Xih. Die Könige von Preußen.
1. Friedrich als Kurfürst Iii. von 1688 —1701,
als König I. von 1701 — 1713.
9?ach dem im Jahre 1674 erfolgten Tod des damaligen Kur-
prinzen Karl Emil war Friedrich als nächstberechtigter Sohn
Erbprinz geworden. Er war den -ch-. Juli 1657 zu Königsberg
geboren d. h. in eben dem Jahre, in welchem Preußen durch
den Vertrag zu Welau ein fouveraines Herzogthum wurde, was
Dichtern die Veranlassung gab, ihm die Königskrone zu prophe-
zeien, ungeachtet damals noch gar nicht die Aussicht vorhanden
war, daß er regierender Fürst werden würde. Obgleich von
schwächlicher Gesundheit, in Folge eines Falles im ersten Lebens-
jahre, der ihm ein verwachsenes Rückgrat veranlaßte, wuchs er
doch unter sorgfältiger Pstege heran, namentlich unter Auf-
sicht des Freiherrn Otto v. Schwerin in Alt - Landsberg,
und erhielt eine vortreffliche Ausbildung durch Eberhard
v. Dankelmann, der dadurch für die Folgezeit noch größere Zu-
neigung des Prinzen gewann, daß er denselben 1679 auf dem
Winterfeldzuge nach Preußen bei einer gefährlichen Krankheit
durch seine treue Sorgfalt vom Tode rettete, als schon Alle an
seinem Aufkommen verzweifelten. Das gespannte Verhältniß zu
seiner Stiefmutter Sophie Dorothea veranlaßte ihn, größtentheils
in der Stille zu Köpnick zu wohnen, ja sogar heimlich 1685 nach
Kastel zu fliehen, und eben dasselbe bewog auch Kurfürst Frie-
drich Wilhelm, 1686 ein Testament der Art zu machen, daß er
H. 1
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karl_Emil Karl Friedrich Friedrich Otto Eberhard
v Sophie_Dorothea Wilhelm
Quedlinburg, Nordhausen und Petersberg.
5
Strenge behaupten ließ, bis endlich Friedrich ll. 1742 diese Strei-
tigkeiten auf eine billige Weise beilegte. Erst in dem 1803 er-
folgten Reichsdeputationsschlusse verlor das Stift feine unmittel-
bare Reichsstandschaft und die Aebtissin ihre Landeshoheit, doch
behielt sie wie die noch vorhandenen Capitnlarinnen ihre bishe-
rigen Einkünfte, bis sie 1807 durch den Tilsiter Frieden derselben
verlustig ging, als das Gebiet von Quedlinburg zum Königreich
Westfalen eingezogen wurde. Erst 1815 wurde die Huldigung
für Preußen wieder eingenommen, doch entsagte die letzte Aeb-
tissin Sophie Albertine, Prinzessin von Schweden, nur gegen eine
jährliche Rente allen ihren Ansprüchen.
In den obigen Verkauf der Schutzherrschaft von Quedlin-
burg war auch die Reichsvogtei und das Schultheißenamt der
freien Reichsstadt N o r d h a u s e n einbegriffen, einer Stadt, die
zu den ältesten im östlichen Deutschland gehört und schon im
neunten Jahrhundert erwähnt wird. Jenes Vogtei-Amt war
früher in dem Besitz der Grafen von Hohenstein gewesen und
nach deren Aussterben von Kaiser Rudolf Ii. 1600 an das Kur-
haus übertragen worden; das Schultheißenamt dagegen war ehe-
mals von den Landgrafen von Thüringen verwaltet worden und
mit der Landgrafschaft an Sachsen gekommen. Zu der Zeit, als
Kurfürst Friedrich 111. diese Gerechtsame über Nordhausen erkaufte,
hatte der Rath der Stadt dieselben durch Pfandschaft an sich
gebracht. Indem die Stadt befürchtete, daß Brandenburg sich
bei dieser Gelegenheit in den Besitz derselben setzen möchte, um-
somehr, als schon Kurfürst Friedrich Wilhelm sie als eine der
Entschädigungen für den Schwedenkrieg vom Kaiser verlangt
hatte, weigerte sie sich, die brandenburgischen Rechte anzuerken-
nen, doch Friedrich ließ sie 1703 militairisch besetzen, und der
Rath mußte gegen die Empfangnahme des Pfandschillings die
Ansprüche Brandenburgs genehmigen. Später einigte sich König
Friedrich Wilhelm I. mit der Stadt dahin, daß er 1715 seine
Rechte für 50,000 Rthlr. dem Rathe überließ. Erst durch den
erwähnten Reichsdeputations-Hauptschluß siel 1603 die Stadt
an Preußen, wurde bald darauf nebst Quedlinburg zum König-
reich Westfalen gezogen, im Wiener Congreß aber wieder Preußen
zugesprochen.
Zugleich mit diesen Erwerbungen kaufte Friedrich 1697 von
Sachsen das Amt Petersberg bei Halle für 40,000 Rthlr.
Dasselbe wurde 1124 als Augustiner-Kloster vom Grafen Dedo
von Wettin angelegt, von seinem Bruder 1136 vollendet, doch
erst 1155 eingeweiht. Damals wurde der Name „Lauterberg"
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_ll Friedrich Sophie_Albertine Rudolf_Ii Rudolf Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich
Tecklenburg und Lingen.
7
theil für 250,000 oder nach anderen Angaben für 300,000 Rthlr.
an König Friedrich, dem die Vollstreckung des vom Reichskam-
mergericht gefällten Urtheils übertragen worden war.
Bei diesem Ankäufe übernahm der König zugleich die Schul-
den, die auf dem Lande hafteten und nicht unbedeutend waren;
so waren namentlich an Anhalt 80,000 Rthlr. zu zahlen, für
welche Forderung ein nicht geringer Landstrich gegeben wurde,
der durch die 1710 vorgenommene Ablasfung des großen Aschers-
lebener See's gewonnen worden war. Mit dem Hause Bent-
heim-Tecklenburg wurden 1729 die Streitigkeiten der Art beige-
legt, daß Preußen gegen Herausgabe seines Antheils an der
Herrschaft Rheda auch den übrigen Theil der Grafschaft Tecklen-
burg erhielt, wogegen dem Hause Bentheim der übrige Theil der
Erbschaft sowie der Titel überlassen wurde. — Seit der Zeit ist
das Ländchen bei Preußen verblieben, nur daß es nach dem Til-
siter Frieden vorübergehend eine Zeit lang zum Herzogthum Berg
und später unmittelbar zum französischen Kaiserreiche gezogen
wurde.
Die oben genannte, früher zur Grafschaft Tecklenburg ge-
hörige Herrschaft Lingen, die nördlich von jener sich an der
Ems hinunter zieht, war 1702 durch Erbschaft an Preußen ge-
kommen und hat seitdem gleiche Schicksale mit dem Hauptlande
getheilt. Der genannte letzte Graf von Tecklenburg, Conrad,
hatte dieselbe von seinem Oheim Nicolaus, der damit abgetheilt
gewesen und 1541 gestorben war, wieder an sich gebracht. Jener
Nicolaus hatte jedoch früher das Unglück gehabt, von dem Bischöfe
von Münster aus seinem Besitzthum vertrieben zu werden, und
nur mit Hülse des Herzogs von Geldern war es ihm gelungen,
sich desselben wieder zu bemächtigen; doch hatte er die Lehns-
herrlichkeit des Herzogs anerkennen müssen, während das Länd-
chen früher freies Eigenthum gewesen war. Als Conrad nach
des Oheims Tode von dem Lande Besitz nahm, verweigerte er
das Anerkenntniß dieser Lehnsherrschaft, und Karl V., damals
Lehnsherr, nahm daraus umsomehr Veranlassung, ihm dies Land
als verwirktes Lehn abzusprechen. Er übergab es dem Grafen
Maximilian von Büren, der sich an der Spitze kaiserlicher Trup-
pen gewaltsam in den Besitz desselben setzte, und dem zugleich
Jbbenbühren und einige andere Dörfer von Tecklenburg abge-
treten werden mußten. Später überließ Gras Maximilian diese
Herrschaft durch Tausch an Karl V., der sie mit den übrigen
burgundischen Besitzungen seinem Sohn Philipp Ii. hinterließ.
Jene eingetauschten Güter kamen durch die Vermählung der ein-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Conrad Nicolaus Nicolaus Conrad Karl_V. Karl_V. Maximilian_von_Büren Maximilian Maximilian Maximilian Karl_V. Karl_V. Philipp_Ii Philipp
Erhebung Preußens zu einem Königreiche. 21
Kaiser Leopold zu Stande; durch denselben gab der Kaiser nicht
sowohl die Ermächtigung als vielmehr nur seine Zustimmung
dazu, daß Friedrich sich fortan König in Preußen
nenne. Friedrich seinerseits versprach in allen Kriegszeiten, na-
mentlich in dem zu befürchtenden wegen der spanischen Erbschaft,
auf eigne Kosten dem Kaiser 10,000 Mann zu stellen, einen Theil
der Garnison in Philipps bürg am Rhein zu unterhalten, auf die
Hülfsgelder, die er noch vom Kaiser zu fordern hatte, Verzicht
zu leisten, seinen Verpflichtungen als deutscher Reichsfürst nach-
zukommen, die kurbrandenburgische Wahlstimme bei jeder Erle-
digung der kaiserlichen Würde einem österreichischen Prinzen zu
geben re. Am 16. Dezember erließ er ein Manifest an sämmt-
liche europäische Mächte, daß er Willens wäre sich den Königs-
titel beizulegen und brach am 17. Dezember mit so zahlreichem
Gefolge nach Königsberg auf, daß der Zug in vier Abtheilungen
gebracht werden mußte, um die Fortschaffung zu ermöglichen.
Die Zurüstungen zur Krönung waren so eifrig vorbereitet, daß
schon am Sonnabend den 15. Januar 1701 prachtvoll gekleidete
Herolde die Erhebung Preußens zu einem Königreich
verkündeten. An dem darauf folgenden Sonntage wurde in sämmt-
lichen Landeskirchen der göttliche Segen zur Krönung erfleht, und
am 17. der schwarze Adlerorden gestiftet, der an sechs fürst-
liche Personen und außerdem an zwölf verdienstvolle Männer
vertheilt wurde. Der Wahlspruch auf diesem Ordenszeichen
„Suum cuique“ sollte den Fürsten auffordern, dem Guten wie
dem Bösen gerecht zu werden, die Ausschmückung mit Lorbeer
und Blitz sollten die Belohnung und Strafe bezeichnen. End-
lich Dienstag den 18. Januar 1701 setzte sich Friedrich
in dem großen Audienzsaale mit eigener Hand die Krone
a u f s H a u p t, krönte diekönigin und empfing in der Kirche,
wohin sich der Festzug begeben hatte, nach der Festpredigt die
Salbung durch zwei Geistliche, die beiden Oberhofprediger, den
reformirten Benjamin Ursinus v. Bär und den lutherischen Bern-
hard v. Sanden, welche beide zu größerer Feier zu Bischöfen er-
nannt und in den Adelsstand erhoben wurden. Die sich an-
schließenden Festlichkeiten übertrafen alles bisher Gesehene und
kosteten Millionen, da der König die neue Krone auch mit dem
äußeren Glanze umgeben wollte, durch den sie bei der großen
Menge an Werth gewinnen mußte. Erst in den ersten Tagen
des März verließ Friedrich Königsberg, langte zwar in der Mitte
des Monats in der Mark an, verschob jedoch seinen feierlichen
Einzug in Berlin bis zum 6. Mai, da noch viel Vorbereitungen
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Philipps Friedrich Friedrich Benjamin_Ursinus Friedrich_Königsberg Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Philipps Rhein Königsberg Berlin
Das Heer.
63
in den Jahren von 1713 —1735 zwölf Millionen Thaler an
Werbegeldern ins Ausland gingen, zumal da der König in ein-
zelnen Fällen für einen außergewöhnlich großen Mann 5—8000
Rthlr. zahlte. Vielleicht tausend Werber hatten in allen Gegen-
den Europas zu thun, das Heer zu vervollständigen, und die List
oder Gewalt, die vielfach von ihnen angewendet wurde, Recruten
zu erhalten, brachte den König nicht selten in die unangenehm-
sten Verwicklungen, so mit dem Kaiser, mit Hannover, mit Hol-
land K.
Die von Friedrich l. eingeführte Landmiliz hatte für viele
junge Leute den Vortheil gewährt, sich durch Gestellung zu der-
selben dem Heerdienste zu entziehen. Als deshalb Friedrich Wil-
helm gleich zu Anfang seiner Regierung diese Miliz als unzweck-
mäßig aufhob (er verbot sogar 1718 bei einer Strafe von 100
Ducaten den Namen „Miliz" auf das stehende Heer anzuwen-
den), verließen Viele das Land, um dem lästigen Zwange des
Militairdienstes zu entgehen; selbst die Androhung, daß solche
als Deserteurs betrachtet und an Leib und Leben gestraft werden
sollten, konnte diesem Uebel nicht Einhalt thun. Als nun die
Handwerker über Mangel an Gehülfen klagten, ixt diese vor An-
werbung nicht sicher wären, so wurde 1714 in der Hauptstadt
jede Werbung gänzlich untersagt — dafür mußten aber Recru-
tengelder gezahlt werden — und überhaupt die Verordnung er-
lassen, daß nur solche angeworben werden sollten, die sich frei-
willig gegen Handgeld meldeten. Da dessenungeachtet noch immer
gewaltsame Werbungen vorfielen und häufig den Austritt junger
Leute veranlaßten, so wurde 1721 alle Werbung im Lande selber
gänzlich untersagt, und dieselbe nur auf eine gewisse Klasse von
Leuten beschränkt, die sich freiwillig meldeten. Da unter solchen
Umständen die Werbegelder oft genug nicht ausreichten, die Com-
pagnien zu unterhalten, so verfielen die Hauptleute auf das Mittel,
einen großen Theil ihrer Leute außer der Exercierzeit zu beur-
lauben, damit sie durch eigne Arbeit sich nach Belieben nähren
könnten. Die Löhnung und sonstige Unterhaltung dieser Beur-
laubten verwendeten sie dann, wenigstens theilweise, zu Anwer-
bungen, welche die Begüterten im Heere namentlich unter den
Unterthanen in ihren Besitzungen nach der erwähnten Vorschrift
anstellten, und wobei selbst schon Kinder enrollirt wurden. Da
man sich aber gegenseitig die Recruten zu nehmen suchte, erschien
1733 eine neue Verordnung, nach welcher die im ganzen Lande
gezählten Feuerstellen unter die Regimenter der Art vertheilt
wurden, daß sie nur in dem ihnen zugewiesenen Canton oder
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_l Friedrich Friedrich_Wil- Friedrich
Abgaben.
65
Mark für den Scheffel mit 3, 8 und 10 Gr. veranschlagt wurde.
Diejenigen ländlichen Bewohner, welche kein Ackerwerk besaßen,
wurden mit einer Art von Klassensteuer von 1—7 Rthlrn. jähr-
lich belegt. Die Ritterschaft war von der Contribution befreit,
zahlte aber dafür Ritterpferdegelder. Bei der gänzlich ver-
änderten Art der Kriegführung nämlich war die früher übliche
Verpflichtung der Lehnsleute, als Ersatz für ihre Abgabenfreiheit
sich persönlich zu Pferde zum Kriegsdienste zu gestellen, nicht
mehr ausführbar. Schon Friedrich I. hatte deshalb die Ablö-
sung der Lehns - Verbindlichkeit durch Geldzahlungen einführen
wollen, dies Vorhaben jedoch wegen der vielen sich dabei erhe-
benden Schwierigkeiten aufgegeben. Friedrich Wilhelm nahm
diesen Gedanken wieder auf; er wollte die Lehns-Verbindlichkeit
und damit das Heimfallsrecht der Lehnsgüter, die Lehnware, und
die Consens-Gebühren aufgeben, d. h. also die Lehnsgüter allo-
dificiren, sobald von den Besitzern ein jährlicher Canon abge-
tragen würde. Schon 1713 gab er diesen Vorschlag den Land-
ständen der Mark zur Berathung anheim. Der Adel befürchtete
anfänglich dabei den Verlust seiner Vorrechte und verstand sich
erst da zur Annahme, als ihm dieselben aufs neue zugesichert
worden waren. 1717 wurde deshalb diese Umwandlung zunächst
in der Mark, bald darauf aber auch in den übrigen Provinzen
eingeführt. Am längsten leistete die Ritterschaft im Magdebur-
gischen Widerstand; sie reichte sogar bei dem Reichshofrathe in
Wien gegen den König eine Klage ein und erwirkte ein günsti-
ges Urtheil für sich. Der Kaiser drohte in Folge dessen die
Reichs-Execution gegen den König anzuordnen, falls er nicht die
beigetriebenen Gelder zurückgäbe und fernere Erhebungen unter-
ließe. Da letzterer jedoch bald darauf sich von dem Hannöver-
schen Bündnisse abwandte und sich dem Kaiser anschloß, drang
dieser nicht weiter auf die Ausführung jenes Urtheils, und der
magdeburgische Adel wurde durch Execution zu seiner Pflicht an-
gehalten. — Der allgemeine Satz war 40 Rthlr. jährlich für
jedes zu stellende Ritterpferd, doch wurde dabei auf die Beschaf-
fenheit der Provinz billige Rücksicht genommen, so daß z. B. in
einigen Gegenden der Neumark der niedrigste Satz 20 Rthlr.,
in Hinter-Pommern sogar nur etwa 17 Rthlr. war.
Außer diesen regelmäßigen Einkünften bezog der König noch
andere außerordentliche, welche der von ihm angelegten Recru-
ten-Kasse zuflössen. Es hatten nämlich alle diejenigen, welche
sich um irgend einen Titel bewarben, und bei denen vorauszu-
sehen war, daß sie demselben nicht zur Unehre gereichen würden,
Ii.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Finanz-Verwaltung.
67
seit 1714 das General-Domainen-Directorium. Zur
Prüfung der Rechnungen von beiden Behörden wurde 1714 eine
General -Rech enkämm er eingesetzt, die unmittelbar unter
dem Könige stand. Da aber häufige Streitigkeiten zwischen
jenen beiden Ober-Verwaltungs-Behörden vorgekommen waren,
zog der König beide in eine zusammen, welche das General -
O b e r - F i n a n z , K r i e g s - u n d D o m a i n e n - D i r e c t o r i u m,
gewöhnlich kürzer das General-Directorium genannt
wurde, für welches der König nach zehnjähriger, sorgfältig ge-
sammelter Erfahrung eigenhändig eine Instruction entworfen
hatte, und welche der Geheimrath Thulemeyer überarbeiten mußte.
Zu Anfang des Jahres 1723 wurde diese neue Behörde eingesetzt
und vereidet. Die Mitglieder theilten die Geschäfte nach Pro-
vinzen; die allgemeine Leitung behielt sich der König selber vor.
Auf diese Weise brachte er eine so musterhafte Ordnung in die
Finanzen — die reinen Staats-Einnahmen betrugen im letzten
Rechnungsjahre seiner Regierung etwa 7 Millionen Thaler, von
denen 5 Millionen für Militairzwecke, 1 Million zum Staats-
schätze und nur etwa 1 Million für Hof- und Civilzwecke ver-
wendet werden konnte —, daß jederzeit mit leichtem Blicke die
Einnahmen und Ausgaben zu übersehen waren, und daß dem
Könige nicht nur die Mittel wurden, jene nicht unbedeutende
Summe für die Erwerbung Pommerns baar auszuzahlen, son-
dern auch nach allen Seiten hin Unterstützung zu gewähren, um
das Land in Aufnahme zu bringen. Alle etwa noch vorhandenen
Schulden wurden getilgt, zur Ansetzung zahlreicher Colonisten
wenigstens 12 Millionen Thaler gezahlt, für den Ankauf neuer
Domainen 5 Millionen verwendet, für nachgeborne Prinzen mehr
als 2 Millionen in Ländereien angelegt, viele Millionen zur
Verbesserung der Landescultur und zum Auf- und Ausbau von
Städten und Dörfern gegeben, und dennoch war bei dem Tode
des Königs ein baarer Schatz von etwa 9 Millionen vorhanden,
abgesehen von den vielen und werthvollen Kostbarkeiten, welche
zum Theil für den äußeren Glanz in den königlichen Schlössern
dienten, für den Nothfall aber leicht in baares Geld umgesetzt
werden konnten. Der Werth wurde auf ein paar Millionen be-
rechnet.
War einerseits nach Abschaffung der vielen, unter der vorigen
Regierung eingeführten Steuern das Abgaben-Svstem in feste
Ordnung gebracht, und wurde in den Staats-Ausgaben die
strengste Sparsamkeit beachtet, um für die wichtigeren Zwecke
des Staats-Haushaltes die nöthigen Fonds zur Verfügung zu
5 *
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Einwanderungen.
69
Holländereien eingerichtet, welche nicht nur einen bedeutenden
Ertrag, sondern auch zugleich den Nutzen gewährten, daß hier
junge Mädchen die Butter- und Käsebereitnng nach holländischer
Art gründlich erlernten und ihre erlangte Kenntniß in andern
Provinzen verwertheten und verbreiteten. Zur Aufmunterung
wurde ihnen eine Aussteuer bewilligt, ja es wurden wohl gar-
tüchtige Landwirthe als Ehemänner für sie ausgesucht. Auch
Friedrich Ii. zeigte später für eben dies Institut eine so große
Sorgfalt, daß er eine „ordentliche Akademie v o n B u t t e r-
machern" Hierselbst einrichtete.
Zu den Ansiedlern, welche im preußischen Staate die wohl-
wollendste Aufnahme fanden, gehörten besonders die Böhmen,
welche daheim in ihrem Glauben bedrückt, seit 1727 hier ein-
wanderten und sich eine neue Heimath gründeten. In noch
größerer Menge aber siedelten sich Salzburger an. Der Erz-
bischof von Salzburg nämlich, Ludwig Anton Eleutherius v. Fir-
mian, versuchte die zahlreichen Protestanten in seinem Lande ge-
waltsam zur katholischen Kirche zurückzuführen und behandelte
diejenigen unter ihnen, welche laut der Bestimmungen des west-
fälischen Friedens lieber auswandern wollten, als Aufrührer.
Friedrich Wilhelm im Verein mit England, Holland, Dänemark
und Schweden brachte es endlich beim Kaiser dahin, daß der
Erzbischof die freie Auswanderung gestatten mußte. In dem
härtesten Winter 1731 wurden darauf die ersten 8—900 un-
glücklichen Salzburger aus dem Lande gejagt; der König lud
nicht nur dieselben zu sich ein und gewährte ihnen die nöthigen
Reisegelder, sondern er bestellte auch Commissarien, welche diese
wie die späteren Auswanderer behüten und führen mußten, und
drohte an den katholischen Stiftern seines Landes Schaden-Ersatz
zu nehmen, falls den Protestanten, welche nach Preußen aus-
wandern wollten, Hindernisse in den Weg gelegt und namentlich
ihr Vermögen ihnen vorenthalten würde. So siedelten denn
mehr als 17,000 von ihnen nach Preußen über, während Hol-
land und England ebenfalls mehrere Tausend aufnahm; letzteres
schickte sie nach Amerika, besonders nach Virginien hinüber. Mit
der größten Liebe wurden jene Unglücklichen von ihren Glaubens-
brüdern in allen den Orten aufgenommen, durch welche sie zogen;
große Schaaren von Bürgern sowie die Schuljugend mit Geist-
lichen und Lehrern an der Spitze bewillkommneten sie; nicht nur
wurde ihnen freier Unterhalt zu Theil, sondern auch reiche Geschenke
wurden ihnen gespendet, und selbst Juden drängten sich heran,
ihnen Wohlthaten zu erweisen. In Berlin empfing der König
selber häufig die durchgehenden Züge, während die Königin Viele
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Anton_Eleutherius Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg England Holland Schweden England Amerika Berlin
Schule und Kirche.
73
Feind alles französischen Wesens war, daß er, wie er einst
äußerte, „jedesmal ausspucke, so oster einen Fran-
zosen sähe." Jenen Mangel an wissenschaftlicher Bildung
aber ersetzte bei ihm seine natürliche Lebhaftigkeit, seine unersätt-
liche Wißbegierde, sein überaus starkes Gedächtniß und sein prak-
tischer Sinn, der überall das unmittelbar Nutzenbringende mit
großer Gewandtheit herauszufinden wußte. So wenig deshalb
die Akademie der Wissenschaften sich seiner Unterstützung und
Förderung zu erfreuen hatte, so sehr er auch, wenigstens längere
Zeit, gegen alle philosophischen Speculatiouen eingenommen war,
so daß er 1723 dem Professor Wolf in Halle bei Todesstrafe
befahl, Halle zu verlassen — 1733 forderte er ihn auf, wiewohl
vergeblich, selbst unter den glänzendsten Versprechungen, zurück-
zukehren —, so war er doch eifrig darauf bedacht, dem Medizinal-
wesen in seinem Lande eine neue Gestaltung zu geben, und er
errichtete 1723 das Collegium Medico-Chirurgicum zu Berlin,
um seinem Heere wie seinen Unterthanen geschickte Wundärzte zu
bilden, nachdem er schon früher (1717) zu demselben Behufe
das anatomische Theater begründet hatte. Zum praktischen
Studium der jungen Aerzte und zur Unterbringung hülfloser
Kranken stiftete er 1727 in Berlin das große Krankenhaus, die
Charite, und dotirte dasselbe sehr reichlich, in dessen Garten,
beiläufig gesagt, der erste Versuch hier zu Lande gemacht wurde,
die Kartoffeln anzupflanzen.
That der König demnach auch nur wenig für die Wissen-
schaft, wenn sie nach seiner Meinung nicht unmittelbaren Gewinn
für das Leben brachte, so war desto mehr sein Bemühen darauf
gerichtet, den Volks-Unterricht in allen Theilen seines Landes zu
heben. Friedrich Wilhelm legte den Grund zur all-
gemeinen Volks-Bildung in de m preußischen Staate;
zu diesem Zwecke waren ihm keine Kosten zu groß. Er ver-
pflichtete die Eltern, die Jugend zum Schulbesuch anzuhalten
und verordnete, daß Niemand zum Confirmations-Unterricht zu-
gelassen werden sollte, der nicht wenigstens lesen könnte; in
Preußen allein hat er gegen 1000 Schulen angelegt. Schon
1713 erließ er eine Schulordnung, gründete 1735 das erste Se-
minar in seinem Staate und gab 1738 in Bezug aus Privat-
schulen eine Verordnung, welche bis zum Jahre 1812 maßgebend
geblieben ist. Eben diesem Streben verdankte auch 1734 das
große Potsdamer Militair-Waisenhaus zum Theil seine
Gründung; nicht nur überwies er demselben bedeutende Capitalien
zu seiner Erhaltung, sondern sicherte ihm auch noch anderweitige
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Wolf Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Der nordische Krieg.
39
Sachsen nahm wieder von Polen Besitz und verband sich aufs
neue mit Rußland und Dänemark gegen Schweden. Zwar war
in dem s. g. Haager Concert 1710 durch Vermittlung des
Kaisers, Englands und Hollands bestimmt worden, daß das deutsche
Reich sich bei diesem Kriege neutral erklärte, und daß deshalb
die kriegführenden Mächte das Gebiet desselben verschonen sollten;
doch wurde ungeachtet dieses Abkommens, das überdies von
Karl Xii. nicht anerkannt wurde, Mecklenburg und Holstein der
Schauplatz des Krieges, während auch Bremen und Verden durch
die Dänen besetzt wurde. Der schwedische General Steenbock
war bei Gadebusch feindlich mit den Dänen und Sachsen zu-
sammengestoßen und hatte daselbst 1712 über beide gesiegt. Bald
genug aber mußte er sich nach Tönningen zurückziehen und
sich sogar dort im Mai 1713 ergeben. Seitdem sah sich Schwe-
den genöthigt, seine deutschen Besitzungen dadurch sicher zu stellen,
daß es dieselben einer neutralen Macht anvertrauen wollte, und
Karl gab dazu seine Einwilligung. Der präsumtive Erbe von
Schweden, der Herzog Karl Friedrich von Holstein-Gottorp, einigte
sich deshalb im Juni und Juli 1713 zu Hamburg und Berlin
mit dem Könige Friedrich Wilhelm dahin, Wismar und Stettin
im Interesse Schwedens gemeinschaftlich zu besetzen und keiner
andern Macht zu überlassen, sondern sie gleich nach beendigtem
Kriege in dem Zustande, wie sie dieselben erhalten, an Schweden
zurückzuliefern. Der Befehlshaber in Stettin jedoch, der schwe-
dische General Meyerseld, weigerte sich diese Festung zu über-
geben und veranlaßte dadurch eine Belagerung von Seiten der
Russen und Sachsen, die ihn zur Ergebung zwang. Nach dem
Vertrage von Schwedt, den Preußen im October 1713 mit
Peter und Friedrich August schloß, besetzte der König gemein-
schaftlich mit dem Herzog von Holstein die Festung, die sie in
keinem Falle vor Abschluß des Friedens an Schweden abtreten
wollten, Preußen erklärte sich aller Theilnahme an dem Kriege
zu enthalten und den Theil von Pommern, der den Schweden
entrissen wäre, in Sequestration zu nehmen und zu verhindern,
daß von hier aus Schweden die Verbündeten angriffe. Als Ent-
schädigung für die Belagerungskosten übernahm Holstein-Gottorp
200,000 Rthlr. an Sachsen zu zahlen, Preußen eben so viel an
Rußland. Da aber Holstein außer Stande war, seinen Antheil
an Sachsen zu entrichten, übernahm Friedrich Wilhelm auch diese
Schuld, ließ jedoch im August 1714 noch Verstärkung in Stettin
einrücken und ebenso besetzte er das ganze Gebiet, das ihm bis
zur Peene nebst Wolgast, Usedom und Wollin zur Sequestration
eingeräumt worden war.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Steenbock Karl Karl Karl_Friedrich_von_Holstein-Gottorp Karl Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm General_Meyerseld Peter Friedrich Friedrich August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August