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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 26

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 26 - richt. Das Kloster neben seiner Hofburg verwandelte er in einen Dom, in welchem die Gebeine seiner Ahnen eine letzte Ruhestätte fanden. Die Stadt Spandau wurde in eine Festung umgeschasseu. Der kurfürstliche Hof in Berlin bildete den Mittelpunkt für das festliche Treiben des märkischen Adels; Jagd, Kampfspiele und Tierhetzen wechselten beständig mit einander ab. Hierdurch wurden die kurfürstlichen Einnahmen bald erschöpft, und durch neue Steuern mußten die nötigen Mittel aufgebracht werden. Unter der Regierung des Kurfürsten Joachim Ii. wurden viele Eisenhämmer, Webereien, Papiermühlen und Salzwerke errichtet. Durch diese Anlagen, durch das kostspielige Hofleben und die Baulust des Kurfürsten begannen Handel und Gewerbe zu blühen. Aber in dem Maße, wie der Wohlstand des Landes sich mehrte, steigerte sich der Aufwand und der Hang zum Vergnügen. Junker und Bürger suchten es dem Hofleben gleich zu thun; für Kleider und Gelage wurden große Summen ausgegeben, so daß strenge Gesetze gegen den übertriebenen Auswand erlassen werden mußten. Lein Tod. Bei einer Schlittenfahrt wurde Joachim einst umgeworfen, und gleichsam ahnend rief er aus: „Hier liegt das Haus Brandenburg und thut einen großen Fall". Bald daraus erkrankte er und starb im Januar des Jahres 1571. — Zehn Tage später entschlief fein Bruder, der Markgraf Johann von' Küstritt, der von seinem Better die Neumark erhalten und Beskow und Storkow erworben hatte. Da Johann keine männlichen Erben hinterließ, fielen die wiedervereinigten Länder an Johann Georg, den Sohn Joachims Ii. Aohann Georg. 1571—1598. Wahlspruch: „Gerecht und milde."') Persönliches. Johann Georg war ein sparsamer, ordnungsliebender und strenger Fürst, der die Schuldenlast zu tilgen suchte, die sein Vater hinterlassen hatte. Er richtete einen höchst einfachen Haushalt ein und säuberte den Hof von jenen Günstlingen, die seines Vaters Güte nur zu oft zu ihrem eigenen Vorteil mißbraucht hatten. Auch machte er dem lockeren Leben, welches Jahrzehnte hindurch am Hofe zu Berlin geherrscht hatte, ein Ende. Unter Aufsicht gelehrter Männer hatte er als Prinz seine Studien gemacht und sich fleißig den Wissenschaften gewidmet. Auch im Kriegswesen wie in den Staatsgeschästen war er wohl bewandert. Sorge für das Wohl des Landes, a. Die Bauern. Die Lage der Bauern und armen Leute suchte der Kurfürst nach Möglichkeit J) „Juste et clementer.“ I

2. Geschichte des preußischen Staates - S. 61

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 61 — Manufakturen nannte er „ein recht Bergwerk", und von einem Lande ohne Manufaktur sagte er, „es ist ein menschlicher Körper fonder Leben, ergo ein totes Land, das beständig pauvre und elendiglich ist und nicht zum Flor fein Tagelang gelangen kann." In Berlin legte er eine große Weberei an, woran alle inländische Wolle verkauft werden mußte. Offiziere und Beamte durften weder für sich, noch für die Regimenter und Diener Zeuge aus dem Auslande kommen lassen. Über die Anfertigung der Stoffe gab der König genaue Vorschriften und ließ strenge Aufsicht führen, damit die Fabrikanten niemand übervorteilten. Bald standen die preußischen Manufakturen in solcher Blüte, daß sie sogar nach dem Auslande einen bedeutenden Absatz hatten.1) — Auch die Leinweberei hob sich ganz erheblich. Den Handwerkern in Berlin gab der König babnrch reichen Verbienst, daß er sür die Verschönerung und Bebauung der Stadt sorgte. Reichen Bürgern und Beamten wies er Plätze und einen Teil des Bauholzes zu, und dann hieß es: „Der Kerl hat Gelb, muß bauen." Friedrich Wilhelm I. besuchte selber die Bauplätze, um sich persönlich von dem Fortschritte der Arbeit zu überzeugen. Lässige Arbeiter wurden dann nicht selten aus eine recht nachdrückliche Weise zur Arbeit angehalten. — Den Hökerweibern, Handwerkerfrauen und Bürgerstöchtern, die in den Straßen und auf dem Markte Waren feilboten, befahl er, zu stricken und zu nähen oder Wolle oder Flachs zu spinnen. b. Lanbwirtschast. Den hartbedrückten Bauersleuten suchte der König eine menschenwürdige Behandlung zu verschaffen. Zur Erleichterung ihrer Lage hob er aus den Staatsgütern die Leibeigenschaft auf. Gern hätte er auch die Bauern aus den adligen Gütern von der Leibeigenschaft befreit; er konnte dies jedoch bei dem Widerstände der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherren untersagte er aber anfs strengste, die Bauern ohne Grund von Haus und Hof zu vertreiben ober sie mit Peitschenhieben ober Stockschlägen zur Arbeit zu treiben. Wer dem königlichen Befehl nicht nachkam, würde das erste Mal zu sechswöchigem Karrenschieben in einer Festung verurteilt, das zweite Mal aber gehängt. Die königlichen Güter (Domänen), die durch Ankauf so vermehrt waren, daß sie ein Drittel des Staates ausmachten, ließ Friedrich Wilhelm von tüchtigen Pächtern verwalten und auf benfelben Muster-wirtschaften einrichten, wo die Söhne und Töchter der Bauern aus den verschobenen Teilen des Landes in der Lanbwirtschast und Haushaltung unterrichtet werben konnten. Der König sah selber nach, ob neue Wirtschastsgebäube hergestellt, gutes Vieh beschafft und die Felber ordentlich bearbeitet wurden. Sumpfige Gegenden, fo das havellänbische Bruch, würden entwässert und zu Ackerlanb urngewanbelt, neue Felbfrüchte angebaut. J) Die gesamte Tnchliefernng für die russische Armee hatte Preußen.

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 107

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Freiherr vom und 511m Stein. V. Zwei Helfer in der Not. Zwei vaterlandsliebende, tüchtige Männer waren es besonders, die dein Könige in schwerer Zeit als treue Ratgeber helfend zur Seite standen. Als ersterer sei erwähnt: Freiherr vom und zum Stein. Er wurde am 25. Oktober 1757 zu Nassau an der Lahn geboren. Nachdem der talentvolle Jüngling seine Studien beendet hatte, widmete er sich dem Bergfache und trat in preußische Dienste. Bald zeichnete er sich so sehr aus, daß ihm bereits 1784 die Leitung der westfälischen Bergämter und die Beaufsichtigung des Fabrikwesens in der Mark übertragen wurde. Stein nahm seinen Wohnsitz zu Wetter a. d. Ruhr, und hier fühlte er sich so wohl, daß er • ’aste: "2u Wetter habe ich das Glück der Einsamkeit genossen ich hange an der schönen Gegend mit Liebe." Int vsahre 1788 zum Direktor der Kriegs- und Domänen-kammern zu Kleve und Hamm ernannt, nahm er seinen Wohnsitz in Hamm. Das größte Verdienst Steins in dieser Zeit war die Vollendung

4. Geschichte des preußischen Staates - S. 123

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 123 — zu heben. Bei dem jetzt freien Bauer zeigte sich eine große Thatkraft nnb ein rühriger Unternehmungsgeist. Der Ackerbau und die Viehzucht wurdcn jetzt rationell betrieben; die Naturwissenschaft, besonders die Chemie wurde für die Landwirtschaft verwertet, die Fruchtwechselwirtschaft und die Draiuage faudeu Eingang, der Zuckerrübenbau brachte lohnenden Gewinn. — Handel und Verkehr hoben sich durch den von Preußen geschaffenen preußisch-deutschen Zollverein gauz bedeutend. Jeder deutsche Staat bildete bisher ein eigenes Zollgebiet. Innerhalb des Bundesgebietes mußte deshalb eine Ware so oft verzollt werden, als sie die Grenze eines Bundesstaates überschritt. Das erschwerte den Handel und verteuerte die Ware. Dazu kam noch, daß viele englische Waren zollfrei ins Land kamen und den Markt überschwemmten. Zur Vereinfachung des Handels und zum Schutze der deutschen Industrie gegenüber der englischen und französischen gründete der König den preußisch-deutschen Zollverein. Zwischen den zum Vereine gehörigen Staaten — im Lause der Jahre traten fast alle deutschen Länder bei — herrschte von nun ab Zollfreiheit; nur für Bier und Branntwein mußte eine „Übergangsabgabe" entrichtet werdeu. Sollten fremde Waren in einen dieser Staaten eingeführt werden, so mußten sie verzollt werden. Die Zölle flössen in eine gemeinsame Kasse und wurden mt die einzelnen Staaten im Verhältnisse ihrer Einwohner verteilt. Überall baute man neue Chausseeu, das Po st wesen erhielt manche Verbesserungen, und die Dampfkraft wurde in den Dienst von Handel und Verkehr gestellt. 1816 fuhr das erste Dampfschiff ans dem Rheine, 1838 wurde Berlin mit Potsdam dnrch eine Eisenbahn verbunden. Groß waren die Vorteile, welche der Zollverein brachte. Ein besserer Absatz der deutschen Waren wurde erzielt, die Einnahmen der einzelnen Staaten mehrten sich, in Münzen, Maßen und Gewichte,: wurde eine größere Übereinstimmung angebahnt, und was das Wichtigste mit war: die Deutschen lernten sich als ein Ganzes sühlen; denn der Zollverein legte bereits den Grund zur späteren Einigung Deutschlands unter Preußens Führung. „Preußen übernimmt jetzt die positive Politik Deutschlands. Österreich behält nur die formelle Leitung"; so äußerte sich damals ein österreichischer Staatsmann über den Zollverein.x) Viii. Das Lebensende des Königs. _ Im Frühlinge des Jahres 1840 begann der König, der sich bis in sein hohes Alter einer guten Gesundheit erfreute, zu kränkeln; es stellte sich ein bedenklicher Husten ein, zu dem sich später Brustkrämpse *) Erg. Nr. 31.

5. Geschichte des preußischen Staates - S. 83

1900 - Münster i. W. : Schöningh
- 83 — mitten im Frieden eine Provinz gewonnen, worauf ich keine.soldaten zu halten brauche." An der Warthe gewann er 123 000 Morgen Ackerland. Während hier früher ganze Strecken verwilderten Landes umsonst zu haben waren, stieg von jetzt ab mit jedem Jahre Sie Nachfrage und der Preis.x) - Auch sandige Flächen ließ der König umschaffen; denn keine Handbreit Boden sollte in seinem Lande ohne Ertrag bleiben. „Ich gestehe," so schrieb er einst an Voltaire, „daß, Lhbien ausgenommen, wenige Staaten sich rühmen können, es uns an Sand gleichzuthun; indessen machen wir doch in diesem Jahre 77 000 Morgen zu Wiesen. Diese werden 7000 Kühen Futter geben; der Dünger von ihnen wird unseren Sandboden fetter machen, und die Ernten werden noch ergiebiger ausfallen. Ich weiß wohl, daß die Menschen nicht im stände sind, die Natur umzuändern, aber mich dünkt, durch vielen Fleiß und viele Arbeit bringt man es doch dazu, daß ein dürrer Boden besser und wenigstens mittelmäßig werde."2) Den Bauern selbst suchte er ihr trauriges Los zu erleichtern. Auf feinen Gütern hob der König die Leibeigenschaft auf und setzte die Tage der Frondienste auf drei in der Woche fest, soweit er darüber bestimmen konnte. Die Gutsherren ließ er zur Nachahmung des gegebenen Beispiels ermuntern und auffordern und duldete nicht, daß Gewaltthätigkeiten von den Gutsherrfchasten und Behörden gegen die Untergebenen verübt wurden. Wer einen Bauern mit einem Stocke geschlagen habe, solle „deshalb alsosort und ohne einige Gnade auf fechs Jahre zur Festung gebracht werden". —, Der König bestimmte ferner, „daß alle Bauernhöfe, fo unter dero Ämter gehören, den Besitzern eigentümlich verbleiben und von den Eltern auf die Kinder kommen sollen;" auch verbot er das Auskaufen der Bauern. Zur Rettung des stark verschuldeten Grundbesitzes gründete Friedrich Kreditvereine, sog. Landschaften. Jedes Mitglied konnte von derselben gegen müßige Zinsen ein Darlehen bis zur Hälfte des Wertes seiner Besitzung erhalten. Auf die Pfandbriefe der Landschaft gaben Private wie Kassen gern Geld. Zur Hebung des Ackerbaues schickte der große König Bauersleute nach Holland und England; dort sollten sie die Fortschritte der Landwirtschaft kennen lernen und später die gesammelten Erfahrungen daheim verwerten. — Er sorgte ferner für die Verbreitung der Kartoffeln, die zwar schon unter dem großen Kurfürsten in das Land gebracht waren, deren Anbau aber noch nicht überall mit dem nötigen Verständnisse betrieben wurde. — Um gutes Viehfutter zu erzielen, wurde der Klee- und Lupinenbau gefördert. — Der König befahl ferner, bei den Häuferu Gärten anzulegen und Obst-Bäume zu pflanzen. — Um die einheimische Schafzucht zu verbessern, Erg. Nr. 17. 2) Erg. Nr. 20. 6*

6. Geschichte des preußischen Staates - S. 84

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 84 — führte Friedrich das spanische Edelschaf ein, und, die Bienenzucht wurde in den östlichen Gebieten als lohnende Nebenbeschäftigung warm empfohlen. Sorge für Handel und Gewerbe. Nach des Königs Wunsch und Willen sollte nichts im Auslande gekauft werden, was im eigenen Lande hergestellt werden konnte. Er rief geschickte fremde Handwerker und Fabrikanten herbei, damit sie die Einheimischen, die den Betrieb vieler neuer Gewerbe noch nicht kannten, belehren und anspornen sollten. Die schlesische Leinwandweberei kam unter seiner Regierung zu großer Blüte.*) In Berlin gründete er eine Spinnerei und eine Weberei, eine Zuckersiederei und eine große Porzellanfabrik. Die Waisenkinber in Potsbam mußten Spitzen klöppeln; in Oberschlesien ließ er Bergwerke und Fabriken anlegen. Durch den Anbau des Maulbeerbaumes suchte er die Seidenfabrikation in Preußen heimisch zu machen. Die Einfuhr solcher Waren, welche im Lande selber hergestellt werden konnten, verbot der König oder belegte sie mit sehr hohen Ein-gangszölleu. Auf diese Weise erhielten Tausende von Menschen eine lohnende Beschäftigung, und preußische Erzeugnisse fanden ihren Weg bis nach Amerika. Auch gründete Friedrich zu Berlin eine Bank, bei der sich die Kaufleute zur Anlage oder zum Betriebe ihres Geschäftes gegen mäßige Zinsen Geld leihen konnten, damit sie den Wucherern nicht in die Hände sielen. — Die Seehandlung sollte den überseeischen Handel Preußens unterstützen. Zur Hebung des Handels und Erleichterung des Verkehrs setzte Friedrich Weichsel, Elbe und Ober mit einanber in Berbinbung; er legte den Bromberger, Plauenschen und Finow-Kanal an. Durch Schaffung eines Seehafens am Ausfluffe der Ober in die Ostsee, in Swinemünbe, würde Stettin balb eine sehr wohl-habenbe Hanbelsstabt. Für Handel und Gewerbe rief er gleich zu Anfang feiner Regierung eine eigene Ministerialab teilung ins Leben. Sorge für die Rechtspflege. Ilm die Rechtspflege hat sich Friedrich außerorbentltch verbient gemacht. Im Vereine mit den tüchtigen Juristen Eocceji und Earmer arbeitete er an der Verbesserung des Gerichtswesens. Er trennte die Justiz von der Verwaltung und gab eine neue Gerichtsordnung. Eine neue Prozeßordnung bestimmte, daß jeder Prozeß binnen Jahresfrist erledigt fein mußte. Von feinem Großkanzler von Earmer ließ er das allgemeine Landrecht ausarbeiten, das erste Gesetzbuch in deutscher Sprache. Zu Friebrichs Zeiten war hier und bort die Folter noch im Gebrauch; er schaffte sie *) Erg. Nr. 19.

7. Geschichte des preußischen Staates - S. 102

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 102 — __ 5)er Friede zu Tilsit. Da es Napoleon gelang, den russischen Kaiser für sich zu gewinnen, mußte Preußen in seiner völligen Hilflosigkeit Frieden schließen. Dieser kam am 9. Juli 1807 zu Til-Ui zu stände. Preußen verlor alle seine Besitzungen zwischen Rhein und Elbe neb ft der Festung Magd ebnr g, serner einen großen Teil seiner polnischen Besitzungen nebst Danzig und Thoru. Von den polnischen Ländern behielt es nur Westpreußen, das Brstum Ermlaud und einen schmalen Streifen des Netzedistriktes. Bayreuth kam an Bayern, und kleinere Teile wurden Holland und Sachsen zugewiesen; letzteres war ebenfalls zu Napoleon übergetreten und von ihm zu einem Königreiche gemacht worden Preußen durfte nur 4 2 000 Mann Soldaten halten und mußte 112 Mill. Mark Kriegskosten zahlen und bis zur Abtragung einer bestimmten Summe ein französisches Heer von 150 000 Mann in seinen Festungen unterhalten. So wurde der preußische Staat von 306000 qkm mit 9,7 Mill. Einwohnern auf 150000 qkm mit 4,6 Mill. Einwohnern zurückgeführt. Aus den Gebieten Süd- und Neuostpreußen und dem größeren Teile des Netzedistriktes bildete Napoleon das Großherzogtum Warschau; die westhcheu Besitzungen Preußens kamen zum Teil an das neugegründete Herzogtum Berg, der andere Teil bildete mit dem südlichen Hannover, Braunschwelg und Hessen-Kassel das Königreich Westfalen, welches Napoleons jüngster Bruder Jeröme erhielt. Iv. Preußens Wiedergeburt. Elend im Laude. Der Friede zu Tilsit bezeichnet den Standpunkt der tieften Erniedrigung für Preußen. Dazu kam noch, daß das Elend in Berlin und in den Provinzen aufs höchste stieg. Der König besaß das ihm verbliebene Gebiet nur dem Namen nach; in Wirklichkeit waren die Franzosen die Herren des Landes und schalteten und walteten in demselben in der schrecklichsten Weise. Was Napoleon an Kunstwerken im Lande fand, das schickte er nach Paris. Sogar die Ruhestätte Friedrichs des Großen entweihte er; der Sarg wurde geöffnet und der Degen dieses ruhmreichen Preußenkönigs als Siegestrophäe den eitlen Parisern zugeschickt. — Die französischen Generale ließen sich ganz ungeheure Geldsummen zahlen; so z. B. mußte die Stadt Breslau täglich 3000 Mark aufbringen. Mit der ärgsten Härte und Rücksichtslosigkeit behandelten die französischen Soldaten das preußische Volk. Sie verlangten Braten und Wein von den armen Leuten, die selber nur trocknes Brot zu essen hatten. Den Bauern nahmen sie sämtliches Vieh und zertraten ihre blühenden Saaten. Die Kaufleute gingen zu Grunde, da durch die Kontinentalsperre Handel und Gewerbe vollständig darniederlagen. Den preußischen Beamten konnte der Staat die Gehälter nicht auszahlen, und man mußte zeitweilig Brot austeilen, damit Beamte und Offiziere nicht verhungerten. Aber diese Zeit des Unglücks und der Schmach ist in gewissem Sinne für Preußen ein großer Segen gewesen, ja der Anfang feiner Wiedergeburt. Alle Gutgesinnten im Lande fühlten, daß es eine ge-

8. Geschichte des preußischen Staates - S. 148

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 148 - auf seine Rechte an Schleswig-Holstein und zahlt 60 Mill. Mark Kriegskosten. Sachsen zahlt 30 Mill. Mark Kriegskosten und tritt dem norddeutschen Bunde bei. Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darm stadt bezahlen ebenfalls Kriegsentschädigungen, Bayern und Hessen-Darmstadt verlieren außerdem kleinere Gebietsteile an Preußen. Preußen erhält Schleswig - Holst ein, Hannover, Kur-Hessen und Nassau nebst Frankfurt a. M., welche nebst den abgetrennten bayerischen und hessischen Gebietsteilen als drei neue Provinzen dem Staate einverleibt werden. Dadurch wurde des Staatsgebiet zusammenhängender, der größere östlichere mit dem kleinen westlicheren verbunden. Preußen war nunmehr im stände, mit eigener Kraft und ohne Überanstrengung seine bisherige Großmachtstellung auch in der That zu behaupten, während Deutschland selbst in ihm die feste Grundlage für eine baldige Einigung gewann. An die Stelle des deutschen Bundes trat der norddeutsche Bund unter Preußens Führung; zu demselben gehörten alle Staaten nördlich der Mainlinie, ferner das Königreich Sachsen und der nördlich gelegene Teil von Hessen-Darmstadt. Die gemeinsame Gesetzgebung wurde durch den Bund es rat und den Reichs taa ausgeübt. Zwischen dem norddeutschen Bunde und den Südstaaten wurde zur weiteren Einigung ein Schutz- und Trutzbündnis, sowie ein Zoll- und Handelsverein geschlossen, wodurch Deutschland bereits wirtschaftlich geeinigt wurde. 6. Der deutsch-französische Krieg. 1870 und 1871. Veranlassung. Der Waffenruhm und die Machterweiterung, womit Preußen aus- den Kriegen von 1864 und 1866 hervorging, erfüllten die Franzofen mit Neid und Haß. Sie hatten gehofft, Preußen würde in dem Kampfe mit Österreich und dessen Verbündeten unterliegen, und Frankreich wäre es dann ein Leichtes, ein Stück auf der linken Rheinseite an sich zu briugeu. Auch die Erwerbung Luxemburgs durch Frankreich war von dem Minister Bismarck vereitelt worden. Ihre Vorherrschaft in Europa als „große Nation" sahen die Franzosen bedroht, und mit Besorgnis und Eifersucht blickten sie auf die Vergrößerung Preußens und die begonnene Einigung deutscher Stämme. In Paris bildete sich eine förmliche Kriegspartei, deren Schlagwort der Ruf wurde: „Rache für Sadowa", und die unter allen Umstünden einen Krieg wünschte, um Preußen zu demütigen. Auch der Kaiser Napoleon hoffte dnrch einen glücklichen Feldzug gegen Preußen die weitere Entwickelung der deutschen Einheit Der-

9. Geschichte des preußischen Staates - S. 165

1900 - Münster i. W. : Schöningh
- 165 — Versicherungsgesetz. Es müssen nach dem Krankenkassenversicherungsgesetze gegen Krankheit versichert werden alle Personen, welche für Gehalt oder Lohn beschäftigt sind: in Bergwerken und Salinen, in Brüchen und Grubeu, iu Fabriken und Hüttenwerken, beim Eisenbahn- und Biunen-dampfschiffahrtsbetriebe rc. Nach einem Zusatzparagraphen vom Jahre 1886 ist der Versicherungszwang auch auf die Arbeiter in der Land- und Forstwirtschaft auszudehnen. Ferner sind die Gemeinden berechtigt, für ihren Bezirk Ortskrankenkassen zu errichten.') Die Beiträ ge'werden zu einem Drittel von den Arbeitgebern, zu zwei Dritteln von den Arbeitern bezahlt. Der beteiligte Arbeiter erhält bei eintretender Erkrankung freie ärztliche Behandlung, freie Arznei und außerdem 13 Wocheu lang mindestens die Hälfte des ortsüblichen Tagelohnes. Die Krankenkasse ist verpflichtet, für ihre Mitglieder während 13 Wochen zu sorgen. Nach dieser Zeit oder bei gänzlicher Erwerbsunfähigkeit, oder falls der Arbeiter bei seiner Arbeit oder infolge erhaltener Verletzungen den Tod erleidet, tritt die Unfallversicherung ein. In der Unfallversicherung find nicht alle Arbeiter versichert, sondern nur diejenigen, welche eine besonders gefährliche Beschäftigung haben, als: Arbeiter in Bergwerken, Gruben, Fabriken, ferner Maurer, Zimmerleute, Dachdecker rc. Betriebsbeamte find nur dann versicherungspflichtig, wenn ihr Jahreseinkommen 2000 Mark nicht übersteigt. Die Beiträge bezahlt der Arbeitgeber allein; ihre Höhe richtet sich nach der Gefährlichkeit der einzelnen Berufe, weil in dem einen Berufe mehr Unglücksfälle vorkommen, als in dem anderen, also auch größere Ansprüche an die Kasse gestellt werden. Die Arbeiter sind mithin von einem Beitrage frei. Als Entschädigung zahlt die Versicherung die Kosten des Heilverfahrens von der vierzehnten Woche ab und je nach dem Grade der Verletzung eine dauernde Rente, bei völliger Arbeitsunfähigkeit 66% Proz. des ortsüblichen Tagelohnes. Bei Todesfällen erhält die Witwe 20 Proz., mindestens 30 Mark als Ersatz für die Beerdigungskosten, ferner jedes Kind bis zum vollendeten fünfzehnten Lebensjahre 15 Proz., und falls das Kind auch mutterlos ist, 20 Proz. des Arbeitsverdienstes. (Im Jahre 1892 erhielten 23/4 Mill. Arbeiter 66 Mill. Mark Entschädigung aus der Krankenversicherung; das macht im Durchschnitt für die Person 36 Mark. — In demselben Jahre zahlte die Unfallversicherung an 200 000 beschäftigte Personen 32% Mill. Mark Unterstützungen, also an jede Person 185 Mark durchschnittlich. Kolonien. Auch im Auslande wuchs Deutschlands Ansehen immer mehr. Zur Hebung des deutschen Handels wurden mit fremden Ländern Handelsverträge abgeschlossen, und was der große Kurfürst bereits geplant und versucht hatte, das wurde seit dem Jahre 1884 wieder aufgenommen und im großen Maße ausgeführt. Durch Gründung von überseeischen Handelskolonien in Afrika und Australien wurde das Arbeitsfeld der deutschen Nation bedeutend er- ]) Nach der Art ihrer Arbeit und nach den örtlichen Verhältnissen rc. gehören die Arbeiter verschiedenen Kaffen an. Man unterscheidet a) Ortskrankenkassen für die am Orte vorhandenen Gewerbezweige; b) Betriebs-(Fabrik-) Krankenkassen werden von Unternehmern großer Betriebe errichtet; 6) Baukrankenkassen von Unternehmern vorübergehender Baubetriebe, d) ferner Jnnungs-, e) Knappschaftskassen rc'

10. Geschichte des preußischen Staates - S. 182

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Kaiser Friedrich Iii. Durch sein edles und uneigennütziges Streben, aber mehr noch durch sein freundliches, herablassendes und leutseliges Wesen war Kronprinz Friedrich Wilhelm in Wahrheit der Liebling des gesamten deutschen Volkes geworden. Iii. Friedrich Iil als Deutscher Kaiser. Die Erkrankung. Im Jahre 1887 befiel den Kronprinzen ein bösartiges Halsleiden. Anfangs legte man einer beständigen Heiserkeit keine große Bedeutung bei: bald aber entwickelte sich im Kehlkopfe eine gefährliche Geschwulst. Auf den Rat bewährter Ärzte suchte „der Kronprinz in England, Tirol und San Remo Heilung. Das Übel nahm jedoch von Tag zu Tag zu. Die Ärzte mußten sogar, um den hohen Kranken vor dem Erstickungstode zu bewahren, die Luftröhre auffchueideu und eine silberne Röhre (Kanüle) einsetzen. Der ritterliche Held, der so oft und so kühn dem Tode ans dem
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