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1. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 1

1904 - Breslau : Goerlich
I. Lehrbellin. (28. Juni 1675 *.) 1. Die Schweden in der Mark. Im Sonderfrieden zu Vossem (1673) hatte der Große Kurfürst das Versprechen gegeben, sich neutral zu verhalten, falls das Reich nicht angegriffen werde. Da aber schon im Jahre darauf eine französische Armee die Pfalz verheerte, stieß der Kurfürst mit seinen Truppen wieder zu deu Kaiserlichen, welche bei Straßburg standen. Sofort nach seiner Vereinigung mit diesen drang er auf ein entschiedenes Vorgehen gegen die Franzosen, mußte aber bald einsehen, daß man von kaiserlicher Seite den Krieg absichtlich ohne jeden Nachdruck führte. Erbittert über ein solches Verhalten und niedergedrückt durch den zu Straßburg plötzlich erfolgten Tod des Kurprinzen Karl Emil ging der Kurfürst mit seinen Truppen nach Franken und bezog bei Schweiufurt Winterquartiere. Dort ereilte ihn die überraschende Kunde: Die Schweden siud in der Mark! — Ludwig Xiv. hatte wohl erkannt, daß von allen seinen Gegnern der Große Kurfürst der gefährlichste sei. Um ihn vom rheinischen Kriegsschauplätze wegzulocken, bewog er die Schweden zu einem Einfalle in Brandenburg. Im Herbste 1674 besetzten diese die Neumark und die Mittelmark und streiften im Frühjahre 1675 auch durch das Havelland, ja bis in die Altmark. Über das unglückliche Land brachen bald alle Greuel des Dreißigjährigen Krieges herein. Da rotteten sich in ihrer Verzweiflung die Baueru zusammen und bewaffneten sich gegen die Landbeschädiger mit Heugabeln, Sensen und Dreschflegeln. In einer Dorfkirche wird noch jetzt eine ihrer Fahnen aus jener Zeit aufbewahrt. Sie trägt die Inschrift: „Wir sind Bauern von geringem Gut Uud dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut." *) Nach dem damals uoch in Brandenburg geltenden Julianischen Kalender rvar die Schlacht am 18. Juni. Ri-chter, Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee. 1

2. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 20

1904 - Breslau : Goerlich
— 20 — V. 3erta und Auerstädt. (14. Oktober 1806.) 1. Zustand der Preußischen Armee bei Ausbruch des Krieges. Trotz der feindseligen Haltung Napoleons war Friedrich Wilhelm Iii. bemüht gewesen, seinem Lande den Frieden zu erhalten. Erst als der König mit Bestimmtheit erfuhr, daß Napoleon das 1805 an Preußen gegebene Hannover den Engländern wieder angeboten habe, erklärte er (am 9. Oktober 1806) den Krieg an Frankreich. Es war vorauszusehen, daß dieser Krieg einen unglücklichen Ausgang nehmen würde. Ganz abgesehen davon, daß Napoleon und seine Verbündeten, die Rheinbundfürsten, eine weit größere Macht ins Feld stellen konnten als Preußen, war auch die preußische Armee in ihrem damaligen Zustande in keiner Weise der kriegsgeübten und gut geführten französischen Armee gewachsen. Die Truppen waren zwar nicht schlecht; der gemeine Soldat war vorzüglich im Waffenhandwerk geübt und an Gehorsam gewöhnt, mit Selbstbewußtsein und kriegerischem Geiste erfüllt; ebenso tüchtig waren die meisten Offiziere, von denen viele noch unter Friedrich dem Großen mit Auszeichnung gedient hatten, viele (Scharnhorst, Gueiseuau, Grolmann, Boyen, Clansewitz u. a.) ihre Tüchtigkeit 1813—15 glänzend bewiesen haben. Aber es gab unter den gemeinen Soldaten bei zwanzigjähriger Dienstzeit viele, welche nicht mehr felddienstfähig waren. Auch von den Offizieren, namentlich den hohem, waren viele zu alt, um den Anstrengungen eines Feldzuges gewachsen zu sein. Die meisten Generale zählten über 70, viele Stabsoffiziere über 60 Jahre. Die jüngeren Offiziere, welche nicht mehr unter der strengen Zucht des Großen Friedrich herangebildet worden waren, hatten vielfach in Ausschweifungen und übermütigen Streichen, sowie in der Eintönigkeit eines geistlosen Friedensdienstes die rechte Tüchtigkeit verloren. Dieser in einem Teile des Offizierstandes herrschende Geist, sowie der Umstand, daß die Hälfte der Armee aus geworbenen Ausländern bestand und auch der einheimische Soldat durch 20 lange Dienstjahre seinen heimatlichen Verhältnissen entfremdet wurde, hatte einen gewissen Gegensatz zwischen Heer und Volk geschaffen, der so weit ging, daß man in der Bürgerschaft hier und da sogar Freude über die erlittenen Niederlagen äußerte. Zu den vorgenannten Übelständen kam eine sehr mangelhafte Ausrüstung der Soldaten. Die Uniformen waren zu eng und dürftig; nicht ein-

3. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 27

1904 - Breslau : Goerlich
— 27 — märt den Gegner müde und mürbe machen, ihn zum Zurückgehen nach Leipzig zwingen und ihm dort mit den drei zu einem ungeheuren Halbkreise zusammengezogenen Armeen die Entscheidungsschlacht liefern. Dieser Plan ist, wenn auch im einzelnen durch die Ereignisse vielfach abgeändert, doch im ganzen festgehalten und ausgeführt worden. 3, Zusammensetzung und Zustand der Schlesischen Armee. Die Schlesische Armee bestand aus dem 1. preußischen Korps unter Jorck (40000 Mann, darunter 15000 Mann Landwehr) und zwei russischen Korps mtter Sacken und Längeren (61000 Mann). Die russischen Generale und selbst Jorck gehorchten anfangs dem Oberbefehlshaber nur widerwillig, da sie Blücher für einen „blinden Draufgeher" hielten, bis sie sich bald eines Besseren überzeugten. Der Zustand der Truppen, besonders der Landwehr, ließ trotz aller Begeisterung manches zu wünschen übrig. Die Landwehr war nur dürftig bekleidet, ohue Mäntel und Tornister; */s derselben waren nur mit Piken bewaffnet, da bei den gelieferten östreichischen Gewehren in der Eile vergessen worden war, die Zündlöcher einzubohren. Bei dieser mangelhaften Bewaffnung und Ausrüstung mußten die wenig geübten Truppen von Beginn der Feindseligkeiten an Tag für Tag mit einem gut bewaffneten Feinde kämpfen, Tage lang in strömendem Regen marschieren und unter freiem Himmel übernachten, auch oft genug hungern, da die Wagen mit Lebensrnitteln auf den vom Regen aufgeweichten Straßen nicht immer folgen konnten. 4. Eröffnung des Feldznges durch Blücher. Im Waffenstillstände waren als Grenzlinien für die beiderseitigen Truppenaufstellungen festgesetzt worden: Für die Franzosen der Lauf der Katzbach von der Oder bis Schönau, dann eine gerade Linie bis Lähn am Bober, weiter der Lauf des Bobers bis Berthelsdorf und von da an eine Linie über Alt-Kemnitz an die böhmische Grenze, — für die Verbündeten eine Linie, beginnend an der Oder oberhalb der Stadt Breslau, dann folgend dem Laufe der Weistritz und sich von Schweidnitz über Bolkenhain und Landeshut bis Schmiedeberg hinziehend. Das dazwischen liegende Gebiet mit Breslau sollte unbesetzt bleiben und durfte von Truppen der kriegführenden Staaten nicht betreten werden. Um die Ausführung dieser Bestimmungen zu überwachen, wurde eine sogenannte „Neutralitätskommission", bestehend aus Offizieren der kriegführenden Mächte, in Neu markt eingesetzt. Als Blücher erfuhr, daß eine starke französische Armee sich bei Bunzlau sammle, um am ersten Tage, an welchem die Feindseligkeiten beginnen durften (am 17. August), über die Katzbach zu gehen, und daß bereits feindliche Reiterscharen in das unbesetzt zu bleibende Gebiet ein-

4. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 25

1898 - Breslau : Goerlich
— 25 — die Wanberer wie auf verlorene Menschen; unheimlich bünften ihnen die Frevler, welche sich von dem Segen der Heimat lösten. Denn immer zog es die Lanb-genossen mächtig nach der' Ferne, und boch graute ihnen immer vor einem Leben fern von den Heiligtümern, von Sitte und Recht der Heimat. Die Wagen bewegten sich knarrenb zu den Bergen; von der Höhe sahen die Wanberer noch einmal nach dem Dorfe ihrer Väter zurück und neigten sich grüßenb gegen die unsichtbaren Gewalten der Flur: mancher unzufriebene Gesell warf auch einen Fluch zurück wiber seine Feinde, die ihm die Heimaterbe verleibet hatten. Dann nahm alle der Bergwalb auf. Mühsam war die Fahrt auf steinigen Wegen, in welche das Schneewasser tiefe Furchen gerissen hatte; oft mußten die Männer von bett Rossen steigen und mit Haue und Spaten die Bahn fahrbar machen; wilb erscholl Ruf und Peitfchenfchlag der Treiber; die Knaben sprangen hinter die Wagen und hemmten bett Rücklauf durch Steine, und boch zerrten die Zugtiere machtlos, bis ein Gespann dem anbetn half ober Männer und Frauen die starken Schultern an die Räber stemmten. War die Reise wegsamer, dann umritten die Männer spähenb den Zug mit gehobener Waffe, bereit zum Kamps gegen Raubtiere ober rechtlose Walbläufer. Als die Wanberer aber nach der ersten Tagfahrt das einsame Walbthal erreichten, welches zur Versammlung bestimmt war, ba würde die Mühe des Tages über der Freube vergessen, Lanbsleute in der Wilbnis vor sich zu sehen, hell jauchzten die Kommenben von der Höhe und die Lagernben antworteten mit gleichem Ruf auch solche, die sich sonst wenig gekannt, begrüßten einanber wie Brüber. Die Männer traten zu Haus, und Bernharb, ein meßkunbiger Mann, bezeichnete den Lagerraum mit Stäben. Dort würden die Zugtiere abgeschirrt, die Wagen zu einer Burg zusammengestoßen und im Ringe herum die Nachtfeuer auf zusammengetragenen Steinen entzünbet. Währen b die Haustiere toeibeten, von Bewaffneten Jünglingen und von den Huttben gehütet, bereiteten die Frauen die Abenbkost; die Männer aber schlugen aus Stangenholz den nächtlichen Pferch für die Herbe, verteilten die Wachen und holten aus dem Wagen, was sie von kräftigem Trunk mitge&racht hatten; dann lagerten sie und sprachen Bebächtig von dem guten Weibelanb, das sie zu finben hofften, und von dem enblofen Walb im ©üben der Berge, wie steinig der Baugrunb, wie steil die Gelänbe und wie barum bies Berglanb spärlich Bewohnt sei. Als das Mahl Beenbet war, würden die wertvollsten Rosse und Rinber im Wagenringe gesammelt und die schlaftrunkenen Kinder unter das Bobenbach ge&orgen. Nach ihnen stiegen die Frauen in das enge Gemach, nur die Männer faßen noch eine Weite Beim Trinkhorn gesellt, Bis auch ihnen die Augen schwer würden und die kalte Nachtluft ihre Fröhlichkeit hemmte. Da hüllten sie sich in Pelze und Decken und legten sich an ihre Feuer ober unter die Wagen. Es würde stiller, nur der Winb Blies von den Bergen, die Wächter umfchritten den Wagenring und den Pferch und warfen zuweilen Holzscheite in die lobernben Feuer. Aber unablässig bellten die Hnnbe; bettn aus der Ferne klang heiseres Geheul und um den Flammen-ring trabten gleich Schatten im auffteigenben Nebel die Begehrlichen Raubtiere. In solcher Weise zogen die Wanberer brei Tage langsam durch den Bergwalb, der Regen rann auf sie nieber und der Winb trocknete ihnen die burch-näßten Kleiber. Zuweilen hielten sie in den Thälern an den Höfen ihrer Lanbs» leute. Dort trafen sie entweber wilbe Gesellen, die durch den Kampf mit dem

5. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 35

1898 - Breslau : Goerlich
— 85 2. Vonifatius. Weit hartnäckiger widerstrebten die sächsischen Stämme, welche an der Mündung des Rheins und an der Weser wohnten, dem Christentums. Zu ihnen brachte das Christentum Bonisatius, welcher den Beinamen „Apostel der Deutschen" erhalten hat. a) Seine Jugend. Erste Reise nach Friesland. Bonisatius, seinem eigentlichen Namen Winsried, stammte ans einer vornehmen angelsächsischen Familie. Er wurde in einem Benediktinerkloster erzogen und empfing im 30. Jahre die Priesterweihe. Im Jahre 716 begab er sich nach Friesland, um die heidnischen Bewohner des Landes zum Christentume zu bekehren. Allein der Friesenherzog befand sich gerade im Kriege mit einem christlichen Fürsten und duldete deshalb keine Christen im Lande. Deshalb kehrte Bonisatius 717 in die Heimat zurück. b) Bonisatius in Thüringen. Im folgenden Jahre begab sich Bonisatius nach Rom, wo er vom Papste die Vollmacht erhielt, das Christentum in Deutschland zu verbreiten. Tann begab er sich nach Thüringen, wo schon seit langer Zeit das Christentum bekannt war. Allein im Laufe der Zeit, durch den steten Verkehr mit heidnischen Völkerschaften und bei dein Mangel an Geistlichen war das Volk wieder in die heidnische Lebensweise versunken, so daß vorn Christentume nur uoch der Name übrig geblieben war. Bonisatius suchte hier durch seine Lehre und sein Beispiel eine genauere Kenntnis der christlichen Lehre und christlichen Lebenswandel unter dem Volke zu verbreiten. Dann begab er sich wieder zu den Friesen, wo inzwischen der Herzog Ratbod gestorben war, und wirkte dort drei Jahre mit außerordentlichem Erfolge. Dadurch ermutigt, wandte er sich nach Heffen, in das Gebiet der oberen Lahn, wo bereits schottische Mönche ein Kloster begründet hatten. Hier gewann er mehrere Tausende für das Christentum. Zur Belohnung für seinen Eiser wurde er auf seiner zweiten Reise nach Rom zum Bischöfe geweiht, und zwar wurde er unmittelbar dem Papste, nicht einem anderen Bischöfe unterstellt. c) Bonisatius in Hessen. Nach Hessen zurückgekehrt, saud er viele der Neubekehrten wieder in Götzendienst versunken, der ihnen mehr zusagte als die christliche Lehre. Die Hessen hatten bei dem. Torse Geismar eine große Eiche, die dem Donnergotte Thor geweiht war. Bonisatius fällte sie mit eigener Hand. Er wartete die Zeit ab, da gerade viel Volk aus dem Berge um die Eiche versammelt war, um dem Donnergotte zu Ehren ein großes Fest zu feiern. Im bischöflichen Gewände und mit dem Bischofsstab in der Hand trat er beherzt unter die Meuge und rief: „Was betet ihr zu Göttern, die machtlos sind? Schauet her, wie thöricht euer Glaube ist! Diese Eiche werde ich fällen, und keiner euerer Götter wird es hindern." Die Hessen waren von dieser Kühnheit überrascht. Einige wollten den Bonisatius verjagen, andere aber rieten: „Lasset sehen, welcher Gott der stärkere ist, Thor oder der Gekreuzigte, den er verehrt. Sind unsere Götter zu schwach, den Frevel zu rächen, so wollen wir von ihnen lassen und den stärkern Gott anbeten." Da ergriff der Heilige in Begeisterung eine Axt und begann 3*

6. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 58

1898 - Breslau : Goerlich
es für angemessen hielten, nicht mehr bloß Vergeltung zu üben, sondern offenen Krieg gegen jene Feinde zu führen. Es wurde also Krieg gegen sie begonnen, der dann von beiden Seiten mit Erbitterung, jedoch mit größeren Verlusten für die Sachsen als für die Franken, 33 Jahre ununterbrochen dauerte. Freilich hätte er schneller beendigt werden können, wenn das bei der Treulosigkeit der Sachsen möglich gewesen wäre. Es läßt sich kaum sagen, wie oft sie besiegt sind und sich der Gnade des Königs unterworfen haben; wie oft sie Gehorsam versprochen, die von ihnen geforderten Geiseln ohne Zögern gestellt, an sie abgeschickten Gesandten Gehör gewährt haben; mehrmals waren sie so zahm und mürbe gemacht, daß sie sogar versprachen, sie wollten vom Götzendienst lassen nrtd den christlichen Glauben annehmen. Aber wie sie mehrmals dazu bereit waren, so waren sie stets auch ebenso schnell geneigt das Versprochene nicht zu halten. Man kann daher schlecht beurteilen, ob man zum einen oder zum anderen eine größere Geneigtheit füglich ihnen zuschreiben soll: denn es verging, seit der Kampf mit ihnen begonnen hatte, kaum ein Jahr, in dem nicht ein solcher Umschlag bei ihnen zu verzeichnen gewesen wäre. Aber der hohe Mut des Königs und seine nie gebrochene Festigkeit im Glück wie im Unglück ließ sich durch keinerlei sächsische Wortbrüchigkeit besiegen oder von dem einmal betretenen Wege abbringen. Denn wenn sie derartiges sich zu Schulden kommen ließen, ließ er es ihnen niemals ungestraft hingehen, ohne entweder in eigener Person und unter eigener Führung oder durch seine Grafen mit Heeresmacht ihre Treulosigkeit zu rächen und sie gebührend zu züchtigen. Nachdem dann aller dauernder Widerstand niedergeworfen und feine Herrschaft anerkannt war, hatte er zuletzt von den beiden Ufern der Elbe 10 000 Menschen mit Weib und Kind wegführen lassen und hierhin und dorthin über Gallien und Germanien in kleinen Gruppen verteilt. Jedenfalls ist die vom König vorgeschriebene und von ihnen angenommene Bedingung, unter welcher der Krieg nach so langen Jahren sein Ende fand, die gewesen: daß sie den Götzendienst abthäten und den Glauben der Väter verließen, die heiligen Gebräuche des christlichen Glaubens und der christlichen Religion annähmen und im engen Anschluß an die Franken mit denselben ein Volk bildeten. Der Krieg gegen die Sachsen ist für die deutsche Geschichte der wichtigste von allen Kriegen Karls des Großen; denn erst durch die Einfügung Sachsens in das fränkische Reich ist die Verbindung mit den übrigen deutschen Stämmen hergestellt und der Grund zur Entstehung einer deutschen Nation gelegt worden. Ohne Karl würden die Sachsen sich dem stammverwandten Dänemark angeschlossen, den festländischen Germanen sich entfremdet haben. Übersichtlich lassen sich die Sachsenkriege also darstellen: a) Streifzüge Karls und Aufstände der Sachsen ohne dauernde Erfolge. (772-777.) b) Einigung der Sachsen unter Wittekind. Einführung fränkischer Sitten und des Christentums in Sachsen und Auflehnung bagegen. Blutbab bei Verben. Unterwerfung und Taufe Wittekinds. (778—785.) e) Aufstände einzelner Stämme. Verpflanzung sächsischer Kolonisten in das Frankenland und umgekehrt. Über die Bekehrung Wittekinds erzählt die Sage: Als Wittekind am

7. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 21

1898 - Breslau : Goerlich
— 21 — und 3. Jahrhundert n. Chr. Geb. wohl 50—60000 Einwohner. Die Römer legten auch großartige Straßen und kunstvolle Wasserleitungen an, deren Überreste wir noch heute bewundern. 4. Die Völkerwanderung und die Gründung germanischer Reiche. A. Keginn der Völkerwanderung. Vorbereitung. Wohin wandern alljährlich Tausende unserer Landsleute aus? Warum ziehen sie nach Amerika oder Australien? Was hofft der Landmann dort zu finden? (Billigen Grund und Boden, so daß er sich ein eigenes Besitztum erwerben kann, was bei uns vielen nicht möglich ist.) Was hofft der Handwerker und Gewerbetreibende zu finden? (Höhere Löhne.) Welche Folge hat diese Auswanderung für Amerika? iwir finden dort große Städte und Gegenden, wo fast ausschließlich deutsch gesprochen wird. Große Gebiete Nordamerikas sind durch deutsche Hände angebaut worden, auch die Gewerbthätigkeit verdankt den Deutschen viel.) Was geschieht aber mit den meisten Deutschen in Nordamerika? (Sie verlieren die deutsche Sprache und Sitte, nehmen die englische Sprache an und werden mit der Zeit gänzlich Amerikaner.) Darbietung. 1. Friedliche Einwanderung von Germanen in das Böntei'räch. So wie heute viele Teutsche in fremde Erdteile ziehen, so wanderten in den ersten Jahrhunderten n. Chr. Geb. ganze deutsche Völkerschasten in die römischen Provinzen ein, welche an Deutschland grenzten. Tenn die in Ostdeutschland wohnenden Völkerstämme führten meist noch ein Nomadenleben, und das Land reichte für ihre große Anzahl nicht aus. Wenn die deutschen Völkerstämme gewaltsam in die römischen Länder einbrachen, wnrden sie meist von den Römern zurückgedrängt. Aber die Grenzprovinzen wnrden durch diese Kriege sehr verwüstet. Dann wanderten die Germanen friedlich ein; denn in dem menschenleeren Lande fanden sie Acker genug. Viele von ihnen waren römischen Herren Unterthan und bauten in deren Diensten das Land an; andere saßen als freie Bauern im heutigen Frankreich und in den Donauländern. Viele Germanen traten in römische Kriegsdienste; aus ihnen bildeten die römischen Kaiser ihre Leibwache, manche wurden die Befehlshaber der römischen Heere und die vornehmsten Diener der Kaiser. Eine große Zahl derselben nahm römische Sprache und Sitte, später auch das Christentum an. Allein gegen das Ende des vierten Jahrhunderts brachen die Deutschen mit Gewalt in das römische Reich ein, gründeten in dessen Provinzen germanische Reiche und zertrümmerten zuletzt das Weltreich. Wir nennen diese Bewegung die Völkerwanderung. 2. Die Hunnen. Die Veranlassung zu diesen gewaltigen Völkerzügen gaben die Hunnen. Diese waren ein mongolisches Nomadenvolk, das von den Hochebenen Asiens aus nach Westen vordrang. Die Schriftsteller jener Zeit schildern uns die Hunnen und ihre Lebensweise also: „Von gedrungenem und starkem Gliederbau, mit feistem Nacken, gleichen

8. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 24

1898 - Breslau : Goerlich
— 24 — von Völkerschaft geschieden hatten, schwanden zusammen: die Ansiedlungen rückten näher aneinander, traten" in engeren Verkehr. Sobald aber die Ausdehnung des Ackerlandes die Grenze des damals Möglichen erreicht hatte, dann mußte der Andrang gegen Rom sofort wieder beginnen. Da sich nun für den Kampf gegen das römische Weltreich die kleinen Völkerschaften der Urzeit zu schwach einliefen hatten, so trieb sie das Bedürfnis zu engeren Vereinigungen, aus denen allmählich die Stämme der Alemannen, Franken und Sachsen Herburgingen. (Kaemmler.) Warum gestatteten die Römer die Ansiedlung der Germanen in den Grenz-probmzen? „Der Vorteil Roms traf hierbei mit dem der Germanen zusammen. Erhielten diese das Land, dessen sie bedurften, so ergänzte das Reich die weiten Lücken, welche Krieg, Pest und Not aller Art in seine Bevölkerung gerissen, durch Hunderttausende arbeits- und waffentüchtiger Barbaren." Germanischer Wötkerzug. Wie unsere Vorfahren auszogen, um neue Ansiedlungen zu errichten, schildert "ns ein Dichter unserer Zeit folgendermaßen: „Die Wanderlustigen hatten sich in nächtlichem Rate zusammeugeschwvren und die Führer gewählt; in den letzten Monaten hatten sie für die Fahrt gerüstet, Beisteuer in ihrer Freundschaft erbeten, Wagen und Ackergerät gezimmert und um Vieh gehandelt, so weit sie bermochten. Diesmal war es kein Zug in unbekannte Ferne, auf dem der Monb und die Sterne führen, der wehende Wind und der fliegende Rabe; denn die neuen Siedelstätten lagen nur wenige Tage von der Gaugrenze und die Reise ging durch Wälder und Marken von Land- genoffen, die in früheren Geschlechtern denselben Weg gezogen waren. Deshalb sorgten die Fahrenden wenig um Waffengefahr auf dem Wege und nicht sehr um Nahrung und Viehfutter. Auch ba, wo sie bauen wollten, bürsten sie freundlichen Gruß hoffen; benn ein kluger Wirt hatte im boraus sorglich um ihic Reife gehanbelt und mit dem Volke, bcm sie zuzogen, Vertrag geschlossen. ersten Morgenlicht stauben die Wagen, mit Saatkorn und Hausrat bepackt. Über dem festen Bohlengefüge spannte sich die Decke von Leder; die gejochten Rinder brüllten; Frauen und Kinder trieben das Herdenbieh hinter dem Wagen zusammen, und große Hunde, die treuen Begleiter der Fahrt, umbellten das Fuhrwerk. Die Geschlechtsgenosfen und Nachbarn trugen zum Abschied herzu, was als Reisekost diente oder ein Andenken an die Heimat sein sonnte. Durchaus nicht fröhlieb war der Abfchieb; auch dem mutigen Mann bangte heimlich bor der Zukunft. War das neue Land auch nicht enblos weit (entfernt), fast allen war es unbekannt und unsicher war, ob die Götter der Heimat auch dort Schutz gewährten und ob nicht schädliche Würmer und Elbe Vieh und Saat zerstören wollten ober feinbliche Männer die Höfe abbrennen, iluch die Kinder fühlten bys Grauen; sie faßen still auf den Säcken, und die Kleinen weinten, obgleich die Eltern ihnen Haupt und Hals mit heilkräftigem Kraut umkränzt hatten, das den Göttern lieb ist. Mit der aufgehenden Sonne erhoben sich die Fahrenben; der älteste ihres Geschlechts ober eine weise Mutter sprach ihnen die Reisesegen, und alle flehten murmelnb um gutes Glück und bannten durch Zauberspruch die schädlichen Waldtiere und schweifenden Räuber. Die anderen Dorfleute aber, welche daheim blieben, blickten scheu auf

9. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 125

1898 - Breslau : Goerlich
— 125 — 4. Die Aufnahme in den Ritterstand oder die Schwertleite war mit einer Menge sinnreicher Formen umgeben, wie sie das Mittelalter liebte und wie ne auch m anderen Ständen Sitte waren. Derjenige, welcher in den Ritter-Itcmb, m den nur Christen der Eintritt gestattet war, ausgenommen werden ,ollte, wurde, nachdem ihm Bart und Haupthaar geordnet war, in ein Das Turnier. 13. Jahrhundert.

10. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 131

1898 - Breslau : Goerlich
— 131 — ohne die silbernen Gürtel, Becher und anderen Kleinodien, gefunden. Darauf haben sie auf Anordnung Johanns von Quitzow mit genanntem Kuno eine Tagleistung gehalten und Verhandlung gepflogen, wobei beschlossen wurde, daß Kuno den beiden Edelleuten, die ihm sein Schloß abgenommen, 70ö Schock böhmischer Groschen geben und ihnen in den nächsten vier Wochen Sicherheit geben sollte, daß er das Geld zu bequemen Terminen zahlen werde; alsdann sollten jene zwei vom Schlosse wieder abziehen und ihm seine Güter wieder freigeben. Dies gefiel Kuno von Seinser gar wohl, sintemalen er sich bedünken ließ, sie würden seinen heimlich verborgenen Schatz nicht gesunden haben. Er nahm deshalb diesen Handel mit Freuden an. gelobte nicht allein, sondern setzte auch Johann von Quitzow zum Bürgen, der ihm zusagte, daß er ihm Schloß Beuten wieder in seine Hände überliefern wollte, sofern er ihn schadlos hielte. Demnach zogen Heinrich von Isenburg und Hans Treskow mit freiem Geleite Johanns von Quitzow wieder vom Schlosse Benten ab, kamen bis zun: Stabilem Möckern; banach zogen sie bnrch Brandenburg mit dem Wagen, baranf das Gelb lag, und Hans Treskow, der am Schenkel verwunbet war, saß aus dem Gelbe im selbigen Wagen. Da nun Kuno von Seinser wieber in sein Schloß kam, sanb er zwar das Nest, aber die Vögel waren ausgenommen. Er war also aufs heftigste bekümmert, wie er Hans von Quitzow seiner Zusage gemäß beliebigen könne, sintemalen er befürchten mußte, daß Hans von Quitzow sich das Gelb selber auszählen und so das Schloß in seine Gewalt bringen werbe; und so geschah es auch. Also geht's, wenn man bisweilen sparen und kargen will, ba man billiger ausgeben und sich in seinen Nöten retten soll. Hätte sich's Kuno von Seinser erstlich ein wenig lassen kosten, hätte er etliche Knechte angenommen, hätte er etwa das halbe verlorene Geld auf seine Wohlfahrt verwandt und wäre er nicht so karg und filzig gewesen, so hätte er vielleicht sein Schloß und sein Geld behalten, das er hernach von außen hat ansehen müssen." In der Schadenrechnung, welche der Erzbischof von Magdeburg dein Kurfürsten Friedrich I. aufstellt, giebt er folgende Posten an. I. Am 23. Mai 1413 haben Gans von Putlitz, Wichard von Nochow und Dietrich von Quitzow den Bauern in Barbenitz Schaben zugefügt im Werte von 494 Schock und 30 böhmischen Groschen. An bemselben Tage fügten dieselben Ebelleute dem Abt zu Zinna folgenben Schaben zu: Zum ersten verlor er (der Abt) 11 gesattelte Pserbe, 4 gute Panzer und 4 Eisenhüte, Jacken, Armbrüste und anbcres Geharnisch, welches er alles schätzt aus 130 Schock böhmischer Groschen. Sein Vogt ward gefangen mit drei Brüdern, die lagen zu Goltzow im Turme dreiviertel Jahr, bis daß der Herzog von Sachsen bavor zog. Ein Brnber warb erschlagen und einer bis auf den Tod verwunbet. Bier Wochen nach dem gemclbeten Tage Brannte Wichard von Nochow mit anderen feiner Gesellen des erwähnten Abtes Hammerwerk zu Scharsenbrück ab, so daß er (der Abt) seinen Schaden ans mehr als 100 böhmische Schock anschlägt; dem Hammermeister nahm er (Rochow) Vieh, Betten, Kleider und all sein Hausgerät fort, veranschlagt zu 20 Schock, im ganzen also ein Schaden von 120 Schock. Ii. Danach im selben Jahre am St. Michaelstage waren die Gans von Putlitz, Wichard von Rvchow und Dietrich von Quitzow mit anderen aus ihren 9*
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