A. Allgemeine Erdkunde.
I. Himmelskunde.
1. Die Erde als Himmelskörper betrachtet.
1. Die Gestalt der Erde. Der Augenschein lehrt, daß die Erde eine
große Scheibe sei. Dafür wurde sie auch im grauen Altertum gehalten.
Um diese große Scheibe flutete nach damaliger Ansicht der Ozean. — Die
Erfahrung lehrt nun aber, daß die Sonne östlicher _ gelegenen Orten früher
aufgeht, als westlicher gelegenen. Wäre die Erde eine Scheibe, so müßten
alle Orte gleichzeitigen Sonnenaufgang haben. Da dies nicht der Fall ist,
so muß die Erdoberfläche von 0. nach W. gerundet sein. — Reist
man in der Richtung nach N. so hebt sich der n. Polarstern höher und
höher. Über den n. Teil des Horizonts tauchen neue Sternbilder auf. Die
umgekehrten Beobachtungen macht man, wenn man südwärts reist. Folglich
muß die Erdoberfläche auch von N. nach S. gerundet sein. — Von
fernen Gegenständen, z. B. von Schiffen, Bergen, Leuchttürmen, sieht man
zunächst nur die oberen Teile; die unteren werden erst sichtbar, wenn man
näher kommt. Ferner hat man Reisen um die Erde in verschiedenen Richtungen
gemacht. Ihre Oberfläche muß also allseitig gerundet
sein. Der Schatten, den die Erde bei Mondfinsternissen auf den Mond
wirft, ist stets kreisförmig. Aus den Gradmeffungen hat man den Beweis
für eine kugelförmige Gestalt der Erde erhalten. Demnach ist unsere
Erde eine Kugel.
Doch zeigt der Erdball nicht eine vollkommene Kugelgestalt. Die
Erdachse ist 42 km kürzer als der Durchmesser des Äquators. Demnach ist
die Erde nach den Polen zu etwas abgeplattet, dagegen nach der
äquatorialen Mitte zu etwas ausgeweitet. Ihre Gestalt ist also nur kugel-
ähnlich, ein Sphäroid. Doch beträgt die Abplattung nur etwa 1/300 oes
Erddurchmessers.
Die Abplattung der Erde ist durch Pendel versuche und Grad-
meffungen erwiesen. Pendel von gleicher Länge schwingen in polaren
Gegenden schneller, als in Orten am Äquator. Dies ist nur daraus erklärlich,
daß jene dem Mittelpunkt der Erde näher liegen als diese. Bei der Ab-
plattung muß auch die Krümmung der Erdoberfläche polwärts geringer
werden. Die Gradbogen der Meridiane werden daher hier etwas größer sein,
als in den Äquatorgegenden. Dies ist durch Gradmessungen festgestellt.*)
2. Das Gradnetz. Damit man sich auf der Erdkugel genau zurecht-
finden kann, ist es nötig, gewisse festliegende Punkte und Linien anzunehmen.
Die Gesamtheit derselben nennt man das Gradnetz. Der nördlichste Punkt
der Erde, der senkrecht unter dem n. Polarsterne liegt, heißt Nordpol; ihm
*) Ein Meridiangrad am Äquator = 1101/, km, am Pol — lll2/s km.
Tromnau-Schlottmann, Schulerdkunde Ii. 1
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TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
2
Allgemeine Erdkunde.
gegenüber liegt der Südpol. Beide Pole denkt man sich durch eine gerade
Linie verbunden, die durch den Mittelpunkt der Erde geht und Erdachse
genannt wird. Um die Mitte der Erde, von beiden Polen gleichweit ent-
sernt, läuft eine Linie, die die Erde in eine nördliche und eine südliche
Halbkugel teilt. Diese Linie heißt Gleicher oder Äquator, von den
Seeleuten auch schlechtweg die Linie genannt. Welche Erdteile und Welt-
meere durchschneidet sie?
Wie jede Kreislinie, wird auch der Äquator in 360 0 geteilt. Durch
die 360 Teilpunkte denkt man sich von Pol zu Pol 360 Halbkreise gezogen.
Man uennt sie Meridiane oder Mittagslinien, weil alle Orte, die
auf dem gleichen Halbkreise liegen, zu gleicher Zeit Mittag, d. h. deu höchsten
täglichen Sonnenstand, haben. Diese 360 Meridiane bilden 180 ganze,
gleich große Kreise, Mittagskreise oder Meridiankreise genannt. Jeder
dieser Kreise teilt die Erde in zwei Halb kugeln. Ihre Darstellung auf
ebener Fläche nennt man Planigloben. Als Anfangs- oder Null-
meridiau nimmt man den Meridian der Sternwarte von Greenwich (grinnitsch)
an. Von hier aus zählt man entweder ostwärts die Längengrade von
lo bis 360° oder ostwärts bis 180 0 östlicher Länge (ö. L.) und west-
wärts bis 1800 westlicher Länge. Der 360. Meridian fällt im ersten
Falle mit dem Nullmeridian zusammen, im zweiten Falle ist der Meridian 180 0
ö. L. zugleich der von 180 0 w. L. — Die Längengrade betragen am Äquator
je 111,z km, werden aber nach den Polen zu immer kleiner. So ist ihre
Größe an den Wendekreisen 102, bei Konstantinopel 84, im mittleren
Deutschland 71, bei Petersburg 56, am Nordkap 34 km und am Pol = 0.
Die Entfernung eines Ortes vom Nullmeridian in Bogen-
graden des Parallelkreises heißt seine geographische Länge.
Jeder Meridiankreis hat ebenfalls 360 °. Zwischen dem Äquator und
jedem Pole liegt 1ji Kreis = 90 °. Durch die Teilpunkte dieses Meridians
laufen n. und s. vom Äquator je 89 Kreise parallel zum Äquator. Sie
heißen Parallelkreise oder Breitenkreise; ihre Entfernung von-
einander ist ein Breitengrad. Wichtige Parallelkreise sind auch die beiden
Wendekreise (Wendekreis des Krebses 231/2 0 n. vom Äquator, und Wende-
kreis des Steinbocks 231/2 0 s. vom Äquator) und die beiden Polarkreise,
23x/2 0 von den beiden Polen abstehend. Der 60. P a r a l l e l k r e i s ist
halb so lang wie der Äquator. Die Breitengrade betragen überall
etwa Iii km, in den Aquatorgegeudeu etwas weniger, in den Polargebieten
etwas mehr (Einwirkung der Erdabplattung). Die Entfernung eines
Ortes vom Äquator nördlich oder südlich in Bogengraden des
Meridians heißt seine geographische Breite.
Die Ausdrücke „geographische Länge" für die Ausdehnung von 0. nach
W. und „geographische Breite" für die von N. nach S. stammen aus dem
Altertum. Der.den Griechen bekannte Teil der Erde war im wesentlichen das
Becken des Mittelmeeres mit den umliegenden Ländern. Dieses Gebiet erstreckte
sich in größerer Ausdehnung von 0. nach W. als von N. nach S.; jene war
also die Länge, diese die Breite. — Breiten- und Längengrade teilt man in je
60 Minuten ('), jede Minute in 60 Sekunden (").*) Mittels des Gradnetzes
und der Zerlegung jedes Grades in Minuten und jeder Minute in Sekunden
kann man die Lage eines jeden Ortes aus der Erde ganz genau bestimmen.
*) 1" des Meridians =31 m; bewegt man sich in der Breite Berlind
19 m nach Osten, so hat die ö. L. um 1" zugenommen.
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Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Deutschland Petersburg Nordkap
Himmelskunde. 3
So liegt die Berliner Sternwarte unter 52° 30' 17" n. Br. und 13° 23' 42"
ö. v. G. Merke den mittleren Meridian und den mittleren Parallelkreis des
Deutschen Reiches! Gib die geographische Lage deines Heimatortes an!
Wie den Erdball, so denkt man sich auch das Himmelsgewölbe
mit einem Gradnetz überzogen. Die Verlängerung der Erdachse trifft
am Nordhimmel den n? Polarstern, der im Sternbild des Kleinen Bären steht,
am Südhimmel den Südpol der Himmelskugel. Diese Linie nennt man
Himmelsachse, ihre Endpunkte Himmelspole. Um diese Achse schwingt
sich dem Augenschein nach täglich der ganze Sternhimmel. Viele Sterne be-
schreiben ganze Kreise über dem Horizont (Zirkumpolarsterne), andere
gehen auf und unter. Der senkrechte Bogenabstand des Himmelspols von
dem Horizont des Beobachters heißt Polhöhe. Je weiter polwärts man
sich befindet, deste höher steht der Polarstern, und desto größer ist die Polhöhe.
Je näher nach dem Äquator hin, desto niedriger steht der Polarstern, und
desto kleiner ist die Polhöhe. Am Äquator steht der Polarstern im Horizont
des Beobachters' am Pol würde derselbe senkrecht über seinem Haupte stehen.
Für Berlin beträgt die Polhöhe o2l/2°. Die Polhöhe eines Ortes ist
gleich seiner geographischen Breite.
Am 21. März und 23. September steht
die Sonne senkrecht über dem Äquator. Die
Kreislinie, die sie an dem Tag am Himmel
(über und unter dem Horizont) beschreibt,
nennt man Himmelsäquator. Den senk-
rechten Bogenabstand des Höhepunkts im
Himmelsäquator von dem Horizonte des
Beobachters nennt man Äquatorhöhe.
Sie beträgt am Äquator 90°, an den Polen
0«, für Berlin 377a0- Polhöhe und
Äquatorhöhe ergänzen einander
z u 90°.
D a t u m s grenze. Bei einer Reise
um die Erde nach W. verzögert man mit
jedem Tag den Sonnenaufgang um soviel
mal 4 Min., als man Längengrade passiert.
Demnach mutz man nach vollendeter Reise
notwendig 360 X 4 Min. — 1 Tag weniger
zählen. Umgekehrt ist es, wenn man ostwärts
reist. Man wird bei der Rückkehr gegen die Zeit des Abfahrtsortes einen
Tag mehr zählen. Im ersten Falle muß man also ein Datum überspringen,
im zweiten einen Tag doppelt zählen, um in Ubereinstimmung mit der
laufenden Zeitrechnung zu bleiben. Dies geschieht nun gewöhnlich bei der
sogenannten Datumsgrenze, die man längs des 180° v. Gr. angenommen hat.
Westlich davon beginnt also ein neuer Tag zuerst aus unserer Erde.
3. Grösze der Erde. Die Größe einer Kugel bestimmt man aus
ihrem Durchmesser oder aus dem Umfang. Den Umfang der Erde hat
man nun durch Gradmessungen festgestellt. Dabei hat man gefunden,
daß 1° eines Meridians rund Iii,3 km lang ist. Mithin beträgt der
Umfang der Erde 360 . 111,3 km =- über 40000 km. Als Durch-
messer ergibt sich 360 . 111,3 km = ^ ^ 750 km Die Oberfläche
6,14
der Erde hieraus berechnet beträgt 510 Mill. qkm, etwa 51 x Europa.
Den 15. Teil eines Grades nennt man geographische Meile. Sie
beträgt 7 420 m .*) — Teilt man einen halben Meridian, also die Linie vom
Äquator bis zum Pol, in 10 Mill. gleiche Teile, so erhält man das Meter,
die Grundlage unseres Längenmatzes.
*) Eine deutsche Meile — rund 71/2 km.
1*
Weise dies nach!
Höhepunkt-
Fusspunkt
Sphärenelemente von Berlin.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Polen Berlin Europa Berlin
Himmelskunde.
5
Morgenstunden, da wir uns dann auf der Vorderseite der sich bewegenden
Erde befinden. Wie die Sonne alle andern Planeten, die von ihr Licht
und Wärme erhalten, zu einem Umlauf um sich zwingt, so auch unsere Erde.
Bei diesem Umlauf sind zwei Grundkräfte wirksam: die Fliehkraft, die die
Erde geradlinig hinaus iu den Weltraum schleudern will, und die Schwer-
kraft, mit der die Himmelskörper einander anziehen. Die vereinigte Wirkung
beider ergibt in diesem Falle die Umlaufsbewegung der Erde.
Die Bewegung der Erde um die Sonne erfolgt in 365 Tagen 5 Std.
48' 47". Diese Zeit heißt ein Jahr. Die Erdbahn ist eine kreis-
ähnliche Ellipse, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. Demnach
unterscheidet man eine Sonnennähe (146^2 Mill. km) und eine
Sonnenferne (löl1^ Mill. km). Die mittlere Sonnenentfernung
(Sonnenweite) beträgt rund 149 Mill. km.
Der jährliche Lauf der Erde um die Sonne bewirkt die Entstehung
der Jahreszeiten mit ihren wechselvollen Licht- und Wärmeerscheinungen.
Dabei ist die schräge Stellung der Erdachse zur Ebene der Erd-
bahn von größter Bedeutung. Stünde nämlich die Erdachse senkrecht, so
würden die Sonnenstrahlen stets senkrecht aus den Äquator fallen. Diese
Erscheinung hätte für die ganze Erde unveränderliche Belenchtnngs- und
Wärmeverhältnisse zur Folge. Da dies unserer Erfahrung widerspricht, kann
die Erdachse nicht senkrecht zur Erdbahn stehen. — Eine wagerechte Lage
der Erdachse ist ebenfalls ausgeschlossen: denn in diesem Falle würden die
senkrechten Sonnenstrahlen in der Richtung eines Meridians um die Erde
wandern, also vom Äquator zum Nordpol, von hier zum Äquator, dann
nach dem Südpol und wieder zurück zum Äquator. Die Erdachse kann
also zur Erdbahn nur eine schräge Stellung haben. Da nun
die senkrechten Sonnenstrahlen in Wirklichkeit nur 231/5!0 u. und 231/2° s.
über den Äquator hinauswandern, kann die Abweichung der Erdachse von
Anm.: Diese Ellipse hat eine gestrecktere Form als die Erdbahn, sdie Exzen-
trizität jener = Vio, dieser = Veo-
4
Sommer-
Stellung
21. Juni
Winter-
Stellung
21. Dezember
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Himmelskunde. 7
Beleuchtungszone nähert sich beiden Polen; die Länge der Tag- und Nacht-
bogen gleicht sich allmählich immer mehr aus. ,
c) Am 23. September, dem Herbstesanfang, steht die Sonne wieder
senkrecht über dem Äquator. (Herbst-Tag- und Na cht gleiche.) Licht-
und Wärmeerscheinungen sind ähnlich wie beim Anfang des Frühlings, mit
dem Unterschied, daß am Frühlingsanfang der Winter, am Herbstesanfang
der Sommer nachwirkt. Auch steht am 21. März der 8.-Pol, jetzt dagegen
der X.-Pol in der Umlaufsrichtung voran. — Im Laufe des Herbstes kehrt
sich der X.-Pol immer mehr von der Sonne ab, der 8.-Pol neigt sich ihr zu.
Die Beleuchtungsgrenze rückt immer mehr hinter den 8.-Pol und vor den
X.-Pol. Auf der n. Halbkugel werden die Tagbogen und dementsprechend
die Tage kürzer und die Nachtbogen und Nächte länger. Auf der s. Halb-
kugel ist es umgekehrt. Der senkrechte Sonnenstand rückt immer weiter vom
Äquator nach 8.; die Mittagssonne steht bei uns von Tag zu Tag niedriger,
und die Kälte nimmt zu. ,
d) Am 21. Dezember, dem Wintersanfang, ist der K-Pol vollständig
von der Sonne abgekehrt, der 8.-Pol ihr zugekehrt. Die Beleuchtungsgrenze
fällt 231/j° vor den N.-Pol und ebensoweit hinter den 8.-Pol, so daß die
n. Polargegenden ganz in der Nachtseite, die s. ganz in der Tagseite liegen.
Die n. Halbkugel hat den kürzesten Tag und die längste Nacht. Die Sonne
geht am weitesten s. vom Ostpunkt auf und vom Weftpunkt unter, es ist die
südlichste Morgen- und Abendweite. (Auf der f. Halbkugel ist es
umgekehrt.) Die Sonne steht senkrecht über dem s. Wendekreis. In unseren
Gegenden hat die Mittagssonne den niedrigsten Stand im Jahre; sie steht im
mittleren Deutschland, 50° n. Br., nur 16^° über dem Horizont. Für uns
beginnt der Winter, in den gemäßigten und kalten Ländern der s. Halbkugel
der Sommer. — Mit dem 21. Dezember wendet der senkrechte Sonnenstand
wiederum gleichsam auf seinem Wege um (Wintersonnenwende) und
rückt dem Äquator zu. Am 21. März steht die Sonne wieder senkrecht über
dem Äquator, und der Kreislauf der Jahreszeiten beginnt aufs neue.
Mit der jährlichen Bewegung der Erde um die
Sonne steht die Erklärung mancher andern
Erscheinungen im engsten Zusammenhange. Dazu
gehören die Zunahme des Unterschiedes in
der Tages- und Nachtlänge, je weiter pol-
wärts man kommt, der polare Tag mit der
Mitternachtssonne und die polare Nacht,»
der Unterschied in der Dauer der Dämmerung
in der heißen Zone, wo die Sonne senkrecht unter
den Horizont sinkt, von der Dämmerungsdauer in
den höheren Breiten, wo die Sonne die Dämmerungs-
zone (bis 16° unter dem Horizont) in einem schiefen
Winkel durchschneidet. Die sogenannten „hellen Nächte" um den 21. Juni
rühren davon her, daß in dieser Zeit die Sonne die Dämmerungszone gar
nicht verläßt, in Berlin z. B. nur 14° unter den Horizont sinkt, so daß Abend-
und Morgendämmerung ineinander übergehen.
6. Ekliptik und Tierkreis. Wie sich der tägliche Sonnenlauf aus
der Umdrehung der Erde erklärt, so ist die jährliche Bewegung der Sonne
auf den Umlauf der Erde zurückzuführen. Die kreisförmige Bahn, die die
Sonne bei ihrer jährlichen Bewegung am Himmel zwischen den Punkten der
Sommer- und Wintersonnenwende zu beschreiben scheint, heißt Ekliptik,
d. h. das Ausbleiben, die Verfinsterung, weil man beobachtete, daß nur in oder
nahe bei der Sonnenbahn Sonnen- und Mondfinsternisse stattfanden. Die
scheinbare Sonnenbahn, die Ekliptik, bildet einen größten Kreis, der sich mit
dem Himmelsgleicher halbiert. Man teilt die Ekliptik in 12 gleiche Teile,
Zeichen. Jedes Zeichen umfaßt also 30°; die Sonne verweilt darin etwa
einen Monat. Die Zeichen führen ihren Namen nach Sternbildern, die in
der Nähe liegen. Sie haben ihren Namen meist nach Tieren erhalten,
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
22 Allgemeine Erdkunde.
H Die meisten Tiefebenen waren noch in den jüngsten Perioden der
Erdgeschichte vom Meere überflutet, sind also ehemaliger Meeresboden.
Sie verdanken ihren Ursprung den Anschwemmungen der Flüsse. Das an-
geschwemmte Land bezeichnet man mit dem Namen Alluvium, z. 23. die
Poebene, das Oberrheinische Tiefland, Nordrußland, Hinduftan, das ostchine-
sische Tiefland, die Deltabildungen. ~ _
b) Bodengebiete innerhalb der Festländer, die tiefer liegen als der
Meeresspiegel, heißen Erdsenken oder Depressionen. Die tiefste Erdsenke
ist das Tote Meer, — 400 m. Andere bekannte Senkungsgebiete sind
die kaspische Erdsenke, die Oase Siwah, sowie das Mündungsgebiet von Rhein
und Scheide.
e) Flache Gegenden von größerer Seehöhe heißen Hochflächen oder
Hochland, Tafelland, Plateau. Vielfach sind sie von Randgebirgen
eingeschlossen, oder ihr Rand senkt sich stufenförmig (in Terrassen) zum Tief-
lande oder zum Meere.
Bekannte Hochflächen sind:
die oberdeutsche Hochfläche 500 m das Große Becken in Nordamerika 1500 m
die altkastilische Hochfläche 700 „ das Hochland von Mexiko 2000 „
die Kalahari ~ 1000 „ die Hochfläche von Tibet 4500 „
Tafelländer haben eine mehr oder weniger wagerechte Lagerung
der Erdschichten, wie die Wüstentafel der Sahara, Dekan, das Mississippi-
Tafelland.
I ß Ein Berg ist jede auffällige Erhebung des Bodens über die nächste
Umgebung. Die wichtigsten Bergformen sind: Kegel, Kuppe, Kamm,
Rücken und Tafelberg.
d) Gebirge sind zusammenhängende, von Tälern durchfurchte Berg-
mafsen. — Der Lagerung oder dem Bau nach gibt es Massengebirge,
deren Berge sich um einen gemeinsamen Mittelpunkt häufen, wie Fichtelgebirge
und Harz, Gruppengebirge (Siebengebirge) und Kamm- oder Ketten-
Die wichtigsten Gipfel- und Kammhöhen der Gebirge.
gebirge, z. B. Riesengebirge, Ural, Kordilleren. Diese erstrecken sich Haupt-
sächlich nach einer Richtung hin, tragen auf ihrem Rücken die höchsten Er-
Hebungen, bilden häusig wichtige Wasserscheiden, sind talreich und 'neigen zur
Bildung von Parallelketten. Auch gehören ihnen die höchsten Erhebungen
der Erde an.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Ortsnamen: Oberrheinische_Tiefland Nordrußland Hinduftan Rhein Nordamerika Mexiko Kalahari Tibet
24 Allgemeine Erdkunde.
Auch der Mensch war Zeuge der Eiszeit. Damals waren die Alpengletscher
viel ausgedehnter, und die höheren Mittelgebirge, wie Riesengebirge, Wasqen-
wald, Schwarzwald, trugen Gletscher.
2 b. Zusammensetzung der Erdrinde. Die Oberfläche der Erde
besteht aus zertrümmerten Gesteinen, wie Ton, Sand, Geröll, Geschiebe.
Unter diesen Trümmergesteinen liegen die festen Gesteine.
Die Massengesteine sind durch Erstarrung feuerflüssiger «Stoffe ent-
standen, die dem Erdinnern entstammen. Nnr ausnahmsweise kommt bei
ihnen Schichtung und Gliederung vor. In den ältesten Zeiten der Erd-
geschichte quolleu Granit, Porphyr, Syenit ans der Erde. Jüngere
Ausbruchsgesteiue sind Basalt, Trachyt, Bimsstein, Lava.
Die Schichtgesteine sind meist durch Absatz im Wasser entstanden.
Zu deu ältesteu gehören Gneis, Glimmerschiefer, Urtonschieser. Später
bildeten sich Sandsteine, Tonschiefer, Kalk, Dolomit, ferner Steinkohlen,
Braunkohlen, Steinsalz, Gips, Mergel.
Nach der Lage der Gesteine und den in den Schichtgesteinen besindlichen
Überresten vou Pflanzen und Tieren unterscheidet man drei Hauptzeitalter,
in denen die Gesteine znr Ablagerung gelangten.
1. Die älteste Zeit, paläozoische*) Zeit, in der n. a. Granwacke und
die Steinkohle austrateu,
2. die mittlere Zeit, mesozoische**) Zeit, in der it. a. Salz zur
Ablagerung gelangte,
3. die Neuzeit, wozu Tertiärzeit, Diluvium und Alluvium gehören.
3. Gebirgsbildnng, Vulkane und Erdbeben, a) Die geschichteten
Gesteine sind aus wagerecht abgelagerten Schlammassen entstanden, die mit
der Zeit erhärteten. Wie ein alter Apfel durch Austrocknen seinen Inhalt
verkleinert, so daß die Schale zu groß wird und Runzeln bildet, so zog sich
die ursprünglich heißere Erde durch Abkühlung zusammen, so daß die Erd-
schichten au der Oberfläche gefaltet wurden. Diese Erdfalten heißen
Faltungsgebirge, Kettengebirge, wie Alpen, Karpaten, Kordilleren.
Es können indessen die abgelagerten, erhärteten Schichten von senkrechten
Brüchen durchsetzt werden, die, sich vielfach schneidend, das Gebiet in
Schollen zerlegen. Wenn sie sich senkrecht gegeneinander verschieben, ent-
steheil ebenfalls Unebenheiten. Sinkt z. B. eine schmale, langgestreckte Scholle,
so entsteht ein Graben, wie das Oberrheinische Tiefland, die Jordanspalte,
das Rote Meer. Bleibt eine Scholle in der ursprünglichen Lage, während
die Nachbarschollen an den Brüchen in die Tiefe gehen, so spricht man von einem
Horste oder einem Horstgebirge, wie dem Harz, Schwarzwald, Libanon.
Die Verwitterung, das herabgleitende Gletschereis oder das abfließende
Wasser saugen sofort an, die neu entstandenen Gebirge abzutragen. Täler
schneiden hinein und gliedern das Gebirge, die verschiedenen Bergformen ent-
stehen. Je älter ein Gebirge, desto mehr Kräfte betätigen sich an der Um-
Wandlung der Erdstelle: von innen heraus erfolgt die Faltung, von außeu
her wirkt die A b t r a g n n g , sei es durch Verwitterung, fließendes Wasser
oder brandendes Meer. Brüche durchsetzen das Gebiet, die Schollen
verschieben sich, die wieder durch die von außen wirkenden Kräfte umgeformt
werden. So entstehen Rumpfgebirge, wie die Alleghauies, der Ural.
*) Gr. paläos — alt, zöon — Tier.
**) Gr. mesos = mittel, vergl. Mesopotamien.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
Physische Erdkunde. 33
4. Neger, 5. Buschmänner und Hottentotten, 6. Indianer,
7. Australier.
1. Die Mittell änd er (etwa 8(0 Mill.) haben eine helle bis bräunlich-
weiße Hautfarbe, langes Haar und starken Bartwuchs. Sie sind die wohl-
gebildetste, gesittetste und mächtigste aller Rassen, hauptsächlich über Europa,
Nordafrika und Vorderasien, aber auch in Nordamerika und den übrigen
Teilen der bewohnten Erde verbreitet. Sie sind die Hauptträger höherer
Kultur und Gesittung.
Man unterscheidet drei Hauptstämme der Kaukasier: a) den indo-
g ermanischen Stamm (Arier), zu denen die Jndier Vorderindiens, die
Iraner, Armenier, Nord-, Mittel- und Südeuropäer und alle Weißen in
Amerika und Australien gehören, d) Die Semiten in Vorderasien (Juden,
Araber, Syrer) und zerstreut in allen Teilen der Erde, c) Die Hamiten in
Nordafrika, zu denen die Berberstämme, Ägypter und Nubier gehören.
2. Die Mongolen (etwa öoomill.) haben weiß- bis getrübtgelbe Haut-
färbe, schwachen Bartwuchs, vorstehende Jochbogen, meistens schiefe Stellung
der schmalgeschlitzten Augen und straffes, fchwarzes Haar. Sie bewohnen
vorzugsweise den 0. und N. Asiens, sind zum Teil altgesittet, wie die Chinesen,
Japaner und Koreaner, oder sind mehr oder weniger zivilisierte Hirten- und
Jägervölker (Mongolen, Samojeden, Tungusen). Zu den Mongolen-
ähnlichen Völkern gehören die Türken, Finnen, Magyaren u. a. m.
3. Die Neger (etwa 140 Mill.), von dunkelbrauner Farbe mit rötlicher
oder gelblicher Beimischung, wolligem und krausem Haar, spärlichem Bart-
wuchs, niedriger Stirn, wulstigen Lippen und breiter Nase, sowie ebenmäßigem,
kräftigem Körper, in Afrika, aber auch in Amerika vertreten.
4. Die Malayen, von hell- bis schwarzbrauner Hautfarbe, fchwarzem,
lockigem Haupthaar und breiter Nase, sind Uber das südliche Asien und die
Südseeinseln verbreitet.
5. Die Buschmänner und Hottentotten in Südafrika weifen leder-
gelbe oder lederbraune Hautfarbe, verfilztes Haupthaar, faltenreiches Gesicht
mit breitem Mund und'vollen Lippen, schmal geschlitzten aber nicht schief-
stehenden Augen auf.
6. Die Indianer find die Ureinwohner von Amerika. Sie haben eine
gelblichbraune Hautfarbe, fchwarzes, straffes Haar, niedrige Stirn, hervor-
tretende Nase und Backenknochen.
7. Die Australier auf dem australischen Festlande, mit dunkler, bis-
weilen felbst schwarzer Hautfarbe, fchwarzem, straffem Haar, unschönem Korper-
bau und unförmlichem Munde. Ihre Zahl ist sehr zusammengeschmolzen. —
Teils ihnen, teils den Negern ähnlich sind die Papua auf den Philippinen,
Neuguinea und einigen nahegelegenen Inselgruppen.
Außer diesen Hauptrassen gibt es noch manche Volksstämme und Volks-
splitter, die ihrer eigenartigen körperlichen Merkmale wegen keiner Rasse zu-
gezählt werden. Man betrachtet sie wohl als Rassen-Mischvölker oder auch
als Übergangsgruppen der einzelnen Rassen. Solch ein Volksstamm sind
auch die Drävida, die dunkle Urbevölkerung- Vorderindiens.
2. Der Mensch ist „der Herr der Erde", hauptsächlich durch seine
geistigen Anlagen, die in der Sprache ihren Ausdruck finden, Je nach der
Lebensweise, d. h. nach dem Maße, in dem er sich die Natur dienstbar
gemacht hat, unterscheidet man a) Naturvölker (Sammelvölker, die
kein bleibendes Eigentum besitzen und von dem leben, was der Augenblick
ihnen bietet (Australneger), ferner Jäger und Fischer), die in der Regel
uuter Häuptlingen stehen; b) Hirtenvölker oder Nomaden, die vom
Ertrage ihrer Herden leben, Häuptlingen oder Stammesältesten (Patriarchen)
gehorchen, zuweilen auch Staaten bilden, und c) ansässige (kultivierte
oder zivilisierte) Völker. Sie haben feste Wohnsitze, beschäftigen sich mit
Landwirschaft, Bergbau, Industrie, Binnen- und Seehandel und fördern
Tromnau-Schlottmarm, Schulerdkunde Ii. 3
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nordafrika Vorderasien Nordamerika Amerika Australien Vorderasien Nordafrika Asiens Afrika Amerika Südafrika Amerika Papua Neuguinea
46 Die fremden Erdteile. Asien.
Seiten des Gleichers zwischen Südasien und Australien ausbreiten. Man
unterscheidet: 1. die Großen Snndainseln (Börneo, Sumatra, Java,
Selebes), 2. die Kleinen Snndainseln, 3. die Philippinen, 4. die
Molukken oder G e w ü r z i n s e l n. — Der Boden der Inseln ist
überall gebirgig. Eine lange Reihe zum Teil tätiger Vulkane zieht sich
über Sumatra, Java, die kleinen Sundainseln und dann n. bis zu den
Philippinen. Java ist mit seiuen 14 tätigen Vulkanen (mit den
erloschenen über 100) die vulkanreichste Stelle der Erde.
Der letzte großartige Ausbruch dieses Vulkanherdes war Ende August
1883 in der Sundastratze; es wurde ein Gebiet lx/2 mal so groß wie unser
Vaterland mit Asche bedeckt. Die feinsten Teilchen wurden z, T. bis zu
30 km_ emporgeschleudert, hier von den östlichen Lustströmungen erfaßt und
über die Aquatorgebiete und die ganze nördliche Halbkugel ausgebreitet. (S. 30.)
Diese Stäubchen erzeugten u. a. auch in unsern Gegenden die prächtigen
Dämmerungserscheinungen des Herbstes und Frühwinters 1883. Bei dem
Ausbruch wurden soviel Bimssteine ausgeworfen, daß sie weithin das
Meer bedeckten und daß es unmöglich war, mit Schöpfeimern zum Wasser
zu gelangen. Achtzehn Stunden hindurch war der Himmel durch den empor-
gewirbelten Rauch und die Steine verfinstert.
Das feuchtwarme, gleichmäßige tropische Seeklima befördert die
Entwicklung einer üppigen Pflanzenwelt. Zu den sonstigen Kulturpflanzen
der heißen Zone treten noch die hier einheimischen Gewürze, als
Kampferbaum, Gewürznelken, Muskatnüsse, und auf den Philippinen Manila-
Hanf auf. Nutzpflanzen, wie Kokospalmen und Brotfruchtbaum, namentlich
aber Zuckerrohr und Reis, gedeihen in Menge. Auch die Tierwelt ist auf
den Inseln reich entwickelt. Es seien erwähnt Orang-Utan, Königstiger, der
Elefant als wichtiges Haustier und Papageien.
Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Mala Yen, die sich zur
Lehre Mohammeds bekennen und sorglose Ackerbauer oder kühne Seeräuber
sind. Im Innern der großen Inseln herrscht unter ihnen noch viel Wild-
heit. — Für Europäer ist das Klima der niederen Küsten- und Sumpf-
gebiete sehr ungesund.
Der indische Archipel war wegen seiner seltenen Gewürze und kostbaren
Bodenschätze seit der Entdeckung des Seeweges noch Ostindien das Ziel
europäischer Seefahrer. Zunächst erwarben die Portugiesen und Spanier
Kolonialbesitz, da ihre Seemacht damals am meisten entwickelt war, dann die
Niederländer. Heute ist hier der niederländische Kolonialbesitz
herrschend.
a) Die Niederländer besitzen die Großen und Kleinen Sunda-
inseln und die Molukken. Die größte Insel des Archipels ist Bornco,
(S. 20). Die Niederländer haben an den Küsten Niederlassungen,' das Innere
ist noch größtenteils unbekannt. Die Nw.=Seite der Insel ist englisch.
Sumatra, größer als Norddeutschland, liefert guten Tabak, ferner Kampfer
und Pfeffer,- es ist im Innern ebenfalls noch wenig bekannt. An der 80.-
Seite die kleine zinnreiche Jnfel Banka. — Selebcs, die östlichste der Sunda-
inseln, ist sehr stark gegliedert.
Der Preis eines Wunderlandes gebührt vor allem Java. Die Insel ist
so groß wie Süddeutschland, hat aber doppelt so viel E. Die sehr fruchtbare,
äußerst sorgsam angebaute Insel liefert ungeheure Ernten von allerlei tropt-
fchen Gewächsen, namentlich sehr geschätzten Kaffee, Reis, Rohrzucker,
Chinarinde und Tabak. Die Insel ist „die Perle der Krone der Nieder-
lande". Hsi -zcbatavia, Hauptstapelplatz des niederländischen Handels m
Ostindien, den Vorrang hat diese Stadt seit Eröffnung des Sueskanals an
Singapur abtreten müssen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: August Mohammeds Hsi_-zcbatavia
Extrahierte Ortsnamen: Asien Australien Sumatra Sumatra Ostindien Sumatra Norddeutschland Nieder- Ostindien
56 Die fremden Erdteile. Afrika.
nördlicher Hang, das Tell, ist reich benetzt, daher wald- und buschreich, gut
bebaut und dicht bevölkert. Die Pflanzenwelt ist die der europäischen Mittel-
meerländer (Ölbaum). Der südliche, gleichlaufende Zug ist der Sahara-
atlas. Dazwischen liegt ein langgestrecktes Becken, das regenarm, steppen-
artig und reich an Salzseen ist, die Schotts genannt werden. Das Klima
ist Mittelmeerklima.
Der Atlas ist ein junges Faltengebirge; sein Gebiet gehört schon der
Bruchzone des Mittelmeeres an; der Atlas ist also ein Afrika fremdes Glied,
mit der Spanischen Halbinsel ein Ubergangsgebiet zwischen dem Nordkontinent
Europa und dem der großen Schollenregion angehörenden Afrika.
2. Die älteste Bevölkerung bilden die hamitischen Berber; sie sind
mittelgroß, kräftig, wohlgestaltet und hellfarbig und haben seit dem Altertum
ihre Eigenart zäh fest gehalten. Semitische Beimischung fand statt durch die
Araber, die als Nomaden in Zelten wohnen, die sich vielfach sogar in den
Städten finden. Das Arabische gibt das Verständigungsmittel für Nordafrika
ab. Die Juden stammen aus Spanien. Von Weißen leben Franzosen
in Algier, Italiener in Tunis.
a) Marokko ist der letzte Rest der arabischen Reiche in Nordafrika.
Das Land steht wirtschaftlich auf niedriger Stufe; die Städte sind vielfach
klein, schmutzig und ärmlich. Die beiden Hauptstädte Marokko und *Fes sind
ummauert, sie haben schmutzige Gassen, hohe, schlanke Minarets (minarcs)
und reiche Basare. Die größte Seestadt ist Tanger (tändscher) mit zahl-
reichen Weißen.
b) Algerien ist eine französische Kolonie, die von den Franzosen durch
lange Kämpfe gegen die einheimischen Berber (Kabylen) unterworfen worden
ist. Durch Anlage von Bewässerungen wird das Land immer mehr dem
Anbau erschlossen. Wein, Getreide, Vieh, Datteln und Kork werden aus-
geführt. ^Algier ist die schön gelegene Hst.
c) Tunis wird von einem Bei (be), d. i. Fürst, regiert, der unter
französischem Schutz steht. Das Land hat sich schnell gehoben und führt
ähnliche Erzeugnisse wie Algerien aus. Die Hst. *Tunis ist die größte
Stadt der Atlasländer. In der Nähe liegen die Ruinen von Karthago
und der Kriegshafen Biserta, der die beiden Mittelmeerhälften beherrscht.
2. Die Wüstentafel mit Ägypten.
1. Das Land. Sie erstreckt sich vom Atlantischen Ozean bis zum
Mittelmeer und Roten Meer und ist nur ein Teil der großen Wüstentafel
der Alten Welt, die vom Atlantischen Ozean bis nach Mesopotamien reicht.
Die Sahara ist nicht eben; sie setzt sich aus Senken (Siwah), Tiefland,
Hochland und Gebirgen zusammen, die bis zu 2700 m ansteigen und vielfach
aus düsterem Fels bestehen.
Die Sahara ist eine alte Scholle, auf der die Schichtgesteine wagerecht
lagern. Diese Schichttafel ist im Tertiär durch Brüche geteilt worden; Schollen
sind gesunken, andere erhielten sich in der ursprünglichen Höhe. An den
Brüchen drangen vulkanische Massen empor und bildeten die Gebirge.
An der Zertrümmerung der Felsen arbeiten vor allem der jähe Wechsel
von Hitze (bis 80 °) und Kälte (bis 7» Kälte) und der Wind. So entstehen
aus der Felswüste (Hammada) die Kies- (Sserir) und Saudwüste (Sahel),
-y
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Nordkontinent
Europa Afrika Nordafrika Spanien Algier Tunis Marokko Nordafrika Marokko Tanger Algerien Algerien Karthago Mesopotamien Hammada