64 Sechster Abschnitt. Vom Tode Friedrichs des Großen bis zum Tilsiter Frieden 1786 — 1807.
Kaiser, bei welcher es Napoleon gelang, Alexander durch die Vorspiegelung einer Teilung der Herrschaft über Europa ganz für sich zu gewinnen, schlossen sie am 7. Juli zu Tilsit untereinander Frieden. So von seinem Verbündeten im Stiche gelassen, mußte sich Friedrich 9* Wilhelm Hi. an: 9. Juli den von Napoleon gestellten harten Forderungen bedingungslos, unterwerfen: Preußen trat alle Besitzungen jenseits der Elbe und alle durch die beiden letzen Teilungen Polens gemachten Erwerbungen ab. Aus den ersteren wurde unter Hinzu-sügung anderer deutscher Gebiete für Napoleons jüngsten Bruder Jerome ein Königreich Westfalen gemacht, die letzteren kamen als Herzogtum Warschau an Sachsen. Preußen hatte die Hälfte seines Gebietes abgetreten; von zehn Millionen seiner Einwohner behielt es nur fünf. Sein Heer mußte es auf 40000 Mann beschränken und dazu eine fast unerschwingliche Kriegssteuer von 150 Millionen Franken (120 Mill. Mark) zahlen; bis zur Abtragung der Schuld blieb das Land von französischen Truppen besetzt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Napoleon Alexander Alexander Friedrich_9*_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Europa Napoleons Westfalen Sachsen
^0 Siebenter Abschnitt. Vom Tilsiter Frieden bis zur Herstellung Preußens :c. 1807 — 15.
2 Mm vorgegangen und trafen am 2. Mai bei Gr. Görschen in der Nähe von Lützenauf die Franzosen. Trotz aller Tapferkeit der Truppen gelang es den Verbündeten infolge des Mangels einer einheitlichen Führung nicht, über den überlegenen Feind einen Sieg zu erfechten. Scharnhorst wurde in der Schlacht verwundet; er starb in Prag. Als Blücher am Tage nach der Schlacht den Kampf wieder aufnehmen wollte, hinderte ihn daran der Einspruch Alexanders, und die Verbündeten traten den Rückweg an. Napoleon ereilte sie bei Bautzen ander Mai obern Spree, wo am 20. und 21. Mai blutig gestritten wurde. Da die Verbündeten eine Niederlage zu fürchten hatten, brachen sie die Schlacht ab und gingen in fester Haltung nach Schlesien zurück. Napoleon aber hatte doch aus dem Ausgange der beiden Schlachten ersehen, daß seine Kräfte noch unzureichend wären, den hartnäckigen Widerstand der Gegner zu brechen. Deshalb bot er ihnen einen Waffenstillstand an, den die Verbündeten bereitwilligst annahmen, um auch ihrerseits ihre Rüstungen zu vollenden. Jede der beiden Parteien hoffte überdies, Österreich zu sich herüberzuziehen. Der Waffenstillstand dauerte vom 4. Juni bis zum 10. August. Da die Lützowsche Freischar, welche die Franzosen im Rücken belästigte, sich nicht durch' die Bestimmungen des Waffenstillstandes gebunden erachtete, so wurde sie von den Franzosen bei Kitzen in der Nähe von Leipzig-) überfallen und zusammengehauen.
Als Napoleon auf einem Kongresse zu Prag, auf welchem unter Vermittelung Österreichs über den Frieden verhandelt wurde, die überaus mäßigen Forderungen der Verbündeten zurückwies, erklärte ihm auch Österreich den Krieg.
2. Tie schlachten bei (Hrotzbeeren, an der Katzbach, bei Dresden, Kulm, Nollendorf und Tennewitz.
Napoleon, der während des Waffenstillstandes seine Rüstungen so weit vervollständigt hatte, daß er mit 440000 Mann den neuen Feldzug eröffnen konnte, nahm seine Aufstellung bei Dresden. Die Verbündeten zählten gegen 500000 Mann in drei Armeeen: die Hauptarmee, bei der sich die drei Monarchen selbst befanden, mit 240000 Mann unter dem Befehle des Österreichers Schwarzenberg in Böhmen; die schlesische Armee unter Blücher und Aork, 100000 Mann stark; die Nordarmee, 150000 Mann stark, südlich von Berlin unter dem schwedischen Kronprinzen Bernadotte, welchem Bülow und Tauenzieu unterstellt waren. Nach dem Plane der Verbündeten sollte diejenige Armee, welche von Napoleon angegriffen würde, sich zurück-
1) Lützen liegt südwestlich von Leipzig.
2) Th. Körner, der begeisterte Freiheitssänger, wurde hier verwundet, aber durch Freunde gerettet. Er fiel später bei Gadebusch in Mecklenburg.
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Napoleon Napoleon August Napoleon Napoleon Bernadotte Napoleon
42 Fünfter Abschnitt. Preußen bis zum Tode Friedrichs des Großen 1701 — 1786.
Selbst List und Gewalt scheuten die preußischen Werber nicht, um sich in den Besitz der Rekrutew zu setzen, zumal wenn sie von besonderer -Größe waren. Daher war auch die Behandlung der Soldaten eine sehr harte, ja grausame. — Obgleich die Unterhaltung dieses großen Heeres den größten Teil der Staatseinnahmen verschlang, so hinterließ der -König, dank seiner großen Sparsamkeit und der Ordnung, welche er in die preußischen Finanzen brachte, seinem Nachfolger noch einen Schatz von 9 Millionen Thaler. Friedrich Wilhelm ist so der Schöpfer des Preußischen Finanzwesens geworden. — Um die innere Verwaltung übersichtlicher und einfacher zu gestalten, richtete er eine einzige Oberbehörde ein, das Generaldirektorium (General-Ober-Kriegs-Finanz -und Domänen-Direktorium) in fünf Abteilungen. Er selbst ging dem -Lande in Sparsamkeit, Einfachheit des Lebens und treuer Pflichterfüllung voran, und gleichen Eifer suchte er vor allem seinen Beamten einzuschärfen; er verlangte von den Beamten gleiche Pünktlichkeit und «gleichen Gehorsam wie von der Armee. Darum ist er auch als der -Schöpfer des preußischen Beamtentums zu betrachten.
2. Tic äußeren Verhältnisse.
Durchails deutsch gesinnt und ein Verächter alles Fremden, hielt -es Friedrich Wilhelm I. als Reichsfürst für seine Pflicht, sich eng an den Kaiser anzuschließen. Doch erntete er dafür vom Habsburgischen Hause nur geringen Dank; vielmehr bot sein Wunsch, sich bei dem bevorstehenden Allssterben des Hauses Psalz- Neuburg bett Anfall von Iülich^Berg zu sichern, dem Wiener Hofe bte Handhabe, ihn nach seinem Wunsche zu lenken und Preußen im Interesse Österreichs auszubeuten. Namentlich bebiente sich der Kaiser dazu des österreichischen Gesandten ant Berliner Hofe, des Freiherrn von Seckendorf. Erst spät erkannte der König, daß matt ihn hintergangen habe, und es trat eint Entfremdung zwischen Preußen und Österreich ein, welche die schwersten Folgen haben sollte.
Während der langen Abwesenheit Karls Xii. in der Türkei erhoben sich seine Feinde aufs neue gegen Schweden. Stanislaus Leszczynski wurde aus Polen vertrieben; russische und sächsische Truppen rückten in Pommern ein. Um den Krieg vom Reiche fern zu halten, wußte Friedrich Wilhelm die Russen dazu zu bewegen, daß sie ihm Stettin, welches sie eben qenymmen batten, einräumten. Dagegen verpflichtete er sich zu verhindern, daß die Verbündeten durch die Schweden von Pommern aus angegriffen würden. Unerwartet erschien Karl Xii., aus der Türkei zurückkehrend, in Stralsund. Als Friedrich Wilhelm der Forderung, Stettin zu räumen, nicht sofort nachkam, eröff-uete Karl die Feindseligkeiten gegen die preußischen Besatzungen und Zwang dadurch Friedrich Wilhelm zu einer Kriegserklärung gegen Schweden. In kurzer Zeit wurde das ganze schwedische Pommern,
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Karls Stanislaus_Leszczynski Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
26 Fünfter Abschnitt. Preußen bis zum Tode Friedrichs des Großen 1701 — 1786.
eine so starke Vergrößerung der österreichischen Macht in Süddeutschland nicht dulden durfte, veranlaßte den Erben des kinderlosen Kurfürsten, den Pfalzgrafen Karl von Zweibrücken, Einspruch gegen diese Abmachungen zu erheben, und rückte selbst in Böhmen ein. Die Österreicher räumten Bayern, doch kam es zwischen ihnen und den Preußen zu keinem ernstlichen Zusammenstoß. Da Maria Theresia selbst nicht die Politik ihres Sohnes billigte, verzichtete Joseph Ii. im Frieden Zu Teschen (1779) gegen Abtretung des Jnnviertels auf die Erwerbung Bayerns. Als Joseph nach den: Tode Karl Theodors noch einmal auf seine bayrischen Pläne zurückkam, benutzte Friedrich die allgemeine Aufregung der deutschen Fürsten, um Österreich für immer die Möglichkeit solcher Erwerbungen abzuschneiden, und gewann viele deutsche Fürsten, weltliche und geistliche, zu dem sogenannten deutschen 178» Fürstenbunde, 1785. Da er aber bald darauf starb (17. August 17. «us. 1786), so blieb diese Politik, durch welcke er sich als den Schutzherrn 1786 der deutschen Fürsten hingestellt hatte, ohne nachhaltige Folgen.
6. Innere Verhältnisse.
Friedrich der Große hat Preußen aus der wenig geachteten Stellung, welche es unter den beiden ersten Königen eingenommen hatte, zu der Bedeutung einer europäischen Großmacht' erhoben. Daß er das konnte, verdankte er neben seinem eigenen Geiste der sparsamen und tüchtigen Verwaltung seines Vaters, der ihm einen Schatz und ein sehr bedeutendes und trefflich geschultes Heer hatte hinterlassen können. Die Vermehrung und Verbesserung dieses Heeres war des Königs erste Sorge auch in den Friedensjahren. Die jährlichen Truppenbesichtigungen und Manöver, die er abhielt, waren in ganz Europa berühmt und wurden häufig von fremdländischen Offizieren besucht. Bei Friedrichs Tode zählte die preußische Armee fast 200000 Mann. Die Unterhaltung dieses großen Heeres verschlang einen großen Teil der Staatseinnahmen. Trotzdem war es bei der vorzüglichen Finanzverwaltung noch möglich, jährlich mehrere Millionen in den Staatsschatz abzuführen.
Die Ertragsfähigkeit des Landes suchte Friedrich Ii. durch Urbarmachung wüster Strecken, Einführung neuer Kulturen (Kartoffeln) und Verbesserung der Lage des Bauernstandes zu erhöhen. Durch Eindeichung und Entwässerung des Oderbruches und des Warte- und Netzebruches wurden große Strecken des fruchtbarsten Ackers gewonnen. Ebenso eifrig richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Hebung der Gewerbsthätigkeit und des Handels. Da er aber von der damals herrschenden Ansicht ausging, daß das, was im Lande verbraucht würde, auch tut Lande gewonnen und verfertigt werden müsse, so wurde die Einfuhr fremder Gewerbserzeuguiffe nach Möglichkeit erschwert, die Ausfuhr vieler Rohstoffe ganz verboten. Das schlesische Linnen und das märkische Tuch wurden in Menge ausgeführt. Irr Berlin "wurde eine Porzellanfabrik errichtet. Auch den Seidenbau und die Seiden-
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