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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 10

1896 - Leipzig : Brandstetter
-10- der germanischen Frauen, mit berten dann vornehme Römerinnen sich schmückten. Fort und fort traten auch germanische Jünglinge in römische Kriegsbienfte, so daß die römischen Heere größtenteils ans germanischen Kriegern bestanben. Immer von neuem suchten auch germanische Stämme die römischen Grenzwälle am Rheine und an der Donau zu burchbrechen, um sich in den gut angebauten römischen Provinzen nieberzulasien, aber immer toieber würden sie zurückgeschlagen. Zu Anfang des britten Jahrhnnberts n. Chr. entstauben nun aus den zahlreichen germanischen Stämmen vier große Völkervereine ober Völkerbünbnisse: die Alemannen zu beiben Seiten des Oberrheins, die Franken am Nieberrhein, die Sachsen zwischen Rhein und Elbe und die Goten von der Weichsel bis zum schwarzen Meere. Auch sie lagen in fortwährenbem Grenzkriege mit den Römern. Ii. Die Völkerwanderung. 1. Die Hunnen. Unter den fottwährenben Angriffen der Germanen waren enblich boch die Festungen der Römer an der Süb- und Westgrenze Germaniens zertrümmert worben, und der Weg ins römische Reich stanb ihnen offen. Da begann 375 n. Chr. die große Völkerwanderung, durch welche das römische Reich noch mehr als bisher bebroht würde. Den ersten Anstoß dazu gaben die Hunnen, ein mongolisches Hirten- und Reitervolk, welches ursprünglich wahrscheinlich im Inneren Asiens, bamals aber westlich vom Uralflusse und Uralgebirge bis zur Wolga hauste. Aus unbekannten Ursachen verließen sie plötzlich ihre bisherigen Wohnsitze und zogen nach Westen, unter den Völkern Europas Furcht und Entsetzen Verbreitenb. Ein römischer Geschichtsschreiber, der sie ans eigener Anschauung kannte, schilbert sie in folgenbet Weise: „Die Hunnen übertreffen alle Völker an barbarischer Wildheit. Den Knaben burchfurchen sie gleich nach der Geburt mit einem Messer die Wangen, bamit auf der narbenzerrissenen Haut kein Bart wachsen soll. Alle haben gebrungenen, festen ©lieber-bau und starken Nacken; das Gesicht ist braungelb, bartlos und zerschnitten, die Nase wie gequetscht. Die Augen sinb schief geschlitzt, die Lippen aufgeworfen, die Backenknochen vorstehenb, Schultern und Arme stark, die Beine krumm.unb schwach. Sie sinb von ungeheuerlichem Ansehen, wenn auch von geringer Größe. Man möchte sie für zweibeinige wilbe Tiere halten ober für roh behauene Holzfiguren, wie man sie an Brückengeländern sieht. Ihre Lebensart ist wilb und rauh. Bei der Zubereitung ihrer Speisen gebrauchen sie Weber Feuer noch Gewürz. Sie nähren sich von den Wurzeln wilbwachsenber Pflanzen und von halbrohem Fleische, das sie zwischen ihren Schenkeln und dem Rücken ihrer Pferde mürbe reiten. Häuser vermeiden sie wie Gräber; nicht einmal Hütten mit einem Strohdache haben sie. Immer schweifen sie durch Berg und Walb. Frost, Hunger und Durst lernen sie von Jugenb.aus ertragen. Sie klei-ben sich in leinene Gewänber ober Pelze ans den Fellen der Walbmäuse. Mit einer nieberen Kappe becken sie das Haupt, die Beine schützen sie mit Ziegenfellen. Sie legen ihr Gewand nie ab, wechseln es auch nicht, bis es ihnen in Lumpen vom Leibe fällt. An ihre häßlichen, aber ausbauenden Pferbe finb sie wie angewachsen; Tag und Nacht leben sie auf ihnen. Dort kaufen und verkaufen, essen und trinken, schlafen und träumen sie, inbem sie sich vornüber auf den schmalen Hals des Rosses beugen. Selbst bei Versammlungen und Beratungen steigen sie nicht ab. Bon strenger Königsgewalt werben sie nicht gebunben; in wildem Durcheinanber, einen der Häuptlinge voran, stürzen sie auf alles, was ihnen entgegentritt. Meist beginnen sie den Angriff, selten erwarten sie ihn; aber immer erheben sie beim Zusammenstoße mit dem Feinde ein furchtbares Schlachtgefchrei. Von außerordentlicher Gewandtheit und Schnelligkeit, zerstreuen sie sich plötzlich im Kampfe und jagen zurück, um sich zu neuem Anstürme zu sammeln und dann unter den Gegnern unerwartet ein furchtbares Blutbab anzurichten. Eine Verschalung greifen sie nicht an, ein festes Lager plünbern sie nicht; zum Belagern £ef)lt ihnen alle Ausbeuter. Aus der Ferne fchleubem

2. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 61

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 61' — Hund ein Stück Fleisch. Laßt uns des Sprichwortes Wahrheit erproben!" Dabei warf er seinem Hunde ein leckeres Stück Fleisch hin. Der Hund beroch es und schlich davon. Selbst als man ihn drei Tage lang ohne jegliche Nahrung eingeschlossen hatte, beruhte er des Markgrafen Gabe nicht. — Unter fernen Nachfolgern wurde 1242! das wendische Fischerdorf Berlin a. d. Spree eine deutsche Stadt. Ihr gegenüber erblühte auf dem linken Spreeufer Köln. Aus beiden Städten ist das heutige Berlin entstanden. Einer der kraftvollsten Ballenstedter war Otto Iv. mit Dem Pselle, 1266—1309, der zur Reit Rudolfs von Habsburg regierte. Er erwarb sich nicht nur als tapferer ©rieaer sondern sogar als Minnesänger hohen Ruhm. Trotz seiner Frömmigkeit lag er fast in beständigem Kampfe mit dem Erzbischöfe von Magdeburg. Er wünschte Jemen jüngeren Bruder Erich zum Erzbischöfe gewählt zu sehen. Statt dessen siegte ein anderer bei der Wahl. Da zog Otto sofort zum Kampfe gegen Magdeburg. Als er von ferne den hochragenden Dom auftauchen sah, rief er übermütig: „^.ort wollen wir bald unsere Rosse füttern!" Er wurde jedoch von den Magdeburgern geschlagen und gefangen. Um feinen Stolz zu demütigen, ließ ihn der Erzbischof m einen engen Kaftg aus eichenen Bohlen sperren und wie ein wildes Tier zur Schau stellen. Aus dieser tiefen Schmach errettete ihn feine treue Gemahlin Hedwig. Sie verkaufte alle ihre Kostbarkeiten und eilte selbst nach Magdeburg, um die Freiheit ihres Gemahls zu erkaufen Für das ungeheure Lösegeld von 4000 Mark Silber wurde er wirklich freigegeben. Da aber die Markgräfin eine so große Summe nicht besaß, so gab Otto fern fürstliches Ehrenwort, das Gelb binnen vier Wochen zu zahlen ober in seine Haft zurückzukehren. Als das Gelb nicht aufzutreiben war, half ein alter, treuer Dienstmann, Johann von Buch. Er führte den Markgrafen in die Kirche zu Tangermünbe und zeigte ihm in einer unscheinbaren Truhe einen reichen Schatz, den der Vater des Markgrafen für seine Söhne zum Gebrauche in höchster Not hier mebergelegt hatte. Mit diesem Schatze bezahlte Otto selbst sein Lösegeld. Als er es ausgezählt hatte, fragte er: Bin ich nun frei?" Auf die bejahende Antwort des Erzbifchofs sprach er mit stolzem Selbstbewußtsein: „So wisset, daß ihr keinen Markgrafen von Brandenburg zu schätzen wisset' Wenn ihr mich mit aufgerichteter Lanze auf einen Streithengst gefetzt und bis zur Spitze mit Gold und Silber überdeckt hättet, so wäre ich würbig geschätzt gewesen!" Damit ritt er stolz von bannen und begann den Kampf von neuem, war jedoch nicht glücklicher. Bei der Belagerung von Staßfurt a. d. Bode fuhr ihm ein Pfeil in die Stirne, dessen Spitze mit Widerhaken versehen war, so daß derselbe nicht ohne Gefahr herausgezogen werden konnte. Otto trug ihn daher über ein Jahr lang in der Stirn und erhielt den Beinamen „mit dem Pfeile". Erst fünf Jahre später wurde lern Bruder Erich zum Erzbischof von Magdeburg gewählt. Auch Otto kämpfte gegen Mecklenburg, Pommern, Polen und erwarb die Nieberlaufitz. Sein Neffe Waldemar. 1308—1319, war einer der tüchtigsten Ballenstebter, voll hochftrebenben Geistes und unerschütterlichen Mutes, dabei klug im Rate und voll Milde gegen feine Unterthanen. Er war ein gewaltiger Kriegsfürst, der selten das Schwert aus der Hand legte. Besonders hatte er mit den Dänen zu kämpfen. _ Als er der Stadt Stralsund gegen die Bedrückungen des Fürsten von Rügen seinen Beistand lieh, schlossen alle seine Feinde ein großes Bündnis gegen ihn. Es waren Schweden, Norwegen, Polen, Ungarn, Mecklenburg, Holstein, Meißen, Magdeburg u. a. Zwar erlag er der Übermacht seiner Feinde, bewährte aber doch seinen alten Kriegsruhm, so daß er beim Friedensschlüsse sein Gebiet ungeschmälert behielt. Trotz feiner zahlreichen Kämpfe vergaß er die Sorge für die Wohlfahrt feines Landes nicht. ^ Ein früher Tod riß den erst 28jährigen Fürsten aus feiner Heldenlaufbahn. — Ein Jahr später sank mit seinem Vetter der letzte Ballenstedter in unmündigem Alter in das Grab. D. Miterleben im Bkittelalter. 1. Blüte des Rittertums, a. Entstehung desselben. Bis zur Zeit Karls des Großen bestanden die Kriegsheere meist aus Fußgängern. Nur Vornehmere stellten sich zu Pferde und mit berittenem Gefolge ein. Erst Heinrich I. hatte, durch die Raubzüge der Ungarn gezwungen, ein Reiterheer geschaffen. Fortan bildeten die Ritter, d. h. Reiter, die Hauptmacht des Heeres.

3. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 66

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 66 — ' Speer und Schwert. Jagden und Turniere ersetzten das rauhe Kriegshandwerk. Leider artete die Kampflust vieler Ritter sehr bald in Rauflust aus. Es entstanden damals, während der Kaiser fern in Italien weilte, zwischen einzelnen Landesfürsten, oft zwischen einzelnen Rittern, blutige Kämpfe im kleinen, Fehden genannt. Hatte ein solch fehdelustiger Ritter feine Feinde, so suchte er sich solche zu verschaffen, und waren es keine Ritter, gegen die er ziehen konnte, so überfiel er wehrlose Bürger oder Bauern. Viele Ritter waren durch Verschwendung verarmt, während die Bürger in den ©todten wohlhabend und reich geworden waren. Da es nun der Ritter nicht für ehrenhaft hielt, sich durch ein bürgerliches Gewerbe seinen Unterhalt zu suchen, so begann er ein wildes Räuberleben, wurde ein Raubritter. Wegelagerer' Heckenreiter, Schnapphahn, Tafcheuklopfer, wie das Volk scherzhaft den Raubritter benannte. Anstatt sein Rittergelübde zu halten, überfiel er jeden Vorüberziehenden und plünderte ihn ans. Die ritterlichen Räuber fühlten das Schändliche ihres Lebenswandels so wenig, daß sie wohl sagten: „Reiten und Rauben ist keine Schande, Das thun die Besten im Lande." Mit einer Schar von Knappen überfielen die Raubritter die benachbarten Dörser, brachen in die Gehöfte der Bauern ein. trieben Pferde, Ochsen und Kühe aus den Ställen, stahlen das Getreide vom Boden, die Kleider aus dem Kasten, das Hausgerät aus der Stube, mähten ihm in der Nacht das Getreide ab und steckten dann, um das Elend voll zu machen, auch noch seine armselige Hütte in Brand. Oder sie überfielen den Hirten, der das Vieh auf der Weide hütete, und trieben seine Tiere nach ihrer Burg. Nicht selten wurden die blühendsten Saatfelder von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten, und der Bauer mußte der Verwüstung ruhig zusehen und froh sein, wenn er mit dem nackten Leben davonkam. — Ebenso schlimm erging es den Kaufleuten, welche ihre Waren damals auf hochbepackten Wagen und schlechten Landstraßen mühsam aus den großen Handelsstädten am Meere und an den Strömen holen mußten. Zwar hatten sich meist mehrere Kaufleute zufammengethan, um den Weg gemeinsam zurückzulegen, auch hatten sie bewaffnete Knechte zur Verteidigung ihres Warenzuges bei sich; aber auch die Raubritter verbanden sich nicht selten zu gemeinsamem Beutezuge. Dann brachen sie mit ihren Raubgesellen aus einem Hinterhalte hervor, warfen die bewaffneten Knechte nieder und führten den Raub frohlockend auf ihre Burgen. Fielen Kaufherr und> Knechte lebend in ihre Hände, so wurden sie in das dumpfe Burgverließ geworfen. Dort mußten sie schmachten, bis ihre Verwandten ein reiches Löse-gelö zahlten. Traf das Lösegeld nicht ein, so lagen die Unglücklichen aus faulem Heu und Stroh, in dumpfer Luft und bitterer Kälte oft so lange, bis ihnen die Gliedmaßen abfaulten und der Tod sie von ihren Leiden erlöste. Das waren die traurigen Zeiten des Faustrechts; wer die stärkste Faust be-saß, hatte das größte Recht. Wie Pilze wuchsen damals die Raubburgen aus allen Anhöhen, besonders auch an den Usern der Ströme und Flüsse, und jedes vorübersahrende Schiff mußte Zoll zahlen, wenn es nicht ausgeplündert werden wollte. b. Die kaiserlose Zeit. Diese trostlosen Zustände wurden immer schlimmer, weil niemand da war, die Räubereien zu strafen; denn die letzten Kaiser aus dem Geschlechte der Hohenstaufen, besonders Friedrich Ii., kämpften in

4. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 99

1896 - Leipzig : Brandstetter
X — 99 — aber gern mit Gewalt die Neuerungen einführen. Der eifrigste derselben war Dr. Karlstadt, Professor an der Universität Wittenberg. Er predigte heftig gegen die Mißbrauche. Nachdem er zahlreiche Anhänger gewonnen, brach er eines Tages mit einem Haufen Studenten und Bürger in die Schloßkirche ein und trieb die Priester hinaus. Nun wurden die Heiligenbilder von den Wänden gerissen, die überflüssigen Altäre zerstört, die Kruzifixe entfernt und die Beichtstühle zerbrochen. Mönche und Nonnen forderte er auf, die Klöster zu verlassen, und viele folgten seiner Aufforderung. Noch schlimmer wurde das Treiben, als später drei Männer aus Zwickau in Sachsen nach Wittenberg kamen. Sie hielten sich für Propheten und rühmten sich, Gott halte mit ihnen vertraute Gespräche. Sie wollten alles umstürzen, die Gottlosen vertilgen und ein Reich der Heiligen mit völliger Gütergemeinschaft ' aufrichten. Luthers Freund, Philipp Melanchthon, vermochte nichts auszurichten. Deshalb bat er Luther, doch zurückzukehren. Zwar wollte der Kurfürst von Luthers Abreise nichts wissen, da er ihn in Wittenberg nicht schützen könne. Aber Luther verließ am 1. März 1522 die Wartburg, welche ihn 10 Monate lang geschützt hatte. In Wittenberg vertauschte er seine Reiterkleidung mit der Mönchskutte und wohnte wieder im Augusttnerfloster. Daun bestieg er die Kanzel und predigte 8 Tage lang gegen die Bilderstürmer. Seine Worte hatten eine gewaltige Wirkung. Die vorher aufgeregte Gemeinde wurde beruhigt und mancher Stürmer und Schwärmer ernüchtert. Karlstadt aber, der sich nicht belehren ließ, wurde des Landes verwiesen. So legte sich in kurzer Zeit der Sturm. b. Der Bauernkrieg. Einige Jahre später drohte der Reformation eine noch größere Gefahr durch die hart bedrückten Bauern. Der Bauer war das ganze Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit entweder den Edelleuten ober den Klöstern als Leibeigener Unterthan und führte ein gar elenbes Leben. Er mußte für feine Herrschaft die härtesten Fronarbeiten verrichten, beit Acker bestellen, die Ernte besorgen, Wälber ausroben, Wege anlegen, Brücken und Stege bauen, Gräben aufführen, die Öfen heizen, Brot backen, Bier brauen, Holz spalten u. f. w. Mit seinem Gespanne mußte er Holz, Mehl, Steine u. s. w. für den Herrn herbeifahren. Das waren die Spannbteufte. Die Herren bürsten den Bauern schlagen, peitschen, ihm Gut und Habe nehmen, ja ihn wie ein Stück Vieh verkaufen. Zu biesen brückeitbert Fronarbeiten kamen nicht ntinber brückertbe Abgaben an Gelb, betreibe und Vieh. Ostern mußten die Eier, Pfingsten die Hennen, Michaelis die Garben, am Martinstage (11. November) die Gänse abgeliefert werben. Befonbers brückenb waren die Zehnten, wonach der zehnte Teil aller Erzeugnisse entweder in Geld ober Früchten abgeliefert werben mußte. Wer 10 Scheffel Korn baute, mußte einen bavon abgeben; wenn einer 20 Rinber auf die Weibe trieb, so gehörten 2 bavon dem Gutsherrn ober dem Kloster. Starb der Bauer, so mußte sein Sohn das beste Kleibungsstück ober das beste Viehstück geben. Dasselbe geschah, wenn sich ein Sohn ober eine Tochter verheiratete. Es war ganz natürlich, daß sich der Bauer von biesen Lasten zu befreien strebte. Nun wirkte Luthers Lehre gewaltig auf das Volk. Er verlangte Freiheit für einen jeben Christen in religiösen Dingen. Diese evangelische Freiheit und Gleichheit aber verstanden die Bauern falsch; sie meinten, sie müßten auch den Klöstern und Gutsherren gegenüber Freiheit und Gleichheit genießen. Und ba Luther es 7*

5. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 100

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 100 — gewagt hatte, gegen Papst und Kaiser aufzutreten, so meinten sie. sei anch ihre Zeit jetzt gekommen, das harte Joch von sich zu werfen. Zuerst erhoben sich anfangs 1525 die Bauern in Schwaben. Was sie verlangten, hatten sie in 12 Artikel zusammengefaßt, die sich mit Blitzesschnelle durch ganz Deutschland verbreiteten. Sie waren sehr gemäßigt und richteten sich nur gegen altes und neues Unrecht, das der Bauer erdulden mußte. Bald war ganz Süddeutschland in Hellem Aufstande. Die Bauernhaufen sielen die Schlösser des Adels und der Geistlichen an, zerstörten sie und verübten die empörendsten Grausamkeiten. Da ermannten sich endlich die Fürsten und Städte und schickten ein Heer gegen die Aufrührer. Taufende der Empörer wurden unter den grausamsten Martern hingerichtet. Um dieselbe Zeit wütete auch ein Bauernaufruhr in Thüringen, nur daß er hier vou einem einzigen Manne ausging und geleitet wurde, nämlich von dem Geistlichen Thomas Münzer. Dieser setzte sich in der Reichsstadt Mühl hänfen fest und begann den katholischen Gottesdienst mit Gewalt auszurotten. Da wurdeu Heiligenbilder von den Wänden gerissen, Altäre zerstört, Geistliche, Mönche und Nonnen Vertrieben, Klöster und Pfarrhäuser geplündert und die Aufrichtung eines ganz neuen Reiches, des himmlischen Jerusalems aus Erden, geplant. In diesem Reiche sollten alle Menschen gleich sein, und Mühlhausen sollte die Hauptstadt desselben werden. Bald fand er unter den Armen großen Anhang; aus der Umgegend strömten die Bauern herbei; Handwerksgesellen liefen aus den Werkstätten, Bauernknechte vom Pfluge, Mägde mit den Sicheln vom Felde. Die Schwärmerei ging fo weit, daß viele die Kniee vor ihm beugten und riefen: „O du Mann Gottes, vom Himmel zu uns gesendet, sei du uns gnädig und erbarme dich unser." Seine Aussprüche galten dem Volke als heilig. — Bald griffen auch hier die Bauern und Bürger zu den Waffen. Mit Dreschflegel und Senfe, Hammer und Beil bewaffnet, so durchzogen sie raubend und plündernd das Land. Bald befand sich ganz Thüringen in hellem Aufruhr; überall loderten die Flammen verbrannter Klöster und Edelhöfe zum Himmel empor. — Diesem wüsten Treiben konnte Luther nicht ruhig zusehen. Er sah die reine Lehre des Evangeliums entweiht. Deshalb schrieb er seine scharfe Schrift: „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern." In ihr forderte er die Fürsten auf, mit dem Schwerte dreinzuschlagen und kein Erbarmen mit den Empörern zu haben. Der Aufforderung Luthers folgten die Fürsten schnell. Der Kurfürst von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen und mehrere andere Fürsten zogen gegen die Bauern. Bei Frankenhausen an der Wipper kam es 1525 zur Schlacht. Münzer suchte durch eine Predigt die mutlosen Bauern zum Kampfe anzufeuern. Er prahlte, daß er alle Büchsensteine der Feinde mit seinem Ärmel auffangen wolle. Als sich nun ein Regenbogen am Himmel zeigte, deutete er denselben als ein Zeichen göttlicher Hilfe, und plötzlich drang ans taufend Bauernkehlen die feierliche Melodie: „Komm’, heiliger Geist, erfüll' die Herzen deiner Gläubigen." Es war der Schlachtgefang des Bauernheeres. Bald war dasselbe umringt, feine Wagenburg durchbrochen und das Bauernheer in die Flucht geschlagen. 5000 Empörer büßten mit ihrem Leben den kurzeu Traum von Freiheit und Gleichheit. Dann wurden Galgen errichtet und 300 Gefangene hingerichtet; viele andere folgten später nach. Münzer selbst war spurlos verschwunden. Man fand ihn am folgenden Tage in einer

6. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 122

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 122 — fürsten, sondern auch den Ständen den Eid der Treue leisten. Deshalb konnte der Kurfürst z. B. die Beamten Pommerns nicht in Preußen oder Brandenburg verwenden. Ebenso war es mit den Stenern. Was die rheinischen Besitzungen z. B. an Steuern brachten, durfte nur für diese Länder, nicht etwa für Pommern oder Preußen verwendet werden. Aus diesem Grunde war es dem Kurfürsten auch unmöglich, ein starkes Heer zu schaffen, was doch während des Krieges so sehr nötig gewesen wäre. Da setzte es der Kurfürst durch, daß alle Beamten und Steuern gleichmäßig für alle Länder verwendet werden konnten und daß die Beamten nur ihm den Eid der Treue zu schwören brauchten. Dadurch schuf er eine einheitliche Verwaltung und einen einheitlichen Staat. Nun wollte er auch für ein starkes Heer sorgen. Dazu brauchte er aber viel Geld. Deshalb sann er auf neue (Steuern. Bisher brauchten nur die Besitzer von Grund und Boden Steuern zu bezahlen; das war die Grundsteuer, zu der bisweilen noch eine Kopfsteuer kam, die von jedem Unterthanen, ob er reich oder arm war, in gleicher Höhe erhoben wurde. Dagegen waren alle, die keinen Grundbesitz hatten, also z. B. Geistliche, kurfürstliche Räte, viele Bürger fast steuerfrei, auch der reiche Adel, der doch den größten Teil von Grund und Boden besaß. Da legte der Kurfürst auf alle Wareu, die im Lande verbraucht wurden, z. B. auf Getreide, Getränke, Fleisch, eine Verbrauchssteuer oder Aecise. Dadurch wurden die Waren zwar etwas teurer, aber es mußten doch alle Unterthanen die neue ©teuer tragen. Sie war also gerechter als die bisherige Steuer. Der eigennützige Adel freilich wollte nichts von ihr wissen, er wollte steuerfrei bleiben; und es kostete lange Kämpfe mit ihm, ehe er sie annahm. Dagegen waren die Bürger sehr zufrieden damit, denn nun brauchten sie nicht mehr mit den Bauern allein die Steuerlast zu tragen. Am zufriedensten aber waren die Bauern, da ihre Lasten bedeutend erleichtert wurden. Nun konnte der Kurfürst auch an die Errichtung eines stehenden Heeres denken. Das war sehr notwendig, denn bei seinem Regierungsantritte waren alle seine Länder von fremden Truppen besetzt. Dagegen waren die brandenburgischen Truppen, die in den Festungen lagen, für den Kaiser vereidigt und gehorchten nur diesem. Der Kurfürst war also nicht einmal Herr in seinem eigenen Lande. Das konnte er nur werden durch ein stehendes Heer, durch welches Österreich und Schweden mächtig waren. Während man nämlich bisher Söldner geworben hatte, die nach dem Kriege wieder entlassen wnrdeu, so daß man in Friedenszeiten kein Heer besaß, fing man jetzt an, Soldaten zu werben, die gegen Werbegeld und Sold so lange dienen mußten, bis sie entweder zu alt oder sonst nicht mehr tauglich zum Dienste waren. So entstanden die stehenden Heere. Um sich nun ein stehendes Heer zu schaffen, verlangte der Kurfürst von den Truppen, die in seinen Festungen lagen, und von ihren Befehlshabern den Eid der Treue. Das that jedoch nur der Kommandant von Küstrin. Als die übrigen sich weigerten, wurden sie entlassen, ebenso der größte Teil der Soldaten. Aus dem Reste bildete er ein kleines Heer von 3000 Mann, das er allmählich auf 8000 und bis zu feinem Tode auf 27 000 Mann erhöhte. Das kostete zwar viel Geld, brachte aber auch große Vorteile; denn damit konnte er schon sein Land schützen. Gestützt auf fein kleines Heer, verhielt er sich in den letzten Jahren des 30jährigen

7. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 170

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 170 — testen Januarnächte 1807, bei fürchterlichem Sturm und Schneegestöber, wurde die kranke Königin in den Wagen getragen und dann 20 Meilen weit über die kurische Nehrung nach Memel, der äußersten Grenzstadt Preußens, gebracht. Bei ihrer Abreise erklärte sie: „Ich will lieber in die Hände Gottes als dieses Menschen fallen." Drei Tage dauerte die schreckliche Reise, aber Gott half. Die erste Nacht auf der kurischeu Nehrung verbrachte sie in einer Stube, durch deren zerbrochene Fenster der Schnee auf ihr Bett geweht wurde. Auch fehlte es ihr an erquickender Nahrung. Seit jener Zeit wurde sie nie wieder ganz froh und gesund. Jedoch ertrug sie die Prüfungen dieser schweren Zeit mit gläubiger Ergebung in Gottes Willen. Ein ganz besonderer Trost in dieser Unglückszeit war für das Königspaar die Liebe des Volkes, die sich in rührendster Weise äußerte. Eines Tages kam aus der Weichselniederung bei Kulm ein Bauer mit feiner Frau zum Königspaare. Die Bäuerin stellte einen Korb mit frischer Butter, die recht fauber in Kohlblätter eingeschlagen war, auf den Tisch und überreichte sie mit freundlichem Lächeln der Königin. Diese nahm sie dankend an. Mit einer Thräne der Rührung im Auge drückte sie der Bäuerin die Hand, nahm das Uinschlagetuch, das sie eben trug, und hing es der gutmütigen Geberin um mit den Worten: „Znm Andenken an diesen Augenblick." Als darauf der Bauer anfing, einige Worte zum Könige zu reden, sagte dieser scherzend: „Aha, ich merke schon, ihr bringt mir den Käse zu der Butter." „Nein," sagte der Bauer, „ich habe etwas anderes im Beutel. Wir haben gehört, daß unseres lieben Königs Kasse leer sei. Darum haben wir in der Gemeinde gesammelt und möchten nun unserem gnädigen armen Könige ein Geschenk machen." Tiefgerührt fiel ihm der König mit den Worten in die Rede: „Nein, nein, ich bin nicht arm, so lange ich noch solche Bauern zu Unterthanen habe." Der Bauer aber schüttelte den Inhalt seines Beutels auf den Tisch, und siehe, es waren 2000 blanke Goldstücke. 3. Preußens Wiedergeburt. Der unglückliche Krieg hatte Preußen ins tiefste Elend gestürzt. In Ostpreußen lagen weite Landstriche wie ausgestorben; ganze Dorf schäften waren verschwunden, viele Städte und Dörfer abgebrannt, der Viehstand zerstört, viele tausend Familien ins Elend getrieben. In einem Orte mußten allein 500 Kinder armer, verschollener Eltern auf öffentliche Kosten erhalten werden. Die Schrecken des 30- und des 7 jährigen Krieges waren erneuert worden. Dazu plünderte der Sieger auch nach dem Friedensschlüsse das arme Land noch weiter aus. 150000 Franzosen unter drei Marschällen blieben als Besatzung in Preußen, bis die Kriegskosten bezahlt waren. In Summa hat Napoleon wahrend der zweijährigen Besetzung einschließlich der Kriegskosten und Kriegssteuern 1129 Millionen Franken aus dem armen Lande erpreßt. Wo eines seiner Regimenter abzog, da wurden zuvor alle königlichen Magazine und Vorräte verkauft. „Keine Flinte," so befahl er, „und kein Pulverkorn darf im Lande bleiben." Solche Frevel brannten tief in der Seele der Preußen, denn immer mußte man der glorreichen Zeiten Friedrichs des Großen gedenken. Deshalb wurden die größten Austrenguugen gemacht, die Kriegsschuld so bald als möglich abzutragen. Der König selbst brachte die größten Opfer. Er schränkte die Ausgaben für seinen Haushalt ein, lebte mit seiner Familie in Memel wie ein schlichter Bürger, verkaufte das kostbare, goldene Tafelgerät Friedrichs des Großen, auch alles entbehrliche Silbergeschirr; die Königin veräußerte ihre Diamanten und andere Schmuckstücke; die Prinzen verzichteten auf den dritten Teil ihrer Einkünfte. Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., konnte 1807, als er Leutnant wurde, keine neue Leutnantsuniform erhalten, weil die Silberstickerei zu teuer war. Als die Prinzessin

8. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 178

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 178 — zurückstehen. Einzelne meldeten sich sogar in Männerkleidern, um am Kampfe teilzunehmen. Die meisten gaben das Wertvollste, das sie besaßen, ein junges Mädchen sogar ihr schönes Haar. Begeisterte Dichter, wie Körner, Arndt, Schenkendors, Rückert, saugen von Freiheit und Vaterland und forderten das Volk auf zum Kampfe gegen die Unterdrücker. Der Major von Lützow errichtete zu Breslau eine Freischar, zu der die vornehmsten Jünglinge gehörten, auch der Dichter Theodor Körner. So durchglühte in jenem unvergeßlichen Frühjahre 1813 ein Gefühl alle Herzen: Das Vaterland retten oder mit Ehren untergehen! 3. Der erste Befreiungskrieg. a. Die ersten Kümpfe. Mit gewohnter Schnelligkeit hatte Napoleon ein neues Heer geschaffen, das von den Truppen des Rheinbundes ergänzt wurde; denn auch in dieser erhebendsten Zeit der deutschen Geschichte blieb unserem Vaterlande nicht der Jammer erspart, Deutsche gegen Deutsche kämpfen zu sehen. Auch das Königreich Sachsen stellte sich auf Napoleons Seite. Bei Grotzgörschen, unweit Lützen, trafen am 2. Mai 1813 die verbündeten Preußen und Russen auf den Feind. Die jungen preußischen Truppen thaten Wunder der Tapferkeit. Schon wankten die französischen Reihen, da ließ Napoleon 80 Kanonen auffahren. Durch ein mörderisches Feuer nötigte er die Verbündeten zum Rückzüge, doch büßten sie weder Gefangene noch Kanonen und Fahnen ein. „Das sind die Preußen von Jena nicht mehr!" sagte Napoleon. Leider wurde gleich in dieser ersten Schlacht der edle Scharnhorst verwundet. Er achtete jedoch der Wunde nicht, sondern ging nach Österreich, um dasselbe zum Anschlüsse an die Verbündeten zu bewegen. Durch Aufregung und rastlose Thätigkeit verschlimmerte sich die Wunde, und wenige Wochen später starb er zu Prag. — Bei Bautzen rangen am 20. u. 21. Mai noch einmal beide Heere in einer mörderischen Schlacht, und abermals mußten die Verbündeten den Rückzug antreten. Für Napoleon blieb zwar nur ein leichenbesätes Schlachtfeld, aber er galt doch wieder als der Unüberwindliche. Da beide Parteien große Verluste erlitten hatten, so schlossen sie einen Waffenstillstand von 10 Wochen. Vergebens hoffte Napoleon, die Verbündeten würden um Frieden bitten; vergebens versuchte er auch Österreich auf feine Seite zu ziehen. Nach Ablauf des Waffenstillstandes traten vielmehr Österreich und Schweden den Verbündeten bei und erklärten Napoleon den Krieg. b. Kämpfe in einem Halbkreise um Dresden. Napoleon hatte fein Hauptquartier in Dresden. In einem weiten Halbkreise umgaben ihn die drei Heere der Verbündeten. Die Nordarmee, unter dem Kronprinzen von Schweden, stand vor Berlin; die schlesische Armee befehligte General Blücher, und die Hauptarmee unter dem Fürsten Schwarzenberg stand im nördlichen Böhmen; bei ihr befanden sich die drei verbündeten Monarchen. — Nach Ablauf des Waffenstillstandes begannen die Feindseligkeiten von neuem. Zuerst wollte sich Napoleon Berlins bemächtigen. Er schickte deshalb feinen Marschall Oudinot nach Norden. Der Kronprinz von Schweden wollte hinter Berlin zurückweichen, aber zornig erklärte General Bülow, seine Knochen sollten vor, nicht hinter Berlin bleichen. Gegen den Willen des Kronprinzen griffen daher die preußischen Generale den Feind am 23. Aug. bei Grotzbeeren, zwei Meilen südlich von Berlin, an. Der Regen hatte das Pulver verdorben, daher gingen die Gewehre nicht los. Da drehten die Landwehrleute die Ge-

9. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 141

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 141 — er rief: „Meine Ahnen würden ans ihren Gräbern erstehen und mir Vorwürfe machen, wenn ich meine ererbten Rechte aufgäbe. Lieber will ich mich und mein Heer unter den Trümmern Schlesiens begraben, als meine Ehre beflecken!" Maria Theresia aber wußte in ihren Ländern solche Begeisterung zu erwecken, daß ihr Volk zu allen Opfern bereit war. In Preßbnrg in Ungarn, wohin sie einen Reichstag berufen, trat sie mit ihrem Söhnlein auf dem Arme unter die Großen des Reiches, schilderte ihre Bedrängnis und bat um Hilfe. Da gelobten diese begeistert: „Blut und Leben für unsere Königin Maria Theresia!" In kurzer Zeit war ein stattliches Heer bereit, das alle Feinde vom österreichischen Boden vertrieb. Auch Friedrich Ii., der 1742 in Mähren eingerückt war, mußte sich zurückziehen. Doch errang er bald einen zweiten glänzenden Sieg bei Czaslan und Chotusitz. Jetzt erst trat Maria Theresia im Frieden zu Breslau Schlesien an Friedrich ab. 3. Der 2. schlesische Krieg. Während nun Friedrich für das Wohl seiner neuen Unterthanen sorgte, war Maria Theresia gegen alle ihre Feinde glücklich. Diese raschen Erfolge erfüllten Friedrich mit Besorgnis um Schlesien. Man machte in Wien auch gar kein Hehl daraus, daß die Reihe bald an den „Räuber Schlesiens" kommen werde. Als nun Maria Theresia mit mehreren fremden Mächten ein Bündnis schloß, dessen Spitze nur gegen Preußen gerichtet sein konnte, griff Friedrich 1744 zum zweitenmale zu den Waffen. Rasch brach er in Böhmen ein und eroberte Prag. Bald aber nötigten ihn Hunger und zahlreiche Feinde zum Rückzüge nach Schlesien. Dennoch verzagte er nicht. „Entweder will ich alles behaupten oder alles verlieren," sagte er. Durch einen glänzenden Sieg bei Hohenfriedberg, südlich von Liegnitz, 1745, befreite er ganz Schlesien vom Feinde und drang wieder nach Böhmen vor. Allein Maria Theresia verlor den Mut nicht, sondern sagte: „Lieber will ich den Rock vom Leibe als Schlesien verlieren!" Bald darauf siegte Friedrich noch einmal bei Sorr, im nördlichen Teile Böhmens, während der Herzog Leopold von Dessau, gewöhnlich der alte Dessauer genannt, noch im Dezember 1745 einen glänzenden Sieg bei Kesselsdorf, unweit Dresden, über die Sachsen errang. Wenige Tage nach diesem Siege trat Maria Theresia im Frieden zu Dresden Schlesien abermals an Friedrich ab. 4. Der siebenjährige Krieg (1756—63). Ursachen. Aus den Kämpfen mit ihren übrigen Feinden war Maria Theresia siegreich hervorgegangen. Desto mehr nagte der Schmerz über den Verlust Schlesiens an ihrer Seele. Die Thränen traten ihr in die Augen, so oft sie einen Schlesier sah. All ihr Sinnen und Denken war darauf gerichtet, sich des schönen Landes wieder zu bemächtigen. Allein durfte sie freilich den Kampf mit dem siegreichen Preußenkönige nicht wagen. Doch wurde es ihr nicht schwer, Bundesgenossen zu finden; denn mit Preußens Macht und Wohlstand wuchs auch der Neid seiner Nachbarn und Feinde. Rußland, Frankreich, Schweden und Sachsen schlossen sich Österreich an. Sie wollten den Preußenkönig wieder zum Markgrafen von Brandenburg machen. Österreich wollte Schlesien, Rußland Ostpreußen, Schweden ganz Vorpommern, Frankreich die preußischen Besitzungen am Rheine und Sachsen die ehemals geistlichen Gebiete Magdeburg und Halberstadt an sich bringen. Friedrich wußte um alle Pläne feiner Gegner, einmal durch einen sächsischen Geheimschreiber, der ihm die Abschriften der abgeschlossenen Verträge besorgte, dann aber auch durch den Großfürsten Peter von Rußlanb,

10. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 186

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 186 — Frankreich zurück. Am 20. Novbr. 1815 wurde der zweite Pariser Friede geschlossen. Frankreich mußte Saarbrücken und Saarlouis mit dem Kohlenbecken der Saar an Preußen abtreten, 700 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen, alle geraubten Kunstschätze den früheren Eigentümern zurückerstatten und in 17 Grenzfestungen 3 Jahre lang ein Bundesheer von 150000 Mann unterhalten. Vergebens verlangte man damals in Deutschland die Rückgabe Elsaß-Lothringens; Rußland und England verweigerten ihre Zustimmung dazu. Um aber den Europäischen Frieden dauernd zu erhalten, schlossen Rußland, Österreich und Preußen auf den Vorschlag des Kaisers Alexander noch ■ im Herbste 1815 zu Paris den heiligen Bund oder die heilige Allianz. In demselben verpflichteten sich die drei Herrscher, der Lehre des Evangeliums gemäß ihre Unterthanen wie Väter zu regieren und wie Brüder einander Hilfe und Beistand zu leisten. Diesem Bunde traten in den folgenden Jahren die übrigen europäischen Fürsten, mit Ausnahme des Königs von England, des Papstes und des Sultans, bei. 6. Die Friedenszeit, die den endlosen Kriegen folgte, dauerte mit geringen Unterbrechungen fast 50 Jahre. In ihr galt es, die durch den Krieg geschlagenen Wunden wieder zu heilen. Dazu war besonders Sparsamkeit notwendig. Friedrich Wilhelm Iii. ließ viele seiner Krongüter oder Domänen verkaufen und das Geld zur Tilgung der Staatsschulden verwenden. Zunächst wurde der Ackerbau gepflegt. Zwar brachten die Jahre 1816 —17 große Not, denn unaufhörlicher Regen hatte im Sommer 1816 die Früchte des Feldes verdorben, so daß 1817 unerhörter Mangel entstand. Nur mit großer Muhe wurde aus weiter Ferne, über das Meer, Brotkorn herbeigeschafft, sonst wären Tausende vor Hunger gestorben. Durch die nun folgenden reichen Ernten vieler Jahre aber nahm der Wohlstand allmählich wieder zu. — Um Handel und Verkehr zu fördern, wurden zahlreiche neue Landstraßen und Kanäle gebaut; auch das Postwesen wurde erweitert und verbessert. Bald brachte die Dampfkraft einen großartigen Aufschwung in den Verkehr der Menschen. Nachdem der Engländer James Watt (1765) die Dampfmaschine erfunden, hatte der Amerikaner Robert Fnlton (1803) das erste Dampfschiff erbaut, und bald fuhren Dampfschiffe auf allen amerikanischen Strömen. 1825 befuhr das erste Dampfschiff den Rhein. Nachdem der Engländer George Stephenson (1814) die erste Lokomotive erbaut hatte, wurde 1835 die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet; sie war nur 6 Kilometer lang. 1837 folgte die Bahn zwischen Leipzig und Dresden, und 1838 wurde Berlin mit Potsdam durch eine Eisenbahn verbunden. Seit dieser Zeit ist das deutsche Eisenbahnnetz in großartiger Weise erweitert worden. Der Erleichterung des menschlichen Verkehrs diente auch die Anwendung des elektrischen Telegraphen, welcher den schnellen Gedankenaustausch vermittelt. Er wurde (1833) von den Professoren Gauß und Weber in Göttingen erfunden. — Durch die Benutzung der Dampfkraft hob sich auch die Gewerbethätigkeit ganz bedeutend. Zahlreiche Fabriken mit den ersten Dampfmaschinen entstanden und gaben Tausenden von fleißigen Arbeitern lohnende Beschäftigung. 1835 erfand Johann Nikolaus Dreyße in Sömmerda das Zündnadelgewehr, und zehn Jahre später (1845) der Amerikaner Elias Howe die Nähmaschine. Um dieselbe Zeit (etwa 1832) wurden auch die deutschen Streichzündhölzchen erfunden, die jetzt mehr
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