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1. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 47

1892 - Berlin : Simion
— 47 — ■ Staaten antrat. Sie waren durch den langen Krieg in einem jammervollen Zustande; Städte und Dörfer in der Mark lagen /. wüst, auf viele Meilen" fand man weder Menschen noch Vieh, weder Hund noch Katze; Waldung und Wild statt Äcker und Menschen. Was noch an Volk übrig war, fristete in Armut und Roheit sein Leben; Land und Leute waren ruiniert und verwildert, ein Spielball fremder Kriegsknechte. Damit verglich der junge Kurfürst den blühenden Zustand des hochgebildeten und reichen Hollands, wo er seine ersten Jünglingsjahre verlebt hatte, und er setzte sich eine ähnliche Kultur zum Ziele seiner Regierung. Er bedachte dann, wie schwach seine Länder in ihrer äußern und innern Zusammenhanglosigkeit waren, und er beschloß, sie zu einem einigen, ganzen Staate zu verbinden. Weil aber die Zeit eisern war, und Macht vor Recht galt, so mußte er mit Lift und Gewalt das Gute, das er sich vornahm, erstreben und aufs Schwert gestützt sich in und außer dem Lande zum Meister der Dinge machen. Diese großen Aufgaben zu lösen, brachte er nichts mit auf den Thron als seine großen Eigenschaften: entschlossene Thatkraft, zähe Ausdauer, Selbstbeherrschung und scharfblickende Erfindsamkeit. An Bildung des Geistes und Heldenmut des Charakters vielen überlegen, übertraf er alle in x der Kunst, aus den Umständen allemal für sich den möglichsten N Vorteil zu ziehen. Zunächst galt es überhaupt nur Herr des Landes zu werden. Denn Schwarzenberg hatte die kurfürstlichen Truppen dem Kaiser, ^ als dein Verbündeten Georg Wilhelms, Treue schwören lassen. Der Kurfürst duldete dies Verhältnis nicht und entließ die Regimenter, deren Obersten nicht ausschließlich ihm den Eid leisten v wollten; sodann bildete er aus den übrigen ein stehendes Heer; es sollte fortan die Hauptstütze des Staates sem'7 "Da' es aber vorerst noch klein war, fo schloß er mit den Schweden einen Waffenstillstand und wußte den Kaiser (Ferdinand Iii.) zu beschwichtigen, so daß beide ihn in Ruhe ließen, bis er sein Heer auf 8000 Manu gebracht hatte. Parteilos, aber bewaffnet, übte er nun auf die Friedensverhändlungen, die zwischen Schweden, Frankreich und den ihnen verbündeten evangelischen Deutschen einerseits, dem Kaiser und den Katholiken andrerseits zu Osnabrück und Münster in Westfalen begannen, einen merklichen Einfluß. Er forderte standhaft, daß die Schweden ihm Pommern s

2. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 19

1892 - Berlin : Simion
— 19 — Seitdem gaben es die Kaiser auf, ihr Amt als „Mehrer des heiligen römischen Reichs deutscher Nation" im Interesse des Ganzen zu verwalten, und zogen es vor, auf Kosten des Reichs und vermittelst der noch übrigen kaiserlichen Befugnisse (Oberlehnshoheit, Gerichtsbarkeit über die Reichsfürsten, Anführung des Reichsheeres, Berufung des Reichstags u. a.) ihre Hausmacht zu vergrößern. Die Krone ward dadurch wieder begehrenswert und der Zankapfel von Gegen kaisern (Ludwig dem Baier und Friedrich von Österreich). Erledigte Reichslehen aber wurden nicht mehr mit Rücksicht auf das Beste des Landes oder des Reiches, sondern der kaiserlichen Familie vergeben. So fiel die Mark Brandenburg 1323 dem unmündigen Ludwig von Baiern zu und ward 1373 mit Böhmen vereinigt. Unter den Luxemburgern wie unter den Wittelsbachern hatte sie das Schicksal eines Nebenlandes und diente fremden Interessen. Ihr Herr betrachtete sie als bloße Geldquelle. Die märkischen Stände suchten nun die Verwahrlosung der Landesinteressen dadurch zu beschränken, daß sie neue Steuern verweigerten (Landtag von Berlin 1345) oder dem Markgrafen einen kontrollierenden Finanzrat (Hofmeister) zur Seite setzten (1355). Gewöhnlich aber verkauften sie ihre Geldbewilligungen für landesherrliche Rechte und Sonderprivilegien. So kamen Blutbann, Münzrecht, Judenfchutz in die Hände der Vasallen und Städte. § 16. Bei der Schwäche und Nachlässigkeit des markgräflichen Regiments griffen..Selbsthilfe, Fehde- und Faustrecht so um sich, nahm die Wegelagerei des zum Teil verarmten Adels so zu, daß jeder, der sich nicht selber schützen konnte, verloren war. Besonders schmolzen die zahlreichen freien Bauernschaften zusammen; die Lehnschulzenämter und selbst die Ländereien vieler Dorfgemeinden gerieten in die Gewalt des Adels, der mit ihnen seine Rittergüter vergrößerte. In den Städten, wo der Nährstand wehrhaft geblieben war und sich hinter festen Mauern eng zusammenschloß, rettete man die alte Freiheit und mehrte sogar vielfach den Wohlstand. Denn wenn auch die Unsicherheit der Straßen den Verkehr schädigte, und die Verbindung mit der Hansa, in welcher die märkischen Städte zum „wendischen Quartier" (Vorort Lübeck) gehörten, gegen das Übermaß von Raubrittertum, Stellmeiser- und Fehdewesen im Lande nur wenig half, so öffnete diese Verbindung doch dem märkischen Handel ein weiteres Marktgebiet. Wie lübecker, breslauer, danziger, stettiner Kaufleute, so machten nun auch solche von .2*

3. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 21

1892 - Berlin : Simion
— 21 — gere, Friedrich, die schwäbischen Besitzungen; von jenem stammen die preußischen Könige, von diesem die Fürsten von Hohenzollern ab. Letzterer Name, statt des einfachen Zollern, ist von der älteren Linie erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts angenommen worden. Die zollerschen Burggrafen von Nürnberg versahen ihr Amt immerdar in Treue zu Kaiser und Reich, und da sie zugleich ihr eignes Besitztum klug und sparsam vergrößerten, so nahmen sie an Ansehen und Reichtum so zu, daß Kaiser Karl Iv. sie 1363_*u deutschen Reichsfürlen erhob. Unter diesen ragie am Anfang des 15. Jahrhunderts Burggraf Friedrichen von Nürnberg durch Weisheit und feine Bildung hervor; dieser staatskluge Mann hatte dem Luxemburger König Sigismund von Ungarn mit Rat und That die wichtigsten Dienste geleistet, namentlich auch dessen Wahl zum Kaiser durchsetzen helfen (1410); dafür beschloß Sigismund den Freund würdig zu belohnen. Er setzte ihn 1411 als Statthalter (Verweser) mit landes- ^ herrlichen Rechten"uter die"mar?Brandenburg. Die Quitzows verhöhnten zwar den „Nürnberger Tand"; „und wenn's auch ein ganzes Jahr sollt' Burggrafen regnen, so würden sie solche doch nicht in der Mark aufkommen lassen". Aber Friedrich bot die wohlgesinnten Städte und Nachbarn auf, borgte auch vom thüringer Landgrafen schweres Geschütz („die faule Grete" der Sage) und zog damit vor die Burgen der Aufsässigen. Ihr Widerstand wurde gebrochen; die Quitzows mußten fliehen, und die andern baten um Gnade (1414)". Darnach übergab er die Statthalterschaft seiner Gemahlin, „der schönen Else", und kehrte zum Kaiser zurück, der seiner wieder sehr bedurfte. Denn er hatte nach Kostnitz (Konstanz) eine große Kirchenversammlung (Concilium) ausgeschrieben, um die verderbte und unter drei Päpsten gespaltene Kirche an „Haupt und Gliedern" zu reformieren, auch die Lehre des böhmischen Predigers Johann Huß zu untersuchen. Aber die Römischen verbrannten Huß als Ketzer; die Mißbrauche, gegen welche dieser geeifert, ließen sie bestehen. Friedrichs Rat half hier wenig, und da der Kaiser meinte, daß jener als Kurfürst ihm in allen Dingen noch mehr würde nützen können, auch bedachte, wie stiesväterlich er selbst immer an der Mark gehandelt, und wie dieselbe gerade einen so tüchtigen Landesvater brauche, als Friedrich sich eben erwiesen, so trat er ihm

4. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 23

1892 - Berlin : Simion
— 23 — mark, im ganzen 381 jduabratmeilen mit 170000 Einwohnern); 'die Hälfte des Waldemarschen Reichs befand sich in der Gewalt der Nachbarn. Im Lande selbst hatten Vasallen und Städte den größten Teil der landesherrlichen Rechte, Einkünfte und Befugnisse an sich gebracht, und Friedrich mußte nach dem Herkommen bei der Huldigung den Ständen ihre wohlerworbenen Rechte bestätigen. Seine Macht war also sehr beschränkt. Dazu kam, daß ihn die Angelegenheiten des Reichs, zu dessen Verweser er 1418 von Sigismund war ernannt worden, sehr in Anspruch nahmen, und weil er weder das Interesse des deutschen Reichs, noch den Vorteil Brandenburgs unbedingt der Hauspolitik Sigismunds unterordnete, so erkaltete ihre Freundschaft, und der Kaiser lieh ihm nicht mehr die Unterstützung seiner Autorität gegen die Nachbarn, die im Besitz brandenburgischer Grenzlande waren (z. B. gegen Pommern, Mecklenburg). Auch gab er 1423 nach dein Aussterben der anhaltinischen Kurfürsten von Sachsen-Witten-berg dieses Reichsland nicht an einen Zollern, sondern an den Wettiner Friedrich den Streitbaren von Meißen, der ihm eifrig gegen die Hussiten geholfen. Friedrich I. sah sich daher außer stände, soviel für die Mark zu thun, als sie bedurfte. Er verließ sie 1426 für immer, nachdem er sie unter die Statthalterschaft seines ältesten Sohnes Johann gegeben, und residierte fortan in seinen weit schöneren fränkischen Fürstentümern. Diese standen in viel höherer Kultur, hatten eine gebildetere Bevölkerung und lieferten beträchtlichere Machtmittel. Friedrich Ii. Eisenzahn (1440—1470). § 18. Friedrich Eisenzahn (oder der Eiserne) war der zweite * Sohn des Kurfürsten Friedrich I. und erhielt die Mark, während seine Brüder Ansbach und Baireuth erbten. Den Beinamen hat er von der zähen Ausdauer erhalten, mit der er seine Absichten verfolgte. Doch war er dabei besonnen und milde. In der Zeit der Zerrüttung hatten die Nachbarn viele brandenburgifche . Länder, und die Stände viele markgräfliche Rechte an sich ge- , bracht; diese Besitztümer wollte nun Friedrich der Eiserne wieder gewinnen. Durch Beharrlichkeit, und indem er je nach den Umständen bald das Schwert zückte, bald unterhandelte oder Geld zahlte, erreichte er auch sein Ziel. Insbesondere erwarb er 1450 vom Erzbistum Magdeburg die Grafschaft Stolberg-Wernigerode, sowie den Verzicht auf ^te alte Lehnshoheit, kaufte nsltpom deutschen Orden die Neumark zurück und er- ytvvfwwt tjdfwyc* >)

5. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 27

1892 - Berlin : Simion
— 27 — Ordnung zeichneten sein Regiment aus; doch bewilligten die Stände auch jetzt nur widerwillig die Bierziese; die Stendaler empörten sich geradezu und mußten mit Gewalt unterworfen werden. Das Geld des Landes hielt er indes so gut zu rate, daß er 1490 die Herrschaft Rossen kaufen und bald neue Überschüsse sammeln konnte. Diese bestimmte er zur Stiftung einer Universität in Frankfurt a. O, Denn selber ein Gelehrter (auch im Latein so beredt, daß man ihn Cicero hieß) kannte er den Wert der Bildung und sah mit Schmerz, daß die Märker in allen Wissenschaften weit hinter den meisten andern Deutschen zurückstanden. Doch erlebte er die Vollendung jenes großen Werkes nicht mehr; er starb 1499 zu Arneburg, 44 Jahre alt; sein Leichnam ward im Dom zu Köln an der Spree beigesetzt. Obwohl Friedrich I. den Adel, Friedrich Ii. die Städte ge-bemütigt, so behielten die Stände doch immer noch große Rechte (besonders die Steuern zu bewilligen oder zu verweigern und deren Verwendung zu bestimmen). Sie brachten im Kriege auch selber die Wehrmacht auf; Hof, Geistlichkeit, Ritterschaft und (nach „Sprachen" gruppiert) die Städte leisteten jeder sein Kontingent; so kam einmal (1479) von der Mark ein Heer von 21 000 Mann zusammen; darunter auch schon einige Zünfte Geschützleute. — Da die Zollern im 15. Jahrhundert größtenteils noch in Franken residierten und in der Mark ihre Hauptbeschäftigung war, erst nach außen und innen Macht zu gewinnen, so besserte sich das aus dem 14. Jahrhundert überkommene Übel nur wenig; der „arme Mann", der Bauer geriet vielmehr in immer -größere Knechtschaft und Armut, zumal er auf dem Landtag uuvertreten war. Der Adel war noch immer sehr verwildert, enthielt viele „Landbeschädiger". Die Städte, die außer ihrer Unabhängigkeit auch das Stapelrecht und die Zollfreiheit verloren, kamen in Handel und Wandel allmählich zurück. Die geistige Bildung war noch immer sehr kümmerlich; die Universität daher, die Johann Cicero zu gründen begann, hier noch mehr als anderwärts am Platze. Wie sehr die Verstärkung der landesherrlichen Macht not that, bewies die Fruchtlosigkeit der Reichsinstitutionen Maximilians I. Er setzte mit den Kurfürsten,1495 den ewigen Landfrieden und zur Schlichtung der Streitigkeiten unter den Reichsfürsten das Reichskammergericht ein, teilte auch, um des letzteren Urteile ^ leichter vollziehen zu können, Deutschland in 10 Kreise (den niedersächsischen, obersächsischen, zu welchem die Mark gehörte, westfälischen, kurrheinischen, oberrheinischen, schwä-

6. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 90

1892 - Berlin : Simion
— 90 — . :r -tw sonci). Diese Thatsache verstärkte außerordentlich die Meinung " voseiner Macht. Die Folgen des siebenjährigen Krieges waren: allgemeine Anerkennung Preußens als einer europäischen Großmacht; Übergang der Hegemonie in Deutschland an Preußen; starkes, stolzes Selbstgefühl der preußischen Nation; ein großartiger Aufschwung der Geister im protestantischen Deutschland, insbesondere auf litterarischem Gebiet: „Der erste wahre und höhere Lebensgehalt," sagt Göthe, „kam durch'friedrich den Großen und die Thaten des siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie." Vom Hubertsburger Frieden bis zum Tode Friedrichs des Großen (1763—1786). § 62. Friedrichs erste Sorge nach dem Frieden war, sein verwüstetes Land wieder in Blüte zu bringen. Er gab Millionen her, den verarmten Gutsbesitzern wieder aufzuhelfen, verteilte Saatkorn und Pferde unter die Landleute, baute verbrannte Ortschaften wieder auf, führte den Kartoffelbau ein, förderte auch Gewerbe und Handel auf alle Weise. Rafch kam das Fabrikwesen in die Höhe; die Berliner Porzellan^abrik (1761 gegründet) bekam in Deutschland, die schlesische Linnenweberei in der ganzen Welt Ruf. Zum Nutzen des Kaufmanns gründete der König 1765 die- königliche Bank, 1772 die Seehandluugs-Gefellschaft in Berlin. — Seine Gerechtigkeitsliebe, durch die Geschichten vom Potsdamer Windmüller und vorn Wassermüller Arnold weltberühmt, schützte die Armen und Geringen vor Unbill und schuf das (1784 unter Leitung des Großkanzlers v. Carmer ausgearbeitete) allgemeine preußische Landrecht.' Um seinem Staate die Großmachtstellung, die er ihm erobert, zu bewahren, mußte sein Heer (150 000—200 000 Mann) immer schlagfertig, und sein Schatz immer voll sein. Daher arbeitete und sparte er noch eifriger als vordem. Frühmorgens faß er schon über den Geschäften; um sie gehörig verrichten zu können, lernte er, da ihm 1782 die Gicht in die rechte Hand trat, noch mit der linken leserlich schreiben. Dabei beschränkte er, je älter er wurde, desto mehr seine persönlichen Bedürfnisse: Erholung fand er, nachdem ihm allmählich die Jugendfreunde gestorben, und seit das Alter ihm auch sein Flötenspiel versagte, nur

7. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 82

1892 - Berlin : Simion
Während des Winters vollendeten die Feinde ihre Rüstungen; in Frankreichs Sold traten die Schweden und die deutschen Fürsten, mit Ausnahme derer von Braunschweig, Hessen-Kassel, Gotha, welche für englisches Geld ihre Soldaten zum Schutze Hannovers abschickten; der deutsche Reichstag in Regensburg beschloß gegen Friedrich als einen Friedensbrecher die Exekution. In welchem Geiste der große König den Kampf mit halb Europa aufnahm, erhellt aus der geheimen Weisung, die er (10. Januar 1757) an seinen Minister Grafen Finckenstein richtete; er befiehlt darin: „Wenn ich das Unglück hätte, vom Feinde gefangen zu werden, so verbiete ich, daß man auf meine Person die geringste Rücksicht nehme, oder daß man im allergeringsten darauf achte, was ich etwa aus der Gefangenschaft schreibe. Wenn mir ein solches Unglück begegnet, so will ich mich für den Staat opfern, und man soll alsdann meinem Bruder Gehorsam leisten, welchen, sowie die Minister und Generale, ich mit ihrem Kopfe dafür verantwortlich mache, daß man für meine Befreiung weder eine Provinz noch Lösegeld anbiete, daß man vielmehr den Krieg fortsetze und alle Vorteile benutze, ganz so als hätte ich niemals in der Welt existiert." Der Feldzug von 1757. §. 57. Im Frühling 1757 rückten rings 434 000 Mann (nämlich 175 000 Österreicher, darunter 13 000 bairische, würtem-bergische und sächsische Söldner, 105 000 Franzosen, 32 000 deutsche Reichssoldaten, darunter 10 000 von Frankreich gemietete Baiern und Würtemberger, 100 000 Russen, 22 000 Schweden) gegen Friedrich den Großen, der nur 200 000 Mann hatte. Dieser suchte sich der Übermacht dadurch zu erwehren, daß er die Feinde einzeln angriff, um rasch einen nach dem andern zurückzuwerfen. Zuerst fiel er die Österreicher an, deren 72 000 unter Karl von Lothringen und Browne bei Prag standen; mit 64 000 Mann schlug Friedrich sie hier Freitag am 6. Mai in. einer mörderischen Schlacht, in der Schwerin den Heldentod fand; 13 000 Österreicher und ebenso viele Preußen wurden getötet oder verwundet. Das geschlagene Heer warf sich nach Prag; es zu entsetzen, sammelte der österreichische Feldmarschall v. Daun an

8. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 146

1892 - Berlin : Simion
land aus, erkannte die Einrichtungen, die Preußen im Norden des Mains treffen würde, sowie die politischen Beziehungen, in welche der Süden Deutschlands zu dem Norden treten möchte, im voraus an, überließ sein Anrecht auf Schleswig-Holstein an Preußen und zahlte letzterem noch 20 Millionen Thaler Kriegskosten. Italien erhielt den Besitz Venetiens. § 98. Süddeutschland wurde unterdessen von einem kleinen preußischen Heere (von 45 Oop Mann), der sogenannten „Mainarmee", bezwungen. Unter Führung des Generals Vogel v. Falcken-stein verhinderte die Mainarmee lange Zeit die Vereinigung der feindlichen Streitkräfte (40 000 Baiern und 46 000 Mann von den andern Bundesstaaten), siegte bei Kissingen (am 10. Juli) über die Baiern, bei Al ckiaffenbura (am 14.) über deren Verbündete und besetzte Frankfurt a. M. (amv Juu; dann unter dem General v. Manteuffel siegte sie bei Tauberbischofsheim und Würzburg (am 24., 25. und 26.) über die Gesamtmacht der Kinde. "Weitere Niederlagen wandte Sübbeutschlanb ab, inbetrt es um Frieden bat. Derselbe kam im August auf folgende Bedingungen zu stände: Würternbera bezahlte an Preußen 8,.Baden 6, Hessen-Darmstadt^ Barern 30 Millionen Gulden Kriegskosten; außerdem schlossen diese Staaten mit Preußen ein Schutz-und Trutzbündnis und stellten ihre Heere für den Kriegsfall unter den Oberbefehl des Königs von Preußen; dagegen brauchten sie feine Landabtretungen zu machen (außer einigen kleinen Grenzstrichen von Hessen-Darmstadt und Baiern). Sachsen enblich zahlte kraft Frtebensvertrages an Preußen 10 Millionen Thaler Kriegskosten und verzichtete, wie auch der Großherzog von Hessen-Darmstabt für Oberheffen that, aus einen Teil feiner Souveränität. § 99. Preußen ordnete nämlich die deutschen Dinge in folgender Weise. Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt a. M. und einige darmstädtische und bairische Gebietsteile (im ganzen 1309 Q.-M. mit 47, Mill. Einwohnern) wurden in den preußischen Staat einverleibt. Die übrigen norddeutschen Staaten (1320 Q.-M. mit 5'/2 Mill. E.) traten zu ihm in ein enges Bundesverhältnis, welches dem Könige von Preußen als „Präsidenten des norddeutschen Bundes" den Befehl über die Kriegsmacht zu Land und'wasser und viele andere

9. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 154

1892 - Berlin : Simion
— 154 — Freiheit; der Pafsauer Vertrag 1552 endete seine Haft und sicherte den Protestantismus in Deutschland. Den Fehler der meisten deutschen Dynastieen, ihre Macht durch Erbteilung zu schwächen, beging auch die hessische; dem Testament Philipps gemäß spaltete sich nach seinem Tode (1567) dies Fürstenhaus in mehrere Linien, von denen indes seit 1604 nur zwei bestanden: die ältere, nach ihrem Sitz Hessen-Kassel genannt, und die jüngere, Hessen-Darmstadt. Jene trat zur reformierten Kirche über und hatte daher im dreißigjährigen Kriege die schwere Hand des Kaisers desto härter zu empfinden. Doch hielt die kraftvolle und kluge Landgräfin Amalie (Witwe Wilhelms V. und Regentin für ihren unmündigen Sohn Wilhelm Vi.) standhaft am schwedischen Bündnis fest, und sie erreichte dadurch im westfälischen Frieden 1648 für Hessen-Kassel manche Vorteile, namentlich den Besitz der Abtei Hersfeld. Im 18. Jahrhundert schändeten sich die Landgrasen von Hessen durch den Handel, den sie mit ihren Landeskindern trieben. Die hessischen Truppen, als tapfer und ausdauernd bekannt, waren eine gesuchte Ware. Landgraf Friedrich I. verkaufte sie an England und verwandte den Erlös in Schweden, dessen Krone er (1720) durch Heirat erhalten hatte. Seine Nachfolger, Wilhelm Viii. (1751—1760) und Friedrich Ii. (1760—1785) setzten den Sol-datenhandel in schamlosester Weise fort. Anfangs dienten die Verkauften wenigstens deutschen Zwecken, indem England sie im siebenjährigen Kriege für Preußen fechten ließ, und so nahmen sie an den Siegen Ferdinands von Braunschweig (besonders bei Minden 1759) rühmlichst teil; dann aber verkaufte Landgraf Friedrich Ii. sie nach Amerika zum Kriege gegen die englischen Kolonieen (1776—1782). Auch sein Sohn Wilhelm Ix. lieferte den Engländern Truppen und zwar gegen eine jährliche Summe von 36 000 Pfund Sterling ein stehendes Corps von 12 000 Mann. Von diesen Blutgeldern sammelten die Landgrafen Friedrich Ii. und Wilhelm Ix, einen großen Schatz baren Geldes. 1802 wurde die Landgrasschaft Hessen-Kassel durch einen Reichsdeputationsbeschluß zum Kurfürstentum erhoben, 1807 aber von Napoleon mit andern mitteldeutschen Gebieten zu einem „Königreich Westfalen" unter Jerome Bonaparte vereinigt. Jerome gab in seiner Hauptstadt Kassel durch sittenloses Leben ein schlimmes Beispiel; doch schaffte die Franzosenherrschaft auch manche alte Mißbrauche im Staate ab. Diese wurden, als Kurfürst Wilhelm I. (früher Landgraf Wilhelm Ix.), ein harter Despot, 1813 zurückkehrte, von demselben nach Möglichkeit wiederhergestellt. Auf dem Wiener Kongreß vergrößerte man

10. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 161

1892 - Berlin : Simion
— 161 — Jetzt gaben die Franzosen die Unmöglichkeit längeren Widerstandes zu, und die französische Nationalversammlung nahm (2. März) den Frieden auf die Bedingungen an, welche Bismarck den Bevollmächtigten der Republik (Favre und Thiers) gestellt hatte: Frankreich mußte das ©l£aß" und den deutschredenden Teil Lothringens mit Metz an Deutschland abtreten und sich verpflichten, 5 Milliarden Francs (4 Milliarden Mark) Kriegskosten zu zahlen. Die endgiltige Festsetzung des Friedensvertrages erfolgte am 10. Mai 1871 zu Frankfurt a. M. Die deutschen Truppen, 'Mi^denen ein Teisam 1. März itl Paris eingezogen war, räumten nun allmählich das Land; nur ffi Champagne und einige andere Gebiete blieben bis zur völligen Abzahlung der Kriegskosten (im September 1873) besetzt. Dieser glorreiche Krieg hatte kaum 7 Monate gedauert, aber den Siegern so viele Trophäen gebracht, wie niemals einer; die Deutschen hatten in den zahlreichen gewonnenen Schlachten und Festungen im ganzen 370 Oo0 Gefangene gemacht (darunter 11000 Offiziere) und 7400 Geschütze und.107 Adler und Fahnen erbeutet. Solche Siegeszeichen verherrlichten den Einzug, den Wilhelm I. am 16. Juni 1871 feierlich in Berlin hielt. § 106. Auch der Wunsch nach Einheit wurde dem deutschen Volke durch diesen Krieg erfüllt. Im November 1870 vereinigten sich die süddeutschen Staaten durch Verträge, die sie im Hauptquartier Wilhelms I. zu Versailles mit dem norddeutschen Bunde abschlössen, zu einem deutschen Reiche unter Führung des Königs von Preußen. Wilhelm I. nahm dann auf Gesuch der deutschen Fürsten und des norddeutschen Reichstags für sich und seine Nachfolger auf dem preußischen Throne den Titel „deutscher Kaiser" an; am 18. Januar 1871 geschah zu Versailles feierlich die Verkündigüng dieses großen Ereignisses. Ein allgemeiner deutscher Reichstag, der am 21. März desselben Jahres in Berlin eröffnet wurde, genehmigte die neue Reichsverfassung, durch welche die damals 16 Millionen zählende Bevölkerung der 25 deutschen Mittel- und Kleinstaaten mit dem preußischen Volke (damals 25 Millionen) wenigstens dem Auslande gegenüber zu einer einzigen Nation verbunden wurde. Pierson, Leitf. d. preuß. Gesch. 11
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