68 Die fremden Erdteile. Amerika.
Das Land zerfällt in den appalachischen Osten und den kordil-
lerischen Westen. Die Grenze beider Gebiete liegt auf einer Linie, die
den Winnipegsee und die Mündung des Rio grande del Norte verbindet.
a) Im 0. bilden die Appalachen oder die Alleghanies (alligenis)
ein langgestrecktes, altes und daher stark abgetragenes Gebirge von der Art
und Höhe unserer deutschen Mittelgebirge. Die vielen Parallelkämme erinnern
an den Schweizer Jura und erschweren den Verkehr quer über das Gebirge.
Südöstlich von den Appalachen liegt das atlantische Vorland. Es
hat sich gesenkt, und so sind die niedrigsten Teile der Täler zu Meeresbuchten
geworden, die sich vielfach verzweigen, weit in das Land dringen und
vorzügliche Häfen abgeben. An dieser aufgeschlossenen, Europa zugewandten
Küste blühten darum die großen Hafenstädte empor, vor allem Nen-Aork,
später Boston (bost'n), Philadelphia, Baltimore (böltimor). Neu-Aork
ist die eigentliche Hauptstadt der Union, die ..Lllipirs City". Uber 4 Millionen
Menschen leben hier. Neben dem vortrefflichen, geräumigen Naturhafen ver-
dankt die Stadt ihre hervorragende Stellung der vorzüglichen Schiffahrts-
straße, die den Hudson (hädtz'n) aufwärts mit dem Eriekanal nach den
kanadischen Seen führt. Dadurch wurde die ganze Getreideausfuhr des
Westens bis zum Ausbau des Eisenbahnnetzes in "den Hafen von Neu-Uork
gelenkt, der zun: Welthafen wurde, wo sich 70 Dampferlinien vereinigen.
Neu - Nork wurde das Einganflstor zur Neuen Welt. Es ist die
erste Industriestadt, der bedeutendste Geldmarkt der Union.
Ohne größere Bodenerhebungen ist das Mississippigebiet w. der
Appalachen. Es ist ein niedriges Tafelland, in das die zahlreichen Flüsse,
besonders Mississippi, Missouri (mißüri), und Ohio (oheio), tiefe
Täler gewaschen haben. Der Ohio kommt aus den regenreichen Appalachen
und führt dem Mississippi das meiste Wasser zu. — Im N. wird das Ge-
biet von dem Oberen See, Michigan-(mischigän), H u r o u - (jüron) und
Erie-(kri)See begrenzt.
Prachtvoller Ackerboden deckt das Land nördlich vom Ohio und Missouri;
denn hier wurde iu der Eiszeit der fruchtbare Geschiebemergel abgelagert.
Hier ist die Kornkammer der Union. Weizen und Hafer wachsen
im Überfluß, förmliche Meere ragender Mais Halme rauschen im Winde.
Südlich des Ohio liegt das erste Tabakland der Erde. — Dazu kommt
ein fast beispielloser Reichtum an Kohle, Erdöl, Naturgas und Eisen-
erzen. Westlich von Michigan dehnt sich eins der ersten Holzländer der
Staaten aus.
Hier im nördlichen Mississippiland hat sich vor allem die amerikanische
Tatkraft bewährt. Die Wasserfälle — ein Überrest der Eiszeit —, Kohle
und Erdöl lieferten die Kräfte für die Industrie, die sich in Pittsburg,
Cincinnati (ßinßineti), St, Louis (ßent lüis), Chikago (schikägo),
Busfalo (bäfsällo) zusammendrängt. Auf den Seen findet ein fast bei-
spielloser Austausch vou Rohstoffen (Erz, Kohle, Holz, Getreide)
zwischen dem W. und dem industriereichen 0. statt. Der Güterverkehr
zwischen dem Oberen und Huronsee ist der größte auf der Erde, dreimal so
groß wie der auf dem deutschen Niederrhein. Durch den Verkehr blühten
die Städte an den Seen, insbesondere Chikago, Cleveland (kliwländ),
Buffalo und Milwaukee (milluökl) empor. Im Hafen von Chikago
werden ebensoviel Waren verfrachtet, wie in dem Hamburger Hafen. — Ein
dichtes Netz von Eisenbahnen spannt sich über das Land, Sie erleichtern
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TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Louis_(
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europa Boston Philadelphia Baltimore Neu-Aork Missouri Ohio Ohio Michigan-(mischigän Ohio Ohio Michigan Pittsburg Cincinnati Chikago Niederrhein Chikago Cleveland Chikago
Alpen und Vorland. 141
Die mittlere Höhe beträgt 500 m. Von der Donau bis zum Alpen-
saum steigt sie an, macht fast überall den Eindruck einer Ebene und wird
nur im 8. und an der Donau bergig. Zu den größeren Ebenen in der
Mitte des Gebietes gehören das Lechfeld und die I s a r e b e u e bei
München.
Das Alpenvorland ist nach seiner Natur und Entstehung dem Nord-
deutschen Flachlande ähnlich: in der Tertiärzeit wurde das Meer hier zu-
geschwemmt. Während der Eiszeit wurde auch hier der fruchtbare Geschiebe-
lehm durch Gletscher abgelagert.
2. Der Hauptfluß des Landes ist die Donau. Quellen? Richtung?
Welche deutschen Staaten durchfließt sie? Warum ändert der Fluß bei
Regensburg seine Laufrichtung? Das Donautal zeigt bereits hier im
oberen Stromlauf die Neigung zur Beckenbildung (vergl. S. 99!) Durch drei
Engen gliedert sich das Tal in die unfru cht baren Becken von
Ulm und Ingolstadt und das fruchtbare Becken von Strau-
b i u g. — Nenne die rechten Nebenflüsse der Donau im Hochflächeugebiet!
Beschreibe ihren Lauf und vergleiche sie hinsichtlich ihrer Größe! Zu den
zahlreichen Seen des s. Alpenvorlandes gehören Ammersee, Starn-
berger See und Chiemsee. Es sind voll Wasser gelaufene Täler,
die am untern Ende durch die Erdmoräne abgesperrt wurden. — Zu den
wasserärmeren, linken Nebenflüssen der Donau gehört die Altmühl, die
in einem malerischen Tal den Jura durchbricht, ferner die Na ab und der
knieförmige Regen. Quelle, Laufrichtung?
3. Das Klima der Hochebene ist ziemlich ranh, besonders im s. Teil
Am mildesten ist das Donautal unterhalb der Lechmündnng, Nw.-Winde
verursachen starke Regen. Die Fruchtbarkeit wird beeinträchtigt durch
große Hochmoore, Riede genannt, die mangelnden Wasserabfluß haben und
sich um die Flüsse lageru, besonders um Isar und Donau. Indessen wird
Getreide auf der Hochebene gebaut. Besonders fruchtbar ist das Becken von
Straubing, wo Getreide, Obst und Hopfen in großer Menge angebaut wird.
— Die Hochebene der Oberpfalz hat ebenfalls rauhes Klima und steiuichtes,
wenig fruchtbares Land mit Hopfenbau.
4. Die Bewohner sind Bayern und Schwaben und katholisch. Ihre
Hauptuahrungsqnelle ist Landwirtschaft, und zwar herrscht im 8. wegen
größerer Feuchtigkeit Wiesen- und Waldwirtschaft mit Viehzucht vor, während
im N. der Ackerbau überwiegt. Die Bevölkerungsdichtigkeit ist daher weit
unter dem Reichsdurchschnitt.
5. Ortskunde. In Bayern: Gmünchen, Hst. des Königreichs, dritt-
größte Stadt des Deutschen Reichs, an der Isar, mitten auf der Bayrischen
Hochfläche an der Grenze der Gebiete mit Viehzucht und Ackerbau, daher
größter Getreidemarkt Bayerns. Die Stadt ist durch die Fürsorge der Fürsten
groß geworden. Der Kunstsinn der bayrischen Fürsten schmückte die Stadt
mit prächtigen Bauten, und machte sie zu einem Sammelplatz deutscher.kunst
und Wissenschaft. Universität. Die Bierbrauereien sind weltberühmt. —
Augsburg, Hst. von Schwaben, alte Handelsstadt am Lech, dessen Wasserkraft
von jeher dem Gewerbe zugute kam, die besonders im Mittelalter durch den
Handel nach Italien große Machr und Pracht entfaltete, so daß die „Stadl
der ,Mgger" den europäischen Geldmarkt beherrschte; jetzt ein Hauptsitz der
bayrischen Industrie.*) — Donaustädte: Ingolstadt, Festung, an? —
*) Ungarnschlacht auf dem Lechfelde 955. — Reichstag 1530. — Tilly am
Lech geschlagen 1632.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Mitteldeutsche Gebirgsschwelle. 155
Die Eifel. Die vielen Kegelberge, kratersörmige Vertiefungen und
Vulkanseen, sowie das vulkanische Gestein, wie Vasalt, Lavagestein, Bimsstein,
Trachyt, womit die Schieferplatte durchsetzt oder überlagert ist, lassen die
f.rüh ere Vulkantäti gkeit in der Tertiär- und Diluvialzeit erkennen.
Em großes Maar ist der Laach er See. Die rauhe Schneifel, d. i. Schnee-
eifel/und das an Hochmooren reiche, regendurchtränkte Hohevenn*) gehören
zu den unwirtlichsten Strecken deutschen Landes.
Der Taunus, die „Höhe", ist durch Flußtäler ähnlich abgeschlossen wie
der Hunsrück. Welche Flußtäler umgrenzen ihn? Wie der Hunsrück zeigt auch
er einen kammartigen Rücken mit dem Feldberg Nach dem Rhein- und
Maintal fällt das «Äebirge steil, nach der Lahn allmählich ab. Semer Natur
nach ist der Taunus das freundlichste unter den rheinischen Gebirgen. Seine
Höhen sind mit herrlichen Laub- und Nadelwäldern bestanden; in seinen
sonnigen Tälern reist die Rebe; aus dem Innern der Erde quellen zahlreiche
Gesundbrunnen, die die Entstehung größerer und kleinerer Badeorte veranlaßt
haben, wie Homburg, Soden, Wiesbaden, selters, Ems. Der
südwestliche Vorsprung des Gebirges am Rhein ist der vielbesuchte Nieder-
wald, dessen Höhe das Nationaldenkmal schmückt. Das Denkmal ist
errichtet „den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung,
künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung."
Der Westerwald erinnert mit seinen rauhen, von Heiden und Mooren
bedeckten Flächen an die Eifel. Gib die begrenzenden Flüsse an! Auch das
Vulkangestein, womit seine Massen durchsetzt sind, fordert zu einem Vergleich
dieser benachbarten Gebirgsflügel auf. Die rauhe Natur des Gebirges zeigt
sich besonders in dem langen schneereichen Winter.**) Das Gebirge ist
übrigens reich an Mineralien, besonders an Braunkohlen, Eisen- und Blei-
erzen. Mit dem nordwestlichen Vorsprung, dem vulkanischen, schön geformten
Siebengebirge***) tritt der Gebirgsflügel hart an den Rhein. Im füd-
westlichen Teil, „dem Kannenbäckerländchen" hat die vorzügliche Tonerde
einen besonderen Industriezweig, die Herstellung von Krügen, veranlaßt.
Darin werden die Mineralwasser des Taunus versandt.
Das Sauerlaud, d. i. Südland, vom Münsterland aus gerechnet. Aus
dem Plateau treten hie und da Bergketten von verschiedener Höhe hervor, so
das Rothaargebirge und der Ederkopf. Nördlich der "Ruhr schließen
niedrige Höhenzüge, die Haar, die Hochfläche vom Tieslande ab. —Das
Sauerland ist sehr reich an Eisen- und Steinkohlen und hat daher
eine großartige Industrie hervorgerufen, deren Entwicklung durch die vielen
Wasserkräfte begünstigt wurde, die das so regenreiche Sauerland entfesselt.
Die Industrie kann sich der englischen und belgischen würdig zur Seite stellen.
— Das Gebiet ist der erste Jndustriebezirk und das bevölkertste
Gebiet des Deutschen Reichs (bis 1600 auf I qkm). Besonders drängt
sich in den Tälern derruhr und Wupper das gewerbliche Leben zusammen.
3. Die Flußtäler bilden in ihrer Natur einen freundlichen Gegensatz
zu deu rauhen Gebirgen. Bei ihrer tiefen, geschützten Lage zeichnen sie sich
durch ein mildes Klima aus und da sie im Regenschatten (vergl. S. 31,
Föhn) liegen, so sind sie sonniger und wärmer, als die Umgebung.
Daher gedeihen die edelsten Obstbäume; der Weinbau wird in großem
Maßstabe betrieben; in den trockensten Talstellen wachsen die besten Wein-
sorteu. Durch ihre Weinsorten sowohl als durch ihre landschaftlichen Reize
sind insonderheit das Rheintal und das vielgewundene Moseltal berühmt.
Das Rheintal ist nicht nur länderkundlich, sondern auch in Hinsicht auf
landschaftliche Schönheiten, Bodenbau, Handel und Verkehr das wichtigste
aller genannten Flußtäler. Von Mainz bis Bingen durchzieht der Strom in
*) spr. fenn — «sumpf, das niederdeutsche v — s, vergl. Finnland.
**) Sprichwort: Im Westerland brauchen die Kirschen zwei Jahre, um reif
zu werden: in einem Jahre werden sie auf der einen, im zweiten auf der
andern rot.
***) Von Bonn aus steht man 7 Berge nebeneinander.
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192 Kulturgeographie.
E. Kutturgeogrcrpbie des Deutschen Hieicbo.
Deutschlands Kulturstellung und Beziehungen zur Fremde.
1. Weltstellung.
Das Deutsche Reich hat in Europa eine bedeutsame zentrale Lage.
Wie kein anderes Land, erscheint es infolgedessen dazu berufen, eine der-
mittelnde, ausgleichende Stellung einzunehmen und als Land der Mitte, als
„Herz Europas", einen belebenden Einfluß auf alle übrigen Länder des
Erdteils auszuüben.
Jede größere Bewegung in Europa zog auch das deutsche Land in
Mitleidenschaft. Im Altertum freilich lag Deutschland fern von den Brenn-
punkten des damaligen Kulturlebens. Als sich aber im Laufe der Jahr-
hunderte n. Chr. Europa immer mehr als Hauptträger der christlicheu
Gesittung entwickelte, wurde Deutschland der Mittelpunkt europäischer Kultur-
entfaltung, besonders zu den Zeiten der Ottonen, Salier und Hohenstaufen.
Die römisch-deutschen Kaiser waren die weltlichen Herren der ganzen Christen-
heit aus Erden. — Zu Zeiten nationaler Ohnmacht war Deutschland
Angriffsziel der umwohnenden Völker, die auf Kosteu des Reichs ihr Staaten-
gebiet vergrößerten. Auch wurden alle großen europäischen Kriege, wie z. B
der 30 jährige, der 7 jährige, der Freiheitskrieg 1813 bis 1815, auf deutschem
Boden ausgefochten.
Die Lage in der Mitte des Erdteils und die leichten Verkehrsverhältnisse
brachten das deutsche Volk früh iu ungezwungene Verbindung mit der Fremde,
wodurch Handel und Verkehr gefördert, Gewerbe, Kunstfleiß und Wissenschaft
belebt wurden. Leider ist dabei Deutschland nicht von jener „Ausländerei"
verschont geblieben, die sich in der Nachahmung fremder Sitten und Gebräuche
und der Verunstaltung der deutschen Sprache durch Fremdwörter zeigte. Zu
Zeiten vaterländischer Größe wnrde sie indessen durch das gesunde Volks-
bewußtsein zurückgedrängt. — Deutschland hat aber nicht nur von der Fremde
Anregungen erhalten, sondern ist in dieser Hinsicht auch stets ein reicher
Geber gewesen. Deutsche Erfindungen haben viel zur Entwicklung der
Wissenschaft beigetragen, deutsche Dichter und Denker, Künstler und Forscher
das Geistesleben der Länder Europas zu verschiedenen Zeiten belebt.
Mit der Wiedererrichtung des D e u t s ch e u Reichs 1871 hat
Deutschland die Machtstellung in Europa erlangt, wie es ihm nach seiner
Lage und seiner Macht in Europa gebührt. Sein starker Arm reicht über
die Meere, um in jedem Winkel der Erde die deutschen Interessen zu schützen
und zu fördern.
Z a. Das deutsche Volk.
Nach Körpermerkmalen lassen sich im Deutschen Reiche 2 Grundformen
nämlich Blonde und Braune unterscheiden.
Zu den B l o n d e n gehören die Menschen mit blondem Haar, blauen
Angen und weißer Haut.
Die Braunen haben braunes bis schwarzes Haar, braune bis
schwarze Augen und weiße bis bräunlich-weiße Haut.
Etwa jeder 3. Mensch im Reiche ist blond, jeder 7. braun. Die
übrigen Deutschen gehören Misch formen an. Dabei zeigt sich, daß Nord-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Weltstellung
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europa Europa Altertum Deutschland Europa Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Europas Deutschland Europa Europa
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
178 Die Steuern und die Stände.
Heer nach und nach um fast die Hälfte und die besonders kostbare Reiterei um zwei Drittheile vermindert, weil die zur Erhaltung der Truppen nöthigen Summen fast unerschwinglich waren; dennoch blieben die Steuern sehr hoch, und nur durch den strengen, unbeugsamen Herrscherwillen des Fürsten konnten sie erzwungen werden. Die Hauptsteuer war die Accise, welche bald von allen Gegenständen des täglichen Verbrauchs, von Getreide, Getränken, Fleisch und Lebensmitteln aller Art, von Kaufmanns - und Fabrikwaaren, von liegenden Gründen, von dem gehaltenen Vieh und anch für die Betreibung von Handel und Gewerbe selbst erhoben wurde. Außerdem wurde eine Stempelsteuer eingeführt.
Den Ständen wurde nun bei der Bewilligung aller dieser Steuern nicht mehr viel freie Bestimmung gelassen: sie durften überhaupt nur vierzehn Tage versammelt bleiben und über nichts Anderes, als über die ihnen vorgelegten Anträge berathen, damit nicht, wie früher oft geschehen, die Zeit mit der Verhandlung von allerlei Forderungen und Bedenken verbracht würde. Dabei wurde ihnen von vorn herein mitgetheilt, daß, was sie zu wenig bewilligten , sofort auf die ländlichen Besitzungen vertheilt und militärisch beigetrieben werden würde. Wenn sie Beschwerdeschristen einreichten, so erhielten sie dieselben meistens unbeantwortet zurück. Die bewilligten und nicht bewilligten Steuern wurden mit der größten Strenge eingezogen. Die Stände in Preußen erklärten schon im Jahre 1674 gerad heraus, sie wünschten gar keinen Landtag mehr und hätten um keinen gebeten, weil seit des Kurfürsten Regierung jeder Landtag nur eine Vermehrung der Abgaben gebracht habe. Friedrich Wilhem erwiderte, er fände es auch seinerseits gar nicht nothwendig, daß sie wieder berufen würden, da sie nur neue Beschwerden erhöben und dem Lande nichts als Unkosten verursachten. Es trat immer mehr hervor, daß er völlig unabhängig von den Ständen regieren wollte und seine Souverametät geradezu als unumschränkte Herrschaft verstand. So sehr wir nun die Erfolge seiner Regierung als heilsam für Preußen rühmen müssen, so ist es doch nicht zu verwundern, daß seine Unterthanen, zumal die vor Kurzem erst ganz mit Brandenburg vereinigten Preußen, zunächst nur den schweren Druck der neuen Negierungsart hart empfanden. Dieselben hatten keine Ahnung von den großen Zwecken, die er zum Heil und Ruhm des ganzen Vaterlandes verfolgte, und waren deshalb zu Opfern für diese Zwecke weniger bereit. Der Kurfürst selbst aber behielt das Ziel, einen großen Staat zu bilden, immer fest im Auge, und auf dieses Ziel ging er alles Widerstandes und alles Murrens ungeachtet mit sicherem Schritte los.
Sorge für Handel und Gewerbe. Vor Allem war er darauf bedacht, Handel und Wandel selbst in jeder Beziehung immer mehr zu heben, in der That der sicherste Weg, um mit der Wohlfahrt des Landes auch die Aufbringung hoher Steuern leichter möglich zu machen. Wie sehr ihm die Förderung der Manufacturen und Fabriken am Herzen lag, zeigt eine Verordnung im Jahre 1678, in welcher er sagt: Die Erfahrung lehre, daß eines Landes Wohlfahrt und Aufnehmen hauptsächlich aus inländischen Manufacturen herfließe, daher habe er ans landesväterlicher Vorsorge dahin getrachtet, auf was für Art neue Gewerke und Manufacturen in seinen Ländern gemacht würden und Gerbereien, Draht-, Sensen- und Blechhammerhütten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhem Friedrich
18 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Wohnorte hatten meist die Endung 010, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow,
Steinitz usw. Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B.
Cracau, Buckau . . .
Die Weuden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den
Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen-
tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen
Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und fremde Einwanderer,
besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im
Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag.
Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren
Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringen:
aber anch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und
Städte waren zerstört; die Äcker lageil wüst da; die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der Große Kurfürst und Friedrich der Große nin
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den
Planer Kanal an.
Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst im Jahre 1815
unserem Heimatlande einverleibt.
G. Sage.
Die Kutterjungfer auf dem Marktplätze in Zerbst.
In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von
Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsmittel, die nach
Zerbst gebracht wurden, zu zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landlente, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten,
hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid
nierkten die Bauer», daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver-
armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, fondern richteten
vor dem Heidetore, am Bntterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten
zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen
weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden
Stener zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn,
gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte
der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bis zum
Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe
bezahlen. Aber die wohltätige Jungfran willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze
und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit seyte man der
Jungfrau ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m
hohen Säule steht. Der Volksmund nennt sie knrz die Bntterjungfer.
H. Ortsltunde.
a) An der Elbe. Mtthlberg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel,
Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Jobann Friedrich
den Großmütigen 1547.)
Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse-
bau- Fabriken: Tnch. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch
De Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
*) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in
Tausenden an.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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Extrahierte Personennamen: Steinitz Gero Albrecht Friedrich_der_Große Friedrich Mtthlberg Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Martin_Luther
50
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz,
Oo^l'uiid Cu
emccjejl
■tei
arten
Wirtschaft}
<jebiuc/e.
Stalle
Schafe
Sctj weine
\Sdjeune
die aus der Börde stammen, hergestellt und mit Ziegeln gedeckt. Die
Gehöfte liegen nicht einzeln, sondern nebeneinander, so daß sie Straßen-
züge bilden.
b) Dichtigkeit der Bevölkerung, Städte. Die Magde-
burger Börde gehört zu den d i ch t b e v ö l k e r t st e n L a u d e s t e i l e n nicht
nur unserer Provinz, sondern auch unseres Vaterlandes. In der Börde
sind die Landstriche, in denen hauptsächlich Ackerbau getrieben wird, uicht so
dicht bevölkert (doch gibt es Bördedörfer von 3000—4000 Einwohnern)
als die Gegenden, in denen Industrie, Haudel und Verkehr
herrschen und in denen Lager von Kalisalzen und Kohlen vorhanden
sind'. Die meisten Menschen
^ ^ wohnen mithin da, wo sich die
ausgiebigsten Erwerbsquellen
sinden. Das ist der Fall am
westlichen User der Elbe,
au der Saale, Bode und Ohre.
In diesen Teilen liegen die größten
Siedlungen (Städteund Dörfer).
Die Zeichnung veranschaulicht uns,
wie die Eisenbahnen und Land-
straßen nach Magdeburg und auch
Schönebeck laufen, um die Erzeug-
nisse der Landwirtschaft mit den
Erzeugnissen der Industrie und
des Gewerbes auszutauschen. Da
das Fortschaffen der Waren auf
der Elbe billiger ist als auf den
Eisenbahnen, so wird man besonders
bei großen Ladungen den Wasser-
weg bevorzugen (Staßsurter Kali-
salze). Tausende von Menschen
verdienen durch die Schissahrt und den Schisfb an ihr tägliches
Brot. Auch die iu der Nähe Magdeburgs gelegenen Dörfer sind groß,
wie Barleben, Olvenstedt, Niederndodeleden, Groß-Ottersleben (7). Als
Maurer, Zimmerleute, Bauarbeiter und besonders Fabrikarbeiter sinden
diese Dorfbewohner in Magdeburg Beschäftigung. Da die Wohnungen
in diesen Vororten billiger sind als in der Stadt, so wohnen diese
Arbeiter in den benachbarten Dörfern und fahren abends und morgens
mit der Eisenbahn oder dem Fahrrad hin und zurück.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung in der Börde ist demnach
abhängig von der Fruchtbarkeit des Bodens, von den Boden-
schätzen des Erdinnern (Steinsalz, Kalisalze und Brankohlenlager), von
den Fabriken, die im Dienste der Industrie arbeiten, von den
Einrichtuugen, die dem Handel dienen, von der Lage zur Elbe
und dem Eisenbahnnetze.
/Jo r/sirasse,
Bauernhof in der Börde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
62
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
schmiere bereitet. Wird der Braunkohlenteer gereinigt, so liefert er das
feste, glashelle Paraffin, aus welchem die billigen Kerzen hergestellt werden.
Auch noch andere Schätze liefert uns das unter der Bodendecke an-
stehende Gestein. Die Arbeiter der im südöstlichen Teile der Börde
liegenden Kalkbrennereien und Zementfabriken erzählen uns, daß hier
Muschelkalk gebrochen wird. Der bei Westeregeln an der Bode zu-
tage tretende Gips hat zur Errichtung von Gipshütten Veranlassung
gegeben. Die Straßen Magdeburgs und besonders der Orte in der nörd-
lichen Börde sind mit Grauwacke, die in Olvenstedt und Nenhaldens-
leben gebrochen wird, und mit Porphyr gepflastert. Aus Grauwacke
und Porphyr, von den Leuten Bruchsteine genannt, stellt man den Unterbau
der Häuser und die Mauern her, welche die Gehöfte und Gärten um-
grenzen. Zahlreiche Ziegeleien brennen ans Ton Backsteine, die in großen
Mengen zum Häuserbau, und Ziegeln, die zum Decken der Dächer ver-
wendet werden. Welche wertvollen Schätze liefert demnach das Erdinnere
dem Bördebewohner?
c) Industrie der Magdeburger Börde.
Die Industrie beschäftigt sich damit, die gewonnenen Rohstoffe in
Kunstprodukte umzuwandeln. Sie benutzt die Erzeugnisse der
Landwirtsch aft, besonders die Zuckerrüben und die Zichorien,
und der unterirdischen Schätze. In den Zuckerfabriken gewinnt man
aus den Zuckerrüben den Zucker und Syrup; die Rübenschnitzel
werden als Viehsntter benutzt. In der Provinz Sachsen arbeiten ungefähr
120 Zuckerfabriken; davon gehören X/B der Börde an.
Ans dem Rübenschuppen bringt man die Zuckerrüben in die Rüben-
Wäsche, wo sie durch besondere Vorrichtungen vom Schmutz gereinigt
werden. Von hier spazieren sie in die Schnitz elmaschine, aus welcher
sie zerschnitten als lange, dünne Streifen, Schnitzel genannt, heraus-
kommen. Um aus den Rübenfchnitzeln den süßen Saft zu gewinnen,
bringt man sie in große eiserne Zylinder. Nachdem der Saft durch
besondere Vorrichtungen gereinigt worden ist, fließt er^ in die Ver-
da mpfapp arate, in denen er sich zu einem dicken Safte verdichtet.
Schließlich bildet sich eine grobkörnige Masse, die durch wiederholtes
Einkochen und Schleudern sich zu dem sogenannten Rohzucker gestaltet.
Nachdem dieser in den Raffinerien noch gereinigt worden ist, wird
er dann als Bratzucker, Würfelzucker und Raffinade an die Kaufleute
verkauft. Obgleich die großen Zuckerrübenfelder der Börde dem Natnr-
freunde eintönig erscheinen, so versüßen sie doch dem Menschen, ganz
besonders den Kindern, das Leben.
Wir haben gesehen, wie Landwirtschaft und Industrie in
inniger Beziehung stehen,' denn wo Zuckerrüben gebaut
wurden, entstanden bald Zuckerfabriken, wo Zichorien angebaut
wurden, legte man Zich oriend arren an, in der sie geschnitten und
72 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Salzgewinnung in Staßfurt.
Die Anlage des Steinsnlzbergwerkes zu Staßfurt ist dieselbe wie in Schöne-
beck. Das Salz wird aber in Staßfurt nicht ausgelaugt, sondern durch Spreu-
gungen zutage gefördert. Das reine Salz wird gemahlen und als Tafelsalz sofort
in den Handel gebracht.
Über dem Steinsalze liegt eine ungefähr 250 m dicke Schicht, die sich aus
Kalisalzeu zusammensetzt. Der Bergmann nennt sie das Hangende. Die in,
den einzelnen Schichten vorhandenen Schnüre, die wir auf dem Bilde deutlich er-
kennen, nennt man Jahresringe. Man schätzt die Zahl auf 13000 Stück. Soviel
Jahre sollen nach der Annahme der Gelehrten nötig gewesen sein, um die Stein-
und Kalisalzlager in der Mächtigkeit von 1000 m zu bilden. Wir sind in der
Kalisteinbruch in Staßfurt.
Tiefe und sehen der Arbeit der Bergleute zu. In allen Farben schillern uns die
verschiedenen Salze entgegen. Einige Salzmassen sind weiß, auch grau bis schwarz,
andere sind rosarot, dunkelrot usf. In der Zeit, in der man nur Steinsalz
gewinnen wollte, schüttete man die Abraumsalze (woher der Name?) als wertlose
Massen auf Halden. Als man aber dnrch Versuche feststellte, welcheu hohen Wert
die Kalisalze als Düngesalze für die Landwirtschaft hatten, da wurde der Abbau
der Kalisalze der Hauptzweck und die Gewinnung des Steinsalzes nur Nebenzweck.
Eine Reihe von Fabriken entstanden, um die Salze zu mahlen und zur Herstellung
von Säuren zu verwenden. Zwei Bergleute sind damit beschäftigt, ein Bohrloch
in dem Hangenden herzustellen, in das nachher der Sprengstoff gelegt werden soll.
Die abgesprengten Massen werden von dem dritten Bergmann? mit einem großen
Hammer zerschlagen. Zwei andere Bergmänner laden die Sal.nnassen in den
Wagen. Die einzelnen Wagen werden zu einem kleinen Zuge aneinandergereiht,
der durch elektrische Kraft in Bewegung gesetzt wird. Auf Waffer- und Landwegen
werden die Kalisalze nach allen Ländern der Erde verschickt. Durch Anwendung
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60 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
gefüllte Waschbecken. In kurzer Zeit hat sich das Stück Löß wie ein
Schwamm vollgesogen; aus der Oberfläche des Wassers schwimmen kleine
verfaulte Wurzelreste. Wir gießen das Wasser ab, und erst uach längerer
Zeit wird das Stück Löß auch im Innern wieder trocken. (Erkläre den
Vorgang!) Diese eigentümliche Beschaffenheit des Löß ist für das Gedeihen
des Getreides und der Hackfrüchte von der größten Bedeutung. Die
langen Wurzeln der Zichorien und Zuckerrüben dringen ties in die Humus-
schicht hinein. Zur Zeit der Dürre gibt die Lößschicht immer noch Feuch-
tigkeit an die Faserwurzeln der Pflanzen ab; zur Zeit des anhaltenden
Regens saugt sie das durch den lockeren Humus hindurchsickernde viele
Wasser aus. Zeiten der Dürre und des übermäßigen Regens sind deshalb
für das Wachstum der Pflanzen in der Börde nicht so schädlich wie in
anderen Gegenden.
Unter der Lößschicht finden wir die dritte Schicht aus Saud und
Geröll bestehend.
Wie mag dieser Löß entstanden sein?
Löß besteht aus kleinen Staubteilchen, die durch Verwitterung gebildet
worden sind. Zur Zeit einer langen Dürre, so sagen die Gelehrten,
wurden diese Verwitterungsstosse von starken Winden in die Höhe
gehoben, nach bestimmten Richtungen geweht und an gewissen Stellen
abgelagert. Da der Alvenslebener Höhenzug dem Winde Einhalt gebot,
so lagerten sich diese dicken Staubmassen in fast gleichmäßiger Stärke in
der Bördegegend ab. Die Ablagerung reichte über die Bode hinweg bis
an den Harz und im Süden über die Saale fort bis in die Gegend von
Halle. Die Oberfläche der Lößschicht bedeckte sich im Lause der Zeit mit
Gras und Gestrüpp; daraus erklären sich die Röhren und Löcher iin
Löß, in denen versanlte Wurzelreste noch heute zu finden sind.
b) Die Bodenschätze im Innern der Erde.
Besonders im Süden der Börde birgt das Erdinnere wertvolle
Schätze an Steinsalzen. Kalisalzen und Braunkohlen. Vor
60 Jahren wurden in Staßsurt und Leopoldshall erfolgreiche Bohr-
versuche auf Steinsalz gemacht. Als man bald darauf den großen
Wert der über den Steinsalzschichten lagernden Kalisalze für die Land-
Wirtschaft erkannte, wurde die Gewinnung des Steinsalzen zur Nebensache.
Die Staßfurter Kalisalze wurden nicht mehr als Abraum (erkläre den
Namen) behandelt, fondern in großen Masfen zutage gefördert und an
die Landwirte als Düngemittel verkauft. Eisenbahnen und Schiffe
befördern heute die Kalifalze nach allen europäischen Ländern, selbst nach
Amerika. Staßsurt, ein Städtchen von 17000 Einwohnern, ist heute in
der ganzen Welt bekannt. Dnrch die reiche Verwendung der Staßsurter
Kalisalze als Düngemittel wurde es deu Bewohnern der Börde erst
möglich, dem ertragreichen Boden die herrlichsten Getreidesorten, Hack-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Ortsnamen: Bördegegend Staßsurt Amerika