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1. Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre - S. 56

1911 - Halle a.S. : Schroedel
— 56 — Bon den periodischen Kometen sind als besonders erwähnens- wert der Halleysche, der Bielasche und der Enckesche mit Um- laufszeiten von 76,37, bzw. 6,6 und 3,3 Jahren. Eigentümlich sind die Vorgänge, die sich bei Annäherung des Kometen an die Sonne in ihm abspielen. Zuerst erscheint er als ein mattleuchtender Nebelfleck; er wird immer glänzender und leuchtender, je mehr er sich der Sonne nähert. Es beginnen ge- waltige Umwälzungen in seinem Innern, und vom Kopfe werden leuchtende Massen ausgestoßen, die meist zur Sonne hin gerichtet sind. Allmählich biegen sie um und bilden auf der der Sonne ab- gewendeten Seite den Schweif. Auf Grund dieser Beobachtungen und spektroskopischer Unter- suchungen ist man zu folgender Annahme über das Wesen der Kometen gekommen. Der Kern besteht aus kosmischen Körperchen, die in der Sonnenferne in der Kälte des Weltenraumes mit einer Eiskruste umgeben sind. In der Sonnennähe beginnt das Eis zu schmelzen, und auf der ihr zugekehrten Seite kocht es zuletzt. Der Dampf drängt unter gewaltigem Drucke auf die festen Körper nach außen, der Sonne zu. Durch die Reibung ist Elektrizität er- zeugt worden, dieselbe, die auf der Sonne durch ähnliche gewaltige Revolutionen entstanden, ist. Gleichnamige Elektrizitäten stoßen sich ab; darum biegen die Dämpfe allmählich von dcr Sonne ab und bilden den Schweif. Die Sternschnuppen, jene Lichtfunken, die in hellen Nächten plötzlich aufleuchten, sich schnell fortbewegen und nach kurzer Zeit verschwinden, gehören nicht unserer Erde an, sondern sind kosmischen Ursprungs. Ihre Zahl ist sehr groß, täglich bis 10 Millionen. Ihre größte Häusigkeit ist gegen 3 Uhr morgens. Nach neueren Untersuchungen leuchten sie in einer Höhe von 180—150 km auf und erlöschen in 90—100 km Höhe. Besonders helle derartige Erscheinungen, die zuweilen auch am Tage gesehen werden, heißen Feuerkugeln; sie treten plötzlich aus einem kleinen hellen Wölkchen hervor, leuchten in weißem, oft auch rotem und bläulichem, selten in grünem und gelbem Lichte, zerplatzen vielfach mit donnerartigem Getöse und sallen als Meteorsteine oder Aerolithe auf die Erde herab. Der größte Meteorit liegt in Ungarn und wiegt 250 kg. An dem meteoritischen Ursprung des gewaltigen, 25 000 kg schweren Blockes von gediegenem Eisen an der Nordwestküste Grönlands, den Nordenskiöld 1870 entdeckte, wird neuerdings gezweifelt. Man unterscheidet Stein- und Eisenmeteoriten. Die ersteren bestehen zum Teil aus solchen Mineralien, die auch auf der Erde gefunden werden. Die Eisenmeteoriten enthalten über 90 °/o Eisen, außerdem Nickel, Kobalt, Phosphor, Schwefel, Chrom und deren Verbindungen; sie sind kristallinisch und zeigen auf einer ge-

2. Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre - S. 34

1911 - Halle a.S. : Schroedel
— 34 — einem bestimmten Orte nur etwa 9 sichtbar; unter diesen aber ist nur etwa alle 200 Jahre eine total. In Deutschland findet die nächste totale Sonnenfinsternis am 7. Oktober 2135 statt; doch schon am 17. April 1912 wird man das Schauspiel einer ringförmigen Sonnenfinsternis haben. Erscheinungen bei einer Sonnenfinsternis. Bei einer Parti- ellen Sonnenfinsternis ist die Abnahme des Tageslichts für das bloße Auge nicht besonders merklich und wird erst dann auffallend, wenn nur noch ' ein kleiner Teil der Sonnenscheibe unbedeckt ist. Mit geschwärzten oder dunkelfarbigen Gläsern kann man das Vorüberziehen der dunklen Mondscheibe vor der hellen Sonnenscheibe gut verfolgen. Sobald bei einer totalen Sonnenfinsternis der letzte Sonnen- strahl hinter der dunklen Mondscheibe verschwindet, tritt eine über- raschende, fast beängstigende Dunkelheit ein; sie würde vollständig sein, wenn nicht der Reflex der seitlich einfallenden Sonnenstrahlen durch die Atmosphäre sowie die aufleuchtende Korona ^ sie einiger- maßen abschwächte. Die helleren Sterne leuchten auf, die Tiere werden unruhig, die Nachtvögel kommen hervor, und die für die Dunkelheit empfindlichen Pflanzen schließen ihre Kelche. Die Temperatur erniedrigt sich, die Feuchtigkeit der Luft nimmt zu, und es erhebt sich nicht selten von W her ein leichter Wind, der durch die fortschreitende Abkühlung der Luft veranlaßt wird, der Finster- niswind. Die dunkle Mondscheibe erscheint mit einem blendend weißen, zuweilen unregelmäßig gestalteten Ring von gleichförmiger oder strahliger Struktur: der Korona, welche sonst nicht sichtbar ist, weil sie von dem Sonnenlicht selbst überstrahlt wird. An einzelnen Stellen des Mondrandes flammen rötliche Hervorragungen auf, oft hörnerartig umgebogen, die Protuberanzen^, Gas- Eruptionen aus dem feurigen Innern des Sonnenkörpers von einer unsere Vorstellungen weit übertreffenden Mächtigkeit. Auf Punkten mit freier Aussicht hat man wiederholt den Mondschatten von W her herannahen und kurz vor Schluß der Totalität aus derselben Himmelsgegend das Sonnenlicht herkommen sehen. Der Aalender. Der Ausdruck Kalender bezeichnet sowohl die bei den einzelnen Völkern verschiedene Einteilung der Zeit nach Jahren, Monaten und Tagen, als auch das Verzeichnis der nach Wochen und Monaten geordneten Tage des Jahres. Calendae hieß bei den Römern jeder erste Monatstag, abgeleitet von dem Zeitwort calare == ausrufen, weil in Rom der Neumond eines jeden Monats durch einen Priester öffentlich ausgerufen wurdet * Seite 47. 2 Seite 46. 3 Den 15. März, Mai, Juli und Oktober nannten sie die Iben.

3. Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre - S. 49

1911 - Halle a.S. : Schroedel
— 49 — kommt es, daß uns etwa nur ^/? der gesamten Mondoberfläche immer unsichtbar sind. Die Oberfläche des Mondes läßt bei Vollmond mit bloßem Auge helle und dunklere Flecken unterscheiden. Die helleren wurden früher als Landmassen, die dunkleren als Meere bezeichnet. Doch mußte die Vorstellung von Meeren schwinden, seitdem sich mit aller Bestimmtheit ergeben hat, daß dem Monde eine Atmosphäre und damit auch das Wasser fehlt. Wäre eine Atmosphäre vorhanden, so müßten 1. die Ränder des Mondes uns verwaschen erscheinen, 2. die Schatten auf der Mondscheibe grau und nicht schwarz, wie es in Wirklichkeit Ist, sein; es müßte 3. das Licht der Fixsterne, die unmittelbar neben dem Monde stehen, eine Brechung und Lichtschwächung erfahren. Man hat jedoch auf der Mondoberfläche die Bezeichnung der dunklen Stellen als Meere beibehalten, wie dies auf jeder Mond- karte^ zu ersehen ist, da in der Tat die grauen Partien verhält- nismäßig eben, die helleren in der Regel gebirgig sind. Auch die hellen Punkte, welche durch ein Fernrohr gesehen aus dem asch- grauen Lichte des Mondes auftauchen, sind die Spitzen der Berge, die von dem vollen Lichte der Sonne beschienen werden. Als Grundform aller Oberflächengebilde hat man einen kreis- förmigen, geschlossenen Wall, der eine konkav geböschte Tiefe um- schließt, erkannt. Sofern der Wall einen Durchmesser von 2 bis zu 10 Ml. aufweist, spricht man von Ringgebirgen; größere Bildungen nennt man Wallebenen, kleinere Rillen und Gräben. An den Rändern der Wallebenen ziehen gewöhnlich vielfach zusammengesetzte Gebirge hin, die aber nicht mit den Kammgebirgen der Erde zu vergleichen sind, in der Regel aus einer Reihe von Bergzügen bestehen. Gleich- wohl hat man ihnen den Namen unserer Erdgebirge beigelegt. Die Ringgebirge find geschlossener und überragen den Wall nur wenig. Hinter seiner Höhe bleiben stets die Zentralberge zurück, welche in der Mitte und am tiefsten Punkte des steil abstürzenden Innern sich erheben. Die größte Höhe erreichen die Einzelberge. Man hat (mit Hilfe des Schattens) Mondberge bis zur Höhe des Mt. Everest unserer Erde gemessen, welche Höhe in Anbetracht der verhältnismäßigen Kleinheit des Mondes als ganz erstaunlich gelten muß. Durch Ebenen, auch durch Gebirgssysteme ziehen schmale, tiefe Furchen, die bei Vollmond als glänzende Lichtlinien, bei schräger Beleuchtung als dunkle Streifen erscheinen; man nennt sie Rillen und hat bis gegen 800 aufgefunden. 1 Wohl in jedem größeren Schulatlas ist eine solche enthalten. Wulle, Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre. 4

4. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 3

1906 - Halle a.S. : Schroedel
der Erdoberfläche der Satz aufgestellt werden, daß die mittlere Dichte der Erdrinde überall die gleiche zu sein scheint. Die Wärme der Erde ist in der obersten Erdschicht, in unserer Zone bis zu einer Tiefe von 20 m, von der Wirkung der Sonnen- wärme abhängig. Gleich unterhalb dieser Schicht herrscht jahraus, jahrein die gleiche Temperatur. Von hier aus findet eine stete Zunahme der Erdwärme statt bis zu den tiefsten Punkten, die in Bohrlöchern und Schächten erreicht worden sind. Die tiefsten Bohr- löcher auf deutschem Boden sind die von Paruschowitz bei Rybnik in Oberschlesien, 2003 in tief, von Schladebach bei Leipzig, 1748 in, und von Lieth bei Altona, 1338 m. In ihnen hat sich eine Zu- nähme von 1° auf durchschnittlich 39,5 m feststellen lassen. Von einer regelmäßigen Zunahme der Erdwärme nach der Tiefe kann aber nicht gesprochen werden. 'Hält man jedoch an der Wärme- zunähme in größeren Tiefen von 1° auf ungefähr 40 m fest, so muß in einer Tiefe von etwa 1/ioo des Erdhalbmessers eine Hitze vorhanden sein, bei der auch die schwerflüssige Lava schmilzt. Da unsere unmittelbare Kenntnis des Erdinnern auf 2000 in, d. i. etwa ^/hvoo des Erdhalbmessers, beschränkt ist, so können über dessen Beschaffenheit in größerer Tiefe nur Vermutungen aufgestellt werden. Jedenfalls besitzt die Erde ein spezisisch schweres Erdinneres Im übrigen kennen wir nur eine Zunahme der Wärme in der Erdrinde bis über den Schmelzpunkt der Gesteine hinaus in nicht großer Tiefe. Wahrscheinlich findet ein allmählicher Übergang von der festen Erd- rinde zu dem in eigenartigem Zustande befindlichen „Erdkern" statt. Eine der Erde als Ganzes zukommende, höchst eigentümliche Erscheinung ist der Erdmagnetismus. Die Erde verhält sich wie ein großer Magnet, da immer nur der eine Pol eines frei aufge- hängten Magnetstabes von dem Nordpol der Erde angezogen, der andere abgestoßen wird. Mathematischer und magnetischer Pol fallen indes nicht zusammen; der magnetische Nordpol liegt unter 70° n. Br. und 96^ ^ y Gr. beim Kap Murchison, der magnetische Süd- pol unter 74° s. Br. und 148° ö. L. Die Magnetnadel erleidet wegen dieser Anziehung eine Ablenkung vom mathematischen Meridian nach O. und W., Deklination genannt. Die Ablenkung nach O. nennt man positiv (+), die nach W. negativ (—). Für Deutschland be- trägt sie z. Zt. — 12° (nach W.). Alle Orte mit derselben Ab- weichung sind durch Linien verbunden; man nennt sie Jsogonen (die gleichwinkeligen). Zwischen den Gegenden positiver und' negativer Ablenkung muß eine Linie liegen, auf der die Magnetnadel genau nach N. weist, die Deklination also gleich null ist; sie heißt magne- tischer Nullmeridian. Unter Inklination versteht man die Neigung der Magnetnadel zu der Horizontalen, und die Linien gleicher In- klination heißen Jsoklinen. In Mitteldeutschland beträgt die In- 1 Ratzel, Die Erde und das Leben. I. Teil S. 113.

5. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 4

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 4 — klination etwa 70°. Da der Inklinationswinkel mit wachsender Breite zunimmt, so muß zwischen den beiden magnetischen Polen eine Linie vorhanden sein, wo die Nadel horizontal bleibt, also keine Inklination stattfindet. Diese Linie heißt der magnetische Äquator. Er steigt in Ostafrika und Südasien bis auf 10° n. Br. und senkt sich in Süd- amerika bis auf 15° s. Vr. Der Betrag der Deklination erleidet tägliche Schwankungen, ferner solche von 26 tägiger Dauer (die mit der Dauer einer Achsendrehung der Sonne zusammenfallen), von etwa 11 Jahren (Periode des Auftretens der Sonnenflecken) und endlich auch säkulare Schwankungen. Mit den Schwankungen der Magnetnadel fällt das Erscheinen der Nordlichter^ zusammen. Sie werden angesehen als Äußerungen elektrischer Ströme. Indem die Erde, dieser gewaltige Magnet, rotiert, entstehen elektrische Ströme; am'äquator steigt die Elektrizität, die positive, in die Höhe, fließt nach den Polen ab und verdichtet sich auf allmählich engerem Räume, bis sie in höheren Breiten sich mit der in der Erde enthaltenen negativen Elektrizität „in der Form des schwach aufflackernden Glühlichts" ausgleicht. L. Tie Gesteinshülle^. Erdgeschichte. Die Gestalt der Erde bezeugt die Weise ihrer Entstehung. Die Abplattung an den Polen und die Ausbauschung am Äquator als Folge der Achsendrehung der Erde deutet darauf hin, daß die Erde sich ursprünglich in einem plastischen und zwar, wie allgemein an- genommen wird, in einem glühendflüssigen Zustande befunden habe^. Durch Ausstrahlung in den kalten Weltenraum bedeckte sich die Oberfläche mit einer Erstarrungskruste; auf dieser verdichtete sich das Wasser, welches bis dahin in Dampfform die Atmosphäre an- gefüllt hatte, und begann seine chemische zersetzende und auflösende Tätigkeit auf den festen Felsgrund auszuüben. Durch Wölbungen, Faltungen, Einbrüche entstanden auf der Oberfläche der fortgesetzt schrumpsenden Erde das trockene Festland und die Becken der Meere, die Gebirge und Niederungen, und nun übte das Wasser auch seine mechanische Tätigkeit aus, indem es in seinem Kreislauf das Fest- land gliederte und die aufgelösten Festlandsteile nach dem Ozean führte', in welchem sie sich als feiner Schlamm niederschlugen, allmählich zu Gesteinen erhärteten und im Lauf der Zeiträume von 1 Vgl. den Abschnitt: Das Nordvolargebiet! 2 Credner, Elemente der Geologie. Hann, Hoch- stetter und Pokorny, Allgemeine Erdkunde, Ie. Abt., Die feste Erdrinde und ihre Formen von Ed. Brückner. 3 Es ist dabei gleichgültig, ob wir uns den glühendfliissigen Erdball aus einem glühenden Urnebel durch Abkühlung entstanden denken <Kant-Laplacesche Hypothese), oder durch Zusammenstoß und Zusammenballung von Meteoriten, die durch die Hitze des Anpralls zusammenschmolzen.

6. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 7

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 7 — 2. Die silurische Formation (benannt nach dem Volksstamme, welchem die Urbewohner des Hauptentwickelungsgebietes in England angehören), gebildet von vorherrschend tonigen und sandigen sowie kalkigen Gesteinen, welche auf der cambrischen Formation auflagern, ist gekennzeichnet durch die Graptolithen und das erste Auftreten von Fischen. In Europa unterscheidet man zwei Verbreitungsgebiete: das nordeuropäische, das von der Petschora bis Cornwall verfolgt werden kann, und das böhmisch-südeuropäische. Am groß- artigsten ist das Silur in Nordamerika entwickelt, wo man alle Ablagerungen vom Cambrium bis zum Carbon verfolgen kann. 3. Die devonische Formation (nach der Grafschaft Devonshire) oder das obere Grauwackengebirge erhält seinen Charakter durch Fig. 3. Pterichthys cornutus Agassiz. Ein devonischer Panzerfisch. (Nach Koken.) das erste Auftreten von Gefäßkryptogamen, von Schmelzfchuppern und Panzerfischen und enthält reiche Silber-, Quecksilber-, Zink-, Blei- und Eisenlager. Das Devon ist in Europa besonders im Rheinischen Schiefer- gebirge entfaltet; außerdem in Deutschland im Harz, im sö.-en Thüringen u. a. O. 4. Die Steinkohlenformation, in der die Kohle als Gestein hinter anderen Gesteinen, besonders Kalk, Sandstein, Schieferton, an Mächtigkeit zurücktritt, läßt eine großartige Pflanzenwelt von kryptogamen Formen erkennen: Farne, Schachtelhalme (Calamiten), Schuppenbäume (Lepidodendren, Verwandte des Bärlapp) und Siegelbäume (Sigillarien). Daneben als höchst- stehende Pflanzen auch Koniferen, wenn auch selten. Als höchst entwickelte Wirbeltiere treten Panzerlurche, sowohl krokodil- als auch schlangenartig, auf. Das flözführende Kohlengebirge besteht aus einem vielfachen Wechsel von Kohlen- sandstein und Kohlenschiefer, zwischen denen „das Kohl", wie der Bergmann sagt, eingelagert ist. In diese Periode fällt das erste Auftreten der Amphibien. Zwar ist die Steinkohlenformation über die ganze Erde verbreitet, aber das produktive Kohlengebirge tritt nur an be- stimmten Stellen auf. In Europa unterscheidet man sieben

7. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 11

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 11 — Periode ist die Zeit der Ammoniten, der Belemniten und der Fischsaurier. Aus dem Solnhosener Schiefer stammen auch die abenteuerlichen Flugechsen, welche den Übergang zu den Vögeln bilden, sowie der durch semen Schwanz und die ge- zahnten Kiefer den Flugechsen sich anschließender Urvogel, der Archäopterix. 3. Die Kreideformation, welche aus Kalksteinen, Sandsteinen und Tonen zusammengesetzt ist, enthalt als eigentümliche Bildungen die weiße Kreide, die an den Küsten Südenglands und Nord- frankreichs sowie im Ostseegebiet Steilufer bildet (Stubben- kaminer auf Rügen), und den Quadersandstein, den letztern namentlich im Elbsandsteingebirge und von hier am Südfuße des Lausitzer- und Riesengebirges bis zum Heuscheuergebirge. In die obere Kreide fällt das Auftreten der ersten Laub- Hölzer. Iv. Die Tertiärzeit oder die känozoische^ Periode (die Neuzeit der Lebewesen). Die Bildungen bestehen aus festen Konglo- meraten (Nagelflue), kompakten Kalken, Sandsteinen und Schiefer sowie aus weichem Sandstein (Molasse), losem Sande und plastischen Tonen. Sie sind reich an Salz, Gips, Schwefel, Petroleum und Braunkohlen, dagegen arm an Erzen: Eisenerze und zwar Braun- eisenerze kommen fast allein vor. Säugetiere treten massenhaft und in riesenhaften Formen auf, und die Laubhölzer zeigen eine große Mannigfaltigkeit. Allmählich nähert sich die Tier- und Pflanzenwelt den Formen der Jetztzeit. Auch erfolgt im Tertiär die Herausbildung der heutigen Festländer und Ozeane. Die Alpen, die Karpaten, der Apennin, der Atlas, der Kaukasus, der Himalaya, die Cordilleren steigen empor. Daneben kommt es zu einer gewaltigen vulkanischen Tätigkeit. Die Basalt-, Phonolith- und Trachytkuppen der mitteldeutschen Vulkan- reihe, die meisten der noch jetzt tätigen Vulkane des Mittelmeer- gebietes stammen aus dieser Zeit. V. Die Quartärzeit oder die anthropozoische^ Periode ldas Zeitalter des Menschen). Die Ablagerungen dieser letzten Periode der Erdbildung bestehen aus Gerollen und Geschieben sowie aus Sand, Lehm und Ton und erfüllen vorzugsweise die Ebenen und Täler. Waren auch die Kontinente und die wichtigsten Gebirge mit dem Ende der Tertiärperiode in ihren jetzigen Umrissen bereits der Hauptsache nach ausgebildet, so brachte die Quartärzeit noch wichtige Ausgestaltungen des Landes. Eine hervorragende Rolle spielen die Bildungen, welche durch die Vergletscherung ausgedehnter Landinassen entstanden sind. Am Ende des tertiären Zeitalters trat 1 kainös = neu. 2 änthropos — der Mensch,

8. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 13

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 13 — Je nach dem Material, aus welchem der Mensch seine Werk- zeuge herstellte, wird die Zeit seit dem A-uftreten des Menschen in die Steinzeit und in die Metallzeit eingeteilt. Die erstere zerfällt wieder in eine ältere Zeit, die der undurchbohrten Steingeräte, und eine jüngere, welche sich durch geschliffene, überhaupt feiner bearbeitete Steinwerkzeuge charakterisiert. In der älteren Steinzeit war der Mensch Höhlenbewohner; in der jüngeren treten die Pfahlbauten aus, welche in die metallische Zeit hinüberreichen. Als Alluvium bezeichnet man diejenigen Bildungen der Erd- oberfläche, welche noch heute vor sich gehen und Produkte derselben Kräfte sind, die die Ablagerungen des Diluviums veranlaßt haben (Marschen, Moore, Dünen und Flugsandbildungen u. a. m.). Da keine der sedimentären Formationen in ununterbrochener Ausdehnung über den ganzen Erdball verbreitet ist, die Eigenschaften des Bodens aber wesentlich für die Entwickelung des organischen Lebens sind, so entscheidet die Art des Oberflächengesteins und seine natürliche Beschaffenheit in Verbindung mit den klimatischen Ver- Hältnissen und der hierdurch bedingten Pflanzendecke die größere oder geringere Möglichkeit der Bewohnbarkeit eines Erdraumes durch den Menschen. Die Gliederung des festen Landes. Die Formen der Oberfläche, wie sie in großen Zügen das Antlitz, der Erde bilden, sind das Ergebnis innerer und äußerer Kräfte unsres Planeten. Die inneren Kräfte äußern sich in Störungen der ursprünglich flach gelagerten Schichten, in Hebungen und- Senkungen und in vulkanischer Tätigkeit; die äußeren in Zer- störung der Oberfläche, Wegführung und Ablagerung der zerstörten Teile der Erdrinde. Ursprünglich flach gelagerte Schichten bietet die russisch-skan- dinavische Tafel, die seit Beginn der paläozoischen Zeit weder von Faltungsgebirgen noch von vulkanischen Bildungen unterbrochen worden ist, ferner die Wüstenplatte der Alten Welt von dem Atlan- tischen Ozean bis zum Persischen Meerbusen, eine Anzahl Schollen horizontaler Sandsteine in Asrika, das Innere von Australien, die nordamerikanische Tafel bis zum Felsengebirge und die brasilische Tafel. Bei weitem der größte Teil der Erdoberfläche ist durch Störungen seiner Schichten, durch Krustenbewegungen, mannigfach verändert worden. Die Ursache sindet man in der durch Abkühlung er- folgten Schrumpfung deserdinnern. Gewaltige Faltungen schufen am Anfange der Tertiärzeit das Hochgebirge der Alpen, das nur ein Teil

9. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 14

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 14 — ist von dem System von Kettengebirgen, das den Ostkontinent in seiner ganzen Breite vom Atlantischen bis zum Großen Ozean durch- zieht. Ein zweites, zu diesem rechtwinklig verlaufendes Faltungs- system ist das des Urals. Auch die Neue Welt besitzt zwei ge- waltige Faltenzüge; der eine, der bedeutendste, durchzieht ganz Amerika Hormale, Falten/. Sehr äße, Falterb. Fach er fallen,. Verschiedene, Arterv von Fcdtejl. (Jfadbjteüiv). Fig. 9. in s.-er Richtung an seiner W.-Küste, während der andere in einem Winkel zu diesem in Nordamerika von Sw. nach No. (die Appalachen) streicht. In manchen Faltengebirgen, wie z. B. im Jura und zum Teil in den Appalachen, sind die Falten nur schwach gewellt. Bisweilen wurden die Schichten jedoch so gewaltig gepreßt, daß sie kniesörmig umgebogen oder bis zu einer gewissen Höhe Fig. 10. Fig. 11. emporgedrängt, zerrissen wurden und wie die Halme von Garben sich auseinander legten oder über andere hinweggeschoben wurden. Viel- fach beschreiben diese Faltungen schön geschwungene Bogen, an deren Innenseite Einbrüche und vulkanische Ergüsse auftreten. Wie bei der Faltung ein horizontaler Schub, so kann auch eine horizontale Spannung als Ursache der Oberflächenveränderung auftreten, welche durch Bildung von Spalten oder Brüchen ausge-

10. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 15

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 15 — löst wird. Sinkt der eine Rand zur Tiefe, so entsteht eine Ver- Werfung (Erzgebirge). Der Höhenunterschied der Verwerfung bei dem Erdbeben am 18. Oktober 1891 in Japan betrug bis 6 in; zu- gleich wurde der eine Flügel um 1 bis 4 m gegen den andern ver- schoben. Laufen mehrere Brüche parallel und sinken die zwischen ihnen liegenden Schollen in die Tiefe, so entsteht eine Grabenver- senkung (Oberrhein. Tiefebene). Wenn die Ränder mehr oder weniger kreisförmig sind, so spricht man von einem Kesselbruch (Ries, Mittelmeer). Ist dagegen ein Stück der Erdrinde stehen ge- blieben, während rings um dasselbe die Rindenteile hinabgesunken sind, so entstehen Horste (deutsches Mittelgebirge). Vogesen. Rheintal. N N Schwarzwald. Fig. 12. Jdealprofil durch das obere Rheintal (nach A. Andreae). 1. Älteres gefaltetes Gebirge. 2. Trias und Jura. 3. Tertiär und Diluvium. H Hauptspalten. N Nebenspalten. V Treppenförmige Verwerfungen. Die Black Hills in Nordamerika stellen eine beulensörmige Aus- treibung der Erdkruste dar, nach Sueß dadurch entstanden, daß die Umgebung absank, ohne daß der Zusammenhang der Schichten zer- rissen worden wäre; demnach wäre hier eine Verwerfung ohne Bruch- linien, eine Verbiegung oder Flexur. Wenn der gebirgsblldende Prozeß aufhört, so werden die Er- Hebungen allmählich zerstört und abgetragen. Ja, ein Gebirge kann völlig eingeebnet werden; seine ehemalige Gestalt kann nur aus der Lagerung der unter der Oberfläche liegenden Schichten erkannt werden. Ergänzt man die Falten des geologischen Durchschnittes eines solchen Gebietes über die jetzige- Oberfläche hinaus, so erhält man ein un- gesähres Bild des einstigen Bodens. So hat man z. B. gefunden, daß über den flachen belgischen Steinkohlenfeldern einst ein mächtiges Faltengebirge sich erhoben hat, das bei Namur 5000—6000 m die heutige Landesoberfläche überragte. Nach Ansicht einer Reihe von Fig. 13. Profil durch das Aachener Kohlengebirge bis zum hohen Venn (nach v. Dechen). 1. Cambrium des hohen Venn. 2—4. Devon. 5. Kohlenkalk. 6. Flözzüge. Geologen find solche „Umformungen von Gebirgen in Flachländer nur durch die auf sinkendem Gestade immer weiter landeinwärts
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