hlse und empfing 962 in der Peterskirche die Kaiserkrone aus den Hnden des Papstes. Von nun an verblieb die Kaiserwrde den deutschen Knigen. Deutschland erhielt bei dieser Krnung die Bezeichnung heiliges rmisches Reich deutscher Nation" und der deutsche König den Titel Rmischer Kaiser". t') Ottos Persnlichkeit. In seiner Jugend hat Otto wenig Schulbildung genossen, erst im Mannesalter lernte er schreiben und lesen, dagegen war er ein Freund des Gesangs; neben seiner Muttersprache verstand er das Franzsische und das Slawische. Er war in der Jagd ebenso tchtig wie im Wrfel-spiel, und das Reiten liebte er ganz besonders; er war ein Herr, wie ihn die Deutschen verlangten: eine mchtige Reitergestalt mit breiter Brust, auf starkem Nacken das groe Haupt mit langem, rtlich blondem Barte; im wettergebrunten, freundlichen Antlitz funkelten ein Paar feurige Augen. Von Gemt war er freundlich und freigebig, ein treuer Gatte und ein liebevoller Vater, er verzieh leicht und glaubte schwer an Beleidigungen. Vor allem war er ein ehrlicher, frommer Mensch. Stets trug er die heimische Tracht, niemals ein fremdes Gewand. Nur bei besonders feierlichen Gelegenheiten setzte er die Krone aufs Haupt und zwar nie, ohne vorher gefastet zu haben. g) Ottos Lebensende. Zu Ostern 973 begab sich Otto nach Quedlinburg. Hier versammelten sich die Groen Sachsens mit vielen fremden Fürsten und Abgesandten, die den groen Herren des Abendlandes huldigend begrten. Wenige Tage spter zog er der Merseburg nach Memleben; dort verschied er, erst 61 Jahre alt. Er ruht neben seiner ersten Gemahlin Editha im Dome zu Magdeburg. h) Ottos Gemahlin Editha stammte aus dem kniglichen Geschlecht der Angelsachsen. Als eine reiche Morgengabe empfing Editha von ihrem Gemahl viele schne Gter im Sachsenlande.

2. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 42

1902 - Leipzig : Roßberg
42 das wieder ausgebaut worden war, trat diesem lombardischen Stdtebund auch bei. Auf seinem vierten Zuge nach Italien den dritten hatte der Kaiser ohne Heer unternommen er-obette Friedrich Rom, aber der grte Teil seines Heeres wurde durch eine Pest dahingerafft, und er entkam mit den sprlichen Resten seines Heeres mit genauer Not nach Deutschland. Sobald er nmlich in die Stadt Susa eingezogen war, verlangten die Einwohner die Freilassung der aus Italien mitgeshrten Geiseln. Sie schlssen die Thore, um ihn nicht eher fortzulassen, und da er sich dennoch weigerte, der Forderung nachzugeben, machten die Brger die Geiseln mit Gewalt frei und wollten ihn noch während der Nacht berfallen und gefangen nehmen oder gar ermorden. Zu feinem Glck warnte ihn sein Hauswirt; dieser verschaffte ihm Bauernkleider, in denen er entkam. Statt seiner legte sich ein treuer Ritter, Hartmann von Siebeneichen (in Tirol), der ihm hnlich sah, ins Bett. Die ins Zimmer eindringenden Brger sanden ihn, entlieen ihn aber unver-sehrt. Nach einer sechsjhrigen Rstung (1174) erschien der Kaiser abermals mit einem deutschen Heere in der Lombardei. Die Feinde des Kaisers aber hatten diesem zum Trotz an einem Nebenflu des Po eine Festung erbaut, die sie dem gewaltigen Papst zu Ehren Alessandria nannten. Friedrich belagerte diese Festung und suchte sie zu erstrmen. Aber vergeblich, ein bedeutendes lombardisches Heer eilte zum Entsatz herbei. Fried-rich, der nur ein kleines Heer hatte, rief Heinrich den Lwen zu Hlse, aber dieser weigerte sich und lie den Kaiser allein in den Kamps ziehen. Friedrich wurde geschlagen, und das Gercht von des Kaisers Tod bewirkte die Flucht der Truppen und die gnzliche Nieder-lge des Kaisers. Sein ganzes Lager, auch seine Fahne und sein Schild wurden eine Beute der Lombarden. Friedrich ent-schlo sich nun zum Frieden mit ihnen. c) Kampf mit Heinrich dem Lwen. Weil Heinrich deutsche Fürsten bedrngt hatte, wurde er von Friedrich vor den Reichs-tag zu Speyer geladen, aber er erschien nicht, sondern strzte sich auf seine Gegner, die Verbndeten des Kaisers, und warf sie nieder. Nachdem Heinrich dreimal zur Verantwortung vor den Reichstag geladen und niemals erschienen war, zog Friedrich mit einem Heere gegen ihn und trieb ihn so in die Enge, da er sich zu Erfurt unterwarf. Vergebens flehte jetzt Heinrich fufllig um Gnade, der Kaiser lie die Acht der ihn aus-sprechen, und seine Herzogtmer wurden verteilt. Das Herzog-tum Bayern erhielt jener Otto von Wittelsbach, der frher dem Kaiser das Leben gerettet, Heinrich selbst behielt nur seine Stamm-gter Braunschweig und Lneburg, auerdem mute er auf sieben

3. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 44

1902 - Leipzig : Roßberg
44 Heiligen, zu Altren, wo Teile von den Gebeinen berhmter heiliger Mrtyrer oder ein Stck vom Kreuze Christi u. dgl. ausbewahrt wurden, und betete an diesen heiligen Sttten. Zu solchen Wallfahrten vereinigten sich oft ganze Scharen von Pilgern. Die Wallfahrt nach dem heiligen Lande galt als die segens-reichste. Wer die weite, beschwerliche Reise dahin unternommen, wer die Sttten gesehen hatte, wo einst Jesus, der Heiland, in der Krippe und im Grabe gelegen, wer aus dem lberg, auf Golgatha oder an dem heiligen Grabe gebetet hatte, der kehrte mit groer Befriedigung zurck. Viele brachten sich wohl etwas Wasser aus dem Jordan mit, in dem Glauben, da dasselbe heilende Wunderkraft besitze, oder etwas Erde aus dem heiligen Lande, die man dereinst in das Grab streuen sollte, weil sie meinten, dann seliger zu ruhen. Der Priester kleidete den Pilger in ein langes Pilgergewand und versah ihn mit Kreuz, Pilger-tasche und Pilgerstab. In allen christlichen Lndern konnten die Pilger auf gastfreie Ausnahme rechnen, und so lange die Araber im Besitze des heiligen Landes waren, dursten sie unge-hindert gehen und kommen. Als aber im 11. Jahrhundert die Trken Herren des Landes wurden, hatten die Pilger viele Drang-sale von ihnen auszustehen. Groe Geldsummen forderten sie von jedem Pilger, der das heilige Grab und andere heilige Sttten besuchen wollte; ja schon der Eintritt in die Stadt Jerusalem war nur gegen Erlegung einer bestimmten Summe gestattet. Da lagen nun oft ganze Scharen armer Pilger vor den Thoren der Stadt, die nicht imstande waren, solche Steuern zu bezahlen, und die dann warteten, bis der Zug eines mchtigen, reichen Fürsten nahte, der sich auch zur Fahrt nach dem heiligen Lande ausgemacht hatte. Da war Hoffnung, da der Fürst und seine reichen Gefhrten fr die armen Pilger bezahlten. Durch die zurckkehrenden Pilger erfuhr man im Abendlande von den Bedrckungen, denen die Christen im heiligen Lande ausgesetzt waren. Sie wurden mihandelt, beraubt, ihre An-dachten gestrt und die heiligen Sttten beschimpft. Um den Trken das heilige Land wieder abzunehmen, hatten sich schon im Jahre 1096 gegen 100000 Mann aus Europa nach dem Morgen-lande aufgemacht und 1099 war die heilige Stadt Jerusalem wirklich erobert worden. Die Teilnehmer an diesem Zuge trugen ein rotes Kreuz aus der rechten Schulter, deshalb hieen diese Heereszge Kreuzzge und die Teilnehmer Kreuzfahrer. Da nun die Kreuzfahrer nicht bestndig in Palstina bleiben konnten, so versuchten die Trken ihren frheren Besitz zurck-zuerlangen. f) Friedrichs Kreuzzug und Tod 1190. Wenige Jahre nach dem Feste zu Mainz drang aus dem Morgenlande die Kunde

4. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 46

1902 - Leipzig : Roßberg
46 sie lernte man viele bis dahin ganz fremde Lnder kennen, und morgenlndische Waren kamen in greren Massen nach Europa-ebenso wurden abendlndische Waren im Morgenland verbreitet.' Die Erfindungen und Gewerbe des Morgenlandes wurden im Abendland bekannt; dadurch gelangten zahlreiche Städte zu Wohl-stand. Auch fr den Bauernstand wurde es besser; weil viele Bauern im Kampfe geblieben waren, so konnten andere die Gter erwerben, was ihnen sonst unmglich gewesen wre, und jeder Bauer, der vorher einem andern dienen mute, war nach den Kreuzzgen, wenn er an einem Zuge teilgenommen hatte, ein freier Bauer geworden. Viele von diesen frei gewordenen Bauern zogen nach dem Osten Deutschlands und lieen sich dort nieder. Endlich hatten die Kreuzzge eine groe Be-deutung fr das Ritterwesen. a) Tie Burgen. Die Wohnungen der Ritter, die Burgen, waren entweder in Niederungen an Flssen und Seen oder auf Anhhen angelegt. Anfnglich waren es nur viereckige Trme, aus groen Steinquadern errichtet. Ein solcher Burgturm hatte kein Thor, sondern nur eine in ziemlicher Hhe angebrachte Thr, die man von auen durch eine Holztreppe erreichte. Der Turm war der Hhe nach in Stockwerke eingeteilt, unten war Kche und Gesindestube, darber Wohnung und Schlafstube der Herrschaft; das dritte Stockwerk enthielt den Saal, an dessen Wnden die Jagd- und Kriegsbeute hing, und in welchem man Gste empfing. Auf Leitern, die man an hlzerne Fallthren in der Decke an-legte, gelangte man von einem Stockwerk zum andern. Diese finsteren Burgen wurden im Zeitalter der Kreuzzge und noch spter durch kunstreiche Bauten verdrngt, deren Kern noch immer der feste Wartturm, der Bergfried, bildete. An diesen reihten sich die anderen Gebude, Hfe und Trme. Zumeist waren die Burgen auf Berghhen erbaut, und dann suchten die Ritter den Platz gewhnlich so aus, da nur von einer Seite ein Zugang zu der Burg mglich war. Die andern Seiten bildeten steile Abhnge, die der Feind nicht erklimmen konnte. Burgen, die in der Ebene errichtet wurden, waren ge-whnlich durch Flsse, Smpfe und Grben gegen feindliche An-griffe geschtzt. Durch einen tiefen Graben vor der Burg schtzte man auch solche Burgen, die aus Anhhen lagen und nur von einer Seite aus zugnglich waren. der den Graben fhrte zum Burgthor eine Zugbrcke, die von der Burg aus in die Hhe gezogen werden konnte. Das in der Burgmauer angebrachte Thor war 16* Das Ritterwesen.

5. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 49

1902 - Leipzig : Roßberg
49 tragen; dann lernte er laufen, klettern, springen, mit dem Bogen schieen und den Speer werfen, dann kam das Fechten mit Schwert und Schild an die Reihe. Die Hauptsache war, da der Knabe Schild und Lanze wohl zu gebrauchen verstand, den Gegner geschickt zu treffen und aus dem Sattel zu heben lernte. Auch wurde der Knabe, sobald er des Waffenhand-werks kundig war, angehalten, mit einer Schar gewappneter Lanzenreiter gemeinsam zu kmpfen; man nannte diese bung Buhurt". Den ersten Gebrauch der Waffen lernte der Knabe auf der Jagd. War der Jngling zwlf Jahre und lter geworden, dann wurde er, wenn er nicht selbst ein Land zu ererben hatte, an einen Frstenhof geschickt, um dort sich weiter auszubilden, die Gunst des Herrn zu gewinnen und so sein Glck zu machen. Am Hose begann nun die Zeit des ernsten Lernens. Gewhn-lich wurde der Knappe der Obhut eines lteren erprobten Ritters anvertraut, der seine weitere Ausbildung berwachte. Die Waffen-bungen wurden fortgesetzt; mit den zahlreichen Kameraden, die sich am Hofe zusammen fanden, wurden Waffenspiele veranstaltet und so die Leibeskraft und Gewandtheit gemehrt und vervoll-kommnet. Gewhnlich wurden diese jungen Leute auch benutzt, Briefe zu bestellen und Botschaften auszurichten. Die Briese wurden mit Tinte aus Pergament geschrieben, gefaltet, beschnitten und verschlossen; wenn die Adresse aufgefetzt war, siegelte der Absender des Briefes mit feinem eigenen Siegel das Schreiben zu. Die Briefe wurden, sobald sie fertig waren, zusammengepackt und in Bchsen oder Fchen gethan, welche die Boten am Halse oder am Grtel trugen. Mit etwas Lebensmitteln, Brot, Kse und Wein ausgerstet, machte sich der Bote nun auf den Weg. Gewhnlich ging er zu Fu, nur vornehme Boten machten ihre Reise zu Pferde ab, dem Knappen wurde das erlaubt, wenn eine Gefahr drohte. " Die Jnglinge hatten aber auch andere Dienste zu verrichten. Den ankommenden Fremdling muten sie empfangen, ihm das Ro und den Steigbgel beim Absteigen halten und beim Ab-legen der Waffen ihn untersttzen, bei Tafel die Tischbedienung besorgen, die Gerichte auftragen und die Speisen vorschneiden, den Herrn und seine Gste bedienen, ihnen zum Schlafengehen die Kerzen vortragen und ihnen beim Entkleiden behlflich sein. Sie begleiteten ihren Herrn auf der Reise und folgten ihm auch nach, wenn er ein Turnier Besuchte. Dort hatten sie den Namen ihres Herrn zu rufen, die eroberten Rosse in Empfang zu nehmen, ihm die Lanzen nachzutragen und ntigenfalls sie ihm zu reichen. Zog der Herr in den Krieg, so begleiteten ihn seine Knappen und lernten das Kriegswesen kennen. Im Kriege Rotzbach, Lebensbilder. 2. Aufl. 4

6. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 51

1902 - Leipzig : Roßberg
schast sehr. Der fahrende, d. h. der umherziehende Snger, der die schnsten neuen Lieder singen konnte, und der Spielmann, der auf seiner Geige oder Harfe die schnsten neuen Tnze zu spielen wute, wurden von den Turniergsten reich beschenkt und von dem Veranstalter des Turniers gut verpflegt. Auer-dem waren die durch das Land Fahrenden weit umher gekommen, hatten viel gesehen und gehrt und konnten viel erzählen. Ost behielt man nach beendetem Turnier einen fahrenden Snger lngere Zeit auf einer Burg, um sich von ihm durch Spiel und Gesang die Zeit vertreiben zu lassen. Oder er erhielt den Austrag, die Tchter des Burgherrn im Gesang zu unter-richten und sie seine Lieder zu lehren. Konnte er schreiben, so mute er die Lieder aufschreiben, oder der Burgkaplan mute sie nachschreiben, während der Snger sie vorsang. Manche Burg-Herrin hatte ein ganzes Bchlein voll solcher Lieder, die sie sich nach und nach hatte ausschreiben lassen. Gern blieb der Snger, wenn während des Winters die Wege verschneit waren, aber sobald der Frhling erschien, dann bat er um Erlaubnis, von dannen ziehen zu drfen, und frhlich durchwanderte er die Welt. ./ _ 17. Rndols von Habsburg. 1273129l a) Das Faustrecht. Von 12501273 hatte das deutsche Reich keinen Kaiser. Da galt weder Gesetz noch Recht im Lande. Der Starke fiel der den Schwachen her und nahm ihm Hab und Gut, ja wohl gar das Leben. Es war niemand da, der den Ubelthter strafte und den Schwachen beschtzte; ein jeder war aus sich selbst angewiesen. Noch nie hatte das Land so schwer unter dem Drucke des Faustrechts geseufzt. t>) Raubritter. In dieser wilden Zeit trieben auch die Raubritter ihr Unwesen. Von ihren festen Burgen herab fielen sie mit ihren Knechten der die Reisenden her, plnderten die Wagen der vorberziehenden Kaufleute und fhrten diese selbst in das Burgverlie, aus welchem sie nur gegen ein hohes Lse-geld wieder entlassen wurden. Auch der Landmann hatte viel von ihnen zu erdulden. Sie entfhrten ihm nicht selten das Vieh von der Weide oder aus dem Stalle, Mhten ihm in der Nacht das Getreide ab, nahmen ihm sein Hausgert und steckten dann, um sein Elend voll zu machen, auch sein Haus in Brand. Das nannten sie auspochen". Hlflos sah der Bauer ihrem wsten Treiben zu, denn er wute nirgends Recht zu finden. Zuweilen thaten sich sogar mehrere Raubritter zusammen, um mit ihrer Mannschaft die Städte zu berfallen; dann blieb den Stdtern nichts anderes brig, als gegen die feindliche

7. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 54

1902 - Leipzig : Roßberg
54 umgebenes Dach zeigten. In den Trmen walteten Wchter ihres Amtes und schauten ins Land hinaus, um sofort jede drohende Gefahr melden zu knnen. Auch das Herannahen der Kaufmannszge wurde gemeldet, damit man ihnen in unsicheren Zeiten ein bewaffnetes Geleite entgegensenden konnte. b) Marktpltze, Bnke und Tuchhallen. Jede Stadt hatte einen groen, freien Platz, mglichst in ihrer Mitte, wo die Mrkte abgehalten wurden, wo aber auch zu anderen als Markte zeiten das Volk zusammenstrmte, um Feste zu feiern oder um sich zu sehen und zu unterhalten. Der Platz hie der Marktplatz, in den slawischen Stdten der Ring". In manchen Stdten reichte ein Marktplatz nicht aus, man legte dann mehrere an, so da es neben dem Hauptmarkte, auch grner Markt" geheien, noch einen Obstmarkt, Milchmarkt, Buttermarkt, Weinmarkt, Sau-markt, Romarkt, Kornmarkt, Heumarkt, Holzmarkt gab. Die Obrigkeit der Stadt verlangte, da alle Verkufer ein und der-selben Ware beisammen waren, sie wollte den Verkauf und die Verkufer, sowie die Beschaffenheit der Waren berwachen, die Verkufer aber wollten die Gte ihrer Waren mit der der anderen verglichen haben; vor allem aber wollten sie aus gleiche Preise halten, die von der Obrigkeit sestgesetzt wurden, um die Einwohner vor berforderungen zu schtzen. Manche Waren wurden nicht auf offener Strae verkauft, sondern auf Bnken und Tischen, meist durch einheimische Handwerker. Da gab es Fleischbnke" und Brotbnke", in verschiedenen Stdten auch Schusterbnke". Teilweise wurden dafr Gebude errichtet, ins-besondere eine gemeinsame Schlachtbank" fr die Fleischer. Städte, in denen viel Tuch hergestellt wurde, errichteten besondere Tuchhallen (Gewandhaus). Alle solche Verkaufsstellen befanden sich, wenn irgend mglich, am Markte oder in dessen Nhe. Dort war auch, meist in einem eigenen Gebude, eine groe, ffentliche Wage, wo die Waren unter Aufsicht der Obrigkeit gewogen wurden, so da jedermann sein richtiges Gewicht erhielt. Dort befand sich auch die Schau", wohin alle Erzeugnisse gebracht werden muten, die nach auswrts verkauft wurden. Gewrze wurden da auf ihre Reinheit untersucht und, wenn fr gut be-funden, verpackt und mit dem Siegel der Schau versehen. Gold-und Silberwaren wurden geprft und gestempelt. Schwertfeger und Harnischmacher muten ihre Ware aus die Gte prsen lassen, woraus sie erst verkaust werden konnten. So vereinigte sich aus dem Markte der Hauptverkehr. Dort stand das Rathaus, dort wohnten die vornehmsten und reichsten Brger. c) Die Ttraszen in den Stdten. Die Straen in diesen Stdten waren eng, winkelig und bildeten hufig Sackgassen.

8. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 56

1902 - Leipzig : Roßberg
56 Die engen Treppen waren in der Regel aus Holz. In der Kche war ein offener Herd, der welchem ein Rauchfang den Rauch des Herdfeuers aufnahm. Im Rauchfange waren hlzerne Stbe angebracht, an denen man die Wrste und Schinken zum Ruchern aufhing. Die Einrichtung der Zimmer war eine sehr einfache. In der einen Ecke stand ein gewaltiger Kachelofen, vor dem eine Bank angebracht war. Neben dem'ofen war ein Kamin, in welchem abends ein Holzfeuer unterhalten wurde, um das Zimmer zu erleuchten. An den Wnden waren Bnke angebracht, und in groen Truhen oder Laden verwahrte die Hausfrau Kleider und Wsche. Die Fenster waren klein und bestanden aus runden, in Blei gefaten Scheiben. Solche Glasfenster waren freilich nur in den Husern der wohlhabenden Leute angebracht, rmere muten sich mit kleinen, durchscheinenden Horntafeln oder mit lgetrnktem Pergament begngen. g) Die Bewohner der Ttdte. Die ersten Bewohner der neugegrndeten Städte waren keine freien Leute, sondern Acker-brger, die ihrem Oberherrn, mochte es nun ein weltlicher Fürst oder ein Bischof fein, zu Abgaben oder Zins oder gar zu perfn-lichen Diensten verpflichtet waren.' Sie trieben nach wie vor ihren Ackerbau, weshalb die Städte auch noch sehr lange ein lndliches Aussehen hatten. Da lagen hochgeschichtete Dnger-hausen bei den mit Stallungen und Scheunen versehenen Husern. Die Herden wurden von ihren Hirten aus- und eingetrieben, und nicht selten liefen die Schweine in den Straen umher und suchten sich ihre Nahrung im Schmutz und Schlamm. Nach und nach zogen auch freie Bauern, selbst Angehrige des Adels in die Stadt, die ihnen grere Sicherheit bot als die Burgen. Die ersteren bildeten die Brgerschaft, aus letzteren entstanden die Patrizier oder vornehmen Geschlechter, ein stdtischer Adel. Wohnte der Landesherr nicht selbst in der Stadt, so lie er sich durch einen Stadtvogt oder Burggrasen vertreten. Städte, deren Oberherr der Kaiser selbst war, hieen Reichsstdte. Im Namen des Landesherrn sprach der Burggras Recht, wobei ihm die Schffen beratend zur Seite standen. Die Verwaltung der Stadt lag in den Hnden des Brgermeisters und des Rates. h) Entwickelung des Handels und des Handwerls. Aber nur Angehrige der edlen Geschlechter konnten eines dieser Amter bekleiden. Diese Patrizier waren zumeist Kaufleute und trieben einen ausgedehnten Handel. Auf groen Frachtwagen, die mit einer Leinwanddecke berspannt waren, kamen die wertvollen Gter oft weit her aus den Seehfen, unter sicherem Geleite be-waffneter Knechte. Sorgenvoll hat der Kaufherr der Ladung gewartet und birgt sie jetzt in den dunklen Stuben und sicheren

9. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 58

1902 - Leipzig : Roßberg
58 erhielten. Daher kamen die Straennamen wie: Gerbergasse, Braugasse, Bckergasse, Schuhmachergchen, Bleichgasse, Frber-gaffe, Fastrae 2c. Bei gnstigem Wetter saen die Hand-werker wohl vor der Hausthr und betrieben ihr Handwerk, wodurch sie freilich die Strae fr den Verkehr einengten. i) Tie Stadtverteidiger. Da es damals stehende Heere nicht gab, so waren die Stdter auch mit dem Kriegswesen ver-traut. Whrend der Patrizier im Kampfe beritten erschien, kmpfte der Brger zu Fu. Ihre gesrchtetste Waffe war die Armbrust, mit welcher sie sich bestndig bten. Sie leistete ihnen besonders gute Dienste bei der Verteidigung ihrer Mauern. Es bildeten sich besondere Schtzengilden, die oft Preisschieen und frhliche Volksfeste veranstalteten. 19. Die Thtigkeit der Mdchen ittid Frauen. Mit groer Sorgfalt geschah die Unterweisung der Mdchen im Haushalte und in den huslichen Arbeiten. Die Mutter gab denselben Anleitung zu weiblichen Handarbeiten, zum Spinnen, Weben, Schneidern und Sticken, worin manche vornehme Dame eine Meisterin war. Dergleichen Arbeiten fertigten die Frauen aller Stnde an. Im Zuschneiden der mnnlichen und weiblichen Kleidung besaen auch die Frauen hherer Stnde groe Ge-schicklichkeit. Besondere Sorgsalt wurde auf die Naht verwandt, die man oft so sein machte, da man sie nicht sehen konnte. Vornehme und reiche Frauen brachten ihre freie Zeit am Stickrahmen zu. Sie wirkten feidene Bnder und Borten, welche sie dann, mit Gold und Edelsteinen besetzt, auf die Kleidung, die Decken und den Kopfputz aufnhten. Vorhnge zur Ausschmckung der Wnde wurden gleichfalls gestickt. Besonders waren die Thaten Karls des Groen und seiner Helden, sowie die griechischen und rmischen Sagen der Gegenstand, den die deutschen Frauen zu ihrer Darstellung er-whlten. Wie heute gab es Vorzeichner fr die Stickerinnen, da nicht jede imstande war, die Zeichnungen auf die Stoffe sich selbst zu entwerfen. Neben dieser Handstickerei kamen die gewebten Wandteppiche, Tisch- und Handtcher mit Ornamenten und Figuren mehr und mehr in Gebrauch. Bilder aus beliebten Erzhlungen wurden am liebsten aus den groen Geweben gesehen. An der Teppichweberei oder -Wirkerei waren die Frauen in Deutschland auch beteiligt, ebenso an verschiedenen Handwerken, so bei den Leinen- und Wollwebern und bei den Schneidern.

10. Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte, deutsche Sagen - S. 59

1902 - Leipzig : Roßberg
59 Das Spinnen, Garnziehen, Wollekmmen, die Vorarbeiten fr die Gewandbereitung besorgten von jeher die Frauen. Auch Handelsgeschfte betrieben sie. Der Hausierhandel mit Gewrz und Kleinwaren, Messern, Ringlein, Osen, Tisch-und Handtchern, Kopsbndern u. dgl. nhrte gar manche Handelssrau. 2v. Maximilian I. 1493-1519, a) Maximilians Persnlichkeit. Maximilian war eine hohe, breitschulterige Gestalt, blondlockig und blauugig; es war eine Pracht, ihn anzuschauen, wenn er in glnzender Silber-rstung aus schnaubendem Rosse in einer Stadt seinen Einzug hielt oder als Kriegsherr mit leuchtendem Auge seine Tapferen fhrte. Er war ein offener, frhlicher, leutseliger Kaiser, der vorzglich zu reden verstand, barmherzig gegen Mhselige und Bedrngte; aber er war auch ein Meister in jeder ritterlichen und mnnlichen Kunst, ein Speerbrecher aus dem Schlachtfelde und auf dem Turnierplatze, dazu ein verwegener Jger. Ohne Furcht ging er mit dem Speer in die Hhle des Bren und nahm den Kamps mit ihm aus. Am liebsten aber verfolgte er die flchtigen Gemsen und erkletterte nicht selten dabei die steilsten Felsen. Einst geriet er, so erzhlt eine Sage, aus der Gemsenjagd in den Tiroler Bergen an eine Stelle, wo er weder vorwrts noch rckwrts konnte. Von unten sah man den ver-wegenen Jger wie in der Lust schweben, man hielt ihn fr rettungslos verloren und glaubte nicht, da jemand in seine Nhe gelangen knne. Erst am dritten Tage wurde Maximilian durch einen khnen Tiroler befreit. b) Die ersten Posten. Unter Maximilians Regierung wurden die ersten Posten eingerichtet. In srheren Zeiten, als es noch keine Posten gab, muten die Unterthanen die Nachrichten der Fürsten bermitteln; sr den Verkehr zwischen den Bischofssitzen und Klstern verwendete man zumeist Klosterbrder, die aber auch sr andere Leute Briefe besorgten. Neben diesen Mnchen bernahmen die reisenden Kaufleute und die hausierenden Juden die Dienste eines Brieftrgers, im Schwabenlande aber waren die Metzger dazu verpflichtet. Reiche Leute hatten ihre eigenen Briesboten, ebenso die greren Städte, besonders die Handels-stdte. Diese stdtischen Briesboten, die sahrend oder reitend ihren Dienst versahen, hatten eine silberne Briesbchse und als Abzeichen ein kleines, silbernes Schild. Neben diesen von den Stdten bezahlten Briesboten besorgten auch noch andere Leute die Briefe der Brger und Kaufleute und gingen zu diesem Zwecke in die Huser, um die Briese einzusammeln. Pakete und
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