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1. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 156

1882 - Gütersloh
156 Wilhelm I. welche fort und fort vor den vorüberziehenden Offizieren zu präsentieren hatten, winkten dem Bayer, er solle weiter gehen; doch dieser kehrte sich nicht daran, mit dem Thaler in der Hand fühlte er sich in seinem Recht, deshalb ging er stramm aus die Thür des Gasthofes los und klopfte laut. Endlich, als er nochmals auf recht bayrisch gepocht hatte, öffnete ein ältlicher Offizier die Thür und fragte nach seinem Begehr. „Mein Herr Oberst sein krank und müssen deshalb eine Flasche Wein haben!" antwortete der Bayer. „Gleich, mein Sohn!" erwiederte lächelnd der alte freundliche Herr und ging ins Haus zurück. Bald aber kehrte er mit einer Flasche zurück und sagte: Hier ist eine Flasche Wein. Sie wird Ihrem Herrn Obersten wohl bekommen." Der Bayer faßte die Flasche mit der linken Hand und mit der rechten hielt er den Thaler. Was sollte er thun? Requirieren durfte er nicht und einem Offizier konnte er den Wein doch auch nicht bezahlen. Unser guter Bayer war in großer Verlegenheit. Endlich fragte der Offizier den unschlüssigen Burschen: „Hat der Herr Oberst sonst noch Aufträge oder Wünsche?" — „Ja," sagte hastig der Bayer, „ich darf durchaus nichts requirieren, weil der König Wilhelm im Dorfe ist, und hier ist ein Thaler für die Flasche Wein!" Mit diesen Worten wollte der brave Bayer dem alten Herrn den Thaler aufnötigen. Dieser aber sprach: „Schon gut, mein Lieber! Eilen Sie nur und bringen Sie dem Herrn Obersten die Flasche. Sagen Sie, der König von Preußen schicke sie ihm und lasse dem Herrn Obersten gute Genesung wünschen." — „Der König von Preußen?" fragte der verdutzte Bursche, „wo ist denn der König von Preußen?" — „Der bin ich selbst," antwortete der alte Herr und schloß die Thür. Der Oberst war sehr erfreut, als er feinen Burschen mit der Flasche ankommen sah. Er machte aber ein sehr ernstes Gesicht, als dieser den Thaler wieder brachte und neben der Flasche auf den Tisch legte. Zornig fuhr er ihn an: „Donner und Blitz! Kerl! Ich habe Dir ja gesagt, daß Du nicht requirieren

2. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 175

1882 - Gütersloh
Augusta, Kaiserin von Deutschland. 175 und höchstem Geschick ein in ihr großes Liebeswerk. Die Landesmutter mußte allen andern Müttern jetzt erst recht mit bestem Beispiel voran gehen, um die Herzen zu erwärmen für die große Sache und um sie zu öffnen den Bitten der Bedrängten. An der Spitze des „vaterländischen Frauenvereins" stehend, ging sie nebenbei allen anderen patriotischen Frauenvereinen mit Rat und Hülfe zur Hand. Das schöne Vorbild wirkte denn auch mit fast unglaublicher Geschwindigkeit. Kaum hatte die Königin das mahnende Wort gesprochen: „Das Vaterland erwartet, daß alle Frauen bereit find, ihre Pflicht zu thun, Hülfe zunächst an den Rhein zu senden!" da begannen in allen Ecken und Winkeln Deutschlands sich Frauenhände zu regen im edelsten Wetteifer für die heilige Sache. Und wie der Königin Opferwilligkeit keine Grenzen kannte, so fand sie auch darin bald ihre Nachahmer, ein jeder nach Können und Vermögen (2). Neben all diesem liebreichen Schaffen und Wirken aber verfolgte die hohe Frau auch sorgsam den Gang des Krieges in Feindesland. Mit hehrer Begeisterung vernahm sie die herrlichen Siegesnachrichten und mit inbrünstigem Danke wandte sie sich an ihren Schöpfer (3). Das Volk da draußen aber umringte jubelnd den Palast und brachte seiner Königin den Dank des Vaterlandes aus tiefster Überzeugung (4). Der große Krieg ist ehrenvoll für Deutschland beendet, aber wie der kaiserliche Landesherr nicht duldet, daß die Schwerter in der Scheide festrosten, so setzt auch die Landesmutter ihr edles Werk fort. Die Frauenvereine sind nicht aufgelöst, sondern wirken weiter in edlen Friedenswerken, um stets bereit zu sein, wenn etwa noch einmal das Vaterland ihrer bedürfte. Mit welcher Liebe das Volk aber einem Herscherpaare zugethan ist, das einerseits bestrebt ist, die Ehre des Landes bis ins kleinste zu erhalten, andererseits Gottesfurcht und Nächstenliebe je mehr und mehr erblühen zu lassen, das bewies es so recht am 11. Juni 1879, dem Tage der goldenen Hochzeitsfeier des hochverehrten Kaiserpaares. Niemals zuvor hat ein Volk — auch das deutsche

3. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 177

1882 - Gütersloh
Augusta, Kaiserin von Deutschland. 177 der Königin zum Kaufe an, und wenn diese dann eine Blume auswählte und der kleinen Ella ein blankes Zwei- oder Fünf-markstück in das Händchen legte, dann war die Freude grenzenlos. 2. Wie groß die Opferfreudigkeit, selbst der ärmsten Frauen in jenen drangsalvollen Tagen war, davon ein Beispiel: Eine arme Schäferswitwe in der Pfalz erzählt in einem Hause, in dem sie und ihre sechs Kinder schon oft unterstützt worden, daß auch sie zwei Mann Einquartierung gehabt habe. „Aber," wird sie gefragt, „was haben Sie denn den Soldaten zu essen gegeben, Sie haben ja doch selbst nichts?" „Ja," sagte sie, „die Leute haben eben fürlieb nehmen müssen. Von meinem Huhn habe ich mir schon lange die Eier aufgehoben und für die Kirchweih aufgespart. Da diese nun doch dieses Jahr nicht gehalten wird, habe ich den Soldaten Pfannkuchen davon gebacken und Kaffee dazu gekocht. Ich habe mich in der Kammer auf den Boden schlafen gelegt, und die armen müden Leute in meinem Bette schlafen lassen. Zuvor habe ich ihnen Hemden von meinem Sohne gegeben, damit ich die ihrigen waschen konnte; die sind dann über Nacht getrocknet. Am andern Morgen hat mein Kaffee noch gerade zum Frühstück gereicht. Zwei Groschen habe ich nur noch gehabt, davon habe ich jedem einen Groschen mit auf den Weg gegeben und Gottes Segen gewünscht; mehr konnte ich leider nicht thun." 3. Die Dorfchronik erzählt: „Die Kaiserin von Deutschland, Königin Augusta von Preußen, hat dem katholischen Pfarrer Schäfer in Schweighofen nebst einem huldvollen Schreiben zwei kostbare Gaben zustellen lassen, nämlich ein Reliquienkreuz in Gold und Emaille für dessen Wohnzimmer und ein Altarbuch für die Kirche in Schweighofen. Beide Gaben sind Andenken an den unvergeßlichen Tag der Schlacht bei Weißenburg, an welchem das katholische Pfarrhäuschen in Schweighofen, wo das Haupt-

4. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 93

1882 - Gütersloh
König Friedrich Wilhelm Iii. 93 staunten Königs Angen lagen 2000 goldene Friedrichsdor. Nach dein Freiheitskriege, als der gute Nickel durch die Kriegsnot in Armut gekommen war, hat Friedrich Wilhelm diese Liebe mit reichen Zinsen wieder vergolten. 9. In einem der ersten Gefechte beim Beginn der Befreiungskriege wurde einem Musketier von einem pommerschen Infanterieregimente ein Auge aufgeschossen. Mit geschultertem Gewehr trat er an seinen Offizier und sagte: „ Herr Lieutenant, ich bitte austreten zu dürfen!" * * * In der Schlacht bei Groß-Görschen, den 2. Mai 1813, schlug eine Flintenkugel dem sehr jungen Fahnenträger von der Mülbe von einem schlesischen Infanterieregimente beim Vorrücken den Fahnenstock entzwei und fuhr ihm in die Schulter. Gelassen nimmt er die Fahne in den anderen Arm, achtel nicht der blutenden Wunde, sondern stürzt beim Angriff mit lautem Hurra vorwärts. Das machte auf die Soldaten einen begeisternden Eindruck. Ein freiwilliger Jäger, mit Namen Hilsbach, ein Jude, war unter den ersten, die in der Schlacht bei Groß-Görschen verwundet wurden. Er erhielt einen Schuß in den Arm, ging aber aus dem Gefecht noch nicht zurück. Er that dies erst, als er durch einen zweiten Schuß in den Arm vollständig unfähig gemacht wurde, seine Pflicht zu thun. Die Kameraden äußerten ihr Bedauern über seine Verwundung. Er aber entgegnete mit frohem Mute: „Brüder, es schmerzt nicht, denn dort (er zeigte aus das Gefecht) geht's ja gut. Euer Sieg wird mich heilen." Seine Kameraden erkannten ihm einstimmig das „eiserne Kreuz" zu, welches der König der Jägerabteilung verlieh.

5. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 198

1882 - Gütersloh
198 Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Ich ritt langsam weiter, wusch mir die Thränen aus dem Auge und gut war's, daß ich meine Trompete nicht bei mir hatte, ich glaube, — ich hätt zum Sturme auf Paris geblasen. — — — Den Inhalt des Etuis, der zu verrauchen war, habe ich mir wohl schmecken lassen, es waren die ersten und höchst wahrscheinlich auch die letzten königlichen Cigarren, die ich rauchte. Die Thalerscheine, die es weiter enthielt, mag ich nicht verrauchen, ich übersende Ihnen dieselben zur beliebigen Verwendung für meine armen, verwundeten Kameraden. Das Etui selbst will ich mein Lebenlang führen zur Erinnerung an einen meiner schönsten Tage, und sterbe ich vor Ihnen — und ich glaube trotz der jungen Jahre so was zu fühlen, ich habe des Elendes zu viel gesehen — dann nehmen Sie es hin als ein Angebinde sür Ihre mir stets bewiesene Teilnahme. Trösten Sie gegebenen Falles meinen lieben, alten Vater und meine Geschwister. Droben sehen wir uns alle wieder." Diese Todesahnung ging leider nur zu frühe in Erfüllung. Verschont in fünf Schlachten, tötete ihn wenige Tage später der Typhus in Corbeil. Dort liegt Magnus Hoß, Inhaber des eisernen Kreuzes, des bayerischen Militär-Verdienstkreuzes und Feldzeichens für 1866, begraben, wieder ein Opfer mehr fürs deutsche Vaterland.

6. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 103

1882 - Gütersloh
Die Königin Luise. 103 dem herzoglichen Schlosse Hohenzieritz zuzubringen. Aber sogleich nach ihrer Ankunft in Hohenzieritz erkrankte die Königin. Es trat ein Brustkrampf mit heftigem Fieberansall ein. Am 1. Juli fühlte sie sich jedoch so erleichtert, daß der König wieder nach Charlottenburg zurückreisen konnte. Einige Tage blieben die heftigen Anfälle von Herzbeklemmung und Beängstigung aus, aber bald nahmen sie wieder zu. Der König eilte abermals nach Hohenzieritz. Als er am 19. Juli früh um 4 Uhr dort eintraf, fand er sie noch bei völliger Besinnung, aber er war von dem veränderten Anblick so betroffen, daß er laut weinend das Zimmer verlassen mußte. Leise sagte die Königin zu ihrer getreuen Krankenpflegerin: „Der König thut, als ob er Abschied von mir nehmen wolle; sagt ihm, er solle das nicht, sonst sterbe ich gleich!" Der König suchte Fassung zu gewinnen und kehrte zurück. Sie legte ihre Hand in die seine mit der Frage: „Ist jemand mitgekommen?" Der König antwortete: „Fritz und Wilhelm." „Gott, welche Freude!" rief die Königin. „Laßt die Kinder zu mir kommen!" Der Kronprinz und Prinz Wilhelm knieten vor dem Bette der Mutter nieder. „Mein Fritz! Mein Wilhelm!" rief sie wiederholt. Die Söhne weinten bitterlich im Schmerz. Die Königin fragte nach diesem und jenem. Ihr wurde wohl, bei aller Nähe des Todes. Aber nicht lange, da kehrten die Krämpfe wieder. Die Kinder entfernten sich. Der König blieb. Er sah feine liebe Luise unverwandt an. Er hielt die eine Hand, die andere ihre Schwester, die Prinzessin Friederike. So wurde es neun Uhr morgens. Der Anfall wurde heftiger. Da öffnete der König die Thür und rief die Ärzte. Noch wurden einige Mittel zur Abwehr und zur Linderung angewandt. Aber die Beklemmungen wurden gewaltsamer. Die Ärzte wollten, die Königin solle die Arme ausbreiten und höher legen. „Das kann ich nicht!" sprach die Sterbende. „Mir hilft nichts als der Tod!" Darauf neigte sie das Haupt sanft zur Seite. „Herr, kürze mein Leiden!" betete sie, und verschied.

7. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 127

1882 - Gütersloh
König Friedrich Wilhelm Iv. 127 hätte hervortreten wollen. In soldatischer Haltung schritt er vorwärts, legte beide Arme eng an die Seiten und stand kerzengerade vor seinem Könige und Herrn. Der König trat nahe an ihn heran, betrachtete einige Augenblicke den stattlichen Mann und sagte dann mit hörbarer innerlicher Bewegung: „Du bist ein braver Mann!" Das ging denn dem wackern Schlesier tief in das hochschlagende Herz und er konnte nicht anders, er sagte: „Wenn das mein geliebter König und Herr sagt, darf ich's ja selber glauben." Dabei lächelte er so selig, und die Augen wurden ihm feucht. Der König faßte des Bauern harte, schwielige Hand und drückte sie herzlich. „Womit kann ich Dir helfen?" sagte der König. „Dank' schön," sagte der Bauer, „mein Schwiegervater wird mich schon noch ein bißell durchstümpern! sind noch ärmere da." — Jetzt wurde das Königsauge feucht, denn diese Uneigennützigkeit rührte ihn tief. Er sah noch einmal lange und schweigend den edlen Bauern an, drückte herzlicher die harte Hand und rief dann einen Feldjäger herbei, der das Ehrenzeichen erster Klasse trug, nahm es von seiner Brust und heftete es unter dem nicht mehr zurückzuhaltenden Jubel des anwesenden Volkes an des Mannes Brust. Und zu seinen Gefolge gewendet, sagte er bewegt: „Hat Winkelried mehr gethan, als dieser Bauer?"

8. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 31

1882 - Gütersloh
Friedrich Wilhelm I. 31 brachte nur eine ausgesprochene Vorliebe für holländische Reinlichkeit und Sauberkeit mit. Während des zweiten Aufenthaltes des Kronprinzen in den Niederlanden war seine Mutter gestorben, und kurze Zeit nach dem Tode derselben schritt man zur Verehelichung des kaum achtzehnjährigen Thronfolgers. Seine Braut war die schöne hannoversche Prinzessin Maria Dorothea, die ihm eine treue, liebevolle Gattin gewesen ist. Bei der Hochzeit entfaltete sich alle nur denkbare Pracht des Hofes (4), wie denn überhaupt gegen Ende der Regierungszeit König Friedrichs I. die Verschwendung sich noch eher mehrte als abnahm. Es war natürlich, daß der Staat durch die ungeheuren Geldausgaben endlich ins Verderben kommen mußte, und wirklich, als König Friedrich das Zeitliche segnete, war er dem Untergange sehr nahe. Schon als Kronprinz hatte Friedrich Wilhelm mit Rat und That diesem Treiben entgegengestrebt, was ihm jedoch eine zeitweise Ungnade seines königlichen Vaters eingetragen hatte, jetzt aber, wo er die Zügel der Regierung selbst in die Hände bekam, offenbarten sich seine edlen Absichten von dem ersten Tage an. Es ist nicht zu leugnen, Friedrich Wilhelm hatte eine derbe, harte, ja manchmal grobe Natur, aber unter dieser harten, bitteren Schale war ein edler, biederer Kern verborgen. Des Landes Wohl, seiner Unterthanen Glück lag ihm allein am Herzen, und es gehörte ein Mann dazu wie Friedrich Wilhelm I. es war, um in einer so kurzen Zeit einen verarmten, entkräfteten Staat wieder znr Wohlfahrt und zur Kraft zu führen. Er hatte längst eingesehn, daß vor allen Dingen Sparsamkeit notthue, und ging deshalb sofort frisch ans Werk. Die Hofhaltung seines Vaters hatte jährlich 276 000 Thaler gekostet-Friedrich Wilhelm setzte diese Ausgabe auf 55 000 Thaler herunter. Er entließ die Unmasse von faulenzenden und doch millebenden Höflingen, die überflüssigen Beamten, Diener, Köche rc., verkaufte die kostbaren Weine aus dem Schloßkeller, die unnützen und nur zum Staat dastehenden Luxuspferde und Kutschen,

9. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 62

1882 - Gütersloh
62 König Friedrich Ii., der Große. jährlich eine Pension bekommen." Diese wurde ihr wirklich angewiesen. * * * Als einst aus einer Reise die Pferde gewechselt wurden, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an des Königs Wagen. „Was wollt ihr?" fragte Friedrich sie. „Nur Ihr Angesicht sehen," erwiderte die Alte. Der König gab ihr einige Friedrichsd'or und sagte: „Seht, liebe Frau, auf diesen Dingern könnt Ihr mich ansehen, so oft Ihr wollt." * * * Friedrich Ii. hatte acht Stunden von Berlin ein schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz nahe dabei eine unruhige Mühle gewesen wäre. Denn erstlich stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut neben einander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel schmeckt, wenn die Mühle fein gemahlen und der Ofen fein gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten Gedanken war und nicht an den Nachbar dachte, auf einmal ließ der Müller seine Mühle klappern und dachte auch nicht an den Herrn Nachbar; und die Gedanken des Königs störten zwar das Räderwerk der Mühle nicht, aber manchmal das Klapperwerk der Räder die Gedanken des Königs. Der geneigte Leser sagt: „Ein König hat Geld wie Laub, warum kauft er dem Müller die Mühle nicht ab und läßt sie niederreißen?" Der König wußte warum, denn eines Tages ließ er den Müller zu sich rufen. „Ihr begreift," sagte er zu ihm, „daß wir zwei nicht neben einander bestehen können. Einer muß weichen. Was gebt Ihr mir für mein Schlößlein?" — Der Müller sagte: „Wie hoch haltet Ihr es, königlicher Herr Nachbar?" Der König erwiderte ihm: „Wunderlicher Mensch! so viel Geld habt Ihr nicht, daß Ihr mir mein Schlößlein abkausen könnt. Wie hoch haltet Ihr Eure Mühle?" — Der Müller erwiderte: „Gnädiger Herr, so habt Ihr auch nicht soviel Geld, daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt; sie ist mir nicht feil." — Der König that zwar ein Gebot,

10. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 162

1882 - Gütersloh
162 Wilhelm I. die so sehr darnach verlangten, hätte sie diese Gnade gewünscht. — „Ja, dann muß ich noch einmal hinauf kommen," antwortete der König, stieg die hohen Treppen wieder hinauf, unterhielt sich auch oben mit den einzelnen, nahm sich mit der Gabel aus dem Näpfchen des einen einen Bissen Fleisch, von dem andern ein Stückchen Brot, lobte, wie gut sie verpflegt würden und schied dann mit herzlichen Abschiedsworten von seinen wunden Kriegern. * "X* * Einmal trat der König mit dem Kronprinzen und mehreren Generalen in das Lazarett zu Versailles. Wie gewöhnlich ging er von Bett zu Bett und fragte die einzelnen in seiner leutseligen Weise nach ihren Verwundungen. Da trat er auch an das Bett eines alten Schlesiers, der durch Amputation sein rechtes Bein verloren und außerdem einen Schuß in der rechten Schulter hatte. Als der König den wackern Soldaten fragte, wo er verwundet sei, antwortete dieser: „Hier, Majestät! Ich höbe das rechte Bein verlor'n und das ärgert mich; denn nu könn ich nich mit noch Paris morschir'n und zur Zugobe ho'n mich die Karle noch hier ei die Schulter geschuss'n." Alle lachten. Darauf erwiderte der König: „Nun, mein Sohn, dann sollst Du ein künstliches Bein bekommen und doch mit uns in Paris einrücken." Treuherzig meinte der Schlesier: „Ja, das globe ich, aber ich könn mir doch nich mehr 's eiserne Kreuz verdienen!" Wieder lachten die Umstehenden. Doch der Kronprinz legte seine Hand auf des Braven Haupt und sagte: „Mein Sohn, auch das sollst Du haben!" und stille nickte der König sein „Ja" dazu und ging mit feuchten Augen weiter. * Ein andermal erschien der Kaiser Wilhelm im Lazarett zu Versailles. Dort lag ein blutjunger Infanterist blaß und bleich auf seinem Schmerzenslager. Er schlief. Der Arzt hatte ihm ein Schlafpulver gegeben, damit er auf einige Zeit seine Schmerzen vergessen möchte. Vor diesem schlafenden Krieger stand Kaiser
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