Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Heimat - S. 127

1899 - Leipzig : Degener
— 127 — Wölbungen des Fläming hervorzuheben sind. Der Boden ist sandig, so daß der Getreidebau kaum den Bedarf der Gegend deckt. Bis gegen Torgau hin, wo eine Kuppe eruptiven Gesteins hervorragt, wird die Elbe von niedrigen Höhenzügen begleitet, dann aber strömt sie zwischen flachen Usern hin, an denen sich nur selten eine Erhöhung des Bodens.zeigt. Deshalb mußten zur Abwehr der Überschwemmungen an beiden Ufern des Stroms starke Dämme errichtet werden. Die Ufer dieses Stromes sind fruchtbar und bilden (besonders von Prettin bis Wittenberg) anmutige Auen, die mit ihrem frischen Grün das Auge des Wanderers erquicken. An kleineren Seen ist die Gegend, besonders auf dem linken Elbufer, reich; von ihnen ist der große Teich bei Torgau hervorzuheben. Alle diese Gewässer sind sehr fischreich. Die Schwarze Elster hat bei ihrem geringen Gefälle einen fast schleichenden Gang, weshalb sie auch in ihrer Niederung sehr zur Teich- und Sumpfbildung geneigt ist. Ihren Beinamen trägt sie von dem schmutzigen Sumpfwasser. Links nimmt die Schwarze Elster die Pulsnitz aus, welche von Ortrand bis Elsterwerda in der Provinz Sachsen durch den Schraden, einen früheren Bruch, fließt. Weiter abwärts empfängt sie die Röder, die sich in zwei Arme teilt; der eine mündet zwischen Elsterwerda und Liebenwerda in die Elster, der andere geht bei Ubigau in den „Neuen Graben", der sich von der Elster abzweigt und durch die Auuaburger Heide fließt. Auf den Sandfeldern findet man das Heidekorn, Buchweizen, Kartoffeln, in der Elb-Aue dagegeu gedeihen Gerste und Weizen vortrefflich; auch trifft man hin und wieder (z. B. bei Jessen) aus Weiupflauzungen, die aber geringere Sorten liefern. Die Elb- und Elster-Gegenden sind mit zahlreichen Waldungen bestanden, welche sämtlich mit Wild bevölkert sind. In den zahlreichen Heiden beschäftigen sich die Bewohner mit Bienenzucht. An nutzbaren Mineralien sind ansehnliche Torflager, einzelne Braunkohlenbildungen und größere Thonlager bei Belgern vorhanden; zwischen Wittenberg und Zahna befindet sich Pfeifen- und Töpferthon in seltener Reinheit. a) Auf dem hier festen linken Elbufer liegt die Elbfestung Torgau (lls/4), die zugleich eine Brückenstadt des Elbstromes ist. Als Waffenplatz hat sie ihre Hauptbedeutung. Das auf eiueni Felsen an der Elbe liegende Schloß Hartenfels dient jetzt als Kaserne. (In Torgau wurde 1526 der torgauer Bund zwischen Sachsen und Hessen gegen die kathol. Reichsstände geschlossen. Luther und seine Freunde verfaßten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession' und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauer Buch veröffentlicht.) Etwas westlich von Torgau sind die Höhen von Siiptitz, wo am 3. No- vember 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen wurden (Denkmal daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt 1813 eine 3 monatliche Belagerung durch Tauenzien aus und ergab sich erst am 10. Januar 1814 auf Kapitulation. In der Nähe von Torgau befindet sich auf der rechten Elbseite das königliche Hauptgestiit Graditz. Links von der Elbe liegen noch in diesem Kreise die 3 Städte Belgern, Schildau und Dommitzsch. Belgeru (3), am linken Ufer der Elbe, ist eine Gründung der Sorbenwenden. Die Ein- wohner betreiben Ackerbau und Steingutfabrikation. Der hier gegrabene feine Ton wird nach Berlin, Leipzig und Dresden versandt. Auch Braunkohlengruben befinden sich in der Nähe. —

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 53

1900 - Karlsruhe : Lang
— 58 — goldene Bulle" erhalten. Die goldene Bulle hatte bis zur Auflösung des alten deutschen Reiches im Jahre 1806 Geltung. 2. Sigismund. Auf Kaiser Karl Iv. folgte sein Sohn Wenzel, ein roher, dem Truuke ergebener Mann, der sich um die Regierung des Reiches wenig kümmerte. Darum setzten ihn die Kurfürsten ab und wählten an seiner Statt den Pfalzgrafen Ruprecht und nach besten Tode Wenzels Stiefbruber Sigismunb, der Markgraf von Bran- benburg und König von Ungarn war.® In die Regierungszeit Sigismunds ’en die Kirchenversammlungen von a, Konstanz und Basel. Vom Jahre 1308 bis 1378 hatten Päpste ihren Sitz nicht in Rom, sondern zu Avignon in Frankreich. Endlich im Jahre 1378 würde wie- der ein Papst zu Rom gewählt, Urban Vi. Allein die französischen Karbinäle kün-beten ihm den Gehorsam und wählten einen neuen Papst, zu dem die Franzosen, Engländer uni) Spanier hielten. Hierdurch entstand eine Spaltung der Kirche*). Um die Einigkeit in der Kirche wiederherzustellen, wurde in Pisa eine Kirchenversammlung gehalten. Die versammelten Geistlichen erklärten die beiden streitenden Päpste für abgesetzt und wählten ein neues Kirchenoberhaupt, Alexander V. Nunmehr waren drei Päpste vorhanden, und die Verwirrung in der Kirche wurde nur noch größer. Dazu wurden die Klagen Über die Verberbnis in der Kirche immer zahlreicher, immer lauter das Verlangen nach einer Kirchenverbesserung. Kaiser Sigismunb setzte es bei dem Papste Johannes Xxiii. durch, daß er eine allgemeine Kirchenversammlung nach Konstanz berief. Im Herbste 1414 kamen viele hunbert Erzbischöse. Sigismund. *) Das große abendländische Schisma. (Schisma — Spaltung.)

3. Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen - S. 237

1849 - Karlsruhe : Groos
Geschichte der Deutschen. 237 ästen aus in Europa eindrangen und schon nach Ungarn hinein Streifzüge machten. Innocenz Ix. bot die ganze abendländische Christenheit zu einem Kreuzzug wider sie auf. Deutsche Ritter, Böhmen, Polen und Franzosen zogen Sigismund zu Hilfe. Durch den Leichtsinn und Stolz der Franzosen ging die Schlacht bei Nicopolis 1396 verloren. Sigismund mußte sich zu Schiff retten. Weil die Geistlichkeit gänzlich entartet war und die meisten ihrer Glieder ein ärgerliches Leben führten, so wurde allgemein eine Kirchenreinigung und Wiederherstellung der Kirchcnzucht für hohe und niedere Geistlichkeit (eine Ncformation an Haupt und an Gliedern) durch Abhaltung einer allgemeinen Kirchcn- versammlung (eines Concils) verlangt; drei Päbste bestanden damahls, in Rom Johann Xxiil. von übelm Ruf. Durch große Bemühungen brachte es Sigismund dahin, daß diese Kirchen- versammlung zu Konstanz (1414—1418) abgehalten wurde. Durch dieselbe wurde jedoch Nichts erreicht, als daß Pabst Jo- hann Xxiu. abgesetzt, und Johann Huß, der als Professor und Pfarrer in Prag wiederum den evangelischen Glauben aufge- richtet und auf Sinnesänderung und Rückkehr zu Christo bei seinen Gemeindegliedern gedrungen hatte, auf einem Scheiter- haufen den 6. Juli 1415 verbrannt wurde. Dadurch, daß Si- gismund den angeklagten Huß dem Concil preisgab, brach er sein Wort, indem er in einem Schreiben dem Huß sicheres Ge- leit zugesagt hatte. Diese Hinrichtung empörte einen großen Theil der Böhmen, die ihrem fronnnen Lehrer von ganzem Herzen zugethan waren und erzeugte die langen und blutigen 16jährigen Hussitenkriege (1420 - 1436), indem die Böhmen nach dem Tode Wenzels seinen Bruder Sigismund wegen seiner Untreue nicht zum König annehmen wollten. Um die Hussiten wiederum unter den Gehorsam der Kirche zurückzubringen, und um gut zu machen, was auf der Versammlung zu Konstanz versäumt worden war, nämlich eine durchgreifende Kirchenreinigung vorzunehmen, trat die allgemeine Kirchenvcrsammlung zu Basel 1431 zusam- Men. Durch kluges Nachgeben und einige Zugeständnisse gelang es dieser Versammlung, die gemäßigtere Partei der Hussiten zu einem Vergleich zu bringen. Durch diese brachte Sigismund

4. Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen - S. 253

1849 - Karlsruhe : Groos
Geschichte der Deutschen. 253 norddeutschen Städte unterwarfen sich nicht, und sic hielten die Sache der Protestanten noch aufrecht, besonders die Städte Magdeburg, Braunschweig, Hamburg, Bremen. Sein Miover- hältnis zu dein Pabste erlaubte dem Kaiser nicht, gegen sie in eigener Person auszuziehen; die Truppen, die gegen sie ausge- zogen waren, wurden von ihnen zurückgeschlagen. Auf dem Reichstage zu Augsburg, 1547 und 1548, traf der Kaiser eine einstweilige kirchliche Ordnung, welche bis zum Schluffe des Concils dauern sollte; man nennt sie das Inte- rim. Durch drei Theologen ließ er den Entwurf dazu machen. Dasselbe war eine Vermittlung zwischen katholischer und evan- gelischer Lehre. Die katholischen Kurfürsten drangen jedoch darauf, daß dasselbe nur für die Evangelischen Geltung haben sollte. Dasselbe erweckte allgemeinen Unmuth und fand großen Widerspruch. Die Negierungsweise des Kaisers gewann von Nun an das Ansehen einer gehässigen Gewaltherrschaft. Man zählte im Oberlande 400 verjagte Prediger, die dasselbe nicht annahmen. Die hervorragendsten derselben wurden verfolgt und aufgegriffen, wo man sich ihrer bemächtigen konnte. In Nord- deutschland nahmen sie cs nicht an. Melanchthon vermittelte und verfaßte ein Leipziger Interim. Er besorgte für daö Con- cil in Trient die sogenannte sächsische Confession; der in einem Kloster verborgen gehaltene Brenz arbeitete die würltcmbergische Confession für denselben Zweck ati$. 1551 vereinigten sich in Augsburg Abgeordnete fast aller deutschen Fürsten, selbst Ferdinand, der Bruder des Kaisers, trat bei, um sich für die Freilassung des Landgrafen zu ver- wenden, Der Haß der Deutschen wandte sich auf den Kaiser, und in gleichem Grade aüs Moritz; die Ritterschaft desselben weigerte sich, ihm gegen Magdeburg, gegen welche Stadt er die Acht ausführen sollte, Hilfe zu leisten, Zudem ging der Kaiser damit um, die Kurfürsten für die Thronfolge seines Sohnes Philipp zu gewinnen, und die Erbfolge seiner Familie im deutschen Kaiserreiche einzuführen. Zwei deutsche Fürsten: Markgraf Albrecht von Culmbach und Markgraf Johann von Cüstrin waren gegen die Absichten des Kaisers Letzterer führte der bedrängten Stadt Magdeburg sogar ein Söldnerheer zu. Da fühlte Moritz das

5. Quellenbuch zur badischen Geschichte seit dem Ausgang des Mittelalters - S. 31

1913 - Karlsruhe [u.a.] : Gutsch
— 31 — Lehre der augsburgischen Konfession und der deutschen Freiheit, welcher „durch Tugend" (dies war sein Wahlspruch) sowohl im Krieg, als im Frieden sich Ruhm erworben, ein sehr tapferer Feldherr. Er war in der Bekanntschaft mit Wissenschaften und Sprachen ausgezeichnet, mit unzähligen Trübsalen überhäuft, niemals niedergeschlagen oder verzagt, mit einem Wort, was man ohne Schmeichelei sagen kann, eine Krone der Fürsten. Er war geboren zu Schloß Karlsburg in Durlach im Jahre 1573 den 30. Januar; er regierte einen Teil der Markgräflichen Lande mit seinen zwei Herren Brüdern Jakob und Ernst Friedrich 11 Jahre, und alle Lande zusammen 18 Jahre. Seine Seele lebt in Gott." (Übersetzung der lateinischen Aufschrift.) 29. Das kaiserliche Regiment des Obersten Maximilian Willibald von Wolfegg in der Stadt Konstanz 1633. (Beyerle: Konstanz im Dreißigjährigen Kriege. Heidelberg 1900.) „Das unnütze Gesindel der Weiber und Buben wird nit abgeschafft, sondern bei täglicher Annehmung neuer Soldaten, so mit vielen Weibern und Kindern behängt sind, wird der Burger genötigt, neben den einquartierten Soldaten auch diese zu verköstigen, wie dann von solchen verarmten Untertanen mit ihren Weib und Kindern zu allhiesiger Stadt samt ihren ganzen Haushaben großer Zulauf ist, so daß sich zur Zeit auf die 350 Personen an Soldatenweibern und Kindern unter allhiesiger Garnison aufhalten. (Bericht des Rates der Stadt Konstanz.) „Dieweilen es soweit kommt, daß nichts mehr auf die Markt kommen will, weil die Soldaten den Leuten die Sach mit Gewalt nehmen, und dann säst täglich auch einer auf dem Platze bleibt, fo meistens aus übermäßigem Trinken geschieht." (Bericht des Domkapitels.) „Es werden der Burger Güter durch Ausfressung von den aldringischen Rossen, durch Ablesung alles Obst und anderer Erdengewächse, wie nit weniger, weil besagte Roß in die Reb-gärten einlaufen, ganz abgetrieben, alles Eisenwerk von den Gartenhäusern und Scheuern abgebrochen, und da solches un-

6. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 360

1839 - Karlsruhe : Groos
360 Zweite Stufe des Unterrichts. Die Böhmen sind ein slavischer Volksstamm, der sich in der Gemüthsart am Meisten den Deutschen nähert. Sie wanderten in der Mitte des 6. Zh. vom schwarzen Meere her. Sie sind sehr gewerbsam, haben ganz vorzügl. Musikanlagen, vorzügl. zum Spiel von Tonwerkzeugen. Rechts von der Moldau Zu Kuttenberg (8000 E.), große Silberbergwerke (1300wurden hier die ersten Silbergroschen geschlagen). Das böhm. Zinn und die böhmischen Granaten sind berühmt; ebenso das böhm. Glas, das in 78 Glashütten verfertigt wird, und in die ganze Welt einen Markt hat. 8 Spiegelhütten. Böhmische Hopfen. Böhmen, das früher von eignen Herzogen und Königen regiert wurde, ward von Kaiserkarl Iv, der sehr Viel für Böhmen that, mit der Krone des deutschen Reichs vereinigt. — Als Johannes Huß, früher Lehrer »nid Prediger in Prag mit außerordentlicher Wirksamkeit, zu Conftanzden L. Zuli 1415 verbrannt worden war, erhoben sich seine Anhänger unter Hussinez, dem frühern Gutsherrn und Freunde des Huß, um den Tod ihres Landsmannes zu rächen. Sie erklärten sich für einen Freistaat, machten mehrere Aenderungen in kirchlichen Einrichtungen. Kaiser Sigis- mund zog 1419 mit einem Reichsheer von 100,000 Mann, dem die meisten Fürsten persönl. beiwohnten, vor Prag, konnte aber gegen die Hussiten, welche der einäugige Cisca anführte, Nichts ausrichten, sondern mußte sich mit ihnen vergleichen. Sietrennten sich in mehrere Parteien, die zum Theil eine sehr schwärinerische Richtung nahmen. Nach dem Tode des Cisca 1424 führte der von Cisca empfohlne Andreas Procopius sie ebenso siegreich an. Als 1426 wieder ein neuer Reichszug gegen sie veranstaltet ward, siegten sie wieder; hierauf machten sie Einfälle in Schlesien, Oesterreich, Sachsen, Franken, und machten ihren Namen furchtbar. Ein allgemeiner Schrecken ergriff die Deutschen vor den wilden, gespenstischen Horden, deren Tracht und Aussehen zum Theil sehr auffallend war. Sie sengten, brennten, mordeten in wildem Nachegeift. Pabst Martin V ordnete zu Basel 1433 ein Concil an, um ihre Angelegenheiten zu ordnen Die Prager ließen sich die Be- stimmungen des Concils gefallen, und unterwarfen sich wieder dem Kaiser. Die andern, nun geschwächten, Parteien wurden mit Gewalt der Waffen bezwungen.— Aus den Ueberblcibseln der strengen Hussiten, die sich den neuen kirchlichen Bestimmungen nicht unterwarfen, erhielten sich Usbcr- bleibftl, welche 1500 gegen 200 Gemeinden ausmachten, und sich durch ihre Beharrlichkeit in ihrem Glauben, durch Reinheit der Sitten und liebevolles, friedliches Benehmen das Vertrauen ihrer Gutsherren gewannen, die ihnen die Errichtung von Bethäusern erlaubten. Sie übten eine sehr strenge Kirchenzucht nach Art der ersten Christengemeinden. Weil sie keine Kriegsdienste leisten wollten, nahm König Ferdinand ihre Kirchen, und 1548 wanderten Viele nach Polen und Preußen. Ihre in Böhmen und Mähren zurückgebliebenen Brüder gelangten wieder zu einiger Freiheit, und breiteten sich hauptsächlich in Mähren (Fulncck) aus, darum sic von Nun an auch mährische Brüder hießen. Diewendung des 30jährigen Kriegs hatte jedoch eine gänzliche Vertilgung ti rer Kirche zur Folge, und

7. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 207

1839 - Karlsruhe : Groos
Geschichtliches von merkwürdigen Orten des Großherzogthums. 207 Im 16.Iahrhundert verlor die Stadt Constanz ihre Reichsfreiheit, indem sie mit den Evangelischen gemeinsame Sache machte, aber der kaiserlichen Uebermacht unterlag. Bei der niedern Geistlichkeit nämlich fand 1519 die evangelische Lchre großen Eingang, so daß eine völlige Umwandlung der kirchlichen Verhältnisse vor sich ging. In Verbindung mit den Städten Straßburg, Memmingen und Lindau legte sie durch ihren Stadtschreiber Joachim Mahler ein besondres Glaubensbekenntnis auf dem Reichstage zu Augsburg . 1530 dem Kaiser vor, und schloß, sich an die Fürsten des schmalkal- dischen Bundes an. Ambrosius Bla rer, von Constanz ge- bürtig, früher Mönch zu Alpirsbach, und ein Freund von Brenz, war hier das Hauptwerkzeug zur Verbreitung der neuen Lehre, und in ganz Oberschwaben führte er von Tübingen an bis zum Bodensee die Kirchcnänderung aus. Als der erste Religionskrieg ausbrach, zogen 1546 die Fähnlein von Constanz mit denen von Kempten, Ulm, Reutlingen unter dem berühmten Augsburger Feldhauptmann Schärtlin aus, und eroberten schnell die für un- überwindlich gehaltene Ehrenberger Klause in Tprol, um den Kaiser Karl V in Regensburg zu überraschen, ehe er noch seine Truppen an sich gezogen hätte. Aber die Fürsten riefen Schärtlin ab. In Sachsen nahm die Sache der Evangelischen durch die Ge- fangennehmung des Kurfürsten Johann Friedrich bei der Schlacht zu Mühlberg, eine üble Wendung und Constanz ward 1548 in die Acht erklärt. „In der Nacht vom 4. August brach der kaiser- liche Kriegsobrist Vives mit 3000 Mann spanischen Fußvolks von Ueberlingen aus, um Constanz unversehens zu überfallen. Ein Haufe näherte sich der Vorstadt Petershausen in tiefster Stille. Hier aber witterte ein Wächter die Gefahr, und warnte den Bür- germeister. Es war morgens 2 Uhr. Eilends wurde die Bürger- schaft unter die Waffen gerufen, die trockenen Gräben erlaubten dem Feinde/ an die Mauer heranzuschleichen. Ein Thor ward er- stürmt; aber die Bürger wichen nur Schritt vor Schritt aus der Vorstadt. Auf der Rheinbrücke war der Kampf am Heftigsten^ Da stritt zunächst am Feinde lange ein Metzger mit der ganzen Kraft seines starken Armes. Mehrere Feinde lagen getödtet vor ihm, und über ihre Leichname hinweg drang er auf die übrigen ein und zwang sie zum Weichen. Endlich gelang es zwei Spaniern,

8. Deutsche Geschichte - S. 90

1912 - Halle a.S. : Schroedel
90 Franken, nach Brandenburg, ja bis nach Mecklenburg hin ergossen sich ihre Scharen. An der Ostsee fllten sie zum Andenken ihre Feldflaschen mit Meerwasser. So konnte es nicht weitergehen. Eine Kirchenversammlung zu Basel schuf endlich Wandel und erlaubte den Hussiten den Kelch. Jetzt erkannten die Bhmen Sigismund an. Dieselbe Kirchenversammlung versuchte es auch mit einer Reformation. Aber wiederum konnten Papst und Versammlung nicht zu einer Einigung kommen, und das Konzil lste sich auf. So wurde aus der Reformation abermals nichts. Die Klagen der die Mistnde in der Kirche wollten darum nicht verstummen. Iv. Gefhrliche Nachbarn. 1. Die polnische Gefahr. Einige Jahrhunderte hindurch hatte das Deutschtum im Norden und Osten unseres Vaterlandes Eroberungen machen knnen, vielfach sogar auf friedliche Weise. Da traf das Reich ein schwerer Verlust. Der Deutsche Orden stand lngst nicht mehr auf seiner alten Hhe. Die Ritter, die frher so einfach und strenge gelebt hatten, waren ppig und prachtliebend geworden. Auch wollten sie das Land ganz allein regieren und die Adeligen und Städte gar nicht mehr mitreden laffen. Das rief viel Groll hervor, und es kam so weit, da sich die Unzufriedenen mit dem mchtigen König von Polen und Littauen verbanden. Bald brach der Krieg aus. Bei Tannenberg erlitt das stolze Heer des Ordens 1410 eine vllige Niederlage. Wohl glckte es dem Hochmeister, durch eine schwere Geldsumme den Frieden zu erkaufen; aber Ruhe gab es im Lande nicht. Schlielich sahen sich die Ritter gezwungen, im Frieden zu Thoru 1466 Westpreuen samt der Marienburg an Polen abzutreten; fr. Ostpreuen muten sie die Oberhoheit des Knigs von Polen anerkennen. Der Hoch-meister siedelte nach Knigsberg der. Mit der Macht des Ordens war es nun fr immer aus. 2. Brandenburg in Gefahr. Seine Rettung durch Friedrich von Nrn-berg. Auch der Mark Brandenburg, die ganz den Slaven abgenommen war, drohten gerade damals schwere Gefahren. Nach dem Aussterben der Askanier kamen zwei Herrscherhuser dorthin, die sich nicht viel um das Kurfrstentum bekmmern konnten: die Witt elsbacher und die Luxemburger. Da gab es viel Unordnung im Lande. Nirgendwo hausten die Raubritter rger als hier. Sie plnderten und brandschatzten Städte und Drfer ganz nach ihrem Belieben. Natrlich waren die bsen Nachbarn bei der Hand, Teile der Mark an sich zu reien. Von Norden drohten die Dnen, von Osten auch die Polen. Diesen gelang es sogar, sich in der Neumark festzusetzen. Das Deutschtum stlich der Elbe war also in grter Gefahr. Da kam ihm ein Retter in dem Burggrafen Friedrich von Nrnberg. Ihn sandte Kaiser Sigismund im Jahre 1411 hin, um Ordnung zu schaffen, und als der umsichtige und tapfere Mann das binnen kurzem erreicht hatte, bertrug er ihm 1415 die Kurfrstenwrde. Damit war das Deutschtum im Norden unseres Vaterlandes gerettet.

9. Deutsche Geschichte - S. 152

1912 - Halle a.S. : Schroedel
152 eines Kurfrsten jedesmal ganz dem ltesten Sohne zufallen solle. Dieses Gesetz aus dem Jahre 1473 heit das Hohenzollernsche Hausgesetz. Es hat die Mark vor Zersplitterung und damit vor Ohnmacht "bewahrt. Johann Licero. 1^86 bis Johann Cicero, Albrechts Sohn, war der erste Hohenzoller, der dauernd in der Mark wohnte und hier auch die letzte Ruhesttte fand. Um die Bildung seines Volkes zu heben, grndete er eine Universitt zu Frankfurt an der Oder; doch erlebte er ihre Vollendung nicht. Ioachnn I. 1(499 bis 1(555. 1. Joachim und die Raubritter. Joachim I. trat die Regierung bereits mit fnfzehn Jahren an. Darum glaubten manche Adelige, wieder ungestraft auf Raub ausziehen zu knnen. Selbst Edellente vom Hofe des Kurfrsten gingen bei Nacht auf den Fang. Ja, die Wegelagerer wagten es, ihrem Landesherrn einen Fehdebrief zu senden, und bei einer Jagd gedachten sie ihn zu berfallen. Allein Joachim wurde von einem Junker gewarnt, trieb die Verschworenen mit seinen Reisigen aus dem Hinterhalt und nahm siebzig von ihnen fest. Sie erlitten einen schrecklichen Tod. Da gab es Ruhe. 2. Joachim und die Rechtspflege. Damit nun jedermann wisse, da er unbedingt sein Recht finden knne, setzte Joachim das Kammergericht zu Berlin ein. Es war der oberste Gerichtshof des Landes, der in allen Streitfragen die letzte Entscheidung hatte. Auch die Vornehmsten waren seinem Urteil unterworfen. 3. Joachim und die Reformation. In Joachims Regierungszeit fllt der Beginn der Reformation. Wie Kaiser Karl V., so stand auch er ihr feindlich gegenber. Die neue Lehre durfte in Brandenburg nicht verkndigt werden. Trotzdem fand sie im stillen Eingang, und zahlreiche Brger und Adelige hingen ihr an. Ja, die eigene Gemahlin des Kurfrsten, Elisabeth, lie sich heimlich das Abendmahl nach evangelischer Weise reichen. Als Joachim das erfuhr, war er auer sich vor Zorn und drohte ihr mit Kerker und Banden. Da floh sie in der Nacht, als Buerin verkleidet, aus Berlin, um in Kursachsen ein Asyl zu suchen. Seine Shne aber lie der Kurfürst schwren, dem alten Glauben treu zu bleiben. 3oacbitit Ii. 1(555 bis J571u 1. Wechsel des Bekenntnisses. Trotz seinem Eide trat Joachim Ii, weil sein Gewissen ihn trieb, 1539 zur Lehre Luthers der. Seinem Beispiel folgte in wenigen Wochen fast das ganze Land. Am Schmalkaldischen Kriege nahm er indessen nicht teil. . 2. Wichtige Vertrge. Eifrig war der Kurfürst darauf bedacht, feinen Landbesitz zu vermehren. Wenn es ihm auch nicht gelang, selbst groe Ge-biete zu erwerben, so hat er doch fr die Zukunft gesorgt. Er vermhlte den Kurprinzen mit einer Tochter des Herzogs von Siegnitz, Brieg und Wohlan; zugleich heiratete ein Sohn dieses Fürsten eine brandenburgische Prinzessin. So waren die beiden Familien nahe verwandt geworden,

10. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 91

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
31. Der Bauernkrieg. 91 .Ha gegen Fürsten und Herren verbanden sich in seiner Seele mit einem hochfahrenden, rastlosen Ehrgeize und einer malosen, religisen Schwrmerei. Auf die Bibel legte er wenig Wert, hielt aber viel von Trumen und Gesichten und glaubte mit Gott persnlich ver-kehren zu knnen. Um dem armen Volke zu helfen, predigte er den Umsturz der bestehenden Verhltnisse und die Gleichheit aller Menschen. Seine zndende Beredsamkeit schaffte ihm viele Anhnger, und berall, wohin er kam, grndete er Vereine, welche die Aufrichtung der all-gemeinen Gleichheit, Gtergemeinschaft und Vernichtung der Obrigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Daher duldete man ihn auch uirgends lange. Zwickau mute er bald verlassen; er wandte sich nach Bhmen, fand aber hier keine Aufnahme und kehrte wieder in -seine Heimat zurck. Eine kurze Zeit hielt er sich in Nordhausen auf, dann ging er als Prediger nach Allstedt in S.-Weimar. Hier fand er groen Anhang; viele Meilen weit kamen die Menschen her, von Eisleben, Mansfeld, Sangerhausen, Frankenhausen, Halle, schersleben, um seine Predigt zu hren. Der Beifall der Menge machte ihn khn, immer lauter mahnte er, den unertrglichen Verhltnissen ein Ende zu machen. Da es bereits zu Aus-'schreitungen kam, griff der Kurfürst von Sachsen ein, und Mnzer mute nach ungefhr einem Jahre im August 1524 Allstedt wieder verlassen. Er wandte sich nach Mhlhausen. 3. Pfeiffer in Mhlhausen. In Mhlhausen wirkte damals ein Geistesverwandter Mnzers, das war Heinrich Pfeiffer. Dieser war in dem eichsfelder Kloster Reiffenstein Mnch gewesen, hatte das Kloster aber 1521 verlassen und Unterkunft bei dem Junker Heinz von Entzenberg auf der nahen Burg Scharfenstein gefunden, wo er Burgkaplan ward; auerdem predigte er auch den umwohnenden Bauern auf lutherisch". Da er in seinen Predigten den Landes-Herrn, den Kurfrsten von Mainz, angegriffen hatte, sollte er verhaftet werden, entwich aber noch rechtzeitig nach seiner Vaterstadt 'Mhlhausen. Am Sonntage Sexagesim 1523 trat er hier zum ersten Male ffentlich auf. Als nach beendigtem Gottesdienst der sogenannte Bierrufer, wie blich, von dem neben der Kirche liegenden Bierrufersteine" aus neues Bier ausgerufen hatte, sprang er auf 'i>en Stein und rief der berraschten Menge zu: Hrt zu, ich will euch ein ander Bier verkndigen," und dann griff er in seiner Rede heftig die Geistlichen an; Mnche, Pfaffen und Nonnen seien Teufelsgesinde, alles, was sie htten, wre armer Leute Blut und Schwei. Auch Sen Adel und die Fürsten schonte er nicht. Bei der Menge fand er groen Beifall, und der Rat mute es dulden, da Pfeiffer in einigen Kirchen predigte. Als aber ein Aufruhr in der Stadt ent--stand, den man ihm zur Last legte, mute er die Stadt im August 1523 verlassen. Gegen Ende des Jahres aber kehrte er wieder Zurck und predigte wie zuvor, was der Rat stillschweigend duldete,
   bis 10 von 14 weiter»  »»
14 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 14 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 2
5 0
6 0
7 0
8 1
9 1
10 5
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 1
27 8
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 3
37 2
38 1
39 0
40 0
41 0
42 2
43 0
44 0
45 0
46 0
47 5
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 10
1 47
2 1
3 78
4 91
5 137
6 155
7 20
8 11
9 66
10 81
11 57
12 69
13 13
14 0
15 4
16 101
17 123
18 13
19 42
20 10
21 106
22 1
23 61
24 55
25 5
26 2
27 4
28 19
29 8
30 5
31 3
32 20
33 2
34 12
35 4
36 212
37 110
38 34
39 49
40 56
41 39
42 139
43 20
44 40
45 79
46 11
47 2
48 54
49 85
50 24
51 8
52 12
53 4
54 133
55 5
56 11
57 59
58 17
59 39
60 37
61 86
62 12
63 4
64 15
65 21
66 5
67 9
68 90
69 25
70 222
71 42
72 194
73 84
74 9
75 49
76 65
77 102
78 11
79 45
80 24
81 14
82 54
83 27
84 74
85 17
86 14
87 38
88 0
89 0
90 14
91 59
92 141
93 17
94 130
95 18
96 4
97 6
98 20
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 0
3 0
4 7
5 2
6 3
7 0
8 0
9 0
10 2
11 0
12 0
13 3
14 1
15 0
16 1
17 0
18 8
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 5
26 28
27 0
28 0
29 0
30 1
31 1
32 0
33 9
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 31
41 0
42 0
43 2
44 0
45 0
46 1
47 0
48 0
49 0
50 3
51 3
52 2
53 0
54 10
55 10
56 0
57 1
58 20
59 8
60 0
61 1
62 2
63 0
64 0
65 2
66 0
67 0
68 5
69 0
70 1
71 1
72 1
73 0
74 1
75 0
76 0
77 2
78 0
79 0
80 6
81 9
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 1
92 0
93 2
94 4
95 1
96 6
97 7
98 1
99 1
100 9
101 0
102 0
103 1
104 0
105 3
106 3
107 1
108 0
109 0
110 0
111 2
112 1
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 1
120 1
121 0
122 1
123 0
124 6
125 0
126 0
127 1
128 1
129 0
130 14
131 2
132 1
133 2
134 1
135 0
136 2
137 0
138 1
139 0
140 1
141 0
142 3
143 4
144 5
145 3
146 0
147 3
148 6
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 3
156 1
157 0
158 9
159 0
160 0
161 46
162 0
163 0
164 0
165 2
166 3
167 1
168 0
169 0
170 0
171 3
172 4
173 4
174 0
175 2
176 1
177 3
178 0
179 7
180 0
181 0
182 0
183 7
184 0
185 0
186 0
187 2
188 2
189 0
190 0
191 4
192 1
193 0
194 11
195 0
196 2
197 0
198 0
199 5