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10. So klingt's, und es murmeln die Wellen Und rauschen von Gau zu Gau; —
Da bebt vom innersten Grunde Der alte steinerne Ban.
11. Zur mitternächtigen Stunde Am Turme der Meister steht,
Und mit den Gesellen allen
Ins Reich hinaus er späht.
12. Und steh, da gleißt es und blitzt es Und rasselt und trabt durch die Nacht:
Es zieht in langen Reihen
Herüber die deutsche Macht.
13. Und es drängt sich und wogt und wimmelt In endlosem Zuge nach:
Die Deutschen kommen und sühnen Vielhundertjährige Schmach! —
14. Lang steht entzückt der Meister Und schaut und lauscht hinab,
Dann steigt er mit seinen Gesellen Herunter in sein Grab:
15. Tann legt er sich ruhig nieder Am alten deutschen Strom,
Denn deutsch ist wieder sein Boden/
Und deutsch ist wieder sein Tom.
Otto Hörrh.
Herrmanns von #nlja Aufruf zur Kreuzfahrt.
(1226).
1. Nicht fürder fern im Palmenlande Verschwendet edle deutsche Kraft,
Wo in der Wüste Wirbelsande
Nicht Schwert, nicht Pflug sich Heimat schafft!
2. Lang hielten Wacht wir träumend weiland -Am Heilgen Grab mit treuem L-Peer,
Wir sanden's endlich aus: der Heiland Braucht keinen Schutz; seiu Grab ist leer!
3. Nein, wer begehrt nach Heidenstreichen,
Wer nach des Pfluges edlerm Streit:
Ein Schlacht- und Brachfeld ohnegleichen Liegt nah der Heimat ihm bereit.
4. Wo jetzt die Nogat und der Pregel Durch herrenlose Sümpfe schleicht,
Wo kaum im Haff vor seltnem Segel Der Möven zahllos Volk entweicht,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Otto Herrmanns_von_#nlja
— 301 —
5. Tort soll er nicberfnieen;
Er sprach: „Das tu’ ich nit!
Will sterben, wie ich stehe,
Will sterben, wie ich stritt,
So wie ich steh' aus_ die)er
schanz'! — Es leb' mein guter Kaiser Franz, Mit ihm sein Land Tirol!"
6. Und von der Hand die Binbe Nimmt ihm der Korporal;
Anbreas Hofer betet Allhier zum letztenmal;
Dann rüst er: „Nun, so trefft mich recht!
Gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr schlecht!
Abe, mein Land Tirol!"
Julius Mosen.
Napoleon
1. Bei Smolenskunb an der Moskwa, Waren blnt'ge Sieg' erkämpft,
Laut erschallet stolzer Jubel,
Ter balb schrecklich ist gebämpst.
2. Als in Moskau Frankreichs Kaiser Zog mit weh'nben Fahnen ein: Glaubt er, nicht im Reich des Lebens, Nein, im Totenlanb zu sein.
3. Erabesrnh umfängt den Sieger; Leere Straßen sieht er nur; Ausgestorben rings die Häuser; Nirgenbs eine Menschenfpur!
4. Plötzlich sängt es an zu brennen, Lobert hell zum Himmel auf.
Und bersturmminb packt bieflamme, Führt sie fort im Wirbellauf.
5. Rings ein Meer oon Gluten wälzt
sich
Näher, wilb und wunberbar,
Bis die stolze Zarenhauptstabt Nur ein Aschenhaufen war.
6. Schnell Napoleon erkannte Tie Gefahr, die ihn umringt,
Eilt allein zurück im Winter Jeber Jubellaut verklingt!
in Rußland.
7. Sinb das wirklich jene Krieger Die so stolz ins Land marschiert, Jene iibermüt’gen Sieger,
Die so prahleub triumphiert?
8. Ohne Schutz und ohne Obbach Von Kosaken rings umschwärmt, Zog das Heer bei Nacht und Tage Bleich und müb und abgehärmt.
9. Truppweis' sinken die Soldaten j In den tiefen, kalten Schnee;
I Der mit seinem Leichentuch i Deckt das ganze, grause Weh.
10. Bis zur Beresina mühsam Ist das Heer herangerückt,
Und in wilber Angst und Eile Wirb der Fluß leicht überbrückt.
11. Grauenvoll naht das Verberben! Jeber will der erste sein,
Wnhrenb Russen mit Kartätschen Feuern aus den Hansen ein.
12. Doch die Brücke, voll Gewimmel, Trägt die Last, die Menge nicht, In die eis’gen Fluten plötzlich Krachenb sie zusammenbricht.
Einke.
13. Art der Beresina war es,
Wo gebrochen Frankreichs Macht, Wo der große Weltbezwinger Schrecklich warb zu Fall gebracht.
Der Trompeter an der Katzliach.
1. Von Wunben ganz bebecket Der Trompeter sterbend ruht, An der Katzbach hingestrecket. Der Brust entströmt das Blut.
2. Brennt auch die Tobeswuube, Doch sterben kann er nicht,
Bis neue Siegeskuube Zu seinen Ohren bricht.
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Franz Franz Julius_Mosen Napoleon Erabesrnh Lobert Napoleon Frankreichs
Extrahierte Ortsnamen: Moskwa Moskau_Frankreichs Katzliach
— 293 -
5. Wo des Perkunos Steine ragen,
Von Urwaldfichten schwarz umsäumt,
Wo wilde Steppenhengste jagen
Und im Gestrüpp der Rohrwolf heult —
6. Dort, statt am Jordan zu vergeuden Des Ritters Mut, des Bauers Kraft,
Tort sollt ihr fechten, dann und reuten
Mit Axt und Grabscheit, Schwert und Schaft.
7. Auf! rasche Franken, zähe Sachsen.
Ihr Schwaben klug, ihr Bayern stark:
Gen Preußenland! aus Sumpf erwachsen Soll Deutschland eine neue Mark!
8. Gen Preußenland! Brecht, stet im Siegen, Mit Schwert und Pflug die Wege klar,
Und hoch ob euren Häuptern fliegen Prophetisch soll des Reiches Aar.
Kaiser Uudolf.
1. Einst saß der Kaiser Rudolf im hohen Herrschersaal,
Und vor den Pforten standen die Wächter allzumal.
2. Da kam im Bettlerkleide, gebeugt, ein greiser Mann,
Ser rief die stolzen Söldner um Einlaß flehend an.
3. Er sprach mit trübem Blicke: „Verletzet ward mein Recht Sem Kaiser laßt mich's klagen, der Kaiser ist gerecht."
4. Ta wiesen ihn die Schranzen zurück mit schnödem Wort: „Heb dich von hinnen, Alter! dein Glücksstern weilt nicht dort.
5. Heb dich von hinnen, Alter; der Kaiser hat nicht Zeit,
Daß er mit Bettlern rechte und schlichte ihren Streit."
6. Herr Rudolf, der's vernommen, rief: „Laßt den Alten ein, Bin ich denn darum Kaiser, verschlossen stets zu sein?
7. Was meiner Krone eigen, so weit das deutsche Reich,
So viel sind meiner Kinder und eins dem andern gleich.
8. Und wer nach mir begehret, den führt zu mir herein: x'd) will ein lieber Vater, kein stolzer Herrscher sein."
Friedrich Otte.
Kaiser Rudolfs *titt jum Grabe.
1. Aus der Burg zu Germersheim, Stark am Geist, am Leibe schwach.
Sitzt der greise Kaiser Rudolf,
Spielend das gewohnte Schach.
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TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Uudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Friedrich_Otte Friedrich Rudolfs Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Deutschland Siegen Rudolfs Germersheim
— 304 —
Dann schrie er: „Tonnerwetter! Ihr seid nicht recht gescheit; 3ch will’s euch besser sagen, wer Land und Volk befreit':
Das war der Preußen Tapferkeit,
Von mir ein bißchen Verwegenheit —
Und Gottes große Barmherzigkeit!"
Lie saßen an der Tafel und schauten ängstlich drein,
Ter Alte aber lachte still in sein Glas hinein.
______________________________G. Hesekiel.
Ein eisernes Kreuz.
1. Derfeldherr trittin daslazarett, Lein Auge blickt mild und doch trübe; Für jeden Helden im Krankenbett Hat er ein Wort der Liebe.
2. Und jeder, zu dem er tröstend
spricht,
Hat stolz es im Herzen empfunden. Wie rötet sich freudig manch bleiches Gesicht!
Bergessen sind Fieber und Wunden.
3. „Wo ist der Brave?" so sragt ^ er jetzt,
„Der Held, der mit kühnem Wagen Lein Leben bei Weitzenburg eingesetzt, Und die Fahne vorangetragen?"
4. An jenem Lager steht er still Bei einem Tvdeskranken.
Was wohl seine einsame Träne will? Sie will einem Sterbenden danken.
5. Das eiserne Kreuz er leise legt Dem bleichen Alaun in die Hände. „Des Königs Dank", so spricht er
bewegt,
„Nimm noch vor deinem Ende!"
6. Ta richtet der Kranke sich ans;
es ruht
Sein Aug’ auf dem Königssohne Mit des fliehenden Lebens letzter Glut,
Und er flüstert mit bebendem Tone:
7. „Meine Pflicht nur tat ich in jener Stund;
Nun mag ich sterben in Frieden!"
Er preßt das eiserne Kreuz an den Mund,
Und lächelnd ist er geschieden.
Graf Tyherrri.
Unsere Mainbrücke.
1. Das war zu Wörth der heiße
Tag,
Als wir die Blutschlacht schlugen, Wie krachte vor ihrem Donnerschlag Tas Kaiserreich ans den Fugen! Das war zu Wörth der heiße Tag — Tie Höhen waren erstürmet,
Auf blutiger, glühender Heide lag Des Todes Saat ge türmet;
2. Und drunten im Grund am
einsamen Tann,
Wo rot die Wellen heut rauschen, Da hob sich empor ein gefallener Mann,
Den Donnern des Sieges zu tauschen. Und neben ihm hob sich ein andrer empor,
Die Rechte gepreßt aus die Wunde, Mit brechendem Aug und mit lechzendem Ohr Einsangt er die jubelnde Kunde.
3. Der erste, ein Preuße vom
nordischen Strand, Vom bayrischen Hochland der zweite, Sie waren gefallen am waldigenrand Hier lagen sie Seite an Seite! Gerächt und gerettet das Vaterland, Der Räuber zu Boden gerungen! Und selig umklammert sich Hand und Hand
Und halten sich glühend umschlungen.
4. Viktoria! klangs — mit flüch-
tigem Rot Aufs neue die Wangen sich färben: Willkommen nun, heiliger Schlachtentod !
Das nenn’ ich ein seliges Sterben! Und der Preuße: „Gott fegn’ euch die Waffentot;
Heut zahlet ihr heim in Treuen Ten angefonnenen deutschen Verrat Tem Franken, ihr bayrischen Leuen!"
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Friedrich Wilhelm's Selbstthnigkeit; die Aushebung und Werbung. 219
ordnet und ändert die Verfassung und Verwaltung des Staates; wenn die Stände widersprechen wollen, so sagt er gerad heraus, daß er „die Junkers ihre Autorität rniniren werde." „Ich stabilire die Souveränität," sagte er, „wie einen Kocher de Bronce,“ und ohne Widerrede müssen seine Befehle vollzogen werden. Aber er ist sich dabei bewußt, nur den Vortheil des Volkes im Auge zu haben, und das Herrschen ist ihm nicht blos persönliche Leidenschaft, sondern er sieht es als Gottes Ordnung an und will, daß diese Ordnung überall beachtet werde, von oben herab soll jeder Untergebene seinem Vorgesetzten eben so gehorsam sein, wie ihm.
Während Friedrich I. den Erweis seines fürstlichen Ansehens in äußerem Prunke suchte, hat Friedrich Wilhelm in seinem einfachen Rocke, auf seinem hölzernen Schemel, in seinem geraden, derben Soldatentone doch eben einen höheren Begriff von seiner königlichen Stellung als Jener; aber vor Allem fühlt er sich für seinen Staat verpflichtet und lebt nur seines Staates wegen. Er muß daher Alles wissen, was in jedem Zweige der Verwaltung vom Größten bis zum Kleinsten gethan wird, er muß erfahren, was in jedem Theile seines Staates vorfällt, ohne ihn darf Nichts gethan werden. Er arbeitet von früh bis spät, er schläft kaum und immer unruhig; ihn halten die schlechtesten Wege, Wind und Wetter, Eis und Schnee nicht ab; ohne alle Bequemlichkeit ist er immer auf, zu Wagen oder zu Pferde, immer eilig, Nichts geht ihm schnell genug; so bietet er allen Beschwerden Trotz. Dasselbe verlangt er von seinen Beamten, seinen Dienern, weil er sie dafür bezahlt, daß sie arbeiten sollen. Er selbst bewacht Alles unablässig. Alle Beamten zittern vor ihm, weil Keiner vor seiner Eontrole sicher ist. Er erfährt, daß der Thorschreiber in Potsdam die Bauern srüh vor dem Thore warten läßt, ohne zu öffnen; eines Morgens geht er selber hin, findet den säumigen Beamten noch im Bette und prügelt ihn mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Thorschreeiber," höchst eigenhändig aus dem Bette heraus. Er wollte, die ganze Nation sollte so einfach leben und so thätig und betriebsam sein wie er*).
Das Heer unter Friedrich Wilhelm; die langen Kerls. Seine Thätigkeit ging, wie gesagt, vor Allem auf die Vermehrung und Vervollkommnung des stehenden Heeres hinaus. Er nannte die Soldaten,,seine lieben blauen Kinder" und widmete ihnen wirklich eine Art väterlicher Zärtlichkeit, wiewohl er es als guter Vater, wie wir sehen werden, an sehr strenger Zucht nicht fehlen ließ. Während seiner Regierungszeit ist die Armee von 48,000 Mann, wie er sie vorfand, fast auf das Doppelte vermehrt worden. Schon im Jahre 1719 zählte dieselbe 54,000, im Jahre 1740, dem Todesjahre des Königs, 83,500 Mann.
Es war natürlich nicht leicht, diese großen Truppenmassen aus der beschränkten Einwohnerzahl des Landes zusammenzubringen und doch mußte wenigstens der größte Theil aus den Landeskindern genommen werden. Die freiwilligen Werbungen reichten nicht Hin, und so geschah es, daß junge dienstfähige Leute auch mit Gewalt fortgenommen wurden. Doppelt saftig wurden die Aushebungen dadurch, daß die Werber in gegenseitigem Wetteifer sich oft in denselben Ortschaften durch listige oder gewaltsame Wegführung
*) Stenzel, Itt.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Thorschreeiber Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Stenzel
Die Höhen. 39
sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge:
Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum
dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen
Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach
feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es
weiter.
2. Der Regenstein,
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N.
erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend;
und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried.
Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
32
Europa,
bare Drau und die auf der Grenze der Balkänhalbinsel hinfließende Save,
l. die fischreiche Theiß, die bei Szegedin [ßegebin] die Maros jmärow
aufnimmt.
Tie Schwarze Erde*) der niederuugarischen Tiefebene ist mit Weizen-
und Maisfeldern bestanden, die oft die Ausdehnung eines kleinen deutschen
Fürstentums haben; durch sie bahnen sich die Büffel ihren Weg. Die durch den
Kornbau schon etwas eingeschränkte wasserarme, baumlose Steppenebene, die
Pußta, platt wie eine Tischfläche, mit magerem Rasen und branner Heide, er-
nährt mit ihren Gräsern unermeßliche Herden halbwilder Schweine, Schafe,
Pferde und langgehörnter Rinder. Über sie jagt der berittene Hirte und wan-
dert der geigenspielende Zigeuner. Mitteu aus der Pußta liegt die dorfähnliche
„Magyarenstadt" Debrecziu sdebrezin^.
d) Tie Ost-Alpen. Sie gehören — abgesehen von den kleineren An-
teilen des Deutschen Reiches und Italiens — zu Österreich-Ungarn.
Als besondere Teile sind zu merken:
1. In den n. Kalkalpen: die vom Inn umflossenen Nordtiroler A., die
Salzburger, bis zur Salzach, und die österreichischen A., die bei Wien
enden. Der w. Teil der österreichischen A. heißt wegen seines Reichtums an
Steinsalz das Salzkamm er gut.
2. Im Jnnengürtel: die Öhthaler A., bis zum Brennerpasse (1350m).
Die Brennerstraße von Innsbruck bis Verona ist die bequemste und darum
seit alters am meisten belebte, zugleich eiue der anziehendsten von allen, die über
die Hauptkette führen; über sie gingen die meisten Romsahrten der alten deutschen
Kaiser. Ö. vom Brennerpasse die Tauern-Kette und die steierischen A. bis
an den Semmering-Paß (1000 in), über deu eiue Eisenbahn von Wien über die
Hauptstädte Graz und Laibach nach dem bedeutenden Handelshafen Tri est
führt. Die Hohen Tonern**) gipfelu in dem von gewaltigen Gletschern umgürteten
Großglocküer***) mit 3800 m. Ein Ausläufer der steierischen A., das Leitha-
Gebirge, zieht bis an die Donan bei Preßburg, der andere, der Bakony
ibakonj^-Wald, bis in das Donauknie bei Wachen.
3. In den s. Kalkalpen: die Ortler A., w. der Etsch, mit dem Ortler,
dem höchsten Gipfel der Ost-Alpen und des Staates (3900 m); ö. der Etsch, die
dem Adriatischeu Meere zustießt, erheben sich die wunderbar gestalteten, rötlichen
Dolomit-A.; im S.o. die jnlischen A., im Triglav, d. i. Dreispitz, 3900m
h., die den öden, zerklüfteten Karst berühren, der sich zwischen den Golfen von
Trieft und Fiüme ausbreitet und die Halbinsel Jstrien erfüllt. In seinem Kalk-
gesteine verschwinden die Flüsse und brechen aus unterirdischen Höhlen wieder
hervor. Berühmt sind die Tropssteinbildnngen der Adelsberger Grotte
(8 km lang.) Der Karst führt hinüber in
c) das Gebirgsdreieck von Bosnien, das schon der Balkän-Halbinsel
angehört. Ihm vorgelagert ist Dalmatien mit vielen Inseln.
*) Eine dichte, fruchtbare Erde, keine Meeresablagerung, sondern ähnlich dem
Löß entstanden aus lockerem Gebirgsboden, der, in einer trocknen Zeit der Erdgeschichte
vom Winde fortgeführt, sich auf den Ebenen in hohen Schichten als kalkhaltiger Lehm
ablagerte. ...
**) d. i. Thore = Gebirgspässe; der Name deutet die Schwierigkeit der Uber-
gänge an.
***) So benannt wegen seiner Gestalt.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Karst Karst
Extrahierte Ortsnamen: Europa Heide Italiens Wien Jnnengürtel Verona Wien Graz Laibach Donan Preßburg Bosnien Balkän-Halbinsel Dalmatien
Die Höhen. 53
sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage:
Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum
dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert
Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch
seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es
weiter.
2. Der Negenstein.
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N.
erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend;
und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried.
Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Die deutschen Hipen.
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Rheinländer auf seine wein-, kann der Mgäuer auf seine Käsekeller stolz sein. Venn
die Tiere im herbste von den Almen wieder Heimgetrieben sind, finden die großen
Viehmärkte statt. An einem Tage stehen manchmal 4000 Stück Rinder zum verkauf.
— Daneben nutzt der gewerbfleißige Schwabe auch die reißenden Bergwasser als
billige Triebkraft für seine Maschinen aus. Man findet großartige Bindfaden- und
Seilerwarenfabriken, Baumwollspinnereien und -Webereien, Strohhutfabriken usw.
Überschreitet man den Lech, so kommt man in die Bayrischen Alpen. Sie
reichen bis an den Inn und gewähren dem Beschauer ein ganz andersartiges Bild.
Er erblickt Blöcke und Mauern von steingrauen oder gelblichweißen Kalksteinfelsen,
von denen Trümmerschutthalden weit herunterreichen. In dem Gestein sind nämlich
feine Kalkkörnchen durch den Ton fest miteinander verkittet (5. 104). Das Hegen-
wasser und das Schmelzwasser des Schnees spülen den weichen Ton heraus, so daß
Risse und Klüfte entstehen. Der Frost, der das eingedrungene Wasser in Eis ver-
wandelt, sprengt dann die Felsen völlig auseinander und vollendet das Werk der
Verwitterung. So erhalten im Laufe der Zeit die Felsenmauern ein wildzerrissenes
und zerklüftetes Kussehen (ftbb. 5. 99). Der öde, kahle Felsgipfel der Zugspitze,
des höchsten deutschen Berges, ragt fast '3000 m zum Himmel empor.
Der verwitterte Steinschutt zerfällt zu einem feinen Grus, durch den die Feuchtig-
keit hindurchsickert. Auf solchem Boden gedeiht der Wald gut. Die Lebensführung der
Bewohner ist daher neben dem mehr und mehr anwachsenden Fremdenverkehr ganz
wesentlich vom Bergwalde abhängig, „hier ist die Heimat einer Industrie von
Saiteninstrumenten, die Mittenwalds Namen bis über den Atlantischen Ozean ge-
tragen hat. Jährlich werden ungefähr 10 000 Violinen, Cellos, Zithern und Gitarren
ins Ausland, besonders auch nach Amerika versendet, hier blüht in Garmisch und
Partenkirchen wie im benachbarten Gberammergau, das durch seine Passions-
spiele bekannt ist, die Schnitzerei, hier ist ferner die Heimat des wettergefestigten
altbayrischen Holzknechts mit dem stählernen herzen und der eisernen Gesundheit,
von hier kommen endlich die Tausende von Flößen, die auf der Isar den Reichtum
an Stamm- und Brennholz, Brettern, Latten und Holzkohlen gen München hinab-
tragen und zur raschen baulichen Entwicklung dieser Stadt nicht wenig beitragen." x)
Über Mittenwald und Partenkirchen führt eine alte Heerstraße, die von Verona
über den Brenner und Innsbruck nach Augsburg zieht. Sie wurde im Mittelalter
von den deutschen Kaisern auf ihren „Romfahrten" und nach den Kreuzzügen auch
von den Kaufleuten viel benutzt. Jetzt hat die Eisenbahn eine noch engere ver-
bindung zwischen Deutschland und Italien geschaffen. Sie ist durch das Tal des Inn
geführt worden.
Die Berchtesgadener Alpen ragen westlich der Salzach wie eine Halbinsel
in österreichisches Gebiet hinein. Ihre mächtigen Kalksteinblöcke (ll) atzmann über
2700 m) sind nicht so wild zerrissen wie die Züge der Bayrischen Alpen, und zwischen
den kahlen Bergrücken liegen oft liebliche, breite Täler mit saftigen wiesen und
1) 3m Iahte 1900 kamen in München 5190 Flöße an, deren Wert über 2% Mm. Mark
betrug.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Bayrischen_Alpen Amerika Garmisch Mittenwald Partenkirchen Verona Augsburg Deutschland Italien
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Rheinisches Schiefergebirge. hunsrücf.
Hn das südwestdeutsche Gebirgsland und an das östlich davon gelegene (außer-
deutsche) böhmische Becken schließen sich nach Norden Gebirgslandschaften an, die
als mitteldeutsches Gebirgsland zusammengefaßt werden. Im westlichen
Deutschland bestehen sie aus breiten, niedrigen, im östlichen aus schmäleren aber
höheren Gebirgen. Der langgestreckte Bergwall, in den am Rhein, an der Ems, an
der Saale und Elbe, sowie an der Oder das Tiefland in weiten Buchten eingreift,
hat die Gestalt eines in die Breite gezogenen M. Scheinbar bildet er eine Schranke
zwischen Nord und Süd unseres Vaterlandes, aber zahlreiche Täler und Einsenkungen
haben es ermöglicht, daß Fahrstraßen und Eisenbahnen hinübergeführt werden
konnten, so daß Nord- und Süddeutsche in enger Verbindung miteinander stehen.
a) Das Rheinische Schiefergebirge mit der Kölner Tieflandsbucht und
dem Münsterlande.
Bestimme ihre Lage zu den llachbarlandschaften! Nenne die Teile des Rhei-
nischen Schiefergebirges!, Welches sind die größten Erhebungen? Welche Flüsse
entspringen dort? Suche die größten Städte auf und ordne sie a) nach den
Flußläufen, b) nach den Staaten bzw. Provinzen, die an den Gebieten Teil haben!
Das Rheinische Schiefergebirge ist das größte zusammenhängende Stück des
alten Gebirges, aus dem das deutsche Mittelgebirge entstanden ist. Es setzt sich
hauptsächlich aus grauen, braunen und rötlichen Schiefern zusammen. Durch brandende
Meereswogen, die es bereits im Altertum der Erde benagten und durch die immerfort
tätige Verwitterung wurde es so abgetragen, daß ein Hochland mit welliger, nach
Norden geneigter Oberfläche übrig blieb (mittlere höhe 500 m). Nur von Süden
her und von den Talfurchen aus, die der Rhein und seine Nebenflüsse in das Ge-
stein genagt haben, erscheint das Hochland als wirkliches Gebirge. — Im Mittelalter
der Erde wurde die Gebirgsmafse etwas gehoben. Bei diesen Bewegungen drangen
an verschiedenen Orten feurigflüssige Gesteinsmassen an die Oberfläche. Erloschene
Vulkane und heiße Mineralquellen sind noch heute zu finden. Einzelne Teile des
Landes sanken aber in die Tiefe. Wir kennen sie als Kölner Tieflandsbucht und
Münsterland, die beide jetzt dem norddeutschen Tieflande angehören.
Das linksrheinische §chiesergebirge. Die höhen des hunsrücks sind zum
großen Teil mit dichten, wildreichen Wäldern bedeckt, aber in den Tälern der Nahe
und der Mosel, die gegen die kalten Nordwinde geschützt sind und sich eines heißen
und langen Sommers erfreuen, erntet man Wein und Obst. Besonders das Mosel-
tal mit seinen vielhundertfachen Windungen hat eine so weiche, warme Luft wie
kein andres Seitental des Rheins. Die wichtigste Moselstadt ist das durch Weinhandel
bekannte altertümliche Trier (50). Im Nahetale sprudeln bei Kreuznach (24)
Solquellen hervor, die der Salzgewinnung und als Heilbäder dienen. Die Kchat-
funde in dem Felsgestein sind jetzt seltener geworden- die Edelstein- und halbedel-
steinschleiferei in Gberstein ist daher auf die Verarbeitung eingeführter ausländischer
Steine, besonders aus Brasilien und dem Kaplande, angewiesen. In den südwest-
lichen vorbergen des hunsrücks, im Gebiete der Saar, werden bei Saarbrücken (104)
Steinkohlen gefördert. Da die Eisenerzlager des benachbarten Lothringen das Kuf-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Rheinisches_Schiefergebirge Deutschland Rhein Nord Rhei- Rhein Rheins Gberstein Brasilien Lothringen