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und 3. Jahrhundert n. Chr. Geb. wohl 50—60000 Einwohner. Die Römer legten auch großartige Straßen und kunstvolle Wasserleitungen an, deren Überreste wir noch heute bewundern.
4. Die Völkerwanderung und die Gründung germanischer Reiche.
A. Keginn der Völkerwanderung.
Vorbereitung. Wohin wandern alljährlich Tausende unserer Landsleute aus? Warum ziehen sie nach Amerika oder Australien? Was hofft der Landmann dort zu finden? (Billigen Grund und Boden, so daß er sich ein eigenes Besitztum erwerben kann, was bei uns vielen nicht möglich ist.) Was hofft der Handwerker und Gewerbetreibende zu finden? (Höhere Löhne.) Welche Folge hat diese Auswanderung für Amerika? iwir finden dort große Städte und Gegenden, wo fast ausschließlich deutsch gesprochen wird. Große Gebiete Nordamerikas sind durch deutsche Hände angebaut worden, auch die Gewerbthätigkeit verdankt den Deutschen viel.) Was geschieht aber mit den meisten Deutschen in Nordamerika? (Sie verlieren die deutsche Sprache und Sitte, nehmen die englische Sprache an und werden mit der Zeit gänzlich Amerikaner.)
Darbietung. 1. Friedliche Einwanderung von Germanen in das Böntei'räch. So wie heute viele Teutsche in fremde Erdteile ziehen, so wanderten in den ersten Jahrhunderten n. Chr. Geb. ganze deutsche Völkerschasten in die römischen Provinzen ein, welche an Deutschland grenzten. Tenn die in Ostdeutschland wohnenden Völkerstämme führten meist noch ein Nomadenleben, und das Land reichte für ihre große Anzahl nicht aus. Wenn die deutschen Völkerstämme gewaltsam in die römischen Länder einbrachen, wnrden sie meist von den Römern zurückgedrängt. Aber die Grenzprovinzen wnrden durch diese Kriege sehr verwüstet. Dann wanderten die Germanen friedlich ein; denn in dem menschenleeren Lande fanden sie Acker genug. Viele von ihnen waren römischen Herren Unterthan und bauten in deren Diensten das Land an; andere saßen als freie Bauern im heutigen Frankreich und in den Donauländern. Viele Germanen traten in römische Kriegsdienste; aus ihnen bildeten die römischen Kaiser ihre Leibwache, manche wurden die Befehlshaber der römischen Heere und die vornehmsten Diener der Kaiser. Eine große Zahl derselben nahm römische Sprache und Sitte, später auch das Christentum an. Allein gegen das Ende des vierten Jahrhunderts brachen die Deutschen mit Gewalt in das römische Reich ein, gründeten in dessen Provinzen germanische Reiche und zertrümmerten zuletzt das Weltreich. Wir nennen diese Bewegung die Völkerwanderung.
2. Die Hunnen. Die Veranlassung zu diesen gewaltigen Völkerzügen gaben die Hunnen. Diese waren ein mongolisches Nomadenvolk, das von den Hochebenen Asiens aus nach Westen vordrang. Die Schriftsteller jener Zeit schildern uns die Hunnen und ihre Lebensweise also: „Von gedrungenem und starkem Gliederbau, mit feistem Nacken, gleichen
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Nordamerikas Nordamerika Deutschland Ostdeutschland Frankreich Donauländern Asiens
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und gab 2s ihrem Kinde, dann ging der Blinde an der Hand seines Führers dahin; die Banern aber riefen ihm nach: „Ja, Dieb Helmbrecht, Hättest dn den Pflng zur Hand genommen, so brauchtest du jetzt nicht den Blindenstecken zu tragen".
Ein Jahr lang litt der Blinde Not. Da ging er eines Morgens durch einen Wald, wo Banern Holz fällten. Als sie ihn sahen, sprach der eine: „Da kommt der Blinde, der mir einst eine Knh geraubt hat". Ein anderer sagte: „Ich will ihn zerreißen in Stückchen, die kleiner sind als Sonnenstäubchen; denn er hat mir und meinen Kindern die Kleider vom Leibe gestohlen". Der dritte sprach: „Mir hat er meine Hütte aufgebrochen und daraus alles genommen, was ich hatte". Alle stürzten mit Geschrei aus Helmbrecht los. „Nimm deine Mütze in acht, mit der du so geprahlt hast," riefen sie ihm höhnend zu und- fielen über ihn her und zerzausten ihm Haar und Mütze. Endlich ließen sie ihn seine Beichte sprechen, dann hingen sie ihn an einen Baum. So ging des Vaters Traum völlig in Erfüllung zur Warnung allen Kindern, die Vater und Mutter nicht achten wollen.
17. Das Ende -es Mittelalters und der Beginn der Neuzeit.
1. Wichtige Erfindungen.
Einleitung. Das Leben unserer Vorfahren im Mittesaftet war sehr verschieden von dem nnsrigen, auch die Staatseinrichtungen der damaligen Zeit wichen sehr von denen unserer Zeit ab. Dieser Unterschied in dem inneren und äußeren Leben wurde durch mehrere Begebenheiten hervorgebracht, die im 15. und 16. Jahrhundert zusammentrafen. In dieser Zeit endete das Mittelalter, und die Neuzeit begann. Zu diesen wichtigen Begebenheiten gehören:
1. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. (Vergl. Seite 161.)
2. Die Anwendung des Schießpulvers und die Einrichtung stehender Heere. (Vergl. S. 170.)
3. Die Erfindung der Buchdruckerkunst.
4. Die Entdeckung eines Seeweges nach Ostindien und eines neuen Weltteils.
5. Die Kirchenspaltung.
Darbietung. 1. Die Erfindung der Vuchdruckerkunst. a) Heut giebt es bei uns nur wenige Menschen, die nicht lesen können; fast in jeder Familie wird eine Zeitung gelesen und sind einige Bücher vorhanden, während gelehrte Männer oft mehrere tausend Bücher besitzen. Vor 400 Jahren war es noch ganz anders. Man verstand noch nicht die Kunst, Bücher zu drucken, sondern man mußte die Bücher abschreiben. Das war eine überaus mühselige Arbeit; zur Abschrift eines umfangreichen Buches, z. B. der Bibel, brauchte ein Schreiber viele Jahre. Daher waren die Bücher sehr teuer; eine einzige Bibel kostete gegen 900 Mark. Nur reiche Leute, besonders aber die Klöster, konnten kleine Büchersammlungen anlegen; dagegen besaßen in den Schulen oft die
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Wer am Morgen in ein Thor hineinging, begegnete sicher dem Stadtvieh. Denn der Bürger trieb auch Landbau: selbst die vornehmen Häuser hatten im engen Hofraume Viehställe. Schweine liefen in den Straßen umher und fuhren wohl auch in die Häuser hinein, sich ihre unsaubere Nahrung zu suchen;- aus abgelegenen Plänen lagerten große Düngerhaufen.
Tie Hauptstraßen der vornehmen Städte waren hier und da gepflastert, aber selbst iu Frankfurt wurden noch um 1400 die Haupt
wege nur durch Saud und kleine Steine gebessert, und für die Dom-
herren war es eine genügende Entschuldigung ihres Ausbleibens bei Versammlungen, daß der Straßenschmutz zu arg sei. Wer bei schlechtem Wege ausging, fuhr in schwere Holzschuhe; von den Ratsherren wurde gefordert, daß sie diese vor der Sitzung auszogen.
Auf den Straßen fand man häufig Brunnen mit Rolle, Kette und
Eimer; die Bäche leitete man gern längs der Hinteren Seite der Höfe; denn die Gerber, Weber, Färber und Wollspinner siedelten sich am Wasser an. Wo es lausende Brunnen gab, standen Schopftröge von Stein und Metall daneben und an passenden Stellen gefüllte Wasserbehälter für den Fall einer Feuersgefahr.
Au deu engen, gewundenen Straßen standen die von Fachwerk erbauten und mit Stroh gedeckten kleinen Häuser, mit dem Giebel nach der Straße gekehrt, häufig mit einer quergeteilten Hausthür Der sehen, so daß der Besitzer sich über die untere Hälfte hinauslehnen tonnte; über der Thür hing an einem Schilde das gemalte Zeichen des Hanfes, nach welchem der Besitzer oft genannt ward. Tic Häuser stiegen nicht senkrecht in die Höhe, sondern der Oberstock sprang über den unteren vor und der zweite wieder über den ersten, so daß das oben hereinfallende Licht oft sehr beeinträchtigt ward. Tie Straßenwand der vorspringenden oberen Stockwerke ward auch wohl durch Pfeiler gestützt, so daß zwischen diesen und dem eingerückten Erdgeschoß ein bedeckter Gang, eine sogenannte Laube, sich befaud.
Mit dem wachsenden Wohlstände aber und mit der schnellen Entwickelung der Künste, die mit dem Handwerke in unmittelbarer Ver bindung staudeu, gewann mich das Wohnhaus an Ausdehnung und Be haglichkeit. In der Reihenfolge der Geschlechter ward es ein anderes und blieb doch dasselbe; denn der Enkel baute mit sorgsamer Schonung das nur ans, was der Großvater gegründet hatte. So ward das Hans im tiefsten Sinne Eigentum der Familie, d. h. der fortblühenden Reihe von Geschlechtern, und so bekam es jenes eigentümliche Gepräge, das zu dem Einerlei unserer numerierten Wohnhäuser im merkwürdigsten Gegensatze steht. Noch zeigt uns Nürnberg eine Menge solcher mittelalterlichen Häuser. Sie sind aus das Zusammenleben der Familie berechnet. Daher haben sie in der Regel einen großen, geräumigen Flur für Warenlager u. f. w., breite Treppen, große Gänge, am Hof herumlaufende Galerieen als Tummelplätze für die Jugend und große Familienzimmer. Tie an den Decken hervortretenden Balken geben passende Gelegenheit zu Zieraten. Einen außerordentlichen Reiz aber besitzt
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