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1. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 228

1898 - Breslau : Goerlich
— 228 — über 500000 Mann unter den Waffen. Im Anfange des 17. Jahrhunderts gab es in Deutschland fast gar kein stehendes Heer; erst 6eint Ausbruch des Krieges wurden die Soldaten angeworben. Dann schickte der Kaiser oder der Reichsfürst, der Soldaten brauchte, feine Werber in die Städte und Dörfer und ließ die kräftigen Männer zum Dienste auffordern. An Zudrang fehlte es nicht; denn je mehr das Elend des Krieges wuchs, um so mehr verließen Bürger und Bauern ihre friedliche Arbeit und suchten irrt Kriegshandwerke ihr Heil. Die Soldaten dienten für Geld oder Sold, nud dieser war sehr-hoch. Der Reiter erhielt monatlich 15 Gulden, der Fußsoldat 9—10 Gulden monatlich; und nach dem heutigen Geldwert können wir den Gulden fast zu 6 Mark rechnen. Die Offiziere, besonders die Obersten und Generäle, erhielten überaus hohe Gehälter, Christian von Anhalt monatlich 10000 Gulden. Daher kostete ein Heer von 7700 Fußgängern, 1400 Reitern uni) 12 Geschützen monatlich" 130000 Gulden. Da cs damals weit weniger Geld im Lande gab als jetzt, so konnten solche Summen durch Steuern nicht aufgebracht werden/ Die Fürsten bezogen Hilfsgelder von fremden Staaten, borgten zu fehr hohen Prozenten, zogen Kirchengüter ein, aber oftmals konnten sie doch den Soldaten durch Monate keinen Sold zahlen. Dann entstand leicht Aufruhr int Lager; die Soldaten rotteten sich zusammen und verlangten stürmisch Bezahlung. Ein entschlossener Anführer ließ dann wohl die Rädelsführer festnehmen und erschießen: manchmal lief aber auch der Soldatenhaufen auseinander und suchte bei einem anderen Fürsten Dienst, der besser zahlte. Da die Soldaten nur um des Geldes willen dienten, war das Heer ans den schlechten Männern aller Völker zusammengesetzt. „Auf der einen Seite tonten Schweden, Finnen, Lappen und Irländer; auf der anderen Kroaten, Kosaken, Polaken, Spanier, Wallonen, und es weiß niemand, wo Freund und Feind ist; denn es ist kein Unterschied", heißt es in einer Chronik ans jener Zeit. 2. Ausrüstung des Heeres. Das Heer bestand, wie heute, ans Fußgängern, Reitern und Geschützmannschasten. Die Fußgänger waren in Regimenter (zu 1400 oder 1200 Mann) eingeteilt, jedes Regiment in 4 Fähnlein. Die Soldaten waren zum Teil mit 4—6 Meter langen Spießen (Piken) bewaffnet und durch einen eisernen Helm und Panzer geschützt. Das waren die Pikeniere, die aber in der Schlacht meist recht unbehilflich waren, weshalb ihre Zahl im Laufe des Krieges vermindert wurde. Andere Soldaten trugen das Feuergewehr oder die Muskete, welche 2 Meter lang war. Beim Schießen wurde sie auf einen eisernen Stock gelegt, das Pulver auf eine Pfanne geschüttet und durch einen glimmenden Faden (die Lunte) entzündet. Die Kugeln waren sehr schwer. Auch hatte man schon kürzere Rohre, die mit der Hand gehalten wurden und leichtere Kugeln schleuderten. Aber int ganzen schoß man noch sehr langsam und zielte unsicher; bei Regen oder feuchter Luft wurde das Pulver naß, und die Gewehre konnten nicht benützt werden.

2. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 229

1898 - Breslau : Goerlich
Die Reiterei wurde im Lause des Krieges bedeutend vermehrt. Tie meisten Reiter trugen noch Helm, Panzer, Arm- und Beinstücke aus Blech 'wie die Ritter; die Lanzenreiter führten als Hauptwaffe eine 5 Meter lange Lanze, andere hatten längere oder kürzere Feuerrohre, Arkebusen oder Karabiner genannt, wonach sie Arkebusier oder Karabinier hießen. Tie Geschütze waren meist noch sehr schwerfällig, und ihre Zahl war gering; bei Lützen hatte Gustav Adolf 60, Wallenstein 21 Geschütze. Man schoß eiserne Kugeln im Gewichte von 5, 15 und 20 Psnnd. Das Richten, Laden und Abfeuern der Geschütze nahm sehr viel Zeit in Anspruch; bei den schlechten Wegen damaliger Zeit brauchte man oft 20 Pferde zum Fortschassen einer Kanone, und die Mannschaft war mit Äxten und Sägen, eisernen Keulen und Spitzhauen, Erdhacken und Schaufeln Dersehen, um die Hindernisfe zu entzerrten. Während unsere Soldaten sür jedes Regiment eine gleichmäßige Bekleidung (Uniform) haben, kleidete sich damals jeder Soldat wie es ihm beliebte. Wer reiche Beute gemacht hatte, ließ sich Kleider aus Sammet machen, mit Goldstickerei und echten Spitzen besetzt; in schlechten Zeiten sahen die Soldaten abgerissen aus. Damit die Soldaten eines Heeres in der Schlacht einander kenntlich waren, trugen sie ein gemeinsames Abzeichen, z. B. einen Eichenzweig an der Mütze, eine rote oder-weiße Binde um den Arm. Aber dieses Abzeichen konnte leicht abgelegt oder mit einem andern vertauscht werden, und das kam bei Soldaten der unterliegenden Partei sehr oft vor. Die Soldaten jener Zeit nahmen Weiß und Kind mit ins Feld; -daher waren ebenso viele, ja oft noch weit mehr Weiber und Kinder beim Heere als Soldaten. Die Weiber besorgten die Wäsche und die ih'tch-ejür ihre Männer, sie mußten die Gassen des Lagers fegen, Holz .und Stroh besorgen, Gräben ziehen u. f. w. Gerade dieser Troß war -aber im Stehlen und Plündern am schlimmsten. 3. Das Heer auf dem Marsche, im Lager und in der Schlacht, -a) In den Kriegen der neueren Zeit wird für die Verpflegung der Soldaten sehr^gut gesorgt. Große Vorräte an Speise für die Mannschaft und -an Mutter für die Pferde liegen jederzeit bereit, und die Eisenbahnen führen auch dem Heere im fremden Lande alles nach, was es braucht. Im Dreißigjährigen Kriege hatte aber jeder Soldat selbst für seine Kost zu sorgen, und da er nur um des Geldes willen diente, kaufte er nichts, sondern raubte und plünderte. „Wertn die Weiber und Buben mit ihren Soldaten in einen Bauernhof drangen, fielen sie wie Geier über das Geflügel im Hofe, über Truhen und Kisten her, schlugen die Thüren ein, schmähten, drohten und quälten, legten sich in die Betten, und was sie nicht verzehren und rauben konnten, zerschlugen sie; war ein Kupferkessel zu groß, so traten sie ihn ein. Beim Aufbruch zwangen sie den Wirt anzuspannen und ins nächste Quartier zu jähren. Dann stopften sie den Wagen mit den Kleidern, Betten und dem Hausrat des Bauern voll und banden sich in den Rock und um den Leib, was nicht in Sack und Pack fortgeschafft werden konnte. Pferde und Rindvieh wurden fortgeführt,

3. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 233

1898 - Breslau : Goerlich
— 233 — Ein anschauliches Bild der Bedrückungen, welche die Bürger eines kleinen Ortes zu erdulden hatten, giebt der nachfolgende Auszug aus den Erlebnissen des (Protest.) Pfarrers Martin Bötzinger, der in Heldburg in Franken wohnte. Er erzählt: Anno 1634 war es noch viel ärger, und man merkte Wohl, daß in kurzem alles drüber und drunter gehen würde. Darum that ich aus dem Weg, was ich konnte, gen Stelzen zum Pfarrer, meine Betten, zwei Kühe und Kleider u. s. w., aber es ging im Herbst, nachdem Lamboy sich eingelagert, alles an allen Orten darauf, und kostete mich das Winterquartier in fünfunddreißig Wochen mehr als fünfhundert Gulden, wie ich's dem Hauptmann Krebs liquidieren mußte. Hatte in meinem Hause elf Personen, ohne Troß und Mägde. Es ist nicht zu beschreiben, was ich, mein Weib und Kinder die Zeit über haben leiden und ausstehen müssen. Konnte endlich nicht länger vor ihnen sicher sein, machte mich krank aus dem Staube, kam nach Mitwitz und Mnppberg, wo ich eben so wenig Ruhe hatte, als zu Heldburg. Sonderlich quälte mich meine Stiefmutter (sie ist vom Donner erschlagen worden), sie konnte mich nicht sehen in meinem Exil Bei meinem alten Vater. Mußte mich nach Neustadt machen zu Herrn Rektor M. Val. Hoffmann, jetzigem Superintendent. Aber ich war nicht allein sehr arm, sondern auch täglich kränker, weswegen ich nur gedachte, wie ich wieder gen Poppenhausen oder Heldburg käme und da stürbe. Denn ich war meines Lebens ganz müde. Wunderlich kam ich in Finsternis und Nacht durch die Wege und Dörfer, da es noch allenthalben unsicher war, und endlich nach Poppenhausen. Da waren meine armen Pfarrkinder und Schulmeister so froh, als wenn unser Herrgott gekommen wäre. Es war aber solch große Mattigkeit und Mangel, daß wir den toten Leuten ähnlicher sahen als den lebendigen. Viele lagen schon aus Hunger darnieder und mußten gleichwohl alle Tage etliche Male Fersengeld geben und uns verstecken. Und obgleich wir unsere Linsen, Wicken und arme Speisen in die Gräber und alten Särge, ja unter die Totenkvpfe versteckten, wurde es uns doch alles genommen. Als Anno 1640 zwischen Ostern und Pfingsten die kaiserliche und die schwedische Armee zu Saalfeld ein Feldlager schlugen, wurden Franken und Thüringen nah und fern verderbet. Am Sonntag Exaudi früh vier Uhr fielen kaiserliche starke Parteien zu Heldburg ein, als die meisten Bürger noch in den Betten ruhten. Meine ganze Gasse oben herein und hinten mein Hof war in Eile voll Pferde und Reiter, nicht anders, als wenn ihnen mit Fleiß mein Haus gezeigt worden. Da wurde ich und mein Weib wohl fünfmal in einer Stunde gefangen; wenn ich von einem loskam, nahm mich ein anderer. Da führt ich sie halt in Kammer und Keller, sie möchten selber suchen, was ihnen dienen könnte. Endlich verließen mich zwar alle und ließen mich allein im Hans, doch war Schrecken, Furcht und Angst so groß, daß ich an meine Barschaft nicht dachte, welche ich zehnmal hätte können retten, wenn ich mich getraut hätte, damit fortzukommen. Aber es waren alle Häuser und Gassen voll Reiter und wenn ich meinen Mammon zu mir gefaffet, hätte geschehen können, daß ich's einem zugetragen hätte. Aber ich dachte vor Angst an kein Geld. Es ließen sich Männer und Weiber durch die hessischen Reiter, so bei uns im Quartier lagen, hinaus begleiten. Da kam ich wieder zu Weib und Kindern,

4. Bilder aus der preußischen Geschichte in schulgemäßer Form - S. 11

1914 - Breslau : Goerlich
— 11 — König Friedrich I. war ein sehr prachtliebender Fürst. Er schaffte viele schöne Wagen und Pferde an und hielt eine zahlreiche Dienerschaft. Znr Tafel spielten 20 Trompeter. Gespeist wnrde ans goldenem Tafelgeschirr. Znr Vergrößerung der Hauptstadt Berlin legte der König die Straße „Unter den Linden" und die nach ihm benannte „Friedrichstraße" an. Die Straße „Unter den Linden" ist die schönste und breiteste Straße Berlins. Sie ist mit 4 Reihen von Lindenbäumen bepflanzt. Au der Straße „Unter den Linden" ließ der König das Kgl. Schloß und das Zeughaus*) erbauen. Seinem Vater, dem Großen Kurfürsten, setzte er ein schönes Denkmal. Es steht auf der Brucke, die am Kgl. Schlosse über die Spree führt. Die Gemahlin Friedrichs I. hießj£harlotte._ Der König erbaute feiner Gemahlin ein schönes Schloß bei^ Berlin und nannte es ihr zu Ehren Charlottenburg. Das Schloß umgibt ein großer Park. Die glänzende Hofhaltung und die vielen Bauten des Königs verursachten große Geldkosten. Der Geldschatz, den der Große Kurfürst hinterlassen hatte, war bald verausgabt und das Land geriet in Schulden. König Friedrich Wilhelm I. 1713—1740. „Der preußische Adler weicht selbst der ©onire nicht." Aus Friedrich I. folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm I. Er regierte von 1713—1740. Dieser König war einfach, sparsam und streng. Gleich nach seinem Regierungsantritte entließ er alle überflüssigen Hofbeamten und verkaufte die vielen schönen Wagen und Pferde. Aus den goldenen Tafelgeräten ließ er Geld prägen und bezahlte damit die Schulden des Landes. Auf seinen Tisch durste nur Bürgerkost kommen. Seine Kleidung war die einfache Soldatenuniform. Um sie zu schonen, zog er im Hause Überärmel an. Seine Soldaten liebte der König sehr. Er nannte sie (in ihren blauen Uniformen) feine „lieben blauen Kinder". Besonders hatte er die großen Soldaten gern. Diese nannte er die „langen Kerls". Sie bildeten seine Leibgarde. (Bei der Ausbildung des Heeres war dem König der Fürst Leopold von Dessau, gewöhnlich der „alte Dessauer" genannt, behilflich. Er lehrte die Soldaten befonbers im gleichen Schritt marschieren. *) Im Zeughause (jetzt Ruhmeshalle genannt) werden die eroberten Kanonen, Fahnen und andere Siegeszeichen aufbewahrt. 2* Persönliches. Bauten. Charlotten- burg. Persönliches. Soldaten- künig.

5. Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone - S. 149

1895 - Breslau : Goerlich
— 149 — ich eins der Worte, einen der Blicke meines königlichen Herrn hingeben, welche sich damals so tief in mein Herz senkten. Der Krieg schien also in der That beendet zu sein, und ich gab mich ganz diesem wonnigen Gedanken hin. Jedoch schon am nächsten Morgen wurde diese Hoffnung zerstört; wir marschierten ab und, wie behauptet wurde, auf Paris los, da die neue französische Regierung jeden Friedensvorschlag zurückgewiesen habe. Auf allen Wegen und Stegen zogen sich lange Kolonnen hin, und fächerartig breiteten sich diese ungeheuren Massen, welche mit einer Kunst sondergleichen zu dem für die Franzosen so verhängnisvollen Netze zusammengezogen worden waren, wieder auseinander. Da ging plötzlich ein geheimnisvolles Summen und Brausen von Bataillon zu Bataillon, einer fragte den anderen, keiner wußte, was dasselbe zu bedeuten habe. Endlich brachte ein Adjutant die Nachricht, daß der gefangene Kaiser Napoleon vorbeikommen würde. Tiefe Stille trat ein, keine Freude, kein Jubel wurde laut. Preußische Husaren ritten langsam vorauf, dann folgte der vierspännige Wagen, in welchem Napoleon saß. In unserer Nähe stockte der Zug, der kaiserliche Wagen mußte anhatten, und ich konnte den Kaiser genau betrachten, zum ersten-nnd letztenmal. Nachdem er unseren Gruß höflich erwidert hatte, fah er zun: geöffneten Fenster hinaus, die Leute musternd. Seine Gesichtsfarbe war fahl, in die schlaffen Züge hatte die Aufregung der letzten Tage tiefe Furchen gezogen, und die Augenlider hingen fchwer herab. Ohne ein Wort zu sprechen, rauchte er in schnellen Zügen eine Cigarette. Ter Wagen setzte sich in Bewegung, nochmals grüßte der Kaiser, dann entschwand er meinem Blicke und mit ihm ein Stück Weltgeschichte, das mit gewaltigen: Flügelschlage an uns vorübergeranscht war. (Deutsche Romanzeitung.) Der Zustand in Paris im Dezember. Der ganze Monat Dezember war schrecklich hart zu ertragen. Die Entbehrungen wuchsen im Verhältnis zur Abnahme unserer Vorräte von Lebensmitteln. Nicht, daß inan sich noch über das Brot beunruhigte. Es hatte sich allerdings, ich weiß nicht mehr an welchem Tage, ein Schrecken in Montmartre (sprich: Mongmartr) und dessen benachbarten Vierteln verbreitet. Die Bevölkerung, die bei den Bäckern verschlossene Thüren angetroffen, hatte sich nach den anderen Stadtteilen gewandt, um im Handumdrehen alles, was sie vou gebackenem Brot erwischen konnte, wegzuraffen, so daß es um drei Uhr nachmittags unmöglich gewesen wäre, von Norden zum Süden und vom Osten zum Westen anch nur einen Mundvoll

6. Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone - S. 156

1895 - Breslau : Goerlich
— 156 — volle Stellung einnimmt, als stehe er vor einem seiner Vorgesetzten, und welcher mich um die Erlaubnis ersucht, seine Leute eintreten lassen zu dürseu, damit sie im Hose ihre Suppe kochen können. Ich erlaubte mir da eine Lüge, welche sich durch die Verhältnisse in eiue Todsünde verwandelt hat. - Dieses Haus gehört mir, sprach ich zu dem Adjutanten. Ich bin französischer Offizier, und es wäre mir lieber, wenn Sie hier nicht Ihr Lager aufschlügen. Rings um das Haus herum ist Platz genug. Machen Sie Ihre Feuer außerhalb der Mauern andafür will ich Ihnen auch Holz zum Kochen geben, und einige Flaschen Wein Hinzurügen, aber unter der Bedingung, daß meine Thür verschlossen bleibt und niemand das Haus betritt. Ter Adjutant _ grüßte und entfernte sich mit den Worten: „Ich werbe die Befehle des Kommandeurs einholen". Er kehrte einige Minuten später in Begleitung des Kommandeurs in Person zurück, an den ich dasselbe Ersuchen richtete, welches er auch bewilligte, und zwar in sehr korrekter Weise. Der Adjutant bezeichnete an der Außenmauer mit Kreide die Stellen, wo die Feuer augelegt werden sollten, und ich begab mich hinaus ans meinen Beobachtungsposten, denn jetzt langte das ganze Heer an. * * -j- Schon am frühen Morgen waren unterhalb der Brücke von Saint-Clond (sprich: Ssähng-Klnh) so wie bei Suresnes (sprich: esürähn) und bei Billanconrt (sprich: Billangkuhr) Schiffbrücken geschlagen worden. Diese drei Brücken hatten 30 000 Mann überschritten, welche ans dem Rennplatz von Longchamps vor den leeren Tribünen in drei Linien Aufstellung nahmen: in einer Linie die Infanterie, in der zweiten die Kavallerie mit Artillerie auf beibett Flügeln und in bei* britten der Train fo wie die Felblazarettwagen. Die Truppen hatten auf dem Platze gefrühstückt: die In- fanteristen hinter ihren Gewehrpyramiben und die Kavalleristen neben den Köpfen der Pserbe. Um halb elf Uhr war der Kronprinz mit zahlreichem Gefolge erschienen uttb unter anhaltertben Hurrarufen die Front entlang geritten. Zehn Minuten vor elf Uhr erschallte der Ruf: „Der Kaiser, der Kaiser!" Der Wagen des Kaisers war sichtbar. Pikeure (Vorreiter) ritten voraus, der Wagen war mit vier Voll-blutpserben bespannt. Der Kaiser verließ hinter der Tribüne bett Wagen, bestieg das Pferb und betrat in großer Generalsuniform mit Helm, Feberbusch und Schärpe die Ebene von Longchamps, wo er bei der Mühle von seinem Sohne empfangen würde.

7. Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone - S. 126

1895 - Breslau : Goerlich
— 126 — Verzweiflung ins Wort gefallen. „Mein Mann! Um aller Heiligen willen, Ihr Herren, was wird mit meinem Manne?" „Hebt denn das Gezeter von neuem an?" wetterte der zweite Reiter auf sie ein. „Das Urteil an dem deutschen Hunde wird hoffentlich jetzt schon vollstreckt sein. Und besser dürfte es um das schöne Frankreich stehen, wenn die deutsche Brut, welche sich in ihm eingenistet hat, längst schon bis zum Letzten vertilgt wäre. Fort mit Euch! Da nehmt Enre Habseligkeit an Euch! Und wenn Ihr das Schicksal Eures Mannes, des dort in Villersexel zurückbehaltenen spitzbübischen Hallunken, nicht teilen wollt, so sorgt dafür, Euch nicht wieder auf französischem Gebiet treffen zu lassen." Ter Hnfschlag der davongesprengten Reiter war längst verhallt, bevor die einsam auf der Landstraße zurückgebliebene Frau sich notdürftig zu sammeln und der Lage, in welche sie versetzt worden, bewußt zu werden vermochte. „Mein Mann tot, erschossen!" murmelte sie, den starren Blick zurückgewendet. „Aber warum denn? O Gott! Was um des Himmels willen ist denn geschehen, das dieses entsetzliche Urteil zu begründen vermöchte?" In Gedanken schien sie die Erlebnisse der letzten Stunden noch einmal ihrem Gedächtnis zurückzurufen. „Ich begreife den Anlaß dieses so plötzlichen und furchtbaren Wechsels noch immer nicht," sprach sie halblaut für sich hin. „Haben wir, mein Mann und ich, denn nicht länger als zwölf Jahre hier unter den Fremden gewohnt, und ist ihnen von uns denn je auch nur der geringste Anlaß zur Klage geboten worden?. Auch ist die täglich wider uns schärfer herausgekehrte Mißstimmung ja erst mit den: Hereinbruch dieses unglückseligen Krieges hervorgetreten. Noch sind die Feinde ja aber gar nicht bis in diese Gegend vorgedrungen. Also nur weil wir Deutsche sind, beschuldigten diese Rasenden meinen Manu der Spionage und des Verrates, verhafteten ihn und schleppten ihn sort. Und nun auch noch diese neueste entsetzliche Kunde! Er verurteilt, tot; ich, ohne mir nur noch eine letzte Begegnung mit ihm zu gestatten, - ohne mich nur zu hören oder meinen Bitten um Gnade, um Aufschub Gehör zu geben, hierhergeführt und mit meinen armen beiden Kindern dem Verderben und allem Elend preisgegeben! Nein, es kann ja nicht sein! Es ist zu schrecklich!" Es verhielt sich in der That so. Die durch ganz Frankreich verbreitete Erbitterung wider die dort ansässigen Teutschen hatte sich längst auch auf das kleine Landstädtchen Villersexel übertragen. Dasselbe lag jedoch dein von den Deutschen be-

8. Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone - S. 128

1895 - Breslau : Goerlich
— 128 — Park hervor, welcher dasselbe umgiebt. Tie Entfernung mochte weit über eine Stunde betragen. Als nächster Zufluchtsort bot sich ein Fichtenwald am jenseitigen Abhang des von der Frau eingenommenen Standorts, wohin von den ferner gelegenen Berglehnen mehrere gleichfalls waldbewachsene Schluchten aufstrebten. Jnstinktmüßig hatte das arme Weib dorthin ihre Schritte gewendet. Ein Steinhügel am Wege gewährte ihr einen willkommenen Ruhesitz, und von der dichten Fichtenschonung in ihrem Rücken einigermaßen vor dem rauhen Winde geschützt, ließ sie sich nieder, während der Knabe, nachdem sie ihm den Zwieback gebrochen, noch über dem Essen das müde Köpfchen sinken ließ und in einen tiefen Schlaf verfiel. Zlvei französische Soldaten waren ans einer der in die nächste Thalsenkung hinunterführenden Schluchten aufgestiegen. Der eine trug die Uniform der Jäger mit der Nummer 25 an seinem Käppi, der andere eine kaum noch in ihren Grundfarben erkennbare Wollenblufe und den Jägerhut der Freischärler. In Ermangelung der Mäntel hatten sich beide in ihre Lagerdecken gehüllt. Der wüste und verkommene Ausdruck ihrer Gesichter und ihr vernachlässigtes Äußere gestatteten über ihre Eigenschäft als Nachzügler nicht den geringsten Zweifel, wo sie nicht als Schlimmeres noch genommen werden mußten. „Was ist mit dem Weibe dort?" hatte der Jäger seinen Begleiter aufmerksam gemacht. „Wetter, die muß es warm haben," lachte dieser, „um da den schneebedeckten Steinhaufen als Sofa zu benützen. Und da liegt auch ein Bündel zu ihren Füßen. Das holen wir uns!" Vorwärts denn!" 2. t-ilse zu rechter Zeit. Die Frau war beim Erblicken der beiden Strolche von ihrem Sitze aufgesprungen. Ihr Hilferuf gellte durch den Wald. Das Angstgeschrei der so jäh aus dem (Schläse aufgeschreckten beiden Kinder einte sich mit. ihrem Rufe. „Bringe doch den Satansjungen zum Schweigen!" keuchte der Jäger. Statt die ihm gewordene Weisung zu erfüllen, lauschte fein mit dem Untersuchen des Bündels beschäftigter Kamerad gespannten Blickes in die Ferne. Ein durch die tiefe Schneedecke gedämpfter Schall wie von eilig sich nähernden Husschlägeu war zu seinem

9. Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone - S. 130

1895 - Breslau : Goerlich
— 130 — „Funke," berief er Unen Mann zu sich, der, den linken Arm und den Kopf mit einem Verband versehen, neben den Wagen hertrottete. „Seit die Franzosen vorgestern Deinen Lieutenant weggeblitzt und Dich gleich mit an Hand und Kopf gezeichnet haben, bist Tu doch eigentlich das unnützeste Möbel im ganzen Bataillon. Nimm Tu deshalb die Frau in Teilte Obhut und sorge dafür, ihr und ihren Kindern irgendwo ein Unterkommen zu sichern. Fest aufgeschlossen die Wagen!" Z. Der Überfall. Ter Kamps um den Besitz der Stadt und des Schlosses Villersexel hatte eine nicht entfernt erwartete rasche Entscheidung gesunden. Eiue Gegenwehr war eigentlich nur in letzterem versucht worden, doch auch hier lähmte die Überraschung des völlig unvorhergesehen überfallenen Feindes fo vollständig jeden Widerstand, daß mit dem Erbrechen der Eingangspforte durch das zweite Bataillon des 25. prenßifchen Infanterie-Regiments die Besatzung, aus jede fernere Gegenwehr verzichtend, sich gefangen gegeben hatte. Ter Jubel der Sieger über diesen leichten Sieg erwies sich um so größer, als die durch deuselbeu gewonnenen Siegeszeichen jede Erwartung überstiegen. Soldaten und Offiziere umdrängten die im Ehrenhofe des Schloffes aufgepflanzten und bei dessen Einnähme erbeuteten beiden Adler. Außerdem zählten noch zwei dem Feinde abgenommene Geschütze zu der so leicht errungenen Siegesbeute, und noch immer wollten die aus allen Richtungen eingebrachten Gesaugenenzüge kein Ende nehmen. Eben waren von den: Stabsoffizier, welcher zuvor die Aufnahme der Frau auf einen der Wagen besohlen hatte, die Maßregeln für den Sicherheitsdienst und die Durchsuchung des Schlosses wie die Verteidigungsvorbereitungen desselben angeordnet worden. „Welche Stellung!" richtete derselbe das Mort an einige um ihn versammelte Offiziere. „Nun, mich dünkt, den Franzosen soll die Rückeroberung derselben nicht so leicht werden, als wir deren Einnahme bewirkt hcchen. Der Park wird von dem 2. Bataillon des Regiments behauptet. Die Stadt mag zunächst von einem Bataillon des 4. Landwehr-Regiments besetzt werden, die anderen Bataillone der Brigade verbleiben vorläufig noch im Rückhalt." „Der Rückangriss des Feindes wird schwerlich lange aus sich warten lassen," bemerkte einer der Offiziere. „Bah! mögen sie doch kommen," lachte ein anderer, „einmal im Besitz dieser Höhen, sind wir in der Lage, den Angriff eines ganzen Armeekorps zurückzuweisen."

10. Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone - S. 202

1895 - Breslau : Goerlich
— 202 — herzoglich badische Familie und Prinz Heinrich, sowie die befreundeten Höfe wurde:: vou der Wendung zum Schlimmen benachrichtigt. Prinz Heinrich traf infolge dessen bereits am Morgen des 14. von Schloß Erdmannsdorf in Schlesien am Krankenlager des geliebten Vaters ein, und gegen Mittag waren die sämtlichen Kinder des Kaisers mit der Kaiserin an seinem Bette vereinigt. Geradezu bewuuderuugswürdig war auch in den letzten schweren Tageu noch die Stimmung des hohen Kranken. Während seine ganze Umgebung den Ausdruck des tiefsten Schmerzes über die erneute Verschlimmerung des Leidens nicht verbergen konnte, blieb der Kaiser unerschütterlich in seinem Gottvertrauen, und wenn seine Familie sich ihm thränenden Auges nahte, dann deutete er mit der Hand nach oben, und ein unbeschreiblicher hoffnungsvoller Ausdruck belebte fein Antlitz. Den Ausspruch seines hochseligeu Vaters, „er habe keine Zeit müde zu sein", hatte auch Kaiser Friedrich sich zur Richtschnur gemacht, und während er den letzten schweren Kamps mit der tückischen Krankheit zu sümpfen hatte, trug sich fein ungebeugter Geist noch mit Plänen zu seines Volkes Wohl. Mit dem Reichskanzler Fürst Bismarck, der von der zahlreichen vor dem Schlosse trauernden harrenden Volksmenge schweigend begrüßt wurde, erschien auch Justizmiuister Dr. Friedberg und der Kriegsminister Bronsart v. Schellendorf ant Sterbebette ihres kaiserlichen Herrn. Die „Nordd. Allg. Ztg." berichtet über die letzte Zusammenkunft Kaiser Friedrichs mit seinem Kanzler: „Ter Kaiser winkte mit beiden Händen den Reichskanzler dicht an sich heran und drückte ihm erst warm die Hand. Dann winkte er auch die Kaiserin ans Krankenbett und legte ihre Hand in die des Kanzlers, dabei dem Reichskanzler lange ins Auge sehend!" So empfahl Kaiser Friedrich seine Gemahlin noch sterbend der Fürsorge des Kanzlers, und Fürst Bismarck, der so lange für uufer Kaiserhaus gewirkt und gewacht hat, wird, so hoffen wir, noch lange Jahre ein ratender Helfer der Gemahlin und dem Sohne Kaiser Friedrichs sein. Ein herrlicher Sommertag war mit dem Morgen des 15. Juni angebrochen. Aber alle seine Pracht konnte die tiefe Trauer der vor dem Schlosse Friedrichskron still harrenden Bevölkerung nicht zurückdrängen, deren Blicke sich besorgt nach der Leidensstätte des sterbenden Kaisers richteten. Die kaiserliche Familie war um das Sterbebett seit dem frühen Morgen versammelt. Die Kaiserin Viktoria war schon seit 4 Uhr morgens am Bette ihres Gemahls. In ihrer Umgebung befanden sich sämtliche Ärzte und die Hofprediger Rogge und Persius. Der Kaiser lag in den letzten Stunden in einer Art von Halbschlnnnner. Die Kaiserin saß zur
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