Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 14

1902 - Karlsruhe : Lang
— 14 — besaßen sie große Körperkraft. Ihre ganze Erscheinung war häßlich und widerwärtig. Sie hatten dicke Köpfe mit struppigem Haar und gelbliche, schmutzige Gesichter mit kleinen, schiefen Äugen und eingedrückter Nase. Besonders entstellt wurden sie durch garstige Narben im Gesicht; denn man zerschnitt den Knaben die Wangen, damit ihnen später keine Bärte wüchsen. Ihre Wämser waren aus Fellen von Manlwürsen und Waldmäusen zusammengeflickt. Beinkleider und Schuhe kannten sie nicht; sie wickelten Ziegenfelle um die Beine. Als Kopfbedeckung dienten ihnen Pelzmützen. Die Kleider behielten sie auf dem Leibe, bis sie in Lappen herabfielen. In der Nahrung waren sie nicht minder unsauber als in der Kleidung. Sie lebten hauptsächlich von Wurzeln, Beeren, der Milch ihrer Pferde und vom Fleifche aller möglichen, auch der unsaubersten Tiere. Ihre Speisen wurden nicht gekocht, gewürzt oder sonst zubereitet. Nur das Fleisch richteten sie zum Essen dadurch zu, daß sie es wie einen Sattel auf das Pferd legten, darauf faßen und herumritten, bis es mürbe war. Sie hatten keine festen Wohnsitze, sondern führten ein nn-stätes Wanderleben. Die Männer blieben Tag und Nacht auf den Pferden sitzen und schliefen sogar auf ihnen. Die Weiber und Kinder wurden auf Wagen mitgeführt. Gehöfte und Dörfer, die sie auf ihren Wanderungen antrafen, brannten sie nieder. Die Felder wurden verwüstet, das Vieh geraubt, die Männer erschlagen und die Weiber und Kinder zu Sklaven gemacht. Man konnte sich nicht leicht gegen sie wehren oder schützen; denn unversehens kamen sie und waren eben so schnell wieder verschwunden. Nur an den rauchenden Trümmern der Häuser und an den Leichen der Erschlagenen merkte man, daß sie dagewesen waren. Wenn sie dem Kampfe nicht ausweichen konnten, fochten sie tapfer-. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile, Streitäxte und Schwerter. Oft überwältigten sie ihren Feind dadurch, das; sie ihm eine Schlinge um den Kops warfen und ihn erwürgten. Die Hunnen kamen zuerst nach Süd-Rußland; von da zogen sie nach Ungarn. 3. König Attila. Ungefähr 50 Jahre blieben die Hunnen im Ungarlande. Während diefer Zeit unterwarfen sie die benachbarten Völker ihrer Herrschaft. Von den Unterworfenen nahmen sie mildere Sitten an und wurden ihnen ähnlich in Kleidung und Lebensweise. Am größten wurde ihre Macht durch den König Attila. Er war ein tapferer, hochmütiger Mann. Sein Wuchs war

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 17

1902 - Karlsruhe : Lang
17 Chlodwigs Söhne und deren Nachkommen waren nicht durch große Taten, wohl aber durch alle möglichen Laster ausgezeichnet. Sie lebten in beständigem Unfrieden und wüteten gegen einander mit Totschlag und Meuchelmord. Die späteren Könige oon Chlodwigs L>tamm kümmerten sich nicht mehr um die Regierung. Die ganze Herrschergewalt kam in die Hände ihrer ersten Beamten, die man Hausmeier nannte. Die" berühmtesten Hausmeier waren Karl Martell und sein Sohn Pipin der Kleine. Seit dem Jahre 711 hatten die Araber durch Besiegung der Westgoten den größten ^eil von Spanien erobert, jtn Jahre 732 drangen sie über die Pyrenäen ins Frankenreich ein. Allein der Hausmeier Karl besiegte die Araber in der großen Schlacht bet Tours, in der 300000 Araber gefallen lern sollen. Eon dem Siege bei -lours erhielt Karl den Beinamen Martell, d. i. Hammer. Die Araber kehrten über die Pyrenäen nach Spanien zurück und gründeten hier ein eigenes Reich. Nach Karl Martell wurde sein Sohn Pipin der Kurze Hausmeier des Frankenreiches. Weil der König Childerich Iii. träge und nichtswürdig war, wurde er von den Franken abgesetzt und in ein Kloster gesperrt. . Nun wählten die meisten fränkischen Großen Ptptn zum Könige, und der heilige Bonisaeins salbte und krönte ihn (752). Pipin war klein von Gestalt; aber er besaß die Kreist und den Mut eines Riesen. Manche Franken spotteten und murrten wider den kleinen König. Da geschah es einmal, daß man Pipin einen Löwen in einem Käsig brachte. Der Löwe wurde auf einer mit Schranken eingefaßten Wiese losgelassen. Nun sagte Pipin zu den fränkischen Herren: „Es sind viele unter euch, die über den kleinen König spotten. Sie mögen nun hervortreten und ihre Stärke zeigen und den Löwen erlegen. Aber keiner hatte" den Mut dazu. Da trat Pipin, mit dem Schwerte bewassnet, in die Schranken. Brüllend stürzte der Löwe auf ihn los. Aber Pipin schlug ihm mit einem einzigen Streiche den Kopf ab. Fürder wagte keiner mehr, über den kleinen König zu spotten. Er starb im Jahre 768. Sein Sohn war der große Kaiser Karl. Y. I)er heilige Hzonifacius. Nachdem Chlodwig die Taufe empfangen hatte, wurden allmählich alle deutschen Stämme, die sich auf dem linken Rhein-user niedergelassen hatten, zum Christentum bekehrt. Diejenigen Franken, welche am Main wohnten, sowie die Bayern, Alemannen, ferner im Norden Deutschlands die Friesen und Sachsen blieben noch längere Zeit Heiden. B erg er - Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 2

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 24

1902 - Karlsruhe : Lang
— 24 — Seiner Familie zeigte er sich als treuer Hausvater. Er selbst gab ihr das Beispiel der Gottesfurcht, Frömmigkeit, Pflichttreue und Arbeitsamkeit. Die Gewänder, die er gewöhnlich trug, waren von seinen Töchtern gesponnen, gewoben und gefertigt. Bei allen seinen vielen Geschäften und Sorgen fand er noch Zeit, den Verwaltern seiner Güter kluge Vorschriften zu erteilen und ihre Rechnungen zu prüsen. 5. Von Kaiser Karls Heimgang. In seinen alten Tagen verweilte Karl am liebsten zu Aachen. Er benützte hier die warmen Quellen zur Stärkung seines Leibes. In den letzten Jahren seines Lebens erfuhr er großes Leid durch deu Verlust seiner hoffnungsvollen Söhne Pipin und Karl. Es blieb ihm nur noch Ludwig, der fpäter den Beinamen „der Fromme" erhielt. Als Karl wahrnahm, daß feine Kräfte nachließen, dachte er daran, sein Haus zu bestellen. Er ließ seinen Sohn Ludwig nach Aachen kommen. Ebendahin hatte er die Grasen, die Bischöfe und die vornehmsten Herren aus dem ganzen Reiche zusammenberusen. In einer feierlichen Versammlung machte er ihnen den Vorschlag, nach seinem Tode seinen Sohn Ludwig zum König und Kaiser zu machen. Sie gaben ihre Einwilligung, und dem ganzen fränkischen Volke gefiel es so. In der Marienkirche setzte darauf Karl seinen Sohn neben sich als Kaiser und übergab ihm das Reich, indem er ihm eine goldene Krone darreichte. Und das versammelte Volk ries: „Es lebe Kaiser Ludwig!" Karl selbst aber lobte Gott und sprach: „Gelobet seist du, Herr, Gott, der du meinen Augen heute gegeben hast zu schaue» meinen Sohn sitzen aus meinem Thron." Seinen Sohn aber ermahnte er, daß er in allen Dingen die Gebote Gottes halten und das Reich mit Gerechtigkeit und Weisheit regieren solle. Nicht lange daraus wurde der Kaiser von einem Fieber befallen. Sofort enthielt er sich des Essens, wie er beim Fieber immer tat; er meinte nämlich, durch Hunger die Krankheit bezwingen oder doch lindern zu können. Aber zum Fieber kamen Seitenschmerzen und die Brustentzündung. Nun ließ sich Karl das heilige Abendmahl reichen und bereitete sich zum Sterben vor. Am siebenten Tage seiner Krankheit, am 28. Januar 814, starb er, nachdem er 46 Jahre König der Franken gewesen war und 14 Jahre die Kaiserkrone getragen hatte. In einer Grabkammer der Marienkirche zu Aachen wurde er bestattet. Man setzte ihn aus eineu vergoldeten Sessel, schmückte ihn mit der Krone und dem Kaisermantel und umgürtete ihu mit dem Kaiserschwert. Auf feine Kniee legte man ein Evan-gelienbnch. Sein goldenes Scepter und sein goldener Schild

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 31

1902 - Karlsruhe : Lang
— 31 — sich. Im folgenden Jahre schloffen die Slaven einen Bund gegen die Deutschen: allein Heinrich besiegte sie in der blutigen Schlacht bei Lenzen. Die Mark Schleswig und das Land Böhmen hatte einst Karl der Große zum deutschen Reiche gebracht; später waren diese Länder von Deutschland losgerissen worden. Heinrich gewann sie wieder. Unter den letzten Königen aus der Familie der Karolinger war der deutsche Heerbaun in Versall geraten. Viele waffenfähige Männer entzogen sich ihrer Pflicht, auf den Ruf des Königs zum Heere zu kommen. Heinrich richtete die alte Ordnung wieder auf. Wer die Waffen tragen konnte, mußte Kriegsdienste leisten. Vor Heinrichs Regierung bestand das deutsche . Heer hauptsächlich aus Fußvolk. Heinrich ordnete an, daß die reichen Wehrmänner sich Pferde halten und im Heere als gepanzerte Reiter dienen mußten. Im Jahre 936 rief Heinrich die Großen des Reiches nach Erfurt zusammen. Er empfahl ihnen, feinen Sohn Otto zu feinem Nachfolger zu wählen, und sie gaben ihm das Versprechen, dies zu tun. Von Erfurt begab sich Heinrich nach feiner Pfalz Memleben iu der goldenen Ane. Hier traf ihn ein Schlaganfall, und er fühlte, daß fein Ende nahe. Da ließ er feine fromme Gemahlin Mathilde rufen und sprach zu ihr: „Mein treues, geliebtes Weib, ich danke dem Herrn Christus, daß ich vor dir aus dieser Welt scheide. Keiner gewann je ein so frommes, in jeder Tugend erprobtes Weib, wie ich. Du hast mich oft im Zorne besänftigt, mir zu allen Zeiten nützlichen Rat gegeben, mich, wenn ich irrte, ans den Pfad der Gerechtigkeit zurückgeführt; du hast mich fleißig ermahnt, mich derer anzunehmen, die Gewalt erlitten haben; habe Dank für dies alles! Ich empfehle Gott und der Fürbitte feiner Auserwählten dich und unsere Kinder, wie auch meine Seele, die nun diesen Leib verlassen muß." Auch Mathilde dankte ihrem sterbenden Gemahl für alle Liebe, die er ihr erwiesen hatte. Wenige Augenblicke darnach gab König Heinrich den Geist auf. Er wurde in der Klosterkirche zu Quedlinburg beigesetzt. Ix. 6)ffo der chroße. 1. Wahl und Krönung. ^ Bald nach dem Tode Heinrichs des Ersten wählten die Franken und Sachsen seinen Sohn Otto zum deutschen Könige. ym folgenden Monat kamen die Herzoge, Grafen und vornehmsten Männer aus allen deutschen Ländern zu Aachen zusammen, nm dem neuen Könige zu huldigen. In einer Säulenhalle, die

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 41

1902 - Karlsruhe : Lang
— 41 — der Städte am Rhein ergriffen für ihn die Waffen. Allein, bevor es zum Kampfe kam. starb der Kaxpr m -xxttxch xixx Jahre 1106 Weil er im Kirchenbanne gestorben war. Lteb man feinen Sarg volle fünf Jahre unbeerdigt stehen. ^ Heinrich V. fetzte den Jnvestiturstrert fort bis zum ^ahre 1122? ln diesem Jahre wurde der Streit durch exneix Vertrag zu^Wornxs beendigt, der bestimmte: Die Bischöfe sollen von bett Geistlichen der Bifchofskirche in Gegenwart eines taxier-, lichen Bevollmächtigten gewählt werden. Der Kaxfer ertexlt ihnen die weltliche Gewalt in ihrem Bxstum durch Übergabe von Scepter und Schwert. Erst wenn der Kux]er Ixe belehnt hat, dürfen sie geweiht werden und vom Papste Jixng xtni Stab empfangen. Xi. Won Kaiser Friedrich dem Notvart. 1. Die Hohenstaufen. ^n den Seiten, ba bic meisten Fürsten von Kaiser^ Heinrich Iv. abfielen, bewahrte ihm Friedrich von Hohenstaufen unverbrüchliche Treue. Friebrichs Staxxxmfchloß war die Bxxx'g Hohenstaufen auf dem Gebirgsrücken zwischen den yrlütblexn und Rems in Schwaben. Als Lohn seiner Treue erhxclt ^-rxedrxch die Tochter Kaiser Heinrichs zxir Gemahlin _und die Hcrzog^-würde in Schwaben und Elsaß. Nach denx Tode Kaiser Heinrichs V. erbten die Hohenstaufen feine Hausgüter und hatten auch Aussicht auf die Kaiserkrone. Allein die Mehrzahl der dexitfchen Fürsten wollte keinen reichen und mächtigen König haben und wählte darum den Herzog Lothar von Sachsen. Nach dem Tode Lothars wurde der Hohenstause Konrad 1 Li. gewählt, und die Kaiserkrone blieb 116 Jahre bei dem hohenstaufxfchcn Hanse. 2. Kaiser Friedrich der Rotbart. Nach Kaiser Konrabs Hl Abscheiden wurde sein Neffe. Herzog Friedrich von Schwaben, zum Kaiser gewählt, friebrich staub int 31. Lebensjahre und war ausgezeichnet durch Vorzüge des Körpers und des Geistes. Sein Leib war schlank und klüftig, ferne Haltung majestätisch. Der Blick feiner großen, blauen Augen küxxbigte beu Herrscher an; blonbe Locken umwallten fein Haupt, und ein rötlicher Bart zierte fein Antlitz. ^ Daher hieß man ihn beu Rotbart, ober wie die Italiener ihn genannt haben. Barbarossa. Alle Deutschen hatten zu ihm das feste Vertrauen, er werbe das Reich mit Krast, Gerechtigkeit und Weisheit regieren. Von ihm sagte man: ixn Rate ist er entschlossen, im Kriege tapfer

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 52

1902 - Karlsruhe : Lang
— 52 - Ludwig hatte dem kriegskundigen Feldhauptmann der Stadt Nürnberg, feetfried Schweppermann, den Oberbefehl über sein Heer übertragen. Friedrichs Heer war nicht zahlreich, aber er erwartete sicher,^ daß sein Bruder Leopold mit einer starken Schar zu ihm stoßen werde. Beim ersten Eingriffe schlug Friedrich die Feinde zurück. Schern meinte er, die Schlacht sei gewonnen, denn im Rücken seiner Schlachtlinie erblickte er eine Reiterschar mit österreichischen Fahnen. Er glaubte, es sei sein Bruder Leopold mit der erwarteten Hilfe. Es war aber der Burggras von Nürnberg, den Schweppermann, um die Feinde zu täuschen, mit österreichischen Fahnen abgeschickt hatte. Non vorn und im Rücken angegriffen, mußten die Österreicher unterliegen. Friedrich der Schöne mußte sich gefangen geben und wurde auf die Burg Trausnitz in der Oberpfalz in Gewahrsam gebracht. Seine Brüder fetzten den Krieg gegen Ludwig fort. Drei Jahre war Friedrich gefangen, da kam Ludwig zu ihm und bot ihm Versöhnung an. Friedrich sollte feine Freiheit wieder erhalten, wenn er der Krone entsage und feine Brüder und den Papst zum Frieden mit Ludwig bewege. Friedrich versprach es und wurde srei. Aber weder seine Brüder, noch der Papst wollten vom Frieden mit Ludwig etwas wissen. Darum kehrte Friedrich, seinem gegebenen Worte treu, freiwillig zu Ludwig in die Gefangenschaft zurück. Durch solche Treue wurde Ludwig gerührt und hielt Friedrich fortan als feinen Freund, und beide regierten bis zu Friedrichs Tod (1330) das Reich gemeinsam. 4. Der Schweizerbund. Die Schweiz gehörte von alten Zeiten her zum deutschen Reiche. Das Ländlein Uri war reichsunmittelbar, d. h. feine Bewohner hatten keinen andern Herrn über sich, als den Kaiser. In den übrigen Teilen der Schweiz hatten Bischöfe, Äbte und adelige Herren verschiedene landesherrliche Gerechtsame. Diese Herren waren fortwährend daraus bedacht, ihre Rechte zum Nachteile der freien Schweizerbaueru zu vermehren. Besonders die Herzöge von Österreich, die mehrere Herrschaften im Aargan befaßen, gaben sich Mühe, auch Schwyz und Unterwalden ganz. unter ihre Gewalt zu bringen. Darum stifteten die Männer von Schwyz, Uri und Unterwalden im Jahre 1291 einen Bund zum Schutze ihrer Rechte und Freiheiten. In dem Streite zwischen Ludwig dem Bayer und Friedrich dem Schönen standen die Schweizer treulich zu Ludwig. Darum zog Friedrichs des Schönen Bruder, Leopold, mit einem gewaltigen Heere von geharnischten Rittern gegen sie (1315). Im Morgarten hielten

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 77

1902 - Karlsruhe : Lang
77 Brand gesteckt. Auch in den Städten gab es Leute, die es mit den Bauern hielten. Diese zwangen beim Heranrücken der Bauernhausen die Stadtobrigkeiten, den Bauern die Tore zu öffnen, die Geistlichen und die wohlhabenden Bürger der Plünderung preiszugeben und Lebensrnittel und Geschütze zu liefern. Am Ostersonntage des Jahres 1525 rückten 8000 schwäbische Bauern, der sogenannte „helle christliche Haufen" vor die Stadt Weinsberg. Sie wurde vom Grafen von Helfenstein mit wenigen Landsknechten verteidigt. Verräter öffneten die Stadttore; der Graf wurde gefangen, und obwohl er ein reiches Lösegeld anbot, mit mehreren Adeligen grausam ermordet. Man trieb sie nämlich durch eine Gasse von Lanzenträgern, die unbarmherzig ans sie losstachen, bis sie zusammenstürzten. Zum Hohne ging ein Trompeter vor ihnen her, der lustige Weiseu aufspielte. Ein schreckliches Weib, die schwarze Hofmännin aus Bückingen, stach dem ermordeten Grafen ihr Messer in den Leib und schmierte mit dem heranstränselnden Fette ihre Schuhe. Die Gräfin von Helfenstein mit ihrem Söhnlein wurde beraubt, schwer mißhandelt und ans einem Mistkarren nach Heilbronn geführt. Ähnliche Greuel wurden überall verübt, wo die Bauern die Gewalt erlangt hatten. Inzwischen hatten die Fürsten und der Bund der schwäbischen Adeligen und Städte Truppen angesammelt, um dem Ausstande ein Ende zu machen. Wo diese mit den Bauern zusammenstießen, gab es keinen langen Kampf; die Führer der Bauern liefen meist feige davon, und die ungeordneten Bauernhaufen konnten den geübten Kriegsleuten nicht widerstehen. Zn Hunderten und zu Tausenden wurden die Bauern aus dem Schlachtfelde und auf der Flucht niedergehauen, erstochen und erschossen. Von denen, welche in ihre Heimat zurückkamen, wurden viele vor Gericht gestellt und erlitten den Tod durch Henkershand. Als der Ausstand niedergeschlagen war, lagen mehr als taufend Klöster und Schlosser in Asche; unzählige Dörfer waren verwüstet, die Felder lagen unbebaut, mehr als 150000 Menschen hatten ihr Leben gelassen, und der Druck, den die Bauern nun zu leiden hatten, war größer als je zuvor. 3. Kriege gegen die Türken. Im Jahre 1526 fielen die Türken mit einem gewaltigen Heere in Ungarn ein. Der ungarische König Ludwig Ii. konnte ihnen nur 30000 Mann entgegenstellen und verlor bei Mohatsch Schlacht und Leben. Hierdurch kam der größte Teil von Ungarn unter die Botmäßigkeit der Türken. Der Sultan Solhman der Prächtige gedachte auch Deutschland zu erobern. Das schien nicht allzu schwer; denn Kaiser Karl V. hatte fortwährend gegen

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 87

1902 - Karlsruhe : Lang
— 87 — den Fahneneid. Für die Bekleidung hatten sie selbst zu sorgen, Waffen und Sold erhielten sie vom Kriegsherrn. Hatte ein Kriegsmann ein Regiment angeworben, so wurde er vom Kriegsherrn zum Obersten desselben ernannt. Ost bestritt der Oberst die Kosten für Sold und Bewaffnung seines Regiments und erhielt sie entweder in barem Geld, oder durch Übertragung von Ländereien wiedererstattet. Überdies mußte das Land, in welchem die Soldaten standen, sie einquartieren, beköstigen und besolden. Das Anwerben von ganzen Regimentern oder von ganzen Kriegsheeren war darum ein Geschäft, das großen Gewinn an Geld und Geldeswert brachte. Als der böhmische Adel sich 1618 gegen Ferdinand Ii. empörte, warb Wallenstein ein Regiment Dragoner für den Kaiser an und machte den böhmischen Feldzug mit. Nach der Besiegung der Böhmen kaufte er vom Kaiser die Herrschaft Friedland und andere eingezogene Güter, im ganzen für ungefähr 20 .Millionen Mark. Er bezahlte sie zum Teil mit barem Gelde, zum Teil durch Aufrechnung feiner Auslagen im Kriegsdienst. Im Jahre 1624 verlieh ihm der Kaiser den Rang eines Fürsten und ernannte ihn zum Herzog von Friedland. Beim Ausbruch des Krieges gegen die Dänen wurde Wallen-stein vom Kaiser ansgesordert, ein Heer zu sammeln. Er erbot sich, auf seine Kosten 40000 Mann ins Feld zu stellen.- Die kaiserlichen Räte hielten dies für unmöglich und meinten, 20000 seien genug. Allein Wallenstein entgegnete: „20000 Mann werden Hungers sterben, 50000 kann ich in Feindes Land mit Leichtigkeit erhalten." Er wurde zum kaiserlichen „General-Obersten-Feldhanptmann" ernannt, und innerhalb eines Monates hatte er ein schlagfertiges Heer von 20000 Mann beisammen, das fortwährend durch neuen Zuzug vermehrt wurde. So berühmt war unter den Kriegsleuten der Name Wallenstein, daß sie seinen Werbeoffizieren scharenweife zuliefen. Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß im dreißigjährigen Kriege Heere von Katholiken und Heere von Protestanten mit einander gekämpft hätten. Diese Meinung ist ganz irrig. Die Soldaten jener Zeit fragten nicht nach Religion und nach Vaterland, sie dienten demjenigen, der den besten L>old bezahlte und am meisten Seilte und zügelloses Leben versprach. Wallenstein verlangte nichts als Pünktlichkeit im Dienste und Tapferkeit in der Schlacht. Im übrigen ließ er die Soldaten treiben, was sie wollten. Die Länder, in die ein solches Heer einrückte, wurden darum auch furchtbar mitgenommen. Die Städte mußten ungeheure Kriegssteuern zahlen, die in die Tasche des Feldherrn fielen. Die Bürger und Bauern mußten Nahrung, Kleibnng, Schuhwerk, Wagen, Pferde liefern, den Offizieren

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 130

1902 - Karlsruhe : Lang
— 130 ihren früheren Besitzern wieder zurückgegeben, wie das Königreich beider Sizilien, der Kirchenstaat, das Großherzogtum Toscana, die Königreiche Sardinien und Spanien, teils zur Entschädigung anderer Mächte verwendet. So erhielt Österreich in Italien die Lombardei und Venetien, aus der Ostküste des adriatischen Meeres Dalmatien; Polen wurde in seinen gegenwärtigen Grenzen wiederhergestellt und mit Rußland verbunden. Schweden trat an Preußeu Vorpommern und Rügen ab und erhielt dafür Norwegen, das dem Könige von Dänemark, einem treuen Bundesgenossen Napoleons, genommen wurde. Hollaud und Belgien wurden zu dem Königreiche der vereinigten Niederlande verbunden. Die größten Veränderungen gingen in Deutschland vor. Die Rheinbundsfürsten behielten säst ohne Ausnahme ihr zur Zeit der Fremdherrschaft erworbenes Landgebiet. Bayern gab Tirol und Salzburg an Österreich ab und erhielt die Rheinpsalz und die preußischen Fürstentümer Ansbach und Baireuth, sowie das Gebiet von Würzburg. Oldenburg, Braunschweig, die Kurfürstentümer Hessen und Hannover wurden wiederhergestellt, letzteres zum Königreich erhoben und vergrößert. Der König von Sachsen mußte die Hälfte seines Gebietes an Preußen abtreten. Preußen erhielt im ganzen die Grenzen wieder, die es vor 1805 gehabt hatte, ferner die Provinz Posen, die Herzogtümer Jülich und Berg nebst den Gebieten der geistlichen Kurfürsten von Trier und Köln. Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt wurden freie Städte. Die 38 Staaten Deutschlands wurden durch die Wiener Bundesakte vom 8. Juni 1815 zu einem Bunde vereinigt, der den Namen „der Deutsche Bund" führte. Jeder Staat hatte feine volle Unabhängigkeit. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden durch die oberste Bundesbehörde, den Bundestag, der in Frankfurt feinen Sitz hatte, beraten und beschlossen. Im Bundestage hatte jeder größere Staat eine Stimme, die fünf kleinsten miteinander eine. Kurze Zeit nach dem Schlüsse des Wiener Kongresses errichteten die Kaiser Franz und Alexander und König Friedrich Wilhelm Iii. die heilige Allianz, durch die sie die Pflicht übernahmen, ihre Völker nach Gottes Ordnung und nach den Grundsätzen der christlichen Religion in Frieden und Gerechtigkeit zu regieren. Xxy. pas neue deutsche Meich. 1. Die Zeiten des Bundestages. Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen. Mit der neuen Gestalt, die Deutschland durch deu Wiener Kongreß erhalten hatte, waren viele vaterlandsliebende Männer

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 98

1902 - Karlsruhe : Lang
— 98 — seinen Söhnen befahl er ausdrücklich, sich eines mäßigen und nüchternen Lebens zu befleißigen und den Untertanen mit gutem Beispiel voranzugehen. Das Steuerwesen wurde so geordnet, daß ohne übermäßige Belastung der Untertanen der Staatsschatz vermehrt wurde. Zur Steigerung des Verkehrs ließ er die Landstraßen verbessern und legte einen Kanal an. der Oder. und Spree verbindet. Er trägt bis aus den heutigen Tag den Namen Friedrich-Wilhelrns-Kanal. Handel und Verkehr suchte er auch durch Einrichtung von Postverbindungen Zu heben. Eine Postlinie führte von Memel über Berlin bis Kleve. Um dem Landmanne auszuhelfen, erließ er für eine Zeitlang denen die Steuern, welche wüst liegende Strecken fausten, um sie anzubauen; ja, er unterstützte sie noch mit Geld und gab ihnen die nötigen Baumaterialien. Holländer zog er in sein Land, welche die sumpfigen Gegenden an Oder und Havel urbar machten. Jeder Bauer mußte bei seinem Gehöfte einen Garten anlegen, und fein junger Bauernsohn durfte getraut werden, der nicht sechs Obstbäume und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. So förderte er den Obstbau und die Baumzucht. Mit allem Eifer betrieb der Kurfürst den Anbau der Kartoffeln und führte den Tabakbau als neuen Erwerbszweig ein. Auch die Ge Werbetätigkeit nahm einen hohen Aufschwung. Der Seidenbau wurde in der Mark betrieben; Papiermühlen wurden errichtet, das Gewerbe der Hut- und Handschuhmacher kam in große Blüte; Spiegel, Tapeten wurden im eigenen Lande hergestellt. Auch für die geistige Bildung feines Volkes sorgte er. So ordnete er z. B. im Magdeburgischen an, daß die Küster die Knaben und Mägdelein lesen und schreiben lehren sollten. Aus Zucht und gute Sitten hielt er streng in seinem Hause wie im ganzen Lande. Seine aufrichtige Frömmigkeit geht aus dem „Vermächtnisse" hervor, das er für feine Söhne niederschrieb: „Fürchtet, liebt und ehret Gott von ganzem Herzen; denn wer ihn ehrt, den wird er auch wieder ehren. Dient ihm mit rechtschaffenem Herzen und wandelt treulich in feinen Wegen, so wird er euch stets mit feiner Gnade und Hilfe beistehen. Rufet Gott fleißig in inbrünstigem Gebete um Beistand an, die euch anvertrauten Lande und Leute gut zu regieren." Bei feinem Tode 1688 hinterließ der große Kurfürst einen Staat von 2000 Ouadratmeilen, dessen Regierung in ganz Europa wohl angesehen und dessen Bewohner betriebsam, wohlhabend und zufrieden waren. 4. Von Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. Der Nachfolger des großen Kurfürsten verwandelte das unabhängige Herzogtum Preußen, das nicht zum Deutschen Reiche
   bis 10 von 8465 weiter»  »»
8465 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8465 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 107
1 169
2 353
3 244
4 687
5 1034
6 70
7 457
8 145
9 49
10 2041
11 46
12 309
13 209
14 38
15 108
16 439
17 170
18 856
19 394
20 34
21 76
22 101
23 36
24 188
25 347
26 603
27 302
28 558
29 295
30 194
31 123
32 22
33 609
34 534
35 144
36 358
37 2971
38 574
39 1611
40 87
41 160
42 121
43 126
44 60
45 800
46 334
47 1104
48 159
49 461

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 159
1 784
2 12
3 451
4 555
5 360
6 442
7 171
8 183
9 1040
10 267
11 194
12 301
13 101
14 27
15 99
16 579
17 3822
18 50
19 444
20 137
21 496
22 71
23 408
24 142
25 101
26 98
27 45
28 184
29 417
30 21
31 35
32 121
33 44
34 249
35 79
36 1162
37 601
38 1567
39 812
40 165
41 638
42 431
43 179
44 222
45 719
46 189
47 92
48 244
49 330
50 310
51 174
52 336
53 6
54 599
55 34
56 122
57 119
58 92
59 563
60 426
61 217
62 64
63 41
64 148
65 162
66 118
67 85
68 444
69 249
70 1248
71 1008
72 1134
73 114
74 165
75 340
76 281
77 966
78 142
79 165
80 112
81 50
82 294
83 193
84 221
85 288
86 228
87 464
88 43
89 21
90 179
91 150
92 1627
93 101
94 1216
95 146
96 136
97 55
98 906
99 34

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 709
1 630
2 250
3 458
4 307
5 1073
6 1198
7 1388
8 272
9 1756
10 765
11 689
12 633
13 523
14 1419
15 96
16 419
17 769
18 1932
19 1225
20 225
21 1470
22 139
23 36
24 912
25 1031
26 524
27 146
28 460
29 956
30 898
31 225
32 946
33 3645
34 1069
35 1148
36 851
37 121
38 338
39 1923
40 1087
41 212
42 462
43 771
44 2191
45 183
46 343
47 1142
48 273
49 362
50 1001
51 1316
52 1627
53 265
54 2074
55 1159
56 232
57 634
58 570
59 2977
60 799
61 2156
62 874
63 136
64 440
65 1577
66 898
67 1151
68 217
69 4
70 314
71 1641
72 523
73 572
74 206
75 576
76 359
77 367
78 1616
79 588
80 1068
81 4656
82 261
83 1273
84 350
85 120
86 618
87 491
88 481
89 475
90 458
91 983
92 52
93 445
94 728
95 1432
96 637
97 727
98 440
99 903
100 2847
101 621
102 995
103 949
104 548
105 536
106 429
107 576
108 86
109 1035
110 474
111 1014
112 584
113 356
114 607
115 190
116 431
117 418
118 319
119 1589
120 263
121 1804
122 728
123 543
124 588
125 506
126 437
127 839
128 184
129 750
130 1073
131 1627
132 413
133 2166
134 445
135 627
136 1804
137 391
138 183
139 1068
140 1225
141 891
142 1323
143 847
144 582
145 1474
146 143
147 243
148 652
149 88
150 831
151 1482
152 993
153 372
154 637
155 1592
156 2059
157 2435
158 374
159 704
160 529
161 556
162 86
163 111
164 498
165 1013
166 1308
167 242
168 306
169 489
170 880
171 880
172 436
173 1071
174 694
175 1892
176 1061
177 1730
178 291
179 865
180 512
181 135
182 1729
183 3997
184 612
185 258
186 250
187 329
188 2152
189 113
190 163
191 677
192 515
193 1364
194 579
195 499
196 1280
197 394
198 1397
199 1156