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1. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 29

1874 - Hadersleben : Westphalen
1530 berief Karl V. einen Reichstag nach Augsburg. Luther konnte daselbst nicht erscheinen, weil er in der Acht war. Er weilte so lange in Koburg, wo er das herrliche Lied dichtete: „(Sine feste Burg ist unser Gott." Melanchthon verfaßte die s. g. Augsburgische Confession, das Glaubensbekenntniß der neuen Kirche. Dasselbe wurde dem Kaiser, nachdem es in der Reichsversammlung laut vorgelesen worden war, in deutscher und lateinischer Sprache überreicht. Dr. Eck versuchte, die Schrift zu widerlegen, aber Melanchthon vertheidigte sie in der s. g. Apologie. Luther hatte sich im Jahre 1525, nachdem er das Mönchsgewand abgelegt, mit der Nonne Catharina von Bora vermählt. Sein Haus zeigte das Bild einer echt christlichen Familie. Er hatte seine sechs Kinder (Johannes, Paul, Martin, Elisabeth, Margaretha und Magdalena) sehr lieb, erzog sie aber strenge; er sprach selbst: „Ich wollte lieber einen todten Sohn haben, als einen uugerathenen." Der Tod seiner vierzehnjährigen Tochter Magdalena beugte ihn tief. — Gegen Nothleidende war Luther von Herzen mildthätig; seinen Freunden bewahrte er Treue und Anhänglichkeit bis in den Tod. Alle Arbeit begann und beendigte er mit Gebet; das Mittagsmahl würzte er mit sinnreichen Reden, von denen viele unter dem Namen „Tischreden" von den Freunden und Bekannten Luther's aufgezeichnet worden sind; den Abend verschönte Gesang und Musik. Kurz nach Neujahr 1546 reiste Luther auf Einladung der Grasen von Mansfeld, die ihn gebeten hatten, einen Familienstreit schlichten zu helfen, nach Eisleben. Seine drei Söhne begleiteten ihn. Am 24. Januar traf er in Halle ein, wo er, weil in Folge des plötzlich eingetretenen Thauwetters die Saale über ihre Ufer getreten war, vier Tage verweilen mußte. Am 28. fuhr er mit Lebensgefahr über den reißenden Fluß. Hierbei erkältete er sich so stark, daß sein Unwohlsein, woran er schon bei der Abreise ans Wittenberg litt, in besorgnißerregender Weise zunahm. Krank kam er in Eisleben an. Es gelang ihm, die Zwistigkeiten beizulegen, und er sprach: „Nun will ich heim reisen und sterben." Aber es sollte anders kommen. Am 17. Februar mußte er sich in's Bett begeben. Er ahnte, daß er nicht wieder aufstehen würde und sagte: „Ich werde gewiß hier in Eisleben, wo ich geboren bin, sterben müssen." In der Nacht kamen mehrere seiner Freunde mit Aerzten und auch die Familien der Grasen von Mansfeld stellten sich ein. Gegen Mitternacht stand er auf und ging einige Male im Zimmer auf und ab, mußte sich aber bald wieder zu Bett legen. Er fühlte heftige Brustschmerzen und sprach: „Himmlischer Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Du hast mich erlöset, du treuer Gott." Hieraus sank er in Schlas. Dr. Jonas beugte sich über das Bett des Kranken und rief laut: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf den Glauben, welchen Ihr gepredigt habt, auch sterben?" Luther antwortete mit einem vernehmlichen „Ja" — und verschied. Dies war am 18. Februar 1546, Morgens um 2 Uhr. Die Leiche des Heimgegangenen wurde auf Befehl des Kurfürsten nach Wittenberg gebracht. In allen Städten und Dörfern, durch welche der Zug

2. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 36

1874 - Hadersleben : Westphalen
hat dieselbe wieder ausbauen lassen. Am Eingänge liest man den Wahlspruch des berühmten Geschlechts: „Dom Fels zum Meer!" Das Geschlecht der Hohenzollern ist sehr alt. Schon Thassilo, Herzoa von Maiern, der zur Zeit Karl's des Großen lebte, soll diesem Hause angehört haben. Gewiß ist, daß bereits im 11. Jahrhundert Grafen von Zollern in Schwaben herrschten. Um das Jahr 1200 wurden dieselben Burggrafen vou Nürnberg, d. i. Stattbalter der kaiserlichen Burg Nürnberg nebst Gebiet. Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich die eigenen Besitzungen der Zollern, die s. g. fränkischen Besitzungen, so ansehnlich vermehrt, daß Burggraf Friedrich V. dieselben in die Markgrafschaften Anspach und Baireuth theilte. _ Friedrich Vi. war ein Freund und Waffengefährte des Kaisers Sigismund. Dieser übertrug ihm die Statthalterschaft (die Markgrasenwürde) in der Mark Brandenburg (1411). Es ist schon erzählt, wie traurige Zustände in der Mark herrschten, sollten Gesetz und Ordnung im Lande wieder aufgerichtet werden, fo mußte der Kaiser ganz bedeutende Geldmittel dazu hergeben. Diese hatte er aber nicht. Friedrichs bestritt deshalb die Kosten aus eigenen Mitteln und der Kaiser gab die schriftliche Erklärung ab, daß Friedrich oder seine Erben die Mark im Besitz behalten sollten, bis sämmtliche Auslagen zurückerstattet wären. Diese Auslagen wurden anfangs zu 100,000 Gulden taxirt; als man aber fand, daß diese Summe zu niedrig gegriffen sei, auf 150,000 Gulden erhöht und noch später mit 400,000 Gulden (nach dem heutigen Gelde etwa 1,225,000 Thaler) berechnet. ^ ^ Als Friedrich 1412 nt der Mark erschien, wurde er von den meisten Städten srendig begrüßt. Der Adel verweigerte die Huldigung, demnach auch den Gehorsam, wurde aber vou Friedrich mit Erfolg bekämpft . ^er Belagerung der Burgen wendete Friedrich eine der seit kurzer Zeit tn Gebt auch gekommenen „Donnerbüchsen" (Kanonen) an. Diese Donnerbüchse, ein Dierundzwanzigpfünder, aus welcher mit Steinkugeln geschossen wurde, soll, da sie schwer und nur langsam sortznschaffen war, von den Bauern den Namen »faule Grete" erhalten haben. inzwischen hatte 1414 die Kirchenversammlung zu Kostuitz begonnen, durch welche Johann Hnß verurtheilt wurde. Da der Kaiser und die Fürsten einmal versammelt waren, so verhandelte man auch weltliche Angelegenheiten, und Friedrich, der auch erschienen war, wurde 1415 vom Kaiser zum Kurfürsten ernannt und erhielt die Mark Brandenburg als erbliches Eigenthum. Friedrich hatte schon auf der Kirchenvevsammlung zur Milde gegen Hnß gerathen und als später die Böhmen sich empörten, rieth er dem Kaiser nochmals, einen Ausgleichs herbeizuführen. Obgleich sein Rath nicht befolgt wurde, betheiligte er, seiner Pflicht gegen Kaiser und Reich nachkommend, sich dennoch am Kriege gegen die Hustiteu und wurde zuletzt Befehlshaber des ganzen Retchsheeres, welches aber 1431 von den Böhmen total geschlagen wurde. Dte erbitterten Hussiten sielen verheerend in die Mark ein, wurden aber vom Kurprinzen Friedrich über die Grenze zurückgeworfen.

3. Abriß der brandenburg-preußischen Geschichte - S. 13

1871 - Leipzig : Leuckart
13 „Jochimke, Jochimke, hyde dt)! Fange tot) dy, so hange tot) dt)!" Diese Drohung toäre einmal beinahe in Erfüllung gegangen. Ein Raubritter lauerte Joachim mit seinen Knechten in der Nähe von Berlin auf. Zum Glück wurde der Kurfürst von einem Bauer noch zu rechter Zeit vorder Gefahr gewarnt. Einige schnell aus der Stadt beorderte Reiter überfielen die Wegelagerer und nahmen sie gefangen. Sie wurden sofort gehängt. Unter solch kräftigem und strengem Regiment ließ das Raubwesen bald nach. c. Er errichtet das Kammergericht. 1516. — Unter diesem standen auch Grafen, Ritter und Fürsten, und der Kurfürst, der sich den Aussprüchen des Gerichts selbst unterwarf, hatte aufs Strengste befohlen, jederzeit ein unparteiisches Urtheil zu sällen. Vorher solle man aber immer erst versuchen, ob die Sache, um die man sich stritt, nicht auf friedlichem Wege ausgemacht werden könne. Auch eine allgemeine Städteordnung und die Einführung gleicher Maße und Gewichte ist sein weises Werk. cl. Die Universität Frankfurt ft. O. wird 1506 eingeweiht. zu der sein Vorgänger den Grund gelegt hat. e. Der Reformation gegenüber verhielt er sich feindlich. — Der strenge Joachim mochte es nicht leiden, daß ein armer Mönch so vielen weltlichen Fürsten und geistlichen Herren, zu denen besonders der Erzbischof Albrecht von Magdeburg, sein Bruder, gehörte, Strafpredigten hielt. Die Erbitterung gegen Luther wuchs, als er sah, wie die Studenten die Universität Frankfurt, die ihm so sehr am Herzen lag, verließen, nach Wittenberg eilten und dort Luther's gewaltige Lehre anhörten. Noch höher stieg sein Zorn, als er die mancherlei Verirrungen sah, welche durch die mißverstandenen Worte Luthers hervorgingen, als die Burgen der Ritter in den Bauernkriegen von den Flammen verzehrt wurden, und als die Wiedertäufer ihr schmachvolles Wesen trieben. f. Joachim s Strenge gegen seine Gemahlin Elisabeth. — Sie war eine Frau von großem Verstände und hoher Bildung und gewann das lautere Evangelium, welches Luther predigte, lieb. Als ihr strenger Gemahl einst verreist war, konnte sie dem Drange ihres Herzens nicht länger widerstehen und ließ sich das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen. Joachim erfuhr es und drohte ihr mit Gefängniß und Einmauerung. Es blieb daher der frommen Elisabeth nichts übrig, als sich durch eilige Flucht zu retten. In einer kalten Märznacht verließ sie in Bauerukleider gehüllt auf einem ganz gewöhnlichen Wagen die Stadt Berlin. Sie floh zu ihrem Bruder, dem Kurfürsten Johann dem Beständigen von Sachsen, der ihr das Schloß Lichtenbnrg an der Elbe in der Nähe von Wittenberg zum

4. Die Heimat - S. 127

1899 - Leipzig : Degener
— 127 — Wölbungen des Fläming hervorzuheben sind. Der Boden ist sandig, so daß der Getreidebau kaum den Bedarf der Gegend deckt. Bis gegen Torgau hin, wo eine Kuppe eruptiven Gesteins hervorragt, wird die Elbe von niedrigen Höhenzügen begleitet, dann aber strömt sie zwischen flachen Usern hin, an denen sich nur selten eine Erhöhung des Bodens.zeigt. Deshalb mußten zur Abwehr der Überschwemmungen an beiden Ufern des Stroms starke Dämme errichtet werden. Die Ufer dieses Stromes sind fruchtbar und bilden (besonders von Prettin bis Wittenberg) anmutige Auen, die mit ihrem frischen Grün das Auge des Wanderers erquicken. An kleineren Seen ist die Gegend, besonders auf dem linken Elbufer, reich; von ihnen ist der große Teich bei Torgau hervorzuheben. Alle diese Gewässer sind sehr fischreich. Die Schwarze Elster hat bei ihrem geringen Gefälle einen fast schleichenden Gang, weshalb sie auch in ihrer Niederung sehr zur Teich- und Sumpfbildung geneigt ist. Ihren Beinamen trägt sie von dem schmutzigen Sumpfwasser. Links nimmt die Schwarze Elster die Pulsnitz aus, welche von Ortrand bis Elsterwerda in der Provinz Sachsen durch den Schraden, einen früheren Bruch, fließt. Weiter abwärts empfängt sie die Röder, die sich in zwei Arme teilt; der eine mündet zwischen Elsterwerda und Liebenwerda in die Elster, der andere geht bei Ubigau in den „Neuen Graben", der sich von der Elster abzweigt und durch die Auuaburger Heide fließt. Auf den Sandfeldern findet man das Heidekorn, Buchweizen, Kartoffeln, in der Elb-Aue dagegeu gedeihen Gerste und Weizen vortrefflich; auch trifft man hin und wieder (z. B. bei Jessen) aus Weiupflauzungen, die aber geringere Sorten liefern. Die Elb- und Elster-Gegenden sind mit zahlreichen Waldungen bestanden, welche sämtlich mit Wild bevölkert sind. In den zahlreichen Heiden beschäftigen sich die Bewohner mit Bienenzucht. An nutzbaren Mineralien sind ansehnliche Torflager, einzelne Braunkohlenbildungen und größere Thonlager bei Belgern vorhanden; zwischen Wittenberg und Zahna befindet sich Pfeifen- und Töpferthon in seltener Reinheit. a) Auf dem hier festen linken Elbufer liegt die Elbfestung Torgau (lls/4), die zugleich eine Brückenstadt des Elbstromes ist. Als Waffenplatz hat sie ihre Hauptbedeutung. Das auf eiueni Felsen an der Elbe liegende Schloß Hartenfels dient jetzt als Kaserne. (In Torgau wurde 1526 der torgauer Bund zwischen Sachsen und Hessen gegen die kathol. Reichsstände geschlossen. Luther und seine Freunde verfaßten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession' und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauer Buch veröffentlicht.) Etwas westlich von Torgau sind die Höhen von Siiptitz, wo am 3. No- vember 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen wurden (Denkmal daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt 1813 eine 3 monatliche Belagerung durch Tauenzien aus und ergab sich erst am 10. Januar 1814 auf Kapitulation. In der Nähe von Torgau befindet sich auf der rechten Elbseite das königliche Hauptgestiit Graditz. Links von der Elbe liegen noch in diesem Kreise die 3 Städte Belgern, Schildau und Dommitzsch. Belgeru (3), am linken Ufer der Elbe, ist eine Gründung der Sorbenwenden. Die Ein- wohner betreiben Ackerbau und Steingutfabrikation. Der hier gegrabene feine Ton wird nach Berlin, Leipzig und Dresden versandt. Auch Braunkohlengruben befinden sich in der Nähe. —

5. Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 13

1916 - Leipzig : Teubner
§ i. Luther bis zum endgültigen Bruche mit dem Papsttum (bis 1520). 13 Summe zahlen, die ihm der reiche Kaufherr Fuggerinaugsburg lieh. Um Albrecht die Abtragung dieser Schuld zu ermöglichen, übertrug ihm der Papst für feine und feines Bruders Länder die Verkündigung eines Ablasses*), dessen Ertrag zur Hälfte in seine Kassen fließen, zur Hälfte für den Neubauder Peterskirche nach Rom abgeliefert werden sollte. Der rührigste seiner „Ablaßkrämer" war Johann Tetzel, ein Dominikanermönch aus Leipzig, der in anstoß- setjei. erregender Weise auch in Jüterbog (n. ö. b. Wittenberg) tätig war. Als Luther an einigen seiner Beichtkinder, die, obgleich der Vertrieb des Ablasses in Sachsen verboten war, zu Tetzel gewandert waren, die schädlichen Folgen dieses Treibens kennen lernte, mußte gerade er, der es so schwer und so tiefinnerlich mit der Gnade der göttlichen Sündenvergebung nahm, über den Mißbrauch des Ablasses besonders empört sein. Deshalb schlug er am 31. Oktober 1517, dem Tage vor „Allerheiligen", 95 lateinisch abgefaßte Streitsätze („Thesen") über den ^^Thes-n Ablaß an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg, um hierdurch nach damaligem Brauch zu einer öffentlichen Streitrede („Disputation") einzuladen. Mit dieser Tat begann die deutsche Reformation. Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die Streitsätze durch gauz Deutschland und fanden bei der romfeindlichen Stimmung der Mehrheit des Volkes großen Beifall, obgleich sie keineswegs schon eine Lossagung von Rom enthielten oder auch nur schärfer als frühere Angriffe gegen diesen Brauch der Kirche vorgingen. Aber die Zeit war reif! In dem schweren Kampfe, der gegen Luthers Absicht aus seinem Vorgehen erwuchs, fand er einen treuen Freund und geschickten Helfer in dem großen Humanisten Philipp Melanchthon (Schwarzerd), weiamw». Geboren 1497 Zu Breiten (in Baden, damals in der Rheinpsalz), zeigte er eine solche Begabung, daß, er schon mit sechzehn Jahren eine griechische Grammatik herausgab und bald daraus auf Veranlassung seines Großoheims, des hochberühmten Württembergischen Humanisten Renchlin, in 1) Wer in der ersten Zeit des Christentums wegen einer bösen Tat ans der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen war, wurde nur dann wieder aufgenommen, wenn er innere Reue gezeigt und Bußübungen (Fasten, Kasteien, Wallfahrten) durchgemacht hatte. Diese Kirchenstrafen konnte aber die Kirche selbst erlassen, es konnte „Ablaß" eintreten. Christus nämlich, so lehrte man, und die Heiligen hätten mehr Gutes getan, als notwendig war, und somit einen Überschuß guter Werke geschaffen, den nun der Papst verwalte, um hin und wieder davon an die Christenheit auszuteilen. Wer durch solchen Ablaß der „zeitlichen" Kirchenstrafen ledig wurde, hatte einen Entgelt zu leisten (Zahlung einer Geldsumme); zur Vergebung der Sünden selbst war Rene unbedingt erforderlich. Je geldbedürftiger aber das Papsttum und je verderbter viele Glieder der Kirche wurden, um so häufiger wurde der Ablaß verkündet, und um so weniger redeten die Ablaßhändler von der Notwendigkeit der Zerknirschung des Herzens. So kam im Volke die Meinung auf, daß, wer Geld zahle, den Ablaß und damit Vergebung der Sünden erlange, und daß, wer für Verstorbene einen Ablaßzettel löse, selbst deren Seelen ans dem Fegefeuer erlösen könne.

6. Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 30

1899 - Breslau : Handel
30 Brandenburg unter Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern. von Preußen zum Protestantismus über. Auch des Kurfürsten Gemahlin Elisabeth war im geheimen eine Anhängerin der neuen Lehre und empfing das Abendmahl nach lutherischem Brauche unter beiden Gestalten. Als dies der Kurfürst erfuhr, geriet er in den heftigsten Zorn, so daß sie aus Furcht vor ihm bei Nacht aus dem Lande floh. Ihr Oheim, der Kurfürst von Sachsen, räumte ihr das Schloß Lichtenburg (an der Elbe) zum Wohnsitze ein. Teilung der Marken. Entgegen den Bestimmungen der Dispositio Achillea teilte Joachim I. sein Land unter seine beiden Söhne. Der jüngere derselben, Markgraf Johann, erhielt die Neumark mit Sternberg, ferner Krossen und Kottbus, während der ältere Bruder, der den Namen des Vaters trug, den übrigen größeren Teil der Marken mit der Kurwürde empfing. — Kurfürst Joachim I. starb 1535 und wurde bei seinem Vater im Kloster Lehnin begraben. 1535 Joachim Ilv Hektor (1535—1571). 1571 Den Beinamen „Hektor" erwarb sich Joachim Ii. als Kurprinz. Da hatte er an der Spitze eines brandenbnrgischen Hilfscorps die Grenzen des Reiches wacker gegen die Angriffe der Türken verteidigt, ähnlich jenem Tapfersten der Trojaner, der die Vaterstadt gegen die Griechen schirmte. Einführung der Reformation (1539). Die Lehre Luthers hatte trotz des strengen Verbots Joachims I. in der Mark Anhänger gefunden. Markgraf Johann, der in Küstrin residierte, führte dieselbe bald nach seinem Regierungsantritt in seinem Gebiete ein. Der Kurfürst legte ihrer Ausbreitung in seinem Lande kein Hindernis in den Weg, und so war nach wenigen Jahren eine große Zahl der Märker protestantisch. 1539 Am 1. November 1539 vollzog auch er seinen Übertritt zum Protestantismus, indem er aus den Händen des Brandenburger Bischofs Matthias von Jagow das Abendmahl unter beiden Gestalten empfing. Seinem Beispiele folgte der Rest seiner Unterthanen. Die drei Landesbistümer blieben vorläufig noch bestehen, wurden aber nach dem Tode der damaligen Inhaber mit Prinzen des kurfürstlichen Hauses besetzt. Diese verwalteten die zugehörigen Ländereien und bezogen deren Einkünfte. Die Klöster wurden aufgehoben, ihre Besitzungen eingezogen. Ein Teil der Erträge wurde zur Gründung von Schulen, sowie zum Unterhalt von Lehrern und Geistlichen verwendet. So vollzog sich in Brandenburg der Konfessionswechsel ohne innere Unruhen und die von ihnen unzertrennlichen Schädigungen des Erwerbslebens. Während der Kämpfe zwischen Kaiser Karl V. und den evangelischen Fürsten nahm Joachim Ii. eine vermittelnde Stellung ein. Vom Schmalkaldener Bunde Hielt er sich fern, und am Schmalkaldener Kriege nahm er keinen Anteil. Er bewog den Landgrafen Philipp von Hessen zur Unterwerfung und verbürgte ihm die Freiheit, die

7. Leitfaden der brandenburgisch-preußischen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 20

1880 - Potsdam : Stein
20 Johann Cicero 1486—1499. — Joachim I. Nestor 1499—1535. Wegen Besteuerung des Klerus (Türkensteuer) verfiel Albrecht in päpstlichen Bann (1480), an den er sich aber nicht kehrte. Er starb auf dem Reichstage zu Frankfurt, auf dem Maximilian zum röm. König gekoren war, 11. März 1486, im Dominikanerkloster. Von imponierender Gestalt, voll Wunden, aber im Turnier nie besiegt, trotz seiner geringen Mittel glänzend (die Mark brachte kaum 40000 G., nachdem Albrecht die Abgaben verdreifacht hatte), trefflicher Haushalter (Ludwig von Eybs Haushaltsetat; die Verpfändungen hören auf. geordnete Bureauverfassung; er hinterließ ein Silberzeug von 400000 G. Wert), hochangesehen bei Kaiser und Reich. 4. Johann Cicero 1486—99 erbte nach dispositio Achillea Kur- und Neumark, die er nur durch Ankauf der kleinen Herrschaft Zossen (südlich von Teltow) erweiterte (1490). Der erste Hohenzoller, der dauernd in der Mark (Berlin) residierte. 1488 bewilligten ihm die Altmärker die Bierziese, die er zur Tilgung der Landesschulden verwandte. 1495 beschloß er auf Kaiser Maximilians Wunsch eine Universität in Frankfurt a. O. nach dem Muster von Paris-Prag zu gründen, berief den Leipziger Professor Simon Pistoris, der seine Wassersucht behandelt hatte, und begann den Bau, starb jedoch schon 1499 in Arneburg. Begraben in Kloster Lehnin, später nach dem Berliner Dom übergeführt (Denkmal des Nürnbergers Peter Bischer in Erz). 5. Joachim I. Nestor 1499—1535 vollendete und weihete 1506 die Universität Frankfurt (1000 Studenten), deren erster Rektor Konrad Wimpina (loo^Antithefen für Tetzel gegen Luthers 95 Thesen) war. Der Adel glaubte dem 15 jährigen Kurfürsten trotzen zu dürfen. „Vor Köckeritz und Lüderitz, Vor den Kracht und Jtzenplitz Behüt' uns, lieber Hem Gott." Aber Joachim ließ die Wegelagerer hängen (einst 70). Von Otterstädt ließ ihm ans Zimmer schreiben: Jochinken, Jochinken, höde dy, wo wy dy krigen, hangen wy dy.

8. Der kleine Patriot - S. 23

1891 - Langensalza : Greßler
23 Tetzel aber rief laut in die Menge hinein: „Wenn das Geld im Kasten Hingt, Die Seele aus dem Fegefeuer springt!" bis daß sein Kasten voller Gold- und Silbermünzen war; da zog auch er seine Straße weiter. Als er nun mitten durch den düstern Föhrenwald kam, sprengte plötzlich ein Haufen Geharnischter auf sein Gefährt ein, warfen den Knecht nieder und nahmen den vollen Kasten als gute Beute mit. Es nützte dem schlauen Mönch gar nichts, daß er fluchte und zeterte, den Räubern mit Bann und Interdikt drohte. Der Anführer zeigte ihm lachend den gelösten Ablaßzettel und rief höhnisch: „Ihr habt mir ja selbst den Ablaß erteilt, was wollt Ihr nun dagegen eifern?" So fing der Fuchs sich in seiner eigenen Schlinge und hatte noch zum Schaden den Spott obenein. Gleichwobl wurde der schnöde Ablaßhandel noch lange fortgesetzt, und als die einzelnen Mönche nicht mehr herumzogen, bekamen Klöster und Abteien vom Papst die Berechtigung, an bestimmten Tagen im Jahre Ablaß erteilen zu dürfen. Noch heut, nachdem diese Klöster längst zerstört oder zerfallen sind, feiern diese Orte den altberühmten Tag, nennen ihn auch noch „Ablaß"; haben aber irgend einen Jahrmarkt oder ihr Kirchweihfest darauf verlegt. Joachim I. (1535.) Das war derselbe Zollerufürst, von dem ich euch schon erzählt habe, der die Raubritter hängen ließ, trotzdem sie ihm, dem 15jährigen Regenten, das Berschen an die Kammerthür geschrieben hatten: „Jochimke, Jochimke, hüte dy, Fang'n wy dy, so hang'n wy dy!" Er war inzwischen zum Manne gereift und ein Zeitgenosse Luthers. Freilich war er ein strenger Gegner der

9. Der kleine Patriot - S. 21

1891 - Langensalza : Greßler
21 Als er auf seinem Zuge dorthin durch Weimar kam, verbrannte gerade auf dem Marktplatz der Henker seine Schriften wider den Papst. Es sah nicht gut aus mit seiner Sache, aber er sang froh und glaubensvoll: „Eine feste Burg ist unser Gott!" und in ihm sollte er siegen. Die Reformation. (Fortsetzung.) (1521.) So kam Luther nach Worms und sollte dort vor Kaiser und Reich seine Lehre und seine Schriften widerrufen. Als er in den Saal treten wollte, wo Fürsten, Papst und Prälaten versammelt waren, klopfte ihm ein alter Feldhauptmann, Georg von Frnndsberg, freundlich auf die Schulter und sprach zu ihm: „Münchlein, Münchlein, Du gehst jetzt einen schweren Gang, den ich und mancher Feldoberster in der heißesten Schlacht nicht gegangen sind. Bist Du aber Deiner Sache gewiß, so vertrau' auf Gott, er wird Dich nicht verlassen." Dies Wort hat unseren Luther gar sehr ermutigt und er gab freudig Zeugnis vor der glänzenden Versammlung. Als man ihn aber zum Widerruf seiner Lehre zwingen wollte, that er es doch nicht und sprach feierlich: „Es sei denn, daß man mich aus der heiligen Schrift oder mit klaren, faßlichen Gründen widerlegen kann, so will ich nicht widerrufen, da es nicht gut und geraten scheint, etwas wider die Wahrheit und das Gewissen zu thun." Und nun legte er die Hand auf das Herz und sprach fest und ergeben: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen." Zu dem Bannstrahl des Papstes fügte der Kaiser nun die Reichsacht: Luther war vogelfrei, jedermann durfte ihn ungestraft töten, niemand ihm Obdach und Speise geben. Der liebe Gott wußte ihn aber doch zu schützen. Luthers Kurfürst und Freund, Friedrich der Weise, ließ ihn

10. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 84

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 84 — beste Buch erklärte, unendlich viel Segen gestiftet. Aber wenn er gezwungen war, in Sachen der Reformation öffentlich aufzutreten, so geschah es jedesmal mit Angst und Beklommenheit. „Ach," so schreibt er einmal, „wenn man mich doch nicht aus meinem Hörsaale abriefe und mich nur zum Besten der Jugend ungestört arbeiten ließe! Das ist meine Ruhe und meine Freude. Für andere Dinge bin ich zu weich und ungeschickt." Sogar zum Predigen konnte er niemals bewogen werden. Als während Luther's Anwesenheit auf der Wartburg die ganze Last allein auf seinen Schultern lag, fühlte er sich sehr gedrückt. Rathlos stand er während des Aufruhrs der Bilderstürmer da; sehnsüchtig wartete er aus den Augenblick, wo Luther wieder selbst als bcr Erste im Vordergründe stehen werde; groß war seine Frende, als derselbe gerade in den durch die Unruhstifter heraufbeschworenen angstvollen Tagen erschien. Hatte er doch nun wieder die starke Stütze, woran er sich lehnen konnte in der stürmischen Zeit. Und als er Luther, bei dessen Tode er ausrief: „Ach der Wagen und Reiter Israels ist dahin, er, der in dieser letzten Weltzeit die Kirche regiert hat!" nicht mehr hatte, glich er der Rebe, die ihren Stab verloren hat. Aller Muth war dahin und als bald darnach der schon lange drohende Krieg auöbrach, wäre« die Thränen sein süßer Trost. „Mein Schmerz über die Kriegsunruhen," schreibt er, „verzehrt mich. Oft zweifle ich, wenn ich Die Elbe erblicke, ob ich ihn ausweinen könnte, wenn ich auch eben so viele Thränen weinen wollte als die Elbe Wellen wirft." Dazu kamen die unerquicklichen Streitigkeiten, die nun auch unter den Lutheranern selbst ausbrachen. Melanch-thon suchte überall zu vermitteln. Schon bei Gelegenheit der Verhandlungen zwischen Lutheranern und Resonnirten im Jahre 1536 hatte er sich denen zugesellt, welche den Riß auszufüllen suchten, dazwischen denselben entstanden war, und seinen Bemühungen ist es mit zu danken, daß beide Parteien, wenn auch nicht geeinigt, doch in Frieden aus einander gingen. Auch jetzt war er bemüht, zu versöhnen. Aber seine Bemühungen wurden ihm mit Undank gelohnt. Mau warf ihm feine allzu große Gelindigkeit vor, ja man ging sogar soweit, ihn zu beschuldigen, daß er, soweit es von ihm abhänge, Alles wieder zum Alteu zurückzuführen geneigt sei, um nur Frieden zu haben. Uebrigens wirkte er auch jetzt noch in seinem stillen Kreise unermüdlich fort. Noch am Tage vor seinem Tode trug er eine von ihm verfaßte Schrift selbst in die Druckerei. Schon seit längerer Zeit hatte er sich krank gefühlt; dennoch hörte er nicht auf, den Studenten die gewöhnlichen Vorlesungen zu halten und überhaupt in der gewohnten Weise fortzuarbeiten. Seinem Schwiegersöhne, einem Arzte, der ihn auf das Gefährliche seiner Krankheit aufmerksam machte, erwiderte er: „Ist es Gottes Wille, Daß ich sterben soll, so will ich herzlich gern sterben und bitte Gott nur um einen fröhlichen Abschied." Er starb am 19. April 1560, 63 Jahre und 63 Tage alt. Als ihn kurz vor seinem Ende der schon einmal erwähnte Schwieger-
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TM Hauptwörter (200)200

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