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1. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 15

1834 - Minden : Eßmann
15 die Städte einen starken Handel in's Ausland und ver- dienten viel Geld. Darum war ,hier Wohlstand, aber auch zugleich Pracht, Aufwand, Üppigkeit und Schwel- gerei. Die Jugend recht fleißig unterrichten zu lassen, daran dachte man nicht; es war selten, daß ein Bürger lesen, und noch seltener, daß er schreiben konnte. In der übelsten Lage befand sich der Landmann. Wehrlos, wie er war, mußte er Alles über sich ergehen lassen. Er war Eigenbehöriger der Adlichen, der Städte, oder der Klöster, und mußte für die arbeiten, welche seine Herren waren. Er selbst hatte von dem Ackerbaue und der Viehzucht wenig. Daher fristete er auch nur kümmerlich sein Leben. Manche Menschen beschäftigten sich mit dem Heringsfange in der Ostsee, denn zu der damaligen Zeit konnte man dieser Fische dort so viele fan- gen, daß ein ganzer Wagen voll nur zwei Pfennige kostete. Wenn Angelegenheiten verhandelt werden sollten, die das ganze Land betrafen, so versammelte der Fürst die Abgeordneten des Adels, der Geistlichkeit und der Städte. Man besprach hier, wie am besten das Land verwaltet werden könnte, man bestimmte die Abgaben, man beschloß gute Einrichtungen für den Ackerbau, für die Viehzucht und für den Handel. Zu einer andern Zeit kam man zusammen, um Gericht zu halten und Recht zu sprechen. Dann versammelten sich die Abge- ordneten unter freiem Himmel, blieben an vier Wochen dort und schlichteten alle Streitsachen der Gegend. Der Bauer wurde von Bauern, der Bürger von Bürgern, der Edelmann von Edelleuten gerichtet, und wenn auch ein Gesetzbuch da war, welches das Recht bestimmte, so wurde doch vielfach nach Herkommen, Gebräuchen un- Freiheitsbriefen entschieden. Zur damaligen Zeit hatte man auch schon Münzen. Sie hießen Brakteaten, Hohlpfennige, Blechpfennige, Finkenaugen und Schillinge. Diese Münzen aber galten nur für Ein Jahr. Acht Tage vor Jacobi wurden sie alle ungültig, man lieferte sie ab und, bekam neues Geld wieder, jedoch nicht ganz so viel, um die Münz- kosten zu decken. Wer 14 Pfennige ablieferte, bekam 12 neue zurück.

2. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 20

1834 - Minden : Eßmann
20 Königreiche zu Sigismund, der immer in Geldnoth war. Das Land zu regieren, daran wurde nicht gedacht. Ordnung und Gesetz und Recht galten nicht. Jeder hausete nach Belieben. Und alle dieses Unglück erreichte noch einen höhern Grad, als Sigismund seinem Vetter, dem Markgrafen Jobst von Mähren, das ganze Chur- fürstenthum Schulden halber verpfändete. Jobst war ein harter, geldgieriger Mann. Zweimal kam er in die Mark, um das zusammengescharrte Geld und Gut in Empfang zu nehmen und um Ländereien, Forsten und Zölle zu verkaufen. Hatte er große Summen zusam- qeschlagen. dann zog er nach Mähren und überließ das Land sich selbst. Es hat gewiß niemals in einem Reiche größere Unordnung und schrecklicherer Wirrwarr ge- herrscht, als damals in Brandenburg. Ob die Menschen zu Dutzenden an den Landstraßen lagen und ermordet waren, ob Dörfer und Städte, angezündet von Raub- gesindel, in lichten Flammen standen, darum kümmerte man sich nicht. Das waren Dinge, die alle Tage vor- sielen. Nur Gewalt galt. Die Edelleute waren unter den Räubern die tollsten. Sie überfielen Städte und Dörfer, Reifende und Unterthanen und plünderten aus, wer ihnen vorkam. Es ist wirklich nicht Alle zu beschrei- best, wie unglücklich unser Vaterland damals war. Im Jahre 1411 starb Jobst, und da er keine Kinder hatte, so siel das Land an Sigismund zurück. Dieser war unterdeß deutscher Kaiser geworden, und die Bran- denburger, die der guten Negierung des Kaisers Karl gedachten, freuten sich, daß Sigismund jetzt ihr Chur- fürst sei, denn sie hofften von ihm Errettung aus ihrer grenzenlosen Noth. Er versprach auch den Abgeordneten alles Mögliche, aber nicht durch ihn sollte dem Lande Erlösung werden. Ein ganz anderer Mann war von der Vorsehung dazu' ausersehen, Ruhe und Frieden, Sicherheit und Ordnung in die Mark zurückzuführen. Ein anderes Fürstenhaus sollte unter Gottes sichtbarem Beistände unser Vaterland nach und nach zu einer Höhe erheben, die Niemand geahnet hatte.

3. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 23

1834 - Minden : Eßmann
23 Friedrich ließ sich darauf in Berlin huldigen. Diese Stadt wurde von nun an die Residenz der Re- genten und die Hauptstadt des Landes. Friedrich Vi. wird in der Geschichte unsers Vater- landes Churfürst Friedrich I. genannt. Mit ihm fängt die Reihe der hohenzollerischen Fürsten in Brandenburg an, und er ist der Stammvater der jetzigen lieben könig- niglichen Regentenfamilie, welche nach und nach unser Land zu solcher Macht und zu solchem Glanze und Wohlstände erhoben hat, daß die Welt das Königreich Preußen nur mit Achtung nennt. Die Churfürsten von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern. Elfte Erzählung. ' Die Churfürsten Friedrich I. und Friedrich Ii. 88enn wir jetztlesen, daß der Burggraf von Nürnberg das ganze Churfürstenthum Brandenburg für 400,000 Dukaten kaufte, so sollten wir wohl glauben, daß dies ein wahrer Spottpreis sei. Und doch ist es nicht so. Zur damaligen Zeit brachte jene Summe an 72,000 Thaler Zinsen; die Einkünfte unsers Vaterlandes trugen dem Fürsten aber nicht einmal 50,000 Thaler ein. So sehr war das Land heruntergekommen. Nur die Mittel- mark war noch da. Von der Altmark, Priegnitz und Ukermark hatten die Nachbarn große Stücke inne, und die übrigen Landestheile waren ganz verloren. Die Acker hatten sich in Wüsteneien verwandelt, viele Dörfer lagen in Schutthaufen. Der Adel gehörte größtentheils zum Raubgesindel, die Städte verarmten, denn der Han- del stockte, und der unglückliche Landmann wußte nicht, woher er Brot in dieser Wüste nehmen sollte. An Recht und Gerechtigkeit wurde nicht gedacht, an Unterricht für die Jugend fehlte es ganz, und die Religion? Man kannte sie kaum dem Namen nach. Es gab wohl kein

4. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 31

1834 - Minden : Eßmann
31 gaben wurden abgeschafft und die Einkünfte sehr sparsam zusammengehalten. Die Schuldenlast war aber dem Churfürsten noch ein Gräuel. Sie zu tilgen, hatte er sich fest vorgenommen. Und als er selbst davon einen Theil übernahm und das Übrige willig und gern Adel, Geistlichkeit und Städte bezahlten, so war diese Last dem Lande abgenommen. Nun konnten viele Steuern den Unterthanen erlassen werden, und doch war der Fürst nicht in Geldnoth. Er ließ jetzt vielmehr noch Festungen bauen, Jagdschlösser errichten und Künstler aller Art beschäftigen. In das Land wunderten aus fernen Ge- genden Menschen ein, die sich an der Havel und Oder niederließen und slssßig Gewerbe und sonstige Hand- thierungen trieben. Der Handel blühte, die Städte wurden mehr und mehr wohlhabend, und der Landmann erwarb sich durch den eifrigen Betrieb seines Ackerbaus das, was er zur Nahrung und Nothdurft des Leibes gebrauchte. Im Jahre 1593 kostete ein Schaf 16, ein Scheffel Korn 12, ein Schock Eier 4 und 1 Pfund Butter 2 Pfennige. Für eine Kuh zahlte man 3 Groschen, und ein Tagelöhner bekam 2 Pfennige Tagelohn. Abergläu- bische Leute meinten, es habe Getreide geregnet, und das Wieh sei aus der Erde gewachsen. Man wußte sonst nicht, wie dieser Segen entstanden sei. Joachim Friedrich, des vorigen Churfürsten Sohn, war schon 32 Jahr Erzbischof von Magdeburg gewesen und hatte hier eine sehr gute Regierung geführt, als er in? 52sten Jahre den brandenburgischen Thron bestieg. Er hatte also schon viele Erfahrungen gesammelt, wie ein Fürst sein Land wohl regieren und glücklich machen müsse, und in unserm Vaterlande setzte er sein Werk fort, wie er es in Magdeburg angefangen. Er erhielt dem Lande den Frieden, und die Unterthanen konnten sicher ihren Handthierungen nachgehen. Thätigkeit und Betriebsamkeit nahm man überall wqhr, und sichtlich vermehrte sich der Wohlstand. Mit ihm kam leider aber auch Üppigkeit, Pracht, Aufwand, und dies ging so weit, daß gewöhnliche Leute sich an den Wochentagen in Sam- met und seidene Zeuge kleideten. Der Churfürst mußte strenge Gesetze gegen solche Verschwendung Unfalles

5. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 67

1834 - Minden : Eßmann
67 Dreißigste Erzählung. Das dritte und vierte Jahr des siebenjährigen - Krieges. ^as dritte Jahr. Je mehr Friedrich siegte, desto wüthender wurden seine Feinde. Sie rüsteten sich auf's neue, denn, so dachten sie, auf die Länge der Zeit kann er es doch mit uns nicht aushalten, und endlich muß er, wenn auch nur aus Erschöpfung, unterliegen. Und darin halten sie auch recht. > So leicht sollte dies Unterliegen aber nicht gehen. Friedrich rüstete sich ebenfalls. Sein Land gab Truppen, und Sachsen Geldsummen und Klei- dungsstücke^ Die Engländer sendeten ihm 4 Millionen Thaler — aus diesen ließ er 10 bis 12 Millionen schlech- teres Geld schlagen—, außerdem ein Heer von 12,000 Mann, und brachten die hannoversche Armee wieder in Stand. Als dazu die Truppen der Hessen und Braun- schweiger stießen, waren 30,000 Mann zusammen. Der treffliche Herzog Ferdinand von Braunschweig erhielt darüber den Oberbefehl und sollte die Franzosen vertrei- den. Er that es heldenmäßig. Die Feinde flohen eilig über den Rhein, Ferdinand eilte ihnen nach, griff sie bei .Crefeld an und schlug sie aufs Haupt. Das war ein guter Anfang auf dieser Seite. Friedrich selbst zog den Russen entgegen, die bis Eüstrin vorgedrungen waren und diese Stadt schrecklich verwüstet hatten. Bei Zorndorf trafen 30,000preußen auf 80,000 Russen. Der Kampf war gräßliche Vom frühen Morgen bis spät am Abend stand die Schlacht: Die Russen wichen nicht. Der General Seidlitz that an diesem Tage Wunder der Tapferkeit. Wo Gefahr war; da eilte er hin und trieb die Feinde in die Flucht. End- lich mußten diese weichen. Sie verloren 103 Kanonen, 27 Fahnen und die ganze Kriegeskaffe. Der russische General zog sich nach Polen zurück, der König eilte aber nach Sachsen; denn Daun drängte dort den Prinzen Heinrich hart und ließ die Festung Neiße in Schlesien belagern. Es war also hier überall Hülfe nöthig. Kaum hörte Daun: Friedrich kommt, so bezog er schnell ein 5*

6. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 77

1834 - Minden : Eßmann
77 waltet, und weil Friedrich Alles sehr zweckmäßig benutzte, was die Einnahme vermehren konnte, so stieg diese von Jahr zu Jahr. Dazu führte der'könig die Accise ein, weil er glaubte, dadurch würde Jeder im Staate gleich- mäßig besteuert, und es ginge für ausländische Maaren nicht so viel Geld aus dem Lande. Leider nahm er Fran- zosen, die die Steuer einrichten und auch nachher auf- passen mußten, daß Keiner Maaren einschmuggele. Darüber murrten vielfach die Unterthanen, so wie wir es überhaupt beklagen müssen, daß Friedrich so viel auf die Franzosen hielt und die Deutschen, als roh und un- gebildet, oft verachtete. — Die Landeseinnahme wurde aber durch alle diese Einrichtungen auf 28 Millionen Thaler jährlich gebracht. Dies Geld gab man jedoch bei weitem nicht gleich wieder aus. Ein Theil wurde zu- rückgelegt, um bei Unglücksfällen, oder zu nützlichen großen Unternehmungen, oder in Kriegszeiten den nö- thigen, baaren Bedarf zu haben. In den Kellern des Schlosses verwahrte man diesen Schatz in großen Fässern, und man sagt, daß er an 80 bis 100 Millionen Thaler enthalten habe. Ein anderer Theil wurde zum Besten des Landes verwendet. Es gab fast kein Dorf, das nicht Beweise der väterlichen Sorge des Königs erhalten hätte. Als der siebenjährige Krieg zu Ende war, sah es schreck- lich im Lande aus. An 15,000 Häuser waren zerstört, Aschenhaufen sah man an Aschenhaufen, die Felder lagen unbebaut, und die sonst blühenden Fluren glichen jetzt Wüsteneien. Kaum war aber der Frieden da, so dachte auch gleich der König daran, dem Unglücke abzuhelfen. Er gab Brotkorn für die Menschen, Getreide zur Saat, Pferde, Ochsen und Ackergeräthe zur Bearbeitung des Bodens her. Die abgebrannten und sonst verwüsteten Häuser ließ er auf seine Kosten wiederaufbauen, ganze Provinzen wurden auf längere Zeit von Abgaben befreit, und diejenigen, welche Manufacturen und Fabriken an- legen wollten, erhielten bedeutende Geldsummen. In den wüsten, sumpfigen Gegenden des Reichs wurden Dämme, Graben, Kanäle gemacht, damit man das Wasser ableite und Ackerland gewinne. Viele tausend Familien wanderten aus andern Ländern ein, ließen sich an diesen

7. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 79

1834 - Minden : Eßmann
der Kanzel in der Garnisonkircbe zu Potsdam beigesetzt. Da ruht die Asche des trefflichen Königs in einem schlichten Sarge, an welchem nur die einfachen Worte stehen: Friedrich der Zweite. Die Welt hat ihm aber einstimmig den Namen gegeben: Der Große. Unser Vaterland war bei Friedrichs Tode 3600 ^Meilen groß, hatte 6 Millionen Einwohner, brachte 28 Millionen Lhaler Einkünfte und wurde durch 200,000 Krieger beschützt. Vier und dreißigste Erzählung. König Friedrich Wilhelm Ii. dieser König hat nur 11 Jahr regiert, und es ist an Kriegsthaten und Einrichtungen im Lande nicht .so viel von ihm zu erzählen, als von dem vorigen Regen- ten. Dennoch können wir von Friedrich Wilhelm sa- gen, daß er ein guter Fürst war, denn was er wäl), rend.seiner kurzen Regierung unserm Vaterlande Gutes thun konnte, das that-er. Besonders freuten sich dir Unterthanen, daß er die Franzosen fortschickte, die so lange das Land geplagt hatten; daß er Inländer nahm und diese anstellte, und daß er so manche ver- haßte Steuer aufhob. Die Fabriken und Manufactu- ren wurden begünstigt, der Handel befördert. Viele Menschen fanden nützliche Beschäftigung bei den Bau- ten, die ausgeführt wurden, von welchen das prächtige Brandenburger Thor zu Berlin vorzüglich bemerkens- werth ist. Insbesondere muß aber erzählt werden, daß Friedrich Wilhelm seinen Unterthanen ein ganz neues Gesetzbuch gab, welches man bis auf den heu- tigen Tag unter dem Namen: Das preußische Land- recht allgemein im Lande kennt. Dies Gesetzbuch war in deutscher Sprache verständlich und einfach abgefaßt, und wenn es auch in den folgenden Jahren viel ver- bessert wurde, so diente es doch schon damals dazu, dem Unterthan Recht und Gerechtigkeit zu verschaffen.

8. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 83

1834 - Minden : Eßmann
83 Fünf und dreißigste Erzählung. König Friedrich Wilhelm Iii., der Vielgeliebte. 1!nser jetzt regierender König ist am 3. August 1770 geboren. Er wird mit Recht der Vielgeliebte genannt. Schon als Kronprinz wurde er von seinem Volke auf's höchste verehrt. Denn er und seine schöne, vortreffliche Gemahlin»Luise führten einsolches häuslichesleben, wie man es noch nie von Fürsten gesehen hatte. Friedrich Wil- helm war ein wahrer Hausvater unter den Seinen. Ein Kreis blühender Kinder umgab das königliche Paqr, und man konnte nichts Schöneres, als diese Familie sehen. Die Unterthanen waren stolz auf dieselbe und sahen mit Freude und Wonne auf sie hin. Dabei zeigte der junge Fürst eine große Thätigkeit, Ordnung und Spar- samkeit. Der eitle Glanz der Welt galt ihm Nichts. Und in allen diesen Stücken ist sich der hochgeliebte Regent bis auf den heutigen Tag treu geblieben. Was war daher natürlicher, als daß das Volk jubelte, da Friedrich Wilhelm den 16. November 1797 den Thron bestieg. Und wohl hatte es dazu große Ursache. Denn der junge König führte Sparsamkeit und Ordnung in das Land zurück, er verlangte Thätigkeit und Redlichkeit von Allen, £>ie dem Reiche dienten. Manche Steuern erließ er, mit dem Heere nahm er sehr zweckmäßige Ver- änderungen vor, und damit die heranwachsendejugend zu guten, frommen und nützlichen Menschen gebildet werde, sorgte er so für die Schulen aller Art, wie noch nie ein König gesorgt hatte. In den Jahren 1797 bis 1806 verwendete Friedrich Wilhelm an Landesverbesserungen, an Wiederausbauung abgebrannter L)rter, an Bauten von Kirchen und Schulen fast 26 Millionen Thaler, und dazu tilgte er von den vom Vater nachgelassenen 49 Millionen Thaler Schulden an 23 Millionen. Das Alles sah das Volk und freute sich. Es hing aber auch mit solcher Liebe an seinem Landesvater, daß es gar nicht auszufprechen ist. Ja, diese Hiebe ist in Freud und Leid gleich stark geblieben, sie ist mit jedem Tage gewachsen und wächst noch mit jedem Tage und knüpft

9. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 91

1834 - Minden : Eßmann
91 dafür hergeben solle. Mit seiner Weisheit hatte er erkannt, daß Vieles im Lande anders sein müsse, ehe es wieder glücklich werden könne. Deshalb wollte Fried- rich Wilhelm dadurch das Vaterland wiederherstellen, daß er dasselbe durch zweckmäßige Gesetze neu einrichte und verbessere. Er zog weise Männer zu Nathe, und nun ging man eifrig an's Werk. Zuerst hob man die Leibeigenschaft auf, welche bisher die Landleute fast zu Sclaven der reichen Gutsbesitzer gemacht hatte; dann den Dienstzwang, welcher Gutsherren und Beamten das Recht gab, zu sagen, wo und für welchen Preis ein Knecht, oder eine Magd dienen sollten. Nun er- schien ein Gesetz, daß die Bauern zu freien Bauern machte. Bisher hatten die Landleute oft mit Menschen und Vieh dem Edelmanne 4 Tage lang umsonst Hand- und Spanndienste thun müssen und kaum für sich 2 Tage gehabt, um ihr Land zu bestellen. Dies schasste man ab. Die Bauern gaben einen Theil ihrer Lände- reien dem Gutsherrn zurück, und das Übrige behielten sie als ganz freies Eigenthum. Das war eine große Wohlthat für das Land und hat viel Segen gebracht. Den Mühlenzwang und die Zünfte hob man auf, es trat eine völlige Gewerbefreiheit ein, und jeder Hand- werker konnte nach seinem Gefallen sich niederlassen. Die Adlichen und alle die Andern, welche bisher Steuer- freiheit genossen hatten, mußten jetzt auch Steuern tra- gen; es war Jeder vor dem Gesetze gleich. Selbst der König schloß sich nicht aus. Er bezahlte für sich und seine Güter die Abgaben, wie der Geringste im Lande. Ja, er gab sogar sein ganzes Gold- und Silbergeschirr her, ließ es verkaufen und verwendete das daraus gelö- sete Geld zum Besten des Landes. Mit dem Kriegsheere nahm man eine völlige Umän- derung vor. Die Ausländer im Heere entließ man und nahm nur die vaterländische Jugend. Die, Prügel und Spießrushen schaffte man ab, und wer Tapferkeit und Geschicklichkeit besaß, konnte zu den höchsten Ehrenstellen steigen. Durch solche Einrichtung gewann der Solda- tenstand an Achtung. Und um das herrische Gesetz Napoleons: Preußen soll nur 42,000 -Skarm Truppen

10. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 56

1834 - Minden : Eßmann
56 von 80,000 Mann hatte. Davon war das Leib- oder Garde-Regiment wirklich merkwürdig und weltberühmt. Es zählte an 4000 Mann, und diese waren fast lauter Riesen. Baumlange Menschen wurden aus allen Län- dern in Europa zusammengeschleppt und kamen nach Potsdam unter dieses Regiment. Die Herbcischaffung mancher der Riesensoldaten kostete an 6000, 7000, 8000 Rthlr. Wiele erhielten täglich zwei Thaler Sold, die meisten doch einen Gulden. Wer aber diese Masse großer Menschen sah, der erstaunte und gestand, nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Denn diese Gar- disten- so wie die übrigen Regimenter des Heeres, exer- zirten mit einer solchen Genauigkeit und Schnelligkeit, wie man fast nirgends fand, und ihr Anzug war so reinlich, so passend, so nett, daß man hätte glauben sollen, es wären Puppen. Das preußische Heer gehörte zu den besten in Europa. Der König hatte es aber auch so lieb, daß er es höchst ungern in den Krieg schickte, Zwei Mal konnte er jedoch nicht umhin, in diesen sauren Apfel zu beißen. Das erste Mal verband er sich mit Rußland und Polen gegen den schwedischen König Karl den Xii. Cs war für Friedrich Wilhelm keine kleine Freude, als Jedermann eingestand, die preußischen Soldaten find nicht allein schön, sie sind auch tapfer. Denn in allen Schlachten und Belage- rungen zeichneten sie sich durch ihren Muth aus. Bei Beendigung des Krieges erhielt Preußen Vorpommern bis an den Peenefluß nebst den Inseln Usedom und Wollin. — Das zweite Mal schickte der König 10,000 Mann zu dem deutschen Reichsheere gegen die Franzo- sen, die in Deutschland eingefallen waren. Man rich- tete jedoch in diesem Feldzuge wenig aus. Das ist das Merkwürdigste von dem zweiten preußi- schen Könige. Er regierte über unser Vaterland 27 Jahr. Als er starb, hinterlicß er ein schönes Heer von 80,000 Mann, einen baaren Schatz von beinahe 20 Millionen Thaler und ein Land, welches in trefflicher Ordnung und 2187 ^Meilen groß war, jährlich 7l/2 Million Thaler einbrachte und von V/g Million Menschen be- wohnt wurde.
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